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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188102068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-06
- Monat1881-02
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1881
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M—. fs"" Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ne-arti-n und Lkpediti«» Johanne-gasse 33. Sprechstnndrn der dledaclion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—3 Uhr. AM V» «VGad« M.nvlmpt« »»cht sich »« Me»«rUo» »ich! »rrdm»Uch. »er für die nächstfolge»»« N»«««r bestimmten J»jer«te a» »ocheiUMgr« »t« L Nhr Nachmittags. a»G»«»- und-efttage» srßtzbi-' ,»Utzr. Zu -eu Filialen fir Ins.-Annahmr: A'rip)lgcrT«lgMM Anzeiger. Auflage LS^tvo. Ld»«»e»rut»yrn« Viertels. 4'/, Md., iml. Bnnaerloh» 5 Mk-, durch d« Pott bezogen v Mk. Jede erazelne Nummer 25 Ps. Betegsemplar 10 Ps. Gebühren für Ertrabetlagea «tz»e Postdesörderung 39 Ml. »tt Postdesörderung 48 RI. Inserate «gespaltene Petitzrile SO Pf. Größere Schriften laut unserem PretS- verzeichntß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Lerlmnrn unter den Kkdartionsilrich ktt» Rle««, UntversttätSstraße 22, L-ttt- Lüsche, Kathartnenstraßc 18, p. «ur bi» 'jjst Nhr. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. seadeii. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuweraoäa oder durch Post- Vorschuß. ^ 37. Sonntag den 6. Februar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Geffeiltliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, am ». Februar ». «., AbeabS «/, Uhr im Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Wahl eines besoldeten Stadtrathcs. II. Die Reclamationen mehrerer Armcnpfleger. III. Gutachten des Bau-, Oekonomie- bez. Knanz Ausschusses über: n. ein Zlergleichsabkommen niil Herr» Rob. Freygana wegen der Entschädigung für Herstellung der Gustav-Avolph-Straße; d. die Bauvorschriften für daü Areal an der Plagwitzcr, Hauptmann- und Hillerftraße; c. die Ausgabe der projcctirtcn Straße auf dem früheren DiebeSgraben von der Promenade »ach der Central- straße; 6. eine Nachsorderung für Pflasterung von Wegen :c. vor den neuen Mililairbaracken. sV. Guiaä'ten dcS Verfassung--, Oekonomie- und Stiftung-- Ausschusses über die neue FricdbosSordnuug. V. Gutachten des Bcrsassungs-AuSschusseS über den Entwurf eiucS ortSpclizeilickeii RegutativS, die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatischen Bierdruckapparate. VI- Gutachten des Ausschusses zur Gasanstalt über den Er weiterungsbau der Gasanstalt. Lekaulltlnachung. Denjenigen GmndstiickSbestvern beziehentlich Garten-In habern, welche ihre Bäume, Sträuchcr. Hecken:c. bis jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupen säubern lasten, wird hierdurch unter Hinweis aus die Bestimmung in tz. 388, 2 de- Strafgesetzbuches bei Vermeidung von Geldstrafe dis zu sechzig Mar? oder entsprechender Hast ausgegcbcn, unge- s仫r und längste»« bi- Ende Februar dtese- Iahrrs gehörig ranpen, sowie die Raupeanester vertilge» zu lasten. Leipzig, am 3. Februar 1881. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Georg i. Harrwitz. Lekanntmachung. Ungeachtet der Vorschrift in tz. 4 Abs. 2 der revidtrt»» Spareaffea'iVrdvvGg voin 24. Juni 1877. wonach die bei der hiesigen städtischen Sparkasse aus ein und dasselbe Äparcass-ubuch ^«irta. die von^U« MGWrr MWEEMEIAEA WUHsfVM, yaoen ne vlNyaker einer größeren Anzahl von Sparkassenbüchern, deren Nummern nachstehend unter G verzeichnet sind, durch zum Theil während längerer Leit unterbliebene Abladung der Zinsen ihr« Ein lage» über den Betrag von 150« Mark anwachsen lasten. Unter Hinweis auf die obengedachtc statutarische Be stimmung, sowte darauf, das» rückflchtlich der über Mark übrrfchte-eude» Beträge die Der ztnfung weggefallcn ist, fordern wir demgemäß die In haber der betreffenden Sparkassenbücher aus. die entsprechen den Mehrbeträge ehebaldiast zurückzunehmc». Leipzig, den 2. Februar l88l. Der Aath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Freygang. D Serie I. 14820. 28412. 28488. 2013«. 21405.32671.34585. 37239. 37287. 39308. 40534. 40652.41092.44587. 47373. 48331. 49024. 50428. 52l4l. 53407. 54190. 55168. 50852. 57258. 59273. 594:1«. 59706. 00l«2. «2467. «422«. «4Ul8. «7617. 08238. «9234. 7014«. 70522. 72868. 76341. 7«97«. 77545. 79333. 79815. 80122. 807 tO. 82158. 8371«. 85lL3. 85248. 8KL54. 87188. 87909. 88058. 88142.91319. 9l«88. 92VL8. 95407. 95889. 96258. Seriell. 1551. 2380. 24Vl. 2792. 4020. 4395. 4513. 5122. 8221. 5275. 5823. 9799. UOlO. N93l. I2L40. 13695. 14264. 16251. 16777. 17154. 18436. 19289. 20395. 23275. 24564. 24954. 27472. 27758. 29165 30422. 34495. An das Publicum. Durch da» freundliche Entgegenkommen der Herren kausleute S. Hohlfeld, Ranstädter Steinweg Nr. II, H. Unruh, Wcststraße Nr. 17. G. Baehmana, Ritterstraße Nr. 32. Gebrüder Spillaer, Windmühlenstraße Nr. 30. sind wir in den Stand gesetzt, neben der Obstmarkt Nr. 3 im Hose befindlichen Centralstelle unserer ArbcitsnachiveisungS- anstalt von Montag den 7. Februar u. c. ab an den genannten Orten Annahmestellen für ArbeitSaage botr errichten zu können. Die genannten Herren haben sich bereit erklärt. Angebote von Arbeit, welche an sie mündlich oder schriftlich gelangen, entgegen zu nehmen. Von dort iverden wir diese Angebote de- Tage- zweimal abbolen lasten, um sie den in unserer ArbritSnachweisungSanstalt nach Arbeit nachfragenden Personen zustellen zu könne». An alle diejenigen unserer Mitbürger aber, welche mit un» der Meinung sind, daß e« bester ist. dem Arnien Arbeit al« Almosen zu geben, richten wir da« freundliche Ersuchen, un- durch recht auSgicdige Benützung der von uns getroffenen Einrichtung in den Stand zu setzen, unsere oben aus gesprochene Ansicht zur Thatsache zu machen. Leipzig, den 2. Februar I88l. Da» Armeadirectori»«. Ludwig-Wolf. Sekanlllmllchmlg. Die Lieferung von 6 Stück einspännig zu fahrende vierrädrige Wasser- wagen mit eisernen Cvlintern und Sprengvorrlchtung soll im Wege der Submission, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter de» Submittenten vergeben werben. . Hieraus Nrflectircnde wollen die näheren Bestimmungen und Bedingungen in der Expedition der städtischen Oekonomie- Jnspection einscbcn und ihre Offerten ebendaselbst bis zum 12. Februar d. I. Abend« 8 Uhr versiegelt und mit der Aufschrift ..Wasserwegen" »ersehen niederlegen. Leipzig, den 28. Januar >881. De» Math» GtraOe»ban.Depnta-1»«. Sekanntmachuug. In Rücksicht aus die demnächst beginnenden Militair- schicßübungen fordern wir die Erstehcr von Hölzern ans den städtischen Waldungen an den neuen Sehie-ständen und aus dem Kahlschlage Abtheilung Le. hierdurch auf. die erstandenen Hölzer sofort adsabreu zu lasten. Leipzig, de» 3. Februar t88l. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. ^löß. Die Herren DistrictsvolÄeher werden hierdurch bestichst crsuchl, sich Dienstag, den 8. Februar, Abend- 0 Uhr im Stadtverordneten-Sitzungssaal« zu einer Districtsvorstchcr Versammlung einstuben zu wollen. Leipzig, den 5. Februar 1881. Da- Nrmendtrectortum. Ludwig-Lols. DntzholMction. Montag, de« 7. Februar sollen von Vor mittags 9 Uhr an im Burgaucr Forstreviere in Ab teilung 25 b, 26 b und 3la m der sogen. Lcutzscher Gctlgc und dem verschlossenen Holze ca. 6? eichene, 97 buchene, 45 rüsterne. 14 lindenc, 20 ahornc, 6 eschene, 4 maßhclderue. 40 ellernc, 2 aspenc, 1 apfclbaunmcr und 1 kirschbaumncr N utzklützc, 77 Schirrhölzer, 150 Schirrstangen. 27 ellcrne W afserbaustangen und 80 Hebe bäume unter den im Termine öffentlich au-gchangcnen Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle mcistbiclcnd verkauft werten. Zusammenkunft: auf dem Kahlschlage in Abth. 25 d an der Grünen Linie und dem Lcutzscher Pfarrholzc. Leipzig, am 2l. Januar l88l. DcS RathS Forst Deputation. Lekanlltttillchuilg. DienStag, den 8. dieses Monats Vormittag» 9 Ubr sollen auf der Linvcnaucr Ebaustce circa 30 starke "Papxcl-Rcißig- bausc» an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Abfuhr öffentlich versteigert werden. Zusammenkunft an hct ehemaligen Ziegelfchcune. stjpjig, den 3. Februar 1881. De« Rath« Strastenbau-Deputativn. Bekanntmachung. Die Lieferung eines AbsuhrwagenS für Schlcußenunrath mit zugehörigen 0 Stuck TranSportkästcn soll im Woge der Submission, icdoch unter Vorbehatl der AuSwakl unier den Submittenten vergeben werben. Hieraus Rcflcctircnde wollen die näheren Bestimmungen und Bedingungen in der Expedition der städtischen Ookononzie- Jnspeclio» einseben nnd ihre Offerten ebendaselbst bi« zum 12. Februar d. I. Abend« 0 Uhr versiegelt und mit der Auf schrift „Absuhrwagen" versehen, nicderlegen. Leipzig, den 27. Januar l881. DeS RathS Straftcnbau Depntatt»«. OeKontlictiv HiUutvlstetn'ttnsttUt, Legion 'lei 51. 8rl>uJakreo «m25. äpril «l. ck. Die UeiSv- reussni«»« «ler^natalt ks-r>-e>tti^en num eiiijitlirizr-epein'Wxeu s>iowNe. I» üer ktzkereu -4dtsi«ll«u>r (3s^kr!>rer Cur«»») betrügt äa« 8cbuhrelä kür Xmzekdrixo üe» l1eut«chvo keicde» 240.Sl kür äieS^ 800 .« kür äiv 2.. 360 >1 kür Oie 1. CI»«e. kür junge beute, velcds «ek >lco Üerocbiiguvg«ok«lll »um eigjtkrig-kreiniUigeu Oieost« ernorbeu boben, iüt ein k»«b- nl»8vo>ieboktl1ehvr kureü» voo l»bre«üauer bei 30 bebn>tunäen iu <ier IVoede eiagericktet, kür 'veleüoo 0»» Lebulgelä 240 .0! betrügt. ^luaeliiuogen riebt« m»n gellllliArt »o Oeo Onterreiebost«». I-eiprig, ioi kvbru»r 1881. C»rl V olkrum, Oireetor. 3»r «ufnahme neuer Jögliutze in dir Realschule II. vrd» «nug zu Reudnitz bei Leipzig, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wisse,„chaftliche Befähigung sür den etn- s-tzrig-freiwilligen Mtlttairdienst berechtigt m. werden An- Meldungen von dem Direktor, Herrn I)e. Vittstock, jederzeit entgegen genommen. Jeder Anmeldung ist »in Schulzeugnih. Impfschein und bei Lonsirmirten auch der ItonsirmationSsiyein beizubringe». Ta» Schulgeld betrüg »t« aus weitere« sür jede «lass« p. ». 75 Rark. Ta« Dchaljahr beginnt am 25. April l. I. Pensionen werden nachgewiesc». Reudnitz, 3. Januar 1881. Ter Srmetntzerath. Hetzer. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 6. Februar. Die Steuerrede deS Reichskanzler« im preußischen Abgevrdnetcnhaufe ist taS politische Ereigniß de« Tage». Der mehr als einstündiae Vortrag, der vom Bcrwendnng«- acfey au-ging und sich iiber da« ganze Gebiet der schwebenden Finanz- und Steucrreformfragen verbreitete, bot so viele neue GesichiSpunclc und gruppirie da« Bekannte und bereit« abgeschlossen Vorliegende in so geschickter und über raschender Weise, daß e« erklärlich ist, wenn sich je nach den, Parleistandpunct die Eommeniarc der Abgeordneten wider sprechen. Dari» herrscht indessen Ucbereinstimmung. daß Alle», wa« bisher an Reformplänrn vorlag. sowohl 'n der Gestalt de« Verwendungsgesetzes wie in den Plänen der Rauchhaupt und v Wedell-Malchow weitau- überholi tvird durch die Zielpunkte, »reiche der leitend« Staats mann al« die seinen entwickelte. ES war nicht neu, daß er sich als Gegner de» direkten Steuersystems bekannte, es war nur eine Wiederholung srüber aetbaner Aeußerunaen, wenn er die angebliche „Nngercchtiqkcik' der beliebenden Ge setzgebung gegen den immobilen Besitz, sowie dessen Darnieder- iiegrn unter der Grundsteuer beklagte, e» konnte mul) nicht überraschen, daß Fürst BiSmarck auf da« TabakSmonopol mit cmer Bestimmtheit zurückkam. welche die Behandlung dieser Frage schon für die allernächste Zukunft in Aussicht stellt, aber durchan« neu und ohne Vorgang, selbst ohne An knüpfung an ältere Reden de» Kanzler» war da- merkwürdige Bekenntniß desselben, für ihn liege da- Ziel der Steuerreform darin, daß der Staat die gcsammte Finanzverwaltung der niedrigeren Verbände, der Provinze», Kreise und Communen in seiner Hand vereinige, daß er sich zum allgemeinen Steuer empfänger mache nnd von seinem Ueberschnß grvßmülhig ab gebe. Die erstaunte Miene de« Herrn Finanzminister-wie das Schweigen aus de» Bänken der Conservativen zeigten, daß man svivobt innerhalb der Regierung wie iu denjenigen Parteien, welche mit ihr Ftiblung baben, vor diesen AnS- snbrungen als vor eincm völligen Novum stand. Aber es wäre verkehrt. auS der innern Unmöglichkeil derselben her- Icilen zu wolle», daß man ihretwegen keine Besorgnisse zu bcgen brauche. Kennt man doch genugsam die Energie, mit welcher der Reichskanzler daS, was er „seine Ideale" nennt, zu verfolgen pflegt, und mit welcher er die jeweiligen CbesS der Finanzverwaitung gerade kann am meisten überrascht, wenn sie sich in ihrer Stellung am sichersten suhlen. Fürst BiSmarck scheint auch keineswegs >u dieser wie i» ankeren Fragen der neueren Politik „Friktionen" nach bekannten Muttern zu fürchten; wenigste»« ließ seine Rcke, und zwar zn ilircin Vorlbeit, jene vst gehörten Hinweise ans erschütterten Gefunkt,eitszustanv und Tvdmüdigkeit vermissen, an deren Stelle die Versicherung trat. er. der Redner, denke gar nicht daran, seinen Platz zu verlassen, zumal nachdem er sich die „Leute" angesehen, denen da mit ein Gefallen geschehen würde. Diese Bereit willigkeit, an den parlamentarischen Debatten sich mehr als bisher zu hcthciligcn, gieht auch der Hofsnnng Raum, daß die Opposition Gelegenheit finden wird, einen dircctcn Ideen austausch mit dem Kanzler über die Vorlagen, und wa« sonst hinter den Regierung«- unk parlamentarischen Coutissrn ver geht. zu pflegen. Bor den Aussübrungen deS Reichskanzler» traten die übrigen Redner fast ganz in den Hintergrund. Abgeordneter v. Evncm wies nach, wie wenig das Gesetz seinen Zweck, die eingreifende Entlastung der Communen. wirklich erfüllen würde. Abg v. Zedlitz sprach im Allgemeinen die Zustim mung seiner freicoiiservaliven Freunde zu dem Gesetz auS, erhob aber koch im Einzelnen starke Bedenken und cmpsaht eine Zerlegung deS Gesetzentwurfs in zwei Theile. so daß zunächst nur die Frage der Uebcrwcisnng der Grund- und Gebäudcsteucr geregelt wurde. Der Finanzininister Bitter sprach den dringenden Wunsch au«, daß das Gesetz ohne Ver zug erledigt werden möge; a»S seinen Änvsührungen sei hcrvorgckovcn daß er den conservativen Vorschlag, die Grund- unb Gebäudcslrner nicht den Kreisen zu Überweisen, sondern sic kalb zu erlassen, mit Entschiedenheit zurückwie«; auch die Entlak:«ng der Communen durch Uebrrnahme de» gelammten Polizeiivekenü aus den Staat sei »nthunlich. Abg. E. Richter übte, olnie irgend welche neue Beweisgründe bcizubringen, au der ganzen Steuerpolitik der Regierung eine scharfe Kritik, die schließlich in bestig« Angriffe gegen den Reichskanzler und seine Wirthschafts-, namentlich Hollpolilik auslies. Nach der Rede de« Fürsten BiSmarck ergriff daS Wort der Abg. v. Hüne. Darauf wurde die Debatte vertagt. TaS Nähere ergirbt der folgende Bericht: Abg. Richter bezeichiiete daS VerwendungSgesetz als über flüssig, denn e« sei „Och gar nicht sicher, ob der Reichstag die zur Ausführung desselben »Slhigcn Stenern bewilligen werde. Tie bis jetzt vorliegenden Projekte reichen auch gar nicht dazu au«, die er. forderliche» 10 Millionen Mark zu beschaffen, manche seien auch aussichtslos, z. B. die Wehr sie »er, gegen ivelche sich sogar Herr von Trcitschke erklärt habe, und die Quitt ungSst euer, sur welche nur der Aras Wilhelm BiSmarck eingclreten lei. Jetzt sei die Grundsteuer eine strirte: sie werde nicht erhöht, auch wenn der Werlh der Grundstücke durch Meliorationen gesteigert werde. Wenn aber »ach dem Plane der Lonservattven die Grundsteuer tu eine Lrtragsstcuer verwandelt werde, dann werde dieselbe mit der Fertigstellung der Meliorationen gesteigert werden und eine größere Belastung herbeisührrn, al- die sipirte Grund- steucr. Bisher Hab« man stet- »on einer Ueberwessung der Grund- und Gcdäudcslcucr an die Communen gesprochen und jetzt erkläre Herr von Wcdell-Ralchow, daß er den Erlaß vorziehc. Darin könne er, Redner, ihn, nur bristimmen; denn die Ucberweisung würde zu einem Zustande führen, der den Spitznamen des zur Be- ratyung stehenden Gesetze« „Berschwendnngsgesetz" rechtfertigen könne. Redner wandte sich daraus gegen die Bemerkungen de« Reichskanzler-, daß die Gemeinden überbürdet seien durch die Armen-, Schul- und PolizeiauSgaden, die eigentlich alle der Staat tragen müßte. Dagegen niüsse er sich entschieden verwahren; Preußen könne sto'z sein aus sein Gemeindeleben, daS solle man nicht stören, indem man chm die Hauptausgabrn entzieh«. Redner sprach die Hoffnung au», daß da» in dieser Beziehung in der Presse al» seine Aeußerung Verbreitete nicht zutreffend sei; jedenfalls habe der Finanzmintfter bezüglich der Polizei vorhin eine andere An- sicht geäußert. Auch ote Conservativen huldigten nicht so eeittra- liftische» Anschauungen. Bezüglich der Befreiung der untersten Stujen der Classensteuer sei nicht klar, ob man auch die Lommunal- Zuschläge dazu beseitigen wolle; ohne diese Loindinatiou habe die Entlastung keinen Werth. Die Entlastung in den 4 unterste» Stufen treffe viele einzelne Leute, Gesellen, Lvinmi» u. s. w.. sür welche die Staalsclassensteuer nicht drückend sei; in der 5. und den weiteren Stusen würden aber viele Familienväter hcrangezogen und zwar in steigend stärkerem Maße. Diese sollte man ent- lasten vielleicht dadurch, daß man da' Schulgeld beseitige (Der Reichskanzler macht dem Redner ut der Hank eine zu- sttminende Bewegung), da« komme de» Familienväter» zu Gute. Redner gab dann eine Kritik der Steuer», welch« den Erlaß er möglichen sollen, die aber dt« iu Entlastenden nur noch stärker de lasten würde», und schloß mit einer Reih« überaus heftiger Angriffe «egen den anivesrnden Ministerpräsidenten, die derselbe mit ironischer Heiterkeit, ja soaar mit Betsallklattchcn ausnodm. DaS FiaSco der uenen Zollpolitik liege klar vor Augen (Nicht wahr! ries Fürst BtSmara dazwischen), osfictelle Berichte seien nicht der Maßstab für ihren Erfolg, dir Millionen tm Lande wüßten besser darüber Bescheid pnd erführen da« in ihrem Portemonnaie. Mlntstcrvristdent Fürst Bi-marck: Ich ergreife da« Wort um so lieber, al- ich zum ersten Male seit langer Zeit die Gelegenheit habe, mein Einverständniß mit Herrn Richter in vielen Punclen zu constatiren. (Heiterkeit.) Da« ist mir in meinem ganzen Leben nicht passirt. Freilich hat » diesen anlea Eindruck abge- schwächt durch diejenigen Sätze, die er sich für den Schluß seiner Rede aufbewahrt ha«, gleichsam al- hätte eS ihm leid gethan, mir in so vielen Punkten entgegen zn kommen. Ich muß es mir dersaaen, die von dem Herrn Vorredner berührten alle Setten de« täglichen Leben- betreffrnde« Fragen zu besprechen. (Heiterkeit) Ich mnß mich mehr auf den mechanischen Weg beschränken, an der Hand der Notizen, die ich mir habe mocheu können — eS war mir natürlich »»möglich, mit dem Bleistift der Bcredttamkrit Herrn Richter - zu folgen — seine Ansichten zu widerlegen oder denselben zu widersprechen, denn Widerlegen kann man Niemand. (Heiterkeit.) Ich erklär« zunächst be stimmt, daß Ich Niemand irgend ein Versprechen gegeben habe, ich ha-r weder ein Huhn tm Tops Jemandem versprochen, noch sonst irgend etwa». Ich bin zu den Herren, dt« die Steuern z» bewillige» da- Recht haben, al- Bittender, al» Bettler gekommen, ich Hab« »tchtS versprochen. Theil- habe ich direct« Körbe bekommen. «Heils bin ich dilatorisch behandelt worden, indem man die Anträge der Regierung, die daraus berechnet waren, die Stellung der Regie rung klar zu »lache», auch in der Commissi»» einsnch eiiigcjargi hat. Ich hoffe, daß dieses Gesetz einer solchen Behandlung »ut» unterliegen wird, und sollte der Zeitraum zu kurz sein, bis zum Zusammentritt deö Reichstages, ui» dieses Gesetz zu ermögliche», so wird die Regierung in der Neüiwendigkcit sei», zu überlege», ob mit der Einwilligung de« LnndtageS durch Einberufung einer Nachseision dieses Gesetz zum Abschluß zu bringe» ist (Beifall rechts . Ich will hier nicht für die Abschaffung der Grundsteuer ciiilreleu. obgleich ich dieselbe sür eine ungerechte halte; ich freue mich, baß auch der Abg. Richter dagegen ist. Niemals aber werde ich dafür sein, die Grundsteuer als Maßstab sür die Zuschläge zu belrachle», ich halte dies sür einen falschen Weg. Der Abg. Richter ilcuui auch die Wehrsteuer eine neue Art von Classensteuer; die« muß ich be streiten. Dieselbe entspricht einem Gefühl der Gerechtigkeit den, Nn- mulh gegenüber, der sich dcS Soldaten bemächtige» muß, wen» ei» nach seiner Meinung diensitüchtiger Nachbar zu pause blcibi. Findet der Reichstag es nicht noihwrndlg, die Gerechtigkeit so weit in- Kleine zu treiben, dann wird c« andere Mittel geben, das zu erreichen, was wir wollen. Ich habe >m Gauzen das Princip, da« Derjenige, der nicht« hat, als seine beiden Hände, um sei» Brot zu enverben.^ganz steuerfrei sein solle. Ter sollte meines Erachten« sür de» «laai nicht »icht anders heraiigczogcn werden, als zur Beriheidigung des Daches, das ihn schützt. Es ist überhaupt kein Vergnüge», Steuern zu zahlen: es erhöht auch nicht da» Selbstgefühl. Den Gedanken, die Hälfte der Grund- und Gebäude st euer de» Communen zu überweisen, habe ich von meinen früheren College» in der Finanzvcnvaltung adoplirt. Mein Princip war tm Ganzen nicht sowohl die Abichaffung bestimmter Steuern vom Hause aue, darüber Hab« ich mir als alleiniger Träger de« Gedanlens ein Urtheil »ich» angcmaßt. Wir lerne» ja Alle noch. Sie wissen, daß man dadurch, daß man Minister wird, nicht sofort wesentlich klüger und einsichtiger wird als Andere. Ala» bedarf auch der Fühlung mit Dem, wa« eine Correctur seiner eigenen Ansichten herbeizuftlhrcv geeignet ist. So klug wird man nie wieder, als man al- Abge ordnete« obue Verantwortung war. (Große Heiterkeit.) Ich habe damals gesagt, daß da» Maas, der direkten Steuern zu do«h, da« der indirekten zu gering sei. Nachdem ich die Beispiele anderer Länder, wie Frankreich nnd England, studirl liatte. die un« beide an Ainaiizkrast überlegen sind, ging mein Bestreben dahin, einen wesentlichen Theil der direkten Steuern 'dcn üommuiialverbäiiden zu überweisen. Der Erste, welcher diesen Ge- danken aussprach, war der Minister Campdauiei, (Redner verliest, während er Platz nimmt, die bezügliche Stelle aut dem Werke über die Geschichte der Steuerreformen.) Nun stoßen wir tm Landtage »och beute aus die Besorgntß, daß die Ueberwetsung der dtetsetttgcn Einnahmen mit den Deckung-Mitteln im Reiche nicht conaruent ivare», wir sind also »» dem vttioscn Fall, daß un- tm Reichstage gesagt wird: „W>r wissen nicht, wie Preußen beschließtI" und um- aekebrt. Die Regierung bedarf ober einer festen Stellungnahme, um sich selbst zn binden, damit der Reichstag nicht sage» kann: „Wir wisse» nicht, was Ihr mit dem Geld« thut!" Die anderen Regierungen sind schon zum Theil gebunden durch ihre Gesetzgebungen: wenn Sic un- »un jetzt diesen Wunsch versagen, und wen» Hte da« Gesetz in der Lommission rinschlafen taffen oder obleknqt, dann aller- ding« stehen wir dem Reichstag« gegenüber ebenfalls ohne Sicher heit dessen wa- wir thun werden, aber doch nicht so verdächtig wie früher, indem wir unsere Bereitwilligkeit unzweideutig zu erkennen geben, mit dcn Mitteln, die der Reichstag bewilligt, nichts Anderes >u »hu», al» Steuererleichterungen einzusühren. Diese Gedanken ind ja nicht an Einem Tage entstanden, wildern refnlttrrn a»S den Erfahrungen meiner Amtsvorgänger. Stet» ist aber mein Be streben darauf gerichtet gewesen, durch Ueberwetsung der Steuern an die Commune die Lage der Elementarschullehrer zu verbessern. — Er ist dann gesagt worden, daß die zu geivährenden Mittel vorzugsweise dem die Grundsteuer zahlenden Elemente zu Guie kommen: dies trifft doch nicht ganz zu, denn es sind gerade die kleineren Landstädte. Hafenstädte, Binneaslädte, welche die Erbauung von Chausseen bei den Kreistagen beantrage» und in Petitionen au die Regierung fordern. -Herr Richter ist dann aus die Aenßerungen gekommen, welche die Zeitungen mir zu aeschrtebe» haben, »ach denen ich da« BerwendungSgrsetz überhaupt sür üderstüssig erklärt hatte. Er vergißt aber dt« Prämisse mit Wenn und Aber. Der Zustand, den ich al- wünschen-werth an geblich bezeichnet habe, wonach diese »der jene Last vom Staate getragen würde, ist ja nur erreichbar, wen» mit dem Verwendun g geie^dcr Ansaog gemacht wird. Wir müssen m stümperhafter Wri ' die ^achr bei einem Zipfel anfasscn. Kein Mensch kann die Reft ru, fertig ans den Tisch legen; dieselbe ist die Frucht mühsamer Arbeit »uv de- gegensemgen Entgegenkommen«. Ich sage deshalb: gehen Sie b.-n Weg, den lange Vorarbeiten tm Finanzministerium angebahnt habe». Da- Beste ist der Feind de- Guten, das möchte ich Sie bitten zu de herzige». Wenn dann nach zehn oder zwanzig Jahren unsere Kinder sagen: „Es ist besser geworden!" so können wir schon zufrieden sei», oo rxutt k-w oder »rovler tme ist dabei gleichgültig. Daß aber die Ein führung der Zollreform wirklich Bortheile gebracht bat, kann Niemand bestreiten, und so überzeußcnd sonst der Abg. Richter spr cht — ich behaupte, al» er da- Gegentheil behauptete, befand er sich t»c>> hundert ungläubigen Gesichtern gegenüber und im Lande bennden sich zwanzig Millionen ebenso ungläubige Gesichter! ^Widerspruch linkst Vom Parteistandpunet kann da« ja unerwünscht sein, wen» gewisse Reformen, welche andere Parteien auch mache» würden, von. der gegnerischen Partei gemacht werden. Man gönnt diesem Mini sterium den vernünftigen Gedanke» nicht. Mir fällt dabei ein gcssl- reicher College ein, der tm Jahre 1864 sagte: „Mein Gott, nun macht der Kerl meine Politik und verdirbt sie vollständig." (Heiter keit.) Biele haben auch daSGesühl von der Steuersähigkeitdr- Tabak-, aber man stellt es doch in Abrede, al« ob e- eine Schlechtigkeit wäre, au» Tabak Geld zu machen. Ich bekenne unumwunden, daß der Tabak mehr Geld bringen muß. Herr Rtckeet oder Richter, wenn sie an meiner Stell« ständen, würoen wahrscheinlich ebenso deuten. Ich strebe danach, mehr Geld zu bekommen. Mein College Delbrück wird mir bezeugen müssen, daß ich ihn gefragt habe, ob er durch sein Werk au« den fünfziger Jahren gegenüber dem Tabaks- monopol nicht gehindert wurde; er antwortete: »ein. in keiner Weise; da» TavakSmonopol war zur Zeit de« Zollvereins, der alle zwöls Jahre gekündigt werden konnte, unmöglich. Ich bin kein principieller Gegner davon; ein solcher war allerdings Camohauirii. aber er konnie sich der vorzüglich finanziellen Wirkung dieser Eiu- nabme doch nicht verschließen. Auch dir Stcmvet. und Getränke- steuer bietet «ine sehr gute Einnahmequelle. Bei unserem ttrscre» Parlament arische» Stand wird e« ja sehr schwer sein, solche Einrichlungen durchzuiühren; ich bin deshalb aus recht lange parlamentarische Kämpse gefaßt. Aber, meine Herren, ich werde nicht ein Haar breit abwelchen und wenn ich müde werde, werde ich zwar au-ruhen, aber so lange aus der Bresche verharren, bi« ich nicht mehr ander- kann. (Heiterkeit.! Do« erkläre ich zugleich, daß. während ich vor zwei Jahren die Absicht hatte, zuruckzntreten, wett ich mich körperlich nicht stark fühlte, die Sache fvrtzusetzen. nnd nicht bei meinen College», die Unterstützung fand, die ich bedurft«, ick es jetzt sür nützlich halte, zu constatiren, daß ich von diese» Belleltäten zurückackommen bin, — es sällt mir nicht «tu» zurückzutrelen! (Lebhafter Beifall recht-.) Ich weich« erst dann, b»« Se Majestät e» für gut befindet. DaS ist das Einzige, wa« mich au- dem Sattel heben könnlc. Ich habe auch den Gedanken schärfte ins Auge gefaßt, ob es nicht dem Vaterland« nützlicher wäre, wen« ich »liebe Beifall recht« ; und so lange «och «in Fade» «n mir »st, werde ich bleiben! — Man Hot «un davon getpeochrn. daß ich meine Meinung in Zolllachen gewechselt hätte. Vor dem R»ckteti« Delbrück's bade ich überhaupt I kein» Uederzevgnng perttetrn; Ick hatte gar nicht die Zeit dazu
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