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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188102174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-02
- Tag1881-02-17
- Monat1881-02
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1881
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Lrüectio« »ut Erpedtti«» Jo-amw-gaff« 33. SPrrchK»adt« drr Krdarli-u: Vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 4—6 Uhr. gm »t« Mia,-»« Wi»«,xny» »>« »edacn«» »ichl »<kd»»uch. h«v si»r »tr »Lchfts«l^»e «>»»er üestt»«ken J»s»r«te «» Wochmttagr» Pi« » Uhr Nachmitt«,». «> La«« un» Fest»»,«» srütz Pt»lltzr. 3n dkn Iilialru f»r Zns.-^anahme; vtt« Mrm«. UuiversititSstraß« SS, Laut» vösche. katharine-straße 18. p. nur bi» ,8 Utzr. eiprigtrTagrblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I«,S0V. Ltz«illt»,ut„rri, viertel,. 4'/, Mit., mcl. Brinaerlohu 3 Mt., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede rinzelae Nummer 25 Ps. Belegeremplar 10 Ps. Gebühr«» für itrtrabeilagr, ahne Poftbesärderung 30 Mk. «it Postbesürderung 43 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile L0 Pf. GrStzere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;. Tabellarischer Satz nach höherem Taris. Uerlamen unter den Uedaction»strich die Spaltzeile 40 Ps. Inserate sind stelS an die vrtzevlttau zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenumerancio oder durch Post- Vorschuß. 48. Donnerstag den 17. Februar 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Da« 2te Stück de« diesjährig« Reich»»Gesetzblatte» ist bei un» eingeaangen und wird bt- zu« 7. März IS. aus dem RatdyauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich au-hängm. Dasielbe enthält: Nr. 1401. Verordnung, betreffend die Eaution de» Rendanten der Bureaucasse vei dem Reich-amt de« Innern. Vom 2. Februar 1881. Nr. 1102. Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Lesterreichisch-Ungarischen Monarchie wegen Be glaubigung der Vvn öffentlichen Behörden und Beamten ausgestellt« oder beglaubigten Urkunden. Nr. 1403. Bekanntmachung, betreffend diejenigen obersten Verwaltungsbehörden und höheren Verwaltung». Lehörden irn Deutschen Reiche und in der Oester- reichisck - Ungarischen Monarchie, deren Urkunden einer Beglaubigung nicht bedürfen. Vom 2. Februar 1881. Leipzig, den 14. Februar 1881. Der Skat- der Dtadt Leipzig. vr. Georgi.Stöß. Bekanntmachung. Für den Termin Ostern d». Z» sind vier AnSstattunaS- stipcndien im Betrage von 77 Mark 8 Pf.. 67 Mark 4L Ps. und zweimal 40 Mark 47 Ps. an hiesige, unbescholtene arme BürgerStöckter, welche sich in der Zeit von Ostern v. I. bi» Ostern d. I. verheirathet haben, von un» zu vergeben und sind schriftliche Gesuche um diese Stipendien unter Beifügung der Eheschließung-bescheinigung. eine» von zwei hiesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisse« über di« Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie wa< da» eme, nur an ehelich Geborene zu vergebende Wieder» kehrer'sche Stipendium von 40 Mark 47 Ps. anlangt, einer Geburt»bescheinigung bis zum lS. März d. I. aus dem Rachhause, 1. Etage, Zimmer Rr. 1L. einzureichen. Leipzig, den 14. Februar 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. . Harrwitz. Bekanntmachung. Die im Lauf« de« Jahm» 186» «U Leichen Sr»a«-se»«r, sowie die im Jahre 1871 mit Leich« von Kinder» besetzten Gräber auf den hiesig« Krichhösen kommen im gegenwärtigen Jabre zum Verfall. Leipzig, am I I. Februar 1881. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. tch-Äurtion. Areitag, dm 18. Fsebruar «. o. soll« von vor mittag» s Uhr an im Gra-dorser Forstreviere ans dem diesjährig« Mittelwaldschlaae im sogenannt« Sladitz ca. 106 Langhausen, » 20 Abraam-aufe» und » 325 Stück Reifstabe unter dm im Termine an Ort und Stelle öffentlich auS- aehangmm Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im sogenannt« Staditz. Leipzig, am 1. Februar 1881. De« Rath» Forst-Dep»tatt»«. der Bekanntmachung. Im SuctionSloeale de« hiesigen Königlichen Amtsgericht« (Scke Harkortstrahe und Pleißengaste) sollen de« 18. Februar 1881, Bormittag« 10 Uhr, dir zu einer LoncurSmasse gehörigen Büchervorräth«. nämlich 1200 Exemplare Andersen, ans gewählte Märchen, roh. Reich«, Führ« aus dem Lebenswege, 1K00 Exempl., »nd zwar 1600 Lrempl. roh, HOP Lxempl. in Prachtband gedund«, äffentlich an den Mclstbieten den gegen sofortige Baarzadlung versteigert werden. Leipzig, de» 16. Februar 1381. Ter Gericht«»,!ztrher de« SSnigliche» «mtd^rtchtd. Freyga»g. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 17. Fetrvar. Die Thronrede, mit welcher der vicepräsident de« preußischen Slaat-ministerium«. Gras Ttolberg-Der- nigerode. im Ramm de« Kaiser« und al« Stellvertreter de« Reichskanzler« dm Reichstag eröffnet hat, ist mit tiefem Stillschweigen seiten« der im weiß« Saale anwesenden Reichs bote« ausgenommen worden. Trocken im Ton. nüchtern dem Inhalte nach, erscheint sie al« der Ausdruck der allgemeinen Stimmung deS Landes. Ueberraschende« ist in dieser Kund gebung der Regierung nicht zu find«; erfrischend wirkte nur der dentliche Hinwei« aus die freundlichen Beziehung« de« Reiche« zu seinen Nachbarn. Die Betonung de« Ver hältnisse« zu den unS benachbarten Reich«, der Freundschaft unsere« Kaiser« mit d« -Herrschern derselben eröffnet eine Perspective, welche in der Feme da« Dreikaiserbündniß wieder erschein« läßt. BemerkenSwcrth ist, daß Frank- reich. Oesterreich und Rußla»d al« von einem etwaig« local« Kriege unberührt bingcstellt wert»«. Di« diploma» tische Thätigkeit de« Reichskanzler« zu Gunst« de«grieden» findet durch diese Versicherung eme glänzende Rechtfertigung und fast scheint e«, al« wäre damit ein Ruhepunct bezeichnet, an welchem da« friedenöbcdürslige Europa angelaugt ist. ,.E« befiebt keine principicllc Meinungsverschiedenheit zwischen den Großmächten" — da« ist der Llcktvunct dieser Rede. Betreff» der griechischen Frage läßt die Thronrede die Möglichkeit eines Kriege» off«; mit großer Bestimmtheit gießt sie aber zu versteh«, daß rin solcher Krieg, wenn unver meidlich. locansirt blciben werke. Nach Alledem dürfen wir hoff«, daß die Beunruhigung, welch« durch den letzten Feldzug der osficiös« Presse hervorgerusen wurde, bald gänzlich schwinden werde. Wir begrüß« diese Theile der Rede mit unverhohlener Freude und patriotischer Gcnugtkuung. denn anch Deutschland bedarf de« Frieden«. Unter dm Aufgaben, ivelcke die Thronrede de« Reichs tag« hinstellt. nimmt die Steuersrage den erst« Platz ein Höchst seltsam dünkl un«. daß in dieser Beziehung neben dm weiteren Zuwmdimgen an die Einzrlstaa ten, oder vielmehr in erster Linie, wieder «die finanzielle Selbstständig keit de« Reiche«" al« erstrebmSwerthe« Ziel bezeichnet wird. Der tz. 8 de« Gesetze« vom lö. Juli I87S (Antrag Zranckmstein) hat da« Institut der Matricularbeilräge einstweilen verewigt, und nach dem bekannt« Beschlüsse der Eoburgrr Ministerwnserenz sollen die jetzt dem Reichstage zugemutbetcn Steuerbewilligungen wiederum den Einzelstaalen zu Gute komm«, also nicht zur Herabminderung der Ma- tricularbeiträge verwendet werde». Wie unter dies« Um länden die finanzielle Selbstständigkeit de« Reich« gefördert werden soll, bleibt bi« ans Weitere« unverständlich. Hin sichtlich der dm Einzelstaaten noch fernerhin zuzuwendend« Beträge ist von Wichtigkeit da« Zugeständnis, daß für die Bemessung derselben erst die deftnitive Gestattung der Ein nahme» au« den im Jahre I87S neu bewilliglm Zoll« abzu- warlen sei. Nicht ganz logisch ist e« dann aber, wenn schon etzl „eine Vermehrung der für jene Zwecke zu verwendenden Einnahmen" ohne genaue Kenntniß von dem Umfange des wirklich« Bedürfnisses vorgenom m« werden soll. Daß bei der Auszählung der Mittel, mit dm« man diese Vermehrung erziel« will. eine Erhöhung der Brannt weinsteuer fehlt, wird Niemand« überrasch«; wohl aber muß cS aufsall«. daß auch die Wehr st euer nicht erwähnt wird. Die Thronrede spricht lediglich von einer „neu« Ord- nung der Stempelaesetze und der Brausteuer". Viel leicht löst sich daS Rathsel dahin, daß der Ertrag der Wehr steuer nicht den Einzclstaatm. sondern dem Reiche zufließcn soll. Mil ganz überwiegendem Beisalle wird man mi Lande die Stell« der Thronrede über die Arbeiterversicherung und über die Versorgung der Hinterbliebenen von ReichSbeamten vernehmen. Der Gesetzentwurf über die letztere Angelegenheit ist die Erfüllung eine- seit langen Jahren vom Reichstage auf da» unermüdliche Betreiben dcS Abg. v. Bcrnuth ausgesprochen« Wunsches, lieber die erster« Materie ist die öffentliche Debatte im vollen Zuge. Gc- theitter werden die Meinung« über die Vorlage weg« de« JnnungSwesenS sein. Gerade hier aber werden wir unS zü erinnern Hab«, daß der Entwurf noch nicht den BundeSrath passirt hat, sich also ein Urlhcil über seine de finitiv« Gestaltung noch nicht abgeb« läßt. Sehr wohl dagrgm ist ein solcher möglich über die beab sichtigte Einführung zweijähriger Etat-Perioden. Deutlicher al« im vorig« Jahre wird diesmal ausgesprochen, daß es dabei nicht sowohl aus die Vermeidung alliäbrlicker Budgetdebatten, al« vielmehr auf die Vermeidung aSsährtzcher Vevövg de« Reichstage« bezw. der Ei»t«tlan»sr^«e abgesehen ist. Für den Re>ch«tog kann e« «ine« solch« An sinnen gegenüber nach wie vor nur eine ablehnend« Lnt»vrt geben. Die Thronrede verkündet in Summa eine Peqvde langwieriger und mühsamer Arbeit dem Parlament«; dpesc« Wort blieb formell unausgesprochen, aber der zu Gründe liegende Gedanke zieht sich wie ein rother Fad« durch dir Kundgebung. Möge diese Arbeit gesegnet sein, möge die ae- meinfame Thätigkeit der Reich-Voten dazu beitrag«, die Reichsidee zu stärke« und da« Band zu befestigen, welche« die Stämme des deutsch« Volke« umschließt! Der BundeSrath trat am l4. d. M. unter dem Vorsitz« de« Staatsminister« v. Boetticber zu einer Plenarsitzung zü- sammen und genehmigte in zweiter Lesung die am 12. d. M. angmommm« Ergänzungen und Abänderung« zum Etat de» ReichSamtS de» Innern für 1881/82, sowie die Wiedervorlegung de« Gesetzentwurf« betreffend di« Erhebung von Reich»itempelabgaben, den letzter« mit eiuer Zusatz- besiiinmnng. kraft der« der zur R«ich«caste fließend« Netto- ertrag der Elempelabgaben den Bundesstaat« nach dem Malriculorfuße zu überweis« ist. — Weiter gelangt« nach dem Gutachten de« Ausschusses für Rechnungswesen der ReichShauShalt«- (Haupt-) Etat für 188l/82 und der Ent wurf de« ElatSaesetze- zur Feststellung. — Dm Schluß bildet« die erste Beratoung de« Entwurf« eine« Gesetze« über die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Reichs» beamten, welcher mit dm von demselben Ausschüsse vor geschlagenen Modifikationen, »»«besondere der AuSdehuung der Verpflichtung zur Entrichtung von Hinterbliebenen- VersorgungSbeittfioen auf sämmtliche Beamte, ebenfalls die Zustimmung der Versammlung erhielt. Au« den sehr weitschichtig« Commission-Verhandlung« über da« preußische verweudung-gesetz sind «in,ge interessante Punkte hcrvorzuheben. Der Finanzminister er klärte. daß von dm im Reiche bewilligt« 130,000,060 Ml» von den« bereit« 14,000.000 Mk für Steuererlasir bewilligt sei«, keine Ueberweisung mehr zu erwart« sei» dstifte. Nicht minder intereffant ist die Bemerkung de« Regierung«, commissar« Geh Rath Eiler«. daß man wohl die 4 unterst» Elassensteuerftus« aushebcn müsse, wenn man erwäge, daß durch die Erhöhung der Zölle und indirecten Steuern die unterm und mittler« Volküeiaffm, besonder« die klein« V«- amten, Handwerker. Schullehrer rr., unvcrhältnißmäßig be last« Word« seien. Eine ähnliche Aeußerung wurde a " von einem konservativen Abgeordnet« gemacht. Da« Schicksal de« dauernden Steuererlasse« im preußischen Herrenhaus« wird schon deshalb als unge wiß bettachtet, weil die „neue Kraction" sich geg« di« An nahme «klärt hat. Wie man wissen will, würde Fürst Bismarck die Vorlage persönlich vertheidig«. Die Eisenbahn-Eomwission. an welche da« Plenum de« preußischen Abgeordnetenhaus«« de« Entwurf eine« Ge- setze« betreffend Vm Erwerb und den weiter« Au«b«u der Rhein-Nahe-Bahn zur nochmalig« Bcrathung zurück, verwiesen hatte, trat am DimStag Abend in Anwesenheit de« Minister« der Finanz«, de« Minister« der öffentlichen Ar- beit« und de« krieg-minist«« zusammen, um dem ihr «. tbeilt« Auftrag nachzukomnien. Nachdem jeder der drei Herr« Minist« di« Stellung der Regierung von seine« Nesiortstandpuncte au« iu ausführlichem Vorträge klargüleat hatte, wurde seit«« der Eommisston der gewünscht« Er mächtigung zur Beschaffung de« zweit« Geleise« auf der Rhein- Rahe-Bahn von keiner Seite widersprochen, damit man mit der Bestellung unk Beschaffung der nötbigen Materialien ohne Aufenthalt vergeben könne. Nach eingehender TiScussion all« in Betracht kommenden Gesichl-puncie. an der sich fast alle anwesenden Mitglied« der Eoinmission betheiligl«, w»rd« mit 7 geg« 6 Stimm« beschlossen, der Regierung di« Er mächtigung zum Ankauf der Bahn zum Preise von >3 Procrnt de« Nominalwerkke« der Actien zu ertheil«», unter Festhaltuna an dem Hammacher'schen Geietzmtwurse, zu dessen näh«« Formnlirung eine Tubcommiffton erwählt ward. Da« Plenum dürste auch dies« Preis, der noch ziem lich hoch erscheint, nicht bewilligen. Die bairische Regierung scheint in Bezug aus dir Be gründung eine« deutschen VolkSwirthscbastSrathc« ihre Be- denk« zu haben. Sie verlangt, wie aus Berlin gemeldet wird, di« Vortage eine« förmlich« Gesetze», da« den VolkSwirthschast-rath al« dauernde ReichS-Instilution in« Leben rusl, und in Folge Dessen ist die betreffende Etat«- wsition im BundeSrathe vorläufig zurückgezogen worden. iS ist anzunehmen, daß diese Zurückziehung cine desiuilivc ei, da Fürst Bismarck bei einer früher« Gelegenheit (Ein- ieziehung St. Pauli« in den Zollverein) die Erklärung ab- ,«geben, daß er bei Streitigkeit« üb« die Auslegung der Verfassung im Bundelralh« eS für zweckmäßig erachte, eine materlelle Enttcheidung »nt allen Mitteln zu umgeh«. Es ist demnach anzunehm«, daß « in dem vorliegenden Falle dem bairischen Standpunkte Zugeständnisse machen wird. Daß die Regierung« im klebrigen geneigt find, einen Volkö- wirthschaslSralh für Deutschland schass« zu Helsen, haben Anfragen, die vorher stattgesund« haben, nach dem Berliner Tageblatt „unzweifelhaft" ergeben. Dir Lessingsrier ist überall in Deutschland al« ein Nationalsest begangen worden. Besonder« «hebend verlies dieselbe in Brauaschweig. Ein Telegramm vom lL. d.M. berichtet darüb« Folgende«: Die hiesige Lessingsei« begann bei herrlichem Wetter unt« sehr zahlreicher Betherligung der Bevölkerung am Lessing - Denkmal mit GesangSvorträgen der hiesig« Männergesangvereine unter Leitung de« Eapellmeister« Franz Abt. Sodann wurde von einem Sludirendcn der hiesig« technisch« Hochschule eine Festrede gehalten und von den tudentiscken Deputation« wurden Lorbeerkränze mit Widmung«, chleisen unter kurzen Ansprach«» aus den Stusm de« Lessing- DmkmalS niederaelegt. Von d« meisten deutschen Universitäten und technischen Hochschulen, sowie au« Wien und Zürich, ferner von zahlreichen hiesig« und auswärtigen Verein« und Privatpersonen waren kostbare Kränze gesendet worden. Um 12 Uhr fand ein feierlicher Actu« in der Aula der technischen Hochschule mit Festrede und Gesängen statt. Nachmittags besucht« die hiesig« Studirmden und die auswärtigen De putationen da« Grab Lessing'S, welche« mit Lorbeer- und Immortellenkränzen vollständig bedeckt ist. DaS herzogliche Hoslöeater beacht di« heutige Feier durch Aufführung von „Nathan der Weise", gestern wurde „Emilia Galotti" und am Sonutag „Minna von Barahelm" gegeben In dem literarisch« Verein „Lessing" und zahlreichen ander« Verein« find« dramatische Ausführungen statt. Än Wolfenbüttel fand eine Gedenkfeier »n der Aula de« Gymnasium« statt, bei welcher dcr jetzige Inhaber von Lessing'S Stelle, Oberbibiio- thekar v. Hememann, die Festrede dielt. Die österreicbischePreffe begrüßt die deutsche Thron rede mit Sympathie. Die officiöse „Wiener Abendpost" schreibt: Gewiß wird die deutsche Thronrede weg« d« Zu- vssicht. mit welcher dem Vertrau« de« Kaiser« Ausdruck gegeben wird, „daß es der Einigkeit der Mächte gelingen werde, auch partielle Störung« de« Fried«« in Europa zu verhüt« und jedenfalls so zu beschränken, daß sie weder Deutschland noch dessen Nachbarn berühr«", wie von unS überall mit der aufrichtigsten Gmuglhuung begrüßt und aus genommen werden. Aus Triest wird heute gemeldet, daß dort seiten« der slavischen Parte» eine heftige Agitation gegen da« bisher von d« Regierung bevorzugte italienische Element gesübrt werde. Der in Triest bestehende stovenische Verein „Ekinoft", soll im Lause der jüngsten Wochen an Mitgliedern beveutmd zugenommen Hab«, da viele Slovenen, die bisher aus mancherlei Gründen sich passiv verhielten, im Hinblick aus die siavensreundliche Haltung de- gegenwärtig« Ministerium^ den Zeitpunct zur Befolgung der slavischen Tendenzen al» günstig betracht«. Wie wir aleichzeilia in Wiener föderali stische» Blättern lesen, hal dcr Verein „Edinost" sogar cine um fangreich,? Denkschrift" über dir „Gefahr« der italienischen Pro paganda in Triest und die beispiellose ilnterdrückuna des loyalen DlaventlmmS" an de» Minister-Präsidenten. Gras« Taasse. gerichtet. Man weiß zwar noch nicht, welche Ausnahme jene Denkschrift seit«« de« gegenwärtigen Leiter» der inner« Politik gesund«, aber so viel ist scdmsall« gewiß, daß sie von den übrig« slavcnsreundlichen Element« der Regierungskreise unterstützt iverden dürste. Die Sloven« Triests und de« Küstenlandes versichert« der Regierung »n jüngster Zeit wiederholt, daß Oesterreich von Italien Nicht« zu besorg« hätte, falls man in Wim dm Sloven« ihre national« Rechte gewähren wollt«. Da« in Gör» erscheinende stovenische Blatt „Soca" sagte jüngst gelegentlich de« Jrrrdenlistm - Rummel«: „Wenn un« die Regierung zu unser« national« Rechten verhilst, so mögen die Ila- lianissimi nur komm«. Wir werden sie feurig empfang« mit — Flintenschüss«." — Auch wird in den slovmisch« Journale» fortwährend die Vereinigung sämmtlicker Slovcnen. die bisher in Triest, dem Küstenland?, in krain, Kärnten und der ilntersteierinark zerstreut sind, zu einer „einheitlichen national - administrativ« Gruppe" betont, welcher Forderung auch schon der Abgeordnete Wosnjak im ReichSrath« Ausdruck verliehe» hat. Mit einem Wort: dir slavischen Dogen gehen gegenwärtig in Oesterreich höher al« jemals. In der Obersteiermark, wo die Bauern- und Eisenarbeiter-Bewegung stark mit socialdemokralischen Element« verquickt ist, sollte am 20. d. wieder eine große „Bauern"-Versammlung stattfinden. Diesmal sollte sie in dem an der Südbakm gelegen« Marktflecken Mürzzuschlag tag«, der als Sisemndustrieort eine zablreich« Arbeiterbevölke rung eutbält. Zu dieser sollt« am Sonntag, den 20 d. die Arbiter au» den zahlreich« Eisenbültrn de« ganz« Mürz- sowie de- benachbarten oberen Murtbale« stoß« und schließlich sollt« die Veriammlung noch durch die Bauern au« dm um liegend« Dörsern verstärkt werben Da aber die Bezirk» haüvtmannschast in Bruck in Erfahrung gebracht, daß die Veriammlung lhatsächlich von soeialdemokratischen Agent« in Wim und Graz angeregt work«, welch« anch beabsichtigt, »n Mürzzuschlag da« Retnercontinaent zu stellen, so ist sie unter Hinweis aus die gesetzlich« Bestimmung« verboten worden. Im Lause der letzt« Woche sind dem Wiener deutschen Schulverein wicder namhafte Beiträge auS verschiedene» Gegend« Deutschland« zugegangen. Man wird dem nächst abcrmal« zur Errichtung mehrerer deutscher Schul« schreit« und zwar zumal in Galizien, wo da« deutsche Element durch da« kort auSschließiich herrschende polnische NnterrichtSwes« zumeist bedroht ist^ Auch in einig« Gegend« Südtirol«, die vom Romani-mu« bedrängt, sind, da nun genügende Mittel vorhanden, deutsche Volksschulen in Aussicht genommen worden. Zum Andenken de« verstorbenen Papste« Pin« fand zu Rom am 8. d. M. eine Todlenscier statt. In der berühmt« Sixtinisch« Eapelle im Vatican celebrirle der Eardinaldecan D» Pielro. wäbrend sich Papst Leo XIII. daraus beschränkte, den Katafalk zu adsolvircn. Da« ist der technische Airsdruck für die Segnung und Beräucherung mit dem Rauchsaffe, welche der Papst an dem Katasalk vollzicbl, indem er seinen Umzug um denselben hält. Dem Todtenamte wobnlcn die >unge». in Rom weilenden russischen Großfürsten Sergius und Paul bei; man darf aber wohl, obnc zu irren, annchme», daß die jungen Prinzen lediglich von der Neugierte, eine große Feierlichkeil m der Sixtinischen Eapelle zu seke» unk die päpstliche Eapelle singen zu hören, zu ihrem Erscheinen veranlaßt wurden. Die Uebersührung dcr Leiche Pi»S' IX.. welch« noch in der provisorischen Papstgrusl in der PelcrSkirche rukl. dürste in der nächste» Zeit bevorstehen. DaS Grab, welches er in seinem Testament auSsuchlc, ist seil einein Mcnal Vollender. Nicht- ist einfacher, als diese Rukestältc in dcr Kirche San Lorcnzo außerhalb dcr Slakl. Pius bestimmte dieselbe selbst neben dem Flecke in der Krypta, wo der bcilige Laurentius angeblich den Märtyrertod starb. Die Kirche, eine der ältesten Basiliken RomS, liegt aus dem großen Kirchhofe Eampo Vacano; die Mönche, welche da- daneben liegende Kloster bewohn«, werden die Wächter der Papstleicke sei. deren Ein treffen sie täglich in stiller Mitternacht ohne Prunk «t- gegenseh«. Spanienist ein unruhige- Land; während die französisch« Blätter versickern, daß d:c demokratischen Banket« in Madrid und den Provinz« barmloS verlaus« sei«, wird englisch« Blättern berichtet, daß diese in» Wesentlich« republikanische Feier in Barcelona unler unbcschreib-- lichem Enthusiasmus stattacsunden bat. daß 4>»00 Personen betheiligl waren an einen» Banket unler dem Vorsitze Figuera'S, 3000 Demokraten in d« Madrider Restaurants speist« und a»s die Einigkeit der demokratisch« Partei und das Gedeih« dcr französischen Republik tranken. In der Pa riser Kammer steht eine Eultnrkamps-Debatte bevor. Bei der Budgetberatbung wird der Teputirlo Madier die Unterdrückung de- ErcditS von l io.ooo Francs für die französische Botschaft beim Batica» beantragen. Wie c« heißt, fest der Pariser Erzbischof im Grbrimen diesen, Antrag« günstig gestimmt sein, indem er hoffe, in Folge dessen werde der Nunliu« Ezacki abberusm werden, der zum L<rdruß der klerikal« mit den Republikanern ans dem besten Fuße steht und sogar cine Zusammenkunft mit Gambctta hatte. — Die Commission« der französisch« Depiitirlonkamnicr be schäftigt« sich am Sonnabend mit Renault'» Antrag ai»s Durchführung de» Simplon - DurcbsticbcS. Für Dupont'S Vorschlag, den Montblanc zu durchstechen, »nd für den An trag, das französische Eiscnbabnnctz derartig zu ändern, daß mit Benutzung de« Gotthard Tunnels ein neuer Alpendurchsttch unnöthig wäre, ist keine günstige Stimmung vorhanden. Der irisch« Agitator Parnell soll, wie schon gestern telegraphisch berichtet. England verlasse» baden, um im In teresse dcr Landliga gewisse finanzielle Abkommen zu treffen und de» Sitz dcr C'entralleilung der Liga in Paris auf Zuschlag«. Zu diesem Schritte sei Parnell durch die Wahr »ehmung veranlaßt worden, daß die englischen Behörden die Briese der Häupter dcr Liga öffnen »nd durchleben ließen. Parnell habe sich auch nach Franksurt a. M. öcgcöe». um den Fond der Liga dort unterzuöringen Die Ablicht, nach Amerika zu reis«, habe Parnell zur Zeit ausgcgeben. werde vielmehr in einigen Tagen nach London zurückkcbrc». Diese» Miltbeilungen wird jetzt hinzuqesügt, daß Parnell von der englische» Regierung bei seiner Rückkehr ganz unbehelligt bleiben werde. Das(sabinct hätte nicht die Absicht, ibn durch seine Verhaftung zum Märtyrer zu machen. In Paris conserirtc der Agitator mit Rockesort. Parnell erklärte dem Latenienmanne. der Zweck der Landliga, eine bewaffnete Erhebung Irlands, lei un möglich Es bandle sich jetzt nur darum, durch alle gesetz lich« Mittel England zu zwinge», Irland so zu stellen. w,c Ungarn zu Oesterreich steht. DaS ZwangSgcsetz werde auS Irland ein zweite» Polen mach«. Zum Schluß drückt« Parnell den lebhaften Wunsch auS, Victor Hugo vorgestellt ru werden, uin für Irland den Beistand seiner gewaltigen Stimme zu erlang«. Parnell schied von Rochcsort mir den Worten: „Adieu! Ich wage nicht zu sagen, aus Wiedersehn, denn Okeilly und ich. wir werden vielleicht im Gefängniß sein ehe ein Monat vergeht." Trotz der schon nntgctkeiltrn Erklärung Lord Granvil le im englischen Unterhausc besteht „Dailn Telegraph" auf der Richtigkeit seiner Angaben Uber den Plan Rußland». Asien zu theilen: selbst in Londoner regicruiigSsreunklichen Kreisen ist diese Ansicht vorherrschend. DaS gcnanntc Blatt sagt u. A.: Wird Lord Hortlngton eS für interessant erachten, jene Docu- mente zu verSssentlichen, in welchen einige Lord Lniton und Lord Salisbury gemachte russische Vorschläge über die Theilung Alten« enthalten sind? Wir habe» den besten Grund zur An- nähme, daß Lord BeaconSfield'S berühmte Phrase: ..Asien ist groß genug für Großbritannien und Rußland" durch Vorschläge ein gegeben Word«, welche so w«» gingen, England einzuladen, Afgha nistan bi« zum Kamme de» HinduIiulch m onneciiren. Die Be setzung von Herat dürste eine wäler schwer zu verhandelnde Frag« gewesen sein; waltete sonst aber bezüglich der Provinz« Kabul, kohistan. Ghiizni, deck BazaralandeS, Kandahar, Farad und Feistan rin Zweifel ob, daß die Ru"en »n« dieselbe» nicht überlasten und sich damit begnügt hatten. Valid zu nehmen und ihre Grenzen bis zni» „Dache der Welt", anstatt bi« zum Lru« zn bringen, wenn wir nur in die Dheilnng de« ottomanischeu Reiche« eingewilligt >«N«? Wie viel man un« von Anatolien und Melovotami« gewährt hätte, mag dahin gkstelli bleibe«: allein da« Proiect lollie Rußland bi« »um AegäisiDea Meere bringen, EviruS und Thessalien an Griechenland abtret«, Theacien kür ttonstantinopel mit der Herrschaft über die Meereng« unter ' Regierung und dem LtatuS einer fteien Ltadl reservir« und k ..erreich die Besetzung Bo«nie»S und Ober- olbanien« al« Entschädigung für den Verlust der Controle über dir untere Donau gestalt«. Da zwischen England »nd Rußland die Lache von der Regelung der Ansprüche beider Mächte in Asien ad- hängig gemacht wurde, so liegt e« aus der Hand, daßPers > en, wenn es auch nicht erioüdn» worden, in nicht zu «llcrnler Zeit gleichfalls gctheilt worden wäre. Allein daS Wohlwollen Rußlands endete da keines wegs. E« wurde hervorgehoben, daß aus der Beseitigung der ,.Puster"-Theorie von Aighamstan große Vortbeile für England er wachs« dürft«, und Groftbriianni« im Stande sein würde, ein« Tdeil der Unkosten seiner indischen Armee zu ersvar«, da e« sich stet« aus dir Hülle t . „cioilisirtcn Nachbarmacht' verlast« kämm, soll« ihm die uldijähra Muselmanen verlegend«« bereu« solltrv. 2« ist fast uu-üwblich. daß solch eia cynische« Anerbieten ie»al«
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