Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-21
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Rk-ntiou und LrPkditio» Iohanne-gaffe 33. L-rkchknliden drr Nedartio»: Bormittag« 18—12 Uhr. Nachmittag» 4—3 Uhr. Kvr »t, »«»-»« n««l-ndl»r M»in>ictt»t« dir mchl verdiatüq. A»»«tz»e »er sü» dt» «Lchftf«l,e»de N»««er defttmmte« Jnser«te a» »r W«che»ta,e« dt» 3 U»r ««L«««-««» Kefttageu srnh dt» In den Filialen für Ins.-Ännahmr: vtt« Riem«, Universit-ttSstraste 22, kaut» tische, »atharlnenstraße 18, p. nur dt» '/.» Utzr. UchMcr.TasMÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage la^tvv. Atsmmnrntddrei, vierlelj. 4'/, tuet. Brinaerlohn 5 Ml., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» «hne PostbefSrderung 39 Mt. Nett PostbefSrderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. chrOIerr Schriften laut unserem PreiS- verzeichnitz. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Reklamen unter den Redactionsürich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die vxpeSitian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuwermxl» oder durch Post- Vorschuß. 21. Arettag den 21. Januar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Freitag, den 21. Januar u. c.. Vormittag« 10 Uhr sollen auf der Lindenauer Cbauffec eine Anzahl starke Pappel-Rkißig- bausen an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Abfuhr öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 17. Januar >881. De« Rath« Straßenbau-Deputation. II. 8lüt11i8t'lio kol'11ri1t1unA88(:1iul6 . kur Xnaben. bleu eiutredeuäs kkhlllee aus kohxeo6«o 8un»«>u 6er 8t»6t: XIderl8triu«e, ^lorunäerütruro«, Liter Lmtsdos, Lrvät»trm««e, 6»ukofztr»»«e. Laxer!» Ke siteusse, Liswnreketr»««, Lr»n6- vomver>t8tr»-»-e, Lru»6>ve>r, Lrau^tras»», Lritckemtriein«, Lu 6«r 1. Liirxemekuls, tileiue Lurux»««, Lurxetra-»«, Oanal- »trn«>e, Ilarolinen-ikrnsso, Oeiicrsletrasüs, ( oloimnäenarrnsee, N»ri6»rra«e, I ><>-,euer VVeg^, Dorotkeenatrnm«, LIiaeustriuse, LlateriNrusse, Limlieuetrn«««, Lr6mnun8tr»»»e, kiekteatra»««, Llc»>8plitlr, frankfurter 8tr»«»e 34—43, frie6rick»ir»«'«, fürsteuÄrnsse, OvNLuäxäsnekeu, 6locken8tra!>8s, IlLrket- 8tra«e, Lurkartütr»««, llauptmaollotra,««, Unke 8lr»«««, 3»dlonvv,Irx,tr»8>ie, X»iser-1ViIke1m-8trim8e, koekütrnsne, XSnhz.-glnir, tcöeverütrnsne, Xokteostrmeie, fronpriu/utruKse, Lupler^s>»'d«v, Xurpriar-Ir»««, l-epl»x»tr»«e, Leneinx- «rnE, I,isdüwtra«»e, l,ö»uiKer 8tr»«8e, LtziroNxlra-«;, IlsK»riiUrit«e. 5laklmanu»tr»a«e, Hurackuewtr»!'«, blenäetj- «odn8tr»8.>>e, Ilnlrkeukrurse, SlnüekeleemtrnMe, lloritratrm««, Hüktxasse, kttmexilnse, kieamnrkt, Xllrukeixer 8tr»E 23b di- 52, Obstmarkt, I'eterskirekdok, Leternateiuv«^, Leters- «trusse, I'Iuxueitrer Strass«, Lu 6er kiel««, ?IsiEim»sse, LomLtovskxstrasse, I'reu»serxk««ken, Lrumeua6enatiiv>8e, Loaaplatr 1—11, ku>1nlfstru«e, Scksoken6>,tt»tr»me, Sekiller- »tr»s«e, Sedlstterutrasse, Sekleaasiuer ^'e.»z, ScktomgiiE, SedrsderxLsoken, Sekreberstraias, 8« kul-trm««, Sedaati»»- Laed-Strasse, Seiteastrusse, 8!6onionstras»s, Sopdienstra««, Svorerxilasckeu, Stern»»rteustr»««, Slictstrssae, lewkstrio««, luatstr»«« 9d—29, l'urnewtrass«, lltrick-xae»«, l'oirersi- ttt«tr»«e, IVeberuuss«, IVeststnu««, IViessuetr»««, 1Vm6- wükleu8n«e, 1Viu6»,iU6eustr»««, >Vin6mllk1s»M«g, Leitrer Strasse, Liwmerstr»«« nur „/Netten 8tst6t1s«ke» k«rtklI6unrs»o>>»I« für " (im OedLuä« 6er V. Lilrzersakule, 8cd1et>ersv»sse 15). M I^lprix, 6eu 19. aanuur 1881 vr. Stavri. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 21. Januar. Die zehnte Wiederkehr de« Tage«, welcher die Wieder- üufrichtung de« deutschen Kaiserreichs un« brachte, hat vielen deutschen Zeitungsschreibern Gelegenheit und Anlaß gegeben, sich als recht schlimme Schwarzseher ihren Lesern vorzuführcn. Aber so beflissen Grau in Grau zu malen, ist doch wohl nicht Ausgabe einer gerecht urtbeilenden Tages presse. Wir freuen un« daher aufrichtig, in der „Magdeburger Zeitung" einer Auffassung zu begegnen, welche die Errungen schaften des verflossene» Jahrzehnts nach Gebühr hervorbcbt I»«d da« deutsche Volk aussordert, sich nicht einer Hoffnungs, losigkcit hinzugcben, zu der wahrhaftig Grund und Veran lassung nicht vorlicgt. Es beißt da u. A.: Kein Dccennium vergangener Zeiten möchte auf dem Ge- >iete der praktischen socialen Politik, der gemeinnützigen pflege und Fürsorge so viel Errungenschaften ernster und euer Arbeit auszuweiscn haben wie das jüngst vergangene. ES ad nicht immer neue Gedanken, von denen zu berichten ist, aber — viel werthvoller — die llebertragung und Einbürgerung ulender Ideen im praktischen Lebe«. Wohin wir blicken, t e« sich, und manch' beachlenSwcrther Erfolg ist schon eicht. Aus dem kleingewerbtichcn Gebiete, welche« ^ Großindustrie rum Theil verschlingen, zum Theit erdrücken ßollt«. ist neues, frisches Leben erblüht. Die Kunst bat ihre ierjüngende Kraft hier glänzend bewährt, aber auch die alten genossenschaftlichen Formen sucht man den modernen Bedürf nissen anzupaffen, die Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden immer ausgedehnter durch gewerbliche Sch ied«gerichte geschlichtet, die FortbitdnngSschulrfür dir Lehrlinge erfreut sich immer allgemeinerer Aufnahme, ja man ist erfolgreich bemüht, da, wo sich altehrwürdige Bande zwischen Herren und Arbeiter nicht wieder schließen lasten, wo die Zeit un widerruflich emancipirt hat, neue Einrichtungen ru erfinden, »in dem Abhängigen und Unselbstständigen sür feine Muße eine anregende und erfrischende Erholung zu verschaffen und damit zugleich die destruktiven Einflüsse am wirksamsten zu bekämpfen. Tie Bestrebungen aus dem Gebiete der freien Bolk«bild»ng«vflege, die Beschaffung und Berbreitung guter BolkSliteratur, die Anlage von Volk«- und Schulbibtio theken hat in keinem Zeitabschnitt einen solchen Impuls ein pfangen und gegeben wie in dem eben abgelaufenen. Die Gründung der Gesellschaft sür -lerbreilung von Volksbildung, der „Eoncordia". des -Vereins von vorwiegend Arbeit gebern sür da« Wohl der arbeitenden Elaste, und ahn i'chen Genossenschaften fällt in da« erste Jahrzehnt de« neuen Reiche«. Ideen zur Resvrmirung aus dem Gebiete der Armenpflege, welche vordem nur kümmerlich und ver einzelt hervoriratcn, habe» sich immer nachdrücklicher und nmfaffcndcr in der öffentlichen Meinung geltend zu macken gewußt und erfüllen das nackte Bein des nüchternen Gesetze» mit Fleisch und mit kräftigem Leben. Di« Bedeutung der vorbeugenden Armenpflege, als HauptlhcU der gesammten Thätigkcit, ist ohne Widerspruch anerkannt »nd wo der Ge« danle nock nickt Wirklichkeit geworden, bemüht man sich, ibm dazu zu verhelfen. Ja die Allerärmstrn, die sittlich Verwahr losten und (^allenen — aller Orten ist man sich der Pflicht ihnen gegenüber bewußt geworden und legt Hand an« Werk. Di« Erfolg«,» der Verbesserung der Kranken- und Gesund» be,t«pslege. in der Eontrole der Nahrungsmittel, der ve- sörderong de« Sparsinne«, de« Unterricht«» und Erziebuna«wesen« — st« sind fast alle Erfolge der freien PrivaNbäligkeit, hervorgewacksen au« dem deutschen BtkHerthum, und sie gelten in erster Lmie, zu allermeist dem Proletariat. Wir haben nur Einzelheiten hrrau«gearifsen. »m an dem kaae, an welchem Mancher nickt ohne Vekümmrrniß Rückblick und Umschau hatten wird, auch ein freudige« und hoffnnnasvollei Bilv zu entrollen. Di« Leit ist schwer, aber sie ist nicht schlecht. Fahren »ir fort, muthig, mit UuSdauer und »hn« jede Selbstsucht; da« schlichte Heldenthum ist nach dem großen nicht allein schön — nein, e« »st auch siegeSsichcr. lieber die kirchenpolitische Lage und den Feld- zugSplan de« Centrum«spricht sich die „Nat.-Lib. Corr." olgendermaßen au«: Centrum und Curie haben zwei ge trennte Wege einqeschlagen, um die stockende tirchenpotitische "'rage wieder in Fluß zu bringen, und wie cü scheint hat das lorgehen de« einen Factor» nickt ganz die Billigung des andern. Der Papst will, wie jetzt auch die „Germania" (offen bar nicht mit freudiger Zustimmung) einräumt, den Versuch machen, einen wichtigen Paragraphen de« neuesten Jutigesetzc» in praktische Wirksamkeit treten zu lasten, indem er in einzelnen bischöflichen Sprengeln — wohlbemerkt aber nur in solchen, die durch den Tod der Oberhirtcn, nicht durch Amtsentsetzung er ledigt sind — die Wahlen von CapitelS Verwesern gestattet und damit eine regelmäßige Wiederaufnahme der bischöflichen Amtshandlungen, soweit es unter dem Widerstand gegen die Maigesetze thuntich ist, ermöglicht, unter der gewiß zutrefscn den Voraussetzung, daß alsdann das Staatsministerium' von seiner Bcfugniß, von der eidlichen Vcrpslichluna und andern Vorschriften zu entheben, Gebrauch macht. Während daS Cenlrum da« neue Kirckrngesetz für absolut unwirksam zu bezeichnen pflegt, schlägt sonnt die Curie den praktischeren Weg ein, das von ihren parlamentarischen Stützen verworfene Ge setz darauf hin zu betrachten, ob sich nicht einzelne seiner Be slimmungen zu einer Milderung des CuttiirkampscS verwenden lassen. Hand in Hand mit diesen Bestrebungen gehl der Ver such de« Centrum», durch einen angeblich unverfängliche» An trag die Grundlagen der kirckenpotitischen Gesetzgebung in einem ihrer allerwcsentlichstcn Bestandtbeile zu zerstören. Daß das Centrum mit diesen. Versuch scheitern wird, steht jetzt schon fest. Die conservativcnBtättcr.anch „Reichsbote" und „Kreuzztg.", haben sich gegen den Antrag erklärt; ebenso eine ofswiöse Stimme, welche beweist, daß die Regierung noch inimer an der Austastung sesthält, welche der CultuSmuiistcr von Pntt- kanicr im vorigen Monat vorgetragen, a>S er »achwieS, daß der Antrag mit den Grundbestimmungcn drr Maigesetzgcbnng in schroffem Widerspruch siebe; auch im scckssionistischcn.und fortschrittlichen Lager, wo bekanntlich einige Neigung bestand, dem Antrag zuzustimmcn, scheint man sich eines bessere» be sonnen zu haben (?). Kurz, das Crntrum wird nirgend« oder dock nur ganz vereinzelt Unterstützung finden. Und doch hat di«. Partei sich ihre« alten Grundsatzes wohl erinnert: wer Nickt« zu bieten hat, kann auch Nichts fordem., Sie hält den Coiifervativkn und der Regierung die Verständigung über die sinanz- und steucrpolitischcn Fragen al» lockende Aussicht hin. Seine Bedenken gegen den Steuererlaß hat daS Ccntrum bereit« aufgcgeben; durch seine Unterstützung ist der Antrag von Minnige- rode dcrMajorität sicher. Und nicht genug damit, auch bezüglich de« VerwendungSgesctzcS bietet da« Centrum schon recht deutlich feine Beibülse an. Nock hat hierüber die Partei keinen Be schluß gefaßt, sagt die „Germania", indessen scheint sich dock) die Stimmung zu Gunsten de« Gesetze« in parlamentarischen Kreisen etwa« verstärkt zu haben. In dieser Ander,ttina ist der Fcldzug«plan der Partei klar genug ausgesprochen. Man darf gespannt sein, wie die bevorstehend« Ablehnung des Windihorft'schcn Antrag» ans die „rein sachlichen" Erwägiingen des Centrnms in der Stenersrage wirken wird. Bis jetzt siebt die Taktik deS CcntrnmS nickt nach einer siegreichen Operation ans, aber bei der gegenwärtigen Unberechenbarkeit aller Entscheidungen kann man sich überraschender parlamen tarischer Beschlüsse stet« versehen. Da« neue UnsallversicherungSgesetz findet, wie zu erwarten stand, auch viele Gegner. In einer Vers a m »> tnng der Fortschrittspartei m Berlin wurde die Ansicht aus gesprochen, daS neue Gesetz lvcrtc da« bisher bestehende dadurch verschlechtern, daß in der Hauptsache die Lasten der Haftpflicht von den Arbeitgebern aus die Arbeiter und auf die Gesammthrit der Steuerzahler üt>crtragen und der Ersatz anspruck deS verunglückten Arbeiters geschmälert werde. ES beißt in eine», Berichte der „N. A. Z." über diese Bersammlung: Die amvelcnden Socialdemokraten enthielten sich der Ab- stinmmng. ES ist wohl mit vollkommener Zuversicht zu erwarten, daß die Arbeiter sich denn doch da« neue Institut, das ihnen geboten wird, genauer ani'ehen werden, al« die Fortschrittspartei eS gelban hat. Da« neue «eietz soll die Last der Haftpsttcht aus die Arbeiter wülzen, dasselbe ctzesetz, welches bestimmt, dost die Entschädigung bri allen Nnsälle», glei6)viel obdenArbeiier eine Verschuldung trifft odcrnicht eintritt, welche« ferner bestimmt, daß jeder Arbeiter, dessen Jahre«, lohn nicht über 750 .Si beträgt, zur Unsallversicherung auch nicht den geringsten Beitrag zu zahle» hat. Die demokratische Berliner „BolkSzeitun g" verwirft den IG. Paragraphen deS Gesetzentwurfes, welcher den Be- tricbsunternchmern die Besugniß gewahrt, den Arbeitern die Prämienbeiträqc, welche die Unternehmer sür die Arbeiter auszulegen haben, aus den Lohn anzurccknen. Dieser Para graph bezieht sich indcß lediglich aus Arbeiter, die mehr al« 750 Mark JahreSlohn erhallen, weil diese nach dem Gesetz- rnlwurs die Hälfte der Versicherungsprämie zu tragen haben. Die „BotkSzcltung" sucht dagegen nachzuwklsen, die Unter nehmer sollten berechtigt werden, die zwei Drittel der Ver sicherungsprämie, welch« sie sür alle Arbeiter zu tragen haben, die 750 Mark und weniger JahreSlohn beziehen, ans diesen JahreSlohn anzurechnrn. Nickt nur rnlbätt daS Gesetz davon kein Wort, die Unternehmer werden auch bei jedem Versuch, den JahrrSlobn der Arbeiter um den künftig von den Unter- nchmern zu tragenden Prämienantheil zu schmälern. noth wendig sweitern. Die „M agdeburger Zeitung' kehrt sich gleichfalls gegen den Entwurf »nd macht sich dahm schlüssig, daß da« Gesetz in seiner gegenwärtigen Gestalt undurchführbar ist. und daß eS, wenn e« wider Ber- bosscn durchgesübrt werde. Allen, denen eö nützen soll, Schaden brächte. Da« Blatt schreibt dann wörtlich: Unsere Meinung geht, »m einen positiven Gegenvorschlag zu machen, dar wie nach dem Erscheinen de« Entwurfs dahin, daß ein« Erweiterung de- 8 2 de« Sastpfltchtgrsetze« ans die im Entwürfe sehr richtig bezeichnet«« Betriebe genügen wird, um die vom Ent wurf unternommene Reform durchzuisibren. Hand in Hand «tt dieser Erweiterung de» tz. 2 müßte eine Aenderung der Bewei«laß bei Unfällen in gefährlichen Betrieben, nach Maßgabe de« ß. 1 de« Hastpflichtgesetze«, beschlossen und demgemäß in Zukunft dem Br- trielwnnternehmer der Bewei« de« Berickulden« de« Verunglückte» auterleat werden, wie da« im schweizerischen Laftpflichtgeiev Ich»» heute Rechten« ist za allseitigrr, auch der (Industriellen, Zufrieden- hen. Endlich müßlc da« Verfahre» ia Hafrpstlchtiache». und zwar tn alle», dadurch abgekürzt werden, daß man dieselben »l< Ult« »entenlachen behandelt »nd demgemäß mit vorläufig Ball« streckt»« iSell „«stnttet. Gegen di« fehler koste Einrichtung »«lerer Unsall Versicherungsgesellschaften and da« Ristes eines jo rejormirtn» Hastpflichtgesetze« werde» sich dir Betrieb-Unternehmer. w,e in an- deren Staate» mit strenger Haftpflicht, al-batd durch Gründung einer genossenschaftlichen Unsallversicherung schütze». Der StaatS- hülse bedürfen wir dazu nicht. Wir glaubten im Interesse der Gerechtigkeit auch den Gegnern deS Gesetze« daS Wort geben zu müssen. Jedenfalls werden diese Kundgebungen dazu beitragen, die schwierige Frage zu klären uni) spruchreif zu machen. Wie eS scheint wird sich die preußische Regierung dem Antrag Windthorst gegenüber ablehnend verhalten. Wenigstens giebt sich die ossicivse Presse die erdenklichste Mühe, die Verantwortlichkeit für den bestehenden Zustand der CcntrumSpartei zuzuschieben. Tie „Provinzialcorrespondenz" nimmt heute daS Wort zur Sacke, ohne den Antrag einer Untersuchung zu unterziehen; dagegen enthält der betreffende Artikel die folgende bemerkenswcrlhe Stelle: „Warum richtet das Centrum seine Bitten nicht nach Nom, daß die bereits an den früheren Erzbischof MelckerS crtheiltc Erlaubnis; der Anzeige der Geistlichen jetzt wahr gemacht und damit ei» großer Theil der Maigesetzgebung und ihrer Folgen beseitigt werde. Das angebliche „blcm possvmus", die Unmöglichkeit eines Nachgebens der katholischen Kirche, ist längst durch den Papst selbst sür hinfällig erklärt. Wenn Herr Windthorst daher, wie uns versichert wird, bei seinem Anträge keinen Hintergedanken, wenn er nur die Nell) der Kirche und deren Abhiilfe im Auge hat. so weiß er schon heute, wohin er seinen Antrag, seine dringenden Vorstellungen und Bitte» zu richten bat." Die Cenlrumslente werden diesen Wink wohl nicht miß verstehen, aber sicherlich Bedenken tragen, ihn zu befolgen. Tie Zusammensetzung de« Volks wirthschastSratheS stößt selbfi in den Kreisen der Schutzzöllncr aus Widerspruch. Sv schreibt die „Deutsche VolkSwirthschasttickc Cvrrespondenz": „Offenbar hat die Staatsregierung den Wunsch gehegt, den Volkswirtbschastsrath so zusämmenzusetzen, daß möglichst alle votkswirthschastlichen Richtungen und Parteien darin vertreten ind, und vielleicht ist sie in diesem Streben hie »nd da zu weit gegangen. Wir, die Anhänger der neuen WirthschastS- rcforin, vermissen unter den Mitgliedern eine Anzahl von Freunden, die durch ihre reichen LcbenSersahrungcn, durch Len großen Umkreis ihrer nationalen und internationalen GcschästS- bcziekungcn, sowie durch hervorragende Kenntnisse dem Vvlks wirthsckaftSrath zur Zierte gereicht hätten." Vielleicht ver steht da« schutzMnenfche Blatt unter diesen „Zierden" die Heeren Bierberg, Sckuttze u. G Wenn selbst die Sckmtz- zöllner die Zusammensetzung de« VolkSwirtbschastSralbeS an- sechtcn. was bleibt dann den gar nicht vertretenen wirthschaft- tichen Richtungen übrig? Ungethcilte Sympathien scheint das neue Institut wohl nirgends zu finden. Tic confcrvaliv-klcrikalc Mehrbeit in der Budget- eom Mission des preußischen Abgeordnetenhauses Kat einen für daS Schulwesen sehr verhängnißvollen Beschluß gefaßt, welcher die Falk'sche Gesetzgebung bedenklich durchlöchert. Es geschah Die« durch die Einfügung des Vermerkes, wonach Ersparnisse an dem sür die Schulaufsicht im Hauptamt auS- geworfencn Fond« sür dir geistliche Schulaufsicht im Neben amt verwendet werden tönnc». Dadurch wäre der Ver waltung die Macht in die Hände gegeben, geistliche Schul- inspeetvren in größeren, Maße als bisher zu verwenden, »nd Herr v. Pnltkanier würde von dieser Befugnis; gewiß eine» auSgiebigcn Gebrauch mache». DaS Plenum wird hoffentlich diesen Beschluß der Commission nicht genebmigen. In Berliner politischen Kreisen wird, im Zusammenhänge mit der Publica tion des Bismarcl'schcn Briefwechsels, die Frage eifrig erwogen, od eS dem Finanzminister, Herrn Bitter, möglich sein werde, sich den Steuerprojecten deS Reichskanzlers gegenüber im Amte z» behaupte». Man sagt, der Schlüssel zur Lage heißt ganz bestimmt: Die Stellung keS FinanrministerS hängt davon ab, ob er sich entschließen will. daS Projcct deS Monopols ans seine Schultern zu nehmen. Unter den Abgeordneten zog man bereits die Consegnenzen drr Lage. Für den Fall, daß Herr Bitter die Mitwirkung an der Durchführung deS Tabak-Monopol« vci-sagen sollte, wa« sich allerdings noch nicht von heute ans morgen zu ent scheiden braucht, so würde einem der Hänpter der konserva tiven Partei, wahrscheinlich Herrn von Naiichhanpt, da« Finanzportescuille znsallen. Ob eS sich hei dieser Nachricht um Mehr alS um eine» Fühler handelt, wird ahznwartcn sei». In diePreußische Finanzpvlitikwird baldigst K larhcit kommen. DaS Schicksal des Steuererlasses ist in der Budgetcommission entschieden und damit auch für das Plenum de« Abgeordnetenhauses. Der Antrag von M innige rode, welcher im Wesentlichen m Uehcreinstimmmig mit den, Antrag Richter die dauernde gesetzliche Fixirung de« vorgcschlagencn Steuererlasses bezweckt, ist unter Zustimmung der Regierung durch die Stimmen der Conservativen, de« CentrninS, der Fortschrittspartei und de« einen Seressionisten gegen die Nationalliberalen und Freiconservativen angenommen worden. Eine seltsamere parlamentarische Majorität dürste kaum je daaewesen sein, als die, die jetzt durch Centrum, Conservative »nd den „entschiedenen Liberalismus" gebildet worden. Wir meinen, der Fortschrittspartei und den Secessionistcn wird es am schwersten fallen, ibren Entschluß zu rechtfertigen »nd ibrc Haltung mit den so oft betonten guten Traditionen der alt- preußischci, Finanzpolitik in Einklang zu bringen. Herrn Eugen Richter und Herrn von Minnigerodc sich über eine grotz^ finanzpolitische Maßregel verständige» zu setzen, ist ei» tzcsremdender Anblick, »nd es ist der Argwvtzn nickt abzmveiscii. daß die Nebereinstimmung eigentlich nickt aus dem Gebiete der Finanzpolitik besteht, sondern ans dem der Watzltaltil. Daß zwischen diesen, Steuererlaß und de» neu zu sordernden Reichmieuern kein Zusammenbang bestetzt, daß die Zustimmung zu dem Antrag v. Minnigerodc keine Verpflichtung in sich schließt, neuen Reichästeuern zuzustimmcn, ist srellich selbstver ständlich und überdies von verschiedenen Seiten, namentlich auch vom Ccntrum bervorgehobrn worden. Es wird sich jetzt zeigen müssen, ob die cönservativ-klerikale Verständigung, von der sich wobt die Fortschrittspartei und die Seeessioilistcn je eher je lieber loSmachcn werden, auch gegenüber den, neuen BerwendungSgetetz. dem angekündigten conservativen Steuer programm und später den ReickSsteuerprojecten Vorhalten wird. Einige Störung wird jedenfalls der Antrag Windthorst verursachen In Baden gingen bisher die Conservativen und die Klerikalen einträchtig mit einander, besonders bei den Wahle». Diese« Verhältnis wird möglicherweise durch den Wmdt- borst'schcn Antrag eii« Trübung erfahren. Daraus deutet ein Ultimatum der Klerikalen an die Conservativen in dein „Badischen Beobachter" hin. Ta-nltramontane Blatt schreibt: ..Sollte die conservative Partei in Preußen den Antrag Windt- horst ablehnen, so dürste dies Wohl nicht ganz ohne nachtheilige Folgen für die Conservativen unseres Landes und besonders de« Wahlkreises KarlSrube-Brucksal sein; aus eine energische Unterstützung deS katholischen Volke« dürften sie dann kau», rechnen". Der Eindruck, welchen die neuen Ministerernennungen und der PairSsckub in Oesterreich hervorgerusen haben, ist ein sehr tiefgehender. Fast alle Parteien stimmen darin überein, daß die Stellung de« Grafen Taasfe sich einstweilen wesentlich befestigt habe, aber dennoch wagt Niemand den Cabinetsckef zu verthcidigen, fast Alle greisen ihn >»el>r oder minder heftig an. Von den Czechen abgesehen, ist der Tiroler Graf ganz vereinsamt, er wird zu der Erkenntnis; ge kommen sein, daß eS.mikjder Minister-Herrlichkeit „auch Nickis ist," wie seiner Zeit Fürst Bismarck sich zum Grasen Harn, v. Arnim Uder seine eigene Stellung al« Leiter des deutsche» Staatswesens äußerte. DaS Parlament ist bei seiner heutigen Zusammensetzung nicht im Stande dm Grafen Taasfe zu stürzen, aber der cisleithanischc Ministerpräsident hat einen Feind zu fürchten, der seine Stimme so lange erheben wird, dis sie vom Kaiser gehört wird — die öffentliche Meinung. DaS Vertrauen der Deutschen in Oesterreich zu dem Grasen ist aus Null gesunken; alle Parteien derselben sind in die Opposition gedrängt. Selbst ein so gemäßigtes Blatt wie die (alte) „Presse" macht den Ministerpräsidenten sür die ganze nunmehr geschaffene Lage verantwortlich. Auch das „Fremde» blatt", eines der verbreitetsten Blätter Wiens, verfolgt die Taasse'f'chen Erperimente mit wachsendem Mißtrauen und der »rtheill daS Ministerium in der allerschärssten Weise. ES beklagt die czeckifchc Alleinherrschaft im Staate und die Opfer, welche itzc gebracht wurden. „Das sind nun allerdings", schreibt das Blatt, ^Wahrnehmungen, die mit Besorgnis; Jedermann erfüllen, welcher die Stabilität siir eine LebenSbedingung deS Staates hält und geheim wirkenden Kräften im parlamentarischen Leben keinerlei Geltung brimessm will. Die Chefs der drei Gruppen der Rechten stehen jedoch verborgen hinter den Coutissen, gleich sam als die drei Parzen, bemüht, die LebmSfädcn der Mmister z» diirchschnridc», welche den Staat ihren Aspirationen nicht preisgeben wollen. Sie durchschneiden auch die Minister- Erisienzen fleißig und energisch, und seit Langem sielen keine Minister so hänsig, so schnell und säst geräuschlos, wie in der gegenwärtigen Zeit. Graf Taasfe versichert freilich, er wolle noch immer an dem Programm der Coalition sesthalten.aber di. Reckte denkt längst nickt daran, diesem Ideal iiackzustreben. Im schritt weisen Kampfe will sic ein Parteicabinet der Reckten erzwingen »»d diesen« Ziele kommt sie auch mit jedem Schritt näher. Sie bereitet emsig den Zeitpunkt vor, an dem sie, jeder Scheu ledig, offen und obne Hülle vor die Völker Oesterreichs trete» könnte." Selbst die hochossieiöse „MontagSrevue" kün digt dem Ministerium die Freundschaft. Sic weist daraus bin. daß sie den Grasen seit Jahressrist unterstützt habe, nun aber nickt mehr in der Lage sei, dieses Ministerium zu unter stützen, nachdem eS einen politisch und national prononcirteu Charakter erhalten hat'«. Gras Taasfe mag vorsichtig sei»; seine Getreue» fallen ab und die Lage, die er sich gesckasscn hat, läßt sich mit den« einen Worte bezeichnen: „Feinde ringsum!" Nack römischen Telegrammen plant Garibaldi einen Jrredentisten-Putsch gegen Triest. Auch der „Kötiiisckien Zeitung" wird dies bestätigt. „Der Held von Meutaiia ist rückiicktSloS genug — so schreibt man bei» rheinischen Blatte aus Rom — Italien ein so gefahrvolles Wagniß aus den Hals z» laden, und eS sind augenblicklich in Italien wie im Auslände geheime CilbscriptionSlinen sür das Unternehmen im Umlaus. Indem ick Ihnen die« schreibe, bi» ich mir wobt bewußt, eine Miltheilung in die Welt zu senke», in der nicnicke eine Sensationsnachricht werden sehen wolle» und die überdies fast selbstverständlich den Widerspruch Derjenigen beranssorkcrt. deren Anschlägen die Enthüllung »nhegiieiii kommt. Diese Bedenken können indcß nickt be stimmend sür mich sei», da ich auf Grund meiner Ermitte- lnngen die Sache für ernsthaft, ihre Veröffentlichung also sür pflichtgemäß hatten muß." Wir haben unfern Lesern schon gestoni de» Vlies mitgetbritt, in welchem Garibaldi bekennt, inb der Sackc von Triest und Trient annchmen zu wolle». Ob das Ministerium stark genug sein wirk, derartige Toll heiten zu Verbindern, wird man adwartcn müsse». Unver dächtig ist die Haltung Cairoli'S keineswegs; sonst hätte der Jrrckentisteil - Sckwinkct nickt diese Ausdehnung gewinnen können. Die französischen Kammern haben am Don^rStag ihre Arbeite» wieder ausgenomincii. ES ist aiizilnehmc», tag hei der Präsidentenwahl siir den Senat Leon Say und für die Deplitirtrnkammer Herr Gambetta wieder aus der Urne kervorgrbcn werden. Die Wahl des Letzteren besonders in durch den Ausfall der Gcmeindewablen gesickert. Unter den BeratbniigSgegenstänken ist der Vardonr'sche Antrag ans Wicdereiiisnbriliig der Listenwahl in Departements an L teile der jetzigen ArrondisseincntSwahlen von besonderer Wichtigkeit. Tic Legalisirnng deS Anträge- wird von de» Repubtikaiiern mit aller Macht erstrebt und findet selbst bei cinrelnen Conservativen Beifall. Man verspricht sich bei den allgemeinen Wablen glänzende Erfolge von dieser Wablrcsori». Die Kammer wird außerdem beschäftigen: die Preßresori». das Projecl über dir Verkürzung der Arbeitszeit in den Fabriken, daS Projekt über die Mititairpslickt der Seminaristen und mehrere cmkerr Vorlagen. Auch den Senat erwarten wichtige Vorlagen. Zu interessanten Debatten wird die aus wärtige Potiti! Veranlassung geben, denn daS Barthelemy'sche Rundschreiben nnv die tunesische Frage werden sicherlich aus die Tagesordnung gesetzt werden. — LoniS Blanc er hielt die Antwort des Ministers deS Innern, betreffend die Ausweisung Cipriani'S. ConstanS verweist ans die Ante- ccdcnlien Cipriani'S in Griechenland und Bulgarien und ans seine Vcrurttzeilung wegen Tbeilnabme am Commiineaiiistaiik. In Neiicaledonien sei er wegen Aussätzigkeit bestraft uns eine zehnjährige polizeiliche Anssicht über ihn verhängt worden. Ungeachtet dessen bade man ihn in Pari- geduldet, bi- er den Ansstand zu organisiren suchte, die RegierungSmitglieder mit Ermordung bcdrobt und die Polizei tbätlich angegriffen babe. AuS diesen Gründen könne die Regierung nicht dem Wunsche LoniS Blanc'o willfahren, und müsse das Answcisungsdccr> l ausrecht erhalten. Man will in Paris wissen, die äußerste Linke werde ihr bezügliches JnterpellationSpioject nickt auf recht erhalten. Man darf die französische Re>zier»ng zu ihrer Festigkeit gegenüber dem Radikalismus beglückwünschen TaS Projcct de« Schiedsgerichte» ist nun allseitig
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite