Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-08
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. tzrdarlion nnd Liprdition JohanneSgossr 33. Sprrchflundrn irr Nrdacti«»: > Vormittags 10—12 Uhr. Nachmiitag« 4—6 Uhr. fftir dt« Nt»e,a»« cin^et-arn, M»!,iilcrt»!e «»cht sch v«e Me»-cr>ei> nicht »<r»t»N>ch. Annatz«« »er f»r die «SchsifslHenk« N«m»er keftimmte« Jnser«»e «« Wochentnne» »i« S Utzr Rchch«ttt«chs. au Sani»- uu» Festtagen früh kis' Utzr. 2n de» Tiliulk» für 3ns.-Annah«r- Vtt« Klemm, Universitätsftraße 22, öaui» Lüsche, Latharinenstraße 18» p. mir tzt» ' Utzr. 'eipMtrLagtlilall Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I«,«00. Jtdonnementspreis Viertels. 4V, Mk., incl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegeremplnr 10 Ps. Gebühren »ür Extrabeilagen ahne Postdesörderung 39 Mt. «tt Postdesörderung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzcile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. lleclamen nntrr den Nedartionslirich die Spaltzeile 40 Ps. Inserat« sind stet» an die iSrprditton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xr»«Lumer»»<Io oder durch Post. Vorschuß. 8. Tonnabend den 8. Januar 188t. 75. Jahrgang. Zur gklijlligtli Vtlllhlllng. . Unsere Expedition ist morgen Sonntag den S. Januar Bor« mittags nur bis Uhr geöffnet. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die diesjährige NeujahrSiness« endigt mit dem 1b. Januar. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf den Plätzen der in» neren Stadt bis Nachmittags 4 Uhr vollständig zu räumen und bi< spätesten» 8 Uhr Morgens LeS 17. Januar zu entfernen. Ti« auf dem AugusluSpiaUe und aus den öffentlichen Wegen und Plätzen der Dorstadt desindlichen Buden und Stände stnd bi- Abends 8 Uhr de» 15. Januar zu räumen, und oin 17. und 18. Januar, jedoch lediglich während der Tagesstunden von früh k blS Abend» 7 Uhr abzubrechen und wegzuschaffen. Zmviderbaudlungen gegen diese Borschriften, für welche beziehen»- Uch auch die betreffenden Bauliandwerker oder Bauunternehmer ver antwortlich sind, werden mir Geldstrafe bis zu 150 .Ni oder ent sprechender Haft geahndet werden. Uebrigens haben Säumige auch di« Odrrgkeit-wegcn zu verfügende Beseitigung der Buden re. zu gewärtigen. Leipzig, den 3. Januar 1881. Der Nattz der Stakt Lettzzia. vr. Slco rgi.Harrwitz. Bekanntmachung. Der am 13. Juni 1879 hier verstorbene Lotteriecollecteur Herr David Julius Körner hat in seinem letzten Wille» ») IbOO .« zu einer Präm Anstiftung, für Bethätigung von Muth und Opsenvilligkeit der Feuerwehrleute in Leipzig, d) 1500 .Nt der Wiltwencaste für Rathsdiener und Feuerwehr leute zu Leipzig, ei 3000 .st der Louisrnstiitung und 6) 1000 sl der Gewerbeschule zu Leipzig behusS Gewährung der jährlichen Zinsen als Prämie an Schüler der obersten Llassea vermacht. Nachdem uns diese Legale jetzt habe» ausgezahlt werden können, ftchlcn wir zzu» gcdruiigcn, unsere» herzlichen Dank für diese reichen Her N«ttz »er Gtztz» Vetsi^. vr, O«»r>s. Vr. Meffrrschmid! Am 17. vor. Mts. ffnd »irr Vankneten in höheren Betröge«. als in hiesiger Stadt gesunden, bei uns elngelseseri ward«». Wir fordern den Berluftträger hierdurch auf, zur Empfangnahme de» Geldes sich bei uns zu melden, anderen Falles in Gemäßheit von ß. 239 des bürgerlichen Gesetzbuches hierüber z» »ersügen sein würde. Leipzig, am 6. Januar 1881. T«s Paltzrt-A«t ker kt«Kt kripzi«. - vr. Rüder. Laegncr, S Bekanntmachung. »ns Wunsch des Herrn Louis Meister bestätigen wir, daß der nmissionsweise Verlaus des in hiesiger Gasanstalt prvdueitten Laak» ausschließlich und allein genanntem Herrn Meister von uns tzbrrtragen ist. Leipzig, den 7. Januar 1881. De« Raths Tepntatian znr Gasanftchtt. ^ntzbolzauetiou. MttNaaG» tz«n 12. Januar tztese» Jahres sallen »an »vr- MtvagS ff Uhr an aus den, Kahlschlage in Abiheilung «o nnd 9d am Hundewaffer, sowie aus dem Mikt-lwaldschlage in Abiheilung K dr« vnrganer Farsbrrairr« am Forsthau» ea. 83 eichene, 148 buchene, 78 rüfterne, 8 lind««, < eschen«, S masHolderne, 48 ellern« nnd 1 apseldanmnrr N»Hn»tz», ferner 24 eichene »atznkntee, 34 «chtrrtziUjer, 140 Hrdebanme und SO ellerne Waffcrdanftange« nntrr de« im Termine an Ori und Grelle äffentlich ansgedangenrn Bedingungen «nd der üblichen Anzahlung an de» Meistbietenden verkauft werden. Znsammentnnft: «ns dem Kahlschlag« in der Näh« des graßeu Gerades und de« Hundewaffer«. Leipzig, am 2. Januar 1881. Tes Nattzs KarsttzrPntatta«. Holzauction. Fratta«. tze» 14. Januar tz. I, sollen von Varmittaas ff vbr an «ns den »e»»N Gchietzsttntze« in der Nähe der kentzsm» Watzreaer Vrtzeke ca. 2 Nanmenbikmetrr eiche« Nntzschetts» 8b Raummeter eiche«, ff » buche«» 1 - aharne, 18 - lüsterne nnd 18 . linde« 110 Adranmtzause, nnd 40 Langtzanfrn nntrr de» im Termine bekannt»» machenden vedingmtge» und gegen di, »blüh« Anzahlnng an den z»sa»««»r»»st an der Leipzig, am b. Januar 188l vrennschett, -t »» machende» vedingmigen ' Meistbietende» verkauft »« Le utzsch»Nahrr«r Brücke. StuHholzauetion. Mantaa tze« 17. Jannae dtetzs Jechris fall« »»« vor «ttt«» ff vhr an, «ns den «a«e« IchschW^«, tz, tz« «äh« tz« knttzsch-Wahrener Brücke «». 37 eichene. 27 buchene, 81 ritstern«, 23 ltn dene, 90 eschene. «tztzklltz«. 8 «Harne, 7 «aasholderne. > Kirke« »nd 8 «tknme «7 siche« Uchlrrhslzer, 8« etler« SaGertzatzfta»««». IM siche« Mchtrrstnnßen «G unter den t» Termt« bekannt zu machende» Bedingnngen »nd gegen di« »bliche «Zahlung an den MciftbteSrnde, »erkauft werde». Leutzich «ahrener Mücke. «,iä -arstzHetztztcktls». Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 8. Januar. In dem Wirrwarr von Finanz- und Steuerreform varschlägen. die der inneren Politik beinahe da» An sehen türkischer Zustände geben, ist in den letzten Tagen ein ehr merkbarer Stillstand eingetrcken. Dennoch hak eiugcn- cheinlich weder die prcußisch-kenlschc Regierung noch die Par- lcien eine klare Position eingenommen.' sondern ihre letzten Ziele sind und bleiben schwankende; die Linie» eines Eompro- niiffes, wenn ander» rin solches zwischen den bestehenden Gegensätzen überhaupt gefunden werden soll, lassen sich noch nicht annährrnd scstftellen. Nichts bezeichnet die Unentschieden- heil der Lage besser, al» daß die „Nordk. Allg. Ztg." in einem zweifellos ii-spirirlen Artikel einen wahren Notbsckrei nach den Gegenbedingungen der „gemäßigt" Liberalen auS- loßt, welche geradezu dafür vcranlwcrlliw geniaäil werten, „wenn die Regierung die Unterstützung anderswo sieben milsie". Daß der Berwendungsgesetzentwurs de- Herrn ilter nicht aus die Majorität rechnen darf, da nur die Conservalivr» hinter demselben sieben, ist iiidesscn von vorn herein so sicher, daß es die Regierung, wenn eS ihr mit ihren Nesormpläne» (kruft ist, in der Thal gar nicht vermeiden kann, ihrerseits Fühlung mit ausschlaggebenden Parlcien zu suchen. Die Andeutung. daß cs daS Zentrum sein rverdc, welches Herrn Biller die Kastanien aus dem Feuer holen wist, wird für die liberale Seile nichts Schreckhaftes haben. Soll von den neuen Stcuerresormpläncn für daS Reich wie für Preußen auch nur ei» Tbeil turcbgcsührl werden (von der Ncalisirung de- Ganzen kann Überhaupt nicht die Rede sein), so wird tie- unter allen Umständen nur mit Hülse der National libe ralen geschehen. Hier liegt fortdauernd der Schlüssel der Situation. ES ist charakteristisch, daß die angebahnlen Ber- ständigungSversuchc über die bisher gemachten Vorlagen und über den preußischen Landtag hinauSreichend sich aus den Boden de» Reichs und der Neichsvrrtrctung stellen. Man wird Manche», wa» i» dieser Hinsicht verlautet oder demnächst an dir Ocfsciitlichkcil dringen sollte, mit Vorsicht auszunchmen haben. Namentlich entspricht den lhatsächlichen Verhältnissen jene Ausstreuung nicht, nach welcher der Hebel für eine posi tive Mitwirkung der Natio nalliberalen an den Sleuer- plänrn de» Fürsten Bismarck in einer Beseitigung der be kannten Frankrnstein'schcn Elaufel gesunden werde» konnte. Dieser SirgeLkxanz, watchep sich da« Eentrum für dse Durch, sührung dr« Zolltarif« a»sb«t und welcher (durch Aufrecht- crbaltung der Matricnlarbeiträg«) den particularistischen Eyarakter des Reich» nach dem Witten der Ultramon- tanen dqeichnm sollte, ist nachgerade etwa« welk ar» worden, und wie di« an ihn geknüpften Hoffnungen des Avg. Windthorst nicht in Erfüllung gegangen, so ist aus liberaler Seite da« Interest«, den Art. 7 au» dem Zclltarisgcsede von 1879 herauSzubringen, erheblich kühler geworden. Einzig nnd allein um die Matricularbeilräge aozuschafsen, wird kein nationalliberalrr AdgroLdneler für Brau-, Ouittungs- und Wehrsteuer stimmen, aan> abgesehen davon, daß nicht reckt ersichtlich ist, wie da« Vrrwendungsgesctz für Preußen angeführt werden soll, wenn die Erträge der neuen Steuern nicht, even aus Grund der Frankcnstein'schrn Clausel, d. h. als Ueberschuß über die dem Reich vorweg rustchrnden 120 Millionen, in di« (kästen der Einzelstaaten stiegen. Man schreibt uns ans Berlin vom Donnerstag: „Wäre nickt heute ein katholischer Feiertag iEp'Phaniasl. so hätte der preußiscke Landtag schon heute seine Arbeiten wreder anfnelnne» können. So geht nun nicht allein der heutige, sondern anck der morgige Dag verloren, denn die Eentrums- kllhrer haden bei früheren Gelegenheiten schon wiederholt er klärt. daß sie nicht gvzwungen sein wollen, an einem Sonn- oder kirchlichen Feiertag« zu reisen. D» hiernach der Wieder beginn der Sitzungen aus einen Sonnabend hat anberaumt werden müssen, so kann man voraussehen, daß auch dieser Tag al« letzter de, Woche schwerlich em beschlußfähiges Hans ausweisen wird. Zumal von den Führern der Parteien werden übermorgen noch manche vermißt werden. .Herr von Bennigsen steht an der Spitze eines Eomits, da- aus Übermorgen Abend zu einem Cvinmerfe alter Eorps- studenten nach Hannover einaeladen hat, und Herr Hänel ist einer Aufforderung, in diesen Tamm in Wandsbeck einen Vortrag zu hakten, mit der Erklärung «ns dem Wege ge gangen, daß er am Montag bei dem Beginn der zweiten Lesung des Eompetenmesetzes, zu dem er bekanntlich schon ein« ganze Reihe grundstürzender Abänderungsanträge ein- gebracht hat, ans seinem Platze im Abgeordnetenhaus« sein müsse. Da dir Session ihrem End« entgegendrängt und noch ein un- g«h«ures Arbeiksmatenal anszuräumen ist. wird di« Regierung tzMIangt erklärt, daß, wenn hei seiner Rückkehr nach Berlin noch keine Vorlage wegen der bänerlichen Erbfolge eingeaangen sei, er di« Regierung weaen des Grundes dieser Verzögerung inter pellier» werke, lind doch weiß er, daß, wenn oieser Gesetz entwurf noch erschien«, derselbe nicht die von ihm und seinem „Bauernvereins gewünscht« Fassung haben würde. Aber er hat nvn einmal öffentlich ausgesvrochen, baß er i« Nothsalle, wenn eben nichts Bester«« z« erlangen wäre, für ein Gesetz nach dem Muster der hannoverschen Höferolle stimmen weetz«. Da« wollen ihm anch Herr v. Vanngfen nnd Herr Miqnel znaeftrhsn, aber sie lehnen ebenso wie die Regierung es atz, wichtigem Arbeiten des -andlags »och in dieser Session dadurch «mfhälten zu lasten." Wm ds« „Bvssische Zeitntzg" meldet, hätte sich doch der Führer der Eonservattven, Atzg v. Rauchhaupt, unmitlelbar «ach Schluß der am 2». Dswmber stottgehabten Sitznng der Verwallungs-Eommifston nach Frledrlchsruh begeben und zwar auf diese«« Einlodnng de« Reichskanzler«. Es sollen dort nicht nur Berathungen über den Steuererlaß und das Venvendnngsgrsstz gqfflogen worden sein, sondern auch ein« vespwchnng Ätzer die jüngste Maßnahme der musischen Regierung, betreffend dl« Erhöhung der Zölle. Da raus wlrv asfalaert, daß di« Eonservatlven im Atzaeord- nete»Hause die Initiativ« zu einer Besprechung der Angelegen heit ergreifen »erden — lieber den Gesetzentwurf wesen Be- schrtlnkung der Lrunksucht erfährt man. daß di« Vorlage ln der gor« einer Novell« zum Strafgesetzbuch ausaearbeitet wird, «achds» di« Materie bereits vsr meheeeen Mematen von de« Landesregierungen in bejahende« Ostm» «Fchsttzen worden ist, hat da- Reick-justizamt den bezüglichen Entwurf bearbeitet und, wie rS scheint, auch bereits vollendet. Die Vorlage dürste nächsten» den Bundesrath beschäftigen. Wenn die Wiener Blättrr gut unterrichtet sind» so ist von Oesterreich-Ungarn der Vorschlag ausgegangrn. da» zriechisch« Eabinet auszufordcrn. seine Rüstungen einzu- licllen. Aus Konstantinopel wird zudem gemeldet, daß die Frage des Schiedsgerichtes noch vollständig in der Schwebe ei, die Mächte ihre Anstrengungen fortsetzlcn, um das einmal gefaßte Project durckzusübrcn, und daß damit die Hoffnung aus Erhaltung des Friedens zwischen Griechenland und der Türkei berechtigt sei. ES scheint in der Thal, al» sei eine Eonserenz im Werke, an der auch die beiden streitenden Parteien diplomatisch thcilnchmen würden. Dieser Ausweg wäre da» Schiedsgericht in anderer Form. Gleichzeitig wird gemeldet, daß die Pforte ihr vielbesprochene», angcd- iches Rundschreiben, besten Inhalt bereits lebhaft be- procben wurde, in zwölfter Stunde zurückgehalten habe. Die Absicht der Verständigung würde allerdings in diesen Schritten zu erkennen sein. Diese Nachrichten scheinen in Pari- Bestätigung zu finden. Tic „Agence HavaS" mel det: „Der Minister des Auswärtigen. Bartheleinv St Hitairc, bab« Namen- der Regierung eine Depesche an die griechische Regierung abgehen lallen, worin derselben ancmpfoblcn wird, den SchickSgerichkSvorschlag, zu welchem Frankreich die Initia tive ergriffen dabe. anrunehmen. Die Vertreter der Mächte i» Athen hätten einen Eolleclivsckritt in demselben Sinne ge- lhan, die französische Negierung halte eS aber mit Rücksicht aus ihre besondere Lage und ihre Svmpalhie für Griechenland, sowie weil sie die Initiative zur Vertheidiaung der griechischen Interessen ergriffen habe, für nützlich, nochmals und allein für den Vorschlag einzutretcn." — BemerkenSwerlh ist, daß auch die englische Presse sich anschickt, Griechenland zum Frieden zu ermahnen. Die „Times" richtet eine feierliche Erklärung an die Griechen, sich nicht blindlings und gegen den Willen Europa» in einen Krieg mit der Türkei zu stürzen. DaS Eitydlatt schreibt: „Wenn türkische Panzerschiffe aus der Höhe de» Piräu» erscheinen, wenn jeder Hasen im Lande dlokirt ist und wenn Truppen an den tausenden von Puncten. die ihnen essen stehen werden, gelandet stnd. wird der griechische Rus um Hülse von Europa laut ertönen, aber er wird ver geblich erhoben werden. ES darf hier kein Irrtbum begangen werden, Griechenland kein Raum dafür erlaubt werden, sagen zu könne», tag e» durch falsche Versprechungen dazu verleitet worden, sich am «inen Kamps ernzulassen, der seine Kräfte bei Weiten» übersteigt. Wenn es sich in di« Hände Europa» be geben will, wird Europa ihm helfen. Alleen wenn es di« Art von Hüls«, welche Europa ihm anbietet, verweigert, wenn eS jeden Compromiß verwirft und seinen blinden patriotischen Impulsen freien Laus läßt, wird eS die Folgen tragen müssen und zu spät die Thorheit einer Neberstürzung einsehen, di« sür es selbst höchst vcrhängnißvoll sein wird." » * » In mehreren Landgemeinden der Umgebung Wiens find im Laufe der letzten Tage von bisher unbekannten Personen aufrührerische Druckschriften socialdemokratischen In halt- verbreitet worden, welche indeß die Empfänger der Be hörde übergebest haben. Der Inhalt jener Schriften dectamirte zuineist gegen den „ungeheueren Steuerdruck", der die Landbevöl kerung >n „kürzester Zell zu Grunde" richten müsse. Alsdann werken die „verschwindend kleinen" Steuersätze der chweizerischen unk nordamerikaniscken Republik angeführt und im ocialdemokra tischen Sinne mit den Stenern der „großen europäi ckenMilitair floaten" verglichen, welche die ArveilSkräste und oen Wohl stcnb der Landbevölkerung nicht zur Entwickelung gelangen ließen. Augenscheinlich beabsichtigen die Socialdemokratcn die Bewegung, welche gegenwärtig einen Theil der ober- und n ederösterreichische« Landbevölkerung ersaßt, in ihrem Sinne auSzunützen. wa« ihnen aber bei dem vorwiegend praktischen Sinne der Landleutr. die allen nebelhaften Theorien abhold, jedenfalls nicht gelingen dürste. Die „Neue Freie Presse", die in wahrhaft heldenmüthiger Weise den Kamps gegen das czechenfreundliche Ministerium Taasse zu Gunsten des Deutschthums in Oesterreich und im Interesse eines festen Bündnisses Zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn sortsetzt, unterzieht da« letztere abermals einer sorgfältigen Untersuchung. „Es ist gut," schreibt da» Wiener Blatt, „zuweilen aus dir Bedeutung de« deutsche» Bündnisses sür Oesterreich öinzuweisen. Nicht als ob die jetzige Regierung sie bestreiten oder Miene machen würde, an dem Werke vom September 187» zu rütteln. Nein, der große Gedanke, der demselben zu Grund« liegt, flößt auch dem gegenwärtigen Eabinet heilsame Scheu ein. Aber über die Kitpse der heutigen Minister weg erblicken wir andere Männer, die vielleicht ihre Nachfolger werden und jedenfalls st werden wünschen; Männer, die römisch und feudal, die >urch und durch antideutsch sind. Darum sprechen wir heute von dem hoben Werth«. den da« Vündniß zwischen Deutsch land und Oesterreich sür beide Staaten blitzt, und unsere Worte sollen gleichzeitig eine freundlich« Mahnung für jene Kurzsichtigen m Berlin sein, di« mit dem Ministerium Taaffe liebäugeln, und ein« ernste Warnung für die lichtscheuen Politiker unseres Vaterlandes, welche das natürlichste, beste und heilsamste Bündniß. das Oesterreich je geschlossen, gerne untergraben möchten." Da« Blatt signalisirt gleichzeitig An näherungsversuche Rußlands, von einer Wiedererweckunc der weiland heiligen Alliance dürste indessen heute ernstlich kaum die Red« sein. Ein Blick in die osfirivse Berliner Presse liefert die Gewähr dafür. Einen charakteristischen Beitrag zur Kennzeichnung des Deutschenhasses in Rußland liefert di« folgend« De pesche der ..Weserzeitung" von dort: „In der Prelle tobt wieder der Deutschenhaß. Was anderswo der Jude» ist hier der Deutsch«. Alle Schurkerei geht von ihm au«. Bauern im Gouvernement Tuln sind im Proceffe mit einigen grund- besitzenden Adeligen, der den vornehmen Herren nicht zur Sbre gereicht, — ohne Deutsche geh« es nicht ab. lästert der „Gvlos". Di« Ordnung verlangt es. daß bei jeder sckmutzi aen Geschichte, die sich aus Rußlands Erd« zuträgt, wenig sten« ein Deutscher mit dabei sei. Ein Deutscher Namen» Fischer ist der Agent eine« der Gutsbesitzer, aus den der Haß geworfen wird, obwohl er in den Proceß gar nicht wer wickelt ist." ^ ° v > Am nächsten Sonntag finde« in Frankreich die G, meinderathswablrn statt Die Klerikalen bieten alle Mittel aus, um an« dem Zwiespalt der Republikaner Vortheile zu ziehen. Dennoch find di« Aussichten des Ultra- montaniSmu» herzlich schleckt. Die „Republique Fran^aise' weist auf den politischen Charakter dieser Wahlen hin nnd ermahnt zur Einmüthigkeit. Die Helden der Commune beulen den Tod Blanqui'S an», um sich wirblig zu macken und ibren Antheil an den Wahlen sicher zu stellen. Glücklicherweise ist die Republik so fest begründet, daß der Negierung die Majorität gesickert ist. Schwarze und rolhc Dema gogen sind jetzt in Frankreick ohne Einstuß. — Bei der Wiedereröffnung der Session wird der KriegS- ministsr drei Gesetzentwürfe auf den Tisch der Teputirlcn- kammer niederleaen: über die Beförderung in der Armee, über die Ausgleichung des Soldes in allen Waffengattungen und über die Einrichtungen der Einjährig-Freiwilligen nnd die Bedingungen, unter welchen Sckullehrer nnd Diener der verschiedenen Eultcn vom Mililairbicnst befreit werden können. Außerdem bereitet der Kriegsministcr einen vierten Gesetz entwurf vor, welcher den Zweck hat, ein eigenes Artillcrie- cvrps für die Festungen, wie dieses auch in Deutschland besteht, zu errichten. Bis jetzt werden Aölheilungen von vor Fußartillerie delachirt, um sür begrenzte Zeit de» Dienst in den Fort» zu versehen. In London hat endlich — am Donnerstag Nachmittag 2 Ubr — die Eröffnung de» Parlaments stattgesundcn. Die Thronrede wurde durch den Lord Kanzlcr Lord Sclborne verlesen. Vom Oberbause waren nur wenige Mitglieder an wesend, dagegen wohnten viele Depulirte der Eröffnung bei. Unter den anwesenden Mitgliedern befanden sich auch Parnell und Genossen. Die Thronrede bezeichnet die Beriebunge:» u den auswärtigen Mächten als srcnntschasllichc. lieber die Feststellung der griechisch-türkischen Grenze sänken fortgesetzt Mittheilungen zwischen den Mächten statt; »nbrere wichtige Tbeilc de» Berliner Vertrags, die so lange Zeit schon unaus geführt seien, nähmen fortgesetzt die ernste Ausmcrk- amkeit der Regierung in Anspruch. Tie Thronrede weist ferner auf da» System de« Terrorismus hin, welches in Irland bestehe, die Wirksamkeit her Gesetze verhindere und private Reckte, sowie die Ausübung der Bür-' gerpflicbtcn beeinträchtige. Die Regierung werde außerorbent- iche Machtvollkommenheiten verlangen, um die Ordnung wieder herzustellcn und da» Leben und da» Eigenlhum, sowie die persönliche Freiheit der Bürger zu beschütze». Obgleich die Regierung diese Maßregeln älv ihre erste Pflicht anscbo, hege dieselbe dennoch den unausgesetzten Wunsch, die Be- chwcrden der Irländer verschwinde» zu macken. Die Regie rung werde sortfahren in der Verbesserung der Gesetzgebung für Irland und zu dem Ende die Weitereutwickclung der. Prineipirn deS Gesetzes vom Jahre 1870 Vorschlägen. Sie kündigt ferner eine Vorlage an, welche für die irischen Gra'- chasten eine locale Autonomie nach ähnlichem Systeme, wie diese Autonomie sür England befiehl, Herstellen soll. Ferner wer den ein Gesetzentwurf wegen Aushebung der Körperstrafe in der Armee und Marine und noch einige andere Vorlagen von localem Interesse angekündigt. Zur schleimigen Wiederher stellung der englischen Autorität in> TranSvaallande seien Maßregeln ergriffen, der Aufstand in diesen» Lanke müsse nolhwendigcrweise eine Vertagung der Absicht der Regierung, dm europäischen Colonisten vollständige locale Antononne ohne Benachtheiligung der Intcresien der Eingeborenen zu gewähren, zur Folge haben. Die Besetzung Kandahar» durch englische Truppen werde nicht aufrecht erhallen werden. — Ein Telegramm von gleichem Tage gicbt noch den folgenden Sitzungsbericht: Unterhaus. Der Generalsecretqir für Irland, Förster, kündigt an. daß er morgen (Freitag) eine Bill zum besseren Schutze der Personen und des EigenlhumS in Irland, sowie scrncr wegen de» Besitze- und der Führung von Waffen und endlich wegen Aus- rechtcrhaltung der öffentlichen Ruhe beantragen werde. Bon Parnell wird die Opposition dagegen angemcldet. Der Premier Gladstone macht die Mittheilung, daß er am Montag die Prio rität der von Förster angekündigtcn Bills sür jeden Tag und aus so lange beantragen werde, bis dieselben ihre Erledigung ge funden hätten. Zu der an die Königin zu richtenden Adresse wird von Parnell ein Amendement anaemcldet, welches sich gegen die Aushebung der Constitution in Irland auSspricht. Mc. Carthy kündigt ein Amendement zur Adreffc an, wonach während der Bc- rathuna de» Parlaments über die Bodenresorn» in Irland gewalt same Exmfttirungc» snspcndirt werde» sollen. Die Advche wird von Rendel beantragt und von Slagg unterslntzt. — Im Ober- Hause wurde rbenjalls die Adreßdebatte begonnen. DaS Snstcm der gesellschaftlichen Iiolirung (beivoaiting) macht in Irland immer mehr Fortschritte. Selt'st Gäste der irischen Aristokratie verfallen dem TerroriöninS der Land, liga. Ein nicbtSwürdiqe» Bubenstück, da» augenscheinlich ebenfalls mit der Landagltation in Verbindung stcl>t. wurde am Montag in früher Morgenstunde in Dublin verübt. Während in einem Privathause in Buckingbamplace ein Tanz- kränzcben stattsand, wurden die Gäste plötzlich durch eine laute Erplosion erschreckt. Sämmtlicke Fenster wurden zerschmettert und zwei junge Mädchen während de» Tanze» scbivcr verletzt. Auch die Fknner der benachbarten Häuser wurden in starke Mitleidenschaft gezogen. Aus einer Fensterschwcllc sank man später die Ueberreste eine» Zünders, sowie Spuren einer großen Quantität Pulver, dessen Entzündung die Erplosion verursacht. ES ist in der Tbat Hobe Zeit, daß Regierung und Parlament diesem unheimlichen Zustande eii» Enke mache». Die spanische Thronrede, deren sehr umfangreicher Inhalt jetzt vorlieat, wird von der Madrider Presse lcbbast com- mrntirt. Der König sagt darin, daß die Lage de» Lanke» eine hoffnungsvolle sei und daß er die Eorles mit besonderer Befriedigung eröffnet habe. An seiner Seite befinde sich seine Gemahlin, welche die gleiche Liebe zum Vaterlandc habe wie er selbst. Er würde die Kinder, welche ihnen die Vorsehung schenken sollte, würdig seiner Ahnen erziehen. Der Optimis mus der Thronrede spricht sich ferner in folgende» Sätzen a»S. I» den sechs Jahren seiner Regierung seien die co»< stitutionellen Freiheiten de- Landes mächtig gewachsen und keine Revolution, an denen Spanien früher gekrankt habe, sei ausgckommen. lieber die Zustände der Armee und Marine äußerte sich Seine Majestät wörtlich dahin: „Sie wissen, meine Herren. daß jede Macht und jede Nation aus ihre Vcrtbeidiqung bedacht sein soll. Deshalb hat man, als die Notbwcndigkeit sich fühlbar machte, »inscrcr Krieg-marine einen größeren Impuls gegeben, so daß die selbe in Kurzem eine beträchtliche Anzahl von Kreincrn be sitzen wird." Den Finanzen widmet der König ein längeren Passus, sodann wird der Lage Eubas gedacht. Scklicchlich drückt der Monarch sein Vertrauen a»S. daß die Kammern dem Lande zeigen werden, „daß Spanien Niemanden um etwa» zu beneiden habe, wa» sich aus die ausrichtige PrariS der parla mentarischen und repräsentativen Regierung beziehe." Die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite