Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-19
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrdarlion not Lrpr-Uio» Johanneigaff« 33. LPr»chK»>dru der Ked«rtt«» Vormittag« 10-12 Uhr. Uaihmittagi 4—6 Uhr. tzt« NUS««»« <t»»k1»Ldlki Ma»»icrt»«» du »<d«ciu>a »ich, >xr»u>dUch. «»»ich», dn f»r dt« »ächftsst,e»d« Nummer Bestimmten Inserate a» »«chentagr« dt» 8 Uhr Nachmittag»,. a, Sann» und Festtagen früh dt«Uhr.! 2» de« ^Uialeu für 2ns.-ö«nah»e: Otto stiem«, UniversitLt-strabe 22, Laut» Lüsche, Latharinensttaße 18, p. nur bis ' ,S Uhr. NWger Anzeiger. LW« siir Politik, Localgeschichte, Handels- »»d SeschLstSderlehr. Nvflage IS^LVV. Ad»«e»eatspreia viertelj. 4V, Md-, tncl. Brinaerloh» 5 M-, durch die Po» bezog«, « Btt. Jede einzelne Nnmmer Sk Pf. veSegsnutzlar 10 Pf. GedRHrrn str Extrabeilage» ' «fordern»« 8» Mt. »ng »8 P». -nleratr Saefpaltene Petitzeile SO Pf. Großer« Schriften laut unserem Preis- Tabellarischer Satz^nach^höherem Larif. »Ater de» Ledartionostrich dt« Sdaltzeile «0 Pf. Inserate find stet« an dir vxpebltto« zu sraden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung Prnarlnnmenmt« oder durch Post- Vorschuß. IS. Mittwoch den IS. Jams« 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1879 und Ostern 1880 auS einer der hiesigen Volks schulen entlasten worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da« 15. Lebens jahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Aller nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fortbildungsschule für Knaben vcrrstichlet sind: 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirke der I Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Director Puschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fort bildungsschule aufbaltcn, bei.Herrn Director l)r. Störl ru erfolgen hat; 3) daß auch diejenigen Knaben anzumelden find, welche auS irgend einem Grunde von dem Besuche der städtischen Fortbildungs schule entbunden zu sein glauben; 4) daß bicr cinziehcndc Knaben, rvelche Ostern 1878, 187V und 1880 aus einer auswärtigen BolkSschul« entlasten werden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungs schule verpflichtet und sofort, spätestens aoer binnen drei Tage» nach dem Einzuge bei dem Director der Fortbildungsschule ihre- Bezirke- anzu melden sind; 5) daß Eltern. Lebrbcrrcn, Dienstherrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi- zu 30 Mark, die im Falle der Nicktcrlegung in Hast umzuwandeln ist, die schulpflichtigen Knaben zu dieser Anmeldung anzuhalten oder letztere selbst vorzunehmen haben. Leipzig, den 1t Januar 1881. Der Ratk der Ttadt Leipzig. l)e. Gcorgi. Lehnert. BekannImachuliA. Nachdem am 13. Tccenider 1880 die gesetzlich erforderlichen Neuwahlen zu dem Kirchenvorstand zu.Dt. Nicolai stattaesimden 'haben und «in 26. Decemeer 1880 die zu Mitglieder« desselben Mieder» und neugemühlten Herren im Sfsraüichrn Gottesdienst fiter- jkich verpfiudttt und eingefLhrt worden sind, so wird hierdurch vor schriftsmäßig zur öffentlichen Ken» Miß gebracht, daß derselbe sich am 17. Januar 1881 in einer dazu anders mitten Sitznng coustttuiri hat und aus folgenden Mitgliedern besteht: Herr Pastor I). Friedrich Ahlfeld, Vorsitzender. Iiistizrati, Ochmc, stellvertretender Vorsitzender. Justizrath von Bose. Vuchbiildcr»ieister Käste. Fimmermelster Earl Krick«. Rechtsanwalt H Heinrich Soetz. Archidiaconus V. Grafe. Oberlehrer Hrckcr. Polizeirath Flllick. Kaufmann Landmann. Reiitis-Lberdandelsgericht-rath a. D. Motze«»«». Buchhändler Rost. Postd' c Bodil. Rcctoc cos. l>r. Vogel. Professor 1>r. Wich. Leipzig, den 18. Iauu. r 1881 In Vertretung des Pfarramtes ,u Et. Nieuküi. I». B. Gräfe, Archidiac. S iS Die „Ordnung deö Gottesdienstes" — ein Auszug au« der r» Agende, enthaltend die Weckselgeiänge zwischen dem Geistlichen und der Gemeinde (Intonationen und Resvonsorieiö, und bestimmt, die Gemeinde nicht blos iviffc» zu lassen, was der Lhor für sie singt, sonder» sie auch imlsiligend sich daran betdciligc« zu lasse», — ist für die Glieder der Gemeinde lei dem Küster zu «st. Nicolai, Herrn Fuchs, zu haben. Ter Üirchrnvorstand zu Nicolai. Ltkanntmalimm. Donnerstag, den 20. Januar 1881. Hormtttoa» 11 Ahr soll von dem Unterzeichne!«,i in der Restauration „Au« Gasen» schldtzchen" i, Eutritzsch 1 »roster Bcorvigmigowage« mit Gtlderverzter««» u«d virrsitzigem tz'atlüs «ffeutlich an den Meistvieteiide» gegen sofortig« Baarzahlung ver weigert werden. Leipzig, am 17. Januar 1881. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgericht». Steinbeck. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 19. Januar. Großes Aussehen erregt in Berlin die Unterredung de« ideutschen Kronprinzen mit dem Gebeimen Eommerzicn- rath MagnuS, über welche wir gestern ausführlich berich- teten. S. k. k. Hoheit wandte sich mit größter Entschieden heit gegen die leider noch immer aus der Tagesordnung «trenicr Parteien stehende Antisemiten - Agitation, von besonderem Gewicht sind die Worte deö Kronprinzen, daß jein Gefühl durch die Hineintragung der judenseindlichcn Lendenzen in die Schule und in die Horsäle au« meisten ver letzt fei. Er hoffe, daß da- böse Samenkorn, in die Pflanz- stätten de- Edlen und Guten lnncingeworsen. nicht zur Reife gelangen werde. Es heißt in der Thal da- kindliche Gemüth vergiflen, «venu rS mit Vorstellungen de- Haste-, der Ver schlang argen Andersgläubige erfüllt wird. Mil stolzer Freude wird dieses Fürslenwort überall vernommen werden, wo der Glaub« an d,e große Zukunst beS deutschen Volke« noch nicht gewichen ist, wo d,e (lugend als unsere nationale Hoffnung betrachtet wird. Ti« Hokcnzollern haben von jeher die GlaubenSsreibeit als einen Fundamentalsatz ihrer Regierungs kunst hingestcllt. „8uum cuigae", einem Jeden da« Seme, lautet der uralte Wablspruch diese- Fürstenhauses. Wie übrigen- in parlamentarischen Kreisen erzählt wird, soll di« Kritik der antisemitischen Bestrebungen noch bestimmter imd herber al« in der von unS berichteten Fassung gelautet Haben. Auch fehlt in den bi< jetzt bekannt gewordene« Be richten die Andeutung de- Kronprinzen, daß die Frau Krön« Prinzessin dieselben Gesinnungen über da« antisemitisch« Treiben bege wie ihr Gemahl. Auch der Kaiser hat. n>« bekannt, gclegeutlich de- Jahreswechsel« al« Antwort aus eine chslückwuuschadreffe der Berliner Stadtverordnete» erklärt, daß »» dies« die Leidenschaft«» sewe» volle» erregend« Bewegung verurtheil«. Da« bairische Ministerium de« Innern hat gleichfalls Veranlassung genommen, der antisemitischen Agita tion seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, indem eS die Behörden anwie«. der Ilebertragung der Bewegung nach Baien» durch Geltendmachung gesetzlicher Mittel entgegen zu wirken. Und so darf man denn den Wunsch und die Hoffnung deS Kron prinzen theilrn, daß die Bewegung sich langsam im Sande verlieren werde, um für immer auS unserem öffentlichen Leben zu verschwinden. Wir konnten noch in der vorigen Nummer ein Telegramm mittheilen, welches aus die Stellung doS Reichskanzler- zu dem Rücktritt der trüberen Minister Eamphausen und Delbrück interessante Schlaglichter wirst. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht soeben mehrere Aktenstücke, welche den Zweck haben, der Annahme entgegen zu treten, al- feien die beiden Minister durch den Reichskanzler wider ibren Dillen auS dem Amte gedrängt worden. (Von Eamphausen wird gesagt, er sei daS Opfer einer parlamentarischen „Abscblach- luna", welche namentlich Herrn Bamberaer zur Last gelegt werten müsse.) In einem Schreiben von, 15. Decembcr 1877 an den verstorbenen Staat-minister v Bülow spricht sich Fürst BiSmarck u. A. also auS: Neben der Steuerreform und der Fertigstellung der im militol- rischen Interesse erforderlichen Eisenbahnen gehört die Verwirk- lichnng der Reich-verlaffung bezüglich des Eisenbahnwesens zu deistenigen Fragen, von deren Lösung z-ch meinen danernden Wieder- cintrttt in die Geschäfte abhängig machen muß. Wen» die Aus führung de- aus diesen Gebieten für nothwendig Erkannten nicht durch ausreichend« und spontane Mitwirkung aller in Preußen da zu competenten Organe sichergcstcllt werbeu kann, io werde ich zivar, wenn mein« Gesundheit es irgend gestattet, zum nächsten Reichstage erscheinen, aber nur um die Gründe meine- definitiven Rück tritts öffentlich darleaen zu können. Ich werde nicht verschweigen können, daß ich keine Aussicht zu haben glaube, für die Behandlung der oben erwähnten Krage» in Preußen daS Maaß freiwilliger Mit Wirkung zu finden, ohne welche» ihre Lösung nicht möglich ist, und daß ich deShald bei geschwächten Kräften die fernere Mitarbeit an den Geschäften abiehne, weil ich mich unvermögeud fühle, sie bezüg lich wichtigerer Fragen in die Wege zu leiten, aus denen ich dir Verantwortlichkeit für die Gcsammrlcitung zu wage» bereit wäre. Ew. ersuche ich ganz ergebenst, von vorstehenden Andeutungen auch Sr. Majestät gelegentlich sprechen zu wollen, nanientiich um die von der .Freuzzeikung" gebrachte Lüge zu widerlegen, als ob ich die Entlastung von Hosoeamten Sr. Majestät je zugcumthet hätte. Ich habe Feind« am Hofe, aber deshalb werde ich die Ehr- erdittang gegen meinen allergnädigsten Herrn nicht verletzen. Die Haupnache für mich ist, daß ich n» StaatSminiiteriun, College» sind«, walchr di« Maßreael», di« für die Sicherheit »nd die Witter-, «sie» Preußen» »nd de» Reiches nothwendig find, enerniich vntr freiwillig fördern. Dies» FSrdernng durch Bitten und Ueber- reden zu gewinnen, doza reichen meine Kräfte nicht ans, »nd wenn ich Beschlüsse in dem erstrebten Turne erreiche, so unterbleibt die AuSsührung. Mit meinen, Name» aber für das Gegcutheil meiner Bestrebungen öffentlich einzustrheu, kann von mir nicht verlangt werden. An demselben Tage übersendet der Reichskanzler Herrn v. Bülow Materialien, die er ihn bittet „mit Vorsicht" zu ge brauchen. d. h. „die Sacke nicht zu einer Krisis, etwa mrt Eamphausen'« Abschiedsgesuch, zu treiben". An einem Personenwechsel liege ibm Nicht-. Dann heißt eS: Der kritische Pnnet der Gegenwart ist die Frage des Finanz Programms. Der Berus, Finanzprograimne selbst zu entwerten und aus ihre Ausführung zu verzichten oder zurückziitrettn. wenn der Finanzminister ihnen nicht zustmunt, liegt mir nicht ob. Die preußisän» Minister fühle» sich zu gut, um felbst im Bundesrathe nlUzuardciten: di« Präsenzlisten geben ein betrübende-, Beug-iiß dalür; sie lasten lieber die Reichsciurichluug rn Verfall gerätst«« und ziehen die „schöne und unabhängig, Stellung" eine» preußischen Ressortministers so ausschließlich in Betracht, daß die nationale deutsch« Sach« daneben nicht zur Envägang kommt Warum geht eS mit der Doppelstellung des preußischen Krieg-Ministers so gut und so glatt? Sachlich erscheint sie mir schwieriger noch, als die der anderen Restarts, und Rom !var auch kein leictil zu lebend« (?) Charakter. Sollte die nationale (äesinnung unserer Generale scharfer ausgeprägt sei», als die unserer altconsrilutionellen Minister? Ich glaube, wenn Camphauseu zugicbt, daß wir üO Millionen Mark mehr brauch«» — wie ich glaubte, auch wohl 100, was in- dessen nur « sachlich und amtlich beurthellen kann — so kann « darüber nicht zweifelhaft'sein, daß eS seine Aufgabe und nicht mein« ist, eiu Finanzresormprogramm vorzulegrn und doiselbe ver- antwortlich zu vertreten. . . . Wenn aber ein solche» Programm gar nicht oder nicht rechtzeitig zur Vorlage kommen sollte, i» werd« ich enlweder den Ablauf uttiues Urlaubs ohne Bethciligung am Reichstage abwarlcn, oder mich vor dem Reichstage unter Darlegung «nein« vorstehenden Auffassungen auf die Rolle beschränken, die Artikel 70 dem Reichskanzler zuweist. Einem Schreiben de- Minister- v. Bülow an den Reich- kanzlcr vom 28. Decembcr 1877 entnehmen wir noch da- Folaeud«: Ew. verfehle ich nicht den Empfang der geneigten Inschrift vom 24. dankend zu bestätige». Jo Gemäßheit derselben bade ich vor gestern eine zweite Unterredung mit dem Finanzminister gehabt. Derselbe nahm mein« Auseinandersetzungen mit Jittercffc — und ich sollte meinen auch mü Befriedigung — auf und sagte zu, seiner seits ein Finanzvrogramm zur Vorlage und zur DiScussiou zu bringen. Verständigung darüber und namentlich Durchbringen beim Reichstag würden tmmerhi» schwierig sein: « wolle ab« das Beste hassen und nehme Eurer Durchlaucht Zusage: wenn eine Ver ständigung erreicht fei, covegialifch dafür eintreten zn wollen, dankbar an. In» Anschluß an diese Veröffentlichungen schreibt die „N. A. Z.": WaS den Rücktritt de« Minister- Delbritö betrifft, so würden wir auch dafür Beweise beibringcn können, daß derselbe lediglich au« der Initiative de« Minister- selbst hervorgegangen und von ihm ausschließlich durch Bezug nahme aus den Gesundheitszustand motivirt worden ist. Weder die Bitten de« Reich-kanzter-, denen sich eine dringliche Unterstützung Allerhöchsten Orte« anschloß, noch da« Anerbieten eventueller Beseitigung sachlicher Eirund«, wenn etwa solch« vorhanden sein sollten, vermochten Herrn Delbrück in seinen» Entschlüsse wankend zu machen. ES ist erfreulich zu srben, daß die lHesuiidbeit desselben inzwischen soweit wird« herqe- stcllt ist. daß er sich wemgsten« an parlamentarischen Geschäften betheiligen kann. Unvermittelte Meinungsverschiedenheiten über wirtbschastliche Fragen sind zwischen dem Minister Delbrück und dem Reichskanzler» so lange Erster» >m Amte war. nickt zum Ausdruck gekommen, auch nicht bezüglich der Rrsormvläne. mit welchen der Kanzler seitdem vor die Oeffentlichkeit getreten. Da- Unwohlsein Sr Majestät de« Kaiser« gilt als beseitigt Ter greise Monarch hat sein« Arbeite« in keiner Weise unterbrochen; doch ist ihm noch Schonung von de« Aerzten empfohlen. Bei den, von der nationalliberal«» Fraction de« „alten Wachler" gegebenen gestmahl« gedacht« der Änidil« der langen Zeit, die er politisch schon erlebt, uud d« Wand- lunaen, welche di« liberale Parte» habe durchmachen müssen, sieützer Hab« e« immer geh«,ße«: Programme. Programme! Ja, schöne, lange Programme haben w»r von 1848 an wohl viele ausgesetzt, aber e« wurde immer Nicht« daran«! Die Reactivn sei dann gekommen, die neue Aera, und wieder viele Reden und kein Ergebniß; dann die EonflietSzeit. bi« endlich die Jahr« 1886 und 1870 zur praktischen Politik und u wirkliche» Erfolgen de« Liberalismus auch im innere« TtaatSledea gesiibrt hätten. Und nun schreie man jetzt wieder: mit dem Liberalismus ist'« zu End« I Er ist an allein Unglück schuld, da« un» irgendwo drückt! Dem gegenüber müsse mau al« Politiker seine ganze, volle und feste Zuver- >cht für di« Zukunst bewahren und nicht einen Augenblick verzagen? Eine« Führer« vor Allem brauch« eine Partei in sicher Laae, und dosier Einiakeit, mit der diesem Führer zu olgen set! Einen solchen Whrer aber, zu dem wir mit vollem vertrauen aussehcn und der un« al» ein erprobter gilt, haben wir da« Glück zu besitzen Herr v. Bennigsen lebe hoch! Da- bemerkenSwerthest« Resultat de« Magdeburger Parteitages der Fortschrittspartei ist der Beschluß. !ei den bevorstehenden Wahlen mit den Gecessionisten ^and in Hand gehen zu wollen. Der fortschrittlich« Feld- zuaSplan für die nächsten Wahlen richtet sich offenkundiger unv cmgestandener Maße» ganz besonder« gegen die Nat»o- nallibcralen; wie sich denn gleich für Magdeburg «in ortschrittlicher Eandivat in der Person de« Herrn Buchtr- mann präscntirte. Man darf «spannt sein, inwieweit di« Secessionisten in die dargebotene Hand der Fortschrittspartei einschlagen. Es heißt, daß der bekannt« Geheime Rath Da ge «er in Berlin in der antisemitischen Bewegung lhätig ist. Auch ist nicht unbemerkt gebltebcn, daß in einer der letzten autisemiti- chen Versammlungen außer dem „privilrairten" Socialdrmo- raten Finn auch der zünstlerische I)r. Schulze, ehemaliger Srcrelair der Hamburger Gewerbekammer, jetzt HiUssarbeiter im ReichSamte de- Innern, die Polizei zur Unterdrückung ov- wsitioneller Stimmen ausries. Man ersteht daran«, welch« Verbindung kiese Bewegung mit bestimmten Kreisen unterhält Zu dem Eapitel der Höbe der GerichtSkostcn. über welche so häufig geklagt wird, bringen jetzt die Zeitungen Angaben, welche allerdings Erstaunen hervorzurusen geeignet rnv. So soll da« Amtsgericht in Berlin nn letzten Jahre gegen t Million Mark weniger eingenommen haben al« daS Stadtgericht rm Vorjahre. Im Altgemeinen könnte e« nicht schiede-, wem, Furcht vor erheblichen GerulitSkoste» die Neigung zu leichtferttgem Procesnrcn im Volke einigermaßen dämpft,- Im Großherzogthum Weimar hat der langjährige Prä mt deS Landtags, LandgcrichtSdircctor FrieS, dt« meiste Ssicht, dem in Ruhestand getretenen Finanz minister v. Thon ein Nachfolger im Eabinet zu lverden. FrieS zeigte sich stets als völlig unabhängigen Mann und er kämpfte häufig gegen die Regierung; trotzdem hat er sich die Achtung und dat Vertrauen seine- Fürsten zu erhalten gewußt, und eS soll der ausdrückliche Wunsch deS Großherzogs sein, ihn als Minister thätig zu sehen. Wie eS heißt, würde jetzt in EentrumSkreisrn bestä tigt, daß die Curie in Betreff der Besetzung der vacanten preußischen Bischofssitze einlenke. Auch der „Westfälische Merkur" erklärt, eS sei im Wesentlichen richtig, daß der Papst im Princip den deutschen Domkapiteln erlaubt kabr, B>S khumSverweier zu wählen und daß eine- der in Frage kom menden Domcapliel kaS zu Paderborn sei; daß Verhandlungen zwischen Rom und Berlin nicht im Gange seien und man den mockus rivvucU praktisch versuchen wolle, indem man mit den erforderliche» Eoncesüoncn beginne. Liese Miltheilung wird den im preußischen Abgeordnetenhaus« bevorstehenden Eultur- lamvf-Dedatten ein erhöhtes Interesse verleilxn Wie an- Bern aemeiket wird, genehmigte der Bunde- lb daS von dem eidgenössischen Miiitairdepartemenl aufge llte Tableau für die in diesen! Jahre abzuhaltendcn ilitairschulen. Betreffend die Zusammcnztehung der VII. Division ist bestimmt, daß die Manuschasten am Schlüsse der Vorübung am 8. September in die Linie und am 8. in der Gegend von Wyl concenlrirt lverden sollen. Bis aus den DivisiouSvark und da- Traindataillon, deren Entlastung erst am l8. September erfolgen wird, werden die Truppen am 15. September wieder de« Dienste- entlassen. Die Stichwahlen für die Mnnicipalräthe in Paris sind zu Gunsten der gemäßigten Republikaner ausgefallen. ES sind gewählt worden 130 Opportunisten und 8 Radikale von der äußersten Linken. Nicht einen einzigen Sieg haben di« soeiatistlsch-revolutionären Parteien zu verzeichnen Selbst Trinquet ist geschlagen. Er unterlag mit 1838 Stimmen gegen 2783 seines Gegners Rabagnv, eine» Gambetlisten. Dnnquet verlor sogar in der Stichwahl über 100 Stimmen, trotz der enormen Anstrengungen, welche die Intransigenten gemacht hatten, den „heroischen Schuster", wie er in Paris genannt wird, durckzubnugen. Alle« half nicht, im Wahl treffe von Belleville sind alle vier Gememderäth« Opportu nisten, obwohl Louise Michel dort kurz vor der Wahl gepredigt batte: „man müsse die Schwein« schlachten, wenn sie fett sind." Man nimmt sogar an, daß. lvenn Gambetla beute für Belleville candidiren wolle, er der Dahl sicher sei. Die Amnestie hat mit dem Ausfall der Stichwahlen ihre Probe glänzend bestanden. Die Umwandlung, welche in der Ge sinnung der Arbeiterviertel sich vollzogen hat, ist ein Triumph der Oronuna unv deS Fortschritts. Man darf die Franzosen zu diesem Erfolge aufrichtig beglückwünschen. Der englische Premierminister Gladstone hat der holländischen FriedenSgesellschast aus deren Adresse be treffend die Verhältnisse im Transvaallande eine Ant- wort zugehen taffen, in welcher er versichert, daß die Regie rung dieser schwierigen Angelegenheit ihre sorgfältig« Lus. mensamkeil zuwende. Giadttone spricht di« Hoffnung au-, daß di« Gesellschaft keine Ursache haben werde, mit der Art uud Weise der Behandlung dieser Frage seitens der englischen Regierung unzufrieden zu sein. — Da« bereit« erwähnte Blaubuch über Transvaal enthält mehrere Bericht« de« Verwalter« deffelben Lomvon», an« denen wir folgende Stelle hervortzeden: „Die Holländer können u»cht abermal« trekkru" «ad ei» neue« Land cultiviren. bi« wir ibnen auch diese! wieder abnehmen würde», denn die Gebiete im Norden eia»«» sich »icht für Ansiedler und befinden sich überdies im Besitz« mächtiger Stämme. DaS tranrige Geschick, welche« den «vße» Zug jener Boa« traf, die sich kurz vor der Ei». verleGunq davomnachten, um eine neu« Heimald zu suchen, dm»t« «den» al« Warnung, «d G ist keine Aussicht vor fanden, daß der Versuch wiederholt werden wird. ES fehlt wmit gänzlich an einem Sicherheitsventil." Wir haben uuS in Deutschland daran gewöhnt, mit blinder Bewunderung auf England zu blicken als aus da- Muster land politischer Reise. Solche Begeisterung wird sicherlich ei» wenig abgekühlt werden, wenn wir von einem Gesetze »vrrn, welches dem Parla««»te vor Kurzem vorgelegt worden ist. die Bill zur Beseitigung de- UebelstandeS der Wahl- bestechuug und de« Stlmmenkauseö. Da- Best«bunge- wcsen ist lhatsächlich in England, dem gepriesenen Muster lande d«S EonstilulionaliSmuS, zum System geworden Nur notorisch reiche Leut« können daran denlc», sich als Ecuididaten für da» Parlament ausstellen zu lasse«. Daß dieser Umstand aus den Charakter und die Haltung des Parlamente« in vielen Fragen, welche mit den besonderen Interessen de« Besitze« zusammenbängen. so z. B in der Landresormsrage, von wesentlichem Einflüsse ist, da» kann nicht verkannt werden. Schon im Jahre >807 wurde, versucht, diesem Unwesen zu steuern; leider ohne Erfolg, wi r fick daraus eraicbt, daß sich seitdem daS Parlament mehrmals gezwungen sah. Wabgezirkelt, welche gar zu schamlos ge handelt hatten, da« Wahlrecht zu entziehen und rS anderst Bezirke» zu übertragen. Insbesondere baben die lctzHm Wahlen, bei denen dir Whig« den Sieg über die Tori-«s davon trugen, namentlich in Sandwich, Boston. EkeEer, Gtoueester, Oxford, Eanterbury u. s. w. zu skandalösen Enthüllungen geführt, welche da» Vorgehen der Gesetzgebung endlich unvermeidlich machten. Die säst unqlaudlicke T»at- sach« ist sestgestclll worden, daß mindestens 20 Millionen Ptzund Sterling für allerlei mebr oder minder verwerfliche LPahl destrchunara im vorigen Jahre verausgabt worden sind. -Nach dem Vorschläge der Regierung soll in Zuk,mst verboten wenden, daß bezahlte Vertrauensmänner von Han« zu Hau« «hen; *ider Kandidat soll nur einen bezahlten Agenten, nur Anen eiablten Sreretair und einen Boten für einenAbstimndungS- district in einer Grafschaft und für je 500 Wähler i« einer Stadt halten dürfen. Die Gewährung von Freifahrt«»» nack den Wahllokalen soll aushören und diejenige Summe mach der Größe der Wahlbezirke bestimmt werden, welche die Caitzsidaten höchsten» verausgaben dürfen. 'Neben anderen Bestimrnunqen werken dann auch i« dem betreffenden Geietzentwwrse Ge fängnis)- und Zuchthausstrafen verlangt für die liebertuekungeir des Gesetze-, resp. für directen oder indirecten Stzimmen- schacker. Ten Wahlprüfungen der ParlaincntseommiPion soll ferner ein Staatsbeamter anwobnen, tvelcher aus Gwund der bei der Prüfung enthüllten Thatsachen die gerichtliche Anklage zu erheben hat. Dieses Gesetz und der Umstand, daß eS an ernste« vedüriniß. sind für d«e politische Reise de» <ngtischen Volkes ein beschämende« Zeugniß. Der Londoner „Standard", Organ der TorieS, hallte kürzlich von einer Unterredung berichtet, welche der Köaiig von Griechenland mit dem deutschen Gesandten in Alben gehabt habe. DaS Blatt meldete mit aller Bestimmtheit, ver König habe gesagt. Griechenland werde Preußen von 1883 und 1888 nachahluen, welche« keine Bedenken getragen habe, sich revolutionairer Maßregeln zu bedienen. Herr v. Ratowitz ici über diese Aeußerung sehr bestürzt gewesen und bade dar König ans die Gefahren ausnierksam gemacht, welche eine auf ständische Bewegung im türkischen Reick« nach sich ziehen würde. Der König babe aber geantwortet: „Wir werde»,, wie einstmals Deutschland und Italien, zu allen Mitteln greisen, »m unsere Zwecke zu erreichen." Diese ganze Mit tbeilimg wird jetzt von der griechischen Negierung als eine gemeine Lüge bezeichnet. In England treten jetzt die verschiedenartigsten Versuche hervor, um die traurigen Zustande Irlands zu heilen. Der Bericht der Majorität der Eommissio» zur Prüfung der llrsaclwn de- landwirtbschasllicheu NothstandcS unter den, Vorsitze de» Herzogs von Richmond empfiehlt u. A. ein RegierungSproject der Auswanderung für Irland, sowie die Auswanderung von überfüllten nach wcnigcr bevölkerten Distrikten; ferner einen Plan zur Urbarmachung an Land und die Einsetzung eines Schiedsgerichtes zur Feststellung der Pacht- zinse. Der Bericht spricht sich zu Gunsten einer modificirlen Form de« bänerlichen Grundbesitzes auS, ohne jedoch aus Einzelheiten einzugehen, und schlägt weitere Erleichterungen in der Ilebertragung von Grund und Boden vor. — lieber die in Salford vorgckommene s e n i s ch e Unthat liegen jetzt genauere Berichte vor. ES wurde bekanntlich daselbst der Versuch qcinacht, die mit der Insanleriecaserne in Verbindung stehende Waffciikammer, in welcher sich nebst den Waffen deS Regiment- die Gewehre der vier Manchester Frciwilligen-Regunenter, im Ganzen 5000 Schießwaffen, befinden, in die Lust zu sprengen Die Explosion war eine überaus heftige und zerstörte die Fleischkammer de« Regiment«, in welcher die TvnamiUadung untergebracht war, vollständig. Eine Frau und ein .Knabe, die sich in der Näh« befanden, wurden schwer verletzt Die Waffenkammer ist nur wenig beschädigt, so daß der eigentliche Zweck deS verruchten Attentats nickt erreicht worden,st Die bisherigen Nachforschungen der Polizei haben zu keinem Re sultat geführt; eS unterliegt jedoch kaum einem Zweifel, daß das Sprengmaterial von einem Bediensteten der Eascrnc in die Fleischkammer geschmuggelt worden war Die Caierne ist nunmehr geschloffen und darf von keinen» Eivilisten betreten werden. Die Polizei überwacht das Gebäude. In der ganzen Umgegend herrscht die größte Aufregung. Die von Rußland unternommene Annäherung an Deutschland und Oesterreich soll auch dadurch mit ver anlaßt worden sein, daß da- unausgesetzte Schwanken Frank reichs in der orientalischen, namentlich der griechischen Frage die Unsicher beit eine« französischen Bündnisse- in PetcrS durg vor Augen gestellt babe. Rußland scheint in der Thal in der orientalischen Frage einzulenken. augenscheinlich um in Asien freie Hand zu gewinnen. Die Käiiipfc gegen die Tekketurkmenen und Tekinzen, welche mit dem Aus gebot« aller Kräfte ihr Land vertheidigen, erfordern vo» russischer Seite ungewöhnlich große Amirengungen. Man hatte sich den Krieg leichter gedacht und geglaubt, da« Ende deffelben sehr rasch kerbeisübren zu können. Die Schlappen, welche Skobeless in letzter Zeit erlitten, haben da- Gegen- theil dargetban. Er mußte vor Geoktepe. dem Hauptorte der Tekke«, an dem schon einmal die russische Macht gescheitert. Hall machen, um den Platz durch regelrechte Belagerung zu nehmen. D»e Türkei bat. wie gestern telegrapbisch berichtet wurde, ihr«» bisherigen Widerstand gegen die erneuerlc europäische Vermittelung in Sachen de» Grenz«onsticteS mit Griechen, land ausgegebeu. Ja Bezug auf da« neuest« Circular,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite