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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188102143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-14
- Monat1881-02
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1881
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. und LrPrditio» Jehaaaesgasi« SS. Aprrchlioudkll her Ledaelioa Vormittag« 10—12 llhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. FiN n» »«««»« ««««»»« »er für »te ntchstkol,«»« Ru««rr peftt««tr» I»jer««e an Wochmta,« »t» 8 Uhr ROchmttta««, au L,»n- un» Keftta,« frütztzt«Uhr. 2» de« /Male« für 2ns.-^auah«r: Ott« Me»«. Unlv-rsitätsstrahe 22, L*»t« Lüsche, Kalharinenstraße 18, p. nnr bi« ' ,S Utzr. 45. Wgcr TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Ansage ^donnkmratovrei, viertel,. 4V» Mü. tncl. Brtuaerlohn 5 Dik„ durch dir Post bezogeo « VN. stuzeln« Jede einzeln« Nummer 25 Ps. Velagrremplar 10 Pf. Gebühre» für Lrtrabrilai «tz»e Poftbef-rderung SS Mt »tl PoftbesSrderung 48 Mt. ea Inserate Sgelpaltene Petttzeile L0 Pf. GrShere Schriften laut uaferem Prei«. vrrzeichnih. Tabrllortscher Satz noch höherem Tarif. Krrlamrn »nter drn lledactionsgrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind fteK a» dir EkZedltt«« za ieaden. — Rabatt wird aichl gegeben. Aahluug prnoauwanuisto oder durch Post- Vorschub- Montag den 14. Februar 1881. 75. Jahrgang. Leipzig, 14. Februar. Die parlamerrtarische Laste ist wohl geeignet, Ver stimmung hervoriurusen; denn die äußere» Umstände, unter denen der Reichstag zu der letzten Session der gegen wärtigen Gesetzgebung-Periode Zusammentritt, sind sehr un günstiger und unerquicklicher Art. Zunächst mutz schon durch die unentschuldbare und unbegreifliche RücksichlSloligkcit. welche in der Ansetzung einer kaum achttägigen Frist zwischen der Einberusunasordrr und der Eröffnung enthallcn ist. eine ge rechte Mißstimmung unter den RcichSdoten Platz greisen. Dazu kommt die leidige Thatsachc, daß das preußische Abgeordnetenhaus noch mitten in den wichtigsten Ge schäften steckt, deren Beendigung sich noch gar nicht abseht» läßt, und daß allerlei künstliche und störende Maßregel» gelrossen werden müssen, um der einen Körperschaft die Abwickelung ihrer letzten Arbeiten, der andern den Beginn ihrer Geschäfte ohne allzu große lluzuträqlichkcilen zu ermög lichen. Die Auencht, daß die Arbeiten de» Reichstag« unter der störenden Eoncurrenz de« Abgeordnetenhauses nicht recht in Fluß kommen können, baß vielleicht sogar bald eine kurze Dertagunst cintrclcn muß. wird den Eifer der Reichs- botcn, sich rechtzeitig und vollzählig in Berlin rinzusinden. aichl verstärken, und wenn wir aus« Reue da« in den letzten Jahren wiederholt beobachtete bedauerliche Schauspiel erleben müssen, daß der Reichstag längere Zeit mühsam mit »er Be schlußfähigkeit kämpft, so tragen daran die mangelhaften DiS- positwnen der Regierung, welche dem Landtag noch in letzter Stunde eine unerwartete große Ausgabe zumüthete und doch di« Einberufung de« Reichstag« nicht noch etwa- hinausschob, einen wesenllicden Thcil der Schuld. Die« die ungünstigen äußeren Umstände, unter denen der Reichstag Zusammentritt. Wa« den voraussichtlichen inneren Erfolg der bevorstehenden Session aulangt, fo ist eS ein nicht günstiger Umstand, daß sie die letzte der Legislaturperiode ist und daß die nahe bevor stehenden Reichstag Sw ahlen ganz unvermeidlich ihre» Einstuß auf die Lerhandlungcn und Entschließungen üben werde,!. Ertönte doch schon m den Arbeiten beS Abgeord netenhauses vernehmlich genug daS Geräusch der Wahlbewegung. lieber da« sachliche Ergcbniß Vieser Session wird heute Niemand Frage nehmen wirb, ist heule noch nicht zu erkennen; von de deutendem Ewfluß wird natürlich da« Resultat der Bcr- Handlungen llber da« Lerweadunasgesetz werden. Im Mttlelpuncke der neuen Session steven ferner die beiten social» und gewerbepolitlschen Gesetzentwürfe, die anS den Vorarbeiten de« VolkSwirthschastSrathS bekannt genug sind: dasUnfall Versicherung«- unvdavJnn un g«- arsetz. Mit lästiger Zudringlichkeit wird sodann der Vor schlag zweijähriger Bubgetperioden. durch die Aus nahme vom vorigen Jahre nicht abgeschrcckt, wieder aus der Bühne erscheinen. Der aesetzgeberilche Stofs ersten Range« dürste damit wohl abgelasien sein; aber er ist auch um- sassend genug, um die wichtigsten Fragen dcS politischen und namentlich de« wirthschasllichen Lebens in sich zu schließen. Wie sich unter dem Einfluß dieser gesetzgeberischen Arbeiten dir allgemeine politische Lage und die Stellung der Parteien gestalten wird, unter welchen Eindrücken wir in die Wahl- bewegung cintreten werden, ist eine noch ganz undurchsichtige Frage. Daß die vielbesprochenen „klärenden Ereignisse" biS jetzt eingetrelen seien, wird Niemand behaupten wollen; ob die ReichSlagSsession sie bringen wird, möchten wir bezweifeln Ein Anzeichen der augenblicklichen Verworrenheit wird wohl gleich die Präsidentenwahl sein. Der Bunve-rath hielt am Sonnabend eine Plenar sitzung unter dem Vorsitz de-Staatsministers v. Bötticher Man verständigte sich über die geschäftliche Behandlung der Entwürfe dctrefjend die Statistik des Verkehr« aus den deutschen Wasserstraßen; die Behandlung von Differenzen xvischen Declarationen und Revisionsbesund bezüglich der FeinbeitSnummern bei einzuführendem Garn; die Ausführung deS Anschlusses der Stadt Attona und der Unterclbe an da« deutsche Zollgebiet; die gerichtliche Verfolgung von Per sonen de« Solvatenstanve« wegen Dimsthandlüngen; die Bc- Dcntschland« an dein internationale» Eongreß sür deS Mit Elektriker zu Pari»; den Entwurf zu einer Ergänzung Etat« de« ReuchSaml« de« Innern pro l88l<82. D>c ' theiluua llber dir geschäftliche Behandlung der dem Bun desrath vorliegenden wichtigeren BeratyungSgegmstäiidc wurde entgegen genommen. Der StelchSkanzler hat, nachdem der volkSwirth- schasl-rath geschlossen war. die Mitglieder desselben zu einem Mahle cmgeladen. bei welchem auch ernste Dinge be sprochen wurden. Nach der Tafel, welche im Eongreßsaale abgehclllen wurde, unlerhielt der Fürst seine Gaste sehr liebens würdig mit Anekdoten au« seinem Leben, sprach dem Eiscn- former Kannen seine Anerkennung für die Entschiedenheit an». Handlungen zuaehen w und Ansichten der Minorität erfahre und bei seinen Arbeiten be nutzen könne. Ein schutzzöllncrischer Führer fragte den Kanzler, ob e« nicht nothwenvig sei, im Interesse unserer Industrie die Etansel der meistbegünstigten Nationen in unseren Handelsverträgen zu beseitigen. Der Reichskanzler erwiderte, em solches Borgchen liege nicht im Interesse unsere« Handel- uud unserer Industrie; manche unserer Nachbarn würden cS mit Freuden begrüßen als eine willkommene Gelegenheit, zu unserem Schaden ihre Revanchegelüste von dem politischen au da« handelspolitisch« Gebiet zu übertragen. Die Osficiöfen beschäftigen sich bereit« mit dem Institut de« deutschen BolkSwirtdschastSrathe«. Der Beschluß, den preußischen DolkSwirthschaslSrath in eine Einrichtung für aauz Deutschland umznwanveln. sei nicht ohne vorherige Anfrage bei den Einzelregicrungen gesoßt worden, und eS dürfe angenommen werden, daß von allen Seiten zustimmende Aul Worte» erfolgt seien. Inzwischen darf, so heißt e« Weiler, daran erinnert werden, daß von vornherein die Schaffung eine« deutschen BolkSwirlhschaftßrath« in Aussicht genommen war und daß der versuch, welche» man zuerst mit der preußischen Institution machte, dielsach aus die Bermuthunq zurückgesührt wurde, daß von verschiedene» Seiten Einspruch erhob«« worden sei. Möglich, daß man bei Gelegenheit der Reich-lagSdebatten nähere Aufklärung darüber geben wird. In der letzten Sitzung der Commission sür da« BurweadunaSgesetz im preußischen Abgeordnetenhaus drei Antrag« emgebracht, weiche sämmtlich in ihren Grundlagen von dem Entwurf der Regierung abweichen. Zu dem einen derselben hatten die Nation «illiberalen Mitglieder sich vereinigt, die beiden andern gingen von drn Abgeordneten von Hammerstrin unk von Hüne au«. Die Commission kam batv zu der Erkenntniß, daß der Bo- ratkung über diese Vorschläge eine eingehende Information vorhcrgchen müsse, und auch der Herr Finanzniinister erklärte sich außer Staude, sofort zu den einzelne» Anträgen Stellung zu nehmen. Die Sitzung wurde daher auf kommenden Mon tag vertagt. Auch der Sohn de« Reichskanzler«. Gras Wilhelm BiSmarck, trägt sich mit Sleuerprojretcn. Wie eS heißt, hat Gras Wilhelm die Absicht, seinerseits einen Antrag aus Einsllhrung der Börsensteuer im Reichstage einzubringen. Er will eine ^lmsatz-Wertdstener unk eine mäßige Coupon- steuer Vorschlag«. Der bekanntlich dem RcicliSkanzlcr „scbr nahe stebende" Abgeordnete wirk seinen Antrag mit dem Ans prüche Miguel'« mctiviren. daß Preußen mit dem Bctlellack bei den Kleinstaalen zur Bestreitung der Militair-AuSgabe» herumgehe» müsse. I» Berlin soll in den nächsten Tagen die Gründung eines Verein« gegen die Wucherer vor sich gehen. Die Mitglieder de« Verein« und aucb NickNinilglieder sollen beim Vorstände alle diejenigen Fälle zur Kenn in iß bringen, in welchen sie oder Andere durch Wucherer geschädigt und. Der Verein glaubt dadurch Material sür richlertuHk E»l- cheidungen sammeln zu können, da aus mehreren Fällen leichter da« Verkandcnsein eine« geioerbSmäßigen Wuchers »achgewiescn werden kann. Ferner soll der Verein der Ver waltung der RcichSbank vertraulich die Namen der Wucherer mittheilen, damit die Reichsbauk Werkle! auS solcher Quelle nicht mehr discontire. Wenn der Verein von saubere» Händen geleitet wird, so kann er. wie «iu Berliner Blatt mil Reckt betont, Gute« wirke». Die schönen Worte de« Herrn v Lutz ballen in der Thal im Deutsche» Reiche wider, lieber die Antwort der bairi- cken Regierung aus die Iörg'scke Interpellation bemerkt der „Schwäbische Merkur": Mil den Schlußworien der Er klärung der bairischen Regierung werde der Naget aus den Kops getrosten. die Einzelstaatcn würden gegen ihr eigene« Wohl blindlings ankämpsen, »oenn sie auS VersastiingSbedenken, welche ja gründlich untersucht eventuell descitigl werden könnten, da« Zustandekommen einer beilvollen Vorlage ver- hinderlcu. Alle» in Allem genommen hake die bairisch« Regierung die Streitfrage in musterhafter Weise zur Lösung gestellt. DaS deutsche KriegSlchsst „Victoria" hat, >vie officiö« «meldet wird. Gibraltar verlassen und ist nach der West- üstc von Afrika abgekämpft, um an den dortigen Einge borenen Genuglhuung zu »ebmcn für Mißhandlung deutscher Schiffbrüchigen »nt Plünderung des Wracks. Die „Victoria" wurde dis vergangenen Dienstag in Gibraltar zurlickge- hallen, weil sie die Antwort der englischen Regienmg aus die Anfrage Deutschland«, ob sich England nicktt mil einem Schisse an der Expedition brthciligen wolle, in Gibraltar ab- wartete. Diese Antwort ist der „Victoria" llbcrbrackt worden und lautet dahin, daß die englische Regierung cS ablchnl, sich an dem Unternehmen zu beteiligen. Der „Slaal«anzeigcr sür Württemberg" schreibt: „Die Nachrichten au« Cannes über daS Befinde» de« König« unk der Königin lauten fortwährend günstig, die entgegcn- stehcnden, von den Zcitnngen gebrachten Gerüchte können er freulicher Weise als grundlos bezeichnet werde». DaS ein- aelretene FrühlingSwetter gestaltet längere Bewegung im Freien und wirb täglich zu größeren S pazcerfahrlcn und Fuß- promenaden benutzt." In der Wahlbewegung in Weimar zeigt eS sich wieder einmal, welcherlei Bestrebungen zu schmeicheln die Forlschrill-parlei mit ihren Grundsätzen vereinbar hält. In einer Rede, die dort der Abg Eugen Richter gehalten, wird, wie bereit» gestern kervorgchoben, der ödeste und traurigste ParltculariSmuS zu Gunsten de- fortschritt lichen Candidaten ausgedoten. Wo die fortschrittliche Agitation in deutschen Mittel- und Kleinstaaten austritt» wird allemal mit den Uebergristen de« Reich« in die Souveränetät der Einzelslaaten opcnrl. In Weimar verschmähte Herr Richter eS nicht, daS Gespenst de« Einheitsstaats erscheinen zu lasten, und die wirlhschaftlicbcn Pläne de« Reichskanzler«, namentlich da« Unsallversicderu n^Sgesetz, unter dem armseligen GesichlSpunct zu kritisiren. ne bezweckten, sür da« Reich Eroberungen aus Kosten der Hoheit der Bundesstaaten zu machen. Wenn wir vom grünen Tisch solche Beweis» gründe hören, so nehmen wir sie als etwa« GcwohnlcS und Verzeihliche« hin. Aber vom Führer der „Deutschen Fortschrittspartei"! da hat nickt nur der Reichskanzler, sondern auch Herr von Lutz in München doch eine höhere Austastung von drn nationalen Pflichten und Ausgaben. Wir aber ziehen daraus wieder einmal den Schluß, baß e« noch nicht an der Zeit ist. auS unserm Parlcibanner da« Wort „national" zu streichen. Lcssina ist in Wien geächtet worden. Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht den Wortlaut de« polizeilichen Verbote«, welche« gegen den von den Sludirendcn am Todestage Lessing'S beabsichtigten Fackelzug gerichtet ist. DaS Verbot stützt sich aus da6 Gesetz llber da« Versammlimgsrccht. El untersagt diese« Gcietz Versammlungen unter freiem Himmel für den Ort und besten sünsmeiligm Umkreis, m welchem der ReichSrath oder der .Landtag versammelt sind. Die Polire verbot ebenso während de« Festcommcr» da» Lied „Deutsche Worte hör' ich wieder »c." abzusingen. Wer erinnerte sich nicht dabei der Worte Platen'« im „romantischen Qedip»«": „O Lessina, wende dich im Grab« um!" In Pari- ist di« DiScustion über die auswärtige Politik Frankreich« in ein sehr lebhafte« 5rmpo gerat Heu. Dank den beiden bekannten Artikeln der ..Norddeutschen All gemeinen Zeitung". Rach einer Depesche au« Pari« v»m Sonnabend veröffentlicht bie „Revue poiitique" emen Artikel von Reinach. „Die falsche Friedenspolitik", welche die Politik Bart helemv'S als gefährlich nicht allein für drn Frieden im Orient, sondern sür den Frieden und die Würde Frank reich« anklaql. Der Artikel beschuldigt Barthelemy, die Enl- icdcivung de« Conareste« verkannt, da« europäische Concert blos» gestellt, den politischen Credit Frankreich« im Orient erschüttert und den Krieg wahrscheinlich gemacht zu haben. Die Politik brr Nichteinmischung, wrlche fälschlich die Politik de« Frieden« genannt werde, sei eine Politik der Vernichtung und De» müthigung Frankreich«. Der Schluß geht dabin, man mü^ zu nner wahrhaft französischen Politik rurückkebren, di« sriev- lichen Absichten Frankreich« könnten heut« für Niemanden zweisel- Haft sein. Der Artikel wird in Pari« al« einr indirekte Antwort auf den Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeilung" angesehen. Die unabhängige „Liberi«" veröffent licht einen sehr verständigen, sür Gambetla freundlichen Artikel, worin Derselbe ermähnt wird, sich die Angriffe der Nvrdd. Allg. Zig " als Lehre dienen zu lasten. Presse und Regierung von England sind sehr eifersüchtig aus die diplomatischen Lorbeeren Herrn Goschen'-. „Es könne, so wird ossicik« auS London telegraphirt, von einem Scheitern der Mission Goschen« keine Rede sein." Wir önneu den Engländern dieses Vergnügen schon gönnen. Nach Hem. wa« man sich in Wien in Bolschaslcrkrciscn erzählt, wäre eS in der That keinem Zweisel unterworfen, daß Herr Golchen in Berlin im Greßen und Ganzen erfolgreich ge wesen. DaS Ersuchen, womit Derselbe an Fürst Bismarck herantral, bestand, wie man von Seiten der englischen Bel- ichasl in Wien zugeslchl. darin, Drulschland möge bei kcn Zcmühungen. eine friedliche Lösung der griechisch-lürli- ck>en Differenz zu ermöglichen, die Führung übernehmen und zwar vor Allein seinen Einstuß eiusrtzen, um die Psorle zu Concessionen zu bestimmen, welch« den Mächte» eine ge nügende Handhabe bieten würden, Griechenland zuni Einlenkcn in friedliche Bahnen zu bestimmen. Wir man weiter erzählt, hätte Fürst Bismarck sich unter der Bedingung bereit erklärt, der Aufforderung England« Folge zu leisten, daß alle Machte damit einverstanden seien, wenn Deutschland die teilende Rolle übernehme. Nachdem Die« jetzt geschehen, dürfe Göschen'» Mission als vollständig gelungen betrachtet werden Man erwartet Dem entsprechend, daß Gras Hatzselkl in Konstan- linopel die Führung der bevorstehenden diplomatischen Aclicn übernehme» wird. General Colle» hat. wie der englische StaatSsecretair de« Kriege-, ChilderS. in der Londoner Presse erklären läßt, um Verstärkungen gebeten; ein neue« Anzeichen dafür, daß der Krieg im Transvaal «inen sür die englische» Dassen ehr ungünstigen Verlaus nimmt. Die BocrS misten da« 'errain geschickt auSrunützen und bewähren sich alS auS- eichneke Schützen. Da sie aus den Höhen postirt sind, so irrrschcn sie die auS Natal und Transvaal führenden Straßen, aus denen die Engländer allein vorrücken können, vollkommen, obwohl sie General (sollet, gegenüber in der Minderheit sind. Der Plan der Boer« ist. da« mit Artillerie- material reichlich ouSgestattete Newcastle, welche« nur wenige Meilen von der Grenze in der zwischen Transvaal ^ ^ ' "reistaat einspringcnden Spitze von Colley machte zu vertreiben; allein vergeben«, denn er selbst entging mit seine» Tapferen nur mil genauer Noth der vollständigen Einschließung und der Gesangeiischast. Die Stärke der BcerS bcl diesem Zusammenstoß wird aus 500 Mann geschätzt. Colley fehlt offenbar jeder stralegifche Blick; er ist ein tüchliaer Haudegen und uianvvrirl mit gleicher Unvorsichtigkeit und Ungeschicklich keit wie seiner Zeit General C helmSford. Die Kritik der Londoner Zelltinge» daher auch jetzt mil chm scharf in« Gericht. „Daily New«" glaubt, daß seine Lage, selbst nach dem er daö Lager erreicht, äußerst kritisch sei. Dir Oerklich- keit de» Lager« sei so schlecht au-qewähll, daß dasselbe von allen Seiten beherrscht werde. Schon jetzt mangele eS an Lebensmitteln, vor Allem aber dürfe man nicht vergessen, daß Colley in den Tressen von LangS-Nck und Jngogo mindesten» ein Drillet srincr Truppenstärke eingcbüßt habe. Colley könne weder vorwärt« noch rückwärts; nach den Er- abningen de« Trösten« von Jngogo sei e« ganz undenkbar, laß er im Stand« sein würde, tue Straße nach Newcastle «von wo er vor Kurzem so hoffnungsvoll auSgerückt) zu sorriren. Colley müsse also warten, bl« er von den zur Ver stärkung heranmarschircnden Truppen entsetzt wird. England schickt sich an. seine» Einfluß in Afghanistan auszugrvcn. Wie di« „St. Iame«' Gazelle" erfahrt, hat die Regierung in Gemeinschaft mit dem indischen Rath die vorgcschlagene Räumung Kandahar« abermals in Be rat bung gezogen und siebt ein Schritt nahe bevor, der von dem diSyer beschlossenen etwa« abweicht. Ein eingoborner Herrscher soll unter dem Schutze der englischen Regierung zum Gouverneur von Kandahar ernannt werden. Die eng lischen und indischen Truppen würden auS Konkabar zurü gezogen werben und im Pifchinthale in kurzer Enlsernunc von der Stadt em Lager beziehen, um keinen langen Marsch inrücklegen zu müssen, wenn unvorhergesehene Umstände ein Vorrücken nöthig machen sollten Der Aschantikrieg, welcher in Aussicht steht, erregt in England sehr lebhafte Besorgnisse. Seit Wolseley in Eumassi« einmarschlrtr und Stadt und KvniczSwobnung verbrckttnte, hat man sich wenig mehr mit dem großen Neger- reiche jenseits de« Prahstuste« beschästiat. König Kossi könnte, fall» er im eigrnen Lande keinen Widerspruch findet an M.OOV Man» tapferer Krieger in- Feld stellen. Dein gegenüber verfügen die Engländer in Cape Coast Castle einstweilen dlo« über da« TruppencorpS der Hausta« und rine Abtheilnng de« l. westindischen Regiment«, während eine andere Abtheilung von 2LÜ Mann bereit» von Sierra Leone unter die Regierung ihre Thätigkeit vorwiegend inneren Reformen zuwenden werde. Vorirag von Frl. Äugnjle Schmidt. Z Leipzig, lS. Februar. Der Vortrag, weichen Frl. Schmidt gestern im Saale der höheren Schule für Mädchen über da« Ideal der Frau in der deutschen Dichtung hielt, war nach Form und Inhalt so geistreich und au- preche»d, daß er noch eine größere Theilnahme verdiente. >o» den zwei Polen der Mciischenseele, deren einer sich zur erde, der andere zum Himmel wendet, uud von der Selm licht deS Meirichen nach de, Mittagshöhe, in ivelchcr Leib- iche« und Gcistige« in schönster Harmonie austritt, nnSgeheiid, childerle dir Rcknerin, was die Kunst in dieser Hinsicht von den ältesten Zeiten an geschaffen und welche tzraueniteale sie ausgestellt habe. Sie begann mit dem Volle der Inder und cichuele an dem Bilde der Sakuntala da« Leiden und Entsagen, die Gattcntreue. die Ausopserung sür den Mann die indischen Frauen. Dann beleuchtete sie die idealen Fraucii- cestalten der griechischen Dichter, eine Penelope, Helena, Metria, Anligone. ivelche letztere wie ein Stern durch Jahr hunderte gewandert sei. Zu den alldeutschen Dichtungen Übergebend, in welchen der reine Zauber der Schönheit auftrete und Ideale sich entsäueren wie sie keine andere Nation aufweise, schilderte sie die Frauen der altdeutschen Sage, die Brunhild. Kriemlnld, Gudrun. und zeigte u. A.. wie zur Zeit de« SlreileS unter den Männern die Frauen rein au« dem Leidcnschaslssturme hervorqehe». DaS romantische Rttler- Ideal erkannte sie als wenig au-gicbig sirr die Fraucnpocsie; -Zarcival, Tristan und Isolde, die treue Maid de« armen Heinrich re. halten ihre Schwächen und durch drei Jahr hunderte hin fehle da« wahre Frauenideal säst ganz; selbst «in Epos zeige sich selten eine ansprechende weibliche Gestalt. Erst al« der Nationalsinn erwacht sei» habe sich auch da» Ideal der Frau wieder erhoben. Die Rcdncrin betrachtete nun die Frauenbilder Klopstock'S «Meta. Fanny, Cibli), Wieland'« (Rezia), Lessing'S (Minna von Banihelm. Emilia Galotti. Rccha) und wandte sich dann den Frauendilder» in den Schiller'schen und Goethe'- ß Im chen Dichtungen zu. Mit Recht behauptete sie. daß hin wenige mieilen von oer grenze >n oer zwiici „nt ocm Oranje-Freistaat einspringcnd« Natc-*-geleg«kk ist, in ihre Hände zu bekommen, den Versuch, die Boer« au« ihrrn Stellungen weg« ist- In Albanien sind wieder Unruhen »»«gebrochen. De, „Aaencr Hava«" wird an« Ragufa gemeldet, von den katholisch-» Bergbewohnern Albanien« wäre «in größerer für Tust bestimmter Transport mit Munition unk Lebensmitteln weagenemmen, die denselben begleitende militairische Be veckuno sei gefangen genommen worden. Ueoer die Pläne de« neuen spanifchen Ministerium- lieg«» heute wiederum telegraphische Nachrichten a»4 Madri »»». Der Ministerrath hat beschlossen, keine Prorrsse gegen die im Ausland weilenden Mitglieder der weiter nach link» gehenden Partrim anzustrrngen und ihre Rückkehr zu gestatten. Für Prrßvergehen soll eine vollkommene Amnestie folgen. Da« neue Preßgesetz soll den Corte« vorgetegt werden. In Betreff EubaS wird jede Entscheidung vertagt, um Mar tine; Camps«, dessen Name ans dm Antillen einen guten Klang hat, die vollkommenste Freiheit de« Handeln« zu ermvg lichen. Dir Nothwmdigkeit, vor dm neuen Corteswadle, da« Beamtenpersonal zn wrchsctn uud Gemeinde- unvProvinzial wählen abhallm zu lassen, zwingt da«Cabinrt. wäbrrnv de« näch-mHalbjahrr«dieGtoal«au»gabm »«-Maßgabe de«aegm wärtigm B»dge»«ei»zurichlen. wie di« versaffnng da«vorschrr,d» Damit werden alle Finanzoperationen. wirConovasste brabsich tigt«, bi« 1882 verschoben. Die gegenwärtigen Corte» werden bis« zufaminmderusen. um da« Vnvgel für sechs Monate zu genehmigen, sollen dann aber ausgelöst werden Vrga > »r»tj» bereitet ei» Rundschreiben »ar de« Inhalt«, daß seien. sreu hinein, ^vabei warf die Vortragende «men Blick aus Schiller'« Lomiq^Tbekla. Gertrud und Jungfrau »m, Orleair« und wie« aus dm fangen Weg von Sakuntala bi« zur Ieanne dArc hin. Gani besondere« und begeisterte» Eingehen widmete sie den Gort he's cbm Frarrengestalt«, in denen die höchsten und schönsten Idval« sich offenbaren. Wir finden in Greichen da« Geschick eine« Weibe«, welche« sich in dem cinm niedern Pol de» Menschenleben« verfielt, sich aber im entgegengesetzten höher» wiever findet, und auch die übrigen Fraueablldrr: Leonor«. Dorothea. Iph ia e n» a, Mignon, Elärchen «. verklären in ergreifender Weise di« echte Weiblichkeit. Zuletzt blickte die Rednerin aus die Krauen- ' chrhnndert« und der neueren Zeit hin, und ckrhast Ideal« in dm Dichtung« sehr ab genommen Hab«, w»e hie und da nur Earicaturm austreten, und berechnend«, niebria denkende Krauen in dm Vordergrund sich dräng«. Der Dichter solle aber nicht die nackt« Wirk lichkeit schildern, sondern zum Lichte de« Ideal» emvorsteigm; e« seien neue Urbilder zu schaffen; denn wa« die Sonne sür dm Mond, da« sei da« hehre Urbild sür dm Dichter. Leb hafter Beifall lohnte die Vortragende, dir auch diesmal wieder zeigte, wie gründlich sie aus de« Feld« der Litcratur be wandert ist. Vermischtes. U Au« Thüringen, ll. Februar. In den beiden Resi denzstädten der Herzogthümer Koburg und Gotha spielt die Opcrnfrage immer »och eine bedeutende Rolle, zumal die Tagmblätter mit wahren und falschen vermischten Mit- theilungcn reichlich versehen werden. In Koburg, welche« jedenfalls am härtesten mil der Aufhebung der Oper betroffen wird, haben die städtischen Behörden eme gemischte Com mission nicvergesctzt zurPrüsunader Frage: oo und eventuell welcher Betrag au« städtischen Mittel» für Erhaltung der Oper verwilligl wcrdei sonne? Dieselbe hal gestern in einer gemeinschaftlichen Sitzung de« Magistrat« und der Stadtverordnetm-Vrrsammliina reserirt und drn Antrag ge stellt: Der Magistrat und die Skadlvervrbnckrn-Versammlung wolle beschließen, daß l) für Forlerhaltung der Oper ein jährlicher Zufchuß von 8000 Mark auS Mitteln der Statt« raffe gewährt iverde, und zwar zunächst aus 3 Jahre: 2) taß dir im Unilaus befindlich«, ans Fvrterhaltuna der k^per gerich tete Petition al« städtische Angelegenheit behandelt unk durch die beiden Vorsitzenden der städtischen Cellcgim dem Herzog balktdunlichst überreicht werk«. Dieser Antrag wurde wo bi einstimmig anamommm, hak aber zur Ldsung der Frage wring zu bedeuten, denn kiese 5000 Mark find gegenüber drm be- veutmbrn Zuschuss- zu dm Kost« der O per seilen« de« Herzog« doch nur ein Tropsm aus einen beißen Stein. Hofft man aber, da» der gemeinschaftliche Landtag einen größeren Zuschuß au« SlaalSmitteln verwllligm werde, so giebt man sich de, der Zusammensetzung desselben nner großen Illusion hin. da da« Land, außer dm beiden Residenzstädten, gar kein Interesse an der Erhaltung der Oper hat. Q Halle a. V. S. ll. Februar. La» große Comit« unserer Gewerbe- vnv Industrie-Ausstellung hal sich ferner durch solamde Herr« verstärkt: Oberbcrgralh Hör necke von hier. Obersvriirr Brecher an« Zöckeritz bei Bitter- seld, Lchgerbcrmeistrr MathesiuS von hier OssicirkI wird au» der letzten Sitzung de« EomitSS mitgetheilt, daß der Elal in Ausgabe und Einnahme um löo.ooo Mk. erhöht wurde. Die Erhöhung wirb in der AnSgade hauptsächlich durch die cr- sorderlich geworden« ErweitcrungSbaulm bedingt. In den Einnabmen fiaurirm dafür größrrr Posim an Platzmiethe statt 80.000 Mk. l>0,000 Mt.. Erträgniß der Restaurant» statt 45.000Mk . 00.000Mk. w. Ferner wurden di-Bestimmungen be züglich de«Preisgericht« nochmal« dnrch berakhen und schließlich r Einte z-nedmigt. Die Frage der E»nlritt»preise wnrdr durch folgende Festsetzungen erledigt: Vorstand«- und Comits-Mirgli-t-r sowie Aussteller boom km freies sondern nur ermäßigie« Enträ«. Einzel-Billet« (Montag, DienStaa, Mittwoch. Fre,- tag. Sonnabend) von tO Uhr früh b>« 8 Uhr AbendS I Mk Sonntags il»k ^ — h—10 UI Besuch ag» link Festtag«, sowie Donnerstag« 50 Pfg. (von Uhr), l Mk. über den TageSvrei« 2 MI, resp l.50 Mk. de« Garten« von 8 Uhr Abend« an 80 Psq Dau-^
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