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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-10
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1881
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Erschein täglich früh S»/. Uhr. »ktarttill »»- Lkperitiv» Johan»e»gaffe 33. Sprechkunde» ier Urö«rtip»: Bonnittagt 10—18 Uhr- Nackmüttaa» 1—6 Uhr. »A." ^ A»»»h«e der für die »ü»fts«l,e»tz« «»»»er »efft««te» Inserate an Wochentagen dt» t Uhr »och«itt«§». an Sonn- »nd -efttnge» früh dt«Uhr. Ja den Filialen skr 2»s.-L»ii«h«r: Otto Me««, Universitätsstraße 22, Lout» Lösche, Kalhartnenstraße 18, p. »nr dt« ,2 Utr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 16,200. Adon>kment»»rn» viertelt. 4'/, Md.. incl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 8 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Ertrabeilaaea ohne Postbelörderung 39 Mk. mit Postdesörderung 18 Mk. Inserate sigeipaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften lau» unserem Preis- verzri-lMih. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Ueelamen unter den Uedartionsllrich die Spallzeile 10 PI. Inserate sind stet» an die (»rpeditio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuwerawlo oder Lurch Post- vorschuß. 1« « Montag den 10. Januar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Er ist neaerding» häufig zn bemerken gewesen, daß beim »ehren der Fußwege und Tagerinnen Straf,enlchlamm in die vor den Grundstücken befindlichen Schleußen-Einsalllöcher einaebracht worden ist. Wir finden uni daher veranlaßt, in Wiederholung der dietbe- »üglichen Vorschriften unsrer Bekanntmachung I vom 1. Juli 1871 bat Etnbrtu,en von Strahenschlamm tn dte rchteutzeu-Siu- f«Il-cher hierdurch nochmals strengsten» zu untersagen, mit dem Bemerken, das, wir Zuwiderhandlungen gegen diese« Verbot mit Geldstrase dt« »« SV oder Hast dt» ,u 14 Tagen unnach. sichtlich ahnden werden. Leipzig, am 31. December 1880. Ter «ath der Etadt Letnztg. vr. Georgi. Harnvitz. Bekanntmachung. klm Morgen des 5. Januar c. wurde an dem von der Leibniz- brücke nach dem Rosenthalthor führenden Fahrwege, an einem Baum erhäugt, der Leichnam eines, anscheinend dem Arbeilerstand ange- hörigen, ca. 3b Jahre alten ManncS ausgefuudeu uod polizeilich ausaehoben. Wir ersucheu Jeden, der Auskunft über die Persönlichkeit de« hierunter näher beschriebenen Unbekannten zu geben vermag, sich schleunigst an Unterzeichneter AmtSstelle einzunuden. Leipzig, am 7. Januar 1881. La» Polizrtantt drr Stadt Leipzig. l>r. Rüder. Stgunlnnent: Haare: blond, Stirn: niedrig. Augen: blau. Rase und Mund: gewöhnlich, Gesicht: oval, Bart: rasirt, Zähne: vollständig, besondere Kennzeichen: eine Narbe am linken Auge. Meldung: brauner Stoffrock, graue Weste, bergt. Hosen, blau, wollene Unterjacke, schwarz, und iveificarrirteS Halstuch, schwarze Tuchmützc, weißleineucS Hemd, kalblederne Halbsticseln. .Holzauktion. Freitag. de« 14. Januar d. I., sollen von vormittag» 9 Uhr an aus den neuen Lchietzstäildeu in der Näh« der Leutzsch- Watzrener Brücke ca. 2 Raumeubikmeter eichene Nutzscheite, kü Raummeter eichene, 9 » buchene, 1 . ahorne, vrrnnschette 18 , rüsterne und 13 » lindene 110 Adrau«da«se» und 40 Langtzausen unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen «nd gegen die «blich» Anzahtnng an den Meistbietenden verkauft werden. Znstnnmenknnst an der Leuysch-Wahrcner Brücke. Leipzig, am 5. Januar 1881. Le« «ath« Forst-Teputattou. Holzauktion. Montag, den 24. Januar diese» Jahre« sollen im Korst- revter« Connewitz von Vormittag« 9 Uhr an in Ablheilung 27 und 30 ea. 150 Adraumhansea nnter den im Termine bekannt zu machende« Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Mittelwaldschlage au drr Lonne »viper Linie an der schwarzen Brücke. Leipzig, am 7. Januar 1881. De» Raths Forstdeputatto«. Thomasskbule. Anmeldungen neuer Schüler zur Ausnahme Oster» 1881 werde sch am 13. von 11—12 Uhr, 11. und 1b. Januar von 9—12 Uhr im RrctoratSzimmer der Schul« armehmcn. Die erforderlichen Zeug- niste sind dabei vorzulcgen. vr. Ar. A. Eckstein. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 10. Januar. Der Preußische Landtag bat am Sonnabend seine Geschäfte wieder ausgenommen. Die Sitzung, in der nur kleinere Borlagen zur Berathung kamen, verlief ohne Zwi- schenfall. Es dürste indessen bald zu lebhaskeren Debatten kommen. Der angekündigle Antrag Windthorst's aus Straf losigkeit des Messelefen» und SacramentespenkcnS, 0 h Aushebung der Maigesetze in einem ihrer allerwesenl- lichsten Puncte, empfängt eine unerwartete Unterstützung, nicht von conservaliver Seite, sondern von einem sich zu der Sr» cessionistenaruppe haltenden Liberalen. Der Abg. ». Helldorff-Baumersroda bat dieser Tage in Steigra vor einer Wablerversammlung eine Red« gel,alten, worüber die „Saale - Zeitung" da» Folgende berichtet: „Herr v. .Pelldorff hatte gelegentlich seines Dortrages erwähnt, daß die eigen- thümliche Stellung de« Eenlrums unsere politischen Kämpfe aufs Aeußerste verwirre, unk daß seiner Ansicht nach den be rechtigten Klagen unserer katbolischen Mitbürger von liberaler S«,te Rechnung getragen werden müsse. Als berechtigte Klage erkenne er an. daß da» Spenden der Sacramente unter Strafe gestellt sei, wenn nicht Voraussetzungen erfüllt würden, di« die päpstliche Curie zu erfüllen bis jetzt verweigere. Wenn auch von liberaler Seile man daraus Hinweise, daß ja dir Voraussetzungen zu erfüllen in der Hand der Curie liege und daß der Staat seiner Autorität etwas vergebe, wolle er von seinen ausgestellten Forderungen rurückweichen (Anzeigepflicht, Cultureramen ,c). so scheine ibin bier eine unglücklich« Ver wechselung vorzulicgen zwischen der Stellung, welche der Staat der Curie gegenüber unter allen Umständen sestzubalten habe, und der Stellung. welche er nach der alten liberalen For derung. voller Freiheit der Religionsübung, seinen katholischen Mitgliedern gegenüber cinnebnicn müsse. Ein katholischer Priester, der sich dem Gesetz de Staate« nicht füge, sei selbst verständlich dem Staate gegenüber nicht» als ein Privatmann, ihn aber bestrafen, weil er die Sacramente spende, vollberechtigt dazu nack de» Lebren seiner Kirche, könne er unter keinen Um ständen billigen." Unter den Gründen zur Rechtfertigung der S e- cession spielte neben den wirtkschastlichen Fragen die Stellung zur kirchenpolitischen Frage ein« Hauvtrolle; diejenigen Natio nalliberalen. die dein Kirchrngesetz vom vorigen Sommer zuaestimmt hatten, wurden geradezu beschuldigt, der Autorität und ^Itrdc des Staats unheilbaren Schaken zugesügt, da» System Falk dem Svstem Pultkamer geopfert zu haben, und nun sebe man. mit welchem Glcickmuth bier em Grundstein drr Falk'scken Gesetzgebung berausgrrisicn wird. Hen von Helltorff versichert noch dazu, diele Anschauung se, in liberalen Kreisen weiter verbreilel al» man annebme. Wir hoffen, die Zurückweisung dieser Behauptung seiten» seiner politischen Freund« wird nicht ausbleiben. — Auch sonst ist die Red« des Herrn von Helldorff recht beachten-werth. Sir eröffnet einen lehrreichen Einblick in die fernere Entwicklung und da» nolbwendige Resultat der seceffionistischen Bewegung. Hören wir, wa< in diesen Kreisen all dem schönen Plan der Bildung einer „großen liberalen Partei" praktisch bereit« geworden ist. „Eine Bereinigung der nationalliberalen Fraktion, der Secession und de» Hort- chritt» zu einer Igroßen liberalen Partei balle er für einen rommen Wunsch. Wer mit der inneren Politik de» Kanzler« jetzt noch in irgend einer Form pactiren wolle, könne sich nickt mit denen vereinigen, die entschlossen seien, dieser Politik gegenüber entschieden Front zu macken. Die natürliche Folge gewordener Zustände bringe e» mit sich, daß zunächst Seces sion und Fortschritt noch getrennt marschiren. aber zu sammen schlagen, er hoffe, daß beide auch bald zusammen marschiren würden. Er sei der Uebcrzeugung, daß Seces sion und Fortschritt seiner Zeit gerade m ihrer Vereini gung zur gemeinsamen Bildung einer enlschiedenen, zirl- bewuglen Linken zur Lösung der verworrenen Zustände bei tragen würden." Die nihilistische Tendenz der Secession konnte klarer nickt enthüllt werden, al» eS hier durch Herrn v. Hclldorff geschah. Der Reichskanzler ist am Sonnabend Nachmittag im besten Wohlsein in Berlin eingetroffen. Wie e» heißt, liegt ihm besonder» da» Verwendunasgesetz am Herzen. Im Abgeordnetenhaus« haben bereit» Vorbesprechungen über diese Vorlage stattgesundcn. Niemand will indessen mit recht freudigem Mutlw in die Berathung eintrelen. Selbst von conservativer und sreiconscrvativer Seite mehren sich die Be denken gegen das Gesetz. E» wirb angenommen, daß nach der zweiten Lesung des EompelcuzgefetzcS die Berathung beginnen soll. Die Stadtverordneten von Berlin batten beim Jahreswechsel eine Adresse an den Kaiser gerichtet, in der betont war, „daß nur in dem einträchtigen Zusammenwirken aller Kräfte de» nationalen Lebens, vor dem kein Unterschied deS Bekenntnisses, kein Streik der Meinungen, kein äußerlicher Gegensatz zufälliger Verhältnisse Berechtigung Kal, da- Ziel erreicht werken kann, welche« in du Lsohlfakrt des Ganzen die Äsohlfadrl des Einzelnen umfaßt." Und diesem Hinweise folgen die Worte: „Daß diese Eintracht, dieser Friede und diese Hingebung zum Segen des Vaterlandes unter Ew. Maje stät weisem Regiment alle Glieder de» Vaterlandes immer lebensvoller durchdring«« möge, da» ist vor Allem der inniae Wunsch der Vertrrterder Bürgerschaft der kaiserlichen Haupk- u»d Residenzstadt." In der Antwort d«S Kaiser» findet sich folgende Stelle: „Ich hege gleich Ihnen den Wunsch, daß in einträchtigem Zusammenwirken aller Kräfte de» nationalen Leben» bas Ziel erreicht werden möge, welche» in der Wohlfahrt de» Ganzen die Wohlfahrt des Einzelnen um saßt, und Weile Ihre Hoffnung, daß, unter Wahrung de» äußeren unk des inneren Frieden», die Hingebung de» deut sche» Volke- zum Segen de» Vaterlandes gereichen möge." Diese» schöne Kaiserwort wird in ganz Deutschland freudige Zustimmung finden. Neid und Mißgunst scheinen in Griechenland arge Ver wirrung anzerichtel zu haben. Der „Diritto" veröffentlicht Depeschen au» Athen, welch« den bedenklichen Eindruck schil dern, der durch die Verleihung des französischen Orden» der Ehrenlegion in Brillanten an den Sultan hervorgymfen wurde. In Athen erblickt man darin ein Zurückgehen Frank reich» von der bisherigen Freundschaft mit Griechenland und ein Liebäugeln mit den öfterreickisch-keutschen Ansichten über den Cenflict zwischen Griechenland unk der Türkei. Dieselben Depeschen kemcnliren die Nachrichten über einen Cvnflict zwi schen König Georg und dem Minister-Präsidenten Komunduro». lieber Rom wird ferner gemeldet — die Bestätigung bleibt indessen abzuwarten — daß die griechische Regierung den Einberufungsbefehl für die gesammte Reserve erlassen habe. Diese Maßregel würde al- eine Ablehnung des Schiedsgericht» angesehen werden müssen. Die officivse Pariser Aaencc Hava» bemerkt ohne jeden weiteren Cvmmcntar. man sei in diplo matischen Kreisen der Ansicht, daß Frankreich für diesen Fall „seiner Aktion völlig enthoben" sei. In Berlin faßt man die Lage nocki immer friedlich aus. So schreibt die „Nordd «lla Ztg." officiö»: Zur Thronik de« türkisch-griechischen Lonsltrt» lteaen Meldungen vor, die al» ebenso viele Anhalt»puncte dafür grüe» dürfen, daß drr Streitfall in etner de« Frieden nicht c»«- promittirende» Weise geschlichtet werde» dürfte. Bon Pari»und London an« werden Telegramm« verbreitet, welche der Friedens» strömung wirksam Vorschub leisten und nicht u«d>« können, de» Athener ReaiernngSkreiseu über die Wünsche der WestnüMe rei»e» Wein einzuscheuke«. Die Politik der mitteleuropäischen Möchte ist über jedweden Verdacht kriegliebender Tendenzen erhaben, nud »a» Rvßland betrifft, so sucht e< sorgsamst den Anschein zu vermeide», der ans die Lorreetheit seiner auswärtigen Politik ei» irgendwie zweifelhafte» Licht werfen könnte. ' . ' Au» guter Quelle geht un» di« Nachricht zu. daß im Hin blick auf die in Master Zeit in mehreren österretchische« Landgemeinden versuchte socialdemokratische Agitation den Bezirkshauplmannschasten von den betreffenden Statt- baltercicn im höheren Austrage die Weisung zuaegangen sei» die Gemeindebehörden mittelst Cirrnlairr auszusordern, den Fremdenverkehr in ihren Bezirken schärfer al- bi«her zu überwachen und über etwaige svrialdcmokratische oder sonst regierungsfeindliche Manifestationen sofort an da» der betreffende Gemeinde» Vorgesetzte Bezirksamt zu be richten. Auch ist der Land-Gendarmerie eine beson dere Instruction hinsichtlich der Uebrrwachuna solcher Fremde» zugegangen, die den Verdacht aus sich lenken, focialdemokratisch« Sendlinge zu sei« und al» solche die Landbevölkerung zur Mißachtung oder Verletzung der bestehenden Gesetze zu ver anlassen. — Im österreichischen KnrgSministerinm werde» seil einiger Zeit Versuche mit einem neüen Repetirawehr angestellt, welche» au» der Derndelffchen Wassensavrik in Steyer hervorgegangen und dem Kriegvmtnisterium zur Prib suna vorgelcgt worden ist. Die „Ungarische Post" theilt mit, daß in dem am DonnerStaa zu Dien abaehallenen gemeinsamen Minister rath« anläßlich der Verhandlung über da» Budget der o«u- virlrn Provinzen constatirt worden sej, daß die Verhältnisse Bosnien« und der Herzegowina besrisvigmd« seien. Die jetzigen Zustände übten eine gut« Wirkung aus die Bewohner de» Lande» au- und die Steuereingängc seien über alle Er wartungen günstig gewesen. In den Verhandlungen Rußland» mit Cbina ist eine Pause eingetrelen. Das Latein des Marquis Tseng ist zu Ende und die Entscheidung soll nun von Peking aus kommen In Petersburg werden neue Winkelzüge, neue Verzöge rungen erwartet. Niemand traut der Ehrlichkeit der himm lischen Regierung, welch« von drr Kriegsparlei hart bedrängt wird. Sehr übel ist in Peking vermerkt worden, daß Rußland eine Mobilisirung-entschädignng verlangt. Die Nicktratifici- rung de» Vertrage» von Lwadia und die dadurch nötbig ge wordene Ausstellung eine« Heere- und einer Flotte an den chinesischen Grenzen bat Rußland nambasie Kosten auserlegt, welche e» nun von den Slaalsmännern de» himmlischen Reiches zurückscrderl. Man spricht von >5 Millionen Rubeln, odwodl m Wirklichkeit sich die Kosten viel höher berauSsteüen. Wir werden über den Stand dieser Angelcgenbcit voraussichtlich bald wieder zu berichten baden. Die päpstliche Diplomatie erweist sich der Regierung der französischen Republik gegenüber sehr geschmeidig. So sondirte vor einigen Tagen der päpstliche Botschafter Gras Ezacki in Pari» den Minister des Innern, welche Absichten die Regierung in Bezug aus die sich neu begründenden Con- greoationen habe. Auch der Ministerpräsident wurde inter- pellirt. Tie Antwort beider Minister soll im höchsten Grade versöhnlich gewesen sein. An» Pari» wird ferner berichtet, daß der Brüder de» Präsidenten Grcvv, welcher bekanntlich Generalgouverneur von Algerien ist. nickl aus seinem Amte scheiden werde, obwohl die in Paris tagende algerische Eom- mission feine Resormprojecle in Bezug aus die Verwaltung der Colonie scharf getadelt babe. Nack einer Reibe wider wärtiger Scandalaffairen wird da» öffentliche Leben in Frank reich demnächst wieder in ruhigere Bahnen einlenken. Es heißt, die Session der am DienSlag wieder zusammcntretcnden Kammern werden einen vorwiegend geschäftlichen Cbarakler tragen. Tie LandeSbesestiaungSfrage beschäftigt nun schon über Iakre-srist alle politischen Kreise der Schweiz. Regie rung und Volk behandeln mit rühmlichem Wetteifer kiese dringliche Angelegenheit, welche der zweifelhaften Haltung Frankreichs ihren Ursprung verdankt. Unter den neuer dings gemachten Vorschlägen wird folgendes Eiposö aus einer Broschüre hervcrzubeben fein, deren Verfasser eine Autorität aus dem Gebiete der Militairwissenschast und der von Geburt ein Deutscher ist: I) Die gegrnsrttigr Ntvalitüt der vier Nachbarstaaten macht die Srsttpnim der Vchwetz nvthwendig. 2) Dt« Vorbereitungen Frank VHiMve - - - - retch» zur Offensive tmrch dl« Schweiz bedingen einen schleunigen Anfang und schnell« Durchführung der erforderlichen Arbeilen, resp. ihrer Geschütze,uSrüstung. 3) Da» Schweizer BeftstigungSsnstem muh s« liege», tüß e» sümmtlich« feindlich« Opcrationslinie» sperrt und »ach alle« Seiten Fronl macht. 1) Der dem feindlichen Durch marsch vorznschiebende befestigte Riegel wird durch die untere Aare, die Limmat, Zürich, Luzern. Sargan», Tglisau und den Rhein bc- grenzt: diese Befestigungen würden ea. 20 Millionen Franc» kosten und van jedem Durchbruch adschrecken. 5) Da- Verlangen, die politisch wichtigen, reichen und sehr exponirten Städte Basel, Bern »nd Gens, sowie die wohlhabend« Schweizer Hochebene drr feindliche» Invasion zu entziehen, die Mobilmachung der westlichen Lantvne zu erleichtern und alle AnnerionSgelüste »n Keim »« ersticken, zwingt moralisch zu einer ersten Erweiterung des be- festigten Riegel» bis Basel, Biel und Grus hi«: dieselbe würde, inclusive der Geschützarmirung, e»ue Mehrausgabe von 80 Millionen Francs erfordern. 8) Gestatten die finanziellen Mittel noch eine »weite Erweiterung deS schweizer BeiestigunaSsystem«, so ist durch dieselbe da< Wallis, der Gotthard und da» Dessin zn decken: sie würde inclusive GeschützanSrüstung cirra 12 Millionen Frans in An- fpruch nehmen. 7) Jede dieser drei Vauperiodea würde nur ein Jahr umsaffen, wenn statt de« bisher üblichen MaucrwerkS die widerstandSsähigeren und nicht theuereu sortificatorischen Liien- couftructionen angewendet werden. Die Schweiz gicbt gegenwärtig für ihre Wehrfähigkeit 15 Millionen Franc» auS. Jetzt handelt es sich noch um etwa 100 Millionen außerordentliche Ausgaben. Möge die Schweiz h« Zeilen für die Sicherheit ihrer Grenzen Sorge tragen. Der Streit zwischen den italienischen und den franzö sischen Journalen in der tunesischen Frage wäbrt fort. Der „Diritto" bezeichnet die von Pari» auS erkobcne An klage, Italien veabsichtige die Erhebung de» Ex-Kkedivc Ismail Pascha aus den Thron von Tunis nach dem Tode de» jetzt regierenden Bry. al« lächerlich und versichert: Italien Hab« keine Absichten aus Tunis, sondern verlange nur die absolute Unabhängigkeit der Regentschaft. Das Blatt glaubt mit drr Voraussetzung schließen zu dürfen, daß die Regierung Grevh's weder die Ansichten der französischen Presse in diesem Puncte. noch deren Angriffe auf Italien billige. Ter „Diritto" «klärt, der von der arabischem Zeitung „Akbar" erwähnte geheime Vertrag zwischen dem Sultan und dem Bch von Luni», worin Letzterer nach seinem Tode für sich und die Dynastie all« Herrscherrechtc an den Sultan abtritt, cxistire nicht. Der Beh selbst scheint diese Wirrnisse herzlich satt zu haben, denn er hat sich vom Sultan einen Mitrcgrnlen er beten, der ihn in der Regierung unterstützen soll. Heute. Montag, werden in den EorteS zu Madrid die Adreßtedatten degmnen. Wie es beißt, würden sich von der dhnaftisch.liberalen Opposition die Hauptredner der Partei Sagasta. Martinez und Balagued belheiliaen, besonder» um hie Lage de» Staatsschätze» und die Unterschlagung von Staats Geldern durch Beamte an da» Tageslicht zn zicbcm. Castclar will aleichsall« zur Sache sprechen. Die demokratische Linke Wird durch Marto», Eckepareh und Earvägal Interpellationen «inbringen und die creolischen Deputtrten gedenken da» Budget für Euba zu kritisiren. An lebhaften Debatten wird es na türlich nickt fehlen. Indeß da» englische Parlament sich cmschickt, die gegen die irische Revolution gerichteten Maßregeln zu berallien. »reiben dir Häupter der Verschwörung säst ungestört ihr Wesen weiter Zwar sind ein« Menge irischer (Geheimpolizisten nach verschiedenen Städten England» abgesandt worden, um das i» voller Blütbe stehende Bündlerwesen au-znkundschaslen. in dessen von Verhaftungen verlautet wenig, dir Wühlarbeit wirk daher mit allen erdenklichen Mitteln weiter fortgesetzt und am Hellen lickten Tage stehen Ausptünderuagen von Geivebr- lüden, Waffendepot» u. s. w. zu erwarten. In Birmingham soll die Verschwörung in 20 sog. .Höfe" abaetbeilt sein, je »ach der Stelling »der dem Einflüsse der sie vertretenden Mitglieder. Di« Verbindung mit andern Städten wirb durch Zifieimschrist vermittelt und geheime Sendboten fliegen bin »»d her. um für die Lostrrnnung de» unglücklichen Ir land» von Großbritannien tbätig zu sein. In Liver pool fand man. l» Bierfässer und Apfelsinenkistcn verpackt, eine große Anzahl zum Versandt nach der Grünen Insel bc stimmt« au- einander genommener Gewehre, dazu Buchsen Patronen und sonstigen Scbießbedars. Die Beunruhigung in Irland, der Terrorismus, mit welchem di« Lanbliga verfahrt, haben einen so hoben Grab erreicht, baß die Regierung aus Sckaingesul'l und im Eingeständniß ihrer Schwäche bereits zu dem AuSkuuslSmillcl greift, Dinge zu vertusche», tie anderswo bas Gesetz schwer ahnten würbe. Der Preceß in Dublin enthüllt i» wahrhaft erschreckender Weise die Größe der Ge fahr. Die Angeklagten sind rcnilenl vor ihren Richtern, N>ei»a»k wagl sie bei Namen auszuruscn und einige sind gar nicht erschienen. Welch em Recklsmstand! würden wir in Deutschland sagen. Parnell soll leidend sein Er erschien neulich vor der Jury mit einem Käppchen auf kein Haupte und ließ fick nieder, sich in eine warme Decke embüllent. Die Slimmung in Irland zeugt von Trotz und Verichlcsieubeit. Es scheint, als welle man es ans das Aenßerste ankommen lasten und selbst „Tailv Tele graph", ker erbitterlste Feind Mr. Gladstone's. fordert aus zur engen Sckaarunq aller Engländer gegen die in Ausruhr besiuklicheu Ire». Das Blatt sichert dem Premier sogar Hoerossolge -,u, wenn er die Führung in diesem Kampfe fest übernehme. Man bars mit Spannung den weUcrcii Verhand lungen de» Parlaments entgegen sehen, denn an ausregendcn Scene», an beispiellosen Austritten wird es nack der Meinung der englischen Presse nicht fehlen. Englische Blätter melden, daß vor einigen Tagen eine Deputation de» evangeliscken MissionSverein» Frank reich» und der Schweiz dem Minister der Colonien, Lord Kim-. dcrley. ihre Aufwartung machte, um die Regierung zu er suchen, eine Commission nach Basutoland zu entsenden, die Anstalten zur Beendigung de» gegenwärtigen Kriege» und der Wiederherstellung de» Friedens treffen solle. Die Wortführer ker Deputation Koben hervor, daß der Batutoflamm der briti schen Krone loval sei und mit den Engländern in Freundschaft zn leben wünsche. Wenn dem Kriege nicht bald ein Ende be reitet würde, dürste »nsolge der BlutSverwandtschast sämmtücber s ü da sri kan iseben Stämme England sich höchst wahrscheinlich in einen allgemeinen Krieg verwickelt sehen, besten Beendigung mit großen Opfern an Menschenleben und Nachtheil für den Namen England» al» Vorläufer der Civilisation verknüpft sei» würde. Lord Kimberlcy erwiderte, er stimm« mit der Ansicht ker Deputation, daß der Krieg in Basutoland schleunigst zum Abschluß gebracht werden sollte, so sehr überein, daß der Neue Gouverneur der Capcolome, Sir Herkule» Rvbrnson. der sich am 30. v. M. nach Eapstadt begebe», instrutrt morde», jeder sich dardietenden Gelegenheit für ein« freundliche In tervention sich zu bedienen. Nickt» könnt« ihm (dem Minister) größere Bcsrietlgung gcwäbren. al- zu kören, daß eine solche sreundlicbc Intervention möglich sei. Südafrika bedürfe der Rnbc und friedlicher Entwicklung, und die Regierung werde cs an keinen Anstrengungen scklen lasten, dem gegenwärtigen Kriege ein Ende zu bereiten. Diese Sprache ktmgt sehr ge mäßigt und läßt erkennen, wie sehr man sich auf Seiten der Regierung der bestebenden Schwierigkeiten bewußt ist. Äus Stadt und Land. * Leipzig. 9. Januar. Im Verein für Erdkunde wird am nächsten Mittwoch Herr vr. Emil Holub übe» „Volksleben in Südafrika" sprÄen. Genannter Herr hat sieben Jahre in Südafrika gelebt und ist während eine» TKeiles dieser Zeit als Arzt und Forscher gerade in jenen Gebieten lhatig gewesen, die ein allgemeine« Interesse ge wonnen haben, seitdem taS Vorgehen der Engländer zu ernsten Verwickelungen mit den ursprünglichen Herren de« Boden» wie mit den ersten europäischen Besiedlern desselben, den BoerS. geführt Kat. Nacktem Herr vr. Holub den Oranje« Freistaat', West Griqnalanb. daS Transvaal-Gebiet und an grenzende Lander kennen gelernt hatte, wankte er sich nord wärts. Aus einem glücklichen Zuge errelchte er den Zambesi. befuhr und überschritt den Ricscnstrom, und lebte längere Zeit inmitten ker Stämme, welche gegenwärtig seit König «epopo » Tode unter der Oberhoheit von besten Tochter, der Fürstin Mokai, wahrscheinlich zu einem großen Marutse Mambunda- Reich sich vereinigt Kaden. — Die reichhaltigen Sammltmgen. einige gründliche, namentlich für die Völkersunbe wichtige Ar beiten teS nach Europa zurückqekchrten Vr Holub, erregten die Ausmerksamkeit der Fachmänner in so hohem Grate, daß. während der Reisende noch an seinem Werke arbeitete, man in Wien eine sehr beteutenke Summe ausbracklc, um ihm eine zweite, bereits geplante Entdeckungsreise zu ermöglichen. Augenblicklich weilt tcr Forsclcer als Galt de» Königs in Brüssel, wohin er berufen wurde, um Sr. Maj. Bericht zu erstatten. — Nach einem Erkenntniß de» Reichsgericht», II. Straf senat, vom 2. November v. I.. haben die Geschworenen nickt blv» über das Wahr oder Nicklwakr von Thalum'iänden sich zu äußern, deren Subsumtion unter ta» Strafgesetz als- dann die Ausgabe der richterlichen Mitglieder des Schwur gericht» sein würde, wie die» beispielsweise unter tcr Herr schaft des preußischen Gesetzes voin 3. Mai 1^52 der Fall war, sie baden vielmehr die Sckulksrage in ihrem ganzen Umfange zu beantworten. Deshalb ist i>» fi. 293 der Skrai- proceßorkining bestimmt, baß die Hauptfrage die dein Ange klagten zur Last gelegte Tkat nack ihren gesetzlichen Merkmalen, sonnige Thalniiiilandc aber nur in so weit entkalken soll, al- dics zur Unterscheidung von ähnlichen Strastbalrn. mithin zur Identificirung der zur Bcurlkeilung flehenden Slraskkal erforderlich ist. Es haben daher die Geschworene» auch die Subsumtion der ihre» Erachtens erwiesenen Tbaksacben unter da» Strafgesetz vorzunclnncn. Die in diesem Uintanze von den Geschworenen getioffene Feststellung und das daraus ge gründete richterliche Uribeil können wegen eine» Irrlkums in der Annahme eines rechtlichen Merkmals de» Verbrechens- begriff» ebenso wenig als wegen eines lhalsächltcbcn Irrtbumö im Revisionswege angrsechten werten. — Der morgen Dirnslag. den I I. Januar, staltsintende Arbcitsabend des Kosinophilcn-ClubS wirb einen Vor trag des iäu<1 j'hil. Herrn Hugo Hildebrand bieten, wel cher sich als Tkema: „Die Grnndzüge von Schopenhauer'» Ettsik mit Rücksicht aus Kant, nach den beiden Grundproblcmen dargcstellt" gewählt bat. Dieser intcressanle Stoff dürft» für jeden gebildeten Laien Anziehung haben, daher wir an dieser Stelle besonder» daraus Hinweisen wollen, daß Gäste ,» den KoSmoplfilen-Abrnden bereitwilligst Zutritt erbalten Am nächsten wird ker Präsident auch unter Rückblick aus dir großen Todten de» vergangenen Iakrr». insbesondere de« jüngst tahingeschikdenen Arnold Rüge, in eingehender Weite gedenken Wie wir hören, beabsichtigt der Kosmopbilrn-Cluk am 1. Februar den l 00 jährigen Geburtstag CH amiss o'S,
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