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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-14
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. R«A«ti»U uad Lr-kdition JohanneSgosie 33. Sprechstunde» der Urdnrti««: Bonnitlagt 10—12 Uhr. Nachmiiwgt 4-- Uhr. «n »ü Wick,-»« kin-o-ndur M-uuiicript, »»H dü M-S-xne» »ich, »erdinrüch. der für Vte nichftf«l»e»P« hesti»«l«, Inserate « ea tt« S Utzr Nachmitta«», »p Festtage« früh bt«'/,» Uhr. 2» de» Filialen für 3>s.'Ln«ah«e: vsta Rl«««, UntverfitätSstraße 22, Lauts Lüsche, Katharinenstraße 18, p. »ur dt» '/,» Uhr. dAtr.TagMaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschiiftsverkehr. ^ 14. Areitag den 14. Januar 1881. L»fl«ge Ad«me»e»t»rri» viertelj. 4»/, tncl. Brinaerloh» b Nk., h»ch hie Most dezvM» k VS. ged« emzelne «nnnner 23 Pf. Belegqonpl« 10 Ps. Gebührt» für Extrabeilage» ahne Poübesörderung 3S VS. «tt Poftvesörderung 4S VS. Il^ratr Saespaltene Petitzeile L6 Pf' «rohere Schriften laut unserem Preis. Verzeichnis. tabellarischer Loy nach höherem Tarif. Ueclanten u»ter de» Urdactiousstnch dir Dpaltzeil« 40 Ps. Inserate sind stet« an die «ü»e»ttia» zu seadru. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneviuvornoäa oder durch Post- vorschuh. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die diesjährige Neujahrsmess« endigt mit dem Id Januar. An diese« Lage sind die Buden und Stände auf den Plätze» der in- »ere» Stadt bis Nachmittags 4 Uhr vollständig zu räumen und bis spätesten» 8 Uhr Morgens des 16 *) Januar zu entfernen. Li« aus dem Augustu-plave und aus den öffentlichen Wegen und Plätze» der Vorstadt befindlichen Buden uud Stände sind bi- Abends 8 Uhr de» 1b. Januar zu räumen, und am 17. und 18. Januar, ledoch lediglich während der Tagesstunden von früh k bis AbendS 7 Uhr abzubrechen und wegzuschassen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche beziehen», lich auch di« betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternehmer ver antwortlich sind, werden mit Geldstrafe bi» zu IbO .äi oder ent sprechender Haft geahndet werden. Uebrigen» haben Säumige auch «t Odrigkeittwegeu zu verfügend« Beseitigung der Buden x. zu gewärtigen. Leipzig, den 3. Januar 1881. Ter Rath her Stadt Leipzig. Vr. Georgs. Harrwitz. *) In Nr. 8 «nd 11 Ist irrthümlich der 17. Januar angegeben. «itzsche. Bekanntmachung. Nachdem verschiedene von deu gewählten und unterm 16. De ce»b«r 1880 veröffentlichten Herren Arinenpflegeru rrclamirt. auch dies« Reklamationen theilweise für begründet erachtet worden sind, dringen wir im Nachstehenden <D die Namen der für dieselben neu- gtwihltrn Herren Pfleger zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, am 11. Januar 1881. Der Rat» »er Stadt Leipzig vr. Grorgi. Ri D 1. Listriet:Tannert, A.. vr.sur.u.RechtSanw.,Llosterg. 18. N. Reftmanu, L. A. P., Piwirrhdlr.. Kl. Flcischergass« 1/2. 2. , Tünnermann, W., CassenvereinSdirector, Markt 2. Krause, F. W., »aufm. u. Hoflieferant, Kalhartnenstr. 3. 3. » Rudlofs, C. F. H., Schuhmachermeistcr, Nicolaistr. 16, II. 8. , Mühlig, Robert, Radlermeister, Burgstraße 3. 7. . O«l»ner, A. W., »aufmann, Gerberstraße 1i2, I. 8, - - Giebenrath, H.. »lemvnermstr., Psaffrnd.Str.4, Part. 11. » Kle ppel. F. W. E., Fteifchermstr.. Naundörschen 1, Part. Hohlseld, E. G. E„ Kramer, Ranst. Tteinw., 11, Pt. Klug, E, Bevollmächtigter der Gothaer Fener-Ver- Versicherung, Waldsttaßr Id. Part. «eorgi, T. R., Kaufmann. Walbstraße 4. l. Patzschke, I. F. H.. Hchmiedemeister, Waldstr. 12, I. Eggert, F. R. A„ Kaufmann. Waldstrahe Id, lll. Krans«, Max, Kaufmann, Plagwitzer Straße 40. ««»sferth, F. Privatier. Pd«vitzer «»ihr 1». Mucker, I. T.. Uhrmacher, PeterSswiaweg S. Net«»»» ir., L. F.. Aleifchermeister, Munzgaffe 4. Kleist, ff. I.. MichemikuS, Kindmühlenstraße 3b. «rnmmich, F. H., Bergolder. Dindmühlenstraße 10. Brox, G„ vr. für. und Rechtsanwalt. Schletterftr. IS. Rostock, G. P- Kaufmann, Baierisch« Straße 140, II. Backhaus, O. F. W.. Maurermeister. Sophienstr. Sb. Kerner, W., Oberlehrer, Fürsten straße 11. MirnS, T. Theodor, Kaufmann, Floßplatz 13. Lhierseldrr, L. Alb.. Kaufmann, Floßplatz 28. Mattha, C. H., Kaufmann, Lützowstraße 22. Köhler, F. W„ Fischerobermeister. Floßplatz 28. Weber, Friedrich Morltz, Dachpappen Fabrikant, Mahl mannstraße 3. Gö decke, Rudolph. Kaufmann, Mahlmonnstraße 3. Kuhndt, C. F. E-, Bäckermeister, Malilniaimstraße 1 Kunze, G. H. Kaufmann, Sophieustraße 3t. Müller, R.. Kaufmann, Sidoniensiraße bk. Hardeland. H. E. I., Director, llarolinenstraße 10. Schmier», L. W-, Maiännensabnkan«, Tösener Weg. Kriluert, E. Aug., Drecl^lereibesitzer, Glockenstraße 4. Raumau». T. G-, Buchdruckcreibesitzer, Nürnb. Str. 43. «iealer, H. R., Buchhändler. Nürnberger Straß« 43. Kerstrn, Moritz, Zimmermeister. Dholstraße 13. Haubold, W. R„ Kaufmann, Thoiitraße 13. Wilhelmq, Otto Einil. Slempnermstr., Thalstraße 10. vr. Zirkel, Professor, Thalstraße 13 c. LyriacuS, Max. Buchhändler, Thalstraße 6. Mäusezahl, C. Theod., Bäckcrmstr., Grimm.Stwg.60. Händel. «. W. H.. Buchhändler, Roßstraße 10. Fr ick«, C„ Zimmermeister, Dresdner Straße 43—4b. Friedrich, Rich., Kausmann, Dresdner Straße 23. vr. Hempel, Schulrath, Lange Straße 1b. Thum. Kilh.. Lotteriecollecteur, Lange Straße IS/SO. Hermann, Georg. Buchhändler, Querstraße 4. vr. s - - - - . . 1L >17. SO. 23. HolzaucKion. Freitag, de« 21. Januar dss. I».. sollen im Forstreviere kannrwitz von Vormittag« 9 Uhr an in Abtheilung ISä ca. 4 Raumcublkmeter eichene Nuyschcite, 133 Raummeter eichene. 8 Raummeter buchen», 46 Raum meter lüsterne und 1 Raummeter ellerne Brenn- sichrit-. 77 Abraumhansea unter de» im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Znsaninlentnnft: aus dem Kahlichlage am sogenannten Stempel, am neuen Fillerbccken hinter dem Strcitteichc bei Connewitz. Leipzig, den 7. Januar 1881. Tca Raths Forst-Tepntation. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 14. Januar. Die Lage deS englischen Cab inetS ist keine beneiden», werthe. Tie Niederlage Ä labstone'S in seiner auStvärligen Politik ist augenscheinlich und nicht zum wenigsten dal tcr heißblütige Staatsmann bieic Niederlage den Berivickelnngen Lande selbst und in den Colonicn zu danken. 30,«>(»«> Man» ) ausgeboten, um das unglückliche Irland zu pacincire». TaS liberale Ministerium hat wohl oder übel die Bahn der Gewalt betreten inüssen, die man ikm aber nur vergeben wirb, wenn es zugleich Recht und Gerechtigkeit wieder lxrstellt und dem irischen Bolle diejenigen 'Reformen gewährt, die eine dauernde Gesundung der bestehenden Auslände Kerber- ührcn. Wird daS aber geschehen können? Di« Mehrheit des Parlamentes besteht aus Bertretcrn und Freunden derjenigen Interessen, welche die Landresorm in Irland schäbigen muß. Man weiß recht gut, baß Alles. waS Irland gcwänrt wird, auch die englischen und schottischen Lantbauern fordern werben. Die Tories, tic grundsätzlichen Gegner jeder ernst gemeinten Landresorm, jeder Grweilerung der politischen Rechte des Volkes, werken, wenn die Regierung irgendwie wirksame und principielle Rcsormvorschläqe macht, in der Ablehnung derselben durch die gemäßigten ÄkiaS unterstützt werden. Und wenn wirklich und trotzdem etwas Brauchbares im Untcrhause .u Stande kommen sollte, so wirke- sicher vom Obcrhausc wieder 27. SV 32. KL 43. Frey, Fabrikbesitzer, Marienstraße 14b. verworfen werden. Wenn aber halbe Maßregeln, wenn bloße Aus- kuustSnütlel als Vorschläge zum Vvrsckem komme» sollten, so wird die irische Revolution eine Stütze an den engt,scheu Radicalen finken, die schon jetzt der Regierung die deftigste Opposition macken. Wenn es bann auch gelingen sollte, mit Hülse »ilitairiscker Macktentsaltung den mit allen Krlislaa de» Hasses genährten Lusstand in >. Irland zu unterdrücken der Grimm der Iren würde nur neue Nahrung -zelvinnen und der Mangel an Vertrauen zu England gcnelgert iverdcn. ES ist nicht schwer, schon heute zu prophezeie», daß die Lage des EabinelS gefährdet und seine Tage gezählt sind. Gladstoue wird sicher an der irischen Krage scheitern, aber ein ilun folgender Ton, wird die Situation nicht bessern, sondern mir verschlimmern, indem er sich noch weit weniger geneigt zeigen wird, die Landfraae durch ener gische Reformen zu lösen. England gehl den schwersten Er schütterungen entgegen. cS sichen ihm neue und hartnäckige der S«»c dkutzholzauctiou. den 17. Januar dieses Jahres sollen von Bor «iti«» S Uhr an. aus den neue« Schiehftünpen, in der Nähe der Lttttzsch-Savrenrr Brücke c». 37 eichene, 27 buchene, 37 lüsterne, 23 lindrne, SO eschene, Nutzllütze, 8 ahorne, 7 mao»holdernr, 2 birken« und 8 ellerne 187 eichen« Schtrrtzülzer, 88 ellerne Wasserpauftan»en, 160 eschene Schtrrstau»eu und 23 Hepepa««« unter de» tm Termin« bekannt zu machenden Bedingungen uud gegen di« übliche Luzahlung a, den Meistbietenden verkauft werden. Zusa««o»knnft: an der Leutzich-Wahrener «rücke. LeipzP. a» 3. Jmruar 1881. Te» Ruth« Karst-Tepntatt»». »- —— --- — Prntzholzanctton. Mttttvach, den 1». Januar d. I.. solle« von «ormittag« S Uhr mi. aus den neuen rchieszftintzen. i, der Nähe der PenchschnLAahrenrr Brücke ca. 37 eichene, 27 buchene. 37 lüsterne, 25 linden«, 30 eschene, 8 ahorne. 7 «aaSholderne, 2 birkene »nd 8 «llerne Rntzklatze, 1S7 eichene Lchtrrhälzer, 88 ellerne «afierüanftansen, 180 eschene Schirrftanaen und 23 - Häetzan«« unter de» t« Termine bekannt zu machenden Bedingungen «nd gegen der übliche Anzahlung an de« Meistbietende» verkauft werbe». Zusammenkunft: an der Leutzich-Wahrener Brücke. LmPtzig, a« 10. Januar 1881. Te« Rath» F«rft»Te»»t«<1»». Kämpfe bevor, die eS aus lange Zeit zwingen werden, in auswarligen Politik eine passive Rolle zu spielen. S« Eoiomcn droben fick vom Mutlcrlandc zu lösen und absorbire» alle Machtmittel, die ikm das Eingreijen in die europäischen Fragen ermöglichen würden. Tic Welt Kat keine Ursache, vor dem heutigen England Furcht zu Kegen, denn eS har deine» einzigen Soldaten übrig, um seinem Chauvinismus und seinem Ehrgeize Nachdruck zu geben. lieber die Stellung der Nationallibcralen zu dem soacn. „Berwcntuiiasgcsetze" wird »ns aus Berlin geschrieben: „Die Nachricht, daß die nalionalliberale Fraction bereit sei, einem cinmatigen Steuererlaß von 7 Vit» lioncn zuzustimmen, ist offenbar nur auS den» durch Herrn v. Bcnba an die Budgctcommission gerichteten Expvsö ent standen, welches die sincmzielle Zulässigkeit de» Erlasses in der bezeichnet«,, Höhe herauSrechnen will. Einen Abschluß über dir Frage hat die Fraction noch nicht gefaßt, und über die vorläufigen Besprechungen wird strenge DiScrclio» beobachtet. Man wird sich erinnern, daß Herr v. Benda schon bei der ersten ElatSberathung sich viel ivcuigcr entschieden gegen den Steuererlaß aussprach als Hobrec^t. Seine gegenwärtige Berechnung basirt daraus, taß von 38 Millionen beS Extra- ordinariums gegen 22 Millionen unbedenklich durch Anleihe gedeckt werden dürsten; er begreift in dieser Summe ebne Arg auch das Eisenbakn-Exlraordinarium und vergißt dabei ebenso wie f. Z Herr v. Zedlitz, daß in der vor jährigen Eiscnbakncommisiion die Ausbringung dieses Extra- ordinariums durch Anleihe nur unter der Voraussetzung als ralionell angenommen wurde, baß gleichzeitig die Eifenvakn Überschüsse zur Bildung deS Reserve- und Amortisations- Fonds verwendet würden, waS ja im vorliegenden Etat nicht geschieht. Finanzpolilisch Kat allo ein Erlaß von 7 Millionen so wenig einen Grund, als einer von l l Millionen; gesteht man aber einmal da» Princiv zu. daß Anleihen ausgenommen werten, um Steuern zu erlassen, so ist nicht abzusehen, warum man nickt gleich 7 Millionen Höker greisen soll — davrn wird der preußische Staatscrekit wob? kcmenfalls erschüttert werben. Dieser triviale Mittelweg zwischen gar keinem Steuer erlaß und einem von 14 Millionen ist aber, sowenig wie an sich rationell, auch nickt im Mindesten geeignet, der Bcrständigun mit der Regierung näher zu kommen Da Fürst Bismcm und die Eonservatwen sogar den 14-Millionen-Erlaß dauernd machen wollen, so wird sich eine Herabsetzung dieser Summe vollends um keinen anderen Preis erreichen lassen. ES ist also nicht im Mindesten wahrscheinlich, dsh die nationaltiöerale Fraction aus den Benda'schen Gedanken cinzehen sollte. Ent scheidet sie sich für eine Verständigung, so wird sie aus de» sre iconservativcn Vorschlag «ingehcn müssen, die 7 Millionen dauernd zu erlassen; andernfalls ist nichts einfacher, als da; sie sich mit dem durchaus unverbindlichen Nichlwiberspruch gegen die Ansätze deS Etats begnügt und der Regierung über läßt. zu einer weilergehenten Verständigung die ersorvertichen „mehreren" Parteien zu nehmen, wo sie zu finden sein mögen." ES läßt sich schon jetzt mit voller Sicherbeit übersehen, daß auch die gegenwärtige Session deS preußischen Land tag« wieder mit einem starken Rückstand unerledigter Arbeiten abschließen wird: schon taucht der Borschla, einer Rachfession wieder sehr vernehmlich aus; die Rah« umwälzender Resormprojerte, welche die Oeyentlichkeit be- chäsligen, eröffnet noch für Jahre die Ausgcht au überlastete Sessionen, die bei dein besten Willen den an sie gestellten Aufgaben nicht zu genügen vermögen. Man pflegte früher den Liberalen, als deren Einfluß aus den Gang der Politik und Gesetzgebung noch größer war als hcutzula«. die legis latorische Ileberproduction zu einem beliebten Vorwurf zu macken, als ob die ..Gesetzmacherei", das Rütteln an allen bestehenden Verhältnissen eine besondere Neigung des Libera lismus sei Man kann an dem neuesten Gang der gesetz geberischen Arbeiten, an der täglich mehr ansckweUcnben Fülle lästig sich drängender Resorinprojccle erkennen, wie un gerecht jener Borwurs gewesen, den man der sogenannten „liberalen Aera" gemacht Kal. Unter der Herrschaft einer wesentlich nach der conservaliven Seile rcorgam- sirlen Regierung und der parlamentarischen Majorität v. Miiiiiigerode erst haben die Ansprüche au die gesetzgeberische Leistungsfähigkeit einen Umsang angcnommen. der kaum mehr zu bewältigen ist und zu einer wahren Calamität zu werden droht. Tie Unruhe, Hast und Unbeständigkeit, die gegen wärtig aus allen Gebieten de« öffentlicher, Lehens herrscht, ist wahrhaslig nicht die Frucht liberaler Neuerungssucht, sondern ganz unleugbar eine Errungenschaft der konservativen Aera. Und auch der Gang der parlaiuenlarischen Arbeiten ist, seit die Evuservativen den überwiegenden Einfluß aus die Geschäftsführung üben und sich in ihrer Majoritalsrolle suhlen, zum »lindesten ruckst rascher und förderlicher geworden alS früher. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" signali- irt den Wiederbeginn der Eutturkampsbebastten im preußischen Landtage. Das gouverncmcntale Blatt schreibt-. „Der Windthorft'sche Antrag wird, wie eS scheint, in den nächsten Tagen gestellt werden. Es verlautet. daß die ultra- montanen Kreise selbst über die Angemessenheit des Antrags, namentlich über die Opportunität desselben. sehr verschiedener Ansicht gewesen sind. So viel scheint festzustchcn, daß der Antrag nickt Name»« des ganzen Eenlrums gestellt werde» oll. Es möchte dies seinen Grund darin haben, baß man in Nom den Zeitpunkt für eine Verschärfung des EulturkampseS noch nicht sür gekommen erachtet. Herr Windtkorst, dessen Einigkeit mit Rom ja nicht zu bezweifeln ist, »iiumt gleich wohl bie Stellung eines selbstständig operirenden Feldherr» in Anspruch. Es ist nickst nötlsig. zu verliehen», baß der Antrag der Regierung keine Verlegenheit irgend einer Art bereifen kann." DaS klingt sehr zuversichtlich. Jedenfalls laßt sich über dir Tragweite deS Wortes „Verlegenheit" streiten. Der preußische Justizminister hat bekanntlich bie Zu sicherung gegeben, eine baldige Revision d«S GerichlSkosten- aesetzes vornehmen zu lasse». In der dem Abzeorbueten- tzause zugegangenen Zusammenstellung der Kosten der Justiz verwaltung constatirl er hinsichtlich der GerichlSkosten. daß der neue Tarif mit der Organisation und dem neuen Verfahren nur im äußerlichen Zusammenhänge stehe und zur Zeit die Wirkungen desselben noch nicht mit Sicherheit bcurtheilt werten können. Mit dieser Behauptung contrastirt auffallend eine andere in derselbe» Dcnkschrisl, wo die Mehr ausgaben »ach tcr neuen Organisation bei der Erhebung der Gencklokosten mit 37,082 Mark jährlich folgendermaßen motivirl werden: .Diese Mehrausgabe ist nicht etwa in Folge der Uebertragung der gerichtlichen Caffen- »nd DepositalgeschSste auf die Verwaltung», bebörden cnistanden, sonder» hat ihren Grund in der erhebliche» Zunahme der einzelnen Einnahmepositionen der GerichlSkosten, welche durch die neue Kostengesetzgebung bedingt wird und aus den llmsang der HebungSgcsäfäste von wesentlichem Einfluß ist Die Justizverwaltung würde unter diesen Umständen, wenn ihr die Cassrnverwalwng nach der Organisation verblieben wäre, nicht im Stande lein, die Cassengesitfäste mit dem früheren Personal zu be «Sltiqen." Die Aussicht, baß diele wichtige Angelegenheit demnächst nn preußische» Landtage zur Sprache kommen wird, ist eine sehr erfreuliche, denn das Gerichtskvftengesetz stößt überall in Deutschland aus d»i, ernstesten Widerspruch. Der secessionistischc Abg. v. Helldorss-BaumerS- roda bat bekanntlich vor einigen Tagen in Sleigra iProv. Sachsen) vor seinen Wählern eine große „Slaatsrcbe" ge halten, welche im radicalen Lager mit Hellem Jubel be grüßt worben ist. Der Herr Abgeordnete hat darin der Verschmelzung der Secession »nt der Fortschritts partei daS Wort geredet. Ein radikales Blatt, die „Frcl- nnnige Eorrespondenz". »nterzicht die Rede de- Herrn Abge ordneten sür Steiqra einer enthusiastischen Kritik und äußert sich schließlich kaffin: „Tcr natürliche Zusammenhang von Ursache unk Wirkung bringt eS mit sich, baß Fortschritt uud Secession, mögen sie auch getrennt marsckiren, zu gelegener Stunde stets zusammen schlagen werden, ja. wir tkeilen durchaus die Hoffnung deS -Herrn Redner«, daß beide bald auch zusammen marscksircn mögen, und wir sind ferner mit demselben Redner der Uebcrzeugung, daß Secession und Fortschritt seiner Zeit gerade in ihrer Bereinigung zur ge meinsamen Bildung einer entschiedenen, zielbewußicn Linken zur Lösung der verworrenen Zustände beitragen werden Dir möcht-m hinzusügen, baß zur Bildung dieser „entsckic denen, ziclbewußtcu Linken" auch der deutschen Volks Partei eine bedeutsame Mitwirkung zusallen dürste. Der Unterschied zwischen der Fortschrittspartei nnd den Secessionisten einerseits und der Volk-Partei anderer seits liegt bekanntlich aus socialem Gebiet und ist nicht so durchschlicidenter "Natur, daß ivir Veranlassung haben zu müssen glauben, eine vollständige Ausgleichung aller dieser drei entschieden liberalen Gruppen zu einer großen Partei liege außer dem Bereicht der Wahrscheinlichkeit." In der Bundesrathssihung vom 20 December wurde, wie schon bekannt geworden, beschlossen, dem Kaiser sür die Besetzung der durch daS Ausscheiden de« Reicks- arricksrath« Schüler zur Erledigung kommenden Stelle dein, Reichsgericht den königlich sächsischen Landgerichts Präsidenten FreieSleben vorruscklaqrn. Der braun schweigische Bevollmächtigte knüpfte, wie osficiös berichtet wirb, hieran de» Wunsch, baß fortan die Vorschläge zur Besetzung der Rathsstellen bei dem Reichsgericht wieder, wie früher, dem Ausschüsse sür Jastizwesen zur Berichterstattung über wiesen werben möchten, und erklärte, daß nach der Aussassung seiner Regierung ein Präsentation-recht sür vacant iverdendc Stellen keinem Bundesstaate zustche. halbamtliche „Provinzialcorresponbcuz" begleitet diese Kund gebung mit folgenden Worten: Die bedeutungsvollen Worte haben offenbar einen tlesen Eindruck femachi, möge eS überall im Sinn und Geist de» Kaiser» der Fall ein. ES ist jüngst die zwanzigste Wietrrkedr der Thronbesteigung unsere« Fürsten dadurch an dieser Stelle gefeiert worden, daß an all« die Äohühaten, all da« Große, welche« fernem Volke in dieser Zeit zn Theil geworden, erinnert und durch de» Rückblick aus die Brr- > angenhest auch da» Vertrauen zu dem König und seinem obersten l iachgeber neu z» beleben versncht wnrd«. Weit entfernt, eine Er örterung über dir seit zwanzig Jahren varsolgicn Wege sür nöthig zu erachten, wurde vielmehr da» Jubiläum de» Kaiser- al» eine er. wünschte Gelegenheit wahrgenommen, um dem TageSstreil über di« Wege der Regierung und der Parteien za entsagen und au- den erhabenen Erinnerungen jener Zeit neue »Last für die Zukunft zu schöpfen. Allerdings wurde auch daraus hingmnesen, wie die Geschichte unsere» Kaiser» zur Genüg« lehre, daß die wahren Interessen de« Staate» und de» Volke» mcht immer von Lenen, welch« sich beson- der» als ihre Brrlheidiger auSgedeu. am besten begriffen werden, und wenn uns jetzt zugestanden wird, daß sich der Verständigung zwischen Regierung und Volksvertretung in den ersten Jahren der Regierung unsere» König» Hindernisse entgegengestellt haben, so daß auch gegenwärtig die MißvePandnisse und Hinder- erständigung überwunden werden »nd daß das Volk mit dem König die Zuversicht hege, „daß im einträchtigen Zusammen, wirte» aller Kräfte des nationalen Leben» daß Ziel erreich! wrrden möge, welche« in der Wohlfahrt de» Ganz«, di« Aohlsahrt de« Einzelne» umsaßt." Wir hoffen die» um >c> fester, al« da« Ge. ainmtbild de- Kaiser» >n Wahrheit Men Verehrung und Bewun. derung adzwlng» und als^ die Erkenntniß auch jetzt nicht erloschen ist, grüße» Da« Dankschreiben de« Kaisers an die städtischen Behörden von Berlin auS Anlaß der Sr M. beim Jahres wechsel überbrachten Glückwünsche wird von der osiiciösen Presse in den Vordergrund des politischen Interesse» gestellt. Die daß wir in ihm einen Mann der Vorsehung grüßen und ehren. Wie in Wien eingegangene Berichte «>u< Warschau- melden, mehren sich in letzterer Stabt bie Anzeichen, daß bi« russischen Recsierungskreise eine versöhnliche Haltung gegen Polen anzunehmen beabsichtigen. Gewisse, in polnischer Sprache erscheinende Warschauer Journale, deren Beziehungen zu den leitenden russischen Kreisen kein Geheiiwniß sink. w«»sen ogar schon mit Bestimmtheit aus eine RKiye „wichtiger Reformen" hin, welche zu Gunsten Polen» im Zuge wären. E- liegt im Hinblicke aus bie russischen Eensurverhält- nisse aus der Hand, baß bie Zeitungen Äußerungen wie bie eben erwähnt« nicht bringen würben, falls sie dazu nickt besonders ermächtigt wären. Ileberhaupt. hat die rus sische Eensur in Polen in jüngster Zelt jedenfalls Wink« erkalten, ihre bishertge Schärfe bedeutend zu mildem. In Folge dessen besprechen gegenwärtig die Warschauer Blätter eine Reihe politischer Fragen und Dinge in ei«er Auffassung, welche man vor wenigen Wochen gewiß nicht gewagt Kälte, öffentlich zu äußern. Interessant ist es dabei d« Gründe zu vernehmen. welche von manchen Warschauer sowie mehreren liberalen aber dabei panslavistisch gefärbten Petersburger Blättern für bie Annäherung und schließlich« Versöhnung zwischen Polen und Rußland geltend gemacht werden. „Wenn bas Slaventhum in Europa die »km gebührende Stel lung tkatsächlich einnehmen will" — heißt es beispielsweise in jenen Acußerungcn, — „so müsse es unbedingt einmüthig bandeln, um seinen Gegnern gegenüber als eine geschlossene, von keinerlei inneren Dlsserenzen beanspruchte Macht anstreten zu können Nun sei bas russische Element, im ffammverwandten brüderlichen Vereine niil dem polnischen, jedensall« dazu berufen, die politische und kulturhistorische Mission des gesammten Slaventhums zu übernehmen und sie einem gedeihlichen Resultate zuzusühren. welches auch di« übrige» kleineren slaviscben Stämme mit voller Berechtigung erwarten. Diese wirklich große, weltgeschichtlich« Ausgabe de« SlaventbumS" — heißt es weiter — „könne aber nur dann erreicht werden, wenn seine zwei größten, intelligentesten »nd thatkrästigsten Stämme: Russen und Polen gemeinsam handeln und, alle veralteten, klein lichen Sonder- und Familieninteressen unterdrückend, da- äroße Ziel keinen Augenblick auS dem Auge verlieren " — AuS diesen Aeußerungen ist unschwer zu entnehmen, welche Pläne und Absichten eigentlich hinter diesen neuesten russisch- polnischen „Versöhnung-Versuchen" stecken. Jedenfalls wird man gut tkttn. dieses slavische Einheitsproject. — denn ein solckeS ist offenbar jener „Versöhnung-Versuch", — mit Auf merksamkeit zu verfolgen. Die Vermittelung der Großmächte in der griechischen Frage wird fortgesetzt, denn aus Veraillassung Frankreich- erhielten die Vertreter derselben bie Weisung, bas hellenische Eabinet durch gemeinsame Schritte zur Annahme teü Schieds gerichte- zu bewegen. Die griechischen Journale indessen halten den Krieg nur sür eine Frage der Zeit und sind der Ansicht, daß selbst nach einer schledSgerichUichen Entscheidung der Krieg unvermeidlich sei. Die Armee soll, wi" ein Teeret de« Königs sestsetzl, künftig 72,000 Mann betragen. Man hofft sogar in Athen aus eine Steigerung aus 80,000 Mann und 25,000 Mann Reserve. Tie Ausrüstung der letzteren dürste indessen große Schwierigkeiten bereiten. ES fehlt an Zelten; auch ist kein Gcneralstab und leine Eintheilung in ArineecorpS vorhanden. Die Türkei rüstet gleichfalls und setzt ihre Grenzgebiete in Verlheidiglliigszustand. Die Frage deS Schiedsgerichtes hat in dem Vilajet Janina »» gehrure Aufregung kervorgerusen. iowobl unter den christlichen wie unter den mukamedanischen Einwohnern desselben. Der elfteren bemächtigte sich — so wird auS Janina berichtet — große Bestürzung und sie äußern sich nickt eben snmpatbisch über bie europäische Diplomatie, die ihnen, nachdem sie vor kaum fünf Monaten ihre Bereinigung mit Griechenland ausgesprochen batte, beute diese Wohltoat wieder zu entziehen Willens scheint. Die Notablen der Griechen traten sofort zu sammen und gelobten einander feierlich, weder den Geboten Europas, noch ken Mahnungen und Winken Griechenlands Gehör schenken zu wollen, falls letzteres den europäischen Schiedsgerichts-Borschlag annehmen sollte, sondern bei den Einen wie bei den Andern Protest gegen jeden Schritt zu er heben. welcher etwa dahin gerichtet wäre, die iffnen in Berlin tunk ein einstimmige« Votum Europas zuerkannten Rechte auch nur im geringsten Maße zu schmälern. DieM o h am e da n er anderseits, welche der europäischen Diplomatie sehr mißtrauen, besürcklen, daß. wenn die Frage aus schiedsgerichtlichem Wege ausgetragen wirk. Griechenland am Ende ein noch größeres Gediet zugesprocffen werten könnte, als die Pforte durch Abdedm Pascha ab- zutrcten sich bereit erklärt batte. Sic versammelten sich aleich- salls in dem -Haus« de- Mufti Kiamil Effendi und beschlossen, daß sie eine» solchen Antrag nicht annekmen, da zu vermutben sei. daß. wenn sie einem Schiedsgerichte zustimmen. Europa Janina neuerdings dm Griechen zusprecken werd« Beide Element«, das griechische wie das mobamedanisch«. desindm sich seitdem in großer Aufregung, so daß man glauben möchte.
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