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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-03
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1881
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«krjcheixt täglich früh «»/, Uhr. Le-artis« »nd Lr-tdltisa IohcmueSgasse 3S. Sprechstunden drr Kedaction. LonnittagS !0—12 Uhr. Nachmittag- 4 -6 Uhr. PUr »t« »iick^-b, E»m>,ki»i>^r M-^uIrr^le »»ch« sich »er für »te »ichftf-l,«»»« »efti««ten Inserat, an »,rn »t« A Uhr «ach»ttt,,«. antnur- un» Festtagen früh tzt»Uhr. 3» de» Filialen für Ins.-Änuahmr: Otts Ulk««. Universitätsstraße 22, LBUts Lisch«, Katharinenstraße 18, p. unr »i» '/,S Uhr. lWMr Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeMte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L6,LV«. Adsknemrut,preis viertelj. 4'/, Mk.,> tncl. Vrinaerloha 5 Mk,, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzeln« Nummer 2b Pf. Belegaempiar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen Ohne Postbrsürderiing 39 Mt. «tt PvslbesSrderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile -0 Pf. Größere Schriften laut unsere» Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen nnter den Ue-artionastrtch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Expedit!»« zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumernnsto oder durch Post» Vorschuß. s. Montag den 3. Januar 1881. 75. Jahrgang. 'l Amtlicher Theil. « genauer Rachachtnng bringen wir tztertzurch bi« var- te«: »atz tever ankammtnde Fremde, «elcher hier über nachtet. a« Tage feiner Ankunft. »nb «enn biefc erst in de» Abendftnnden erfolgt, a« ander« Tage V«r- «ittag» »o» feine« Wtrthe »et «nfere« Frrmden- vnrea« ani««eldrn ist. diejenige« Fremde« aber, ««lche länger als drei Tage hier ftch anfhalten, An meldeschein »u lösen haben. in Erinnerung nnd Ve,'erken. das« vernachlSManngen der- felbe« mit einer Geldbuße von 1» >»l oder derhallnthmäber Haftstrafe geahndet »erden »iirden. Leipzig, «« S1. Dreember 1880. Las Polizei-««» der Gtadt Leipzig, vr. Räder. Laegner, G. ,Holza»ictior« Freitag, den 7. Januar 1881» sollen von Vormittag? S Ulm an aus dem dic-jährigcn Mittclwaldschlage in Al>tl,eilnng 6 de« Burgauer Revier- ia der Nähe der Ehrenberger Wiesen und dem Forsthaus« ca. 160 starke Abranmhansen, sowie ISO . Langhauft» und eine Partie Haseln« Hansen (für Brauereien) unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich a»»gkhaiigenkn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Mefftbiclendr» verkauft werden. 8usa«»enk«nst: aus dem Mittrkivaldschlage am Forsthause. Leipzitz?',.. 28. December 1880. Les Rath» Forstdrpntatlau. Bekanntmachung. , Me Diejenigen. welche für städtische Gebäude Arbeiten oder Materialien geliefert haben, werde» hierdurch ausgeiorderk. die 'diesbezüglichen Rechnungen umgehend und spätesten- bi- Ende Januar 1881 bei un- einznreiche». Leipzig, den S1. December 1830. Ls« Rathsbanamt. Licht, kaestner. Nichtamtlicher Theil. , Leipztff, 9. Io>«ar. ' Ganz Griechenland — val. die vor. Nr. — stallt wider Von dem Getöse kriegerischer Rüstungen, und die Höste Pforte denkt daran, die Festungswerke der Dardanellen wieder in einen Achtung gebietenden Stand zu sehen — da» sind zwei Meldungen, ganz geeignet, daß lebhafteste Interesse Europa? wach zu rufen, denn „e bedeuten nichts Geringere?. alS einen Krieg zwischen Griechenland und der Türket. Hessen wir, daß eS auch diesmal noch nicht zum Aeußersten kommt und daß die friedliche Abwickelung der Dulcigno-Frage trotz alledem an den elastischen Gestaden deS HelleSpont ? eine zweite nnd verbesserte Auflage erfahre; dennoch wird cS erlaubt sei», schon setzt einen Blick zu werfen auf die vier festen Schlösser, welche zu beiden Seilen der das Marmormeer mit den, Aegäischen Meer ver bindenden Landenge sich erheben und seit alten Zeiten als der Schlüssel von Konstantinvpcl betrachtet tverdrn. Ten ersten Eingang a»S dem Aegäischen Meer in die Meerenge bewachen die neuen Schlösser Scdil Bahr auf europäischer »nd Kum Kale aus asiatischer Seite, die 1658 unter Sultan Mo hammed IV. zum Schutze der türkischen Hauptstadt »nd Flotte gegen die Benetianer angelegt wurden. Etwa 20 Kilom. nord östlich davon liegen. 2 Kilom. von einander entfernt, äußerst malerisch die allen Dardancllcnscblösser, die Mohammed II. gleich nach der Eroberung Konstantinopels erbauen ließ. Kilid Bahr l„Meeresrieacl") in Europa und Kale Sultanie lTichanak Kalcssi , in Asien. Beide heißen gewöhnlich die altenSclilösicr von Rumcti und Anadoli. Weiterhin wird der Eanal immer schmäler, und anderthalb Stunden von den alten Schlössern nähern sich wiederum zwei bervorspringende Erdspitzcn einander Hier mag LcrxcS seine Brücke über die Straße gelegt, und ebenso mögen dort die .Heere Alexanders die Meerenge über schritte» Imben. Aus der Landspitze Nagharia-Kalcsss, gegen über dem Kilia-Hascn. liegen die Trümmer von AbudoS, »oben denen ein Fort erbaut ist, und quer gegenüber auf europäischer Seite die Ruinen von Sestos. Die Straße bebält nun eine Strecke weit ziemlich gleiche Breite, und die Ufer sind gleich mäßig mit Weingärten, Hecken und Dörfern in reicher Ab Wechselung eingefaßt. Am AuSgang liegt als bedeutendste Uscr- stadt Gclibotu oder Gallipoli, nach welcher die Meerenge auch wohl die Straße von Gallipoli genannt wird, gegenüber in Anatolien Tichertak und südlich hiervon Lapsaki (LampsakoS), ein unbedeutendes Dorf mit schöner Moschee. Die Darda nellenstraße hat einige Untiefen und außerdem «ine sehr heftige Strömung, die bei Nordwind fast unwiderstehlich ist, am tvenigsten dagegen bei Südwind sich bemerklich macht. In alten Zeiten fanden am Eingang der Dardanellen verschiedene Seeschlachten statt, die letzte im Jahre 1694. in welcher die Flotte der Benetianer entschieden geschlagen wurde. Im vorigen Jahrhundert ließ die Sorglosigkeit der Türken die alten Festungen nach und nach gänzlich verfallen; erst nach dem in, Jahre 1770 ein russisches Geschwader ungehindert in di« Meerenge cingcdrungen war, wurden auf beiden Seiten vier Batterien errichtet, deren Schüsse sich gegenseitig kreuzten. Allein lange dauerte dieser Zustand bei der Schlaffheit der Türken nicht, und im Jabre 1807 fuhr der englische Admiral Duckwortb mit einem starken Geschwader ebne Verlust an den gefürchteten Bollivrrken vorüber, um sich vor Konstantinopel zu legen. In dem bald daraus abgeschlossenen griedcnsvcr- tr»g zwischen England und der Pforte stimmte die erster« Macht der türkischen Forderung zu, daß kein nichttürkische» Kriegsschiff in die Dardancllenstraße und in den Bosporus unlauieii dürfe, ein« Bestimmung, welche im Jahre 1841 von sämmtlichen Großmächten anerkannt wurde. Beim Beginne des orientalischen Krieges ankerte die englisch-französisch« Flotte im Jun» l853 im Süden von Kum Kal« n> der Beslkabai. von wo sie Ende October in die Dardanellen straße einlies und den 3. November in der Heiko» bai Anker warf. In, ersten Anbang zu den Pariser FricdenSartikeln von 1856 wurde der Vertrag von 1841 der Hauptsache nach bestätigt, doch behielt sich der Sultan vor, leichten, den Gesandtschaften fremder Mächte zur Verfügung gestellte« Fahrzeugen durch besondere Fcrmane die Durchfahrt zu gestatten, wie auch den zwei Fahrzeugen, welche jede der coatrahirrnden Mächte nach Maßgabe de- Pariser Friedens- Vertrag- an den Donaumvndungrn aufzustellen berechtigt ist dieselbe Vergünstigung z« Theil werden soll. Ob die Dävdä- nellcn, auch wenn sie von Neuen» stark befestigt wären, im Stande sein würden, den Rieskngeschosien unserer Zeit den crforder' chen Widerstand zu leisten, »st sehr fraglich. ^ De» Reichstag Spanien» ist wieder y>sämmeri'»tveien, und man darf mit Sicherheit erwarten, daß seine Berand ungen rin mehr als gewöhnliche» Interesse bieten weroen. E» bestehen augenblicklich in Spanien vier politische Parteien, die sich gegenseitig bekämpfen. Die Earlisten stützen sich aus die nnversökn ochsten Etemonke de» IlltramontaniSmu» und haben jeder dersassiingSmäßigrn Regierung den Tod geschworen. Die Alfonsistkn spalten sich in Liberal-Conservatwe und in Constitntionelle; die Ersteren sind augenblicklich im Besitze der Regiornngsgewalk, die Anderen streben nach demselben. Die Republikaner zerfalle« in 7 oder 8 Gruppen, von den Anhänger» der einheitlichen Republik bi» hinab zu de» er klärteste» Socialisten und CoiNinunisteN. EanovaS del Eastillo ist das Haupt der feit sechs Iabren am Ruder befindlichen Liberal-Eonlcrvativen; der Führer der „ministeriellen", dem Könige und dem -Herrscherhaus? ergebenen Opposition ist Sagasta, welcher die Monarchie in Spanien zu einer liberalen Monarchie »ach dem Mnsier England» zn machen strebt. Die Er bitterung zwischen den beiten Grnvpen der Alsonsisten ist eine sehr tiefgehende. DaS Eabinet ist entschlossen, so lange e? sich de? königlichen Vertrauen» und der Unterstützung der RcichSsiände (der EorleS) erfreut, die Zügel der Regierung nickt a»S de» Händen zn lassen, und die Opposition ist darüber ko wütbend, daß man vielfach fürchtet, dieselbe könnte, wenn man sie schoimngSlos zu reizen sorlfäbrt, zur Anwendung gewaltsamer Mittel getrieben werden. Doch darf man hoffen, daß, wenn auch in dem nun eröffneten Reichstage die allerheftigsten parlamentarischen Stürme nicht ausbleiben. da nnd dort wohl auch Straßentuinnltc mit Vorkommen, trotz dem von Vieler Seite dem Lande eine ernstliche Gesabr nicht droben dürsto. Im Ganzen scheint sich die gesetzliche Ord nung ans der Pnrenäiscben Halbinlcl immer mehr zu bcsestigcn; da» Volk von Spanien bat augenscheinlich einen höheren Grad politischer Reife sich zn erwerben gewußt. Den Reichstag wird voraussichtlich bei seinem Wieder» Zusammentritt eine Angelegenheit von großer politischer Trag weite beickästigcn. Dir haben schon auf da» in weiteren Kreisen hervortretende verlangen hmgewiefen. unter Berück sichtigung der jüngsten Volks;iihtunH des Reiche» eine Vermehrung der Zabl der NeichStagSmuntznt« porziinebmen, und zwar im Einklang mit den Grundsätzen deS Wahlgesetze», wonach aus je l 00.000 Seelen ein Abgeord neter gewählt werden soll. Eine gesetzliche Verpflichtung, di« Zabl der Abgeordneten immer genau im Einklang mit der steigende» BevölkerungSzahl zn kalten, liegt allerdings nicht vor. Der entscheidende Satz de» Wahlgesetze? lautet: „In jedem Bundeösiaatc wird auf durchschnittlich 100,000 Seelen derjenigen Bevölker»ng?zabl, welche den Wahlen zum versassunggebrnden Reichstage zu Grunde gelegen hat, ein Abgeordneter gewählt. Allein durch den weiter folgenden Satz: „Eine Vermehrung der Zahl der Abgeordneten in Folge der steigenden Bevöl kerung wird durch da? Gesetz bestimmt", ist doch klar genug ausgesprochen, daß die Meinung de? Gesetzgeber? nicht ge wesen, die BevölkerungSzahl bei den Wahlen zu», ver fassunggebenden Reichstag rin für allemal al» unabänderliche Grundlage für die Bildung der Volksvertretung sestznhalten, sondern daß vielmehr die Meinung gewesen, die Zahl der Abgeordneten von Zeit z» Zeit mit der steigenden Bevöl- kcrungSzahl in Einklang zu setzen. Eine zehnjährige Gültigkeit des Wahlgesetze» und eine zweimalige Volkszählung dürste ein geeigneter Zeitpunkt sein, die gewachsene BevölkerungSzahl wieder einmal ia da« richtige verbältniß zur verkretcrzabl zu setzen. Es müßte die Zahl der RcichStagsabgeordneten gar nicht »»erheblich vermehrt werden. InSbeiondere können dir großen Städte, bei denen die stärkste Zunabme der Bevölkerung statt- gesunden bat. beanspruchen, eine reichlichere L*ertretunaim Reichstag zu erbaltcn. Berlin hätte aus die volle Ver doppelung der Zahl seiner Vertreter gegründeten Anspruch. Daß die Regierung eine Revision de? Wahlgesetze? nach dieser Richtung bisher niemals inS Auge gefaßt hat, erklärt sich leicht a»S der Erwägung, daß die neugeschassenen Mandate durch weg den oppositionellen Richtungen zn gut kommen würden. Allein diese Rücksicht darf nicht abbalten, Forderungen der Gerechtigkeit »nd Billigkeit zu erfüllen. England hat ein lehrreiches Beispiel gegeben, zu welchen Widersinnigkriten man kommt, wenn ein veralteter vertrctungSinodn» allen Wand lungen der Zeit zum Trotz ausrecht erkalten wird, nnd wenn aucb ähnliche Mißstände natürlich in Deutschland von fern nickt hervorgetreten sind und sein l men, so ist eS doch immerhin ein gerechtfertigtes Verlangen, in gewissen Zwischen« rämncu, wozu sich etwa ein Jahrzehnt empfiehlt, die Vertreter« zabl mit der wirklichen Bevölkerungszahl in daS richtige Ber- hältniß zu fetzen. Die ultramontane Demagogie versteht e» meisterhaft die großen Massen zu gängeln. Uni diefen Zweck „zur größeren Ehre Gotte»" zu erreichen, werden von der EaplanS- presse alle Künste aufgrbcsten; gleichviel ob damit der Wahr heit zu nahe getreten wird oder nicht. In einem weitver breiteten katholischen VrlkSkalender ist nun gar die Behauptung ausgestcllt, daß die preußische Regierung den Weg nach Canossa betreten habe. Der Verfasser äußert sich in der folgenden charakteristischen Weise: Man hat mit dem Papste zu verhandeln angkfcmgen und durch Einleitung dieser Verhandlungen den Weg nach Lanossa unter die Füße genommen. Dern darin liegt ja eben der Lulturkamps, daß der Staat behauptet hat, er Hab« Nichts mit dem Papste zu ver- handeln, sondern r- Hab« sich die katholische Kirche einfach nach seinen Geiepen z, richten. Wenn er jetzt doch verhandelt, so erklärt er damit, daß er mit seiner Memuag. er brauche «icht zu verhandeln. Unrecht gehabt, und es ist dabet ganz gleichgültig, ob di« Verhand lungen zu eine« Ziele führe, oder nicht: nicht das Resultat, sonder» die rhatsache der Vrrhaudtnng trägt di« Lanossa-Marke. Daß das Ansehen des Staates durch derartige Entstellungen geschädigt wird, liegt auf der Hand. In der zweitrn Woche des Menat» wird der Vundes- rath sich mit der Fertigstellung des Etat» beschäftigen. Auch eine Reihe GesetzgebungSarberten harren der Erledigung. Von den im letzten Reichstag unerledigt gebliebenen Vorlagen, welche noch einmal eiugebracht werben, fehlt immer noch die Wehrsteuer, aber auch diese wird, wie au» Berlin gemeldet wird, nicht auSbleiben. Di« Einbringung verzögert sich durch technische Bedenken, welch« noch in deu Ausschüssen de» Vundes- rathe- zu erledigen sind. E« ist zu erwarten, daß auch dieser Entwurf ohne erheblich? UsiSndmiNA wieder an den Reichstag gelangen wird. Versichert wird, dag die Meinungen über den Entwurf in militärischen Kreisen getbeitt sind, dock ändert dieser Umstand Nickis an der Absicht, ihn zu verwirklichen. Die ReichSmarine wird auch in diesem Jahre um fassende Hebungen vornehmen, uni unsere Sckiffe zu erproben nnd die dentscke Seemannschast nach jeder Richtung bin zu fördern. Nack den ossiciellen Programm sind für die sommer lichen Jndiensisiellungcn folgende Sckiffe bestimmt: die Panzrr- sregattrn „Friedrich Karl" und „Kronprinz"; der „Kron prinz" und die Tburmschifse „Preußen" und „Friedrich der Groge" bilden das Geschwader, dessen Cbef der Capitain z> c See v. Wickede werden wird, den Aviso de» Geschwaders die „Grille". Eommandant der Eorvetten-Capitain v. lbkcrmann da» Flaggschiff der „Prinz Friedrich Karl"; „MuSquito" nnd „Rover" werden wieder die Schulschiffe für den neuen Ersatz der Schiffsjungen, die Eorvette „Medusa" da» Schulschiff deS älteren Ersatzes der Schiffsjungen. Die Indienststellung deS Geschwader» findet am 3. Mai, die der letztgenannten Schisse, wie die deS TorpedoschiffcS „Ziethen" zur Vornahme von Torpedoschießversuchen am 1. April statt. Die Panzcrcorvetten „Sachsen" nnd „Baicrn" werden später noch Probofahrten znm Ztersuch drr Maschine unter Artilleriewirkung abbalten. Die neue Panzercorvette „Baten" beginnt mit Einsetzung ihrer Maschine nnd Anlegung ihres PanzerS. Der Ausrüstung der Armee wird seiten» der Regierung erneute Aufmerksamkeit zugewendcl. Der Commission, welche der Kaiser zur Prüfung iibcr daö Magazingewehr bczw. zu andcrwcilcn Vorschlägen Uber Ncuvewassnung der In fanterie berufen hat. prästdirt der General der Infanterie v. Sckwarzhoff, commandirender General deS 3. Armcccorps. AuS dem Imstande, daß dieser mit einem zweiten comman- dircnden GeneralindicLandesvertheidigungS-Eommisssonberufen worden ist, will man — so verlautet ossieiö»— schließen, daß die Frage der Neubrwaffnung der Insantcrie vcn der LandeSvertheikigungS-Eommission erörtert werden soll, lieber daS Magazingewehr ist von der erstgrtachten Commission be reits ein Bericht an den Kaiser erstattet worden. Man glaubt, daß derselbe z» weiterem Befinden der Landcs- vertheikigungS-Commission zugrhen werde. . Am Freitag fand in Athen eine Sitzung der Dcpntirtcn kammer statt. Trikupis richtete eine Interpellation an die ^Negierung in Betreff der griechisch-türkischen Grenzfrage und hob hervor, daß der Vorschlag eine» Schiedsgerichts sich als eine Vernichtung de» Werkes der Berliner Consercnz erweise. Europa könne fein für den Hellenismus so wcrthvolleS Pro tokoll zerreißen, die Stücke würden aber in daS Blut des Hellenismus getaucht werden. lBcisall.) Der Ministerpräsident KumunduroS erwiderte: Die Regierung bade eS nicht für uvtbiggehaltcn, um eineAntwortin der Angelegenheit, bei reffend daS Schiedsgericht, die Kammer und die Ration zu befragen; sie habe unter ihrer Verantwortlichkeit gebandelt nnd wolle die ganze Verantwortlichkeit dafür auf sich nehmen; sie habe nicht die Ermächtigung dazu von der Kammer verlange» wollen, weil sie die Meinung der Kaminer gekannt bade. So lang« daS gegenwärtige Eabinet die öffentlichen Angelegen heiten leite, werde cS mit Mnth die Interessen des Lande- und die Ehre der Nation vertheidigen. (Beifall.) Hiernach w»rd« der Gesetzentwurf, betreffend kcn Abschluß einer Con vention über die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von >20 Millionen, in zweiter Lesung mit 107 gegen 84 Stimme» angenommen. Nach einem Telegramm au» Bukarest geht hcute die enrepäjsche Donaucommission in Galatz auseinander, nachdem in der Disserenzfrage jede Großmacht ihre Meinung in einem Protokolle nicdergelegt hat. Nur Deutsch! and «nd Oesterreich solle» übereinstimmender Ansicht sein; auch Italien hat daS Avantprojecl nickt unterstützt. — Der ita lienische Gesandte, Gras Tornielli, isi nach Bukarest zurück «kehrt, der rumänische Ministerpräsident Bratiano begiebt sich heute wieder nach Pitcsti. Bei dem ossiciellen NemahrSempsangc in Pari» brachte der apostolische Nuntius Czacki in seinem Namen und im Namen de» diplomatischen CorpS die Wünsche für das Wobl Frankreichs und des Präsidenten der Republik dar. Prä sident Grcvv dankte für die ihm ausgesprochenen Wünsche und richtete daraus an jede? einzelne Mitglied teö diploma tische» CorpS herzliche BegrüßungSworte. ES sind in letzter Zeit verschiedene Actenstücke an die Oeffentlichkeit getreten, welche den Beweis liefern, daß der Kaiser Napoleon Hl zur Lösung der italienische» Frage ei» französisch-prcußisch-picmontesischeS Büilkniß an- strehte. Er hielt Preußen für denjenigen Staat, de», die Zukunft Deutschlands gehöre. Ucber die Verhandlungen, welche z» diesem Zwecke zwischen dem Marchese Pcpoli Nainens des Grasen Eavonr und de» Kaisers Napoleon einerseil? »nb dem damaligen preußischen Ministerpräsidenten, dem Prinzen Karl von Hohenzollern, gepflogen wurden, wird jetzt folgende eigenhändig geschriebene Note Napoleon» per vffcnllicht: Tuilerien, December 1858. >s giebt zwei große deutsche Mächte, Preußen und Oesterreich Preußcn vertritt die Zukunft, Oesterreich die Vergangenheit. Frank reich >>at seit zehn Jahren immer eine ausgesprochene Vorliebe für Preußen gezeigt. Wird da« ihm nutzen? Die Zukunft muß darüber entscheiden. Untersuche» wir, aus welcher Veite die wohlverstandene» Interessen Preußen» liegen. Diese» Land, wie alle», wa« sich ver grüßen, kann nicht stationär bleiben, und doch, wen» es sich eng «st Oesterreich verbindet, wird es genütbigt sein, stationär zu bleibe» »nd selbst zurück zu schreiten. Da- Glücklichste, was ihm widerfahren k«»n, wäre, in Dcutfchtand dem Einflüsse Oesterreich» ein Gegen- gewicht zu geben. Aber ist da» der einzige Ruhm, welcher einer neuen Regierung und den erhabenen und ritterlichen Neigungen Preußens genügt? Ich glaube e» nicht, und doch, wenn Preußen den intrrcssirten Ralhsthlägen, welche ihm von verschiedenen Leiten gegeben werden, solar, so muß sich seine Rolle in Europa daraus beschränken, mit seinem Nebenbuhler im Gleichgewicht »u bleiben. Aber in dieser Politik ,ft eine Gefahr, wenn Preußen, durch verderbliche Einflüsse verleite«, mit Oester reich gemeinsam« Lache machte und die italienischen Provinze» de» Hause» Habsburg aarantirte; dann wäre da« europäische Gleich- gewicht gebrochen, die Verträge von 1815 abgeschasst, und Frankreich wäre genütbigt, Rußland anzurufen uud Deutschland den Fehdehand schuh kinzuwersen. Ich boffe, daß e» dazu nicht kommen wird; wen» im Gegentbol Preuße», sich ohne Anssehen von Oesterreich losinachend. sich wohlwollend gegen Frankreich zeigt, so erwarten es große Geschicke ohne G-*-chren oder Tonvulsionen. Denn wenn in Folge van Kämpfen zwis l>cn Frankreich und Oesterreich die letztere Macht an Einfluß ü» ^rutlchtand vrrlSre, so würde Preußen den selben erben. To also, wenn Preußen sich mit Oesterreich ver büiibet, wirb ihm »Lek Füttschritt utttnSgsich tmb es lZttst Gefahr, Rußland mit Frankreich gegen Deutschland zu verbinden. Wenn es ich im Gegentheil mit Frankreich verbündet, kommt ihm jede Ver minderung deS österreichischen Einflusses zu Gute, und gestickt von Frankreich, kann es in Deuii'chland die großen Geschicke verfolgen, welche cs erwarten und welche da» deutsche Volt von ihm erwartet. Napalson, Näpeleeit batte keine» Erfolg, beim ber Fürst von Hohe»- zollern und der Prinz-Regent hielte» sich vorsichtig zurück. AuS Rom wirb eine Skandatafsaire berichtet, welche den Rücktritt des UntcrricktSniinistcrS de Sa »et iS verairlaßte. In der Bibliothek Victor Emannel'S wurde ein? sehr große Anzahl Werke alS Maculatnr verkauft, ES befanden sich darunter allein 6000 kostbare Bände, welche die Vibtiotbek in Florenz an sich brachte. Der Minister ließ diesen un erhörten Vorgang vertuschen; indessen die Sacke wnrde bc-- kailiit und der Verlust seines Portefeuille war die Folge. Die spanische Regierung wird de» Corte? gegenüber, welche dor wenigen Tage» mit eiiler Thronrede de? König» eröffnet worden sind, einen schweren Stand haben, ES besteht der Plan, seiten? der pereinigten Gruppen der Opposition da? Cabinet Canoda? dcl Castillo in Anklagezustand zu versetze». C? wird von dieser Seite bebauptet, da? Ministe-« riuni habe sich Verletzungen der Verfassung, nnd die Administra-« lion Unterschlagungen öfsenllicher Gelder »nd Fälschungen z» schulden kommen lassen. Außerdem wird dem Minisierpräsi-- denleu persönlich der Vorwurf gemacht, daß er die Rechte der Krone mißachtet habe. Wir glauben, daß die Opposition sich nickt stark genug erweisen wird, um da» Ministerium zu stürzen: indessen au erregten Debatten in den Corte» wird e» nickt fehlen. Man darf daher den Verhandlungen mit Spannung entgegcnschen. In England ist die Aufmerksamkeit aller Kreis? aus be»> Preceß Parnell gerichtet, denn man fürchtet, daß die Jurv,j die sich nur mit großen Schwierigkeiten constituirt hat, die Angeklagten sreisprccken wird. Die Landliga — sagt der- Diivliner Correspondent der „Daily News" — ist aiigenblicklich die wahre Regierung in Irland. WaS inan darüber auch in England henken möge, diese Tbatsache werde aus der grünen' Insel vollkommen aucrkannt. Niemand zweifele zwar an der Ausführung der etwa gegen die Landliga von dom Tribunal' gefällten Urlheile, aber Jedermann wisse, daß c» unmöglich sei, gegen agrarische Verbrecher eine Berurtheilung zu erlan gen. Man meint, die Angeklagten seien sehr gut berathen, gewesen, indem sie gegen die Jury keinen Einwand erhoben haben; der einzige Geschworene, den sie verworfen haben, war' ein erklärter Orangemann. Ohne die Rcchlfchaffenheit und> Ebre der zwölf Geschworenen von acht Katholiken, drei Pro- j restanten und einem Onäkcr irgendwie anzutasten, constatirt der Correspondent de» genannten englischen Blattes, daß die' öffentliche Meinung an die Möglichkeit einer verurthkilung, nickt glaubt. Der Angeklagte Sullivan erkürte, da». Land von Irland müsse für da» Volk so frei wer-, den wie die Lust und da» Wasser. Ein anderer' Angeklagter sagte wörtlich: „Jeder, welcher dem Volke daS Land, welche» c? bebaue, nehmen werde, fei ein Räuber und! Mörder und müsse al» solcher behandelt werden." klebrigen? bat. wie »»» a»S Dublin telegraphisch gemeldet wird, der. Viccköilig eine Bekanntmachung erlassen, durch welche alle für gestern und beute anbcraumten Landmectings verboten werde». Parnell, Biggar, Dillon, Sullivan und Sertonl sollen beabsichtigen, der Eröffnung deS Parlament» bcizuwobnen. Die Lage am Cap ist unverändert.. Eine aiiitliche Mel dung aus Pietermaritz bürg vom Freitag besagt: AuS Pretoria und vom Potchclstrom liegen keine weiteren Nach-l richten vor. Die Garnisonen von Standcrton und Wakcr-j stroom haben sich stark verschanzt, sind mit ausreichenden' Lebensmitteln versehen nnd sind bi» jetzt nicht angegriffen' worden. Die BoerS haben Utrecht wieder geräumt. Vom schnellen Lisenlicchnfaliren. Hat sich der Leser, wenn er im Eisenbahnwagen mit Windeseile dahin braust, ein Mal die Frage vorgelegt: Wie stellt e? der geplagteste unter den geplagten Mensche», der Locomotivsührcr, an, »m stet? aus die Minute in die Bahn höfe einziisahren, mag der Wind noch so heulen »nd Schnee die Baku bedecken. Mag die Finsterniß auch noch so groß sein'? Gewohnheit allein macht e? nickt; dazu gekört, »eben' oer gründlichen Kcuntinß der Strecke, ein innige? Vertrantsein mit den Eigenschaften der Locomolive, welche nur zu oft durch unvorhergesehene Zwisckensällc durchkreuzt werden. Wir wollen es versuchen, unsere Leier in diese Seite der Tbätigkeil de? verantwortlichsten unter den Bahnbeamten ein- ruweiheil »nd daran einige Bemrrk»»gcil über die ans Er höhung der Geschwindigkeit der Eilzüge gerichteten Bestrebungen knüpfe». Neuere Versuche haben die Richtigkeit der Annahme umoikerlcglich bestätigt, d^ der von einer Locomolive unter gewöhnlichen Verhältnisse, zurückgeleglc Weg, der Zahl der Umdrehungen der Trieb- ocr. d. h. der Räder, welche mil wm Dampscvliiider durt. Stangen verbunden sind, und den 'Zug vorwärt? treiben, genau entspricht. Mit ander» Worten, eie Räder rutschen aus den Schienen nickt, wie die Gegner der Effeiibahiicil anfangs bebaiiplelen. Haben die Triebräder einen Umfang von bcff'pioloivcise 7 m, so legt der Zug bei jeder Umdrehung auch 7 m zurück, »nd wen» der Fahrplan eine Geschwindigkeit von 75 km (10 Meilen in der Stunde) verschreibt, so sind in der Minute t80. in drr Sccnnde 3 Umdrehungen der Triebräder erforderlich. Bei jeder Um drchimg aber entweicht der Dampf vier Mal aus den Ev> linder». Kein Wunder daher, wenn daS Ohr die Damvf- schlägc nickt mehr zu unterscheiden im Stande ist und eS de» Augen verkommt, als stanton die mächtige» Räder still. Eine solche Geschwindigkeit können wir überhaupt kaum fassen, und der Laie, der nicht weiß, daß der in dem Kessel zusammen- gepreßte, einen AuSweg suchende Dampf 20 bi? 30 Meilen in drr Stunde zurücklegt. vermag sich nickt zu erklären, wie derselbe in einer Sekunde Zeit sinket, jeden Cylindcr sechs Mal zu füllen, sich auSzudrhnen und zu entweiche». Und doch verhält cS sich so, und wir Werken später sehen, daß diese Schnelligkeit noch gewaltig vermehrt werden kann. Sei eS, daß der Zug mehr als 7 Meilen in der Stunde zurüct- legt, sei eS. daß eine Lokomotive mit Rädern von geringem Umfang benutzt wirk, was natürlich eine raschere Drrhv bedingt. Weiß nun der Locomotivführer, welche Strecke sew schine bei jeder Drehung der Rarer zurücklegt und die Entfernung von zwei Stationen, so verm einiger Zeit da» richtige Tempo leicht cinzuh braucht er kaum aus die Kilometersteine am
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