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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-12
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1881
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Erscheint täglich früh 6", Uhr. Kedaclion und Lrprdition Iohanncsgnjf'e 33. AprrMu»-r» der Urdarlioa: BorniittagS 10—12 Uhr. Nachmillags 4—6 Uhr. Attr di« Nii<ri»dk «c,40-i>ner M-n»,.«,»>« «Lchl sich t>r !N>t»cue>> nichr v>rd.»r«ch. A»i,^«e dcr snr die nächfts«lsende Nu««er dcstiinmtrn Au jerate a» rvochentaue» Sis 3 Uhr Nachmitlan«. an Soun- nnv Fcfttn,cu früh bi«'Uhr. Zn drn Eilialr» für Ins.-^nnahme: Otto Klemm, Unioersstätsstrabe 22, Louis Lasche, »taiharmenstraße 18, p. mir bis ' ,3 Uhr. tipugcr.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage Adonnemrntsprris viertelj. 4^/, Mß., tnel. Bringerlohn ü Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 23 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen ohne Postbesörderung 39 Mk. »»t Postbesürderung 48 Mk. Inserate ssgespaltene Petitzcile 20 Pf. Größere Ährisren laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif Reelamen unter den Nrdactionsllrich die Spaltzeile 40 Ps. Inserate sind sietS an die iSpprdltlon zr senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumerauüa oder durch Post- Vorschuß. -4° 12. Mittwoch den 12. Januar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vecanntmachung. -DaS 1. Stück des diesjalirigen ReichsgcsctzblalteS ist bei uns ein. gegangen und wird vis zum 2. Februar d. I. auf dem Rath. Haussaale zur Einsichtnahme össenilich auShänge». Datsclbe enthalt: Nr. 14>». Verordnung, betreffend die Paßpslichtigkeit der aus Rußland kommenden Reisenden. Vom 29. De- ' remoer 1880. Leipzig, den 10. Januar 1881. Ter Rath Vrr Stadt Leipzig I>r. Georg». «t0ß. Im Monat December 1880 erlangten das kiesige Bürgerrecht: Busch, Gottlieb Hermann, Gastwirt!). Dodcl, Heinrich Ludwig, Uausmann. Engert, Heinrich Luo, BuchliandlungSgehülse. Fiebia, Moritz Julius Louis Carl, Hutmacher. Gcntzfch, Albert, I>r. zur. und RechtSanwalt. Glafep, Paul Waldemar, I>r. nliil. u. Oberlehrer a. d. Nicolaischulc. Gr und man », Carl Friedrich Theodor, Uhrmacher. Kupfer, Ernst Wc Helm. Lehrer an der IV. BczirkSlchule. Löscher, Earl Friedrich August, einer. Üirchschullchrcr. Michael, Friedrich August, Schutzmann. Rüller, Hermann Eugcii, Naulinenn. Peter, Johann Heinrich Julius, Bierhändler. SchepS, Hermann Theodor, Buchdruckereidesitzer. Steudtc, Friedrich Herinan», Schuhmacher. Stöckel, Joliann Adam Earl, Schlosser. Taupadel, Friedrich Hermann, Tischler. Töpfer, Johann Gottlob, Hausmann. Wundt, Wilhelm Maximilian, vr. f-liü. er weck., ordcntl. Professor an dcr Universität. Wach, Adolf Gustav Eduard Ludwig, vr. zur. Ritter re. ordentl. Professor an der Universität. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 12. Januar. Während ein Tl-cil der englischen Presse daraus dringt, Transvaal an die Boers zurückzugedcn, maßt sich der conservative „Standard" an, dieses tapfere Bauernvvlk, welches die Waffen für feine Unabhängigkeit ergriffen, der Feigheit und Berrälhcrci zu bezichtigen. ES gehört wenig Hel Hell muth dazu, ein so unwürdiges Wort von London aus in die Welt zu schlenkern. Mail soll in England nickt vergesse», daß die Boers von den neutralen Staaten kaum anders denn als kriegführende Macht mit allen Rechten einer solchen aner kannt werden ionnen. Tie Transvaal-Republik ist seiner Heit von allen civitifirtcn Rationen anerkannt worden und nahm friiherbin eme neutrale Stellung ein wie etwa Belgien und die Schweiz. Ihre Ernten; in daher völker rechtlich nnanfechlbar, um so mehr, a>o England ihr nicmalo den Stricg erklärt hal. Tas Land hat sich zudem nicht dazu verstanden, durch freiwilligen Entschluß oder eine Volks abstimmung feine fclbsinandtge Stellung anfzugcbcn: Trans vaal ist und bnibt daii.r im Rechte, wenn es den Stampf für seine Unabhängigkeit mit allen Mitteln sortsctzt. Eng land wird freilich im Stande sei», die Boers mekerzuwerseii, indessen bei dem Hasse dieses Volkes gegen die britische Herr schaft ist der Fall nicht undenkbar, dag es sich aufmacht, um tiefer un Innern von Südafrika neue Wohnsitze aufzusuchen. Die Boers sind Nachkommen >encr Eolomfien, welche fass aus aller Herren Landern in das Eaptand einwanderten, als dasselbe noch holländisches Eigenthum war. Im Jahre 1806 ging das Eaptand in englischen Vcntz über und bald fühlten die Boers die starte .Hand der Regierung. Als aber 1831 die Eclarcrei aufgehoben wurde, verlausten Schaarcn von Boers ihre Euler, luden ihr Eigenthnm aus Ochsenweigen und zogen norc- und nordoflwarlS über den Oranje- und Vaert- Fluß, wahrend cm Theil sich in Natal »icdcrtieß. Indessen die Engländer folgten u-.ien und vereinigten 1842 Natal mit ihren caplandischeii Beugungen. Nur wenige Boers bliebe» dre Mclsien zvgen zurück und vereinigten sich mit ihren Volts- genossen nördlich vom V a a l. Das Gemeinwesen, welches sic vier gründete», wurde endlich l852 von England als „Süd afrikanische Republik" anerkannt. Die jahrelangen und blutigen Kämpse der Boers mit den Eingeborenen gaben den Engländern willlommene Gelegenheit. ihre Hand ans Transvaal zu legen. Es war nn Jahre 1877. Die Republik halte einen schweren »krieg fast zu Ende geführt. dcr bewirkt hatte, daß alle Bande im Innern sich lösten. Viele vcriveigerlen serneren Kriegsdienst undS lener». eineslarkeMulkerhcit vertangteAnschluß an England, als an den alleinigen Reiter, die Mehrheit der Boers aber bestand ans der allen Unabhängigkeit. DcrPräsi- denl war raimos,, sah sich von beiden Parteien verlassen und war außer Slandc. die Selbstständigkeit des Staates zu er halten. Unter diesen Wirren und Kämpfen ließ plötzlich der Coinmissär Sbcpiio'lc am 13. April 1877 die englische Flagge aushsise» unk erklärte von Pretoria aus ganz Transvaal jür eine englische Provinz. Truppen rückten an, jeder Widerstand war vergebens, und dem Präsidenten blieb 'Nichts weiter übrig als ein Protest, dessen Ohnmacht aus dcr Hand lag. Das Recht zu einer Einmischung in die inncrn Verhältnisse von Transvaal halten die Engländer nur insofern, als die Boers tas in eine», 1852 abgeschlossenen Vertrage sestgcsctztc Verbot der Sclaverei nicht hin reichend beobachteten. Wenn indessen gesagt wurde, England habe eingrcisen müssen, um Unruhen und Aufruhr unter den airckaniichcn Stämmen zu verhüten, so ist Das ein bloßer Vorwand. Eine geringe Unterstützung durch reguläres Mrlitair balle den BoerS zu einem vollständigen Siege über die BasutoS verholscu; aber die Annexion der Republik war nicht erforderlich, um die Ruhe wieder herzu- stcllc». Gelingt cs den Vocrs, ihre Republik ans neuer Grundlage zu consolikircn, unter einer Verfassung, welche den /Parteien die Möglichkeit gewährt, einander die Hand zu reichen, so wird e« England sehr schwer werden, dicselvc wieder zu unterjoche». Ter Haß der Boers gegen die Eng länder ist lies und unauslöschlich und an Tüchtigkeit und zäher Ausdauer nimmt es dieses Baucrnvolk mit allen Colomsten der Welt aus. ES wird sich bald zeigen müsse», ob die Ankunst des fürsten Bismarck den Verhandlungen im preußischen andlage über die Stcuersragrn eine bessere Wendung zu ?, eben vermag, als dieselben bis jetzt genommen haben. Die lbrechnung der Eonservativen mit dein Herrn Finanz- minister, nach welcher an Stelle deS einmaligen Steuererlasses die alljährlich widerrufliche „Außcrbcbungsetzung" eines Viertels der Elassenstcucr und der fünf untersten Einkommensteucrstufen treten sollte, hal sich bereits als ein todtgeborcnes Kink erwiesen. Nickt nur von ultramontaner Seite ist diese Auskunft mit einem höhnischen Seiteilbicb ans die „Weisheit und Findigkeit" der conicrvalivcn Unterhändler zurückgcwicsen, auch aus srci- conservalivcr Seite findet dieselbe ihre sckr verständliche Ab lehnung. Denn so wird eine Acußernng deS Abg. Stengel ausgesaßt, daß über den Steuererlaß das letzte Wort noch nicht gesprochen lei. Allerdings ist nickt wohl anzunebmen, das; dcr Abg. Slcngcl, welcher in Finanz- und Wirthschast-- sragen der liberalen Partei am nächsten steht, bei dieser Aeußerung seine ganze Fraktion binlcr sich hätte, aber er würde sie dock schwerlich gethan haben, wenn er nickt dcr Stimmung ihrer Mehrheit sicher zu sein laubte. Die Angelegenheit ist also seit dem Beginn dcr iericn thalsächlich nullt einen Schritt weiter gekommen, llcbrigcns ist bei dieser Gelegenheit zu bemerken. daß, wen» conservative Organe cs bequem gefunden haben, die Höbe deS Steuererlasses bezw. der dazu erforderlichen Summe aus nur 13 Millionen anzugcbeii. Dies mit dem Elatsanschlag keineswegs übcreinstimnit, welcher fO>, Millionen an dcr Elassenstcncr unk 3>, Mill. an der Einkommensteuer, also genau II Millionen in Abzug bringt. Wenn gleichwohl der Ge- aniinlbetrag beider Steuern gegen daS Vorjahr nur um >3,178.000 Mark znrückbleibl, so liegt Dies darin, daß der Einkommcnsteucranschlag, von dem Steuererlaß abgcicken, gegen taS Vorjahr eine Steigerung von nahezu einer Million auliveist. Ta diele unter allen Umständen zur Erlwbung gelangen wird, so beträgt dcr durch den Steuererlaß ver ursachte Ausfall an dcr AuSgabcndcckung in der Tbat volle l4 Millionen. Aus freie onscrvativcr Seile ist man selbst redend nichts weniger als verstimmt darüber, daßdieEonservativen mit ihrem Verständigungsvcrsuck', bei welchem rS nur darauf abgesehen sein konnte, daS Eent rum zu gewinnen, sestgcsahrcn sind. Man ist aus dieser Seite unter der Hand schon lange geschäftig, den Faden in die Hand zu nehmen. Der einzig denkbare Ausweg wäre eine wirkliche Erfüllung dcr konservativen Versprechungen, nämlich eine „organische Verbindung" zwischen Steuererlaß und Steuerreform. Oberes müßte die Summe res Steuererlasses derart ermäßigt werken, um eine ncnnenSwcrtbc Herabsetzung des Anleihe-Betrages, der zur Deckung deS DesicitS erforderlich ist, zu erreichen. DaS Erstere könnte nur so geschehen, wenn man eine Verschmelzung des neuen Verwendunas- gcsctzes mit dem Gesetz vom II. Juli v. I. derart bewirkte, daß alle Ucbcrschüsie eins ReiellSsteuern abzüglich eines festen, zur Deckung deS Dcsicits erforderlichen BckragS ungeschiedcn zur Steuerreform »ach einer gewissen Volker beftimmkcn Steigerung verwendet wurden. Alsdann ließe sich mit dieser Reform sofort der Ansang dabin machen, daß schon für das nächste ElalSjabr die nnkerstc Elassensteuerstnsc ganz und etwa die zweite, oiellcicllt auch noch die dritte zur Hälfte außer Hebung gesetzt würden. Es waren dazu nach dcr dieS- fährigen Veranlagung 8 bezw. l> und event. I2> , Millionen erforderlich: in Wirklichkeit würde sich kerAussall aber niedriger stelle», weil in den untersten Stufen die Eintreibungskosten und unrcalisirbarcn Posten am beträchtlichsten sind. Ferner würde sich ein Tlleit des Ausfalls dadurch l-ei bringen lassen, daß die Conlingenlirnng der Elassenstcucr, d. I>. die Psennig- abzügc, wenn die Gesanimkanlage die contingentille Summe uberneigt, in Wegsall käme. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anznnkbnie», daß von sreieonservativcr Seite in dieser Richtung in der Thal die Verständigung gesucht wirk. Viel leicht würde man auch in n a t i o n a l l i b e r a l e n Kreisen nicht ganz abgeneigt sein, ans dielen Weg einzu geben, in Anbetracht, daß eine Anleihe sich immer noch viel eher rcclllserligl, weit» cS sich ui» eine organische Maßregel, als wenn cS sich nur um einen Steuererlaß ml üoe zu Walilzwccken handelt. Tie unerläßtiche Vorbedin gung aber, um aus diesem Wege zum Hiclc zu gelangen, siliebe für die »ationallibcralc Partei immer die gleich zeitige Verständigung über die Reichssteuerprojeclc und i»S bc'ondcre eine Sickerung, daß, wenn diese gelänge, nickt hinter her dock iiiimcr wieder das Monopel auftauclllc. < he rate in dieser Beziehung aber dürste aller guter Wille i»> Voraus verloren fein. Die XIII. Commission deS Abgeordnetenhauses zur Bcrathung dcr Obe rsclllksiscken Not hstands-Vor läge hielt am Monlag eine fünfstündige Sitzung in Gegenwart des Ministers lir. LnciuS. Von einer Generaldiseussion wurde Absiand genommen. Tie Abstimmung über tz. l der Vorlage, weicher die einzelnen Verwendungszwecke ausführt, wurde vor läufig ausgesctzt. Angenommen wurken die tztz. 2, 3, 4, 5 mit l> in der Fassung der RegicrungSdorlagc. Abgclelmt wurden zwei Anträge, in tz. 3 Nr. I stall dcr zur Gewährung von Darlehen für Ent- und Bewässerungen geforderten zehn Millionen Mark nur 2,200,000 Mk. resp. 6,000,000 Mk. zu bewilligen, und ferner ein Antrag, die in tz. 9 der Vorlage festgesetzte sünsjakrige Freisrist ans acht Jahre auSzudelmcn. Tic Abstimmung über einen Antrag, kein tz. 1 einen Husay beizusügcn, wonach denjenigen TarlehnS-Nchmcr». welche die Darlehen alsbald nach Ablaus der Freifrist voll zurückzahlcr. Ü5 Procent der Darlehen erlassen werden sollen, wurde an» gesetzt, nachdem seitens der StaatSrcgiernng erklärt worden daß sic zwar den in dein Anträge enthaltenen Gcdaiikcn nickt von der Hand weite, sich aber die ketinitive Erklärung Vor behalten müsse, bis die finanzielle Tragweite des Antrages geprüft worden. AuS dem politischen Leben SiiddeuttcklandS liegt eine chemertenSwerlbc Kundgebung vor. Am Sonnabend wurde zu Stuttgart in einer Verfammliing der Vertrauensmänner dcr etwa 400 Mitglieder zählende» „LandeSvertammlung der denttcken Partei Württembergs" eine Resolution vorgclcgt, in welcher tick die Versammlung für cm Beharren auf den, Boden dcr RcichSvcrsassnng unk die vollste Hingebung für die Rcichssachx anssprichl »izd die Nothwenkigkeit einer starken militairi scheu Bereitschaft anerkennt. Tas Volk dürse sich der betreffende» schweren Opfer nicht ent ziehen: dennoch erden'che die Frage, betreffend die Abkürzung der Präiknzzeü unbelchadei der .Urlegstüchtigkeit, eine ernstlich« Prüfung Di« Treue zur LandeSversaiinng und zn de» erprobten ein heimischen Jnftiiutwncn. sowie die rcich«versalsu»g«m»ßig Llellnng des Landrs bildeten eine werlhvolle Bürgschaft für die Autonomie Württembergs. Für die innere Gesetzgebung des Reiches und des Landes verlange die Partei di« lurchiülirung liberaler Vrmclpien des modernen Ltaals. Die Aurnahmetnaß- reaeln gegen die Toelaldemokratle seien vegen deren Tendenzen be gründet und unerläßlich, ebenso sei eine gründliche Bekämpsnug des öandstrkicherihuniS noihwendig. Tie Gmiührnng von Dienstbüchern ei keine unzulässige Beeinträchtigung dcr Freiheit. Den Mißständen des Hausirhandels sei adzuhelsen, ebenso dem Mißbrauch des Armcngrsetzcs und des Untrrstützungswohnsitzes. Jede Bestrebung zur Verbesserung des Wohles der arbeitenden Classen sei thaikrästig zu unter tützen. Eine principiellc Ruckichriltsbesiredung, als: Aushebung des Civilehegesetzes und der Gewerbesreihrü, sei zu verurtheile». Geboten erfcheine die Durchführung de« MünzgcsctzeS. Tie Zoll gesetzgebung sei vorerst als abgeschlossen zu bclrachlcn; fernere Aenderungen seien nicht nach Parteischlagwürlcrn von Schutzzoll und Freihandel, sondern nach praktischen Bedürfnissen vorzunelimen. Zollfragen zu politischen Partcisragen zu machen, sei ein verhängnißvoller Fehler. Die Auswanderungssrage habe im Sinne einer den Bedürfnissen des Reickies entsprechenden Colo- nialpolitik Beachtung zu finden. Dcr Unzufriedenheit in Bezug aus die Reichsjustizgesetze, »n Besonderen in Bezug aus Pas Zustellungsvcrsahren und die Höhe der Gerichtskost en sei Abhülsc zu schassen. Tie würlieinbergifcki« Einrichtung der sreiwilligen iße- richisbarkeit sei bcizndchalleu. In Bezug aus die innere Politik wird dcr Erlaß eine» L'andeseiillurgrsetzrs, die Reform der Gcnicindc »nid Bezirksversaffuiig und Sparsamkeit empfohlen. Die Matri- cularbeiträge seien durch Rcichsfteuern zu ersetze», für welche daS Bedürsniß überzeugend nachgewicscn sei. Ti« Quiliungssteucr ei abzulehnen, dagegen das Tabaksmonopol zu empschle». Den hohen Bcrdicnstcn des Reichskanzlers fei volle Anerkennung zu zollen. Diese Resolution wurde durch Professor Vcißccker Tübingen , begründet und von der Versammlung einstimmig an genommen. Nach einem Telegramm der „Elf aß-Lothringischen Heilung" au- Kolmar ist daselbst bei der stattgebadte» Ersatzwahl zum LandesauSlchiiß der OberlandeSgcnchiSrath Scheuch gegen den ReichslagSabgeortnclcn Charles Grad mit 37 von 68 Stimmen gewählt worden. Grad erhielt 29 Stimmen, 2 Stinimcn waren ungültig. Dasselbe Blatt macht anläßlich dcr häufig eingehendem Gesuche an den Stall Haller um Erlauhniß zum Änscnlball in Elsaß-Lothringen daraus ausinerksain. daß Personen, welche in Folge einer von der Regierung deS ReickSlandeS alS gültig anerkannten Option ihre französische Nationalirät bcikiehalten, oder welche durch Entlassung oder durch Verlegung deS Wohnsitzes bis zum 28. Januar 1873 oder durch Auswanderung mit Ent- assungSurkundc nach dem 28. Januar 1873 die elsaß-loth ringische DlaalS-Angcböeigkeit verloren baden. alS Ausländer betrachtet werden und einer ausdrücklichen Erlaubniß zum Ausenthalt in den Reichslanden nickt bedürfen. Wenn ibre Option nicht alS gültig angesehen sei. bedürsten sic ebenfalls ene Erlaubniß nickt, würden dagegen — besonders waS ihre Militairverbättnisie betrifft — als Deutsche behandelt und zur Erfüllung ihrer Pflichte» angehallc». Auch in Baicrn machen die Finanzen der Regierung unk Volksvertretung die ernstesten Sorgen. Nach dem Rechnungs abi'chlnß des Jahre» 1880 soll fick ein Deiieil do» etwa 5 Millionen ergebe». — AuS München wird scrner gemeldet, daß daselbst am Montag dcr Professor des StaatSreclltS und ehemalige Präsident dcr II Kannner, Reichsvath von Pötzl gestorben ist. Der Verewigte war I8l» zu Pechlcrsmulh in der Oberpsal; geboren, habilikirle fick 1812 in Wiirzburg mit bckämpsle von dort aus durch sein Eompendiui» des „Paieri- chen Veri'assinigSrechts" tas Adrl'sche Regimenl. l>17 wurde er Prosessor des StaatSrecktS i» München, >818 Mitglied des Franklurtcr Parlaments. Im Iabre 1838 wurde er in die zweite baicrische Kammer gewählt, der er als zweiter »nd pätcr, bis zum Jahre l87«ß als erster Präsident voniand Seit 187l gehörte er der ersten Kammer au. Außer dem Lehrbuch deS Vcrsass»ugSre>hts" schrieb er ein solches deS „Vcrwaltungsrechts", Eomincntare zu vcrschiekeneu Ge setzen u. a. m. Bon der Marine wird gemeldet, baß die Probefahrt sür die Maschinen dcr gedeckten Eorvette „Gneiscnan" scbr günstige Resultate ergeben haben. Es wurde bei einer Eckraubensteigima von 3132 Millimeter und >00-102 Um drcknngen pro Minute bei 3t0i> indicirten Pferdekräslen als Maxiinallcistiimz eine Schifssgcschwiiitigkcit von ca. I3KnoIeu erzielt. Die DurchschnittsniariniaUeistüng soll 25>iM indieirle Pserdckräfle betragen. — Die Arbeiten zur Indienststellung der kaiserlichen Jacht „Hobenzollern", die Ende Februar statt- sinken sollte, damit daS Schiss zur Disposition des Prinzen Wilhelm nebst Gemahlin sein könne, sink bis znin I. Mai sistirt worden. Die dabei beschäftigt gewesenen Arbeiter sind ans die anderen zur Jndicnslsicllung bezeichne»»! Schisse ver lkcilt worden. Fürst Bismarck erfreut sich, nach osficiösen Versickerungen rineS besierrn Befinden- als seit langer Heit und beabsichtigt seine Arbeiten, namentlich soweit sie sich aus das parlanienta rische Material beziehe», in vollem llmsang wieder anszu nehmen, wobei den Functionen als Ebes des preußischen HandclsrcssortS eine besondere Sorgfalt zngewcndet sein soll. Diese in parlamenlarischen Kreisen verbreiteren Millhcilnnge» N'vllc» denn auch wissen, daß nunmehr die Vorarbeiten zu den Verhandlungen über den kculich-ösicrrcichiichen Hankclsverlrag wieder lebhafter in Fluß kommen würden. Am Montag Nachmittag begab sich der Reichskanzler bereits zu einem längeren Vorträge zu Sr. Majestät dem Kaiser Auch mit dem Grasen Hatzseldt und mit einigen fremden Diplomaten hatte der Fürst bereits Besprechungen * >» « Man schreibt unS anS Wien vom 9. d.: „Bei dem Leichen begängnisse Blangui'S war, wie anS den Pariser Berichten zu entnehmen, auch eine Deputation socialdemokra- tisckcr Wiener Tischler anwesend. waS hier einigermaßen ausgefallen. UeberdieS haben auch die Pariser socialistischcn Journale ein angeblich von hier abgcsendcteS Beileidstelegramm der socialdemokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs ver öffentlich» welche Kundgebung indeß keine Unterschrift trug. Wi unSnun soeben von unterrichteter Seite versickert wird, haben jene beiden in Paris in Scene gesetzten Demonstrationen der öner reicbischcn socialdemokratischen Arbeiterpartei de» biesigcnEentral bebörden Veranlassung zu einer Untersuchung gegeben, welche ück' aber vorerst nur auf die nötlsigen Informationen beschränken soll Soviel ist aber schon gegenwärtig sestgestellt, baß da« anged licke „Wiener Telegramm" der österreichischen soeialremokrato'chen Arbeiterpartei weder von hier noch sonst einer österreichischen Telegrapbenstalion nach Paris abgesentet worden sei. Man wird cS also vermntplieh mit einem in Paris sabrieirte „Wiener Telegramm" zu tlmn haben Was ferner die bei dem Leichenbegängnisse Blanqni« gegenwärtig gewesene „Wiener Tischler-Deputation" betrifft, so hat man in« Kreise der Behörden, auf zuverlässige Berichte hin, auch die lieber ieugung gewonnen, baß von bier fick keine Deputation von Wiener Tischlern nach Paris begeben habe. Indeß ist zufolge einer bier cingelangten telegraphischen Information aus Paris tie Annahme nickt ausgeschlossen, daß jene Deputation wirk lick ans Wiener Tischlern bestauben, tie aber schon längere Heil in Pariser Werkstätten beschäftigt, also burckaus nicht on hier als seeialdemokralische Vertreter ter Wiener Arbeiter zu kein Leichenbegängnisse Blangui'S »ackParis geick ickt worben sink. Mil einem Worte, tie ganze Angelegenheit scheint aus bie genugsam bekannten Flunkereien der Socialdemolr.'.len hinauslausen zu wollen. — Wie ein beute in Wien ange- langtcs Velgraber Telegramm melket, wären die Verhand lungen über den österreichisch - serbischen H a » dels ertrag plötzlich sisiirt worden. Es wird sogar lniizugeiugl, daß die i'erbilchen Eomininare schon un Lause ter nächsten Wecke nach Belgrad zilrückkohren dursten, weil die radieale Partei i» der S knplsehlina die Majorität erlangt habe. — Heule sinket in Linz ter große Vanerntag statt, zu dem scheu über lO.cioo Karten ausgegeben werden. Ter Stallhaller in Ober esterreich, v. Pino, ist von den, Eemitö des Banernlages eilige laden werte», den Verhandlungen heizuwolme» unk hal tie Ein adiiiig auch angeneminen. Dieser Enlichliiß des Eeniilo in von de» radieale» Eleincnlc ii der oberösterreichischen Vauernschasl uichl gebilligl leerten, lleberhaupl >v>rjl diese Vanerndewegung im eisenllichen Leben und zumal in ter Presse manche sonder baren Blase». Als Euriesum sei berichte!, bas; gestern ba llier erscheinenbe französische Journal „I.a l„ > r >>;>» n - clnueo uulri» Iiionuo" wegen eine- Artikels über den Banernlag mit Beschlag belegt worden Die oberosierreichisehen Bauern dürsten wobl kaum in ter Lage sei», sich durchs ran zösiselle Journalarlikel bceinslnssen oder leiten z» lassen: vielen der guten Leute >sl selbst tas Hochdeutsch nicht ge läufig." Hu dem in der vorstehenden Correspondcnz erwähnten Linzer Bauern tage batten fick', wie telegraphisch gemeldet wirk, über I l.ooo Personen eingesunken. Alle Straßen der Stadl winimellen von Bauern, die unter Führung ihrer Bürgermeister erschienen waren. Die Geistlichkeit dielt sich klugerweise, da die Dcmonstralion direct gegen das Ministe rium gerichtet ist. den Verhandlungen seni. Auch anS Steiermark und Salzburg erschienen Deputationen. Nach dem beantragten Statut lind von den zu gründenden Bauernvereinen Geistliche. Adelige und Akvocatcn aus geschlossen. Die Baucrnbewegung i» Oesterreich ist bekanntlich dtnch die Vorlage dcr Regierung über die Grundsteuer Regulirnng bcrvorgeruse» worden. Es tag der Versamm lung der Antrag einer Resolution vor, welche tiefe Frage wie folgt in Erwägung zieht: Der oberösterreichische Bauerntag spricht seine lleber- ,zeugung dahin aus. daß erstens die nunmehr endgültig von dcr Central - üoniinilslo» sestgeslelllen Tarife eine Beriheilung der Gr und sic »er aus die einzelnen Länder herbeilühren. welche dem von dem Gesetze beadsichligle» Zwecke dcr Gleichmäsogkeil und Gerechtigkeit direct widerspricht »nd daß die in Folge deiien aus das >tlonla»b Ol>erösterreich enllallende Mehrleistung der Grimdsieuer eine ungerechte und die Leisliiiigssähigteit des Landes übersteigende Belastung desielbc» enthält. Zweitens, daß cs »m so incdr die Pflicht sowohl der Re gierung als der Reichsvertreiiuig ist, durch gesetzliche Maßregeln diese Ucberlasluiig Imnanzuhalle». weil die Art »nd Weise, wie die selbe herbeigesührt wurde, dezuglich der Legalität des Vorganges mehrfach gegründete» Ansechlimgen unterliegt. Der oberösterreicknichc Banernlag iordert datier die Regierung »nd säinmlliche obcröster reichliche Vertreter nul. einliciillch dahin zu wirken, daß diele drohende llederlasiung beieiligi werde. Der oberösterreichische Banernlag fordert we llcr alle Vertreter Ober Österreichs ans, vor 'Allein i» alle» wirlhichasllichen und siiian- zielle» Frage» sich nur vo» den Jnlercffcn des Geiaininislaales und des Ztroiilindes Lberösterreuh lene» zu lassen n»d alle sonstige» Parle» ucksichien bei Teile z» setzen, und sollen vielmehr jene A l>- gkordiieien, welche dies vollständig und ausnahmslos aus irgend welche» Griinde» aii'zulühre» mehl in der Lage sind, soiori ihre Mandate in die Hände der Bevölkerung lege» und dieser Gelegenheit gebe», durch freie Neuwahlen ihre Willeiismeinung znm An-drucke zu dringe». Von diele» Beschlüsse» sind das Ge lamnit-Ministerin in zu Händen Tr. Cr ellenz de» Herrn Minister Präsidenten, sowie die 17 oberösterreichischen Reichsralhs-Abgeordnete» durch das Bureau des B'iicriilages zu verständigen. Netzer die Verhandlungen selbst werden nässere Berichte ab- zuwarle» sein Es bestand zudem der Plan, eine Adresse an den Kaiser i» der Grniidsleiler Regulirnngssragc zu richten »nt durch eine Deputation von Bauern überreiche» zu lassen. Endlich sollte ai»h »och ein Antrag wegen Erweiterung de- Wal'lrech!-, Einführung directer Wahle» »nd Vermehrung der Laiidlagsabgcorknelen acceplirt iverken. Auch in anderen Orlen haben am Sonntag Vauernversamniliiiige» stalt- geiunden, die sich säuimllich gegen die Slencrcrhöbiing au-- sprachen. Der hellenische Ministerpräsident, Herr K u,n un d n ro-, ist durch übereilte Aeiißerungen in der Rüstn»gslrage in eine arge Verlegenheit gcralheii, ivelche der cslieiese Telegraph nach Möglichkeit abzuichwächen sucht. Heule bemüht man sich da her in Athen, ein friedlicheres (Besicht zu zeigen und den aulen Willen zu belenen, ans Verhandlungen nul den '.Nächten en:- zngchen. DaS Eabinet versucht zunächst zu ergründen, ans welcher „Basis" der Schiedsspruch gefällt und ivelche Mittel man zur Aü''iihrinig der Beschlüsse des Schieds gerichte- anznwenden gedenke Gleichzeitig wurde durch die hellenische Diplomatie die Versicherung abgegeben, tas; man die Rüstungen zwar niebl eiiistellen. aber auch nicht sorciren wolle. Dieses Verfahren zeug! von wenig Lonatiläl. Die Pforte dagegen soll offen »nd ehrlich zu Werke gehe». Es heißt, sic haöe ihre Ahsicllt formell kundgegel'e»ihrerseits unter keine» lliusläutcu in kriegerische Aktion einzutrcle» Wie bekannt, baden am Sonntag in ganz Frankreich die Wahlen ter Gciiieinderäthc statlgcsiiiikcn. Da- Resultat derselbe» ist ei» dem Bestände der Republik günstige- geweEn, kenn die gemäßigten Republikaner haben einen eclalanlen Sieg über tie erlrcnien Parteien von recht- und links davon ge tragen. Selbst das relativ günstige Ergebnis; dcr Pariser Wahlen wird in Frankreich den besten Eindruck machen. Kein einziger Eoimnunarde. kein einziger der mit Blnl be fleckten Vorstadtrekner ist unter den Gewählten. Nur der vor Kurzem aus Neuealedonie» zurückgckehrle Petroleur Tringiiet hat bei einer Stichwahl die meisten Sinnnen erhalten. Die Eonservativen von Paris haben die Anzahl ihrer Sitze von fünf aus acht erhöbt. Unter den ernannten Republikanern belinden sich 33 Gambettisten »nd 31 Radieale Bei 22 Wahlen ist eine Stichwahl crsorkcrl-ch Die Nachrichten an- den Departements bestätigen, daß Frankreich aut dem besten Wege ist, das Bedürsniß einer sneklichen Entwickelung durch de-
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