Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188103018
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-01
- Monat1881-03
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1881
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GrShere Echristen laut unsere» Preis» verzeichniß. Tabellarischer Sa» nach höherem Paris. lierlamen unter den NedartianiKrich die Spalyetle 40 Ps. Inserate sind stet- an die Expeptttn« zu seadea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneLuwernnäo oder durch Post» Vorschub »R 60. DienStag den 1. März 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Herren Stadtverordneten haben wir den von der Leipziger Jmmobitien-Gesellschast und Herr» Hermann Gustav Lehmann behufs Parcellirung der durch elftere vom letzteren erkauften Theile de- „Lehmann'» Garten" benannten GcsamintgruntstückeS ausgestellten Bebauungsplan genehmigt und denselben in unserem Bauamt (Ticfvau- ablheilung) zu Jedermanns Einsicht vier Wochen lang auS- gelegt, waS wir in Gemäßheit tz. 22 dcS Regulativs, die neuen städtischen Anbauc rc. bctr., hiermit zur öffentlichen Kennlniß bringen. Leipzig, den 26. Februar 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Äeorgi. Wilisch, Aff. 26) zwei Drstze RsrbftAtzle, au» einer Niederlage im Grund- tück Nr. 1bg der Seorgenftrobe. am 24. d. M. Nachmittag». Etwaige Wahrnehmungen über de» verblieb der Sachen oder de« Dieb sind bei unserer Lriminal-AbHeilung zur Anzeige zu bringe». Leipzig, a« 28. Februar 1881. Da» Polizei-Amt »er P»a»t Leipzig. vr. Rüder. tzohlseld. Bekanntmachung. Die für de» Neubau der Irreukltutk der hiesige» Universität im SudmissionSwege au-aeschriebenen Glaser-, Tischler» und Lchlefferar beiten ind »erge»e«, wovon die unberücksichtigt gebliebenen Herren Ge werken hierdurch in Kenntniß gesetzt werden. 1881. U«i»erst tSt»-Ne«ta«t. Gras. Bekanntmachung. Wegen bevorstehenden Umzuges bleipl die Taste der Stadt- Wasserkunst am 3. und 4. März d. I. geschloffen. Dieselbe befindet sich nebst den übrigen Expeditionen der Stadtwaffcr- kunst vom 5. März d. I. ab in der S. Etage de- Grund stücke» Obstmarkl Nr. 3. Leipzig, am 28. Februar 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Lc Or. Georgi. zangemann. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein Tommernberzither von schwarzgraumelirtem Diagonal, mit Seilcntaschen mit Pallen und schwarzem WollatlaSfutter, aus dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 3 der ReichSstraßr, innerhalb der letzten 3 Monate; 2) ein Fast, «y». 6. I-. in .inem Anker, 3S8, 39 Kilo schwer, Branntwein enthaltend, au» einem Eisenbahnwagen im Rayon de» Magdeburger BahnhoseS, am 18. d. M.; 3) drei Servietten, gez. 8. 8. b., bez. 12. und I?., fünf Hand tücher van weißem Damast, gez. 8. 8. 1., bez. b. und S., drei ebensolche, 8. 8. gezeichnet, und sechs weihlcinene Taschentücher mit dcinsclben Zeichen, aus einem Bodenraaine in Nr. 2 der Kork- straße, am 19. d. M.: 4) süns Flaschen Wein, ans einer lkellrrabtheilung im Grund stück Emiliensiraße Nr. 10, an demselben Lage Abend»; b) cm Muss von Bisampelz, fast neu, mit braunscidenem Fntter «nd ebensolchen Quasten, sowie eine Boa von Bisam, au» einer Wohnung in Nr. 11 der UniversitätSstraße, vom 18. bi» 20. d. M.: 6) eine Geldsumme von 8 70 4 in zwei Thalern, zwei Markstücken und kleiner Münze, aus einer Bodenkammer t« Nr. 7b der Moltkcstraße, am 20. d. M.; 7) ein mit grauer Leinwand überzogener Holztaffer» mit rother Einfassung und Eilendeschlag, enthaltend sechs Paar Strümpfe, Heil» wollene, Heil» baumwollene, drei weibleinene Herreukragen und eine alte schwarze Tuchwefte, au» einem Locale in Nr. 6 am Neuinarkt, vom 19. bis 20. ds. MtS.; 8) eine Geldsumme, angeblich 800 Mark, in drei Hundert- markscheinen, Doppelkronen, Kronen und div. Silbermünze, ferner rin 4proc. Schuldschein I-it. k. Xo. 54680 über 2M ^l der königl. preußischen consol. Staatsanleihe, nebst Talon und Coupons (Coupon per 1/7. 81 fehlt), aus einem Geschäftslocale in Rr. 3 der PeterSstraße, am 20. bez. 21. dS. MtS.; 9) eine ebensolche von ca. 40 in einem Zwanzigmarkstacke, einem Fünsinarffcheine und div. Silbermünze, aus einer Wohnung in Str. 13 der Kreuzstraße, am 21. ds». Mt«. Nachmittag»; 10) ein großer Tisch, zum Zusammenklappcn eingerichtet. unge> strichen, aus dein Garten de» Grundstücks Nr. 2 vor dem RoseuHal- thore, in der Zeit vom 19. bis 22. dsS. Mt».; 11) eine silberne Cylinder-Lavonette-Uhr mit lädirtem Ziffer bkatt, Blumengravirung auf der Rückseite und im Innern d«S Ge häuscS die Reparatur-Nummer 3608, nebst kurzer Talmtkettr, aus einer Wohnung in Nr. 7 des Alten AmtShosS, am 22. d. M. Bor mittags; 12) zwei Paar neue rindslederne Stiefel» mit Doppelsohlen «nd Stistabsätzen, welch« an einem GeschüfiSlocale in der ReichSstraße auSgehangen haben, am nämlichen Tage Abends; 13) eine kleine Wanduhr mit Wecker, au» einem Souterrain- locale in Nr. 37 der Arndtstrabe, zu derselben Zeit; 14) ein Muff von Bisampelz, mit defektem braunseidenr» Futter und ebensolchen Quasten, ferner ein Dameuhut von schwarzem Sammet, mit iveißer Feder, au» dem Tanzlocal im Pantheon, vom 22. bi» 23. d. M.; 1b) rin Ucderztrtzer von dunkelblauem RatinS, mit schwarzem Sammetkragen, zwei Reihen Knöpfen, Schoßtaschen mit Patten, schwarzem Futter und Lederdcnkcl, aus dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 54 der Nürnberger Straße, am 23. ds». MtS. Nachmittag»; 16) ein Fraurudalktot von starkem braunen Stoffe mit Doppel. kragcn und zwei Reihen braunen Hornkuöpsen, die Aermel und Taschen mit Knöpfen besetzt, sowie einer desgleichen, kleiner, von schwarzem Stoffe, mit zwei Reihen Knöpsen und schwarzem AtlaS- besatz, aus einer Wohnung in Nr. 5 der Liebigstraße, am 21 dsS. MtS. 17) eine Bettstelle mit gedrehten Füßen, gelb gestrichen, au» einer Kellerabtheilung in Nr. 27 der Sternwartenstrabe, vom 24. bi» 25. d. MIS.; 18) em hölzerner Eimer, gelb gestrichen und mit eiserne» Reifen, an« der Hau-flur de» Grundstücks Nr. 27 der Gerberstraße, in der selbe» Zei; 19) ein dunkelblauer NatiuS- llederiteher mit schwarzem Sammetkragen, schwarz und weißgestreistrm «ermel- und schwarz und blaugestreistem Schooßsutter, — in den Taschen befanden sich ein schwär.;,cdernes Pnrtemonnate mit 4 >l Inhalt, sowie ein Arbeitsbuch und ein Lehrbrief, anf den Barbier Hennnuo Lromrmo au- Wandsleben lauiend, — ferner ein schwarzer Filzhut au- einem Schlasraume in Nr. 9 der Mittelstraße, »ur nämlichen Zeit; 50) ein ichwarzer Schaspelz, Kragen und Ausschläge von Bisam, pelz, mit giün in Lnchüberzna, (kenntlich an einem kleinen Brand fleck im Innern) ferner rin Ktnderpelz, mit Bisampelz gefüttert der Ueberzug von dunklem Stoffe, aut einer Wohnung in Rr. 14 der Wnidmühlengasse, gleichfalls vom 24. bi» 25. d. M.; 51) achtzehn Flaschen Weiu mit der Etikette „Vin »» «xvt«. mittelst Eiilpruch» au» einer Kcllerabiheüung im Grund- stück Nr. 7 der PeterSstraße, in der Zeit vom 16. dt» 2b. d. M 22) ein Deckbett mit blau und weißgestreiftr» Inlett nebst ebensolchem Utberzng, sowie ein ebensolche» Sopfktffeu mit rothem Ueberzug. au» einem Stalllocale in Nr. 1b der HoSpitalstroße, am 25. d». Mt« Abends: 23) eine gelbwollcnc Pferdedecke, mit rothen Kantenstreisen und grauleinenem Futter, von einem Geschirr, welche» aus dem Waage platz gestanden hat, zur nämlichen Zeit; 24) eine große Waschwanne mit Henkeln und eisernen Reifen, au» einem Waschhaus« im Thüringer Bahnhof, vom 26. bi» 27. d». MtS^: 2b) ein Ueberziehrr von dnnkekblnuem Ratinä, mit schwarzem Sammetkragen. zwei Rethen KnSpfrn, Schooßtalchen nüt Patten und defektem WollatlaSfutter. — in den Taschen befanden sich zwei Rattzbücher. fünf Schlüffel, ein weiß- «nd grauqestreiste» seidenes Halstuch und ein weißletnene« Tafcheutuch. aez. 0. L.. — ans einem RestanratwaSlocate in Rr. S der Blücherstraße, am 27. d. M. Abend«; Leipzig, am 28. Februar Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 1. März. Der Festjubel, weicher die Residenz de» Kaiser- in den letzten Tagen erfüllte, ließ die politischen Angelegen heiten säst ganz in den Hintergrund treten. Aber dieser Jubel, welcher durch dir Straßen Berlin- ertönte, bat eine hohe nationale Bedeutung; er zeigte deutlich, welch ein« loyale und patriotische Bevölkerung da« vielgcsckmähte Berlin in sich chließt. DaS Fest bedeutete während dieser Tage für Berlin geradezu Alle«. Die ganze Stadt feierte; eS schien die Be völkerung nur einen Gedanken zu haben, den. nach Kräften am Empfange theilzunehmen. Die cbristlich-sociale, die anti- 'emitische und ähnliche reactionaire Parteien können darau» reilich noch lange nicht günstige Schlüffe für sich ziehen. PaS die politische Richtung der Berliner betrifft, so bleibt ie trotz aller Hohcnzollernseste freilich dieselbe, und in den Persönlichkeiten, welche beim Einzug in daS Brandenburger Thor die Hobe Braut im Namen der Stadt bewillkommneten, v. Forckenbeck. Straßmann, virchow, fand sie ihren Au-druck. Die Politik schwieg so vollständig, daß eine Notiz de» „Reick-- und StaatSanzeigerS". der unter den Ernennungen und Lersetzungrn von Gerichtsschreibern u. dergl. auch di« Mtttheilung von der Genehmigung de» Entlassung-» zesuch» de- Grafen Eulenburg brachte, beinah« über» ehen »vord«, wäre. Man batte den Abschluß der Krisis, er ja nicht ander- au«fallen tonnte, als wie er ausgesallcn «st, erst nach den Feiertagen erwartet, weil man wußte» wie ungern sich der greise Monarch die Festfreude stören Mt. Nun scheinen gerade Rücksichten auf die Feier, die unbedingte Weigerung de- Grafen, an dem Fackcltanz der Staat-minister neck theilzunehmen und wa- sonst noch von diesen Dingen erzählt wird, einen Antrieb zur Beschleunigung der Ent- cheidung geboten zu haben. Gras Eulenburg nimmt vor läufig, wie sich erwarten ließ, keine Stellung im Staats dienste wieder an, er verläßt Berlin, um sich aus Reifen zu begeben. Bon seinem Nachfolger bringt da- amtliche Blatt Nickt-. Man will daraus schließen, daß daS Provisorium ür einige Monate beschlossene Sache ist. Der Finanzministcr Bitter, früher bekanntlich Unterftaat«» secrrtair im Ministerium de- Innern, übernimmt auch da» etztere, wa» er um so leichter thun kann, al» er e- nicht vor dem Landtage zu vertreten bat. und läßt sich erst von Herrn v. Puttkamer ablösen, sobald die Reich»lag»session ihr Ende erreicht hat. Nach anderen Nachrichten hätte der Finanzminister Bitter die Mitübernahme de- Ministerium- de- Jnuern unter Hinweis aus die Ucberbürdung seine- Amte- abqelehnt, in welchem gerade jetzt die Vorarbeiten zur orga nischen Steuerreform in Preußen im Gange sind. Ihm moqte auch die Erinnerung an da» Schicksal de- früheren landwirth- schastlichcn Minister- Friedenthal störend sein, der gleich falls neben seinem Amte dasjenige de» Ministerium- de- Innern übernommen hatte und schließlich au- beiden scheiden mußte. Genua, der jetzige CultuSminister soll jetzt zur sofor tigen Uebernahme de- Ministerium» de- Innern bestimmt sein, eine Nachricht, die in parlamentarischen Kreisen sehr unangenehm berührt hat, weil Herr v. Puttkamer dazu au»ersehen ist. behusS RückwärtSrevibirung nicht blo» einen, sondern mehrere Bi-marck sch« Haken in die Berwaltuug». reform einzuschlagen. Wa« dann die Neubesetzung de» Tultu-ministerinm- anlangt, so wird eine längere Unterredung, welche Fürst Bi»marck mit dem ReichStagSpräsidcnten von Goßler gehabt, dahin gedeutet, daß der Letztere zum Nachfolger de- Herrn von Puttkamer bestimmt sein solle. Bon anderer Seite werben indessen die entschiedensten Zweifel an dieser Ansicht laut, und man bezeichnet den SlaatSsecretair im ReichSiuftizamt, "errn von Schelling. den pietistiscken Sohn de- bekannten hilosophen, al« Denjenigen, welcher sich al» geschickteftr» )erkzeug für die Ucberbrückung der schon halb auSgesüllten Kluft zwischen den« Reichskanzler und den Ullramontanen eignen wllrde. Seit Graf Eulenburg sein EntlaffungSgesuch einge- reicbt, hat man in der Vergangenheit eifrig nachgesorscht, um Difserenzpuncte. die schon "früher Anlaß zum Zwist »wischen ihm und dem Fürsten ÄiSmarck geboten haben könnten, hcrau-zufinden. Man ist darin glücklich gewesen, wie e» in der Natur der Sache lag. Zunächst hat man sestgestellt und durch da- Zeugniß der „Rorvd. Allg. Ztg." beweisen lasten, daß Graf Eulenburg an der Spitze der Opposition stand, welche im Sommer 1878 im Ministerrathe die Auslösung de- Reichstag- widerrieth. Fürst Bi-marck drang bekanntlich mit seiner Ansicht durch, aber er mnß schon damals die lieber» zeugung gewonnen haben, daß der neue Minister de» Innern, der kaum ein Vierteljahr im Amte war, einen ganz unb«> quemen Hang zur Selbstständigkeit zeige. Im Lause der Jahre sind noch mancherlei Zerwürfnisse gefolgt, ein nickt ganz un bedeutende- im vorigen Herbste, al» Gras Eulenburg gegen den Wunsch de» Kanzler- den Kaiser bestimmte, der Ein ladung de- Kölner Oberbürgermeister» zum Tombauseste zu folgen. Endlich ist Graf Eulenbura von einem guten Theil der Eonservativcn stet» al- Nachfolger de- Fürsten BiSmarö bezeichnet worden Die Empfindlichkeit de- Reick-kanzler- war gegenüber dieser Verfügung über seine Erbschaft um so erklärlicher, al» man den Kronprinzen damit in Ver bindung brachte. Denn eS jetzt heißt, daß eine Einmischung de» Letzteren in die schwebende Krise nickt erfolgt sei. so mu> Die- an der Hand offenkundiger Thatsachen bezweifelt werden. E» wird bestätigt, daß die Au-schüsse de» BundeSrath» da« Unfallversicherung-gesetz mit de» vom permanen ten Au-schnffe de- Volk-wirthschast-rath» beschlossenen Ab änderungen angenommen haben. Heber ein ColonisationS-Projeet einer deutschen Gesellschaft zu Philadelphia entnimmt die „N.-V- H 'Z." einem dortigen Blatte Folgende«: Die Deutschen haben in ihrer üblichen geschäftsmäßigen Weise und ohne lange Schön- rednerei in Philadelphia eine Gesellschaft organisirt, deren 'weck eS ist. durch Gründung einer Eolonie in großartigem kaßstabe für hier einwandernde deutsche Handwerker, Geschäfts- leute und Landwirthe ein geeignete» TbäligkritSseld zu schassen. Die Gesellschaft hat bereit» da» für ihr Projekt erforderliche Capital in Händen, und beabsichtigt zunächst Land in einem der Südstaatcn zu erstehen. Sobald Die« zur Thatsache cwordcn, wird die Gesellschaft Agenten nach Deutschland chicken, welche AuSwanderungSlustigen alle wünschcnSwerlhc Auskunft über da« Projekt ertheilcn und den aus dasselbe ein gehenden Personen in jeder Weise behülflicb sein sollen. Dem deutschen Schulderem in Wien, welcher den Kindern deutscher Eltern ihr VolkSthum in den slaviscb-roma- nilchen Provinzen Oesterreich- durch deutschen Unterricht eroallen will, ist jetzt in Wien ein czeckiscber Schulverein gefolgt, der gegen die Germanistrung rzecbischrr Kinder pro- estirt. deren Ellern in Wien wohnen. Die Sammlungen zu Beiträgen für jenen czechischen Schulverein werden nicht allein von allen ezecknschen Journalen in Böhmen und Mähren, sonder» auch von den Wiener Blättern veröffentlicht, welche zwar in deutscher Sprache, aber gegen da- Deutsch thum gerichtet, im Interesse der Slavistrung Oesterreich- er- cheinen. Eine- dieser Blätter, in dem der berüchtigte Czecke SkrejschosSkv sein Unwesen treibt, enthält die erste Liste für den czechiscyen Schulderem, welche den Betrag von 38 l fl. au-we>st. Die liberalen Blätter Wien- ergehen sich in bitteren Be trachtungen über die Annahme de« Lienbacher'schen An träge-, der auf die Abkürzung der Schulvsichl in der Bolk-schule gerichtet ist, und über da- Verhalten der klerital-seudalen Majorität de- österreichischen Abgeord netenhäuser. Man setzt jetzt alle Hoffnung aus da- Herren- »an», welche» nicht zugcben werde, daß m dieser Angelegen- heit, weiche sich zu einer BtzrsassungSfrage zugespitzt habe, eine Majorität von wcniacn Stimmen genüge, wichtige Eiic- richtnngen de- Lande« über den Hausen zu Wersen. „Dir verbängnißvolle Thal ist vollbracht," schreibt die „Neue Freie ' ' ' ' hat Bresche gelegt dieDersassung, einer Majorität von wenigeu Stiliimrn den Lienbacher'scken Antrag auf Ver kürzung der Schulpflichtdauer angenommen, und wenn dieser Beschluß die Zustimmung der übrigen gesetzgebenden Faktoren erhiette und in der äußerlich gesetzlichen Form verkündet würde, dann wäre die Gesetzgebung über die zwei letzten Schulklassen und damit über die Organisation der Schule überhaupt dem Reiche entzogen und den Landtagen überliefert, und e» wäre der archimedische Puncl gefunden, an den man den Hebel ansetzcn könnte, um mit einfacher Majorität die Der- saffung auS den Angeln zu heben. Die Regierung hat sich Dar durch den Mund de- UnterricktSminifterS bereit erklärt, >a» Gesetz zur Sanktion zu empfehlen, aber noch besteht zu Oesterreichs Glück die Majorität de« Herrenhauses auS Männern, welche den konservativen Gedanken in seiner Rein- l>«it und Echtheit ersaßt und erkannt haben- noch legt der Stundenzeiger in dem so schwergestörtcn Uhrwerke unsere- DerfaffungSorganiSmuS gleichmäßig und ruhig seinen Weg lurllck." Die Bevölkerung Wien», welche Herr Lien- bach er noch dazu in einer Rede beleidigt hatte, ist in hohem Grade erregt über diese Angelegenheit. ES ist daher zu öffentlichen Demonstrationen gekommen. Eine Herrn sienbacbcr gebrachte Katzenmusik war arrangirt von den Mitgliedern der Burschenschaften und dem Lesevercin; etwa 400 Studenten zogen vor Lienbacher'- Wohnung, rufend: „Pcreat Lienbacher, hoch achtjährige Schulpflicht!" Al» die Polizei zum AuScinandergehen mahnte, ries man: „Nieder mit der Polizei." Hieraus wurden die Demonstranten au« einander getrieben, ll Rädelsführer wurden verhaftet. Sämmtliche liberale Blätter mißbilligen die Demonstration, besonder- scharf die „Neue Freie Presse", welche meint, die Straßenpolitik solle man den Czechen und Slovenen (und den Ungarn!) überlaffen. Unser Wiener Torrespondent schreibt un« vom 25. d Nach der gestrigen Sitzung de- Ageordnetenhause», welche durch die Red« de» Abgeordneten Eduard Sueß ziemlich stürmisch verlausen, verbreitete sich in vorgerückter Abend stunde unter den Abgeordneten der linken Seite da- Gerücht, daß die Stellung de- Grasen Taasse erschüttert »nv eine EabinetSkrisiS im Anzuge sei. Schon vor einigrn Tagen ward eine ähnliche Nackncht in Umlauf gesetzt, die indeß von den Anhängern de» Ministerium« al» ein Parteimanöver der Linken bezeichnet wurde. Gestern Abend und auch heute Morgen ist aber jene» Gerücht mit größerer Bestimmtbeit aufgetreten. Man will namentlich willen, daß in den höchsten Regierungskreisen die Haltung der bäuerlichen Bevölke rung in Ober- und Niederdsterreich sowie in den übrigen deutschen Provinzen der Monarchie Bedenken errege, welche« an fänglich Gras Taasse zu beseitigen versuchte, indem er die Bauernbewegung nur al- ein Agitation-Manöver der deutschen Opposition-varlei dezricbnete, welche« weder gefähr lich noch von Dauer sein könne. Nun habe sich aber berauS- gestellt, daß in letzterer Beziehung der Ministerpräsident rinm Fehlschluß grthan, der ihm auch vor einigen Tagen vorgehalten worden sei. Sicher sei jedenfalls, daß die Bauernbewegung noch nicht im Sande verlausen, wie man eS gehofft, sondern von Woche zu Woche an Umfang und Entschiedenheit zunehme. DaS Ministerium seke sich außer Stande, dieser Bewegung, die ihm bereits über den Kops gewachsen, Einhalt zu thun. Weitere administrative PressionSmaßnakmen, mit denen e» die Re gierung schon versucht, würden den Eonflict nur noch mebr zuspitzen. Unter solchen Umständen, heißt k« schließlich, sei man gegenwärtig im Ministerium rathlo-, und schon die nächsten Tage können die Entscheidung bringen. — So weit die im Umläufe befindlichen Einrelheiten über die angebliche Erschütterung dcS EabinetS. Ob sie wirklich verbanden und zu einem Wechsel führen werde, muß wohl schon die Nächst zeit lehren. In Pari- lausen sehr geheimnißvolle Gerückte über den Tod de- General- Ney um. An einen Selbstmord ist nicht länger mehr zu zweifeln. Der polizeiliche OrtSbcsund beweist, daß Ney sich zuerst in den Mund geschossen hat. D««n durchschritt er mehrere Zimmer und stieg endlich die elf Stufen der Kellertreppe hinab, an deren Fuß angelangt er sich in da» rechte Ohr schoß Man ersäkrt nun, daß Ney ein Lebemann, im schlimmsten Sinne deS Worte», oft Tage lang von seiner Wohnung wcabtieb, so daß die Familie daran gewöhnt war. Als nächste Veranlassung z»m Selbstmord« ziebt der „Evenement" mit großer Bestimmtheit wie olgt an: General Ney stand in Verbindung mit einer berüchtigten Kupplerin, die den eleganten Pariser Lebemännern niederträchtige Dienste leistete. DaS Weib lüchtete sich von der Polizei verfolgt kürzlich nach Belgien, von wo sie Ncy um Geld bedrängte und mit den Gerichten bedrohte. Ney schickle Nichts. Die Angelegenheit beunruhigte ihn sehr. Dazu kam eine andere Bcdrängniß. Ein Mann, dessen Name noch unbekannt ist, bedrohte Ney mit Entbüllungen. Der Unbekannte verlangte 600,000 Franken als Preis seine» Schweigen«. Ney verlangte daS Geld von seiner Schwieger mutter, Madame Heine schlug seine Bitte ab. Indessen wurde euer Unbekannte immer dringender. Vergeben- bestürmte lkey seine Schwiegermutter und endlich auch die durch den Tod ihrer Mutter neulich reich gewordene Madame Persigwv. eine Verwandte: Alle- umsonst. Ne» zog den Tod rincin entehrenden Proreffe vor. Der Bischof von Versailüe- hatte Anfang- die Betbeiligung der Geistlichkeit am Bc- zräbnißplatz untersagt und erst aus die stehendsten Vor stellungen der Familie gestattet, daß der Leichnam deS Gene ral- nach der Kirche übersübrt und cingesegnet ward. Die Strenge de- Bischof- erregte allgemein peinliche Empfin dungen. Militairische Ehren wurden dem Todlrn nicht er wiesen, wenn auch eine Anzahl höherer Officiere dem Be gräbnisse beiwobnte. Da- Ergebniß der Wahl de- Ausschüsse» zur Prüfung de- Anträge« Bardoux in der französischen Kammer st, wie bekannt, sehr ungünstig für die Listcnabstimmwng zewesen. Daniit ist aber die definitive Ablehnung de» Pro- ccte«, auf welchem letzteren die ganze ZukunstSpoiitik G«m- »etta'S beruht, keineSwege» besiegelt. Die Ziffern der Wahl der Eom misst on ergeben eine Mehrheit von 35 Stimmen gegen diese» Projekt 25 Abgeordnete waren aber abwesend; darunter befanden sich zahlreiche Anbänger der Listenwahl. Gambetta's Organe zweifeln nicht an dem endlichen Siege-, ie sind aber verstimmt über die zunächst erlittene Schlappe. — pariser Blätter bestätigen dre Annäherung zwischen der ranzösischen Regierung und dem Vatikan. ES heißt» der stuntiu- Gras Tz a cki habe versprochen, seinen ganzen Ein- luß auszubieteu, damit di« jesuitischen Professoren au» den Leminanm und kyccen entfernt würden. Den nicht jestlili- chcn Eongregationen sollen Zugeständnisse gemacht werden; - würde, wie verlautet, die Erlaubmß ertheilt werden» daß ie im Orden-kleide Faftenpredigten ballen. Wenn sie aber den Staat angriffen, so würde ihnen der Proceß gemacht werden. DaS englische Unterhaus hat endlich nach einer Reihe ehr unliebsamer Zwischenfälle die irische Zwang-bil! alS Frucht monatelanger Berathungen eingeheimst. UnS. in Deutschland, erscheint eS unbegreislicb, wie da» Hau« die Debatte über einen GesktzkSvorschlag, dessen Dringlichkeit in aller Form anerkannt und verkündet worden ist. so weit, wie geschehen, auSspinnen konnte. Der englische Parlamen tarismus hat sich damit — denn das Vaterland war in Gefahr — ein ArmseliakeitSzeugniß ausgestellt, an dem Nicht» zu beschönigen bleibt. Im Vergleich mit dem Tempo, da» bei Erledigung der irischen ZwangSbill angewandt wurde, ist der Schncckengang ein wahrer Sturm schritt zu nennen. — AuS London wird jetzt gemeldet, daß da» Befinden Gladstone'S durchaus nickt so wenig Bc- sorgniß erregend ist, wie die ersten Telegramme angaben. Derselbe hatte durch den Unfall einen bedeutenden Blutverlust zu erleiden, die Kopfhaut war bi« ans den Schädel losgelöst und die Wunde ist mehr al- zwei Zoll lang. Ein Hinfallrn. welche« eine so bedeutende Verletzung zur Folge bat, muß natürlich dem ganzen Körper, besonders bei einem Alter von 72 Jahren, eine unheilvolle Erschütterung zugesügt haben. Parnell agitirt jetzt in Pari-: seine Mitarbeiter an dem großen Werke der ,.Befreiung" Irland» sind Roche- sort und Victor Hugo. Die Pariser Blätter bringen ein Schreiben Parnell'S an den Letzteren, worin Jener Diesen um seine Verwendung zur Verlheidigung de» irischen Volke» bittet und nach einer Schilderung der Lage Irlands schreibt: „Wir bekämpfen da» entsetzliche System, welche» solche Schrecken erzeugte. Um ein» für alle Mal der schauderhaften Lage ein Ende zu machen, wenden wir unS an daS Gewissen aller Ehrenmänner ohne Unterschied dcS Glauben«, der Partei oder der Nationalität und fordern sie auf, England da« Abscheuliche seine» Verfahren» vorzustcllen und von ihm zu verlangen, daß e» unserm Volke Gerechtigkeit angcdcibcn lasse." — Auch auS dem Vatikan verspricht sich dir irische Bewegung Hülse. Der Papst hat aber neck nickt an die irländischen Bischöfe geschrieben, um sie von ihrer Opposition gegen die Ausnahmegesetze für Irland abzumahncn. DaS Betragen von Parnell in Pari» und sein Antrag in dem Parlament aus Herstellung der diplomatischen Verbindungen zwischen England und dem Vatikan sind die Ursachen der Verzögerung. Der Papst will, bevor er schreibt, die wahren Absichten Eng lands kennen und wissen, welche Folgen die Beziehungen Par nell'» mit den Radikalen von Pari« haben können. Der neugewählte schweizerische BiindcSpräsident Numa Droz ist ein „selbstgemachlcr Mann" in des Worte- bester Bedeutung. Am 27. Januar >844 im Eanton Neuen bürg geboren, erlernte er in sriiber Jugend da» Graveur» gewcrbc, widmete sich nebenbei gelehrten Studien, um dann zum Lehrfach nberzugehen. Wählend kurzer Zeit Redakteur eine- radikalen Blatte», ivcndcte sich Droz alsbald ganz der politischen Thäligkeit zu. Mit 25 Jahren wählte ihn sein HciinatbSort Lachaurdcsond» in den Großen Rath, und eben im Begriff, seine journalistische Thätiakeit auszugcben, wurde rr >87l in den StaatSrath de» Eanton- Neuenburg und schon im Jahre daraus in den schweizerischen Slänkeratk gewählt. Seine hervorragende Thätigkcit sowohl in der Reaierung seine- Heimalbcanlon», als namentlich auch in der Bundesversammlung lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit aus ilm. Er saß darum schon 1875 aus dem Präsikentensiuhl deS StänderatheS, »nd am 18. De» cember deS gleichen JabreS wurde er, neck nickl ganz 3l Jahre alt, zum Mitglied« deS BundeSratbS gewählt. Es siel ihm dort vorerst daS Departement de- Innern und von >879 an die Lei tung de»Hantel»-undLandwirlhschaslS-TepartementS zu. Einen rastloseren Arbeiter al» Nnma Droz kennt daS schweizerische BundeSpalaiS nickt. Die Einführung de» TivilstandSgesetze», die erste Matcrialsammlung und deren Bearbeitung zur Be gründung e»neS einheitlichen Schulgesetzes, die Ausführung
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