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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-16
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdaktion und Lkprdiliou Johannesgassc 33. Aprechstundrn -kr Uk-actiou: LormittagS 10—IS Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. tzitr die «tüh-b- nnz-j—dtcr «.»uicrip«, »»ch« sich tu Silkactio» m»t trrbiudUch. Annahme »er sür die nSchftfolgenh« Nummer bestimmte» Zn jerate an vachentagen bis 3 Uhr NachmittaaS. an Tann- und Festtagen früh bis,v Uhr. I» drn Filialen für Ins.-^nnahme- Ltt« klemm, Univerfliätsstraste 22, Louis Lösche, Kalharineustraste 18, p. nur bis ff,3 Uhr. ^ 18. 'timiM, TagMalt Anzeiger. Organ snr Politik, Localgeschichfe, Handels- «nd Geschastsverkehr. Sonntag den 16. Januar 1881. -tutzholzauction. Auflage Adennnnkntsprki» viertelj. 4V, 4M., incl. Briugerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pj. Slebühren für Extrabeilage» ohne Postbesörderung 39 Ml. mit Postbesörderung 48 Ml. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichuiß. Tabellarischer Satz nach höherem Taris. llerlameu untrr -rn Nrdactionsllria» die Spaltzeil« 40 Ps. Juseratr sind stets au die tzeppcditio» zv senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeruncko oder durch Post. Vorschuß. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, am IS. Zanuar o. e., Abend» L , Uhr, tu, Saale »er I. Bürgerschule. Tagesordnung: 1. Wahl eines besoldeten Stadtrathes. II. Gutachten des Bau- bcz. Oekonomie- und Fmanz-AuSschusseS über: ». den Verlaus eines Bauplatzes an der Davidstraste; d. den Verlaus eines Bauplatzes an der Sebasttan-Bach-Stratze; o. ein Tauschabkommen zwischen zwei Adjacenlen der Bismarckstrastc hinsichtlich des von der Stadt gekauften Areals; ck. den Be bauungsplan für den Lehmann'schen Garten; e. den Por- cellirungsplan für den Baublock zwischen der Hillerstruße, BiSmarckswaste, Hauptmannstraste und Sebastian-Bach-Straße; k. theilwcise Ueberttagung des im vorigen Jahre für Unter- Haltung der Ausstellungshalle verwilligteu Berechnungsgeldr» aus das neue Rechnungsjahr: rr> andenveite Kostcnverwilligung sür Bohrvcrsuche in Naunhoser Flur rö. wegen Erweiterung der Wasserkunst: d. die Abrechnung über den Bau des Schuppens aus dem Lagerhose zur Aufbewahrung von Wasserleitung-- gegenständen ; j. die Rückänßerung des Rathes aus die Beschlüsse des Collegiums zu Conto 31 des Budgets: k. die Unterbringung der Expeditionen der Stadtwasserkunst im Stadthause, Obstmarkt 3. 'Hl. Gutachten des Oekonomie Ausschusses über die Budgetconten 12, ! 14. 16. 17. 18. 19. 20. 24. 25 und 26. IV. Gutachten des Verfassungs-, Oekonomie- und StütungS - Aus- schusses über die neue FriedhosSordnung. Bekanntmachung. Die Arbeiten an eingefrorenen Röhren und Gasmessern werden nicht unentgeltlich, sondern nur sür Rechnung der Consumenten MlSgesührt. Bezüglich der Einsührungsröhren und der Gasmesser sind solche Arbeite» regulativniästig durch die Gasanstalt, bezüglich der sonstigen LeitungSröbrc» und Lampen durch die concessionirte» Gas-Installateure »nd Schlossern,eistcr aus-,»führen. Es liegt daher im eigenen Interesse der Consumenten, die dem Froste auSgesctzten Röhren, Gasmesser und Brenner durch Uebcrdeckungcn und Umhüllungen Möglichst zu schützen. Fm Uebrigen ermächtigen wir die GaSeonsumenten, bei jeder vorkommenden Gasauoströmung oder bei plötzlichem oder totalem Verlöschen der Gasflammen sich der nächsten städtischen Feger- Telearaphcn-Ltalion , Meldestelle der Feuerwache) zur Benachrichtöguug her Gasanstalt zu bedienen. Leipzig, den 14. Januar 1881. , De» Raths Deputatio« ,»r Aa»a»tt«lt. Bekanntmachung. Li« aus de« 17. diese» Monat« auberai lsHoti-ITuetlvn im Bur^aner »u«te >'atrh»I»- Forsteeoier wird hiermit «ufgebobci« und aus de» 18. diese« Monat» verlegt. Leipzig, am 14. Zauuar 1881. . De» Rath» Forstdeputation. Montag de» 17. Zanuar diese- Jahres sollen von Vor- mittag« 9 Uhr an. aus den neuen Schirs;stä»de», in der Nähe der Leutzsch-Walirenrr Brücke ca. 57 eichene, > 27 buchene, 37 rüsterne, 25 lindcne, 30 eichene, NutzNötze, 8 ahorne, 7 maa-holderne, 2 birkene uüd 8 ellerne 187 eschene Schirrhölzer. 68 ellerne Wafferbaustangen, 160 eschene Tchirrstangeu und 25 - Hcbcbitniuc .unter den im Termine bekannt zu machenoen Bedingungen und gegen >die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. Zusammenkunft: an der Leutzsch Wahrener Brücke. Leipzig, am ö. Januar 1881. TeS Rath» Forft-Deputatia«. Holzauction. Mautag, drn 24. Januar diese» Jahre« sollen im Forst- revirrc ssonnewii; vpii Vormittags 9 Uhr an in Abihrilung 37 und 30 . . ca. 150 Abraumhausr» unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen die üblich« Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammrntunst: au'.deni Mittrlwaldlchlage an der Tonne» Witzer Linie an der schwarzen Brücke. Leipzig, am 7. Januar 1881. De» Rath» Farstdrpntation. Nutzholz«,iction. Montag, drn 31. Januar sollen von Vormittag- 9 Uhr a» im Forstreviere Connewitz aus dem Mittelwaldschlagc in Al'thei- lung 27 und 30r ca. 104 eichene, 98 weißbuchene, 11 ahorne, 70 rüsterne und 21 ellerne Nutzklotze, von meist starken und lange» » Dimensionen; ferner ca. 18 eschene, 2 ahorne und 35 rüsterne Schirrhöizcr» sowie ca. 30 rüsterne Schirrstangen (Druckbäume) und 250 vrbcbälimc unter den im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verlaust Werden. Lusammrnknnst aui dem Holzschlage an der schwarzen Brücke in der Tonnewitzer Linie. Leipzig, am 14. Januar 1881. , Trassat»« Forst-Depntatian. Bo» dem uiiicr.zclchnetrn königlichen Amtsgericht so» «I« i> , 4,»r11 aus gestellten Antrag das vc» vrben Franc« AmUien Mathilde» Wilbelmincii verrhrl. Isouchot ged. 1-ei»«r1t, i» Leipzia und tkruoffcu gehörige, in Leipzig, a» der Pleiße not» 3» deltgene, ?!»«<> «I, rep«,-« genannte Arundstäck, Rr. 1»Kst des Brandraiasters 4. Nr. SI8K». Sl8»d, 218-« de» Flurbuchs »nd F«l. 137» des Arunb- und HNpottzekrndncheo sür die Stad» Leipzig, »eiche» «rnnbstiick a« 3. Jauuar 1881 ohne Berücksichtigung der Lblaftr« a» aewärdert worden ist. »mtrr den i» der »terichtdschrr^erri de« köuigiiche« AmISgericht« Leipzig. Adtheilnu» II, znr Otnftcht «»»iiraenpen Brdmgnnqrn sreiwiliiger Meise ^ersteigert werden, was untrr Bezugnahme ans de» aa hefiger A»»»ste>r aushängende» Anschlag »wnt gewacht wird. Leipzig, am I». Januar 1881. königliche» «mtSaericht. Adtheilnng II. Steinbrrgrr. Inschlag hierdurch be- Bekauntmachnng. Da» den Wenck' und Haertel'schen Erben hier antheilig gehörige, Lurrstraste Rr. 3 und somit in unmittelbarer Nähe der inneren Stadt gelegene, vermöge dieser vortheilhaslen Lage aber sür Buchhändler vorzugsweise geeignete HauSgrnnVItück Nr. 1622 des Flurbuches, Fol. 1115 des Grund- und HopothekenkuckieS sür die Stadt Leipzig soll nach Anirag der zum Theil minderjährigen Besitzer, bez. deren Vertreter Montag, den 17. Januar 1881, vormittags 11 Uhr an hiesiger Amtsgerichtsstelle Abth. V. (parterre, Zimmer M. 93) reiwilugcr Weise öffentlich versteigert werden, was unter Bezug nahme aus den am Gerichtsbretc aushängendrn Anschlag und mit dem Bemerke», daß die darin enthaltenen Bedingungen auch in Abschrift gegen Erstattung der Copialien bezogen werden können, während man sich wegen weiterer Auskunft über das Grundstück an Herrn Zimmermezster Wenck htcr» kreuzstraßc Nr. 9, wenden wolle, bekannt gemacht wird. Leipzig, den 21. Decemder 1880. Königliches Amtsgericht, Abtdeilung V, Lektion I». Manns selb. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 16. Januar. Die deutschfeindliche Stimmung, welche gegenwärtig in Spanien hcrvortritl, giebt unS Veranlassung, die politi- cben Verhältnisse diese» Landes etwas »aber darzülegen. DaS Ende des vergangenen IahrcS sleUle Spanien vor den Ve ginn einer neuen parlamentarischen Eampagne, welche von ui,gewöhnlichen, Interesse ist. Am 30. Decembcr crösinete König Alsonso die Kammern mit einer Thronrede, deren chauvinistische Ucbcrschwenglichkcit hercilS genügend hcrvorge Hoden worden ist. Es waren darin kein Lande eine Menge „Segnungen" verheiße», welche daS Ministerium Eanovas d e lJ! astillo unmöglich zur Wahrheit inachen kan». Was kie- erStaatsmann bisher den, viclgcprüslen Spanien an „Scg- iungen" zu Theil werden ließ, sind Errlingcnschastcn der traurig- le» Art: eine durch äußerste Beschränkung keS allgemeinen Stimm - rechtes zu Regieriuigszwccken adoptirlc Wahlmaschine und ei» möglichit geringes Maß von Gewissensfreiheit; Abschaffung der Schwurgerichte, der Eivilehe und Lehrfreiheit zu Gunsten der wieder erstarkten Klerikalen; wirthschastlicheS FiaSev im In nern sowohl alS in Handel»- und colouiaipolilischcr Hinsicht; Kmanzktemme mk> Eorruplion «. der üssentlichen Verwaltung und ein reichlich« Bündel neuer Äteueni. Freilich rühmt, die Thronrede die Ruhe deS Lande-, die Abwesenheit revolu tionärer Erhebungen und andere Errungenschaften; indessen es wird adzuwarten sein, ob nicht das Regiment Eanovas tcl Eastillo selbst das Signal zu schwere» Heimsilchungcn Spaniens sein wird. Das Ministerium hat allen Grund, bei, Verhandlungen der EorlcS mit banger Sorge enlgegenzusehen, denn es sübll den Boden unter seinen Füßen wanke» und crleniil be reits, daß Spanien nach den bisher angewendeten Maximen nicht zu regieren ist. In die Majorität der „Liberal-Eonser- vativen", welche EanovaS dcl Eastillo zur Seite stehen, riß der VersassuiigSentwlirs von 1876 die ersten Lücken. Eine Reibe tüchtiger Männer wie Alonzo Martine;, der Marquis de la Vcga Armijo, EampoS, Sagrato und Ankere schwenkten ab, weil s,e die schlecht verhüllten reaclionairci, Tendenzen der neuen Verfassung nicht unterstützen wollte». AuS dieser Gruppe erwuchs der wirklich liberalen Linken Lagasta's eine ansehnliche Verstärkung, und selbst Iovcllar, Eoncha u. A. sielen infolge der schlechten Eolonialpolilik der Regierung von dieser ab, um sich anderen Gruppen der Opposition anzufchließcn. Ein neuer Feind ist jetzt Eanovas in Ton Francisco Silvela erwachsen, welcher in dem Eadinclc Eampos Minister war und der nun ein neues Eenlruiii bildet, in welchen, vielleicht bald alle Schattirungen der liberalen und dcmotratischcn Parteien vertreten sein werden. Die Frage ist nun, ob Eanovas im Stand« sein wird, sich dieser Eoalition gegenüber zu bc- haupw». Vielleicht wird eS ibm gelingen, einige Anklagen der Opposition zu cnlkrästcn, er wird Manches zu vertuschen wissen; ober aber will man die skandalöse Beeinflussung der GeneralrathSwahlen im verflossenen August, wie die ottenen GewaMhalen der Regierung gegen die oppositionellen Wähler rechtfertigen? Wie will die Regierung die Niederlagen ihrer ^ankelspolilik bcmänlcln? Wie ihre Eolonialpolilik de chöiilgeu. welche.AS panicu beinahe den Verlust EubaS eingc lragcu hätte? Das sind Fragen, deren Beantwortung man Mil Spannung entgegen sehen darf. Dazu ist daS Land, wa» seine auswärtige Politik anbctnsjt. vollständig isolirt, und selbst das Liebäugeln des Ministeriums mit Frank reich, aus Kostcn der guten Beziehungen zu Deutschland, ist nur rin Eingcstäiitnlß der Schwäche, ein Zcugniß der Unsähigkeil, die Geschicke eines großen Volke« »nt Erfolg zu letten. Eme hieraus bezügliche Episode in der Kammer ver dient eine eingehendere Erörterung. Herr Leo» y Eastillo richlcle die ironische Anfrage an den Ministerpräsidenten, ob es wabr sei, daß die gegenwärligc Regierung Hehns« Be kämpfung der Revolution ein Bnndniß mit den nordischen Höfe» angestrebl und die gegen die französische Demokratie gerichteten Angriffe ihrer Tstplomatr» gckl eilt bade, trotzdem cde» jene französische Demokratie oen Tpuastisck-Libcralcn, »vre den weiter nach links gebenden Parteien so viel Sympathie emftoße. Trotz der vorgerückten Stunde erhob sich Eanovas pcrtönlich. um i» hunkigster Form alle (Früchte über einen Bund »ul Deutschland zu widerlegen, der im größten Thcile dcS Landes so unpopulär sein würde. Ter Minister erklärte des Weiteren, daß die Beziehungen zwischen Spanien und der sranzösischci, Republik niemals sreundschast- lichcr gewesen seien als gerade jetzt. Nie habe die Regierung von Madrid eine wohlwollendere Haltung gegen Frankreich beobachtet, niemals habe sie brn Absichten, die man ihr unter schiebe. fremder czegeiiüber gestanden. Diese Erklärung hat, wie der Pariser „TempS" aus Madrid berichtest, eine» guten Eindruck gemacht, indem sie die druffchsreuntlichen Snmpatbien gewisser Eonscrvattvcn tämpste. Die französische Eitelkeit wird sich durch die Phrasen des Mnisterpräsioenten woblbcsriedigt rrtlären. Uns aber kann dieser ErcnrS Eanovas wohl ziemlich gleichgültig sei», den» die europäische Lage sieht nicht dauach a»S, als lei der Reichskanzler gezwungen, Spanien im Mittel- uieere gegen Frankreich oder Italien ausspielen zu müssen. lieber die Stellung der Eabinetc von Berlin und Pari« zur Frage des 2 chied sae rich teS wird un» auS Bcr lin ge schrieben: „Die persönlichen Besprechungen de» Fürsten BiSmarck mit den hier beglaubigte» Botschaftern, von denen iene mit dem Grasen St. Ballier an, längsten dauerle, yat die Annahme befestigt, daß die augenblicklich« diplomatische Tbätigkeit deS Reichskanzler» de« griechisch-türkischen Händeln gilt. Bestätigt wirk die» durch Personen, welche mit der hiesigen sranzbsischcn Botschaft Fühlung haben. Dort glaubt man versichern zu dürfen, daß der Prä,ident der fran zösischen Republik und speciell Barthelcmy St. Hilaire, der Minister deS Auswärtigen, unabbänaing von jenen Inten tionen vorgebr, die in der Presse mit Recht oder Unrecht Gam- be tla zugeschricben werden. Indessen sind die Beziehungen de« Fürsten Hohenlohe, unseres Botschafters in Paris, zu Gambetta solcher Natur, daß man m hiesigen leitenden Re gionen keine Befürchtungen liegt, den französischen Kammer präsidenten in der griechischen Frage eigene und abseits führende Wege einscklagen zu sehen. Nachdem Herr v. Frev- cinet sur Griechenland die Annahme der Interventien seitens der Mächte aus der Berliner Consercnz und den Vorschlag der denkbar günstigsten Grenzbeslimmung durchgcsetzk hatte, nachdem es ihm gesungen war, die Machte in dieser Linie soweit sestzuhalten, daß die ersten Gegenvorstellungen der Pforte rundweg abgewwsen wurden, ist diese Politik durch die jetzt am Ruder befindlichen französischen Staats männer in der unzweideutigsten Weise ausgegcdcn. Taruber scheint St. Vallicr dem Fürsten BiSmarck die be ruhigendsten Aufschlüsse gegeben zu baden. Er durste sich dabei aus die jüngste Eirenlardepesche seines EabinetS be zogen baven, auS der zweifellos kcrvorgebk, daß der Vorschlag des Schiedsgerichts nur eine willkürliche Form ist. um den Mächten auch den Gebrauch ihrer Freiheit zu gebe», aus der Sackgasse der Cvnscrcnzbcschlüsse beraliSzukemmen: sic wurden mit einer neuen Grenzbcstimmung derart an die Aner bietungen der Pforte likranruckcn, daß diese mit Anstand daS letzte -Lliick Wege« zurücklegen kann. Es besteht in kiesigen unlerrichtclen Kreisen unbedenklich die Annahme, daß die in der französischen Eircularnolc targelegte Politik vollständig diejenige der deutschen Regierung ist und baß die beiten Mächte diesmal in Alben so einträchtig nebeneinander gehen, wie im L^ctober zu Konstantinopcl. Diese Politik ist der Pforte genau so günstig geworden, wie die Berliner Consercnz cs Griechenland war; offenbar ist dies die Belohnung dafür, daß der Sulla» über die Kövsc Englands und Rußlands hinweg sich vertrauensvoll in die Hände Deutschlands und Frankreich» gegeben hat. Daß sie ganz eminent die Politik des europäischen Frieden» in. findet schon in der bloßen Zu- ammenffellung der beiden Mächte seinen Au-druck; indem aber Deutschland diesmal dem westlichen Nachbarn äußerlich gan die Ehre deS VorlrittS läßt, wird bezeigt, welchen Äertl man in Berlin daraus legt, die gegenwärtige Pariser Regierung moralisch zu unterstützen." Diejenigen, welche von der Ruckehr deS Fürsten BiSmarck nach Berlin alsbald den Eintritt „klärender Ereignisse' erwartet haben, müssen sich als enttäuscht bekennen; ein Artikel der „Prov. - Eorr." war eigen- dazu besiimmt, ihnen DaS zu sagen, und ist auch durchweg so ausgesaßl worden. Der Reichskanzler ist biSjetzt säst ausschließlich mit der aus wärtigen Politik beschäftigt und wird bis zur Erledigung der bezüglichen Fragen den parlamcnlarischcn Angelegen heiten nur eine nnlergcordnele, wenn überhaupt irgend welche Beachtung schenken. Daß der Steuererlaß in irgend einer Form aiigenominen wirk, stckt ohnehin fest, da sich bis jetzt Niemand gesunden hat und auch webt nicht sinke» wird, der geneigt wäre. den erforderlichen formellen Gegenantrag z» dein Elatspostcn der Einkommen- und Elassensiener Ztt sielleii. Bezüg lich des VcrwendnngSgc setze« glaubt der Reichskanzler zunächst ruhig abwarte» zu könne», welche Stellung die Parteien vei der ersten Lesung dazu nehmen und ob insbesondere von nationalliberalcr Seile, Ivo man die Vorlage keiiiensallS in Pausch und Bogen verwerfen würde, Abänderungsanlräge, und welche gestellt werde». Die nationalliberalc Fraktion wird voraussichtlich am heutige» Sonntag, kcinciisallü früher in die Beralhuiig der Sienersragc cintrelen. Aus vorläufige Verbanblungei, über tie S leiierprojecte sür den Reichstag wird Fürst Bismarck unter keinen Uinslänkcn ringeln:», da sür ilm mit deren Annahme um so iveniqer das letzte Wort gesprochen worden ist, alS dieselben im günstigsten Falle bei Weilein nicht zur Deckung seiner Bedürfnisse cnisreichen. Ta beim doch cinmcil zur Ergänzung aus den Tabak zuriickgegrisien werden müßte und dann iii der einen Form so sehr wie in der anderen die vorjährige Resolution de« Reichstags cnl gegcnstrht, so glaubt der Reichskanzler, daß cs ,,, einer Arbeit hergehen werde, wen» dann gleich offen da« Monopol aus die Tagesordnung gesetzt wurde. Ter ^jeltpniiet dafür würde, wie auch die Dinge »i der preußischen Landtags- und Rcichstagsscssien gehen mögen, de, dem Beginn des Wahl kampscS gctomnic» sein, wozu die jüngste Resolution der wurllkinbergischcn Liberalen eine neue Ermittbigiing gegeben bat. So dürste sich augenblicklich die Well der inneren Pe lilik im Kopse beS Reichskanzlers malen, »nd da dies den Parteien gegenüber eine Zögerung» - Politik im größten Stile ist, se erklärt sich, warum die L'fficiösen die gleiche Taktik aus liberaler Seile <o vcnverslich sinken: Fürst Bis marck sieht bicsclbc alS seine eigenste und nnveränßerliche Domäne an. Er wird aber doch wohl daraus gefaßt sei» müssen, dass >«»>» ihm von anderer Seite seine Kunstgriffe ao zulcrncn sucht. Ter Antrag „Wind tHorst", welcher daS Spenden der Saeramcnte und daS Lese» der Messe von den strafrechtlichen Bestimmungen der prenßffckc» Maigesctze befreie» will, ist am Freilag dem Abgeortnetenhause zugcgangc». Tnrch die parlamentarische Behandlung desselben ist die preußische Re gierung bei einer neuen Phase ihrer Kirchciipolitik angelangl denn sic ist numehr gezwungen, eine Erklärung darüber abz» geben, welche Steigerung die bisher geübte Milde dem rc»i tenlen Eiern« gegenüber etwa noch erfahre» könnte. Die klerikale Presse hatte sich schon vorher bemüht, de» Antrag als einen ganz unverfänglichen und harmlose» Verschlag dar zustellen. der die Principiensragen gar nicht berühr! sondern nur einen kein Llaal ganz gleichgültigen Aus weg schaffen will, de», Bcdnrsniß nach den Tröstungen der Religion Genüge zu lku». Tiele Auffassung oder vielmehr Darstellung der ullramontanc» Presse bat auch aus fortschrittlich-liberaler Seite manchen Veisall ge funken Eine solche Stimme aus dem secrssionistilche Lager baben wir bereits erwähnt; de mekra tische Blatte z. B. die „Frankfurter Zeitung", stimmen vielfach mit den bezüglichen Ausführungen der „lHennania" vollständig überein und nun wird auch von seecssionistischcr Leite ein selb same» Amendement zu dem Winbthorst'scdrn Antrag in A»S sicht gestellt, wonach ein Geistlicher die fraglichen Amlöhand lungen überall, nur nicht an einem vom Staate geschützten Ort. einer Kirche oder Eapelle vornebmen darf; dieser letzte Antrag dünkt unS noch viel unannehmbarer als der Winkt- borst'schc. Denn er würde alle Mißbräuche und Ucbclstände einer ungesetzlichen und ungeordneten Seelsorge mit sich bringen und dabei doch noch dem Volke daS Gefühl binierlasscn, in der Befriedigung seiner religiösen Be dürfnisse durch den Staat beeinträchtigt zu sein. Der Gottesdienst in einer Scheune oder Bauernstube wäre ein gefährlichere» AgitationSmiltel alS daö Unlerblciben jedes Gottesdienstes. Wir sind außer Stande, de« Gedankengang dieser Politiker zu begreifen, die einst den Nalionallibcralen einen Vorwurf auS der Annahme dcS jüngsten preußischen KirchengesctzeS gemacht haben. Aber auch' der Windtborst'sche Antrag ist keineswegs harmloser und un verfänglicher Natur, sondern seine Eonsequen; führt tabin, die Maiacletzgebuitg in einem ihrer fundamentalsten Puncte lkatiächlich ausziikevcn, die äußeren Formen zwar bestehen zu lassen, sie aber praktisch außer Wirkung zu setzen. Der An trag unk die Frage, um die eS sich handelt, sind ja nicht neu: bei der Vereinbarung deS KlrchengesetzcS vom vorigen Som mer ist der Gegenstand schon sehr eingehend beratbcn worden. Es ist etwa« GrundverschikkeneS. ob ein gesetzmäßig angc- stelllcr Geistlicher auSbülssweise in einer ankere» Psarrci gottesdienstliche Functionen vernimmt, oder ob jede Person, die ihre geistliche O-ualisicalion und Legitimation lediglich vom kirchlichen Oberen empfangen bat, gottesdienstliche Handlungen vornehmen darf. d>e den wcsentliöbsten Inhalt der psarramt- lichen Tbätigkeit bilden. Damit wurde der Staat tbatsächlich aus alle die Bedingungen und Voraussetzungen verzichten, die er sür die Anstellung vo» Geistlichen sür nöthig erachtet bat, und da diese Bedingungen und Voraussetzungen eben einen der allcrwescntlicksten Bcstandlheile der Kirchengesetzc und in erster Linie den Gegenstand des ganzen.Kampfes bilden, so kann man ermessen! ob der Antrag Windlborst unverfänglich ist oder nicht vielmehr einen tödtlichen Schlag gegen die Mai- gcsctze führen will. Der Gesetzentwurf, betreffend „die Besteuerung der zum Mitilairdienst nicht herangezogenen Wehr pflichtigen" liegt jetzt vor. Es ist zweifellos, daß derselbe ohne wesentliche Aenderungen vom BundeSratbe angenommen werden wird. Der Entwurf setzt in der Hauptsache fest: Wehrpflichtige, welche vom Dienst im Heer oder der Marine anSgeichlossen oder ausgemustert der Crsayreserve 1. oder 2. Classe oder der Lccwehr 2. Classe überwiesen werden oder vor erfüllter Dienstpflicht aus jedem Militairverhältniß ansscheidcn, haben, und zwar aus die Zeit von längstens zwölf Jahren, eine Steuer zu ent richten. Dieselbe beträgt /zunächst sür icdeS neue Jahr 4 .M, und es sind zur Zahlung derselben die Cllern, dezw. Adoptiv-Eltern der Wehrpflichtigen für die Zeit verflicht«», in welcher sie dieselben erhalten niüisen. Auster der sestcii Steuer haben Wehrpflichtige, deren steuerpflichtiges Einkommen den Betrag von 6000 ,/k übcr- teigt, eine JahreSsteucr von 3 Procent zu entrichte», welche bei einem Jahreseinkommen von mehr als 6000 bi- 7000 ./! 180 ./ü, von melir alS 7000 bis 8000 .öi 210 ,/k und so fort für jedes weitere Einkommen von 1000 Ri .öl. Steuer mehr bewogt. Die Steuer Wehrpflichtiger, deren Einkommen 6000 ./< „icht übersteigt, I erfüllt in Sätze von 148 bis 10 bei 1000 -B. Einkommen. Das Gesetz tritt mit dem 1. Oetober d. I. und die erste Festsetzung dezw. Veranlagung der Steuer sür den Zeitraum vom 1. October 1881 bis zum 31. März 1882 in Kraft. Lothar B»cder hat unter dem Titel „Der Parlamen tarismus wie er ist" die zweite Auslage einer Brockiurc drucken lassen, welche zuerst im Iabrc ißä i erschien und deren Inhalt im Lause der Zeit so ziemlich vergesse» worden ist. Tie politische Neiigeslaltnng deS Deutschen Reiches, der Eintritt deS Verfassers in das Auswärtige Amt verleiben dieser Publication rin besonderes Interesse. Es mag daher gestaltet sein, a»S der Vorrede die folgenden Sätze mitzutbeile»: Das Publicum, an d»S lch mich ivaudte, die Forderung, uin die cs sich handelte, rristtren heule nicht mehr. Air haben Parlamen larisnius auf alle» Gebiete» — mauche Leute meinen, zu viel da von; in jeden, Sommer haben wir Berichte über Tagsahrlen z» lesen, zu denen d>c entsprechenden Bcriissgenossen in England es »och nicht gebracht haben. Aus der Dcmolialic wurde 1862 unter einer aus den spanischen Parieikämpfen — ab-ät einen — cnl lehnten, dort ziemlich aiisgebrauchicn Bezeichnung »nd mit Abwen dung von dem allgemeine» direcien Siimnirrcht die Fortschritts Partei, welche sich neuerdings, die Staatsidec ausgehend, weiter Io entwickelt hat, dast die Einen Parlicularisic», Versechier von Reler vairechie», die Anderen NichtS-alS-Freibäiidler geworden sind. Die altlibcrale Doewi» hat mancherlei zu lernen gehabt, z.B. dast der Nord deulichc Bund, von dem 1867 gründlichst bewieien wurde, dast er weder ein Bundesstaat noch ein Staatenblind sei, also eine wisscnichaiiliche Existenz nicht bade, saetilch weiter eristirt und sich z» den, Deulichen Reiche ennvickelt hat. StaalSrecknSlclirer, denen nicht cm Parle, Programm über die Wahrheit geht, bade» cs mache» mühen wie der Naturforscher, der ein neues Thier entdeckt, welches in die Clasiificaiio» nicht vastt: und die Wisscni'chast hat aus anderen Gebiete» aiS dem Llaaisrccht me einen Zweifel darüber gehabt, das, man einem eigenartigen Oieschöps nicht die Natur eines andere» eiiliiiipsen kann. Gleichwohl ist die Neigung »icht nnSgestorben. ms Gelaa hinein die englische Gesetzgebung und Verwaltung zu Preisen im Vertrauen aus die llnbckanulichast des grosteu Publicums* in» den Einzclndeilen derselben — eine Ilnbckaniiiichaff, w-lche die Prciieude» nicht ielien iheilen; und seil der Ernst der Jahre I8G! nehmen, wie in England aus sachlichen Erörterungen persönliche Kämpfe und Siege zu machen. Wie es beißt, wurde demnächst der wrim arische Staats- Minister I»r. T kon seinen Rücktritt nehmen Der genannte Staatsmann ist 50 Jahre in, Staatsdienste. VcreitS im Iabrc 1818 übernahm er da« Finaiizministeriitm, das er noch heule verwaltet. Nach dem Tete v. Watzdorfs'« lonrde er dirigireiidcr Staatsministcr Ter Kode Herr siebt bereits in, 80. Lebensjahre, versiebt ater in voller Frffche des Geistes „nd Körpers sein Amt, in welchem er sich große Verdienste erworben hat. Herr Stöcker bat in einer Versammlung zn KaNel gegen die Freiheit der Eheschließung geivrochen, »nd bei den dortigen Eonservaliven Zustimmung z» bici'in tinge benerlichen Verlangen gesunden. Scheu vor längerer Zeit änßertc iich die „Nordd. Allg. Ztg." in gleichem Sinne, indem sic bcrvorbob, daß das unbedingte R^ht der Ebe lchlicßung aus die Interessen der Allgemeinheit schädlich wirk--. Mack darf den Wunsch cmssprechcn, daß die preußische Re gierung tieieS Verfahren mißbilligt und einer Vewegnng abbolt ist, deren Berechtigung selbst in Mecklenburg bestritten wird. Ans Han,bürg ertöne» Stimmen de» Bedauerns über eilte angebliche Versitzung des bidlierigen dortigen Gesandten Preußen«, von We » tzel, da sich derselbe dort einer sehr großen Beliebtheit zu erfreuen bat. Wie osstciöö verlcnttek. ist indessen ein Wechsel in l»"-«-ger Gesandt-
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