Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188102054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-05
- Monat1881-02
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.02.1881
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I .0 ls I Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ledactisa »nt Lrpediti»» J,hcmae«gasse 33. Sprechstunde» der tled«cti»a: Vormittag« 10-13 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. 8«k vu N»a«»d« n«qri»»»»r vl-ouirrirt« »k >t,»»ciw» LU»t »«r»w»lich. tWigcr und T agtblalt 50? »er für »i« nLchsts«l,eu»e «»«»er »eftt«»te« Suserate au Wochentage» tt» 8 Utzr Nach«tttaa«» a» Lann- und Sefttageu früh dt«Uhr. 3» de» Filialen für Inf.-Au»ah«e: ktta kle««, Universitätsstraße 22, Laut« Lüsche, Latharinenstraße 18, p. nur »t» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgtschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage LS^oo. Abonnemriüapreis viertelj. 4'/, Kl iacl. vriuaerloh» 5 ML. durch die Post bezöge» 6 ML Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre« für Eptrabeilaar» ahne Postbeförderung 39 ML «it Postbesörderung 48 ML Inserate gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unfern» Preis- verzeichniß. Tabellarischer Tax nach höherem Tarif. Reklamen unter den RedartiouaKrich die Spaltzeile 40 Df. Inserate find stet- an die Vrpcdilian zu feaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuunisruvlto oder durch Post- Vorschuß. V. 38. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 6 Februar Vor mittags nur bis jrS Uhr geöffnet. LxpeiUtlon äes I-etprlxer l'axvdluttes. Sounaberrd den 5. Februar 1881. Amtlicher Theil. Lekamümachunz. In Rücksicht ans die demnächst beginnenden Militair- schießübungen fordern wir'die Erstchcp von Hölzern au» den städtischen Waldungey ap den yeueo L«t>te-sianden und aus den» Ra-lschlage Adtheilnag L«. hierdurch aus. die erstandene» Hölzer sofort, absahren zu lagen. Leipzig, den 3. Februar 158 l.- Der Rath der Stadt Leipzig. Stt vr. Georgi. rlöß. Der am I. Februar d. I. fällige erste Termt» der StaatS-Grttndsicucd in in Geuiaßheit de» Gesetze» vom S. September 1843 in Lerhindimg mit der durch da» Gesetz vom 3. Juli 1578 getrassencu Acnderung nach Zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichten, und werden die Steuerpflichtigen hierdurch aus- gefordert, ihre Sleuerbeiträge nebst per städtischen Grundsteuer, welche von demselben Tage ab mit EtnS vom Tausend de« im Lataster eingestellten Gruudwerth« fällig wird, von genanntem Tage ab bi» spatesten» 14 Tage nach demselben an unsere Sladt-Steuer-Einnahme allhier — Brühl bl. Blauer Harnisch, 2. Stock — abzusübren. da nach Ablauf der Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Säumigen eintreten müssen. Leipzig, den 29. Januar 188t. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Tande. en-vrrpllouulltz. , Folgende der Stadtgemeinb« Leipzig gehörig« Diesen in der Stadtstnr 1) 1 Acker 182 O>R. — — Hett. 8892 Ar Ritterwerder Abt heil. 2 einschließlich de» Fli-^vo-'and«^ recht» de» PleißenwildbelteS von der Plagwi ' strts bis zur Elster, > in Leutzsch er FcD» 2) 4 Acker 209 IHR. — 2 Hekt. 59.92 Ar sog. Krumme Wiese, in Connewitzer Flur 3) 2 Acker — L7R. -- t Hektar lO.K8 Ar Abtheil. 2t der Connewitzer Bauerwiescn sollen zur anderweiten Verpachtung aus die neu» Jahre 1881 bi» mit 1889 Dienstag den 8. Februar d. I., Vormittags 1l Uhr an Ratd»stelle (RathhauS I. Etage. Zimmer Rr. 18) der» steigert werden. Die Verpachtung»- und DcrstcigerungSbedimamgen, sowie die betreffenden Situationövläne liegen m der Expedition unserer Oekonomie - Inspektion ü» alten Johanni». hoSpitale zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 25. Januar 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. erutti Jagd-Verpachtung. Da» der Stadtgemeind« Leipzig zustehende Zagdrecht au 1) der Flur de» derselben gehörigen Rittergutes EunnerSdorf von ca. 290 Acker — 180»/, Hektar jagdbarer Fläche soll vom I. Juli d. A. n», 2) den Grundstücken de» derselben gehörigen Ritter gnteS Stittrerttz untern Tbeil» nebst Zubehör c-on ca. 231 Acker — 127 Hektar 84 Ar jagdbarer Fläche soll vom 1. September d. Z. an ans seq»S Jahre, et» Jedes für steh, an die Meist bietenden anderweit verpachtet werden, wozu Berstcige- rungStermin an Rathsstelle (Rathhaus I. Etage, Zimmer Nr. tS) auf Montag, den IE Februar I. Vormittag« 1L Uhr anberaumt wird. Die Verpachtung»- und Ve.sicigerungSbedinaungen liegen auf dem Rathbaussaale I. Etage zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 28. Januar 1881. Der Rath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Wer» Än ^as Publicum. Durch da« freundlich« Entgegenkommen der Herren kausleute G. Hohlfeld, Ranstädter Steinweg Nr. 11, H. Unruh, Weftstraße Nr. 17, G. Wachmann, Ritterstraße Nr. 32. Gebrüder Spillner, Windinühlcnstraste Nr. -0. sind wir in den Stand gefetzt, neben der Obstmackt Nr. im Hofe befindlichen Cenlratstelle unserer Arbeittnachweisung» anstatt von Montag den 7. Februar ». e. ab an den genannten Orlen Annahmestelle» für NrbettSnnge h»t» errichten zu können. Die genannten Herren haocn sich bereit erklärt, Angebote von Arbeit, welch« an sie mündlich oder schriftlich gelangen, entgegen zu nehmen. Von dort werde» wir diese Angevote des Tage» zweimal abholen lasten, um sie de» in unserer Arbeit«,lachweisungsanstalt nach Arbeit nachfragenden Personen znstellen zu können An alle diejenigen »nlerer Mitbürger aber, welche mit un» der Meinung und. daß e» bester ist, de» Armen Arbeit al» Almosen zu geben, richten wir da» freundlich« Ersuche», un« durch recht auSgiebiae Benützung der von un» getroffenen Einrichtung in den Statt*' zu setzen, unsere vorn »>»- gesprochene Ansicht zur Thalia«- z» machen. Leipzig, den 2 Februar 188l. Dck» L»d»i,.wolf Schule M Gohlis. Die Anmeldungen der für nächste Ostern schulpflichtig werdenden Kinder nimmt der Unterzeichnete entgegen in der Zeit vom 7. dt» 11. Februar, »nd »war Vormittag» von 11—12 und Nachmittag« von 2 — 4 Uhr. Schulpflichtig sind diejenige« Kinder, welche bi« Ostern », e. da« 6. Ledei>S,ahr erfüllen; auch können aus Wunsch der betr. Erzieher solche Kinder ausgenommen werden, welche bi« um 30. Juni 1875 geboren sind. Vei der Anmeldung ist der Impfschein und außerdem für jede« auswärts geborene Kind ein Keburt«zeugniß einzurrichen. Anmeldungen durch Ruder wrrden Nicht angenommen. A. Lohe, Schuldirectvr. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 5. Februar. Der gestern telegraphisch gemeldete „rumänische Prinzenraub" entpuppt fick alä eine fette rheinische Ente, denn au- Düsseldorf liegt heute folgende Depesche vor: „Wie in Folge ergangener Anfrage von au/'entischer Seile mitgetheilt wird, sind d,e Melkungen hiesiger Bla. er betreffend ein gegen einen Sohn de» Erbprinzen von Hohcn- zollern biersclbst verübte» Verbrechen gänzlich unbegründet." Berliner Blätter bringen übereinstimmend die Mitlkeilung es sei bei dem angeblichen Uebersalle auf den Prinzen Fer dinand. den rumänischen Thronfolger, abgesehen gewesen, allein Prinz Wilbelm, ein Bruder desselben, sei entführt worden; die Entführer hatten den Irrlhum erkannt und seien entstehen; die Entsübrungiväre ein Werk rumänischer Ver schwörer u. s. w. Ein Mitarbeiter de» „Berliner Tage blattes" begab sich sofort nach Eingang der Nachricht mit dem Original-Telegramm zudem in Berlin wohnenden Prinzen Friedrich von Hohenzollern, Oberst und RezimentS-Commandcur dcS 2. Garde-Dragoner-Regimen!-, um Sr. Durchlaucht von dem sensationellen Ereignisse Mil- theilung zu machen, beziehungsweise um nähere Angaben zu erbitten. Prinz Friedrich, welchem keine direct« Nachricht zu- egangen war, äußerte sein Erstaunen über die im 19. Iabr- undcrt säst unglaublich ktiugende Nachricht und drückte seinen Dank für die ihm übermittelte Meldung auS. Ln derselben Stelle, wo der rumänisch« Prinzenraub stattacsunden haben sollte, zwischen Himmelgcist und Kaiserswerth, hat — wie die „Tr." hervvrbebt — früher ein berühmt gewordener Prinzenraub in Wirklich keit stattaijnnden. Hier wurde vor mehr al« 800 Jahren der damall 12 Jahr« alt« Prinz und spatere deutsche Kaiser Heinrich IV., der 1077 nach Canossa ging, von dem Kölner Erzbischof Anno auf ein Reinschiff gelockt und seiner Mutter entführt, um unter priesterkichem Einfluß erzogen ru werden. Di« „Bvssische Zeitung" erhält in dieser Angelegen heit die folgende, vom Donnerstag datirte telegraphische Mitteilung auS Düsseldorf: Die Nachricht vom Prinzenraub in Düsseldorf ist, soweit es sich um eineu Raub handelt, vollständig falsch. Nachdem alle Düsseldorfer Zeitungen grausige Berichte gebracht, zog ich genone Erkundigungen an autdeatijcher Stelle ein. ES handelt sich um einen harmlosen Jugendstreich de« 17 jährige» Prinzen Wilhelm, de« ältesten Sohne« de« Erbprinzen Leopold v»n Hohenzollern (also nicht de» präsumtiven Thronfolger« des Fürsten von Rumänien). Gestern früh um 6 Uhr verließ der Prinz, leicht bekleidet, sein Zimmer, ohne seinem jüngeren Bruder aus die erstaunte Frage: „Wilhelm, wo gehst Du hin?" Antwort zu geben. Tr begab sich eilig in den Garten, dort ist er in der Dunkelheit gestolpert und hat dabei Kleider, Gesicht und Haar vollständig besudelt. Von falschem Schamgefühl geleitet, entledigt« er sich de« Oberkleide«, verließ den Schloßgarten und machte eure Promenade nach dem enva eine Stunde rnttegeneu Volmerswerth, wobei »r sich unterwegs die Haar« reinigen und schneiden ließ. Um ein Uhr Mittag« war der Prinz wieder zurückgekkhrt. Er hat ein vollständige« und aus richtige« Vekenntniß abgelegt und pellt sich die ganze Sach« gegen über deu tragikomischen Auslastung«» der hiesigen Presse als eine Harmlase Episode dar, wie sie wohl in den Gymnasialjahren zn passir«« pflegt. Da» preußische Abgeordnetenhaus begann am Donnerstag noch in vorgerückter Stunde die erste Lesung des LerweudungSg« setze», gegen ivelcheS sich der Abgeordnete Gneist erklärt«; namentlich wandt« er sich gegen die Ueber- weisnng der Classensteuer an die kreise; eS sei überbauvl ,weiselbast. ob die Classensteuer «inen normalen Maßstab für die Zwecke de» kreise« bilde. Line Beseitigung der Staat«, ckassvisteuer, eine Freilassung vieler Millionen würde das Steuershstem de« preußischen Staate» erschüttern und müßte vom socralpolitischen und von» patriotischen Standpuncte au» bekämpft werden. Vielleicht wäre mit Rücksicht aus die hohen indirekten Steuern eine Ermäßigung der Classensteuer für die unteren und mittleren Stufen nothwendig. Aber eine Uober- weisung von Steuerüberschüssen an Kreise würde einen steten er bitterten Iuteresicllstreitbcrbeiführen. Man dürfe nicht vergessen, baß die Hauptlast der directen Steuern in den Communen liege. Redner beantragte die Ueberweisung der Vorlage an eine be sondere Commission. Abg. v. Äedell-Malchow schloß sich diesem Vorschläge an. sprach aber für da» Gesetz. Er entwickelte dann da» Programm der Conscrvaliven dabin. daß die untersten Stufen der Classensteuer beseitigt, die Scala etwa» verbessert werde (von 9000 Mark ab s procen- tiger Steuersatz.) Ta» Svstem der directen Steuern Eapitalrentensteuer euigesührt werden, deren Ertrag hauvö sächlich zur Ermäßigung der Grund- und Gebaudesteuer be stimmt sei. Dadurch allein könne die Ueberladung de» Grundbesitze» beseitigt werden. Die weitere Berathung »urde sodann vertagt. E» gilt nach officivsen Andeutungen al» feststehend, daß da» llnsallversicherung-gesetz und da» Innung», gesetz dem Reichstag in der bedorstehenden Session vor» gelegt werden, also die Vorarbeiten noch rechtzeitig dafür ab geschlossen werden. Wie verlautet, hat der Reichskanzler erklärt, daß er aus die Einzelheiten de« VersicherungsgeseNe« sich nicht steifen «erde, e» aber für unbedingt ntztlug halt«, mit der Auslösung de« Versprechen« positiver Maßregel» a«- dieser Richtung einen Anfang zu machen. Diese rade m Nachricht klingt durchau» glaublich; sie findet gewissermaßen ihm Bestätigung dnrch di« Leußerungen de» Fürsten auf ' letzten Goir, Für bi« Einführung der obligatorischen Leichenschau bat der Verein deutscher Lebensversicherung»- Gesellschaften eine Petition an den Reichskanzler ge richtet. deren Wortlaut nckst Motiven und statistischen Beilagen di einer Broschüre »orliegt, welche im Verlag« von E S Mittler und Sohn in Derlm ersch'mm 'st ^ Der^ ^ Re>-öe«. auch ersucht, dahin zu wirken, daß s Anwohner haben, die für solche, welche weniger ^S b00")-lnw^ vom 'obligatorische ^-/chau «n^ P^nen- 8. Februar 1875 b-reffend d» B urkimkung ^ ^s- Fortschrittspartei c» . nächsten GesetzgebungS- Acuniären Mittel zu politischen ,^"^/'^ld°zwcck- KlKAM UAA Ä eigentliche Bedeutung dieser Bestimmung, ob sie nur au d^e vom Stfich oder "Staat zu zahlenden tz 'bt ^ -Ä7«' L» IÄ« LLL'LÄL,.. thalsächli» für ibre ^ngekörigen umg-bm und kratrusetzm. Wenn übrigen« h.nzugesügt w,rd, daß d.e als Pauschalsumme zu zabicnte Entschädigung ^'"7''s' weniger al« 500 Mark Pro Session betragen werde so ballm ivir diese Summe, wenn der ganze Betrag von bOMO Mark zu dem gedachten edlen Zwecke unter d.e außerhalb Berlin« wohnhaften fortschrittlichen ReichSragSabgeordn-ten n der näcbsten GesetzaebunaSpenode vertkeilt iverken soll, culschmden zu niedrig berechnet. Rach zuverlässigen Schätzungen dürste auf den Kopf ganz bedeutend mehr entfallen. In preußischen HerrenhauSkreisen siebt man dem Steuererlaß und namentlich d" dauernden Vcwilligung desselben nichts weniger al» freundlich gegenüber Besonder^ die ehemaligen Minister und eine Anzahl "kttcrer boberer Beamten, sodann auch mehrere Oberbürgerineister vertreten den Standpunkt, daß hier ohne zwingenden Änlak an den Grundlagen des Steuersystem» gerüttelt werde, und baß es nicht Sache des Herrenhause» se,. enie bloße Wahlpolitik, woher, sie auch ciaa«leitet werden maq^ zu d-günstmar. Merl- würdM W-se schließen sich diesen Stimmen auch solche aus den Kreisen de« „alten und befestigten Grundbesitze» an. so daß üne nicht unwichtige Differenz der agrarischen An- scbauungen in den einzelnen parlamentarischen körpersaiajlen seiliii,letten ist. Die Großgrundbesitzer im Herrenkause sprechen sich zum Theil mißmutbig darüber au», daß jetzt gerade da« „mobile" Capital entlastet werden solle, und daß aus diese Weise die Reform der Grundsteuer, die ihnen vornehmlich am Herzen liegt, nur verrögerl werde. Trotz dieser auSemandcr- aehenden Ansichten ist nun freilich an der Annahme des Steuererlasse« in der „ersten Kammer" nickst zu zweifeln. Nachdem einmal alle poliliscben Factoren iicb stillschweigend dahin geeinigt haben, von dieser Frage Alle« fern zu halten, wa« nur annähernd einem „Princip" ähnlich sicht, wird man schließlich im Herrenhause gute Miene zu den« begonnenen Spiel machen In der klerikalen Presse herrscht seit der Ablehnung de« Antrag» Windthorst eine bitterböse Stimmung gegen die Conscrvaliven und r« werden einzelnen Abgeordneten dieser Partei schriftliche und mündliche Aeußeruiigen vorgehaltcn. worin sie »veilgehrnde Zusagen hinsichtlich der Revision der Maigefetze gemacht und dadurch die Stimmen der ultra montanen Wähler gewonnen batten. Die Conscrvaliven werden allerdings nicht in Abrede stellen können, in vielen Fällen mehr versprochen zu haben, als sie Hallen können und wollen. Die Drohung, die Stimmen „katholischer" Wähler würden die Conservativen bei den nächsten Wahlen nicht wieder erhalten, wird man darum doch nicht allzu ernst nehmen dürfen. Den guten Willen, auch mit erheblichen Opfern den Culturkanips <»u« der Well zu schassen, wird man trotz alledem den Conscr- vativen nicht absprechen dürfen, daS haben doch die jüngsten Verhandlungen wieder bestätigt. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt di« folgende inspirirte, ans da« ArbeiterversicherungS- gesetz bqügliche Mittbeilung: „Die Opposition gegen da« NnsallversicherungSgesetz flüchtet sich jetzt hinter den vermeint lichen Widerspruch der Mittelst aalen. Bi« jetzt bat nur die „Germania" einen Eingriss in die Sonderrechte der Mittel- staaten dem Gesetzentwurf« schuld gegeben, aber diesen Vor- wurf doch nur aus die Institution der Reichsversicherungs anstalt gegründet. Da« „Dresdener Journal" hat den selben weiter erörtert, indem k« die Uebertragung der Ver sicherung auf die einzelnen Bundesstaaten zur Erwägung stellt. Aber keineswegs hat das sächsische Organ sich damit gegen da- ganze Gesetz erklärt. An« jenen Erwägungen kann mau doch nicht aus einen principiellen Widersprucn rme« oder mehrerer BundcSstaaten gegen den Gesetzentwurf schließen." Die Stellung der N ational liberalen gegenüber der Frage de« preußisckien Steuererlasse- findet au- dem secesstvnistischen Lager Hera»- Zustimmung. In der „Lauenb. Allg. Ztq." erklärt der Abg. Berling. daß er sich ttger Steuersatz.) DaS «System der directen Lleuern soll« ^ aber ausrecht erhalten bleiben; e» solle aber die Gewerbesteuer «ei dieser Gelegenheit der Stimmabgabe enthalten habe weil in den unteren Stufen erleichtert wcSden. Dazu solle eine er au- den bekannten finanziellen 'Gründen mit gute», Ge wissen nicht für den Steuererlaß habe stimmen können, daß s«u,e Slimmabaabe. wenn rr sich derselben nicht au» Rücksicht und auf Wunsch seiner FractwnSgenossen enthalten hätte „ne,n" gelautet baden würde. An der Spitze der secessio^ nisttschen Absage stand der Satz von der mangelnden Einheit de- politischen Denkart in der nationalliberalen Partei' Die ultramontane Presse, die bei den, Tode jede« HetzcaplanS nicht Worte und Thrünen genug finden kann um den Verlust, welchen di« .Kirche" und ihre „heilige Sache" erlitten, zu beklagen hat e« für überflüssig gehalten, dem vor verstorbenen Propste de« Kölner Domcapilel« IInv kNachruf zu widmend batte der Mann zwei Menschenaltcr hindurch i,„ Dienste der Kirche gestanden und fast ein halbe« Jahrhundert Körperschaften Jahrzehnte hindurch al» ihr Erster angebört. ln deren Hände da» Wahlrecht für ^ unfragttch bedeutendste Prälatensttz in Deutschland gelegt ^.^U'ch 'hn waren schon m den 30er Iadren die Ver- preuß'scken Regierung m,l der Curie geführt wvedemwelche mit der verhängmßvollen Wahl de« Münstcr'- TlemenS August von Drost« zum Erz. bffchos von Köln ihren vorläufigen Abschluß fanden. ^ Damals 75. Jahrgang. hatte er Gelegenheit genug, sich zu überzeugen, daß r« für beide Theile nicht gut ist, wenn Staat und Kirche in Unfrieden leben und wenn er in seinem späteren Lebensalter nach Möglichkeit bestrebt war, jeden Conflict mit den weltlichen Behörden zu vermeiden, so mögen wohl die früheren Er- ahrungen bestimmend daraus cingewirkt habe». Die ultra- uontaue Partei hat ihm nicht verziehen, daß er es verschmähte, ich aus ihre Seite zu stellen, daß er den Glorienschein eines nicht allzu theucr erkauften Martyrium» zurückwie» und dem Kaiser gab. waS de» Kaisers ist. Deshalb läßt ihre Presse ctzt auch den Heimgang dcS friedfertigen und humanen Priester- unbeachtet. Weit mehr, al» c« in Deutschland bisher üblich war, hat der Statthalter der Reich Stande, Freiherr v. Man ie ns sei, die Gewohnheit englischer und französischer Staats männer sich zu eigen gemacht, bei festlichen Veranlassungen durch einen „ainuer-tos-st" in sormloscrer und ungezwungenerer Weise, al» eS bei den eigentlich csficicllcn Acten möglich ist, eine Gedanken über die Lage de» ihm anverlraulcii Landes, über die Aufgaben seiner Politik und die Pflichten der Be völkerung zum Besten zu geben. Es ist daher begreiflich, daß heute, wo die von ihm bei Gelegenheit dcS vom LankcSauS- chusse ihm angeborenen Festmahle» gehaltene Ansprache im Wortlaute vorliegt, in allen politischen Kreisen die Rede davon ist. Der Marschall empfindet aus da« Drückendste den Zwang, den die Ablesung einer StaatSsckrist ihm verursacht, und deshalb spricht er fetzt noch einmal frei von der Leber weg. waS er über die nächsten ReichStagSwablcn denkt. Wenn er mit naiver Offenherzigkeit sagt. er habe erst vor Kurzem erfahren, daß diese Wahlen ii» kommenden Sommer latlflntcn sollten (und nicht, waö verfassungsmäßig unmöglich ist, auf da« nächste Jahr verschoben werden könnten), so darf man wohl vcrmilthcn. daß Fürst BiSmarck sich uni diese Bereicherung der konstitutionellen Anschauungen de» Statt halters ein Verdienst erworben und daß die neulich«: Con- ercn; der beiden Herren die Stellung der Regierung zu den Wahlen zum Hauptgegcnstandc gehabt hat. WaS diese Stellungnahme betrifft, so verschmäh! Herr von Manteuffel mit soldatischer Ehrlichkeit die kleinen Praktiken, durch welche ningen die Wahlen zu »ihren Gunsten zu zugleich übt er die stärkstßAZadlbeeinstussung. die nur gedacht werder kann, aber freilich ZU durch die Lage der Verhältnisse entsebH^'-'t werden „„> UMWi er der Be völkerung zitt»«-; Autonom. Selbstständigkeit für euer Land erlangen, wenn iiioa«.»». A-tt, Ob diese offenherzige Aussprache eines an sich berechtigten, Gedanken« politism klug war, DaS bezweifeln selbst viele Freunde de« Statthalters. Sie hätten gewünscht, daß er sich etwas vorsichtiger auSgcdrückl hätte, denn sie sehen voraus, in welche schiefe Lage er jetzt kommen muß, wenn die nächsten Wahlen, wie doch trotz aller Befriedigung über die Man- tcuffel'schc Verwaltung vorauSzusehen ist, noch keine Majorität für die antonomistiche Richtung ergeben sollten. Heute ge- bören dieser Richtung nur 3 von den t5 elsaß-lothringischen Wahlkreisen an; eS wird sehr schwer, fast unmöglich sein, bei den Wahlen im Sommer auch nur 5 von den übrigen 12 zu gewinnen. Ter Tod de« Cardinal« Kutschier, der in Oester reich allgemeine Tbeilnahme hcrvorgcrusen bat, fordert zu einer Nutzanwendung aus deutsche Verhältnisse heraus, (kn dieser Thcilnahme läßt sich erkennen, weshalb Oesterreick- Ungarn den Vorzug genießt, von dem Kampfe mit Rom. der fast alle Länker der Welt bcrübrt, verhältnißmäßig wenig ergriffen zu sein. In diesem Sinne äußert sich auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in einer ossiciösen Be trachtung. die wir hier wiebergeben: Der itaiserstaat hat da« Glück, eine nationale Geistlichkeit zu besitzen, besonder» zahlreich unter den ungarischen und den cro «tischen Prälaten, die selbst neben dem Purpur ihre Landes färben treu bewahren, kutschier, der mit anderen Geistlichen eine solche Gesinnung in CiSleithanien vertrat, hat wesentlich dazu deigetragen, daß dort römisch-hierarchische Ansprüche nicht zur Schä digung de« Staate« geführt haben. Wenn P reu sie ns hohe Geistlichkeit nicht von der berechtigten Stellung, welche sie anfangs den Vorlagen de« vaticanischen Concil« gegenüber eingenommen hatte, abgesprun- gen und zu einer Haltung übergegangen »väre, die dem nationalen Gedanke» entgegengesetzt ist, und wenn sie sich nicht ausschließlich auf den Standpunkt de» Kirchen fürsten gestellt hätte, würden sich niemals die Wirren entwickelt haben, an deren Beilegung bi« jetzt vergeblich gearbeitet wird. Indem die preußischen Prälaten sich blindlings der Führung LedochowSki'S anvertrauten, haben sie daS Beispiel und die Anregung gegeben zur Bildung einer angeb lich eonsessionellen Fraction, welche alle staatsfeindlichen Elemente, Wellen und Polen, an sich gezogen hat und nicht ohne Anlehnung an die jedem kirchlichen Wesen abgeneigte Fortschritt-Partei ist. WaS eine protestantisch« Regierung von der römisch katholischen Geistlichkeit »nd Politik im Moment der Gefahr zu erwarten Hai, selbst wenn sie sich wie die englische in beinahe serviler Weise um ihre Gunst bemüht hat, Die« kann man au« den Beschlüssen ersehe», welche die in der Kathedrale von Dublin versammelten katholischen Prälaten am 27. v. M. gefaßt haben. Die bevorstehende Czechisirunq der Präger Nnivcrsilät hätte beinahe zu einer Miiüstcrkrists geführt, Dank den maß- losen Forderungen der czcckiscken Heißsporne. Wie jetzt ver lautet, fordern die czeckischcn Abgeordneten, daß noch vor Ent- schcidung der NniversitätS-Fragc jene außerordentlichen Pro fessoren zu ordentlichen und jene Tcccnteii zu außerordentlichen Professoren ernannt werden sollen, welche bisher trotz ihrer angcbtlchcn wissenschaftlichen Befähigung in Folge Ablehnung des deutschen Senate« der Univerutät hierzu nicht ernannt werden konnten. Es sind dies, den „Narodni Listu" zufolge, die außerordriillichen Professoren Talirz. Eisclt, Weiß, und die Docentcn I>r. Ianovskh, vr. Albin Braf, vr. Stupecky, Vr Scydler und vr. HostinSkv. Ferner wünschen die Ezechcn, c« solle im VcrordnuiigSwcae verfügt werden, daß auch die dritte Staatsprüfung in czechischcr Sprache abgelegt werden könne. Bald wird da- Schicksal dieser ältesten deutschen Hochschule besiegelt sein; ob eine Gesetznovelle den Czechen eine be sondere Hochschule und gleich auch die Summe aller Wissen schaft schenkt. waS für die Deutschen Prags noch der günstigste Fall, gleichwohl für den Staat ein Unglück wäre; ob durch Massen-Ernennunqen die deutschen Proscssorcn im seiden Collegium in die Minorität gebracht oder ob jede Facultät in zwei nationale Curien zerschlagen wird: da« ändert nach der „N. Fr. Pr." an der Thalsache Nicht» mehr, daß die deutsche Hochschule Prag-gewesen ist. In nächster Zeit wird man hören, daß die Verhandlungssprache in der nationalen Curie selbstverständlich, in der Facultat, in welcher die Crechcn die Majorität haben, slavisch geworden ist. Die deutschen Pro- sessoren von heute sieben aus dem AuSsterbe-Elat, der Nach wuchs der deutschen Locenlen wird unmöglich gemacht werden.
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