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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1922
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220609027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922060902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922060902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1922
- Monat1922-06
- Tag1922-06-09
- Monat1922-06
- Jahr1922
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.06.1922
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n> iS S s » N> L ^ k> Z ^1 r- er» Tüttelchen am Bestand« ber Republik aeänbrrt haben. Wie man also die Lat «tt der «xtstenz der republikanischen Staaiesorm verknüpfen kann, ist einfach unerfindlich, und es beweist nur, wie erholungsbedürftig der Kasteier Ober bürgermeister begreisücherweiie durch die Aufregung be ll ,na!l>> geivvrden ist. wenn er selbst der Kasseler Bevölke rung vom Balkan des Rathauses aus die Mar vom Attentat auf die Republik verkündet. Da» ist ein« vollständig falsche Euisciiatznng der 'Itrbeuiung, die TclieidemannS Persönlich keit im gegenwärtigen Zeitpunkte genießt. Und wenn nun trop alledem und wirklich im Hirn dessen, der die Lat voll- drachie, solche a» Politik anklingende Gedanken als Antrieb mitgefprochcn vaüen. wenn dieser Kopf in grenzenloser Permirrung zwischen Scheidemanns Leven und bei» Bestand der Republik einen Zusammenhang sich zuiechtkonstruiert Hätte, dann wäre daS an Hand der obigen Gesichtspunkte nur ein Zeichen dafür, daß der Täter reif fürs Irrenbaus ist. Tenn keinem politisch denkenden normalen Menschen ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit kann man eine solche Ungereimtheit, eine solche Inkvnseguenz der Er- wägungen zutranen. Das weist auch die gesamte sozia listische Preise nur zu genau. Wenn sie aber trotzdem mit derlei Verworrenheiten der Oeffeinlichkcit imponieren zu können glaubt, dann gibt sie nur ein Pröbchen von ihrer unter allem Niveau stehen den Einschätzung der geistige» Gewecktheit der Massen. Sie meint, nach ihrer alten Methode auch diesmal verfahre» zu können, die jedes Verbrechen au einem Sozialisten lctchiscrlig Sem politischen Gegner an die Rockschvße hängt. Öd das Im einzelnen stalle logisch, ob das möglich, ob das überzeugend ist. bleibt ihr ganz gleichgültig, .irgendjemand ist ermordet worden, dieser jemand war Sozialist: also ist der ?aier rin Rechtsradikaler. Zn ihres Herzens Kämmerlein werde» auch die rötesten Anhänger des Marxismus den Unsinn einer solchen Beweisführung durchschauen. Aber sie sollten dabc» auch nchien. woraus eS ihren Führern in Wirklichkeit ankommr. Es kommt ihnen nicht darauf an. ob Scheidcmann das Opfer eines Attentats geworden ist. nicht daraus, wer der Täler ist — sie könnten sich sonst lediglich mit dessen Person befassen und zn seiner Ergreifung bet krage» —, sondern darauf, Zwiespalt und Hast ins deutsche Volk zu tragen, vernarbende Wunden anfzuretsten und das absterbende Klassenkampsprtnzip mit neuem Lebensvl zu beträufeln Deswegen fallen sie über so bedauerliche Er eignisse, wie den Anschlag auf Scheidemann, mit einer förmlichen Inbrunst her und machen diesen Bubenstreich zu einer Haupt- nnd TiaatSakiio». die ihnen dazu dient, die ganze Verworfenheit der Rechtsparteien, der ganzen bürgerlichen VolkShülfie im ZeiiungSfilm abzurollen und sich selbst als llnschnldsiämmer zu glorifizieren. Dl, Rechtspresse ist rS natürlich, die hetzt, die die Republik sabotiert, die die Arbeiter verdummen will, wir sie cS immer getan hat. Aber nun denke man einmal daran zurück, als der greise Fcldmarschall Hindenburg von einem Attentäter bedroht worden war. Hand sich damals in einem einzigen bürgerlichen Blatte ein solches Gekläff, ein solcher Morast von Schmutz, von Verdächtigungen gegen die Sozialisten aller Schattierungen, wie er sich setzt beinahe täglich in jeder sozialistischen Zeitung gegen das Bürger tum richtet? Kein Gedanke daran. Man steht also, wo der Herd der Volksverhetzung zu suchen ist. Mau sieht, wie die Oberhetzer im sozialistischen Lager jeden Zwischenfall mit Freuden begrüßen, der ihnen Gelegenheit gibt, über ihre politischen Gegner mit indianischem Geheul herzufaüen. Und die Einphase, mit der sie daS tun. kann nichts anderes fein und ist letzten Endes nichts anderes, als der Ausbruch der Wut darüber, dass sie und ihre Parteien in den allmäh lich weniger revolutionär gewordenen Zeiten an Zulaus merklich verloren haben und weiter verlieren werden, wenn sie nicht durch gewaltsame Auspeitschung und durch Ver- detzung deS Bürgertums mit allen Mitteln wieder so etwas wie revolutionäre Stimmung zu machen in der Lage sind. DaS ist der ganze Kern der groß aufgebauschten Scheide- manniaden in der Linkspresse. Eigentlich ist er einfach genug, dast jeder Arbeiter ihn durchschauen und sich mit Verachtung von diesem Treiben abwenden müßte. Geheimrat Bücher über „Deulschlan- in -er Weltwirtschaft". Die bedrohliche Einfuhr englischer Kohle. Elberfeld, st. Juni. In der Mitgliederversammlung deS Eilen- und LiabiwacenindustrievunoeS sprach Geheimer Rat Bücher vom Reichoverband der deutschen Industrie über »Deutschland i» d e r W e i l w i r t s ch a s t". Er führte dabei u. a »ns: Im Gegensatz zu der finanziellen Macht- stcllung Amerikas könnten nur die großen Rohstofsgebiete, wie Rustiand, ein Gegengewicht Herstellen. Der Vertrag von Rayailo könne im Augenblick für Deutschland keine Erleichterung bieten. Die Welt müsse er kennen. sag Deutschland die besten Kenntnisse über Rußland und auch den besten Mut habe, es aus seiner Notlage zu be freien. Die internationale Anleihe könne nur dann einen Erfolg haben, wenn die Kabinette Europas ge zwungen würden, die Uebermachi der Tatsachen anzu- erkennen Bei einer Festigung des Markkuries steige die Krise bis zum äußersten. Sv könnte lediglich eine Anleihe unsere Volkswirtschaft nicht erhalten, sondern weit mehr kosten und vernichten, als es den Gegnern einbringe. Es werde von uns wesentlich abhängen, wie sich die Dinge ge statten. Geheimrat Brecht als Vertreter d«S Retchskvmmiffars für Kohlenverteilung führte u. a. aus, es feie« im Mai be reits 7N» Tonnen englische Kohte eingesiihri worden. Dies« Mcngcn seien spielend mit einer Uebexstnnde i« Bergbau einzubriggen. Er sei aus dem Wege nach Essen, um hier über mit de» Bergarbeitern zu verhandeln. Wenn unter den jetzigen Umständen die Bergarbeiter noch nicht hellsichtig geworden seien, dann sei ihnen leibst, aber auch der deutschen Wirtschaft nicht zu helfen. — Am Schlüsse der Tagung nmrde eine Entschließung angenommen, in der es beißt Der Eisen- und Stahlwarenindustriebund, der die ge samte deutsche Eisen- und Stahiwaren-, sowie Werkzeug- Industrie umfaßt, lehnt jede Ausfuhrabgabe ab und ver langt ihre sofortige Aufhebung. Die Aussuhrabgabe gleicht einem Ausfuhrzoll. Sie hemmt die Ausfuhr, an deren Hebung Regierung und all« Berufsstände des deutschen Volkes im Interesse der Gesundung unseres Wirtschafts lebens da» gleiche Interesse haben Verhan-lungen mit -er Lan-wirtschsfi über die Umlage. Nrotnerbilligung für Minderbemittelte. — Ausgabe der Umlage? Berlin, 8. Juni. Di« seit längerer Zeit zwischen dem ReichSernährungSministerium und den landwirtschaftlichen Organisationen über die Frag« der Getrcideumlage schwebenden Verhandlungen wurden gestern im Er- nährnngsministerium fortgesetzt. In der gestrigen Sitzung beriet man über den Beschluß des Reichsausschusses der deutschen Landwirtschaft vom lk>. Mai, in dem die Landwirt schaft die Gewahr übernimmt, daß sie die zur Sicherung der Brotversorgung erforderlichen Gctreidcmengeu zur Verfügung stellt, wenn die NeichSregierung eine Erklärung abgibt, daß sie bereit ist, eine Verbilligung deS Brotpreises für die wirtschaftlich Schwachen durch die Gesamtheit der wirtschaftlich Leistungsfähigen herbeiznftihren. In den gestrigen Beratungen wurden noch keine Beschlüsse gefaßt. Heute vormittag begannen im Ernährungs- Ministerium erneut Verhandlungen, an denen ein größerer Kreis von OrgantsationSvertretern tetlnnhm. Zur Debatte standen Vorschläge, dir darauf hinauSltesen, einen Weg zu suchen, um gegebenenfalls ohne das Umlageoer- fahren auSzukommrn. Diese Vorschläge wurden zum ersten Male anläßlich b-S Besuchs deS NeichSernäh ungS- Ministers in München näher erörtert. Im allgemeinen ist bi« Frage öer «etreideumlaae im Augenblick noch un- geklärt. Der zweite Tag im Erzberger-Mordprozetz. Ntt,»«r Krahlbertcht », Osseubnrg. 8. Juni. Der zweit« «ItzungStag im Er». brrger-Mordprozeß begann mit der ausführliche» gutacht liche» Aeußeruug de» Gertchtschemtkers Dr. Popp aus Frankfurt a. M.. der vor allem das am Tatorte auf gefundene Blut untersucht hatte. Dann begann die Vernehmung einer ganzer» Reiße von Zeugen, dt« sich am 20. August l»2l im Gebiet des Kniebis aufgehalten haben. Eisenbahnoberiulpeklor Jung au» LudwigSIiafen kam mit seinem Lvb» am 25. August nach Oppau und wohnt« im Hirschen. Abends saß er mit zwei jungen Herren beim Abendessen. ES war daS Gerücht verbreitet, dast Reichspräsident Eberl ermordet worbe» sei. Am anderen Tage wurde erklärt, daß es sich um ein falsches Gerücht handle. Ais Jung morgens zum Frühstück die Wirisräume betrat, erzählte lhm das Personal, das, die leiden jungen Herren, wie sie eS jeden Tag getan hatten, auch heute schon sehr früh weggegangcn wäre». Jung unternahm dann den von ihm geplanten Ausflug über den Kniebis nach Freudenstadt. ES war um >L2 Uhr. al» er daS Gasthaus Zuflucht verl'eß, wo er zu Mittag gegessen hatte. Er ging nicht lue Straße entlang, sondern begab sich etwa Alt» Meter hinter dem Gasthause auf einen Waldweg. Dort begegneten ihm die beiden jungen Herren wieder. Sie sagte», sie seien von Maisach beraufgekommen. Es wurde dann an Hand der Lchwarzwaldkarirn, die Jung bei ich batte, der kürzeste Weg nach Oppau besprochen. Die leiden jungen Leute erklärten, ihre Ferien seien vorüber, sie wollten aber nocb an den Vodenser gehen. Der Zeuge hatte im Gasthaus Zusluchi schon gehört, daß Erzberarr er mordet worden sei. Die Nachricht war dorthin telephonisch gegeben worden. Er glaubte sie aber nicht, weil sich daS Gerücht von der Ermordung Eberls auch al» unwahr heranSgestelli hatte, und sprach deshalb mit den beiden jungen Leuten nicht darüber. Mehrere Zeugen aus Oppau erzählen dann, baß gegen die vierte 'Nachmiliagsstun^e zwei junge Leute durch den Ort gekommen seien die aufgeregt und verstört waren nnd sich ständig umsaiien. vis suhlten sie sich verfolgt. — Genen 12 Ulir mitiaqs trat bie Mittagspause ein. In der Nachmittags sitz nng hielt der Vorsitzende dem Angeklagten vor. daß in seiner Wohnung unge brauchte Geschosse derselben Art, mit denselben Ziffern und Zeichen gesunden wurden, wie sie bet der Ermordung Erzbergers verwendet wurden waren. LandgerichtSrat Sggler aus Offenburg gibt «tuen Bericht über die von ihm geführte Voruntersuchung. ES wurden sodann einige r .Dress» Nechrlchten".» Zeugen vernommen, die die Täter schon tu GrirSbach De ichen habe» wollen. Man hört« dann noch «tue Reibe »0« Zeusen, um die Frage zu klare», wo die beide», Gchuiz uud Ttllrssru, sich im August aufgehalten habe«. Gehr interessante Bekundungen macht daun der Krimi- nalobertommissar Eäiumachrr aus Karlsruhe über da» Er- aebnts der Nachforschungen über de» Aufenthalt der Erzberger-Mbrder in Budapest Es wird fest- gestellt« daß di« beiden einige Wochen im November und Dezember 1USl in Budapest weilten und in erstklassige» Hotel» unter falschem Namen wohnten. Beide besaßen Waffen, darunter einen si-Mtliimeter Revolver und kauften sich Kleiber. Es wurde sestgeftclit. daß ihre Festnahme dnrch die Bubavester Polizei vereitelt wurde, weil diese sich an die alten Pässe hielt und die Bel ressenden daher nicht weiter behelligte. Am Freitag findet ein Lokaltermin am Tat orte statt. Dorthin begeben sich der ganze Gerichtshof und alle Geschworenen. Saniiittsral PtMnger geflohen. München, 8. Juni. Wie die „Miinchn. Post" erfährt, hat sich Sanitütsrat Dr. PItttnger seiner Aburteilung durch daS Reichsgericht wegen der Leitung einer geheimen Or ganisation durch die Flucht entzogen. Strafantrag gegen die «ailonatfoztaltfttfch» Slrdetlerpartei in München. München, 8. Juni. Nach einer Meldung des FZar- wärts" hat der demokratische ReichSbund Baurrns gegen die nationalsozialistische Arbeiterpartei, die neuerdings zur Vernichtung der Rcichsslagge und zur Störung des Reichs- präsideiileubesuches aussorderte, Strafantrag bet der Staats anwaltschaft wegen Bedrohung eines Beamten zur Ver hinderung seiner Amtstätigkeit gestellt. Auf der Suche nach dem Kasseler Attentäter. Kassel, 8. Juni. Aus der Luche »ach dem Attentäter auf Scheidemann hat in Kassel eine förmliche Jagd nach allen Trägern von Hornbrillen begonnen, da der Gesuchte «tue Hornbrille getragen haben soll. Ein junger Mann, der fick heute i» einer Wirtschaft durch Redensarten über das Attentat ausfällig bemerkbar gemacht hatte, wurde ln Haft genommen und auch in Haft behalten. Die Beschret- bung des Attentäters soll aus ihn passen. Die Staats anwaltschaft lehnt vorläufig jede Mitteilung ah. Soviel man hört» bandelt «S sich um einen Angehörigen einer links- stehenden Partei Ein Gulachlen -es Aeichswlrlschasrsrals zur Jwangsanleihe. lKtgntr Drehtdertch» der „D r r « d n. Nachrichten".» Berlia, ü. Juni. Der Gesetzentwurf über di« Zwangs anleihe ist, wie wir bereits vor einigen Tagen meldeten» dem Reichstage zugegangen. Nunmehr liegt auch «ine Zu- sammrnsielung des Finanzpolitischen Aus schusses des NeichSmirischasisraieS über den Gesetzent wurf vor. Der Finanzpolitische Ausschuß schlägt eine Reihe von Aenderungen an der Regierungsvorlage vor. Abgesehen von einigen Aenderungen. die mehr redak tioneller Art sind, betrifft ein Vorschlag die Staffelung der Reichsanleibe. Während die Regierungsvorlage mit 2 Prozent von den erste» 250 000 Mk. des Vermögens be ginnt und dann durchsiasseli um je weitere 2 Prozent von den nächsten 350 000 Mk.. schlägt der Finanzpolitische Aus schuß folgende Staffelung vor: Von den ersten 100 000 Mk. 1 Prozent, von den nächsten 150 000 Mk. 2 Prozent, von Len nächsten 250 000 Mk. 1 Prozent und dann für die nächsten weiteren 250 000 Mk. je weitere 2 Prozent bis. wie die Regierungsvorlage, zu 10 Prozent im Höchstbetrage. Von Bedeutung ist ferner der Vorschlag des Finanzpolitischen Ausschusses, der sich auf die vorgesehene Freigrenze für die Zivangsaiilcihe lMicht. Während die Negierungs daß dir Freigrenze sich von 100 000 Vorlage bestimmt. bei natürlichen Personen, deren Vermögen hauptsächlich Freigrenze sich von jg . . das Vermögen im Sinne des 8 0 des Vermögenssteuer geietzeS und deren Einkommen vorwiegend ans Erträg nissen aus diesem Vermögen besieht, aus 1 Million Mark erhöht, wenn das steuerpflichtige Einkommen 80 000 Mk. nicht übersteigt, schlägt der Ausschuß vor, die Freigrenze von 100 000 Mk. aus L00 000 Mk. zu erhöhen, und sie aus 1 Million zu erhöhen, wenn das steuerpslichiige Einkommen 50000 Mk. nicht übersteigt. Diese letztere Vergünstigung soll nur für Personen gelten, die entweder über M Jahre alt oder erwerbsunfähig sind, oder dauernd behindert sind, ihren Lebensilnterhaii durch eigenen Erwerb zu bestreiten. Ferner ist erwähnenswert, daß, während die 'Regierungs vorlage zur Tilgung der Anleihe Z Prozent vom Nenn werte des ursprünglichen Betrages der Anleihe Vorsicht, der Ausschuß Vorschläge, zur Tilgung der Anleihe jährlich 1 Prozent zu verwenden. Ferner schlägt der Ausschuß in Abänderung der Regierungsvorlage vor, für den Fall, daß der Zeichnungspflichtige für die V 0 rzeichnung als vor läufiges Vermögen mindestens den vierfachen Betrag des Noiopservermögenü angenommen hat, daß eine Abgabe nur dann erhoben werden soll, wenn das endgültige Ver mögen mehr als das Sechsfache (Regierungsvorlage mehr als das Dreifaches des RoiopfcroermögenS beträgt, mit der Einschränkung, daß der ZelchnungSpsltcht'ge nachweist, daß er bet gewissenhafter Schätzung sein Vermögen auf nicht mehr als das Sechsfache des NotopfervermögcnS annehmen konnte. Für diesen Fall soll die Abgabe 20 Prozent be tragen. Bei mehr als dem Siebenfachen soll sie 40 Pro zent, bei mehr als dem Achtfachen 50 Prozent, bet mehr als dem Neunfachen 00 Prozent nnd bet mehr als dem Zehn- fachen des Notopselvermögenö 70 Prozent des Unterschie des zwischen dem vorauSgrzeichneten und dem endgültig zu zeichnenden Zwangsanleihebetrage betragen. Da» Präsidium der braunschweigischen Lande». Versammlung. Brauuschweig, 7. Juni. In der heut« nachmittag ab- gehaltenrn Sitzung der Landesversammlung wurde die Wahl deS Präsidiums vollzogen. Zum Präsi denten wurde gewählt der Abg. Ganzen M. G. P. DI, zum ersten Vizepräsidenten der Abg. Wessel (D. BI, zum zweiten Vizepräsidenten der Abg. Schelz fS. P. DI und zum dritten Vizepräsidenten der Abg. Dr. Müller (Bürger- lich« Arbeitsgemeinschafts. Dann wurde die Gesetzesvor lage über die Lehrrrbesoldung nach längerer Beratung an genommen. fW. T. BI Frankreich als Urheber -er spanischen Dalniazuschläge. Paris, 8. Juni. Der „Temps" verbreitet sich setzt über die Gründe, die zu dem spanischen, im wesentlichen gegen Deutschland sich richtenden plötzlichen Valntazuichlags ge führt haben. Auü den Ausführungen des „Temps" ergibt sich, daß es tm wesentlichen Frankreich gewesen ist. daS Spanien z» dieser gegen Deutschland gerichteten Maßnahme veranlaßt Hai. Ter „Temps" schreibt nämlich, daß diese weise Maßregel Frankreich einen Teil der Ge fahren der deutschen Konkurrenz dem spanischen Markte erspare. Die von Spanien im Laufe der lanacn Verhand lungen gemachten Konzessionen würden setzt mit einem Maie immer interessanter und es sei wahrscheinlich, daß die französische Regierung, diesem neuen Faktor Rechnung tragend, sich noch konzilianter zeige» werde. Frank reich hätte von Spanien diese Maßregel nicht offiziell ver langt. obwohl die französischen Delegierten oft tm Lause der Verhandlungen mit den Spaniern das Bedauern darüber auSgedrückt hätten, das, sie solange Diskussionen führen müßten, um diese ober jene Ermäßigung zn erhalten, von der Frankreich» deutsche Konkurrenz einen noch größeren Gewinn haben würde. W. T. v. erfährt au» durchaus zuverlässiger Quell«, daß die spanische Ncgerung beabsichtigt, die wiedereing«. führten Valntazuschläge auf diesenigen deutschen Ware» noch nicht anzu wenden, die nachweislich vor dem 2ü. Mai verkauft oder fest in Auftrag gegeben worden seien. Darausbrzügliche Gesuche deutscher Firmen müssen mit ent sprechenden Beweisangaben an die in Deutschland bestehe«, den VerufSkonsulate deS betreffenden Bezirks, in dem die deutschen Firmen ihren Wohnsitz haben, elngrretcht werbe«. Fortsetzung der französisch-spanischen Wirtschaft»- Verhandlungen. Paris, 8. Juni. Entsprechend dem vorgestern gefaßte» Beschlüße deS MtnisterrateS ist gestern Ministerialdirektor SerruyS. der Unterhändler Frankreichs tu de« Wirt- schaftSverhandlungen mit Spanten, wieder nach Madrid abgereist. Die französische Negierung, schreibt .ZournSe industrielle" hierzu, scheint ans Grund der letzten Depeschen deS Botschafters in Madrid auf eine nahe bevorstehende Einigung über di« noch schwebenden Fragen zu hoffen. Der Anschluß als Rettung. Oesterreich» unerschtiiierliches Vertraue» zu Dentschland. Wien, 8. Juni. Die „Neue Freie Preise" veröffentlicht unter dem Eindruck der V a l u t a k a t a st r 0 p h e einen Artikel: „Der Anschluß als Rettung" in dem eS u. a. heißt: „Wenn Oesterreich mit seinen ewigen Kreditbttteu wiederum verschlossene Türen findet und wenn man ihm. nachdem man cS zugrunde gerichtet hat, den Borwurf macht, daß es keine so vorteilhaft« Anlage bietet» wie ein gesundes Unternehmen, wenn man die Hilferufe weitcrhiu mit Absicht überhört, dann muß der Eind.uck mit Not wendigkeit Vorhalten, daß die Mächte innerlich im klaren darüber sind, baß Oesterreich alS selbständiges Gebilde nicht aufrecht erhalten werden kann und daß der Friede von St. Germain genau so unbrauchbar und unhaltbar geworden ist, wie der Friede von SevreS, der heute schon zugunsten der Türken eine Revision er fahren hat. Man kann ein Volk Nicht so tief entwürdigen, daß man eS finanziell dem Bolschewismus verfallen läßt, ohne baß man die stärksten Kräfte des Widerstandes wach- rust, de» primitiven nnd ursprünglichen 'Willen zum Leben, der mächtiger ist als Lebensbindungen. Man darf sich nicht wundern, wenn wir dorthin unsere Blicke richten, wo unsere nationale Heimat ist. S» mag Deutschland schlecht genug ergehen und das Joch mag schmerzlich auf seinen Schultern lasten, aber «ins kann Deutschland niemals verlieren: Es wird immer genug Kredit erhalten, um Nahrungsmittel und Rohstoffe einzu- führen, und leine SiaatSkörper und seine Organisation wer den immer die Fähigkeit haben, ei» gewisses Vertrauen ein- zuslößen. DaS deutsck>e Geld ist sünszlgmal bester al» daS unsrige, und das deutsche Selbstvertrauen, der deutsche Mn, und die deutsche» Fähigkeiten werbe» den Sieg erringen, selbst wenn die Welt voll Teufel wäre. ES muß einmal ein Ende gemacht werden mit der Stümperei in der österreichische» Frage! Man möge un endlich klipp und klar, offen und ehrlich mtiteilen, waS man mit uns beabsichtigt, und wir werden unsere Schlüsse daraus ziehen alS freie Männer und nicht als Sklaven. So wie bisher kann eS nicht weitcrgehen, daö muß auch der Ver- blendetsie begreifen." Vas Alnanzprogramm der österreichischen Regierung. Wie«, 8. Juni. Der Finanzausschuß nahm heute noch längerer Debatte die KredttermächtigungSvor- läge an. Gemäß des Verlangens des FtnanzministerS wurde der ursprünglich von der Regieruüg verlangte Kredit von 87,4 Milliarden ans 220 Milliarden erhöht. Gegenüber den Einwünden der Sozialdemokraten, daß die Regierung ihr Finanzprogramm noch nicht bekanntgcben könne, er- klärte Finanzmlnistcr Segnr, daß das Finanzprogramm fast fertlggestellt sei und in allernächster Zeit dem Parlamente vorgelegt iverde. ES sei darauf ansgebaut, bas Gleich gewicht »m Budget durch gründliche Ersparungen und starke Erhöhungen der Einnahmen sicher zu stellen. (WTBI Vorgehen -er britischen Truppen in Irian-. London, 8. Juni. lReuterI Ungefähr S Bataillon« britischer Truppe», unterstützt von Artillerie »nb Flieger», begannen heute früh, in drei Abteilungen »t« Stabt Belle«! a« Longh-Ernc. di« ans dem Gebiet« non Ulster liegt und in de« letzten Wochen vou Irreguläre» des Freistaates eingenommen wurde, zu umzingeln. Nach einer Artilleriebefchießuug nahmen die britische« Truppen erst das Fort oberhalb Belleek und dann di« Stadt selbst. <W. T. BI Ein Kabinett Tliiti in Sicht? Okigner Drahidericht der »DreSdn. Nachricht«»"» Nom, 8. Juni. Auf Vorschlag ihre» Führers, Don Sturzo, beschloß die Partei der Popolart mit den Sozialisten «ine Koalition einzugehen, - falls die sozialdemokratische Partei sich bereit zeige, an der Regle- rung tetlznnchmen. Damit wird für den kommenden Herbst eine ganz neue parlamentarische Lage vorbereitet. Als Vertrauensmann der Koalition tzitt Ntttt.
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