Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188102026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-02
- Monat1881-02
- Jahr1881
-
-
-
460
-
461
-
462
-
463
-
464
-
465
-
466
-
467
-
468
-
469
-
470
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh SV, Uhr. Ledartion und Lkpe-itisa JohaaneSgaffe 33. LpttchstiL-ea -er Uetsktion: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. yik di« »iick^d« «m,«p»dtrr «»»»icr,»«, »«chr «ch d«« L,d»cl>»» aicht ixeti-riich. Annahme »er skr »t« nächftfolgen-e Sh»»»e, beftimmte» Anserate an Wochentagen »i« Z Uhr Nachmittaa«, NN Ga«»- un-Festtagen früh dis'/,» Uhr. 3n de« Filiale« für Zns.-Ännshme: Dtt- lUem«. UniversitätSsttaße 22. Lauis Lösche, Kalharincustraße 18, p. nur dt« ' ,3 Uhr. npMer, Tagcklalt Anzeiger. Drgan für Politü, 8-calgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nnslage LV^VO. LdonueLentiPrei, viertel,. 4V, Ml- wcl. Bnngrrloh» 5 ML, durch dir Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 23 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen «h«e Postbcsörderung 39 ML «tt Postbeförderung 48 ML LolenUe «gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem Pros, verzeichniß. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif. li«ela»e« »nter de« Kedartionv-rich die Spaltzeile 40 Ps. Inserate find stet- an die «rpedttt-N zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoauwenmcko oder durch Post. Vorschuß. .1° 33. Mittwoch den 2. Februar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Das 1. Stück des diesjährigen Gesetz- und Berordnung»- dlatteS für das Königreich Sachsen in bei unS eingegangen und wird bis 1«. Februar dieses Zechre« auf dem Ratbhaxssaale zur Eimicklnahmc öffentlich au-hängcn. Dasselbe enthält: 9!r. 1. Bekanntmachung, die Vornahme emer errgänzung»- wabl für die I. Kammer der Ständeversammlung . betreffend; vom 24. Dcccmber 1880. Nr. 2. Bckannlmactmng. die Anleihe der Stadt Stollberg betrcsscnd; vom 24. December 1880. Nr. S. Bekanntmachung, die Festsetzung deS Betrage- der für die Natural-Vcrpflegung der Truppen im Jahre 1881 zu gewährenden Vergütung betreffend; vom 3. Januar I88l. Nr. 4. Bekanntmachung, die anderweile Feststellung der Wahlbezirke für die evangelisch-lutherische LandeS- shnod« betreffend; vom lt. Januar 1881. Leipzig, den 3l. Januar I88t. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr Georgi. Stöß. vrriliundert Mark find »n« von einen, Herrn. welcher sich un» nicht genannt hat. für die (lasse der Sckmtzmannschast zur Anerkennung deren dem Gemeinwohle der Stadt gewidmeten schweren Dienstleistungen zugestellt worden. Dir sprechen dafür unfern Dank hiermit öffentlich au». Leipzig, am 3t. Januar 188t. Da» Poltzeiaiat der Stadt Leipzig, vr. Rüder. Hch-Äuctioil. Doaaerstag, den S. Februar diese» Jahre» sollen im Forstreviere Rosenthai l- von vormittag» « Uhr ah, gegen die üblich« Anzahlung 13 eichene. , 1 rüsterner und s Ratzklötze und 1 «scheuer 1 U. va» »ornrittag» LG Uhr an, ge««» sw» forttge «aar.ahinng 4 Raummeter eichene Rvtzschett», S3 Raummeter eichene» 2 Raummeter buch««. 2 Raummeter ellcrne und 2 Raummeter birhne Brennschette sowie «ne Anzahl Abraunrhanfe» uud KO klein gemachte Wurzelhanfr» unter de» im Termine öffentlich auSgehangenen Bedingung« an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Znsamineaknnft: Bormittag« » Uhr für da« Nutzholz und 10 Uhr für da« Brennholz, an der Waldstraßenbrücke «n Rosenthale. Leipzig, am 22. Januar 188t. De» Rath« Forst^Deputation. Glaser-, Tischler- und Zchlosserarbeiteu. Für de» «enba» der JrrenNintt der hiesigen Untverfitöt solle» die Glaser». Tischler- und Lchl-fieearbette« i« Wege der Submission, jedoch unter Vorbehalt der Lnschlagssormnlare hierzu sind tm Uuiverfltöt«. haben uud bi« E»»»«b««d. de« IS. Fedrnar ». L. «achmittag« h Ah, a-öaefüllt und versiegelt mtter der Ausschrift: „Glaser." beziehe»«. »Tochter- oder Schlofferarbeiten" anher eiaznrrichea. Leipzig, am 1. Februar 1881. UntverfttLt« - RentamL — Graf. Schule Die Bl»«eidun« »er schulpflichtigen Linder erfolgt 4. bi« 13. d. Mt». Nachmittags 3—4 Uhr. unter Vorlegung de« Tauf- mb Impfschein«. Anzumelden sind all« Linder, welche bi« Ostern, evrnt. bi» 30. Juni e. da« 6. Lebtiisjahr vollenden. Reudnitz, den 1. Februar 1881. vr. »itlftack, Dir Lekanlümachung. Bel dem Unterzeichneten Gemeinderatde kommt am 1. April diese» Jahre» die mit 72.', Mark Gehalt, 80 Mark Bekleidung-gelb, -innic» oic mir <k.i n-carr cvkgaii, «1 «carr rienkwungegem, frei« Wohnung und Hcizüng dottrte Stelle eine« Schutzmann« z» Geeignete Bewerber haben selbstgeschriebene Gesuche «bst Zeng. rissen bi- ,»m 8. Fedrsar diese» Jahre« hier etnzureichen. Gohli», am 28. Januar 1881. Der Gemchnderath. Paula«, G -Barst. Schule zu Gohlis. Die Anmeldungen der sür nächste Oster» schulpflichtig werdenden Kind« »unmt der Unterzeichnete entgegen in der Zeit vom 7. hi« 11. Februar, und zwar Bormittag« von ll—12 und Nachmittag« »-» 2—« Uhr. Schulpflichtig sind diejenige» Lind«, welch« bi« Ostern ». c. da« 6. Lebensjahr ersüllen; auch könne» ans Wunsch der betr. ikrzieher solche Kinder ausgenommen werdeu, welch« bi« zum 30. Juni 1875 geboren sind. Bei der Anmeldung ist der Impfschein und außerdem sür >ede» au-wtrt« geborene Kind ei» GeburtSzeuqnch einzureichen. Annicldrmgrn durch Linder w«den »tcht angenommen. I. L-tze. Schuldirector. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 2. Februar. Eine am Montag stattgebabte Generaldebatte de« Volks wirthschaft-ralbS über den Gesetzentwurf, betreffend die Einführung von Innungen, ergab, »vie vo» doruheret» nicht and«- zu «warten war, eine principielle Mehrheit zu den Grundziizen de» Entwurfs. Indessen fehlte r« nicht nur an lebhaftem Widerspruch gegen den Versuch, unter scheinbar harmlosen Formen die Zw ang-in nung in« Leben zu rufen, sondern die Meinung sanv auch bei d« Abstimmung ne Mehr heit, so daß der entscheidende tz. l 00a der Vorlage an« der- selben gestrichen wurde. Rach diesem Paragraph« kann sür den Bezirk ein« Innung, deren Thätiaftu aus de» Gebiet de» kehrltngswesen- sich bewährt bat. durch die Verwaltung«- behörden nach Aubönuig der Aufsichtsbehörde bestimmt werde». „daß Streitigkeiten au- den Lehrverbältniffen aus Anrufung eine« der streitenden Theile von der zuständigen Innungsbehörde auch daun zu entscheiden sind, wenn der Arbeitgeber, obwohl er zur Aufnahme in die Innung nach der Arl seine« Gewerbe betriebe« fähig sein würde, gleichwohl d« Innung nicht ange hört." Mit anderen Worten: den neuen corporativen Ver bänden soll thatsächlich, wenn auch nicht rechtlich, ein Aufsicht-- und Beschlußrecht über dir Grenzen der Innung hinan« beigelegt werden. Die sich der Regicrung-entwurf überhaupt an die bekannten rcactionaircn Beschlüsse de« Reich», tage« vom vergangenen Sommer anlcbnt, so kann er namentlich n diesem Punkte die Tendenz zur Zwangsinnung nicht ver leugnen. Nur der bekannte Webermeister Hessel « Berlin) und der Tischlermeister Borderbrügge (Bielefeld) traten für den ß. lOOo und damit sür Zwangs,nnungcn ein; der Erste«, indem er die jetzigen Zustände für „anarchische" erklärte, der Letztere, indem er auSsübrte, daß inan die trägen Arbeiter gewöhnlich unter ZeitungSlcscrn sinke, die kenn auch für sich eine eigene Innung bilden mögen. Noch sprachen die Herren v. Rath, Gras Frankenberg. Leuschner und Wolfs sür» die Herren Hage» (Königsbergs, Ko-mak (Danzig), Wevmann (Ostpreußen) und Köchbann (Berlin) gegen den Entwurf. Man darf gespannt daraus sein, wie sich der „Handel-minister" Fürst BlSmarck zu der Selbstständigkcit-- reguna gegenüber seiner eigensten Schöpfung stellen und ob der Stem de- Anstoße«, der tz. IVOo, au» der Vorlage au«- gemerzt werden wird. Zu den Verhandlungen de- DolkSwirthschaslSratbS über daSUnsallversicherungSgrsctz wird un» milgetbeilt. daß die Mehrzahl der Redner sich im Princip mit der Vor lage einverstanden erklärten, so u A. die Herren Baarc. Kalle. Leuschner. Meyer-Eelle; doch fehlte cS auch nickt an Aus stellungen; so «hob namentlich Herr Kall« die durch Zahlen material unterstützte Forderung, nickt nur die Landarmen- verbände, sondern auch die Arbeit« von jeder Beitrag-Pflicht zu entbinden. Principielle Opposition wurde nur von dem Vertreter der Gewerkvereine, dem Arbeit« Kannen, und rwei Fortschritt-Männern, Hagcn-KönigSbcrq und Koch- vann-Bcrlin. «Koben. Di« Gründe, aus welche sich diese Redner stützten, sind binlänglich au» der fortschrittlichen Presse bekannt; Schlagwörter, wie Staat-social,Smu». Beschränkung der Freiheit de» Arbeiter», Schwächung seine» Triebe- zur Selbfihülse. Ausbeutung u. s. w. mußten die fachlichen Gründe ersetzen. De» Herren Hage« uud Kc-übaun wurde e- um so lmchter, sich für ihm theoretische» Sätze zu begeistern, je «emger fi« als bloße Kausleute praktische Lenntmß von der Arbeiterwelt und dem Unsallwesen haben. Sonst war. ab gesehen von einigen Ucbergriffrn der Herren Hessel und Baare aus da« Gebiet der Zollpolitik, die Verhandlung eine recht sachliche. Allem Anschein nach wird Fürst Bismarck seine Vorlage wegen der Unfallversicherung der Arbeiter viel leicht« durch den Dolkswirthscbast-rath dringen al» durch den Bunde « rath. Den Haup tgrund sür die Abneigung d« Miltelstaatcn gegen da- Projcct scheinen neben wirtschaft lichen Rücksichten Bedenken mehr politisch-particulanstischer Natur zu bieten. In Württemberg treten dieselben be sonder« schroff zu Tage, während au-' Baiern bisher blo« ««meldet ist, daß die oberbcnrische Handel»- und Gewerde- kcunmer in dem von der Regierung cingesordertcn Gutachten s«b keine-weg« durchaus befürwortend für die Vorlage aus gesprochen habe. D« Umstand, daß die amtliche „Karls ruher Zta." sich au- einem Artikel de» „Dre»dncr Journal-" mehrere ablprcchenke Sähe ohne jede weitere Beifügung an- geeignet hat, scheint dafür zu sprechen, daß auch die badische Regierung von dem Projekte ein« Re ich-Versickerung nickt allzu sehr erbaut ist. Kommen nun au» den Hansestädten und Kleinstaaten noch einige principielle Gegner hinzu, so ist da- Gesetz ohne Frage im BunbeSrath sehr gefährdet. Die Mittheitunq, wonach der BolkSwirthschafts rath zur Begutachtung auch de» deutsch-österreichischen Handelsvertrag» und zu einem AuSspruch darüber, wie Preußen sich im Bundr-rath« zu einem Anträge aus Ein führung deSTiabakSmonopol» zu stellen bade, aufgesorderl werden soll, ist nach ofsiciöser Versicherung unrichtig. Wie un« mitgctbeilt wird, ist man in konservativen Kreisen einigermaßen verstimmt über die oll zu groß« Offen herzigkeit, mit welch« neulich der Abg. v. Hammrrstcin seine Partei für da« Tabaksmonopol engagirte. Er habe dadurch, so wirft man ihm vor. einen falschen taktische» Zug aAan, insofern er der conservativen RcichSlaaSsraclion ein Mißtraue» gegen die Durchführbarkeit der vorgelegtcn Steucr- entwürs« unterschiede. Die (konservativen betonen Dem gegenüber ganz besonder«, daß sie keine Neigung empfinden, va« Monopol zum Gchlagwort für die nächsten Wahlen zu machen, weil sie die Unpovularität desselben fühlen und de» Liberalen nicht selber eine bequeme Waffe in die Hand geben wollen. Der Aba. v. Hammastein sprach denn auch that- sächlich ohne Genehmigung seiner politischen Freunde, die in ihrer Fraktion zu der ganzen Frage noch nickt Stellung ge nommen haben. Daß sie indeffen schließlich sammt und son da« sür da« Monopol eintreten werden, wenn dasselbe auf di« politische Tagesordnung gesetzt wird, kann nicht zwcisel- Haft sein. Von dem seeessionistischen Parteitage in Halle isl u» melde», daß die Hauptredner der Partei, die Herren Rickcrt, Kapp u. s. w., sich an den Debatten betbeiligten. di« r«cht lebhaft waren. Man einigte sich schließlich über eine Re solution» die folgende Fassung «hielt: wir schießen »»« im «nvaständniß mit der Erklär»»« da Haru> d. Focckrnbeck und Geu. »m» 31. Aupcft 1880 dem Strebe» derselbe» »ach Bildung em« große» liberalen Partei an und fiud fest entschlösse», indem mir jede Nachgiebigkeii gegen die he»1»«r» reacüonairrn Bestrebungen stk eine» verhingnißvollen Fehl« halte», der rücklänflgen Bewegnna anf dem Gebiete der inneren Politik mit alle» v«sassung«mtßigen Mitteln. ,^besondere durch die Wahl «ut- schiede, liberal« Adue-eduet« enMeqenzntreien. Ein von vr. Richter (Halle) beantragter Zusatz: „Do e« durch die Verhältnisse gebeten erscheint, bei den Wahlen mit der Fortschrittspartei ein Vitndniß zu schließen und ihre Eandidatrn ^zu «»terstützen" wurde mit bS gegen SS Stimmen abgrlehnt. Selbst di« secessiouistifche Press« läßt Bennigse» Gerechtigkeit widerfahr«. In rin« Betrachtung üb« dir letzt« Rede de« Führer« der Nationalliberale« im preußischen Landtage scheibt die „Magdeburgische Zeitung", welch« in äußerst maßvoll« Weise de» secessionistischen Parteistaudpunct vertritt: ... Di« sft-ftr» Parlamentarier lauschen de« dahi» rauschmdeu feiuer Veredtsamlrit und lavtlo« geht keines sriuer Worte In der zu oft unruhigen Versammlung verlöre»: w!« ein ündender Strahl durchzuckt die für kirchliche Fragen leider ost lauen liberalen dies« Sarnung-rus. der zuversichtlich nicht ungehüri ver- Hallen wird. Meist«haft in der Form, fest «ad klar im Ausdruck, wahrhali vornehm und doch durchweg verstöndlich. sind diese Reden nach unser« Meinung eia parlamentarische« Kreigniß ewescn, da« sogar de» schlauesten Anwalt der römischen lurie, Dindthorst, außer Fassung bracht» und zu maßlos« und darum cindrncktloser Erwiderung hinriß. Wir Heden diese sür die liberale Sache wichtige und solgenrriche neue Haltung v. Bennigsen'» ausdrücklich nochmal» hervor, in der festen Zuversicht, daß « aus diesem Felde zum Wöhle de« BaterlandeS neue Lorbeeren ernten und un» die Freiheit auf kirchlichem Gebiete erstreiten Helsen werde, ohne die doch politische Freiheit niemals dauernden Bestand hat., Selbst die besten Köpfe der Fortschrittspartei ver- chmabcn die kleinlichsten Manöver nickt, wenn cs gilt, aus den Seelcnsanq auSzuqebcn. In einer am Donnerstag Abend in» Wahlverem der Fortschrittspartei im 6. Berliner RcichS- tagSwablkreis gehaltenen Rede erklärte der Abg. Hänel bet Erörterung des Steuererlasse» nach den überein stimmenden Berichten verschiedener Blatt«: „Für die Annahme diese» Erlasse» spricht lediglich ein rein taktischer Grund, der nämlich, sich von der Regierung in einer Wahlparole nicht überholen zu lassen; im fiebrigen läßt sich heute weder ein einmaliger noch cm dauernder Steuererlaß rechtfertigen." Kann man cS deutlicher und offenherziger aussprechen, daß die FortschrittSparlci gegen ihre bessere ilcberzeugung den Steuer erlaß beantragt und votirt hat, bloS um sich nicht bei den Wählern den Rang ablausen zu lassen? M»t solchem Mangel an sittlichem Ernst und sachlicher Prüfung werden nachgerade bei der Fortschritt-Partei die wichtigsten politischen Fragen behandelt; die Grundsätze müssen schweigen, wenn eS die Speculation auf die Wäylcr gilt. Der König von Baiern bat sich neulich, wie schon kurz angcdeutct, gegen den Reichskanzler überaus wohl wollend erwiesen. Se. Mai. folgte dabei einem bekannten Zuge seines -Herzens, denn König Ludwig II. ist ein ausrich- Nger Bewunderer deS Fürsten BlSmarck. Für die Bereinigung d« griechischen Schuld an die Erben König Ludwig» l. bezw. König Otto - von Griechenland hat der König sämmt- licke in der Frage tbätig gewesencn Diplomaten und RcchlS- aelebrlc durch höbe Orden ausgezeichnet. Der preußische Ge sandte. Graf v. Werth«,,, «kielt da» Großcomthurkreuz de» Verdienstordens der bairischen Krone :c. Nur Fürst BiSmarck «hielt freilich persönlich nicht«, obwohl er zunächst cS war. der Die Griechen aussorderte, die Schuld zu zahlen. Da- Kat seinen Grund darin» daß BiSmarck den höchsten bairischen Orden schon besitzt, nämlich den Orden vom h. Hubert»»: diesen hat er unmittelbar nach dem 1866er Feldzuge «hatten. Auch wenn d« Reichskanzler in den bairische« Landen weilt, zeigt sich diese Eourtoisie de» Königs. Die Leichenfeier für den verstorbenen Cardinal FUrst- Erzbifckof Kutscbker bat zu Wien am Montag unter großer Bctkeiliqnng aller Schickten der Bevölkerung statt- gesunden. Selbst der Kaiser woknte der Fei« mit den Erz verzögen bei. — Der Budget«,iSschuß deS österreichischen Abgeordnetenhauses hat den DiSpositionSsond vrn SO,000 fl. genehmigt. Wclsrum batte Namen» der verfassungstreuen Pari« erklärt, daß er au» politischen Gründen gegen den DiSpositionSsond stimmen würde. Im klebrigen liegen Nach richten von besonderer Wichtigkeit au« Wien heute nickt vor E» geschehen Zeichen und Wund«. denn da» Papsttbum wird tolerant! Wie die „Wien« Morgenpost" „verbürgt' mittheilt, hat Leo XUI. au» Anlaß judenhetznisch« in Öst- Galizien verbreiteter Druckschriften an da» ruthcnische Eon sistorium bei St. Georg ü,Lemberg ein besondere» Schreiben gerichtet, „worin er die antisemitische Propaganda verurtbeilt und d« rutbeuischen Geistlichkeit die Bethriligung an derselben streng untersagt." Ans Preußen scheint sich diese Fürsorge de« heiligen Bat«» nicht auszudehnen, denn die Caplanspresse wimmelt von niedrigen Angriffen gegen die „Semiten". Die irischen Mitglieder deS englischen Parlament» verharren bei ihrer Praxi», die Verhandlungen „ach Möglich keit zu stören. Wie weit diese Verschleppungstaktik gehr, er hellt daraus, daß im engeren Rothe d« Home-Ruler beschlossen wurde, womöglich vierzig Mann anzustellen, von denen jeder eine lange Red« halten soll, um die schnelle Bcrathung ver Zwangsdill zu hintertreioen. Der Regierung sind jetzt die Augen geöffnet, selbst Förster wie« zum ersten Male unter atbemloscr Aufmerksamkeit de« Hause» auf die drohende irische Gesabr bin, aus jene geheimen Gesellschaften, welche die Zertrümmerung de« Reiches erstreben und mit den mnuvsi» «Hem, niit den „liederlichen Schurken" zusammenspielen, die ß<ü- ungeschriebene Gesetz der Landliga ausfvhren. Die Worte de» Minister« für Irland machten ungeheuren Eindruck und brachten dem greisen Staatsmanne anhaltenden lauten Beifall ein. Der Kamps hat sich jetzt aus da« Acußerste zugcspitzt und neue Uuthaten i« Irland werden nicht au-bleioen. um so mehr, da der Proceß Parnell mit einer Niederlage der Regierung geendet hat. In Eork fand am Mittwoch Abend «nter Bethriligung von circa 7000 Personen ein Fackelzug i«r Feier „de« von Mr. Parnell und Genossen in ihrem Proeesie in Dublin errungenen Siege»" statt. Auch in anderen irischen Städten wurde da» Ercigniß durch Illuminationen. Fackelzüge. Freudeuseuer und andere enthusiastische Kund gebungen festlich begangen. Die „Daily NcwS" erwarteten kein audere« Resultat aU da» emgetretene und glaubten nicht, daß die Regierung e« versuchen werde, eine zweite Auslage de» Proeesse» zu verursachen, obwohl e« in ihrer Macht stände, die« zu thun. E« bleibe ihr indeß da« Verfahren offen, da« FiaSco de« Proeesse« ol« einen neuen Grund sür die Aus rüstung der irischen Executive mit Au-nahmegcwalten zu be zeichnen. Der „Standard" endlich sagt: „Die Schlußscene »st in der Gestalt de« Fia-co erschienen, da» S Personen von lll seit den letzten vier Wochen vorau-gesagt haben. Wir haben nickt« weiter zu sagen, al« unsere Befriedigung darüber «»«zudrücken, daß zwei irische Richter Ihrer Mafestät jetzt im Stande sei» werden, ihre werthvoll« Zeit besser zu verwenden. Es ist weit gekommen, denn in Cork sah sich die Polizei qe- nöthigt, eine fenische Proklamation zu beseitigen, welch« die rrvolutionaire Unterschrift trug: „Irische« nationale« Direktorium". Vlckount cov-ules! darf ma» dieser bezeichnen de» Thatsach« hinzusügen. Da- »iederläudische Geueralcomitb für die Tran«. daal-Frage uutcr dem Vorsitze Harting'« hat beschlossen, a» de« König von Holland ein« Adresse zu richte» und ihn zu ersuchen, er möge seiten« seiner Regierung bei der eng. tische« Regierung aus diplomatische» Wege Schritt« tbuu lasse», um d«»Lri«>e iu, D r « » s >»««kl a n d « rm Eude zu »achen u»L «u die nach heftrheudeu Schwier, gkateu durch Wieder herstellung und Befestigung der Unabhängigkeit de» Tran-- vaallande» zu beseitigen, klebrigen» ist die letzte Niederlage der Engländer eine vollständige. Der commandircnde General Colley verlor die Hälfte seiner Mannschaft; jdcr Rückzug ivar ein nolhwendiger, sonst wäre die Truppe gänzlich aus- zeriebcn worden. Zum Begrabe» der Todlen wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Der Verlust der BoerS dagegen war ein sehr gerumer, da sic m vorzüglicher Deckung oxenrten. Die englischen Osficiere sielen Schuß aus Schuß, da die BocrS ausgezeichnete Scharfschützen sind und die Distancc genau er wogen hatten. In London erregt die Hiobspost die größte Sensation; nicht „Holland", aber „England" ist am Cap in Roth. Tie Sprache der Blätter ist keineswegs ckelmüthig. „Standard" meint, jeder Bo er müsse da« Gefühl haben, als od er einen Strick um den Hals trüge und die spätere Strafe werde nach dieser Niederlage der Engländer nur um so schlimmer sein Ob die BorrS den Engländen, dauernd gewachsen sind, bleibt allerdings fraglich; da» ganze Völkchen zäbll etwa 10.000 Seelen, hat keinen Seehasen, keinen ausreichenden Schieß bedarf, geschweige denn Kanonen. Tie englische Uebcr- macht wird sich also früher oder später bcmerklich machen. „Wenn aber je «ine Niederlage verdient war", schreibt ein Londoner Correspondent. so „ist es die gegenwärtige, und alle späteren Siege können die Schande nicht auSwetzen. die. von Recht oder Unrecht ganz abgesehen, mit jener feigen Prahlerei de» Stärkeren gegen dm Schwächeren verknüpft ist. Daß ähnliche Auslassungen dm Ansichten der großen Mehrheit des englischen Volks entsprechen, glauben wir nicht und können wir nicht glaube», denn da« englische Volk al» solches ist tapfer, edel und großmüthig, wie das aus vielen Seiten seiner Geschickte zu lesen steht." Aber selbst ein gemäßigte« Blatt wie „Daily New»". daS in der Haltung England« gegen die BoerS me viel Ebrenhastc» erblickte, verschließt fich nicht der Erkmntniß, daß die Anbahnung friedlicher Unterhandlungen jetzt unmöglich sein wird, insofern England früher im TranSvaal- gebicte sich eine Stellung erobern inüssc. von der cS die Vcr- handlungm mit Ehre und Würde beginnen könne. Dabei mahnt jedoch da- liberale Blatt, den geeigneten Augenblick zu solchen Unterhandlungen (nicht über Gebühr lange hinauSzuschieben und einen Kamps zu beendigen, dessen Berechtigung im In laute sowohl wie im Ausland« in Abrede gestellt werde. ES ist u hoffen, daß da» Ministerium Gladstone in diesem Geiste .'andeln wird. Einstweilen ist es in scinm Auslassungen über Alle-, wa« dm TranSvaalkrieg anbclangt, zurückhaltend dis zum Aeußersteu. Möchten die warmen Sympathien, welch« man den Boer- in Deutschland, Holland und Belgien ent- gcgmträgt, da» Ihrige dazu beitragen, England zu ver anlassen. diesen! tüchtigen Cölonialvolke die wohlverdiente Un abhängigkeit zuriickzngeben. „DerRolh gehorchend",bietet da- Cabinet von St.James jetzt Alle» aus, einer kriegerischen Verwickelung in der Türkei vorzubcugen. Der „Polit. Corrcsp." wird au» Konstan tin opcl gemeldet. da man aus der Pforte sür die ver zögerte Antwort der Großmächte auf die letzte türkische Cir- cularnotc England verantwortlich machen zu müssen glaubte, so habe sich der englische Geschäftsträger veranlaßt gescben, der Pforte die ausdrückliche Versicherung zu ertheilen, daß England weder da« europäische Concert behindern noch sonst geflissentlich Schwierigkeiten ,nachm werde. Russische Blätter melden au» diplomatischer Quelle, daß e« m Folge der Kutdschasrage in der Mitte der chinesischen Regierung zu einem furchtbaren Zwiespalt gekommen ist. Während die Partei de» Frieden« die unmittel bare Ausführung de» Vertrages verlange, fordere die Partei der „strengen chinesischen Diplomaten" eine neue Vertagung und Revision einiger Punkte de» Vertrages. Diesen For derungen schließe sich die Kricgspartei an und verlange Genug- thuung für die Ehre der chinesischen Waffen, die angeblich verletzt sei. In Folge dessen soll „Marquis" Tseng die Hoffnung verloren haben, in nächster Zeit Petersburg ver lassen zu können. Einige Petersburger Blätter wollen sogar hierin dm Keim einer neuen Verwickelung niit China erkennen. Mit welchem Rechte, muß natürlich dahingestellt bleiben. Vorlage -es Naths - aa das Collegium der Stadtverordneten, die Theater-Frage betr. Wie de» Herren Liadtverordneten durch unsere MiUhcliuaaen bekannt ist, hatten wir bei unserem Beschlüsse, dem jetzigen Dackner de» Stadttheaters. Herrn Dirrctor vr. Förster eine doucrnve Er höhung der Eintrittspreise zu verwilligcn, uns da-, jedoch nicht vor dem 31. December 1880 geltend zu machende, Reckt de» Wider ruse» Vorbehalten. Wir haben uns daher gegenwärtig mit der Frage, ob wir von diesem Vorbehalte Gebrauch machen sollten, zu beschäftigen gehabt, und sind dabei zu dem Beschlüsse gekommen, hiervon unter einer doppelten Voraussetzung adzusehcn, einmal daß die Direetio« einen Bettag von 6000 jährlich iur Zwecke de» Orchester- nach unserer Bestimmung Verwender, und sodann, daß eia« Differenz, welche bezüglich der Löhne der Beleuchtung-arbeiter noch bestand, unseren Ansordrrnngc» gemäß beglichen werde. In beiden Beziehungen behalten wir uns besonder Miitheilnng vor, sobald die Verhandlungen ziun Abschluss« gediehen sei» werden. Wir wollten ober nicht bis zu diesem Zeitpuncte an stehen, Ihnen von unserem Entschlüsse in der Hauptsache Kennt»,v zu geben. Sind durch denselben die Verhältnisse bis zu Ablaus de- gegen- wärtigen Pachtvertrages geregelt, so schien es »ns angemessen, uns jetzt auch schon mit der Vorbereitung sür die nach diesen, Zen- ouncie eiatretcnde Verwaltung des Theater» zu beschäftigen, damir vie hierfür zu treffenden Organisationen mit voller Ruhe eingelcitcr werdea können. Hierbei waren wir vor dieselbe vrincipiclle Frag' gestellt, welchr wir bei Ablauf de» Haase'schen Pachtverirage- zu eurschciden hotten, vor die Frage: ob da» Theater durch einen Pächler oder durch einen Intendanten unter städtischer Verwaltung geleitet werdea solle, und wir haben un«, wie früher, für die.Ictztcre Modalität entschieden. Die Gründe, welche damals für uns bestimmend waren, hoben wir Ihnen s. Z. durch Bezuauadme ans die von unt «inaeholren Gutachten hervorragender Lacin>erstandiacr mitaetheilt, uud sind wer auch gegenwärtig in der Lage, für nnsera Beschluß u»S aus diese Gutachten, namentlich die der Herren vr. Eduard Dcvricnt, Frei- Herr von LoSn und Geh. Hosrath Frehtag — Beifügen V, VI und IX der unter dem 3. Jchnr 1875 Ihnen mitaetheiltcn Druckschrift: „Theater-Aagelegenheit" — allenthalben beziehen zu können. Denn wir meinen, daß di« Richtigkeit der von den genannten Gutachtern entwickelten Gründe und Lnschannngea durch die Erfahrungen der letzte» Jahr« »nr rin« neu« Bestängung erhalten habeu. Indem wir dieselben daher anderweit Ihrer Prüfung «ad Beachtung unter- breite», gestatt«» wir »ns j»r Znsammeasassiuig derselben nur Fol- genb-t hier hi»g»>»sstar». Unter den gegen die Verpachtung nnd für eigene Verwaltung sprechen»«» Gänd» iß drrfenig,. welcher auch de« Richtsach.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht