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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-21
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1880
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Nedmü»» tr»eStti«, JohanntSgafie SS. d»rrchß>u»e, S« »rdarü», vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—L Uhr. HM «LL-adr nng^andter «,n». scrtPtr macht sich dir Ncda«tt»n nicht »eriindltch. Aumchmr der für die nüchst- folamdr Nummer bestimmt« 3mer»te au Wochentage« dt« 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bi« '/.T Uhr- z» »e, «Ulatr, fSr Z»t..A»»ah«r: Otto Atem«. UniverfitLtöpr. 22, Laut« Lösche, Latharineustr. I8.V- nur bi« Uhr. MWgrr.TagMall Anzeiger. vrg«l str Poiittk, Loccheschichtt, HaudrlS- mid GrschLDdakehr. Auflage 16.3VS. Lb»m>r«k»t§»ret» viertelt. 4'/.ML. iacl. vringerloha S ML. durch dir Post bezog« « ML Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar 10 Pf. Sebühren für Extrabeilage» ohne Postbeförderung S« P L Mit Postdefvrderung 48 Nt. 2»strMr igrsp. Petitzrile 20 Pf. ldrvtzerr Echnfteu laut untere« Prei-verzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höhere« Tarif. Urclame, „Irr »e, »rd«1l»mchich di« Spaltzeil« 40 Pf- Inserat« sind stet« au d. ErptdM,» »« seuden. — Rabatt wird «chl gegeben. Zahlung praaan»»»»«,, oder durch PostvorschuA. ^ 32Ü. Donnerstag den 21. October 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung, di« dte-jLhrige Bolkszöihl««- detr. Alt Vorbereitung für die am 1. December d. I. stattfindende algemeine Volkszählung macht fick die Hmausgab« von GrnubstückSlift« nSthig. Dieselben werden durch legitimirte Boten unsere« statistischen Bureau« in den nächsten Tagen an die hiesigen Grundstücksbesitzer bezw. deren Stellvertreter auSgebtndigt und acht Tage nach der Zuferligung wieder abaehalt werden. Wir veranlassen die hiesigen Grundstücks besitzer, diese Liften in der vorschriftsmäßigen Weise und binnen der genannten Frist auSzufüllen und zur Abholung bereit m halten Säumige werden wrr mit einer Geldstrafe bi- zu 50 ^l oder entsprechender Haft bestrafen. Wir bemerken ausdrücklich, daß die durch diese Grundstücksliften erfolgende Erhebung ebenso wie di« am 1- December vermittelst HauShaltungSlift« und WohnungSkarten tzattfindende eigentliche ZLHmng Weber Steuerzwrcken noch polizeiliche«, sondern ausschließlich statistischen Zwecken dient und daß deshalb auch etwaige bei dieser Gelegenheit zu unserer Kenntniß gelanaende unterlassene Meldungen u. s. w. nicht zu Strafen Veranlassung geben werden. Für die mit der Volkszählung zusammenhängenden Arbeiten haben wir unserem statistische« Bureau, welches mit der Ausführung der Zählung beauftragt ist. Diensträume im zwerten Stock deS ehemaligen ReichSoberhandelSgerichtsgebäudeS, Obstmarkt Nr. 8, -»gewiesen. Leidig, den L0. Oktober 1860. Der «attz »er «tabt Leipzig. vr. Georgi. Haffe. Deutschland und die tunesische Frage. Der vor Kurzem gemeldete „Ausgleich" zwischen Italien und Frankreich in der tunesischen Frage ist, wie sich jetzt herausstellt, nur eine oberflächliche Verständigung der beiden Staaten, denn der eigent liche Grund deS ConflicteS ist noch keineswegs be seitigt, obwohl da- französische Geschwader die tunesischen Gewässer bereits verlosten hat. Den Franzosen ist eS um eine platonische Herrschaft zur See nicht allein zu thun. Wie bei der algerischen Colonie, bei Tunis und Tripolis handelt eS sich um die kommerzielle und wirthschaftliche Ausbeu tung der fast herrenlosen Länder, um die Einrich tung von Dampfschifffahrtslinien, um die Anlage von Eisenbahnen und Canälen, um die Ausnutzung von Minen, von Korallenbänken u. s. w. Die modernen Franzosen wissen neben der Befriedigung deS GloirebedürfntfleS sehr wohl zu rechnen, sie - «teu genau in die Fußstapfe« der Engländer und , such«, dem Beispiel derselben folgend, ihren Na tionalreichthum au< den verschiedensten Wetttheilen ebenso zu heben, wie eS vor 10 Jahren nach dem Kriege durch die großartigsten Anstrengungen der heimtsch-französischen Industrie und Landwirth« schaft geschehen ist. Einen sehr interessanten Hinweis auf die Rolle, welche da« Deutsche Reich in der tunesischen An gelegenheit sich zu spielen anschickt, finden wir in einer diplomatischenCorrespondenz der,,Allgemeinen Zeitung". Nach derselben schiene sich Deutschland rn dem italienisch - französischen „Zwischenfoll", welcher in der That noch keineswegs sein Ende erreicht haben dürfte, durchaus nicht auf die Seite Italien- gestellt zu haben. Italien und die von Italieuern gegründeten Gesellschaften in Tunis mochten auf eine Unterstützung von Seiten Deutsch lands gerechnet haben, aber man scheint in Berlin, Lei kühler Abwägung deS Für und Wider, da- Pfund Italien« als zu leicht gefunden zu haben. Auch eine in den letzten Tagen ergangene Mit theilung der „Gazzetta Piemontese", daß Deutsch land den Italienern Tunis und Tripolis gewisser maßen als Prämie für ihren Beitritt zum deutsch- österreichischen Bündniß angeboten habe, wird bei einem nüchternen Beurlheiler nicht verfangen. Gerade in der tunesischen Frage hat Deutschland Gelegenheit, den Franzosen zu beweisen, wie sehr eS ihm mit seiner Friedensliebe Frankreich gegen über Ernst ist, und der Beweis wird Deutschland »m so leichter fallen, als es kein Bedürfniß empfinden kann, in den schwebenden Verwickelungen materiellen Ursprungs zwischen den verschiedenen Mittelmeermächten vor der Zeit Partei zu er greifen. Zudem ist e- sehr fraglich, ob Deutsch land Ursache hat, den italienischen Anmaßungen ei« größere« Interesse entgegeuzubringeu als Frankreich. AuS verschiedenen Aevßervngen in vorsichtig redigirten, vielleicht auch iusmrirten Blättern Ber- lln« und Deutschlands geht hervor, daß man maß- «ebenden OrtS die Verhältnisse an der afrikani schen Küste nicht au« de« Auge gelassen hat und «cht zu unterschätzen gewillt ist. Ein übereilte- Handeln oder unvorsichtige« Verhalten deutscher es ist hier kaum zu besorgen. ES handelt sich offenbar in erster Linie um eine genaue Abwägung de« Werth«« einer italienischen Bunde-genoffen- schaft, und dabei kann «au e« dahin gestellt sein lass«, ob Italien sich um diese BandeSgeuoffen- schaft iu irgend eiaer Form beworben hat. Rur »« den Wert» der Bande«gmoffmschoft handelt « diesem Punct ist Meinung und Urtheil der Franzosen vielleicht von größerer Wich« 4 ^ Meinung anderer Nationen, denn die Franzosen find, nicht erst seit heute, am innig- sten mit den Italienern verbunden E« geht schon an« der Unzufriedenheit der Wiener mit den dermal««. Leitern der frau zöfischen Republik hervor, daß sie sich nicht genug sam respectkrt fühlen. Ja der That Hab«, »«der Grcvv noch Sambetta. noch hatte de Frrvciaet. noch hat Barthblrmy Saint-Hilai« eiue bemer- kenSwerthe Zuneigung zu den stammverwandten Rivalen. Man hat tn Pari- sehr wohl erkannt, wie die Hoffnungen der Italiener bei jeder Trü bung der kontinentalen Verhältnisse sich bald hier- bald dorthin wandten; bald hofften sie auf ein Stück von Südtirol, bald auf Triest, bald auf eine Einmischung in Bosnien oder Albanien, bals auf eine Reaulirung am Isonzo, und wenn au- dem Allen Nicht« wurde, speculirten sie wieder auf Nizza, auf Malta, zuletzt auf Tunis — wo sie endlich mit den Franzosen härter zusammenge- riethen, als ihnen lieb sein mochte. Diese- unruhige Tasten, Sondiren und Specu« liren mag aber dem französischen Wesen keines wegs Zusagen. Auch der Franzose ist Geschäfts mann, aber er liebt die solide Arbeit und er kommt den einmal eingegangenen Verpflichtungen nach, mag eS ihm auch noch so schwer werden. Da ist der solide Geschäftsgeist, welcher Frankreich auS seiner Niederlage wieder empor gebucht hat. Die Italiener dagegen, die Jünger Macchiavell'«, wollen weder eine wechselseitige Verpflichtung anerkennen, noch ein solides Gebühr«, in geschäftlichen oder politischen Verhandlungen. Genug, das Mißtrauen, die geschäftliche Eifersucht und gewiß auch ein Gefühl de« Unbehagen- in Bezug aus die italie nische Dankbarkeit sind es, welche die schroffe Haltung Frankreich« iu der tunesischen Angelegenheit erklärlich machen. England dürfte dieselbe Angelegenheit benutzen, um sich enger an Italien anzuschließen; denn e« hat auf tunesischem Boden dieselbe Niederlage wie Italien erlitten und hat dort ähnliche, wenn auch nicht so weitgebende. Interessen zu vertheidigea wie Italien. Ein Theil der englischen Presse, wie der „Gpectator", nimmt jetzt bereit- Partei für Italien, während die französische Presse, wie die „Revue deS deux Monde«", einen überau- leidevschaftlichen Ton tn der Sache gegen Italien anschläzt. An der „tunesischen Frage" ist demnach deutlich genug zu erkennen, daß eS mit der Freund schaft der sogenannten Westmächte nicht so weit her ist, und daß Deutschland und Oesterreich eS hier keineswegs mit einer solid geschloffenen Gegnerschaft zu thun haben. Vollzieht sich aber eine Annäherung Italien« an England, dann erscheint Frankreich um so vereinsamter, wenn e- sich nicht beeilt, einen loyalen Anschluß an lie beiden europäischen Centralmächte, an Deutschland und Oesterreich, zu suchen. Daß Fürst BiSmarck ganz der Mann ist, um eine solche Annäherung Frankreich« an da« Deutsche Reich zu unterstützen, Das hat auch in diesen Tagen wieder seine Hattuvg in der albanischen Frage bewiesen. Nur den vereinte« Anstrengungen de« deutschen und des französischen Botschafter« in Konstantinopel ist e« arlunaen, die Pforte nach giebiger zu machen. Jedenfalls ist die tunesische Angelegenheit dazu angethau, um ein immer freundschaftlichere« Verhältniß zwischen den beiden Mächten anzubahnen. P«lMscht Iledersicht. Leipzig. LO. Oktober. Die von verschied«« beiten verbreitete Mit- theilung, der deutsche Kronprinz werde den österreichischen Kaiser bei dessen Ankunft in Oesterretchifch-Schlefieu iu der Grenzstadt Troppau begrüßen, hat sich nicht bestätigL Da« krouprtnzliche Paar dürste feinen Aufenthalt in Wiesbaden, der sofort nach dem Frankfurter TheatereiuweihuogSfeste beginnt und aus etwa 3 Wochen berechnet ist, fchou au« GesuadheitSrück- sichten nicht unterbreche«. Dagegen dürften sich sowohl der Kronprinz wie sein ältester Sohn Prinz Wilhelm im Februar zum Bermählung-seste de» Kronprinzen Rudolf nach Wien begeben, wel chem Besuche, fall- wirklich im März zu Kaisers GeburtStaa die Hochzeit de« Prinzen Wilhelm gefriert wird, wahrscheinlich ein Gegenbesuch de« Kronprinzen Rudolf zu diesem denkwürdigen Tage in der deutschen Hauptstadt folgen dürfte. Auf de« nassauischeu Parteitage der Fort schrittspartei zu Wiesbaden wurde u. A. auch über die Frage verhandelt, wie man sich zu den übrigen politisch« Partei« bei dm Reichs- tagSwahleu zu stellen Hab«. Die fortschrittliche Parteileitung (d. h. wohl Herr Eugen Richter) behält sich die Billigung eine« Candidat« auf sein« „wahrhaft liberal«" Charakter hin vor, bevor sie ihren GestunungSgenofsen gestattet, für denselben zu stimmen. In einer Resolution spricht sie von den von ihr »ufgestellten oder anerkannten liberal« Candidat«. Daß zu d« letzteren die Nationalliberalen unter keinen Umständen gehör«, ging deutlich aus der Rede des Aba. Eugen Richter hervor und ist auch ziemlich selbst verständlich. Mehr Gunst erfreuen sich die Seces - si» nisten und man konnte derRede deS fortschritt lichen Parteiführer« entnehmen, daß mit dies« unter Umständen wohlWahlcompromiffe geschloffen werden dürften. Aber die Secesfionisteu werden zugleich er mahnt, nicht auf halbem Wege steh« zu bleiben, wmn sie sich der fortschrittlich« Gunst erfreuen wollen. „S.e haben angefangen", sagte Richter, „einen Boden zu betreten, auf dem wir immer gestanden haben. Wir erwarten aber, daß sie konsequent sind und sich abwenden mit vnS von Denjenigen, die auch heute noch nicht wissen, wohin sie sollen, die sich auch heute noch nicht von Bennigsen trennen wollen" Die Taktik der Fortschrittspartei bei den Wahle» geht dahin, überall, wo nicht von ihr attestirte liberale Candidat« ausgestellt werdm, lhre eigenen Bewerber aufzustellen, auch wenn Aussichten auf Erfolg gar nicht Vorhand« sind. Auch wir werd« unS nach dieser Taktik zu richten haben. Dm Nutzen werden natürlich die gemein samen Gegner Hab«. Schon jetzt wird von Stimmungskundigen constatirt, daß die fortschritt- liche Wühlerei iu Hamburg, me schon ein dortiges Mandat an die Social dem okrat« gebracht hat» bei den nächst« Wahlen wahrscheinlich alle drei an diese Partei bringen wird. Die Angelegenheit de- ParlamentSgebäu- des wird von den Berliner Blättern aber mals in Erwägung gezog«. Im alt« Reich«» tagSgkbäude haben wiederum bauliche Ver änderung« stattfind« müssen. Gras Arnim« Boitzenburg besichtigte am DienStag die fertig gestellt« Arbeiten und sprach seine Befriedigung au«. Die Frage nach de« «blich« Neubau eine- deutsch« Parlament-Hause- legt sich doch aber auch hierbei unwillkürlich Jedem auf die Lippen. Hoffentlich bringt die nächste Session endlich die Erlösung auS dem Hang« und Bangen in schwebender Pein. ES wird freilich selbst im günstlgsieu Falle — d. h. wmn der ParlammtSbau 188t beginnt und in fünf Jahr« so beendet wird, daß da« neue Hau« bezogen werdm kann — immer noch eine sehr erkleckliche Summe in da« alte, baufällige und viel zu enge provisorische Haus an der Lcipzigerstraße hineingefUckt werdm müssen. Im Ganzen düiften sich die so verschleudert« Summen aus mehrere Million« Mark berechn«, welche man erspart Hab« würde, wenn man, wie es sich gebührte und sehr wohl möglich war, im Jahre 1872 oder spätest«- 1873 zu bau« an gefangen hätte. Von Cardinal Iacobini, dem nunmehr desig- nirtm päpstlichen StaatSsecretair, erwartet man in vatikanisch« Kreisen, daß er versuchen werve, seine Politik nach derjenigen Franchi'S eivzu- richten. Daß fern Streb« nach einer ähnlich« Richtung geht, hat sich mehrfach gezeigt, ob er dieselbe aber durchsetz« werde, und besonder«, ob er die Thatkraft haben werde, um den ihm entgegen wirkend« Kräften lange zu widersteh«, darüber läßt sich nach römischen Nachricht« noch nicht- angeb«. Seine Crumnung regt, wie zu erwart« war, da« Gerede an, e« solle zu ««« Verhand lung« mit Deutschland geschritten werdm. Bi- jetzt liegt Dem nicht« PosiliveS zu Grunde, doch hat e« eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich, daß die Wiederaufnahme solcher Verhandlungen versucht werde. Dafür spricht die schon von früher bekannte Ansicht de« Papste«, „daß «an ja wi«er ansang« könne." Wie au« Berlin gemeldet wird, ist daselbst der deutsche Botschafter in Pari«, Fürst Hohen- lohe, z. Z mit provisorischer Leitung de« »u<» wärtigm Amte« betraut, ernstlich erkrankt. Der Fürst, der bereit« unwohl aulangte, leidet an einem gastrisch-nervös« Fieber, und »au ist nicht ohne Besorguiß. daß die Krankheit ein« typhösen Charakter annehmm möchte. Der Fürst hat um so mehr bedauert, durch Krankheit von der Theil- nähme am Domvollmdunassrfie abgehalteu zu sein, al« er für dasselbe em besonders lebhaftes Interesse an den Tag gelegt hat und an seiner Stelle erfolgreich bemüht «ar. das Zustande, komm« de« Feste« zu ermöglich«. Am 28. d. M. feiert der Generalsrldmarschall Giaf v. Moltke sein« 80. Geburtstag uud es werd« ihm für dies« Tag voa all« Veit« Ovation« vorbereitet. Es heißt, daß de« Ge- ueralfeldmarschall eiue besoud«e Auszeichnung seit«- de« Kaiser- bevorsteht. Lou derMarine wird gemeldet, daß die ueu- erbaute BolldeckScorvette „Gneisenau", Com- mandaut Lapitatn zur See von Werner, jetzt v»u Danzig, wo sie vom Stapel lief, in Kiel eiuge- troffen ist: sie soll hier Probefahrt« mach« uud dann in Reserve gestellt werd«. Die Panzersto- gattm „Preußen", „Friedrich der Große", „Sachsm und „Prinz Friedrich Karl", welche das diesjährige Panzergeschwader bildeten, und die Schulschiffe „Rover", MuSqutto", „Niobe", der Torpedodampser ..Ziethen" und die vor Kurzem von ihrer zwei jährigen Weltumsegelung zurückgekehrte Volldecks- corvette „Prinz Adalbert" find jetzt in der Ab rüstung uud Abtakelung begriffen uud soll« tu die WinterbasfinS gelegt werd«. Die im Februar 1878 eingestellten Matrosen sind jetzt größtealheils zur Reserve entlassen Word«. Die Panzcrcorvette „Hansa", welche zwei Jahre an der Westküste vo« Südamerika stationirl war, wird in den nächst« Tag« in Kiel zurückerwartet. AuS Berlin wird der „Schles. Presse" ge schrieben: „Jetzt, nachdem der bairische Gesandte Ruthardt definitiv abberuf« und nach Peters burg versetzt worden ist, erfährt man erst deu wahr« Grund jmer Scme, die ihm der Reichs kanzler machte und die sein Hierbleib« al-rnr- möglich erscheinen ließ. Wie erinnerlich, hatte Eugen Richter iu der Hamburger Zollassaire gesagt, die Beeinträchtigung Hamburg« wäre »ur der Anfang zur Verkümmerung auch der ander« partikularen verfassungsmäßigen Recht«. Damals erscholl vom BundeSrathStische zu dieser Aeußeruog Richter'- ein lautes,Sravo", da« dem Gehege ber Zähne de« bairisch« Gesandt« entschlüpft war uud sofort de« Reichskanzler übermittelt wurde. Uwe !U»e lacr^w»« " Hätte der bairische Gesandte sich im Reichstage wirklich zu einer veifallS- äußeruug hinreißm last«, so wäre das längst auderwertig bekannt geworden. Der Bundeirath wird, wie bereit- erwähnt, heute Mittwoch zu seiner ersten Sitzung zusam mentret«. Dieselbe wird vorzugsweise zur Neu bildung der Ausschüsse und dergleichen di««. Auf der Tagesordnung dieser Sitzung st-ht die Bewillv- gung von Privat-Transit lagern in RotmburgSort und die Antwerpener Hafenabgabe. Der Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei für da- nächste EtatSjahr «thält eine Mrhrforderung von 6S0S Mark für einen neu zu berusend« HülfSarbetter in der Reichskanzlei. » * » Am Dienstag trat zu Pest die österreichische Delegation zu ihrer ersten Sitzung zusammm und wählte den Graf« Coronini zum Präsident«. Derselbe gab in seiner Rede, mit welcher er das Präsidium übernahm, der Befriedigung darüb« Ausdruck, daß der Fried« erhalt« fn, und betonte, daß da« Auswärtige Amt bisher stet- sein Wort in die Wagschale de« Frieden« gelegt habe, welcher den Wünschen der Bevölkerung und dem geschicht lichen Berufe der Monarchie entspreche. — Graf CzartorySki wurde zum Vicepräsident« gewählt. — Seiten- der Regierung wurden die gemeio- samm Borlag« eingebracht. Die Nachrichten aus Livadia über dm Ge sundheitszustand de« Zaren lauten besorgviß- erreaend. So viel ist jetzt sicher, daß es em Schlaganfall gewes«, der den Kaiser Alexander befall«, und e« scheint, daß sein Zustand große Schonung erheischt; unmittelbar gefährlich dürste er jedoch nicht sein, weil von den Großfürst« uur der Thronfolger nach Livadia, und auch Dieser später, als er anfangs wollte, abgeretst in — der Tag feiner Abreise ward au« mancherlei begreif lichen Gründ« geheim gehakt«. E« kann sehr leicht sein, daß die Nerven Zerrüttung de« Kaiser« uud der Zustand nach de« Schlagarfall eine kürzere oder längere Enthaltung von dm StaatSgcschäft« räthlich erschein« last«, von einer Abdankmig ward wohl früher zeitweilig vom Kaiser selbst ge- sprochm, aber seine Umgebung rieth ihm davon ab, «»d so dürfte auch jetzt nicht «östlich an sie z» denk« sein. Dagegen läge eine Mitregentschaft oder zeitweilige Regentschaft des Thronfolgers nicht außerhalb der Möglichkeit. Die Affatre Eissey ist das Tagesgespräch von ganz Frankreich. Daß die allem Anscheine nach berechtigten Angriffe gegen den ehemalig» Kriegs minister im Hiavlick aus da« Verhältniß, » welchem derselbe zu einer „Spioatn" stand, mit ander« Anschuldigungen vermischt werd«, der« Spitze a«ch gegen Deutschland gerichtet ist^ kann nicht überrasch«, rumal derartige pikante „Enthüllung«" in Frankreich auch heute noch nicht ihre Wisvwg verfehlen. Eissey ist einstweilen zur Disposition gestellt und hat ettwu Tagesbefehl voll sittlicher Entrüstung erlasse». General Karre hat «wer da« EntlosiungSgesuch Desselben nicht angenommen
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