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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-22
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1881
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300 inopportun" zu Irin. Man scheint sich wirklich regiemmg«. festig insoweit aus,»raffen. um den Scandal zu verhindern. Wenigstens inettcl ein osficiösc« Trlearamm des,.W. T B" c::? Rom vom Donnerstag: „In hiesigen maßgebenden Kreisen »i. imt nian an. das Minisiorium könne unmöglich zugeben, Laß — ivic auswärtige Blatter melden — Garibaldi aus dem Pier abzukatleiiten demokratischen Meeting als Bertreter der Irrcdenlislo» in Triest austrete." Aus Venedig liegt nach dortigen Blättern die Nachricht vor. dass elf frühere Garibaldifchc Ossiciere aus einem italienischen HankelSdampser sich »ach Korfu begeben haben, »;» von dort Athen zu erreichen, wo sie in die griechische Armee zu treten beabsichtigen. Nach der Versicherung irre- denliiuschcr Journale wären schon vorher mehrere Gari- balrl'iche Ossiciere nach Griechenland gegangen, um dort Tiensic zu nebnren. Sie sollen von den Griechen, welche für Ukalien siel» die lebhaftesten Sympathien besessen, überaus I ör tlich ausgenommen worden sein. Die Anstellung italienischer O snciere in der griechischen Armee, heißt eS weiter, böte um so weniger Schwierigkeiten, weil fast alle gebildeten Griechen und selbst die Bevölkerung an den Küstenstrichen der italienischen Sprache mächtig seien. — Gleichzeitig schreibt man auS Genua, daß auch Garibaldi und seine Umgebung sich für die kriegerischen tl'i..gange in Griechenland lebhaft interessiren. — Zu den Rastungen Griechenlands dringt das in Genua er scheinende „Movimento" auch die Notiz, die griechische Regierung bade nach Süditalien Agenten mit dem Austrage geschickt, zur Mobilmachung der Armee eine bedeutende An zahl Pserdc und Maulkhicre anzukausen. Die Mission, welche der Bey von Tunis an daS aus Siellien weilende italienische Königspaar richtete, scheint die aus ihren Einfluß in Tunis eifersüchtige französische Negierung mit einer gewisse» Beforgniß zu erfüllen. Das reu den sranzösischen Blätter» veröffentlichte Schreiben, welches der Bey an den König Humbert gerichtet hat, ist in der Thal g eignet, die Franzosen zu überzeugen, wie wenig der Herrscher von Tunis sich nach dem von ihnen angcstrcbten „tkatsächlichen Schutz" selml. „Nachdem wir", heißt eS in dem Schreiben unter Anterm, „von der Ankunft Eiv. Majestät in Palermo ll.-nu'.iiig erhalten haben, sandten wir Ihnen den Prinzen S Hussein, unseren Neffen und Sobn, einen Theil unserer selbst, als lleberbringcr dieses Schreibens, zum Zwecke in unserem Namen Ew. Majestät zu beglückwünschen und Ihnen d," größten Huldigungen tarzubringe», die zu erweisen in uns.,er Macht steht, und aus welche Ew. Majestät ebensowohl durch ibre königliche» Tugenden wie durch die alte Freundschaft, welche Sie gegen unsere Person nähren, Anspruch hat." Dir Sprache der italienische» Blätter gegen Frankreich wird denn auch immer heftiger, und cs ist bezeichnend, baß selbst die der Eonsorteria nahe stehenden Organe in dieser Frage mit den von der Negierung beeinflußten gemeinschaftliche Sache machen. In Paris haben am Donnerstag die Präsikialwablen zu den Kammern stat»gesunken, L 5 on S ay wurde im Senat mit 1,0 gegen 7 Stimmen zum Präsidenten wiekergcwäklt. Zu Plcepräybenten wählte der Senat Rampen, Le Rover, löalmon und Delarey. Die Wiederwahl Gambetta's zum Präsidenten der Drp»tirtcnka innrer erfolgte mit 2K2 von 376 Stimmen; 69 Stimmzettel waren ungültig. AlS Vice- prrsideulen wurden Bnffon, Philippotraur und Senard ge wählt. In der Depnlirlenkainmer wird demnächst die aus wärtige Politik des Ministeriums zur Sprache gebracht werden. Es war eine Interpellation von dem Depulirtcn Proust angekündigt worden, um die Politik Gambetta's, der in auswärtigen Dingen gern mitspricht, von jedem Argwohn einer Intervention zu klären. AuS Paris wird nun gemeldet, daß ein jreundlicher Ausgleich in dieser heiklen Frage sicher sei. daß Gambclta die Griechen vollständig ausge- g ben Hab« und die Politik Bartbelemy Saint- Hilairc'S vollständig billige. klebrigen- werden in gewissen reisen ersichtliche Anstrengungen gemacht, um den genannten "Minister von seinen College» zu isoliren und seinen Sturz berbeizusükrenj man findet seinen Charakter zn unabhängig nud ihn zu friedlich um jeden Preis. Besonders wurde Stil nuv Fori» seines bekannte» CircnlarS in der griechischen An gelegenheit angrsochlcn. Nachdem die Pforte das Schieds gericht abgelehul, betrachtet sich die sranzösische Regierung i,unmehr als von jeder Initiative und Verantwort licktest be treit, verzichtet aus die Peilung in der griechischen Frage und g'ebt den Gedanken an ein Schiedsgericht absolut aus. Die Censerenze» der Botschafter in Konstantinopel haben be gonnen. Ein Erfolg ist wahrscheinlich, da man in Paris im Allgemeinen freundliche Gesinnungen für die Pforte I'gt, deren vermittelnde Wünsche man ancrkennnt. Die Pforte befindet sich überhaupt in einer sehr vor- Ib ilhasten Page, denn auch Deutschland und Oesterreich leibe» derTnrkei ihren mächtige» Beistand, während Gricchcn- laud als Störenfried betrachtet wird. Zudem ist der Sultan inl Besitze einer Armee von mehreren hunderttausend Mann n. t vermag damit im Nothfalle selbst einem russischen Ver ließe die Spitze zu bieten. Die Pforte kann also die Ent wickelung der nächsten Zukunft in aller Ruhe abwartcn. In Paris, Wien und Berlin wird seht an dem Glauben sest- g ballen, daß, fall» eS zu keiner friedlichen Einigung zwischen zäriechei'land und der Türkei käme, eö der Einwirkung dieser d. i Caluuetc gelingen werde, den Krieg zn localisiren. Wie aus Warschau vom 17. d. gemeldet wirk, bestätigt sch die Nachricht, daß der Dcparteinculs-Direetor der geist liä en Angelegenheiten i» Petersburg den Aut'lrag erhalte» l abe, sich nach Rom zu begeben, um die tiploinaliichen Be übungen zwischen Rußland und der C » ric schleunigst brrzu- a Ile» Diele Nachricht hat nicht verfehlt, j„ Pole» großes 'Aufsehen zn errege», wo bekanntlich in letzterer Zeit wiederholt wo» die Rede gewesen, die russische Regierung beabsichtige Bolen gegenüber eine versöhnliche Haltung anziinebmen und das Gebiet der Reformen zu betreten. Gelegentlich dieser i..h übt wurde aber polnischerseilS darauf hingewiesen, daß im Hinblick aus de» cminonl religiöse» Charakter er polnische» Angelegenheiten, der stets in den Vordergrund a bieten, der erste versöhnliche Schritt der russilchcn Regie- inng aus dem religiösen Gebiete getban werken müsse, ' un man nicht von vorn herein die ganze Resormbestrebung R zweifelhaft oder uiikurchsührbar binstellrn wolle. Da nun mit der erwähnten Nachricht bezüglich der Entsendung .s Departements.DireckorS der geistlichen Angelegenheiten ich Rom jener erste Schritt zur Vcrsöhiiung aus dem lirck> ichen Gebiete lhalsächlich gelhan ivorken, so hat in de» len Tagen ker Glaube unk daS Vertraue» in die versöbn- ' beu Absichten ker russischen Regierung sichtlich zngcnoinmen Amb auf dem Gebiete der polnischen Presse inner- I ab Rußlands ist in letzlerer Zeit eine bcmerkenSivcrtke - bivenlunt z» Gunsten einer freieren Aeußerung ringetrctc». T ie polnische» Blaller belvrcche» nämlich gegenwärtig Fragen cc innercii Politik in rincm so iingewobnl srcimülbigrn Tone, -r es unschioer erkennen läßt, daß die bisher so straff ae- .'.iteuen Eeniurzligel aus hebere Weisung hobeutenk gelockert ordc» üud. In Warschau glaubt man gegenwärtig auch > bi »>eiii, baß der Reform aus kirchlichem Gebiete die der hörigen Unterrichtsmethode folgen werde, worunter man iimal die Wiedereinführung des Polnischen als Unterrichts sprache versteht. Die Bewegung »»ter den BoerS ist im Wachsen. Es s int. daß die S'.mipatdien, welche daS tapfere Banernvotk i > verschiedenen Ländern EuroraS ja selbst in England twdel, es zum heiligste» Widerstande gegen seine Unlcrkrüeker begeistern. Auch die in Nalal ansässigen Stammesgenoffen lalle» mil ihren Sninkalbien nickt zurück: koch soll der leabuchligte Einfall der BoerS i» Nalrl aus Vorstellungen k : engli'chen GeueralgouverneurS nuti-rhlieben sein. Die <Rivall ist in den Händen teS DriiiinviralS Krüger. retoriuS und Iondert. PretoriuS ist, >o!e schon von »>i' dargelegl wurde, deutscher Abstammung und ein Freund d r Deutsche». Ans einem Briese, welchen Marti» Wessel PrclorinS kurz vor ter Erhebung an einen Freund in England richtete, mag noch fotzen»« inlrrefianlr Stekle hervorgeh«»« werden: „Unser GeschlechtSregistrr ist ursprLoolich durch mein« Urgroßvater Lauw PrrloriuS angelegt worden, »er vor Zeiten auS Sachse» nach dem Cap gekommen ist. undanaa sich jetzt noch im Besitze irgend eine« Mitgliedes der Familie befinden Bon jeher war ich sür Dcutfche besonder- eingenommen; e« ist die- natürltch, da ich selbst deutschen Ursprungs bin und zu einer Familie gehöre, deren ich mich mcht zu schämen brauche, denn berühmte Glieder derselben haben einst in Deutfchland zur Erziehung und Bildung ihrer Zeitgenossen mitgewirkt. Das ist gegenwärtig auch meine Lebensaufgabe; ich sorge nach Kräften für Erziehung und Bildung de- Volke«, — e« ist ein mühevolle- und undank bare« Werk, da Unkcnntniß und Mißtrauen mir oft im Volke entgegentrilt, doch will ich Mulh behalten und mich glücklich preisen, wenn e« mir gelungen ist, auch nur etwa- Gute« für mein Land und meine LcmbSleute zu Stande gebracht zu haben." In diesen Worten spricht sich echter Patriotismus m schlichter Weise auS; sie verratken die ganze Tüchtigkeit diese« EharaklrrS und die feste Zuversicht in die gerechte Sache seines Volke-. In Mexiko ist am 7. December «in Sendbote de« Deut schen Reiches, der Legation-seerelair Heinrich v. BoguS- lawSki, gestorben. Tie deutsche Cotonie daselbst und die ahlreichcn Verehrer deS Verewigten in der mexikanischen Ge- cllschasl verlieren in diesem Mann einen warmen Freund. Er gebürte ter deutschen Gesandtschaft seil vielen Jahren an und galt al- Kenner der Verhältnisse diese« Landes. Auch in mexikanischen Kreisen besaß er, der mit einer Mexikanerin vcrheiralket war. viele Sympalhien. Er war Mitglied der mexikanischen Gesellschaft für Geographie und Statistik. DaS BcgrSbniß fand am 8. December aus dem Kirchhof Dolores, eine Viertelstunde vor den Thoren der Hauptstadt, statt. Der deutsche Gesandte, Baron v. Wacckcr-Golter, richtete die folgenden Worte an die um da- Grab Versam melten: Die g-inie deutsche Lolonle ist In Trauer wegen de« miersetz- lichen Verluste«, den dieselbe in der Perlon eine« der ältesten Ansiedler in Mexiko und eine« der besten Diener unsere« Balerlande« er- litten Hai. Im Namen de- Kaiser« und als sein Bernelcr lege ich dem Hingeschiedenen besonder- Zeugnisi der Dankbarkeit ab für die hervorragenden Dienste, die er im Lause vieler Jahre unserem Balerlande erwiesen hat. Ich bitte Sie. unserer Sille gemäß dem Verstorbenen drei Schollen jener fremden Erde zu geben, die er wie sein zweites Baicrlaub angesehen und geliebt Hai. Friede seiner Asche! Herr v. BvguSIawSki schied in dem Augenblicke au« dem Lebe», in welchem dir iiiexikanischc Republik nach jahrelangen inneren Kämpfen einen festen Schrill zur Bahn deS Glücke« Md Friedens vorwärts lhat. Ehre seinem Angedenken! Die Landfrage in Großbritannien und Irland. Schon ehe die jetzt in Irland und auch in England sich geltend machende Bewegung mit allen ihren Lonsequrnzen vor die Oeffent- lichkcit trat, machten wir in diesen Spalten aus die im Vereinigten Königreiche bestehende» abnormen Grundbesitzverhültniffe aukmerkiam, indem wir die höchst wichtige, vor Jahresfrist erschienene Schrift de« ProsessorS Caird einer Besprechung unterzogen. Die Verhältnisse in England sind eben so weit von den unsrigeu abweichend, daß ein Verständlich derselben hier nicht leicht ist. Wenn der Engländer von ccncm Grundbesitzer spricht, so verknüpft er damit sogleich den Gedanken an de» Pächter. Der eine ist ohne den andern kaum denkbar. Tenn der, welcher den Grund und Boden zu Eigen hat, bebaut ihn in der Regel nicht, er überläßt die- anderen, welchen er die in Parcellen gclhcilteu Ländereien gegen einen an ihn zu entrichtenden Pachtzins adrritt. So ist eS überall in England. Schottland und Irland. Nur in den nördliche» eng lischen Grasschasien Cumderland und Westmoreland besteht eine Elasie kleiner, freier Grundbesitzer, die sogenannten „KrecU-smen", welche allein als die englischen Repräsentanten eine« freien Bauern standes ausgejührt werden können. Wollte man eine Analogie sür die englische» Verhältnisse in Deutschland suchen, so möchte man sie in dem noch immer nach mittelalterlichen Traditionen regierten Mecklenburg finden, wo der selbstständig besitzende Bauernstand außer im Fürstenthum Ratzeburg wenig vertreten ist und fast alle- Grundeigenthun, theilS dem Lande«. Herrn, theils den Mitgliedern der Ritterschaft, theilS den städtischen Eoininuncn, theils den Stiftungen gehört, etn Berhältniß. welche« durch die Einziehung vieler Höfe, selbst ganzer Dörfer, zu den Rittergütern veranlaßt wurde. Allerdings hat da- Gesetz vom l.'i. Januar 1862 der „Legung der Bauernstellen" d. i. dem Recht de« Grundbesitzer«, die Bnuern auch von ursprünglich bäuerlichen Gttittdsiücken zu entfernen und da- so befreite Land ihren Besitzungen einzu verleiben, bestimmle Grenzen gesetzt. In den übrigen dculschen «tacitcn ist die Befreiung de- Grunde« und Boden« von persönlichen und dingliche» Lasten, die Abschaffung der mit der früheren Gut«unterthänigkcit verbundenen Leistungen und die Beseitigung der EigenihumSbeschränkungen u. k. w. schon seit längerer Zeit mehr oder minder vollständig durchgrsührt. Im Königreich Sachsen daliri dle Einführung einer frcirn Agrarver- sassung seit Erlassung de- Gesetze« vom l?. März 1832, betreffend die Ablösungen und Gemciiiheitötheilungcn, zu welchen verschiedene Nachträge erschienen sind. Preiisien hatte zwar schon 1807 und 1811 da« volle Eigenlhrimsrecht de« bäuerlichen Besitze« ausgesprochen, aber erst da« Gesetz vom 2. März 1850 hob alle Beschränkungen aus. In Anhail wurde die Gnnwcntlastung erst 1862 vollendet. Dadurch ist in Deutschland eine ausierordenilich große Zahl freier Grundbesitzer entstanden, meist mit kleinem Eigenibum: die Zahl derer, welche über große Landeomplcre zu gebieten haben, ist nicht bedeutend. In Frankreich ist die Vertheiliing de« Grunde« und Boden« noch weit größer, man zählt dort nicht weniger al» süns Millionen Grundeigentliümer. Ganz ander« in Großbritannien und Irland. Hier befindet sich da« Land in den Händen Weniger. DaS aanze Vereinigte König reich. einschliesslich der Cancilinseln, »nffcißl ?8,411,520 Morgen, davon gehören :ß>,064,5A4 Morgen 977 Eigenthümern. C4 befinden sich also mehr al« drei Achtel de« Flüchcntnhall« de« britischen InIelreicheS in den Händen von weniger al« 1000 Personen. Am aiissallenbste.l ist die« Mißvcrhäliniß m Schottland, von iorlchem zwei Dr.Ittheile A Personen gehören, davon besitzt eine nicht weniger al« I,RHO,5-18 Acker (zu 0.4 Hektar). In England ist da« Land schon nielir verthcilt; zwei Drittlbeile de« Lande« ge- höre» hier 10,(»Xi Personen, von Venen eine 186,000 Acker besitzt. In Irland sind die Verhältnisse in dieser Beziehung weit weniger almorm. Hier verlheilt sich der Grund und Boden unter 1!>,547 Eigriithümer, unter welchen einer 159,898 Acker, ein anderer 122,900 Acker besitzt. Aber worüber die Irländer, denen da« Land durch die nor- männische Ero'. erung, durch spätere Kriege und seit Karl II. durch aristokratische Parlamente zu Gunsten de« Großgrundbesitze- geraubt wurde, mehr zu klagen haben als Engländer und Schotten ist, daß so mancher Lvro seine Pachlrcat« nicht in Irland selber, sondern ausierhalb desselben verzebrt. E« gicbt auch ln England solche Leine, aber ihre Zahl »st sehr klein. Freilich hat man die aus Irland bezüglichen Verhältnisse in den vo» Agitatoren gebastenen Brandreden und den in großer Zahl veröffentlichten Flugschriften arg übertrieben. Selten oder nie halten sich ln Irland nur 1448 von den 19,517 Eigenlkümcrn aus. Nach der Schätzung von Griffith beläuft sich ihr Einkommen ans :i0,7>!0..'!40 .G, welche ausschließlich dem Ausland, d. h England u»d anderen Ländern zusließe». Meisten- außerhalb Irland«, doch auch zuweilen aus ihre» Besitzungen wohnen 180 Eigenthüiiicr, welche ein Einkommen von 12.021,440 repräsen- tiren. Demnach gehen in runder Summe höchsten« 42 Millionen ./l außer Lande«. Nun beträgt aber der Gesamnitbetrag der Pacht reute von Irland rund 200 Millionen so daß demnach immer »och »lindesten« 158 Millionen .81 im Land? verbleiben. Ganz so ichliiinn, al« e« Parnell und Genossen machen wollen, ist also da- Verjähren der irländischen Grundbesitzer doch nicht. Auch ist die Verschlechterung der Lage der Pächter den Letzteren selber zum Theile zuzlischrelben. Es sind in manchen Gegenden Irland« Pactuzinse geboten worden, die ganz außer allem Verhält nis! zu denl Ertrage de« Lande« auch in den besten Jahren stehen. Und zwar sind solche Verträge säst au-lchliesilich zwischen dem au«, gehenden Päcbrer und dem cinkommende» geschloffen worden, ohne daß der Besitzer mikzureden hatte. Nach dem in Ulster brstehenbr» iüebraiich siebt dem jedesmaligen Pächter freie Verfügung über seine Pachtung zu und so sind die Pachtzinse in« Unglaubliche gesteigert worden »nd die Pachtungen getbeilt und getheiit, di- die kleinen, schlicht bewirihscbasteten Stücke Land die Kartoffeln, welche man »ii-Ichliesilich baut, nicht mehr in genügender Menge herordrackgen, da dem Lande Da« nicht widrrgegeden lourde, wa« man ihm nahm. Die Viedwirthschaft hatte oit ganz aufgehört. E« ist Regel, daß der Pächter eine« kleinen Hose« von seinem Grund und Boden wieder kleine Streifen Landes verpachtet. Und zwar werde» sür diese Stückchen Kartoffelland unerhörte Preise In der OnHchaft riW»», «lebt «« »r klekne vtßckt von L bi« 3 Quadrarrntheii S»«mea. daß dir Pocht Pro Leer M.4 Haktar) aus 140 », ja soOnr SSV p» stehen kommt. In Snglaud zahl« um», selbst in de» fruchtbare» Leicrster, »nr 27 >», in dem noch günstigeren Middlesex 38 ^l pro Acre. U»b dort find ante Straßen, nahe Absatzmärkte. Wie unverhältnikmäßlg groß die Anzahl dieser kleinen Landpächter ist, geht d«ran- bernor, daß man t» Irland aus 1316 Ouadratmeilcn über 95.000 Pachlhöse zähste, aus denen Gesinde gehalten wurde und über 564,000. ans welchen der Pächter »nr mit ieiner Familie arbeitete. Di» Irländer drängen sich danach» Land »a erhalten. E« ist eben keine Industrie im Lande. Ader da- Stückchen Land ist zu Nein, nm ihnen danernd Beschäftigung zu geben und sie verfallen dem Müßiggang, bi« sie ihn lieben lerne» und in seinem Gesolge der Armnlh. So ist die Lage der ländliche» Bevölkerung trauriger all sonst irgendwo. Sicherlich lügt ein Grund für diese Nothlage darin, daß der Ackerbaner nicht zugleich Etgeuthümer ist. „Mau gebe einem Manne den sicheren Besitz eine« nackte» Felsen« »nd er wird ihn in erneu Garten nmwandrln; man gcbe ihm die nrunsihrige Pccht eines Gartens und er wird eine Wüste daran« machen." Dieser oft citirte Au-Ipruch eine« großen Nattonalökonomen giebt on« den Schlüssel zu den immer schlechter werdenden Agrarverhältnissen de- britischen Reiche«, e« zeigt auch den alleinigen Weg zur Verbesserung desselben. Die landwirthschastliche Production der britische» Insel» ha« einen durchschnittlichen Werth von 5214 Millionen Mark erreicht, aber in Folge niedriger Preise und schlechter Ernten büßten die Landwirthe tn den letzte» Iabren jährlich 1167 Millionen Mark ein, bei einem Anlagekapital, welche« Kiffen ans 13^40 Millionen Mark schätzt. Dabei ist der Pachrzm« erheblich gestiegen: m England betrug derselbe 1878 tm Durchschnitt 74 Mark pro Hektar gegen 66.7 Mark im Jahre 1850. Allerding« ist derselbe für 6 Monat« von manchen Grundbesitzern In jüngster Zeit erlaffe» worden, aber viele der großen Landbesitzer vermöge» etwa- Derartiae« kaum zu thnn, da sie arg verschuldet sind. Die Hhpothekenschnld soll ln Groß britannien 58 Proceni de« wirklichen Wende- betragen. Die in Irland gebildete I-auff Ixeimno strebt nnn die Verwand lung der Pachkgüier in freien Grundbesitz an. Die Regierung hatte schon früher die Erwerbung von sreiem Eigenthum dadurch zu er leichtern gesucht, daß sie zwei Drittel de- WertheS de« Pachtgnte- gegen billige Zinsen Vorschüßen wollte. Natürlich konnte diese Um wandlung nur dann stattnnden, wenn die Gut-besitzer zu verkaosen wünschten. Ader auch mit Eintreten diese- Falle- und mit der Hülse der Regierung würden sich die Verhältnisse in Irland kaum bessern. Wie wenig dle Irländer wirklich dem Ackerbau geneigt sind, beweist ihr Auslreten in den Vereinigten Staaten. Ungleich den Deutschen, welche vorzugsweise Grundbesitz zu erwerben suchen, ver bleiben die IrlLiider meist in den Städten, wo sie nur zu oft al- sreiheit«- und kulturfeindliche- Element wirken. In ihrem eigenen Lande zeichne» sich ihre Farm- in sehr nnvoriheilhafter Weise vor denen der Engländer und Schotten auS. Sinn für Ordnung und Sauberkeit, beharrlicher Fleiß und da- Bewußtsein, da- dem Eng länder so stark i»»ewohut, daß Zeit auch Geld ist, scheinen dem Irländer völlig zu fehlen. Linen wahren Begriff von polinscher Freiheu hat er auch nicht, da- beweist er in Amerika. Keine Elaste dal sich so feindlich gegen die Farbigen gezeigt al- die Irländer. Darum würde mit der von der l^»nci 1>«aone gewünschten Verwand lung der Pachtgütrr in Ligenthum durchaus noch kein« Besterung der irischen Verhältnisse zu erwarten sein. Dennoch besteh« die Noch- wendchkeit einer GrundeioentlimnSresorm hier ebenso wie in England und Schottland. Aber die Irländer selber werden schwerlich die Früchte zu pilücken misten. Die englische karmer, XUinne« geht, dem Volk-charakter ent sprechend, viel besonnener zu Werke al« die irische I.ancl l,easve. Und wie schon jetzt nur die Tbeilc von Irland, welche von englischen und schottischen Pächtern benebelt sind, Ordnung und vcrhältniß- mäßigen Wohlstand zeigen, so wird eZ auch in Zukunft bleiben. Vielleicht, daß bet günstigeren Landverhältniffen Ackerbauer yu- Großbritannien in größerer Zahl aus die Grüne Insel übersiedela und dann da- Land zu dem machen, wa- eS sei» könnte, wozu eS aber seine unfähigen Besitzer niemals bringen können. Den Wunsch der Homeruler-: Irland für die Irländer gewähren, hieße gewiß dem Lande Gerechtigkeit widerfahre» lasten, aber ihm zugleich den allerschlimmsten Dienst erweisen. Ie eher der Irländer durch Aus wanderung anter anderen Nationen verschwindet, desto besser für England, desto bester sür die Welt überhaupt. Wer ihn d> seinem eigenen Lande in drückenden Verhältnissen, wer ihn im An-lond« in glücklicher Lage gesehen hat, wird diesem Wunsch« rückhaltlos zustimme». Neues Theater. Leipzig, den 21. Januar. Es ist erfreulich», daß unter Theater sich de« wackern LustspielticblerS Roderich Benedix erinnert, der heute am 2l. Januar, wenn er am Leben geblieben, sein siebcnzigsteS GeblirtSsrst gefeiert haben würde, und daß es um diesen Gedenktag eine Reibe von Benedix- Abcndcn gruppirt. Gestern brachte e« ein« der letzten Lustspiele de« Autor«: „Der Sohn der Gärtnerin" zur Aufführung, da« bisher wohl am Wiener Burgkhcater, aber noch nicht m Leipzig gegeben worden ist. Auch diese« Stück zeigte uns, daß sich die Entwickelung unseres modernen bürgerlichen Lustspiels durchaus nickst in anssteigcnder Linie bcivcgt, sondern daß die gute Schule, welche Benedix vertritt, die Schule der einfachen LebcnS- wahrheit und eine- geinütlwollcn HumorS, preiSgegcbcn ist gegen die Purzelbäume der Posse und die Uiimöalichkeitcir de« Schwanke«, welche sich mit dem Namen „Lustspiel" schmücken. I» der Tbat ist man gar nick», mehr gewöhnt, ernstgemeinte Charaktere aus der Buhne zi leben, sondern auSgestopste Bajazzo-, deren Näble bei erster Gelegenheit platzen und den Häcksel deS sogenannten Esprit an-strenen. Bei Benedix wartet man vergeblich aus solche Purzelbäume. So ist auch das gestrige Stück von einfachster Anlage. Ein Professor liebt ein reiche« Mädchen: seine Rivalen hoben er fahren. daß er von etwa« dunkler Herkunft ist; seine Mutter ist eine Blumenhökerin aus den, Markte. Sie suchen einen Eclat berbeiziisnbren, indeni sie diese in eine seine Gesellschaft bestellen, in welcher der Sobn und seine Geliebte zugegen sind; doch er benimmt sich würdig und pietätvoll und gewinnt gerade dadurch daS Herz de« edlen Mädchens wieder, das sich in Folge von Verleumdungen von ihm abziiwendrn drohte. Daneben gebt daS LiebeSvcrhälkniß eines jungen Musiker- zu seiner Schwester, deren Tugend von einem Rout bedroht wird, die aber noch rechtzeitig seinen Netzen entschlüpft. Der be scheidene Künstler selbst aber feiert aus einmal unverkoffte Triumphe, zu denen ihm die Protection eincS älteren Meisters vcrhilst. DaS ist Alle« einfach, klar und durchsichtig motivirt; daS Berhältniß deS Professors zur reichen Erbin ist discret und nicht obne psychologische Fei »beit gezeichnet: hier herrscht eine ernste C?elcnmaleret, welche der moderne Lustspietschwank nicht kennt. Nur am Schluß fehlen einige woklangebrachte Hemmungen: da« Liebesglück der beiten Paare tritt zu plötzlich ein, die Katastrophe am Ballabend ist von dem Autor nicht genugsam auSgebeutet worden. Bei der durchgängig herrschenden LedenSwahrlieit berührt e« ciliigrrmaßen befremdend, daß Gertrud. alS sie auf den Ball gebt, die Lampe brennen läßt, offenbar nur. um die folgenden Srencn zu beleuchten. Die Mutter ist ja verreist; c« ist Niemand zu Hause. Vielleicht könnte die Regie hier durch irgend ein AiiSkunstSmittel nachbclfen. Eine treffliche Ebarakterzcichnung ist der alte Capellmcister Darnau, solche Künstlernaturen gelingen Benedix immer am besten und er bat eine große Zahl von Varianten derselben; wir erinnern nur an den Musiker in „Ein Lustspiel". Darnau. dieser begeisterte Freund der jungen Talente, mit seiner ehrlichen Grobbeit und seiner wannen Anerkennung alles Gelungenen >» seiner Kunst, wurde von Herrn vr. Förster mit echter HcrzcnSwärme gespielt und mil der jovialen Offenherzigkeit de« alten Maestro. Der Darsteller erzielte einen schönen Erfolg, indem er dieselben einfachen Mittel anwandte wie der Dichter. E« wurde überhaupt gut gespielt. Die Gisela Fclsing war eine der besten Rolleiy die wir bisher von Frl. Fried hofs gesehen haben, echt gefühlvoll, ohne falsch« Empfind samkeit. Der Professor Günther de« .Herrn Myliu« batte eine männliche Haltung, der junge Musiker Kern de« Herrn Stöckel eine qucllsrische Natürlichkeit, Frau Spitzeder als Frau Holbach eine solide Tüchtigkeit. Der .Herr von Delft de» Hcrrm Conrad war rin RoiiS in jener gemäßigten Be leuch tung, i» »eich« Benedix seine ^Sntriauanteu" « «K »Regt; noch bloßer ist der Herr vo» Barbtz und Here »« Niendorf ein abgeschwächler Schummrich. Herr Ottberl u»d Herr Hübner spielten diese Rollen angemessen, «bens» ^err Broda den Lrzt vr. Mai E« bleiben von dem Ensemble nur noch die drei Salon damen übrig. Frl. Butze charakterisirt stet« mit einer ge wissen Schüfe. So war auch ihre Hulda Wilden mit ihrem »ir l»ognj5i,Lnt daS gutgezeichnete Bild einer etwa« prätentiösen Kunstdilettantin. Da« Schwesternpaar Thekla und Ada Heins berg, diese gleich gesicderten Turtelt Subchcn, die sich schnädeln und gelegentlich auseinander hacken, wurde von Frl. Jürgen« und Frü StiaSny ganz artig gespielt. Nur konnte ein etwa- lebhaftere« Colorit nicht schaden. Die Ersten dieser Kunstnovizen gehört noch zu den Iünger'mnen der Terpsichore; e« wäre mdeß zu wünschen, daß sie entweder ausschließlich zu ihr schwöre oder sich ganz von ihr lossage; denn man kann nicht zugleich mit Kops und Herz brilliren und mit den Zehen- pitzeu. Rud. von Gottschall. LaufmSnuischer Verein. * Leipzig, 2t. Januar. Am gestrigen Abend waren di« Mitglieder de« Kaufmännischen Verein« sehr zahlreich in dem Laboratorium de« Herrn Geh. Rath Prof. Ist-. Ludwig zur Anhörung eine« Vortrage- diese« ausgezeichneten Vertreter« der pbvswlogischen Wissenschaft über da« Thema „Ursachen und Wlrkungen des Schlafe«" versammelt. Die physiologische Wissenschaft ist auch heute noch in den Untersuchungen Über die Erscheinung de« Schlafe« wenig vor- gedrungen, indessen e« sind doch von ihr gewisse Entdeckungen gemacht worden, welche die früheren Anschauungen von dem Berhältniß der Seele zum Körper wesentlich ander« gestaltet baden. Wenn man auch beute noch der Seele volle« Recht läßt, wenn man ihre Fähigkeit, einen bewußten Willen zu haben, Begriffe zu bilden, anerkennt, so weiß man doch auch, daß die früheren Meinungen über die Thäligkeit der Seele vielfach unrichtige waren. ES ist ermittelt, daß ein auS dem thierischen Körper herauSgenommenc« Herz noch lange fort« sunclioniren kann, und wir wissen, daß eine ganze An zahl Thäligkeilen de« Körper-, wieAtl'mung. Harnabsonderung. Gebären, unabhängig vom seelischen Wirken sind. ES ist m ter Thal auffallend, daß eine ganze Reihe von Fertigkeiten, die sich der Mensch mühsam aneignct, wie Gehen, Schreibe» und dergleichen, nur in sehr entfernter Beziehung zur Seele stehen. So ist auch unsere Sprache der Aussiuß eine« Werk zeuge-, daS sich unter dem Einflüsse de- GcvörS ganz von elbst auSbildet und nur unter einer gewissen seelischen Con trol« steht. Wenn dieses Werkzeug bei einem Individuum nicht auSqcbildet ist, so vermag dasselbe wohl sich Begriffe zu bilden. Geschriebenes zu lesen, aber sprechen kann e« nicht. Dieses Werkzeug findet sich als Nerv in der Regel auf da linken Hirnhälfte de- Menschen cm «gebildet, und wird e« auch nur im Geringsten verletzt, so ist sofort die Sprach« weg; eS befindet sich genau an der Stelle, wo ein Blut erguß, da so häufig im Gehirn vorkommt, absolut sprach- raubcnd wirken muß. Wir haben noch keine Vorstellung von diesem seinen Instrument, indessen es ist vorhanden und der artiger Werkzeuge finden sich noch viele im menschlichen Körper vor. Dazu gehört unter Anderm auch da Nnv, welcher die Bewegungen der Augen in cina so erstaunlichen Weise regelt, wie sie gewiß kein Mathematiker und Ingenieur fertig bringen könnte. Alle diese gedachten Fähigkeiten gehen von gewissen Stellen im Gehirn aus, und wenn auch dle Seels aus die betreffenden Apparate etnzuwirkcn vermag, so ist doch die Art und Weise, wie die einzelnen Bewegungen au-gefllhrt werden. Sache der letzteren. WaS den Schlaf anlanat, so machte man sich früher den Begriff dermaßen, daß die Seele während de» Schlafe» gleichsam auS dem Körper sich hinan- begebe, um dort ihren Bewegungen nachzugehcn oder, von ihrer Arbeit ermüdet, die Ruhe auszusuchen. Einer genaueren Feststellung de» WesesS deS Schlafe« stehen deshalb viele Schwierigkeit«» entgegen, weil, wenn am schlafenden Körper Versuche vorgenommen werden, leicht da« Erwachen hervorgerujen wird. Zu den Eigenschaften unsere« Körper«. deren Untersuchung während de« Schlafe« möglich ist. gehört der Zustand der Kreislauf- werkzeuge, und cS ist deren Beobachtung namentlich möglich bei Menschen, die durch irgend einen Unglücksfall die Schädet- decke verloren haben; indeni man dann fchr deutlich den Blut- strom, der sich fortwährend nach dem Gehirn bewegt, unter scheiden kann. ES lassen sich in diesem Falle Meßwerkzeug« anbringcn, so daß man die Pulsation zu beobachten vermag. ES dringen konstant vier solcher Blulslröme zum Gehirn und keine andere Stelle im Körper ist nach dieser Richtung hm so bevorzugt wie daS Gehirn. ES hat sich nun ergeben, daß während deS Schlafe- der Blulstron, nur geringe Veränderungen erleidet. Der Herzschlag wird zwar etwa» langsamer, aber er bleibt doch lebendig und ist jeden Augenblick bereit, wieder zu seiner vollen Stärke Kber- zuzchcn. Eine Berührung mil der Hand genügt, um stärker« Pulsation zu erzeugen, und cs scheint sogar, al« ob der Traum dieselbe Erscheinung hcrvorbrächte. Wir erkennen daran-, daß Herz und Mu-kclgefäße ohne Scklas existirrn können, dag der Schlaf nicht unmittelbar an die Ncrvcnthätigkrit anknüpft, und mit dem AlhmunqSproceß verhält eS sich ebenso, denn daS Athmcn dauert wahrend de- Schlafens fort, nur daß weniger Sauerstoff auSgegebcn und verbraucht wird. Der Vortragende legte, nachdem er der Wirkungen der verschiedenen Gä-stoffe aus den Blulstrom und daS Gehirn gedacht, weiter dar. wie in letzterem eine große Menge vo» Fäden zusammenlaufen. die, indem sie aufeinander wirken kunstvolle Fertigkeitci zu Staude bringen, zum Beispiel den Proceß des NiescnS, und er bemerkte hiernach, daß alle Ab sonderungen von Flüssigkeiten, die unter dem Einfluß de« NerveusvuemS sieben, wie Speichel. Tbränrn re., entweder im Schlafe ganz ausnören oder, wie eS bei der Harnabsonderung der Fall ist, sich beträchtlich verringern. Fernere Erschei nungen, die im Sckilafe hervortreten, bestehen darin, daß. namentlich bei Kinden», wenn ihnen Licht nahe gebracht wird, die Pupille sich enger zusaminenzieht und die Augen sich fest schließen, daß, sobald der liefe Schlaf eingetretcn, beim leisen Kiyeln nicht mebr die automatischen Bewegungen sich bemerk- lich machen, wie man sie wäkrend de« Schlummern- beob achten kann, und daß im Zustande solchen tiefen Schlafe« selbst sehr starke Töne von den Schlafenden wahrgenommen werten. Ob diese Eigenschaften de« liefen Schlafe« auf der Einwirkung der Seele oder der Nerven beruh«, ist noch uuermittelt. In diese Kategorie gehört auch da- Verschwinden deS Hungergefühle- während de- Schlafe«. Wenn man vom Schlaf der Seele spricht, so sind damit Erfcheinungrn gemeint, welche im Bewußtsein unserer Seele selbst Vorgehen, und eS ist da« eine ganze Menge von Erfchei nungrn. Im Schlafe können alle Seelcnthatigkeilen voll kommen wirksam sein, denn wir machen unS in diesem Zu stande allerkand deutliche Vorstellungen und Schlüffe, wir haben einen bestinimlen Willen und die allerlebhaftesten Leidenschaften werden lebendig. Unumstößlich fest steht, daß alle Traumbilder, und mag der Zusammenhcma auch noch so schwer erkennbar sein, an die Erscheinungen de« wachenden Zustande« anknüpsen. Der Redner führte hierauf au«, wie man durch narkotische Mittel sofort den Schlaf erzeugen kann, uud betonte, daß di« Ursache de« Schlafe« in der chemischen Veränderung irgend eine« Bestanktkeile« de« Gebirn« zu suchen ist. Es giebt zwei Sorten von narkotischen Giften, die schtasvertrcibenden und schlaserzeugenden: die letzteren sind auch dann wirksam, wenn sie in kleinen Onantitäten gereicht weiden. Md Die« hat seinen Grund darin, daß von den narkotischen Giften immer der Tk>eil der Gcbirnapparate ergriffen wird, welcher zur Erkaltung der Functionen de« menschlichen Körper« >m wachenden Zustande nöthig ist. E» ist da« dir Stelle, w» der Ucbergcmg vom Nerv zur Muskel sich vollzieht »»tz w»
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