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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-09
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1881
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Ktdaction und Lkpedition JohanneSgasje 33. Sprechstunden der Urdaclion: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. yiir die Stück,«»« n»,«tantl«r Manulcrixt« »acht sich die SiedacUo» mchl SerdmtUch. «»«ah»« »cr für die nächstfolgende N«««er defttmmlrn Inserate «n W«chenta,rn dis S Uhr Nachmittags, an Saun- und Festtagen stütz bi«' ,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Avnahmr: Ltta klemm, Unwrrsitätsstraße 33. Louis Lösche. Kathannenstraße 18, p. nur bi« ' ,S Utzr. tiMtrIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 111,400. Abonnemrutspreis viertelj. 4'/, TN!',.. incl. Bringerlohn 5 Ml., durch die Post bezogen i! Mk. Jede einzelne Nummer 33 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbcsördcrung 30 Ml. Mil Postbesördcrung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile W> Pi Größere Schriften laut unserem Prci. verzeichniß. Tabellarischer Sah »ach höherem Tan', tlrclamrn unter den Nrdartionsillisi die Spaltzeilc 40 Pf. Inserate sind stets an die (Sxpcditioii i senden, — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuunurniuiu oder durch P. : Vorschuß. ^ s. Sonntag den 9. Januar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, am IS. Januar ». e„ Abc»«« S'i, Utzr, tm Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Wahlen für den HrtSstcucr-Ausschub und für den Ort-schul- Ausschuß. n. Gutachten des Schul-Ausschusses über: L. die Budgets der höheren Schulen: i>. Conto il des HauSkaltplaneS, Hl. Gutachten des Bau-, Lekonomir- und Finanz-AuSschusseS über: ». den Verlaus eines Bauplatzes an der Schrederstrabe; d. den Arealausgleich niit Herrn Fischhändler Händel wegen Durch- sührung des südwestlichen Bebauungsplanes: e. unentgeltliche Uebcrlassung des am lLingang der Bismarck- und Schreber- straße gelegenen Bauplatzes an die englisch-amerikanische Kirche zu einem Uirchenbau. IV. Gutachten des Oekouomie-Ausschusscs über Conto 13 des HauS- haltplaucs, V. Gutachten des Lösch-AuSschusseS über: ». Conto 11 des die- lährigen Budgets: >>. Instandsetzung der Fcuerlüschgcräthe aus den der Stadt gehörende» Landgüter»: c. die Instruction sür die Feuerrescrvc. Bekanntlnacbnng. Ten Zuschlag des ain 30, v, M, anderweit zum Verkaufe aerstrigcrtr«, an der Sch, cbe» strafte gelegenen Banpiatzes Nr. 8 des betteffeuden Parecllirungsplane« kaben wir abzulrhiicn beschlossen und entlasse» >n Gemästheit der VersteigkrungSbedingungen die Bieter hiermit ihrer daraus gcrhanen Gebote, Leipzig, den 7. Januar 1881. Ter Nath der Stadt Leipzig. Ör. Gcorgi. Leruttt. Bekanntlnaedung. Nach den Messungen des Herr» Geh. Rath Professor Nr. Kolbe schwankte die Leuchtkrast des städtischen Leuchtgases im Monat Decembcr v. I. zwischen dem 14- und lä'/.sachen von der Leucht kraft der NoriualwachSkerze bei durchschnittlich 0.477 specifijchcm Gewicht. Leipzig, den 8. Januar 1881. Tc« Nath« Teputation zur Ga»a«stalt. Holzauktion. Montag, »eg kt». Jaguar d. I.. sollen von vormittag» S Uhr an aus dem Mittelwaldschlage, i» Abtheilung 6 des Burgauer Forstreviers. in der Nähe der Ehrcnberger Wiesen und den, Forst hauS. « .. ca. 8 Raumcubikmeter eichene Nutzscheitr, 174 Raummeter eichene, 63 Raummeter buchene, 37 Raummeter lüsterne, 8 Raummeter lindene, S Raummeter cllcrne und 1 Raum mcter aSpene Vrcnnschrite unter den im Termine an Ort und Stelle öffentlich auSqehangenen Bedingungen und der üblick^u Anzahlung an den Meistbietenden verkamt werden. Zusauuncnknnst aus dem Mittelwaldschlage am Forstkau». Leipzig, am 2. Januar 1881. To« Nath« Forst-Dey»t«ti«n. Holz-Auction. Freitag den 21. Januar ds«. I. sollen im Forstreviere Eonnennft von Vormittags 0 Uhr an in Abtheilung 19ck ca. 4 Raumcubikinctcr eichene Nutzscheite. 133 Raummeter eichene, 8 Raummeter buchene, 46 Raum Nieter rüsterue und 1 Raummeter erlene Brenn- schrite und 77 Avraumhansen unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen nnd gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusaurmcukunst: Aus dem Kahljch.age am sogenannten Etcni pcl, am neuen Fiiterveckcn hinter dem Streitteiche bei Connewitz. Leipzig, den 7. Januar 1881. Tc« Nath« Forst-Deputatt««. Bekanntmachung. Durch lctztwlllige Vertilgung des am 13. Juni 1879 verstorbenen Herrn Loilerie-Collecteur David Julius Körner ist der Wtttwrn» und Waisrn-Pensioiiscasse der Polizetveawten alitzier. zu welcher auch die gesammtc Schutzwnnnschast gehört, ein Legat von Lechs Tausend Mark zugtflossen. Indem wir dies hiermit bekannt geben, rufen wir dem Heim aegangcncn, der sich bewußt war, welchen dauernden Segen er durch seine reiche Schenkung stiften würde, sür die Bcthätigung solchen Edelsinnes andurch unfern wärmsten Dank nach. Leipzig, den 8. Januar 1881. Der BerwaltungS-AuSschuh HerWittwen- nndWaisrn-Pciisloiiürassc der Polizei-Beamten. 1>r. Rüder. Vehr, RcchmingSf. Städtische (Gewerbeschule. Diejenigen Eltern und Pslegeeltern, welche gesonnen sind, ihre Söhne und Pflegebefohlenen näctffte Ostern der Städtischen Ge werbeschule zur Ausbildung und Vorbereitung sür daS Ge- werbe zu übrrgel-e», werde» ersuch», vom 3. Januar 1881 ab die Anmeldung derselben bewirken zu wollen. Zur Entgegen»«'»»,' von Anmeldungen sowie zur Erthcilung von AuSkunst, de» Unterricht und VitduugSgang der Lehrlinge betreffend, bin ich Sonntags von 11 —13 Borm. und Wochentags von 12—1 Uhr Mittag- »iid Abends von 7—8 Uhr im Schul locale, Grimmaischer Sleinweg 17/18, bereit. Leipzig, am 21. Decembcr 1880. Der Direktor: Nie vor. Anmerkung: Der Eintritt in die Städtische Gewerbeschule be> sreit von der Verpflichtung de- BcsuchS der allgemeinen Städtischen Fortbildungsschule. Königliches (Gymnasium. Anmeldung zur Lstcraufnahme «im Gnmnasium 1 TrO Dienstag, de» I I. Januar, von K—1 und Z—5 Uhr nur snr Sexta, Mittwoch, den 12. Januar, und Sounabrnd. den 15. Januar, in deusrkben Stunden für n»r Tlaffen. In Quinta und Untertertia werden nur wenige Plähe frei sein. ES wird gebeten, bei der Anmeldung das letzte Sckulzeugniß Michaelis oder Wkihnachi-censuri vorzulegen. Bet solchen, die bereits eine höhere Schule «ttzqwnasi»» «der Realschule» tzefnchk tzabr» oder desnche», tanu «hur Vorlegung de« Ab- gangSzengniffrS, bez. der Michaellsernsnr auch nicht eine »ortäufige Anmeldung angenommen »erden Die zur Ausnahme nach dem Gesetze erforderlichen Zeugnisse — 1) Daus- oder Gebiirtssckiein, bez. auch ConfirnialionSschein, 2> Imps- schein, bez. Wiederimvtichcin, 3) Schulzeugnist (von Ostern» — sind bis spätesten» 23. Avril einzureichcu Ausnahmeprüsung: Montag, den April, von 8 Uhr an. Leipzig, den 13. Deccmber 1880. Richard Richter, Rector. Bekanntmachung. Die Herren Vormünder, welche mit den alljährlich zu erstattenden Irjichuugsdcrichtcn noch im Rückstände sich befinden, werden hiermit veranlaßt, diese Berichte tzi» 31. Jannar 1881 anher einzureichen. Formulare zu den gedachten GrziehuugSberichten sind im AmlSgertchtS-GebSude Zimmer Nr. 81, 94 und 230 zu erhalten. Gleichzeitig werden alle bei dem Unterzeichnete« Königlichen Amtsgerichte in Wicht stehenden Herren Vormünder, sowie »te- oder mündlich anznzeigen. Leipzig, am 37. Decembcr 1880. Das königliche Amtsgericht, Nbth. V. MannSsrld. Bekanntmachung. Da- den Wrnck-' und Harrtel'schen Erben hier antheilig gehörige, Querstraße Nr. 5 und somit in unmittelbarer Nähe der inneren Stadt gelegene, vermöge dieser vortheilhasien Lage aber !ür Buchhändler vorzugsweise geeignete Hauagrundsrück Nr. 1622 de» Flurbuches, Fol. 111ö des Grund- und HvpolhckcnbucheS sür die Stadt Leipzig, soll auf Antrag der zum theil minderjährigen Besitzer, bez. dcrrn Vertreter Montag de» 17. Januar 1881, Bormittags I I Uhr, an hiesiger Amtsgerichtss'clle Abth. V (Parterre, Zimmer Nr. 93) srrlwiiltger Weise öffentlich versteigert werden, was unter Bezug, nähme auf den am Gcrichtsbretc aushängcnden Anschlag und mit dem Bemerken, dast die darin enthaltene» Bedingungen auch in Ab- christ gegen Erstattung der Eopialien bezogen werden können, wahrend man sich wegen weiterer Auskunft über da- Grundstück an Herr» Zimnicrmeister Wrnck hier, Kreuzstraste Nr. 9, wenden wolle, bekannt gemacht wird. Leipzig, den 21. Decembcr 1880. köiitglichk« AmtSgrricht, Adtheilung V, Sectio» I». Mannsseld. Nichtamtlicher Theil, Leipzig, 9. Januar. Die anmaßende Sprache," welche dir russische Presf« seit einigen Wochen führt, ist geeignet, lebhafte Besoraniß her» vorzurusen. Mil allen Künsten der Entstellung wird' m den Petersburger und Moskauer Blättern die Bedeutung d-r nach Psillionen zalilenden im Lande wohnenden Deutsche» kerab- gcsctzl und eine förmliche Hetze in Scene gesetzt gegen Alle«, ivas deutsch beißt. Diese traurigen Borgäuge, gegen welche sich die Regierung rein passiv verhält, fordern dazu heraus, ein Wort für untere LankSleute in Rußland einzulcge» und wieder einmai in Enväguug zu ziehe», in wie weil von einer russischen Eullur überhaupt die Rede sein kan». Seil den Zeiten Peters des Großen sind cs die Deutschen gewesen, denen die Fortschritte aus jeglichen« Gcbielc dcS össcnllichcn Lebens zu danken sind, und noch zur Stunde besruchlct die deutsche Universität Dorpat alle Zweige der russischen Wisteuschast. indem sie alljährlich weil über tausend wissenschaftlich gebildete junge Männer in daS weile Reich abgicbt, die sich darin als Aerztc, Lcbrer, Juristen, Techniker u. f. w. inil dem Schatze-silier sorgfältigen Bildung bethäligen. Rußland mag kasieim an seines Eullur und «n dem Aufschwünge seines politischen Leben» arbeiten, eS mag seine Mission m Asien ersüllen: über Europa hat es von jeher nur Unheil gebracht. Das alte barte Wort: „Ein Volk wird siet« so regiert, wie es verdient" sinket zwar auch seine Anwendung aus Rußland, aber es ist doch Thatsacbc. daß in manchen Volksschichten, namentlich aber in de» gebildeten Gesellschaftskreisen, das Verlange» »ach einer EonstiluUrn ei» starkes ist, und daß man sich endlich bewußt wird, wie wenig zeitgemäß das absolutistische Regiinenl erscheint, wenn man es mit ten Bedürfnissen und Zuständen unserer Teige ver gleicht. Einen harten Widerstand finden die consiitutienellen Bestrebungen noch, außer am Hose, an dem alten, im Kasten geiste u»d in allen inöglichcn Vorurtlieilki« verhärteten moSko witischcn Adel, sowie in den »ulilairischen Kreisen, die nach Art der römischen Prätorianer rin begreifliches Jntercstc an der Ausrechlcrhaltung der gegenwärtigen Zustände haben. Indessen wird cs diese» beiden Ständen doch nicht gelingen, ans die Dauer das zu befestigen und zu er halten. woraus sie ihre Enstenz gegründet glauben, denn der »lokernc Geist ist zu mächtig, und man muß er wägen, daß es weniger die politischen als die ökono mischen Beränderungcn sind, welche den (Gesellschaften und Staaten von heute ihr eigenthiiinlicheS Gepräge geben. Ruß land ist natürlich auch bezüglich seiner ölonomischcn Zustände weit hinter dem modernen Europa zurück, aber eS wird sich nuiiinekr auch jenen» großen EnlwickclungSproceß nicht mehr verschließen können, den Industrie und Hantel mit Allem waS dazu gehört, in der modernen Welt begonnen haben. Diesem Enlwickclnngsprocesse muß und ivird cinch der russische Despotismus unterliegen. Jndcstcn ein Volk, welche« alle Vcranlc sjung Hai, mit ganzer Kraft an sich selbst zu arbeiten, sollte keine Feindsckasl einem Vvlksstainmc cntgegentragcn, der snedlich niitcr ibm lebt und der seinen Fleiß und seine Intelligenz im Interesse des Ganzen verwrrlhel. Die Deutschen in Rußland sind, wie wir meinen, zu gut dazu, um für diese Mission ihre Haut zu Markte zu tragen. Ans dem bisherigen Schicksale der wehrst euer im BundeSratbc hak sich ergeben, daß nur die preußische Regierung eifrig daS Projekt betreibt und dieser Eifer geht in letzter Reihe nur aus den Fürsten Bismarck zurück. Da nun der Plan bi« in die Reilien der ergebensten Anhänger des Fürsten lebbastcn Wiberspruch sindet, so hat man sich hier mit einiger Verwunderung gefragt, wie derselbe »nt besten sonsti gen Ansichten über Besteuerung vereinbar, und wie der Widcr- Ipruck zu lösen sei, daß aus der einen Seite die Elastensteuer so gut wie abgrsckafst, ans der anderen einem großen Tbeilc der hiervon befreiten BevölkerungSschichten eine viel bölirrc unk drückendere Einkominensteuer anserlegt werken soll. Es wird daraus zur Antwort gegeben, daß der Reichskanzler dieses Projekt nur a«S einer Art vo» Pjllchtgcsütil betreibe, keine Mittet unversucht zu lasten, um daS Ersorderniß zur Deckung seiner Stenererleichterungspläne mit Umgehung de« Tabaksmonopols auszubringen, nacktem diese» einmal bei dem gegenwärtigen wie bei kein vorkergebenden Reichstage aus so entschiedene»« Widerspruch gestoßen sei. Im Einzelnen sei dem Reichskanzler nicht nur diese-, sondern jede« andere der sür den Reichstag vorbereiteten Stcuerprojecte. mit Ausnahme etwa der Bcrsensteuer. insofern mehr oder weniger gleich gültig. und würde er in dein Scheitern derselben nichts weniger als eine persönliche Niederlage sehen, als man dadurch un ausweichlich den, Monopol entgegengesührl wird, in welche», er sür seine Person »ack wie vor ebensowohl daS zwcckinaßigste, wie daS auSrrichcntstc Mittet sicht, die Hauptabsicht, nämlich eine gründliche Erleichterung der directen Besteuerung durch- zusühee»« Dlesc Auslassung «st um so bedauerlicher, als sie sich in starken Widerspruch zu Allem sctzl, waS die liberalen Abgeordneten und die liberalen Organe in dieser Beziehung seil Monalen agtcn und schrieben Es wird dadurch aber auch gleichzeitig daS Gerückt widerlegt, als ob der Reichskanzler aus die Er ledigung des Bcrwentungsgcsetzes in der laufenden Session keinen besonderen Werth lege. Vielmehr wird u««S von gut berichteter Seite berichtet, Fürst BiSmarck sei überzeugt, wenn erst der Bevölkerung jeder Zweifel darüber genommen wäre, daß die Erträge einer indircctcn Steucrcrhöhung wirklich zu den darin vörgeschlagenen Erlcichtcrungözwcckcn verwendet werden sollen, so würde diese Aussicht einen solchen Eindruck machen, daß man zu deren Erfüllung gern das Monopol in den Kauf nehme. Es ist aber auch bekannt, daß i» dieser Richtung der vorgclegtc Entwurf dein Reichskanzler persönlich noch lange nicht weit genug geht, und daß cs «hn zu seinem Tbeilc nichts weniger als unangenehm berühren würde, wenn von conservativcr Seite versucht werten sollte, weitere Er leichtern«,gsversprechungen in den Entwurj hinein zu amcnkircn. Nach seiner Aussassung würde dadurch aus der eine» Seite ebensowohl die Anllicilnahme der Bevölkerung an diesen Pro jekten gesteigert tverde», wie aus der anderen Seite jedes Dcckungsmillet außer den« Monopol nur um so unzulänglicher sich erweisen würde. Dies die Anschauungen des Reichskanz lers unk seiner nächsten politischen Freund«; inwieweit dieselbe vom Eciitrum (andere Parteien dürsten hierbei überhaupt nicht in Bclrackl komme») gelheilt oder snmpatlnsch ausgenommen werden, muß bereit- die erste Lesung des Vcrwendungsgcsctzeö zun» guten Thcile klar stellen. iNan schreibt ,n,S auS Berlin: „Erheiternd bat in der Umgebung de»Reichskanzlers die Nachricht der „Kölnischen Zeitung" gewirkt, derselbe habe in Friedrichsruh ein Ad- schied«d,ncr gegeben. Die Gäste desselben müßten denn eliva fein Ob, «Förster und Gutsvrrwalter, allenfalls auch sein Rechtsanwalt Philips unk sein Hamburger Arzt Or. Cohn ge wesen sei», von weichen letzteren der Fürst zu sagen pflegt, daß sie ihm die liebste Unterhaltung seiner Nachbarschaft seien. UebrigenS hat die Behandlung I)r. Cohn'S, der alS ebenso geistvoller wie gcbilkclcr Arzt bekannt ist, günstig aus die Gesundheit des Reichskanzler- gcwiickl, der sich in der letzten Zeit gcwöbnlich von Mitternacht bi« gegen 9 Uhr Morgens cines sehr gesunden Schlaf- erfreut und in Folge besten nicht nur körperlichen Anstrengungen gewachsen ist, wie seil vielen Jahren nicht. — so hat er jüngst in tiefen« Schnee einen dreistündigen Spaziergang gemacht — sondern auch eine enlspreckende geistige Frische gewonnen hat UebrigenS ist es nur müßige Spccnlatio», wen» hier oder dort gemeldet wird, der Reichskanzler werke bei kiese», oder jenem Anlaß in« Abgeordnetenhaus«' erscheinen. Im Einzelnen «vird daS durchaus von spontaner Entschließung im gegebenen Fall abhängen, wie denn Fürst Bismarck zu seinem ein zigen Anstreten in der letzten Reichstagssession sich erst i» letzter Stunde bestimmt cnlschlosten bat. In« Allgemeinen aber wird außer den Verwaltungsresormgcsctzen, gegen «velcke Fürst Bismarck bekanntlich eine eisige Küble beobachtet hat, kaum ein hervorragender Gegenstand der aus- stebcntcn Beratbnngcn sein, welcher nickt in der einen oder der ankeren Beziehung ten leitenden Staatsmann herbeizichen könnte. Die angckündigten Anträge teS Eenlrums würden ibm Gelegenheit gebe», sich mit dieser Partei wegen der kirchenpolitischen Vorlage des letzten SomincrS auscmander- znsetzen. Bei den Verhandlungen über den Steuererlaß unk taS VerwendungSgcsetz hätte erAnlaß. seine Stellung zu der Steuer reform noch einmal karzulege». Bei der dritte»^'einiig des EtalS könnte er das Bcdürsiiiß suhlen, sich über die Begriffe gegen die Errichtung des VolköwirtbschaftsratbS und über die russische Zolterhöhung aiiszusprcchcn und dergl. „Welche von diesen Möglichkeiten aber sich in Wirklichkeiten verwandeln werken, ivird jedesmal genau so sicher oorauszusagen sein, wie jetzt seine Ankunft." Vermulblich wird eS dlcsmat wie sonst schon geschehen, daß den einen Tag die Zuhörer sich vergeben» aus den Tribünen drängen und getäuscht davon geben, um den andern Tag aus den Sitzungsöeeichten zu erfahren, daß der Reichskanzler unerwartet erschienen «st und in die Verhand lungen eingcgrifsen hat." In den parlamentarischen Stürincn der nächsten Wochen wird auch der Eulturkamps nickt seble». Eine der interessantesten Episoden der jetzt wieder beginnenden preußischen LandtagSsesnon wird der seitens de- Abgeordnete» WindtHorst angckündigtc Antrag ans Abänderung der Maige setze bezüglich "des straflosen McsselcscnS unk Sacra- inentc-SpenkcnS bilden. Man darf wohl fragen, was das Ccntrun, mit diesen« Antrag bezweckt. T»e Regierung hat ihn durch ben Mund deS Ministers v. Pull käme r bereits zun» voran» znrückgcwicscn, nnd er gebt auch in der Thal weit über die iin Sommer seitens der Regierung verlangten Abänderungen der Maigcsetzc hinauS; c« würde thalsächlich zicmlick vollständig alle Vorschriften beseitigen, welche die Gesetzgebung bezüglich der Anstellung von Geistlichen sestgestelll hat. Bei der ablehnenden Haltung der Regierung, die denn doch trotz alle- Entgegenkommens gegen die klerikalen Be strcbungen den Eckstein der ganzen kirchenpolilischen Gesetz aebung nickt wirb auSbrechc» lasten wollen, w»rd das Centrun« für sein«» Antrag sicher auch aus conservativcr Seite keine, oder dock nur sehr geringe Unterstützung sinken, von anderen Parteien gar nickt zu reden. Es ist also «nit Sicherheit an- zunekmen, daß da« Centrnm mit seinem Antrag im Wesent lichen allein bleibt Das lverke«, sich die klugen Rechner der Partei auch gewiß selbst nicht verhehlen. Der Zweck keS Antrags kann also nur ein agitatorischer sein und zugleich soll im Hinblick a»s die vorliegenden und noch bevorstcbenken wirtkschastlichen Gesetzentwürfe aus» Neue constatirt werden, wie sich die Regierung und ihre parlamentarischen Anhänger gegenüber den kirckenpolitischciz Forderungen der Ullranion- lanen »erhallen. Taü Ergcbniß der Verhandlung wird unter den «qenwärtigen Umständen, so sehr auch viele Mitglieder der Rechten dies bedauern mögen, nicht derart sein, um den Boden sür daS Zusammenwirken des Eentrums mit den Eon- servativen und der Regierung aus anderen politischen (Ge bieten günstiger zu gestatten, und von diesem Gesicktspunct auS braucht man eS gar nickt zu bedauern, daß das Ecurrnm wieder einmal mit seinen letzten Forderungen vssen beirre kommt. Eins der wichtigsten der vielbesprochenen klaren^.! Ereignisse würde jedenfalls daS sein, daß die Steilung Eeiilrums ii» politischen und parlamentarischen Leben wirte.' zurcckl geschoben wirk, und einen Beitrag dazu wird voran-. sichtlich die Verhandlung über den angcküntiglen Windlbrr t' chen Antrag liefern Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bestätigt ossiciös, daß der Bundcsrath an« nächsten Montag wieder eme Plcnarsitzuiig al'haltcn wird. Aus der Tagesordnung snr dieselbe stehen an Vorlagen der Entwurf eines Gesetzes »der die Knstensrachtsahrl und der Entwurf einer Verordnung wegen Versetzung mehrerer ^rtschaslen in höhere Scrvisclan.n. Es folgen dann u. A. die Millhcilung der Gesckaslsnl'er'ichl des Bundesamts sür das Hciinalhwcsen sür 1879 80, die Mil- lkcilung, betreffend die Vcrisication der Arbeiten ain Gotthard- Iiinncl, die Berathnng über den Gesetzentwurf, betreffend die Aushebung des Kriegsgerichts zu Slraßburg, der Bericht über die Vorlage, betreffend tc» Nachweis der Befähigung als Schisser in kleiner Sütseesabrt, unk endlich eine Reihe von BerickNeil über Eingaben n. s. w. Was die Webrsteuer anbclrisst, so in es von Jnlercstezu erfahre», daß man im preußische» Kriegs- ininisteriuin und in der Mililairverwaltung zuerst dem Projeet der Webrsteuer nicht sympathisch gegcnübernand und zwar aus den nämlichen Gründen, wie sie neulich von Herrn v. Treils.dle in den „Preuß. Jahrbüchern" cnlwickelt worden sind. In« preußischen Slaalsininistcrinn, Halle man sich indcsten für den Enlwurs einer Wehrstcucr ausgesprochen. Daß sich jetzt die preußische Mililairverwaltung für das Prvjeet mit erklärt, acht auS der Tbatsachc hervor, daß in den betreffenden BniideSrathsansschüffen, welche sich mit dein Wehrsteuer- enlwurs zu befassen gehabt, der Kriegsministcr v. Kaineko den Vorsitz geführt und die Stimme Preußens sür den Ent. wurs abgegeben hat. Die Aufhebung der Verpflichtung zur Paßvisi- rung sür aus Rußland kommende Reisende entspricht einen« lange und oft geäußerten Wunsche namenllich der preußische» Grenzdistricle, die durch jene Maßregel eine cmpsinkliche Be lästigung und Vcrtheucrung deS Verkehrs erlitten- batten. Die Maßregel, die erst vor anderlhalb Jahren eingesührt worden, wurde damals mil der Pestgesabr iiiolivirt, mochle jedoch auch eine kleine Revanche sür die Paßbclästigunge» seitens Rußlands sein In letzterer Beziehung ist die Paßpflickili denn auch bestehen geblieben und eine Erleichterung sür: russische Reisende wäre auch in der Tbat eine sellsaino Antwort aus die zrhnprocenligc Zvllcrhöbun g. Die Verpflichtung zur Paßvisirung fällt »nr für An gehörige solcher Staaten weg, die ihrerseits diese Verpflich tung deutschen Reisenden nicht auserlegen. Vor der Ver ordnung vom 14. Juni 1879 epistirtc eine derartige Ver pflichtung an der deutschen Grenze auch sür russische Reisende nicht. Was die Frage der russischen Zoll- erhöhung und der etwaigen Abwehr betrifft. so soll, trotz kor zweisolbasten Eonipotrnz, im prenßischon Abgoord- netenhaus, und zwar von conscrvalivor Seiko. eine Jnlor- pcllalion gestellt werken, über deren Erwünschtbeit bei dem Reichskanzler nnd Handclsministcr man sich wohl vcrgewinort haboii ivird. ES ist in cvniorvativcn Blattern daraus bin- gciviescn worden, daß die russische Zollerböhnng keine ganz generelle ist, sondern daß die asiatischen Grenzen davon ausgenommen sink. s?b darin eine genügende Rcchlsertigung sür deutsche Relorsionszollzuschlage gesunken werden kann, scheint dock« sehr fraglich. Ans der andern Seite taucht, noch etwas schüchtern, der Vorschlag auf, die adgelchnlc Elausel des Zollgeletzcs wieder herznstellen, Ivo. nach Zollznschlägc auch solchen Staaten gegenüber angcordnel werken können, welche deutsche Waaren erheblich Heber be lasten, alS die entsprechenden Waaren kcutschericils belastet werken. Es ist nickt unwahrscheinlich, daß die Regierung sich dieses Vorschlags bemächtigen wird und über die etwaige Ge neigtbeit der zollpolilische» Majorität des Reichstags, ans einen solchen Vorschlag cinzugeben, hat man vorlän'ig noch kein sicheres Urthcil. Man darf aus die bei dieser Gelegen heit zu erwartenden Aenßerungen des Reichskanzlers gespannt sein; sic werden wobt wesentlich anders lauten als bei srnberen Gelegenbeilen, wo über unser handelspolitisches Verhältnis; zu Rußland kcbattirt wurde. Die „Kölnische Zeitung" poleminrt gegen die „Germ ania". welche die Richtigkeit der Angabe bestreitet, daß der Papi' in Bezug aus die Verwaltung der Bistbümer in Preußen Eoncessioncn gemacht habe. Da- rheinische Blatt schreibt: An unsere römische Meldung, der Papst habe im Prniciv den preußischen Doineapileln erlaubt, Bistkumsvcrwcser .zuerioalge». kiiilpst die „Germania" allerlei Zweifel. Dagegen ist ja iiichl viel zu erinnern. Papst Leo hat sich als etwas unsicheren Cliare.ller >a Ichon einmal zu erkennen gegeben und auch wir haben daraus 1'a'ort dillgewiesen. Tic Gesinnuiiac» im Pakican pflegen sich nicht leiten über Nacht zu ändern. Wenn aber die ..Germania" meint, die Kirche habe kein Interesse, die Uischossstühte bei Foildciiier der heutigen Gesetzgebung besetzt zu sehen, so ist doch daraus hinzuwei!> », das, die Ausübung mancher bischöflichen Obliegenheit auch bei aer heutige» Lage der Gesetzgebung möglich wäre. Ter Büchst la-inte Heine» und weihen, und »ameniuch könnte er als regelrechte,- Hber Haupt der Tiöceje die oberste Tiseiptmargewnli über de» »/erus leicht und von Niemandem gestört ausüben. Daß das m iiialiclie» Fällen gut und nütlstg wäre, wird man aus keiner Teste in Abrede stellen wollen) CS würde» maiichc Unzuträglichkcstc» abgestcllt werden können, die der Kirche und den Gläubige» nicht zum Heile sein können. Das aber ist gewiß: wenn die Kirche kein Jnlcreste hat. die Büchossslühle besetzt zu sehen — dem Staate kann es weit gleichgültiger sein. » Am Donnerstag fand in Langcnlois in Nieder» Oesterreich eine Bauenwersammiung statt, bei der etwa tausend Tbeilnehmcr anwesend waren. Es wurden zwei Re solutionen gefaßt. Die eine protcstirl energisch gegen die Er höhung der Grnndsteuer. die andere verlangt allgemeine directe Wahlen. Unter den Rednern befand fick der hech- conservativcparlamentarischeLäriiimacherstcillerv. S ck ö »e rer. Derselbe sagte: „Wahrend man die Grnndstener erbebe, seien die Reiilenlentzer »nöesteucrt. Darin besiehe der Tank, welche« man der deutschen Bevölkerung dafür biete, daß sie ivideS spruchsloS, wenngleich mil traurigem Herzen, die TrenntF- von unserem Multerlandc Deutschland nach tausend,ab'",' Vergangenheit ruhig ül^r sich ergeben ließ." In den na ^ * Tagen solle» in verschiedenen anderen Lorten Niete (zvl Io berösterreichs Bauernversammlungen stattsinden. < ^ ' Aus Petersburg meldet die oslieiösc „Agrnee öiscretc einige nicht unwichtige Entschließungen, über welche
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