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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187009060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-06
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1870
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einige 80 Manu. Der hentige Morgevzug brachte.'über 200 sächsische verwundete und kranke Soldaten. Von den Ver wundeten verblieben 39 Mann, die wegen ihrer schweren Ver letzungen nicht weiter tran-portabel waren, zur Aufnahme in hiesige Lazarethe zurück, die übrigen gingen werter, die Preußen nach Görlitz, die Sachsen nach Dresden. Unter den mitange» kommenen gefangenen Franzosen lenkte ein Turco mrt eisgrauem Kopfe besondere Aufmerksamkeit auf sich. So viel mau erfuhr, war dieser Mann bereit- 63 Jahre alt und als Galeerensträfling unter die Soldaten gesteckt worden. Früher hatte er 27 Jahre in der französischen Armee gedient und die Feldzüge in Italien und in der Krimm mirgemacht. In der Schlacht bei Wörth war seine Gefangennahme erfolgt. H Leipzig, 5. September. Heute Vormittag paffirte die Leiche de- am 18. vorigen Monat- in der Schlacht bei Gravelotte ge bliebenen sächsischen Hauptmauu v. Ammon vom 2. Grenadier regiment No. 101 hier durch nach Dresden. Ebendahin begab sich heute Vormittag der schwerverwundete sächsische Oberlieutevant Keller. Eine feindliche Granate hatte ihn schwer in die Schulter getroffen, außerdem war er durch einen Hieb in den Arm verletzt. Unter einigen Beutearmaturstücken, Chasiepotgewehr, Degen, Hau- bajonnett rc, welche dieser Officier miijstch führte, zeichnete sich ein feindlicher Kürasstersäbel durch seine Wuchtigkeit und breite und lscharfe Klinge besonder- auS; diese Waffe ist jedenfalls ge eignet, Respect ein zu flößen. Der seinen Herrn begleitende Diener brachte außerdem dessen Pickelhaube mit, welche vorn mitten auf dem Schild die Spuren einer durchgegangeneu Kugel zeigte. — WaS man sich in den letzten Tagen von der Wegnahme einer sächsischen Proviantcolonne durch den Feind hier gerüchtweise erzählte, scheint sich nach der Angabe von Spaun bauern, die mit den Colounen auSgerückt waren und gestern Abend wieder hier einirafeu, in etwa- zu bestätigen. Die Leute erzählen, daß sich die Coloune, 80 Wagen stark, verfahren gehabt und auS Irrthum auf falscher Straße gerade auf den Feind lo-gefahren sei. Plötzlich seien sie umringt und angegriffen wor den, wobei viele von der Bedeckung geblieben und auch 6 Spann bauern erschossen worden seien. Nur 21 Wagen sei eS noch möglich gewesen, Kehrt zu machen und so zu entkommen, wäh rend der Feind die übrigen 59 Wagen erbeutet und die Bedeckung wie die Spannbauern zu Gefangenen gemacht habe. Letztere scheinen bald darauf alS unnützer Troß wieder entlasten und lediglich mit der Peitsche in der Hand nach Hause geschickt worden zu sein. tr. Leipzig, 5. September. Gestern ging auf derThüringischen Eisenbahn zum ersten Male wieder der Personenzug Sk. Xl. auS Leipzig 1 Uhr 40 Minuten Nachmittag- ab, welcher fahrplan mäßig die Reisenden und Eilgüter Abend- 7 Uhr 20 Minuten nach Gerstuvgen bringen soll. Ebenso kam Perfonevzug Nr. XII. auS Gerstungen 1 Uhr 35 Minuten Nachmittag- hier an, der 7 Uhr 50 Minuten dort abgegangen war. Wie jener Reisende gen Gera milnahm, so brachte dieser Reisende von Gera hier her, die in Weißenfels Anschluß fanden. Der Anschluß Über Bebra nach Kassel fehlt noch in beiden Richtungen. Der Per- soneuzug XU. auS Gerstungen trifft 1 Uhr 15 Minuten Nach mittags in Halle ein, findet dort Anschluß nach Berlin durch einen Personenzug, welcher 2 Uhr dort abgeht und Abend- 6 Uhr 40 Minuten in Berlin eintrifft. »*» Leipzig, 5. September. Zu unser» Berichten über die glänzende Illumination am vorgestrigen Abend ist »och hinzuzufügen, daß wohl ohne Widerrede am Schönsten ge schmückt war da- Verkauf-local der Herren Rößler L Holst am AugustuSplatz. Diese Herren hatten in geschmackvollster, elegantester Anordnung große mit Lorbeer- und Eichenlaubkränzea gekrönte Büsten König Wilhelm- und der übrigen Heerführer, davor eine Anzahl Gewehrpyramiden, aufgestellt, in deren Mitte da- wohlau-geführte Bild der „Germania auf der Wacht am Rhein" thronte. Dichte Haufen von Schaulustigen drängten sich vor dem strahlend erleuchteten Local und gestatteten leider nur spärlich den Einblick in dasselbe. Ei» Transparent sodann bei dem Kaufmann Ramm, Ecke der Halle'schrn Straße, stellte de» Kaiser Napoleon dar, wie er kopfzuerst von der Höhe der Situation stürzt, über den Beinen die Überschrift: „I^a grnuäe Nation" mit der Fortsetzung unter dem Kopfe: „ist Deutschland! Hurrah!" Mit einer ganz besonder», wohl von nur Wenigen beobachteten Illumination aber hatte uv- der Himmel bedacht, denn eS zeigte sich an jenem denkwürdigen Abend gegen elf Uhr ein ziemlich starke- Nordlicht, welche- mit dem schönsten Rothfeuer eine Zeitlavg beinahe wetteifern konnte. Früher bedeuteten Nordlichter dem abergläubischen Volke einen blutigen Krieg, HungerSvoth oder Feuer-gefahr, jetzt helfen sie unS die Feier de- glänzendsten aller Siege verherrliche»! Solle» wir da- nicht alS eine gute Vorbedeutung für die Zukunft unsere- uuu einig«, groß« Deutschland- aunehm«? r. Leipzig« 5. September. Da- Baudevillelheater zur Guten Quelle" ist bereit- in den wenigen Tagen, seitdem eS wieder eröffnet worden, ein starker Anziehuvg-punct für unsere Einwohnerschaft geworden. Die gestrige Sovutag-avfführvng war vom Publicum so zahlreich besucht, daß viele kein« Platz find« konnten. Gegeben wurde die vieractige Originalpoffe von Pohl, „Der Jongleur oder Berlin und Leipzig", Musik von Eonradi. Vorher wurden zwei lebende Bilder dargestellt: „Graf Benedetti und Graf Lehudorff in EmS" und „König Wilhelm und Kaiser Napoleon, der letztere fußfällig seinen Degen überreichend." Dazu sprach Fräulein Rittlitz, die „Germania" darstellend, ein« gut gedichteten Prolog. Da- Publicum applaudirte stürmisch und mußte der Vorhang mehrmals empor gezogen werden. Die Posse selbst bietet so viele Puncte de- höheren humoristischen Blödsinn-, daß die LachmuSkela in fortwährender Thätigkeit sind. Von dem bei der Aufführung beteiligten Künstlerpersooal leisteten nament lich Herr Dreßler, Herr Lange, Herr Waldau, sowie die Damen Fräulein Rittlitz, Fräulein v. Moser und Frau Köhler recht Brave-, so daß deren wiederholter Hervorruf gerechtfertigt war. Verschiedenes. Leipzig, 5. September. Nach Beendigung der Be festigungsarbeiten von Pari- im Jahre 1841 schrieb Heinrich Heine in einem Correspoudenzartikel an die „Augs burger Allg. Zig." unter Anderem Folgende-: Je unwissender ein Volk, desto leichter stürzt eS sich in die Strömung der Thal: je wissenschaft-reicher und nachdenklicher ein Volk, desto länger sov- dirt e- die Fluth, die eS mit klugen Schritten durchwatet, wenn e- nicht gar zögernd davor stehen bleibt. Am Ende ist auch wenig daran gelegen, daß wir solchermaßen nur lavasam fortschreiten oder durch Stillstand einige Hundert Jährchen (?) verlieren, denn dem deutschen Volke gehört die Zukunft, und zwar eine sehr lange bedeutende Zukunft. Die Frauros« handeln so schnell und handhaben die Gegenwart mit solcher Eile, weil sie vielleicht ahnen, daß für sie die Dämmerung heran bricht; hastig verrichten sie ihr Tagewerk Die Be- festiguvg-werke von Paris sind vielleicht der Riesensarg, den der Riese sich selber decretirte in trüber Ahnung. ES mag jedoch noch eine gute Weile dauern, ehe seine Sterbestunde schlägt, und manchem Nichtricsen dürfte er zuvor die tödlichsten Hiebe ver setzen. Jedenfalls wird er einst durch die klirrende Wucht seines Hinsinken- den Erdboden schütter« machen! — Da- Consortium der Eisenbahn von Pilsen über Karlsbad und Platten bi- an die böhmisch-sächsische Grenze bei Iohanngeorgevstadt zum Anschluß an da- sächsische Bahn netz bei Schwarzenberg hat ber dem österreichischen Handels ministerium da- Gesuch um Verleihung der definitiven Coucesfion überreicht und zu diesem Behufe da- auSgeardeitele Project vor- gelegt. Nach diesem Projecte beginnt die beabsichtigte Eisenbahn in Pilsen zwischen dev Station-Plätzen der böhmischen Westbahn und der Kaiser Franz Joseph-Bahn mit einem eigene» Bahnhofe nächst der Pilsen-Prager Chaussee, übersetzt da- Beraunthal und den Berauufluß, zieht sich über Wscherau, Woititschin, Carl-Hof, Bernklau zu, ei» Hochplateau, welch« die Wasserscheide bildet für die Gewässer auS dem Beraunthale und nach dem Egerfluffe und erreicht nach Uebersetzung de- GißmauldacheS die Station Schön- thal und den andern Endpunkt der Wasserscheide bei KilwerS. Von Gabhoru fällt die Trace ab nach Lomnitz und Pirkhammer, wo ein Tunnel mit 85 Klafter Länge beantragt ist. Dann ver läßt die Bahn da- Tepl-Thal, übersteigt die Einsattlung zwischen Pirkevhammer und Aich, tritt zwischen dem Tafel- und Aberberge in da- Egerthal und gelangt nach Uebersetzung de- letzteren und de- Egerfluffe- in die Stationen Frschern-Carl-bad, BoigtSgrün- Neudek. Bon hier führt die Trace mittelst zweier Tunnel- von 66 und 74 Klafter Länge und eine- Tunnel- von 394 Klafter Länge zur Wasserscheide und nach Platten und fällt von hier bi- zur Grenze continuirlich ab. Die Terraivverhältniffe find im Allgemeinen günstig. Die größte Steigung 1: 50 kommt nur ein einzige- Mal bei Ersteigung der Wasserscheide bei Platten vor. Die Gesammtlänge der Bahn von Pilsen bi- zur Grenze beträgt 17,352 Meilen. Hiervon liege» in Krümmungen 9 695 Mellen und 7,655 Meilen in der Geraden. Der größte Krümmungs halbmesser ist mit 130 Klafter beantragt. Die Entfernung« der beantragten 10 Stationen sind folgende: Pilsen - Wscherau 2,7145 Meilen, Wscherau-Carl-Hof 1,7000 Meilen, Cartthof- Bervklau 1,3500 Meilen, Bernklau - Schönthal 2,0500 Meilen, Schönthal-Gabhorn 1,2375 Meilen, Gabhoru - Pirkenhammer 2,0500 Meilen, Pirkevhammer-Flscbern 1,0500 Meilen, Fischern- Neudek 1,8750 Meilen, Neudek-Platten 2,1375 Meilen und Platten-Grenz« 1,1875 Mellen. Da- Anlagekapital ist mit Rück sicht auf die GebirgSstrecken auf 20.918,482 Gulden oder 1.205^537 Gulden per Meile veranschlagt. Abgesehen von dem Localverkehr in Holz, Braunkohle, Porzellan-, GlaS- und anderen Fabrikaten au- de» zahlreichen Industrie-Etablissement-, welche sich in de» von der Bahn berührten 400 Städten und Märkten, Dörfern uud Wellern befind«, lege» die ConcessionSwerber besonder- auf die Hebung der Spitzenfabrikalio» und auf den Umstand Gewicht, daß durch diese Ba'm der Weg von Wien nach Leipzig eine nam hafte Abkürzung erfährt.
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