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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188101118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-01
- Tag1881-01-11
- Monat1881-01
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1881
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Erscheint täglich früh KV, Uhr Ne-arNo« und Lrveöitim JohanneSgasse S3. Hnkcht»»deu der Ur-«rtt«»: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. 8>tr »t» NttS^-d« r,nqkt>-Mrr «i»»»t«rch »«k N<»»clc«l> n,chl vrrdultUch «»nähme »er für Sie nöchftsol^nöe R»»u»er Leftlmmte» I«ser«1e «« W»<hent,gr« öts 3 Utzr Nackneittag», an Tonn- un» Feil tagen früh»»» '/»»Utzr. 3n de»^Uialrn für Ins.-^nnah«e: Ott« Klew«, Unidersitütsstrabe SS, LatttS Lösche, Katharinenstraße 18, p. «ur tzt»'/.» Uhr. ' WM.TMblaü Attzeigev. Organ fik Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeMflSverkehr. Maflsge Lv^soo. Lh»»e»rn1,»rria viertelj. 4V, Mk.. wrl. Nrmacrloh» 5 Mk, »>rch die Post bezogen 8 VN. Jede emzelne Nummer Sb Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Lktrabrilagea atzae Postbtftlrderung 39 VN. Mt Postbesördenwg 48 VN. Lnfleratr Kgespaltene Petitzeile ro Pf. OrSßerr Schriften laut uuferrm Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höherem Parts, ikrlanm, nnter de» Uedactionsstrich dt« SpaUzecl« 40 Pf. Inserat, fiud stet« a» di« Ertzeditl«» z» seade». — Rabatt wird nicht gegeben. Lahlung prnenuwernocko oder durch Post, Vorschuß. 11. DieuStag dm 11. Januar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die diesjährige Neujahrsmesfe endigt mit dem 1Ü. Jauuar. >« diesem Tage sind die Buden und Stände aus den Plätzen der in- neren Stabt bis Nachmittags 4 Uhr vollständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgens des 17. Januar zu entferuen. Die aus dem Augustusplatze und aus den öffentlichen Dean» und Plätzen der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind bi» Sbend« 8 Uhr des IS. Januar zu räumen, und am 17. und 18. Januar, jedoch lediglich während der Tagesstunden von srüh 6 bis Abends 7 Uhr abzubrechen und wegzuichaffen. Zuwiderhandlungen gegen d»cse Borschrifteu, für welch« beziehent lich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternehmer ver antwortlich find, werden mit Geldstrafe bis zu 150 .8! oder ent sprechender geahndet werden. klebrigen» haben Säumige auch die Obrigkeitswegen zu verfügend« Beseitigung der Buden rc. zu gemärrigkn. Leipzig, de» S. Januar 1881. Der Rath »er Stadt Leipzig. Vr. «eorgi. Harrwitz. Nutzhol;auction. Mittwoch, »e» IS. Jannar diese» Jahre» sollen van vor. mUtags 9 Uhr an aus dem Kahlschlage in Adiheilung 4« und 9d am -uudewasser, sowie aus dem Mitlelwaldschlag« in Abtheilung 6 des vurgaucr FarstrevterS am Forsthau« ca. 83 eichene, 148 buchene, 78 rüsterne. 8 linden«, 4 eschene, 3 masholdernc, 48 ellerne und 1 apselbaumner Nutztlotze, ferner 24 eichene Kahnkntee, S4 Schirrhölzcr. 140 Hrbcbäume und »0 ellerne Kasscrbanftange« »rnler den im Termine an Ort und Stelle öffentlich ausaekangenen Bedingungen und der übliche» Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zniammenkunft: auf de« Kahlschlagr tu der Näh« de» großen Gerodes und des Hundewassers. Leipzig, am 3. Januar 1881. ^ De» «ottzs SarMdepntattaa. Lolz.NzzctLo»». " »MUlWoch, de« »«. Iamior diese« Jahres, solle» tm Forst. reotere Louaemtch von Bormittaal 9 Uhr an iu Lbtheilung 38 «ud SO ca. 17» Lamgtzausr» »»ter de« tm Termine bekannt zu «achruden Bedingung«« »ud gegen die übliche Anzahlung an den DMeistbietenden verkauft werde». Zusammenkunft: aus dem Mittelwaldschlagr a« der Lonnewitzer Linie an der schwarzeu Brücke. Leipzig, am 7. Januar 1881. De« Rath« Aorstdepntatia». und WollatlaSfutter — si> de» Tasche» befand sich ei« «etßletneneS Taschentuch, gez. X r. S.. und rin Paar graulederne Sa»»- «stütze — au« einem RestauratiouSlocale in Nr. 4 der Goethestraße, am k. d. M. Mittags: 1b) sechs Paar Wau«» - U»tertz»st« do» Vigogne, mU rottz- wollenem Bundfutter, uud zwar 3 Paar graue «ud 3 Paar braune, in einem Packet verpackt und zur Schau an einem Geschäft-local in Nr. 47 der Nicolaistraße aushäuaead, a» demselben Tage Nachmittags; 18) ein großer blecherner Krug mit 10 Liter Milch, aus der Hausflur des Grundstücks Nr. 3 der Turncrstraße, am 6. d. M. stütz; 17) ein Waffereimer von Zinkblech, äußerlich blau und inwendig weiß lackirt, mit Drahtbüael und Holzgriff, aus der Hausflur des Grundstücks Nr. 38 der Hospitalstraß«, am nämlicheu Tage vor mittag«; 18) ein grmrwollenes Dailentuch, au« einem Gastloeale in Nr. 3l der Elsterstrabt, am gleichen Tage Abends; IS) ein Haarriog mit Plättchen, aus welchem die Buchstaben I,. L. eingravt« fiud, au« einer Wohnung iu Nr. 29 der Sophien- lraße, in der Zeit vom 1. bis 7. d. M.; 20) «in dunkelbrauner Floconnö-Ueberzteher mit schwarzem Sammetkragen, zivei Reihen Knöpfen, Schooßtaschen mit Palten und chwarzem WollatlaSfutter, aus dem Restauratioaslocale iu Nr. 2V der Großen Fleischergassc, am 7. d. M. Nachmittags; 21) ein schwarzer Schafpelz mit dunkelgrancm Stoffüberzug, Seitentaschen, Riegel im Rücken uud weiße« Pclzsuttcr in den Acrmeln, aus der Treppenflur in Nr. 38 der Gerberstraße am uim- lichen Tag« AbendS: 22) eine Spauukett«, 8 Meter 20 Lentimeter laug, 27 Lila chwer, uud „Lhemnitz Nr. 17" gezeichnet, aus einem Güterwagen im Ration des Bairischen Bahnhofs, seit 20. Novbr. v. I.; 23) eine Wäschplätte von Gußeisen, nebst zwei Stahle», aus einer Piece in Nr. 17 der Rosenthalgaffe, i« Laus« der letztver gangenen drei Wochen: 24) ein WädcheuNci» von grauwollenem Stoff«, sechs blau- gedruckte Fraurnschürzen mit Latz. gez. X. 8., zehn Handtücher, theils X. X., IhcilS X. 8. gez., »ud ca. 4 Meter grau und blau- gestreifte Lei»wan», vo» einem Berkaussftaud auf dem Gletscher- Platze. vom b. dis 8. d. M.; 2b) eiu schwarzer -locaNNö-Uetzerzietzer «st Sammetkrageu, Lchooßtaschen mit Patten, Aufschlägen an den Aermeln. schwarz gestreiftem Kuller und Lederhenkel — i» den Lasche» befanden sich etn Paar graue Wildleder« -»»tzschutze, ei,« Gtgarrenvsotft vo» Meerschaum, nebst »tut uud «in Paar »eustlbern« UtSspor«» — aus etue« RestanrationSloeal« i» stk. 28 »er Katharinenstraße, am 8. d. M. Adeuds; Den Herren Districlsvorsteheru «nd Hstflegern erlaub« ich mir ^ «gelegen heitea r vormittags »o» L» »iS 11 Utzr a»s dem Armenamte zu sprechen sei» werde. Leipzig, den 6. Jauuar 1881. Siadtrath Ludwig.Wolf. ir hierdurch bekannt zu geben, daß ich in Li in der Regel Bekanntmachung. von dem Gesammt-Lorstand« der Ausstellung der Deutschen Woven-Industrie zu Leipzig im Jahre 1880 ist der Wtttwe«- un» Watsen-Prnfionacaffe »er Polijttbeamten hier iu Anerkennung der diesem seiten» der Polizeimannschast geleisteten Dienste die Summe von Drei Hundert Mark bestimmt und ausgezahlt worden. Für diese uns bewiesene freundliche Gesinnung spreche, »Kr hiermit öffentlich unfern ergebensten Dank aus. Leipzig, den 10. Januar 1881. Der Verwaltungs-Ausschuß »er vtttmeu- uu» Waiscu-Pensi»use«ff« »er volizeibecrmten. vr. Rüder. Behr, Rechnungss. Diebstahls Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhicr erstatteter Anzeige zufolge: 1) Sech« Paar Kaffeetasse» von Porzellan, m,t Vergoldung, sowie drel ebensolche Obertassen, aus einer Wohnung in Nr. 21 per Sartenstraße, im Lause der letzwergangenen acht Wochen; 2) ein Knadcunberzichcr von draunaelbeni Sommerstoff und eia seidener stiegeujchirm, aus dem Borsaal einer Wohnung Nr. 33 der Hohen Straße, am 1. d. M. Nachmittag»; 3) ein wcißleinener Bettüberzug, eiu ebensolcher Kapsktffrn- k»erzug. gez. ft. l-. 2., ein dergleichen Betttuch, D. 0. ge»., ein Rinberbeabettübrrzog von weißem Piqus, ein ebensolcher Utffeu- tberzua, ein kleine« Betttuch von weißer Leinwand, drei weiß- leinrne Fraueuhembru, ein k»rr»e«», gez. X. IV., drei danb- tstcher, gez. v. >V.. mittelst Na«hschl»ffelS au« einer Bodenkammer tu Nr.lOO der Eutntzscher Straße, i» der Zeit vom 23. v. bi» 2. d.M.; 4) ein Fässchen, man. Xo. 6079, enthaltend ca. 2b Liter Lauerbier, ein ebensolches mit der X». 847ü uud gleiche« Inhalte, aus der Hausflur bez. «ellrrabtheilung tu Nr. 1 der Mahlmannstraße. am 27. v. bez. 3. d. M.: 5) zw«, silberne Spetselüffel. gez. A. 8t.. de,. A. ll., au« ftner Wohnung in Nr. 85 der Braniworwerkstrahe, am 31. v. M-! k) eine Ziehharmonika, groß, mit 48 Tasten von Neufilber au» einem RestauratioiiSIocal in Nr. 28 der Klctoe» Aleijchergasst, in der Zeft vom 25. v bis 3. d. M; 7> ein rotdlederncs Partemauuate mit gelben, Bsget. euthalteud 15 Mark LS Pf-, in rhalnn und einem Fünszigvieuuiftstücke. mittelst Tascheubtebftatl» aus dem Augustusplatze, am S. d. M. Vormittags: 8) r,» Futzabfteeicher vo» Locussaler», aus der Treppeuslur t» Nr. 4 der Leibutzstcaße, am gleiche« Tage Nachmittags; 9) ein Latser»a»tkl von dnnkelgraue« Doublestoff, mit schwär- zem, blaugcftreiftem «ermelsutter, au» einem Gastlocal« in Nr. 1ü am Königsplatz«, am nämlichen Tage Abends; 10) eiu hölzerner Kaffer, gelb gestrichen, darin eiue dlecherne Kaffeebüchse, zwei eben solche Kaffertrichtrr, zwei dergleichen Mache«, zwei «roß« Süffel, zwei Paar Meffer und Gastal», neun kleine braune Kaffeekanne», acht weiße Kaffertaffa», »mei Leffar» ca. Kilo Kaffee, eben s» viel Zulker, ungefähr 12Pa« Würft- che« und einige Semmeln, von einem vertaussstand i» der Näh« de« Rustum«. in der Nacht vom 3. zum 4. di« «t».; 11) süns Stückchen Butter und ftch« odrr siebe, Flasche, Aattz- W«iU» mittelst itziabrnch« au« einer Kellerabihe,lu»g i» Nr 13» der Langen Straße, in derselben Zeit; 12) drei Billardbälle von Lliendein. Sein« Kaeon. ei» weißer, «in Kreuzball un» rin dtaßroider. au« eine« RestamattauSIaml« in Nr. 3? brr DreSdaer Ettaße, in der utmlichen Nacht; 13) ku-sttzchau. stan'tt: fto. 2184, enthaltend «». 10 Liter Punfch»Gffru«. »an eine» Handwagen, welcher vor Nr. «4 de« Brühl» gestanden hat, am 4. d. M. Nachmittag«: 14) ei» Winkerüberzirtzer von dnuwldlanrm. qerufte« Staff», mit schwarze» Sammetkageu, zwei Reihen Knävsr». Pattentaschen 28) eine dunkelgrüne VftV»«»r<e, ei»» sstausatch« von gelb, sicher Farbe und mit grauer Kainwand gefüttert, a»S einem Pier be stalle im Grundstück Sk. <8- de, Gerberstraße, am 9. d. M. AbmdS; 27) eiu gelbledcrneS Geldtäschchen mit rtnein Inhalte von ca. L Mark, in einem Zweimarkstücke und kleiner Münze, in einer Wirthschaft in Nr. 9 der Ulrichsgasse, zu derselbe« Zeft: 28) ein braunscidener Aegenschtrm mit braunem Naturstock und gebogenem Griff, au» einem Gastlocalr iu Nr. 1b am KönigSplatzt, zu gleicher Zeit. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der Sache» oder den Dieb sind bei unserer Lriininal Abtheilung zur Anzeige zu briugeu. Leipzig am 10. Janüar 1881. Das Polizei-Amt »er Stadt Leipzig. vr. Müder. Kne^ke^ Altdeutschen vielfach di« Ansicht verstreitet, daß die Regierung eigentlich kein« höher« Ausgabe haste, al» ihnen da» erträumte Mvck erreichen zu Helsen Auch da« Veamtentbum. namentlich in seine« unteren Schichten, geberdete sich nicht selten, al« ob da» Reichsland seinetwegen da wäre und nicht umge- kehrt. DaS hat sich im raufe der Zeit erheblich «ändert; aber etwa» von den alten ganz unberechtigten Anschauungen ist «och immer sitze« geblieben. Sollten nicht auch die Klagen über die angeblich« Vernachlässigung der Jnteresien deS lZeamtenthum» noch zum guten Tyeil auS jener fehler basten AufsaffungSweise hervorgehen - Ernsteste Beachtung verdienen ebenfalls die Gerüchte über ehrverletzende Angriffe auS der Ritte deS LandeSauSschuffcS auf daS Bcamtcntyum. Jndeß nehmen wir bi« zum Beweise daS Gegenthcil doch als ganz elbstverständlich an. daß solche Angriffe, wenu sie wirklich erhoben werden, sosorl an Ort und Stelle seiten» der RegierunaSvertrrler eine kategorische Znrücklveifung erfahren Und außerdem ist doch erst noch seftru- tellen, wie weit jene Gerüchte aus wirklichen THatsachen be ruhen. Eine solche Feststellung ist. angesichts der Ungeheuer lichkeiten. welche schon seit lange im Publicum über die Ver handlungen de» LaudeSauSschusicS erzählt wrrdcn, allerdings kaum noch zu umgehen. Und im Zusammenhänge damit er hebt sich aufö Neue da« durchaus berechtigte Verlangen nach Dessentlichkett dieser Verhandlungen. Da« schleichende Gift jener Gerücht« scheint un» für die deutsch« Sache nnter allen Umständen gefährlicher, al« die stärksten öffentlich gehaltenen Brandreden Ein- aber ist, wa« un« für eine ersprieß liche Entwickelung de« ReickSlande« noch ungleich ver derblicher dünkt: — da« pessimistisch« Wüthen der Alt chen, namentlich der Beamten, gegen da« eigene Fleisch, st ein« notorische Thatsache. daß bei der letzten Reichstags- wabl in Straßburg zahlreiche Altdeutsche, und darunter auch viele Beamt«, sür den wirklich gewählten Eandidaten der Proteftpartei gestimmt haben, nach der Losung: e« muß noch viel schlimmer kommen, damit eS bester wird. Dir« Ber ühren kann gar nicht scharf genug drrurlheilt werden. Und ein« bester« Billigung verdient e«. wenn jetzt für da« reich«lLaLische Beamleuthum di« Parole auSaegeben wird, bei. der nächsten Reich«taq»wahl zwar nicht für Prolest-Eandi- dcrlrn.wohl aber überall für den zurückgetrrlenen Staat-fecretair Herzog zu stimmen, um so eiue eklatante Demonstration gegen den Staitkaller zu Stande zu bringen. Wir wollen mit dieser Bemerkung nicht für da« politische System und noch weniger sür die politische Methode de« Herrn v. Manteussel Pattei ergriffen haben. Wohl aber sind wir der Meinung, daß nicht da« reich-ländische Beamtenthum da« Forum sein kann, vor welchem dieser Politik der Proceß zu macken ist. Eine der stärksten Seiten de« preußisch-deutschen Beamten- lhum« ist die DiSciplw. Und wenn dies« irgendwo unent behrlich ist. so ist sie c« in einem neu erworbenen Lande, besten Zukunft dem großen Vaterlande dringend am Herzen liegt. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 11. Jauuar. Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß die Verwaltung von Elsaß-Lothringen der Reicksrraierung andauernd die größten Schwierigkeiten bereitet. Die Person und die Politik de« kaiserlichen Statthalter« stoßen vielfach aus Widerspruch im ReickSlande, und fast scheint e«, als sei die Bevölkerung desselben in zwei Lager gespalten. Da« Organ der elsässifchen Partei, das „Elsäster Journal", hat. wie un« gestern ein Tele gramm berichtete, das Wort genommen, um die BcrwaitungS- praxi« Herrn v. Mantenfsel'« in Schutz zu nehmen und die Angriffe zurückzuweisen, die innerhalb und außerhalb de« Laude« aus den Statthalter gerichtet sind. Da« genannte Blatt führt auS, daß die Worte und die Handlungen Herrn v. Manteussel'« in voller Ucbereinstimmung stände», c« handle sich jetzt darum, zu beweisen, daß da« Land sür die Unab hängigkeit reis und der Selbstverwaltung würdig sei. Die Gegner dcö bestehenden Regime- sollten erklären, ob sie der gegenwärtigen Versöhnung-Politik widerstrebten und an Stelle derselben die Diktatur haben wollten. ES sei ein Unterschied zwischen einer sachlichen Prüfung der von der Re gierung ciugebrachten Vorlagen und der principiellcn Bcrur lhcilung derselben. Die erster« Methode sickere da« Weiter bestehen eine- friedlichen Negierung-system- und die sortschrei lende Entwickelung der öffentlichen Freiheiten, di« zweite führe zu dem von der übelwollenden Presse gewünschten Bruche, der ein große« Unbeil sür daS Land fei. Diese Kundgebung der elsäster Partei legt un« die Pflicht aus, den Dingen näher zu treten und mit einigen Worten di« Zukunft de« ReichKlandk« in Betracht zu ziehen. Die denkwürdige Selbst- vertheidiqungSrede. welch« der kaiserliche Statthalter in Straßburg vcr einiger Zeit gehalten, hat in Deutschland einen tiefen Eindruck gemacht. Bei allen Parteien hat der überzeugung-volle Eifer de« greisen Feldmarschall» von Man- teussel die gebührende Anerkennung gefunden; uud über den materiellen Inhalt seiner Politik Kat man sich säst allgemein eine wohlwollende Zurückhaltung de« Uttbeil« ansettegt. von der Ueberzruannq ausgehend, dag nur eine längere Erfahr»», über die Richtigkeit dcrsklben entscheiden könne. Ander- schein man in den altdeutschen Kreisen des Reich-lanke« selbst, und zwar besonders unter den Beamten, zu denken. Von dort au« ertönt noch immer die Klage, daß die Man- kuffrl'sch« Politik mit ihrem Entgegenkommen selbst gegen die Unversöhnlichsten di« deutsch« Sacke schädige, ja e« wird «i versieben gegeben, baß diese Politik, weil sie die einqe- borenc Bevölkerung um jeden Preis versöhnen wolle, die Prcisgebung de« altdenkschen Beamtentbnm» zur Folge habe. So hören wir gerade in diesen Tagen die Beschwerde, das in den Debatten de« LandesauSschusse« die beleidigendsten Worte gegen die« Beamtenthum gefallen seien, ohne daß die sem die Möglichkeit einer entsprechenden Abwehr zu Gebote steb«. Diesseits d«S Rhein» bat man sicher da» größte Interest« daran, daß in dem neuen Reichsland« deutschem Wese» und vor Allem de« Organen der deutschen Reichsgewalt die gebührende Achtung gezollt wird. Nur wird man an den Schmerzensschreien, welch« in dieser Beziehung laut werden, doch auch einige Kritik üben müssen. In der ersten Zeit naq der Dieder» erobern»» Etsaß-LothringmS war unter den i» weit größer« Zahl, aß» wünschenswerlh gewesen wäre, hmübergeströmt«» Endlich, nachdem noch in der letzten Woche mehrmals die Erwartung de- Publicum« getäuscht worden war, ist also Fürst Bl-marck nach einer nur ein Mal aus wenige Tage unterbrochenen siebenmonatlichen Abwesenheit in die Haupt stadt zurmkaekehrt. Augenzeugen wollen entgegen der auch von un« gebrachten Mitlheüung von den günstigen Eur- ersolgen de- Vr. Lohn versichern, daß der Reichskanzler seit dem vorigen Sommer „um zehn Jahre" gealtert habe, es wird da« aber wohl eine starte Uebettreivung sein, wenn auch zugegeben werden muß, daß bei einem sech«und- sechSzigjäliruzcn Manne, der sich trotz aller Klage» über Todmübialcit bisher eine seltene Rüstigkeit bewahrt hatte, «in« merkbare Veränderung in vrrhältmßmäßig kurzer Zeit nicht gerade eine Seltenheit sein würde. Die große, noch ungelöste Frag« sür die parlamentarisch« Tagespolitik ist nun, ob Fürst Bismarck sich an der Berathuog de» Verwen- dungSgesctzeS im vreuß'schen Abgeordnetenhaus« betheiligen oder ob er sei»« Kräfte sür die Steuerdebalten de« Reichstags a»ssparen wird. Di« Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß er e« zunächst dem preußischen Fiuanzininister überläßt, eine Majorität für jene» Gesetz zu Stand« zu bringen, eine Majorität, die der leitende Staatsmann wie seine College» im Mini sterium am liebsten auS den beiden conservätivcn Frat- tioncn und den Nalionallibcralen zusammengesetzt sähen, die aber unter Umständen auch au« den Eonser- vativen aller Sckattirungen und den Ullramontanen bestehen könnte. Natürlich würden die Letztgenannten, die di« jetzt durch ihre Presse entschlossenen Widerstand gegen die Verwen dung nöck nicht vorhandener Mittel predigen, sür ihre schließ- nicht zu ändern, und «« bleibt sonach für die Fuldaer Diöcese oll hier wieder ein geordnete« Kirchen reg im ent installirt werden rur die Möglichkeit übrig, daß der Papst direct im Einver iändniffe mit der Regierung da« Domcapitel coinpletitt. Daß hierzu in nächster Zeit Au«sicht vorhanden sei, müssen wir aber durchau« bezweifeln. « * » Ganz Europa ist mitderGchiedsgerichtssraqe beschäftigt; indessen die Schwierigkeiten sind groß, die grieckisch-türkische Verwickelung aus friedlichem Wege zum Ausgleich zu bringen. Luch die heute vorliegenden Nach richten sind der Ausdruck eine- schwankenden und durchaus unfertigen Zustandes. Von besonderem Interesse ist aber die immer entschiedener hervortretende friedliche Haltung de« Cabinet« von St. Petersburg Nach der „Agence Russe' >>at der Botschafter Oubril bei seiner Rückkehr nach Wien dem Kaiser Franz Josef zwar kein eigenhändige« Schreiben de« Kaiser- Alexander uberbracht, ,st aber beauftragt ge- »vesen, den „die-seitigen" friedliebenden Gesinnungen Ausdruck geben Bei dex Erfüllung diese« Auftrag« hat der Vol lster den österreichisch-uganschen Minister de« Auswärtigen, v. Haymerle, von den gleichen friedlichen Intentionen be seelt gesunden. Da« genannte osficiöse Petersburger Blatt äußert sich sodann über den Stand der SchiedSqerichtSsrage lpeciell dahin, der Anfang« beabsichtigt gewesene Schritt eines Eollectivvorschlag« der Mächte sei später wieder ausgegeben worden und die Mächte hätten den Vorschlag in Folg« dessen »war einzeln aber doch gleichzeitig gemacht. In Konstantinovel habe man geantwortet, der Mincsterrath werde mit der Bc- rathung de» Vorschlag« beauftragt werden. In Athen habe man uw vorherige Auskunft über die Ausrechlerhaltuna der Beschlüsse der Berliner Eonferenz und über die Sanction einer schied-gerickttichen Entscheidung gebeten.. An diese Mittheilung de« russischen Blatte» knüpfen wir die un« au« Athen telegraphisch zugehende Nachricht, daß die Einb« rusung der griechischen Reserven zu den Fahnen nicht stattgesundrn und daß damit di« Lag« an Spannung wesentlich Verloren hat. Dennoch ist di« Stimmung m Athen kriegerisch. In einer Depesche de« „Diritto" von dort wirb über die Antwort de- Ministerpräsidenten K u- munduro« an den französischen Gesandten untgetheilt. Kumunduro« habe di« verschiedenen Phasen der griechischen Frage zusammengesaßl und dann hin- zugesugt, Griechenland könne den Weg nickt verlassen, auf welchem e« durch die Entscheidung der Berliner Signatar Mächte gebracht worden sei. und verlange nur. wa« Europa und s per cell Frankreich als da« Recht der griechischen Nation zugestanden hätten. Griechenland Hab« sich, weisen Rath- schlägend folgend, vorberriten müsse«. Die unvollständige AnStragung der montenegrinischen Frage sei ein neuer Beweis, daß von der Pforte nicht« zu hoffen sei. die aus einen Schieds spruch hin Thessalien und EpiruS niemals ablreten werde. Die Entscheidung durch die Waffen sei demnach eine schmerzlich«, aber unausweichliche Nolhwendigkeit. In Kon- stantinopel war bi« zur Stund« gleichfalls noch keinerlei Entscheidung in der SchietSaenchtssrage getroffen, eine De pesche meldet sogar, da« Projecl begegne fortgesetzt dem stärksten Widerstand bei den Staatsmännern der Hoben Pforte. Vor einigen Tagen verstarb in Madrid plötzlich an einem Leiden, welches er sich aus den Philippinen zugezoaen. der auS den Carlistenkriegen her bekannte spanische General Marion«- Er stand erst im 58. Lebensjahre. Die Anfänge seiner poli tischen Laufbahn fallen noch unter die Zeit Prim'«, wo ibm ein« schnelle Beförderung zu Theil wurde Im letzten Earlisten- Kriege führte er eine Zeit lang den Oberbefehl gegen die Auf ständischen, die er in der Schlacht bei Oroguieta in 1872 besiegle und dadurch Don Carlo« zur zeitweiligen Flucht au« Spanien zwang; weniger glücklich war er später bei Somor- rostrv. General Manone« schloß sich bei der Rückberusung Also»«' Lll. den. Letzteren an. war v»ec Jahre lang Gouver neur der Philippinen - Inseln und galt als Candidat sür daS Kriegtministerium bei einen, denmächstigen Cabinetswechsel in liberaler Richtung. I» politischen und militairischrn Kreisen hat sei» Tod lebhafte- Bedauern erregt. Kaiser Wilhelm soll sich beim Neujahr«rmpsange de« diplomatischen CorpS auch über Griechenland geäußert haben. Der Berliner Eorrrspondent deS Pariser ,)temps" bezeichnet die solgeirke LeSart als die in ossiciellcn Kreisen für richtig geltende: „Der Kaiser Hab« zu den Personen fei ner nächsten Umgebung gesagt, eS wäre bedauerlich, wenn Griechenland sich in einen Krieg stürzen würde, bei dem es den Beistand Niemand«- fände, wo eS Nicht« zu hoffen und Alle« zu fürchten Kälte." Es wird immerhin die Bestätigung dieser Mitteilung abzuwarten sein. Wie man al« ziemlich wahrscheinlich annehmen kann, würde der Peei« bestehen einmal in der Zustimmung der Rgierung zu dem »on Din dt Horst angekündigten Antrag« aus Freigebung de» Mrsselesen« und de« Sacramentespenken« und zweitens in einer Einigung zwischen der Curie und der Regierung über die Neubesetzung der Bischos-stühl«. die auch die Möglichkeit einer Aussülluaa der beträchtliche« Lücken im PsarrlleruS gewähren würde. Einstweilen schwankt noch da« ZUiialcin der Waage zwischen den beiden al« möglich arnannten Majoritäten, und man weiß nicht, wohin e« sich schließlich neigen wird. Man schreibt un« au« Fulda, 9 Januar. Die sehr proble matische Nachricht der .Köln. Zeilg." über da« angebliche kirchenpolitisch« Zugesiändniß d«S Papste«, betreffend di« Ge stattung ker Wahl von Bi«thum«verwesern, läßt eine Uukenntniß der emschlägigen Vorschriften aus den ersten Blicl «kamen Alt r. B. am t4. Oktober l873 der Bischof Kött in Fulda gestorven war. schritt da« Domcapitel sofort zur Wahl eine« Ui»th«mSverwefer« odrr üapitularvicar« und Wiederholte dieselbe einige Monate später, ebne daß Die« erst einer päpstlichen Erlaubncß bevurst Kälte. P,»S der Neunte genehmigte damal» mm die beiden erfolgten Vaflken Wenn jetzt der Fall d«< BiSthum» Fulda, wo weder Bifcho noch Drscesanverilveser «pistirt, als eine .chesonder« schwieriger' charattrnsitt wird, so erklärt sich dir« daraus, daß z. A. nur »och «in einziger Eapitnlar mit aetivem Wahlwchte vor- banden ist, hiernach also eine gültige Wahl nach kanonischem Rechte, d. h. eine solche, weich« den Vorschriften der beiden au die Errichtung der oberrheinischen Kirckenprovinz bezüglichen Bulle» au» den Zwanziger Jahren diefe» Jahrhundert« ent spricht, gar nicht voraenommen werden kann. Dies« Thatsache vatwag «mch da» ,^kt»pf»E«wßa-«jetz" l»s» vmrige» Jahre Am Sonnabend sind in Pari- eine Anzahl unheimlicher Gäste eingetrossen, die letzten Amnestirten. unter dem sich die beiden Petroleure Trinquet und Urban befanden. Die Communard« bereiteten ibnen ans den, Babnbose einen warmen Emvfang Unter den Anwesenden befanden sich die berüchtigt« Luise Michel. Ball»«. Amourour und andere Parteigrößen. Auch Llemenreau war erschienen, der sich mit den Genannten lebhaft unterhielt. Dir Communarden- presse schwelgt natürlich in Jubel. Sie verherrlicht Trinquet al« einen Heros Trinquet hielt bei seiner Ankunft eine An sprache. in welcher die folgend« Stell« vorkam: „Ich gehöre der Revolution — ich sek«, daß hier nicht« geändert ist, also ist Alle« aus« Reue anzusangen". Am Sonntag sollte Trin quet in einer Volksversammlung de« Pariser Viertel« Belle- ville sprechen, sür ivetche« er al« Candidat ausgestellt ist. Die Polizei Halle übrigen« »msassend« Sicherheit»,naßregeln ge troffen. zu Rnlieftvrimgen kam e< indessen nicht — Der französische Krieqsmmistrr wird der Kammer demnächst einen Gesetzentwurf vorlegen, der wie folgt lautet: „Die Ein richtung der Einjährig-Freiwilligen wird abgeschafst; die junge» Leute, welche sich den sogenannlen ^carrisro, UbSralo,^ widme», «erden dem zweiten Dbeil« de« Con- tingentS, der nur ein Jahr zu dienen bat, zugrtheilt werden. Di«, welch« sich dem geistlichen und keorerftand« widmen, erhalten da« nämlich« Vorrecht, und zwar unter folgenden Bedinaunge»: Die Mitglieder de« Uiiterricbt«- wesen« müssen ftch aus ^hn Jane« de« Unterricht wid men und di« Diener der Eulte« müsse» vor ihrem 28 Jabre die priefterliche Weibe erhallen habe». Die jungen Leute, welch« sich de» geistlichen und de» Lehrerstand« widmen.
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