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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188103236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-23
- Monat1881-03
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1881
- Autor
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WtzMWWVI Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lr-ar1!«ll und Lrprdttir» Johannesgasse SS. Aprkchllondru der Uedirti««: BonniNag« 10—12 Uhr. NachmütagS 4—6 Uhr. >>» N» Nit«»-»' nn^N»»d»rr M«»->cri>M MM ßch 8« »»«»»» »>»l »«k»»»üch. der skr 6t« »dcht»f»l,r«6« N«»»er »eftl««»e» J«s,r«te «, Wscheut«,«» di« < Uhr N»cki«itt«,«, «» r»»«- und -eftt«>»« früh di« '»,9 Utzr. 3« deu /Malen für 2«s.-^»»ah«e: Dtt« Kle«». Untversitättstraße 22, L*»t« Lösche, Katharinenftraßr IS» p. >»r dt« ',2 Utzr. rimigtr.Tagtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and GcschLftSvcrkchr. Auflage nr,aoo. Ad«nne»ent,»rri, vterirlj. 4'/, tuet. Briuaerloh» 6 Mk., durch die Post bezogen S Mk. grd« einzelu« Nummer 2L Ps. Velrgaemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilage» «tz»« PostbesSrdrr««g SS Mk. «it PoftbesSrder»»- 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Grützrrr Schriften laut »usrrem Prrt«. Tabellarischrr So» »och höherem Parts. lierlaintn »ater den Nedaktlou,strich die Lpoltzeile 40 Ps. Inserat, stad stet« an die Oxpesttl«« za lenbeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praaoiuaenmilo oder durch Post. Vorschub. 82. Mittwoch den 23. MLrz 188 l. 75. Jahrgang. Bestellungen ans da« zweite Quartal L881 de« Leipziger Tageblattes (Ausiage I«,«««) wolle man möglichst bald an oie Unterzeichnete Expedition, Johanne-gasse Nr. 33. gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichcn hiesigen Aeitungsfpedlteuren Bestellungen aus da« Tageblatt angenommen und ausgefüyrt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der Al»onnement«pre»« beträgt pro Quartal » Mark S« Pfennige, inclusive Bringerlohn S Mark, durch die Post bezogen Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbcfördcrung 39 Mark» mit Postbeförderung 48 Mark Beilegcgebührcn unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der InsertionSgcbühren für die 6gespaltene Petitzeile 20 Pfennige, für Reklamen aus Petitschrift unter dem Nedactivnsftrich öO Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichelid von dieser Norm, nach unserm Prcisvcrzcichniß berechnet, wogegen bei tabellarischem und Ziffer »Satz Berechnung nach höherem Tarif e.ntritt. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pi-LLnumornullu oder durch Postvorschuß. WW^" Das Tageblatt wird früh 6'/, Uhr ausgcgeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend euigelaufenen wichtigsten politischen und Börsen - Nachrichten in telegraphischen Original Depeschen. Mit seiner „Volkswirt Hs Gastlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels- und Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtlichc wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Angerdcin erscheinen im Leipziger Tageblatt die voll ständigen Gewinnlisten aller Elassen der Königlich Sächsischen LauSee Lotterie und die Nummer-Verzeichnisse 'der ausgclovsten Königtiay Sächsischen Staatsfchuldscheine. Leipzig, im März 1881. Amtlicher Theill Lekannlmachung. Dl« während des Winter« außer Betrieb gesetzte Fe»er» »eldestell« »«f d«« Fletschrrplatz« vor dem im Bau begriffenen Aeuerivehrdepot ist wieder eröffnet worden. Leipzig, am 22. Mär; l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Gcvrgi. Harrwitz. Lekanutmachung. Da« AuSheben der Schnee- und Märzglöckchen mit drrrn Zwiebeln und Wurzeln au« den städlis ben W>»ldungrn wird hiermit bei einer Geldstrafe dt< ^ b Mark ober ent sprechender Haftstrase unterlagt. Gleichzeitig bringen wir da« Det.-ol de« Betreten« der städtischen Waldungen cmßerhalb der gebahnten Wege in Erinnerung, verweisen in dieser Beziehung aus die angebrachten Plaknte und bemerken, dag da« AufsichkSpersoual angewiesen ist. aus strenge Durchführung der beiden vorstehenden Verbote zu achten. Leipzig, den kl. März >881. Der Rath der Stadt Leipzig Ilr. Georgi. Oe. Wangemann. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte de« Leihhauses und der Sparkasse für Freitag dea Wt. März a. «. »««gesetzt und lünneu d>« tue -iesen Lag bei der Sparcaste gekündigten Beträge schon Do: r»lag den 24. d. M». in Enipsana genouimen werden. Leipzig, den 22. März »88l. ' De» RathS Deputation für Lethhap» and Spareaff». Der im Georgenhau« detmutt gewesene Bäcker Friedrich vilhetm Felix Cianh, geboren am 14. «pril 1862 zu Leipzig» kehrte von dem ihm am S. März 1881 gestattete» >u-gangr nach ArdrU und Unterkommen »icht wieder zurück. vir ersuche, alle Behörden, pp. Ulantz im vetret»»g«s»lle fest » nehme» und »n« darüber schleunigst Nachricht zu gebe». Leipzig, den 21. März IM» V»lizet-A«t der Stadt LetpztO. vr. Rüder. Verpachtungsanzeige. Areitatz a« 25 Marz o. Nachmittag« 2 Uhr soll«, in der Restauration zur goldenen Kugel in Neustadl bei Leipzig zwei südlich der neuen Leipzig-DreSdner Hauptgleise u»d zwischen dem volkmarsdorser Lirchwege resp. dem ttohiwege belege»» Po reellen von je 23M1 Qu.-Met. Inhalt zur Ablagerung von Baumaterial, al« llwoerl«. oder als Trockenplätze, unter zuvor bekannt gegebenen Bedingungen verpachtet werden. Bedingungen und SituakionSplin« stud eiazusrhen beim st«nt,l. AdlheUangS-Ingenteur-vureau Letpzt, ll. Äuclioil. Nächsten Dan»er«t«g, tz«» 24. März a. a, von früh S Uhr an, sollen an dem Garnison-Lazareih bei «ohli« verschiedene, beim Abbruch der Baracke» gewonneneBaumatrrialiea. al«: eiserne Füll- «se», Gasrohre mit Leuchter, Essenrohre u. berat-, sowie rin« «»zahl hölzerne Bettstellen au den Meistbietenden verkauft werde». Sechzig, am 21. Mär, 1881. stäniglich« Gar»tf««-yerWa1»«>ß. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 23. MLrz. Der russische T hronwrchsrl bai eine gewiss« Krieg«, furcht in Deutschland hervorgrrujcn. um so mehr, als unser Reichskanzler schon seit längerer Zeit, um di« Inter esse« Oesterreich« im Oriente zu schützen, eine anti russische Politik desolat hatte. Man wird gut thnn, diese Besorgnig vor einer vevorstehendrn Gefährdung te« Friede»« d«ch den neue, Zaren fallen zu lasten. E« war allgemein bekannt »nd ist gerade in den letzten Jahre» oft genug Gegenstand der Besprechung gewesen, dag namentlich in Br» irhuiig aus die äußere Politik de« Zarenreich« die Vinnungen de« ermordeten Monarchen und de« jetzt aus den Tbron gelangten ernsthaft auseinander gingen, und man keimte wohl daran denken, daß nun der neue Herrscher dir seinigen zur Ausführung bringen werde. Der ertte Ruf. der sich in Deutschland, welchem im Gegeniatz zu Kaiser Alerander II der jetzt regierende Zar entschieden seindlich gesinnt sein sollte, erhob, nachdem dir ersten lknipstndungen des Schrecks und der Entrüstung Über die Morbtkat aiisgekrkckl waren, ent» svrang denn auch der beängstigenden Erwartung serndlicher Berwicketungen mit Rußland. Man konnte e« zwischen den Zeilen der Leitartikel, welche dem traurigen Ende Alexander'« U gewidmet waren, heran», lesen. man lennle r« Herrn an allen Orten, wo darüber ge sprochen wurde, daß nun der lange prophczrihte Krieg zwischen Rußland und Deutschland bevorstänke. Ja. das Bünkniß Frankreich- milRußlanb erichien schon wieder in nebel- basten Umrissen in der Presse, weil ein Gauibetlistische« Blatt, der ,. oltaire". in einem Rachruse an den Ermordeten besten Deulschcnsreunkschasl in Gegensatz zu der seinksrtigen Ge sinnung de« Thronfolger« gegen Deutschland gestellt hatte Mag sein, daß. ivenn der jetzige Selbstherrscher aller Reußen frei handeln könnte, die guten Beziehungen zwischen Berlin und Petersburg ein ,ähe« Ende finken würden, und daß eine Politik der lebhaftesten diplomatischen und kriegerischen Aclwn nach dem Süden unk Westen von der russischen Regierung begonnen werden möchte. Allein Zar Alexander UI. kann noch weniger frei handeln, al« «» in den letzten Jahren der verstorbene Zar vermochte. Die Erbschaft, die er überkommen hat, ist eine ungeheuer schwierige und verwickelte, und ehe sie rrgulirt sein wirb, so daß die Hände de« Zaren für eine energische äußere Politik frei würden, wird noch «ne geraume Zeit vergehen. Bei der llebernahme de» Regiment» äußerte Alexander UI zu dem ihn umgebenden Hosstaate: „Ich möchte nicht, daß mein Sohn unter de» gleichen Umständen die Regierung an- trrle!" In dies«, Worten liegt unzwrisrihast der Wunsch und darum auch wohl die Absicht autgesprockien, daß die fürchterlichen inneren Zerrüttungen de« russischen Rnche«. weiche. — man verhehle sich da« nur nicht — im Endresultat zu der wahnwitzigen Action de» Rihilwmn« geführt haben, beseitigt und gesunde Zustände an die Stelle der krankhaften Verhältnisse de« Volke« gesetzt werden. E» stimmt die« auch rusaminen mit Dem. wa« bisher über die Anschauungen de« Thronfolger» bezüglich der Reform de» Zarcnrciche« ver breitet wurde. Der jetzige Zar galt von jeher al« Haupt derjenigen Partei in Rußland, welche nach Herbeiführung civilis,rl« SlaatSverhältnistc aus Grund einer mit dem Volke verrinbarten und vo» Vem selben controlirten Verfassung strebte. War die« richtig und hat der jetzige Kaiser noch dir nämliche Gesinnung, wie der ehemalige Thronfolger, hatte jene citirle Aeußcrung den ihr «utergelegten Sinn, dann liegt eine lange und mühereiche Arbeit dem neuen Kaiser vor. die r< ihn« unmöglich machen wird, sich mehr al« unumgänglich nothij in äußere Verwickelungen zu stürzen. Man bedenke nur. wie furchtbar tief bi« Eorrnption in alle Schichten de« russischen Volke« gedrungen ist, und namentlich in die Kreise de« Beamtrnstande«. de« Hofadel« und de- Militair«. Der Widerstand, der von diese« Seiten gegen die Einfübrung geordneter Rechtsverhältnisse aelristet werben wird, dürft« aller Voraussicht nach ein äußerst Hart näckiger und verzweifelter sein. Gilt e« den adeligen und beamteten Dillkürhrrrschern doch, sich die Möglichkeit der Beraubung de« Volke« und der eigenen Bereicherung offen zu Halle», welch« die Umwandlung Rußland« in nnen Recht«- stqal vetuichlen würde. Uud dann, müsse« nicht erst die ge- sammten^kociale» Verhältnisse in Rußland bi« in die tiefsten Schichten de« wirthschastlichen Leben« de« Volke« hinein verändert und gehoben «erben, um jener Eorruption de» fruchtbaren Boden zu entreißen? Die« Alle« mvge man in Erwägung ziehen^ ehe man an die Räh« eine« russischen Angriff« glaubt. E« ist unmöglich, daß »a» i» Rußland so fori regieren könne, wie dir« di« heute geschehen ist. und unmöglich ist e«. daß ein Wandel de« Regimen«» einlrrte. ohne daß er die zanze Kraft der russischen Slaat»männer absorbier. — Und eben darum wäre zunächst ein Krieg von Rußland „icht zu fürchten, um so weniger, al- Frankreich in diesem Augenblickt schwerlich geneigt sein möchte, sein Schicksal .»n da« Schicksal Rußland« zu ketten, da«, so lange nicht der ganze Staatoorgani-inu« von Grund au« rrsormirt ist, aus oine» allezeit au«bruch«lust>gen Vulcan ruht. In der am Sonnabend abgehaltenen Sitzung de« Bun desrath« wurde, nach einigen geschästlichcn Mittheiluikgei, oe« voriitzenden. der Eniwurs eine« rl saß-lothringische» Gesetze« wegen Ausführung de» Reichsgcseye» ül>er dir Abwehr und Unterdrückung der Viebseuchrn in der von dem L.inke«au«scdt>sse beicdlosseiien Fassung grnekniigi. Der Enkwurs eine» Regulativ« betreffend die Gewährung der Zoll» und Slruervergütuna für Tabak und Tabak- adrikatr, sowie der Eniwurs eine« Gesetze« für Elsaß- Lothringen über die OeffeiilliiLkril der Verhandlungen und die Geschäslssprackie de« Lankesansschuffe« wurden den zuständigen Ausjchuffrn überwiesen Ein zu drin Ge etzrnlwurs wegen Abänderung der Gewerbeordnung (Tanz-, T»rn>. Sck'wimnilehrer, Rccbisoonsulenlen u. s. w.) aesiellter Zusatzanlrag Sachsen«, weicher die obligatorische Linsübrung von Arbeitsbüchern und eine Ausdehnung der Zuständigkeit der geiverbUlden Schiedsgerichte bezweckt, wurde kein mit jenem Gesetzentwürfe befaßten Aus- chusie für Handel und Verkehr, ein Antrag Bremens betreffend die Tara bei der Verzollung von Tabak de», Ausschuß für Zoll- und Etrurrwesen überwiesen. Nach- dein sodann eine Eingabe wegen Gewährung von Unter- stutzung au» Anlaß de« Kriege« gegen Frankreich unk eine ernere Eingabe betreffend die Zollbrhandlling von Holzästen nach Vom Anträge der berichlenken Ausschüsse ihre Eriedtgung gesunde» halte», erhielt der Antrag Oldenburgs brl»effr«d die Ermächtigung de» HauptzollanikS Brake zur Abfertigung von Zucker mit dem Anspruch aus Zoll- und Steuer-Ruckoer- aiitung bie Zustimmung. Die Versammlung trat sodann i» die Berathiing des Gesetzentwurf» über dir Bestrafung der T r u »ken- beit rin und ertheille demselben in der vo» dem Ausschuss« für Justizwesen vorgrschlagene» Fassung dir Genehmigung. Nicht nur utlramontaiik. sondern auch konservative Blätter begleiten bie Petersburger Schandlhat mit merkwürdigen Glossen. So schreibt — noch dazu in Felt- scbrist — der ».Bairische Landbote", da» älteste Blatt München», da» sich selbst al« keutsch-conjrrvaliv, anli- uitramontan, anti-semitisch und zünftlerisch nennt, folge», den unerhörten Satz: ..Die« »ft da« traurige Ende ruie» Tyrannen, über dessen schnltzheladenrm Haupte end lich die zahllosen Flüche feine« Volke« und die Wrhrruse der in sibirisch«» Bergwerken dahin- schinachlendr» Unglücklichen geplatzt sind. Seine Regierung war Nicht» at« eine abscheuliche Eorruption. Feig und verächtlich ist vir Hand der Mörder, die sich am Zaren vergriff; aber Kaiser Alexander U. hat sich i» de» Augen der gebildeten Wel t selbst um kenAnspruch aus Mitleid gebracht. Er war ein eigensinniger Mo narch. er war hartherzig, balsslarrig und off ungerecht; so nahm er ein Ende mit Schrecken. Sein Loos war ein selbstverschuldete«." Die russischen Nihilisten werken sicherlich nicht verseht«», dem deu Isch-conservativen Blatte ob dieser nuntgrbung Beisall zuzujauchzen. .... Wir erfahren au« bester Quelle, baß dir Rede de« ham » buraischen Senator« I»e. VerSmann. mit welcher er den Anzapfungen dos Herrn v. Treitschke im Reichstage begegnete, den Vorverhandlungen betreff» de« Zollanschlusse« Altona« ein jähes Ende gemacht hat, und dag der Reichs« kanzlrr nunmehr enlichlössen ist. gegen die Ha»sc- stadt ohne alle weitere Rücks ck» vorzugrhen. Ucbrigcn» waren dir Verhandlungen schon vorder daran sestgesahren. daß die Vertreter Hamdurg» für die Anlagen, welche der Eintritt der Stadt in da» Zollgebiet de« Reich» nöthig mache» würde, eine Entschädigung Gefordert haben, welche nach der Ansicht de» Fürsten vismarck ungeheuer groß ist. Darüber, wie nun zunächst vorgegangen werde,» soll, giebt der Zwischenfall einen Fingerzeig, welcher sich gelegentlich de« Etats der Zölle und Verbrauchssteuern ergeben hat. E« wird dem Reichstag« da« Recht bestritten, über die Kosten de« Zollanschlusses von Altona im Wege der Etatbewilligung zu befinden, um freie Hand zu behalten, diese Maßregel alsbald in Ausführung zu dringen, wenn der Reichslag wieder den Rücken gekehrt hat. Diesmal aber dürste die Sache nicht bingeben, ohne daß mit einer ansehn lichen. vielleicht sehr starken Mehrheit des Reichstag« die von den Abgg Rickrrt und Karsten in der Butgetcoinmilsion angcküiibigtc Resolution angenommen wird, welche jenes Vor gehen im Voraus al» unzulässig bezeichnet. Damit wäre ein Eonflirt in aller Form zwischen der Regierung und der Mehrheit zum Au»bruch gekommen, der aus alle weiteren Verhandlungen höchst lähmend wirken müßte. Rock» sucht man. wie wir hören, aus nalionatliberaler Seite nach einer Vermittelung, für welche die Form indessen noch nicht gesunden ist. Denn die Sache läßt bei der Schroffheit der vom Scbatzi^crrtair abgegebene» Erklärungen nicht leicht einen Ausgleich z,l. Wenn indesfkn dies« Bemühung, wie vorauszusehen, scheitert, so wird die ganze nalie»all»beratr Fraktion und wahrschein lich selbst «n Theil der Reichspartei für die Rickcrl'sche Resolution oder doch für eine sachlich gleichwiegend« Fassung stimmen. Auch da« Erntrum wirb sich Dem nicht entziehen können. Selbst die Eonservaliven sehen sich außer Slande, eie Anschauung der Rrichrrrgierung sich anzurigncn. wenn sie auch selbstverständlich einen Vorwand finden werden, nicht gerade gegen dieselbe zu stimmen. So ist e« erklärlich, daß man heute in Abgeordnrlenkreisen dir Ansicht au«lprrchen hört, dir HamburgerFrage werke, gleichwie in, vorigen Jahre, auch diesmal da« End« der Reich»tag«session. nur viel zeitiger heroeisübren. In Bremen ist am 20 März. 79 Jahre alt. Senator Arnold Duckwitz, im Jahre l848 deutscher Reich«- kandelSmiaifter. gestorben. Der verewigte besaß in schwerer Zeit den Mulh und den Patriolismu«. da« Reich«- mimsterium de« Handel« zu übernehmen und au«zuharrri, ans diesem Posten, so lange noch irgend eine ersprießliche Thätigkeit möglich war. Die Schöpfung dererstendrutchn Flotte wird ihm unvergessen binden, wenn auch die Vruta- lltät der nachfolgenden Reaktion diese« L>ebling«kind der Ration nur allzu eifrig untrr den Trümmern de« junge» Deutschen Reich« begrub. Unbeirrt durch die Mißerfolge und trotz derselbe» «cht verzweifelnd an dem Sterne seine« Volke«. und nicht verwöhnt durch die inne gehabte glänzendere Stel lung draußen, ist Duckwitz brreilwillia in den Dienst seiner Valrrstabl Bremen zurückgetehrt. Noch war ihm eine lange Thätigkeit in demselben beschieten. die vorzugsweise der Aus bildung der Häsen und anderen Schisssahrtsanlagen gewidmet dlird. Zweimal hat er wahrend dieser Zeit die Bürgcr- meisterwurd« bekleidet (l8L7 bi« l8S3 und I8VK bis ldiiö); auch auswärt» hat er seinen Staat bei verschiedenen bedeutsamen Gelegenheiten, vor Allen, aus de», deutschen Fürstrnlage (ldööl vertreten. Gesu»dheil»r»cks,chlcn. die ihn chon früher eine Wiederivahl zum Bürgermeisteramte halten ablehnen lasten, nöthigtrn ihn l87b. sein Senaloraml niewr- zuleqen. Der Muße nach wieterhrrgesteUIcr Gesundheit ver kauft Deutschland noch die vollfiändige AuSarbrilung seiner ..Denkwürdigkeiten", die un« ein überau« »nterestaiites lebenS- irilcde« B>ld von den Zuständen und der Entwickelung Bremen« während der letzte» jüns Decennien und von man chen bedeutsamen Ereignissen im Leben unsere« Volkes, an weichen Duckwitz belheiiial war. hinleriastc» haben. Dxr unterbliebenen Beiieidskuntgebung im bsterreickn- chrn und ungarische» Abgeo r dne len hau se ist in der Thal eine ganze Eoininentar-Literatur gesolgt. weiche aus die österreichisch-ungarischen poilkisch-nalionaien Verhältnisse und deren Widerspieglung in de» beiden Parlamenten ein überaus eigeiilhiiniiickes Schlaglicht wirst. Was die Begründung der Ablehnung im uiigarischcir Abgeordnetenhaus« betrifft, so leistet ein hock'ossic>öser Artikel »n ..Hon" geradezu Ver blüffende«. Da wird unter Anker», wörtlich gesagt: ..Wiewohl dir Blullhal zwcisello» in der Majorität de« ungarischen Parlament« Entsetzen hervorgcrusen und der politische Meuchelmord auch dort verdammt werde, hätte keiinoch keine Macht der Wett e« verhindern können, daß der Antrag rincr Beileidsbezeigung eine eliiaehende Kritik der während der Regirrungszeil des Zaren Alexander ll. voll brachten Handlungen veranlaß« halte Ob eine derartige Heraussorterung solcher historische» Rcininiscenzen im unga rischen Reichstage mit Rücksicht aus dir Erhaltung de« srieb- . lichcii Einvernehmen» »ul dem benachbarten Staate wün- sche««»verth gewesen sei. Da« mögen Diejenigen beurtbeilen, welche unsere politische Lage genügend kennen." — Es sei hier ausdrücklich bemerkt, daß diese Aeußerung de« „Hon" wörtlich wievcrgcgcben ist. Die czechiscke UniversitätSfrage in Prag droht abrrmal« Verwickelungen herdeizusühren. Ein Wiener Tele gramm der „Narokni Lisch" berichtet nämlich, eine ganze Reihe czechiscker Abgeordneter sei entschlossen, gegen da« Budget zu stimmen, fall» di« Regierung nicht entscheidende Schritte in der Universilälssrage thuc. Vorläufig soll im Verwal tungswege eine jurittische und eine philosophische Fakultät unier einem gemeinsamen Rector bi» Ende Herbst errichtet »vcrden. Die Frage der Listenabflimmung hat in Frank reich eine M »niste rkrisi« herbeigcsiiyrt. In dem am Montag stattgesundenen Ministerrathe wurde über diese An gelegenheit »och kein Beschluß gefaßt. Die Minister sollten nochmal« bei dem Eabinelscdes Ferry zusainmenlrclcn, um ein Mittel ausfindig zu machen, eine Ministcrkrisi- zu ver meiden. oder doch wenigsten« hinauszujchieden. Eine end gültige Entscheidung wird in einem neuen Minister- ratde getroffen werden. welcher am Dienstag im Elyseepalaste unter dem Vorsitze de« Präsidenten Grdvy stattsinven sollte. Die Ansichten über die schließlich« Lösung der Frage sind sehr widersprechend. Eine Eorrrspondenr au» Paris schildert die Lage wie folgt: „Die Frage de« WahlversahrenS wird nicht »ichr nach conittlutioneller llederzeugung, senden, al« Machtsrage be handelt. Zuiiächsl sind die Minister selbst nicht einig, und Eonsl Eazot und Karre eilten nach dem letzten Minist h sogleich zu Gam betta, um von ihm Ratk zu holen. ' - enn man an dir noch nicht vergessenen griechischen Debatte, zurückdenkt, wirb man sich erinnern, daß damals viel von einer Nebenregierung gesprochen wurde; ivenn man da» auffallende Verhalten der drei Minister betrachtet, so niuß man sich täglich mehr überzeugen, daß neben dem amt lichen Einfluß de» Präsidenten der Republik und deS Premier minister« noch ein anderer befiehl, der aus die Ent schließungen einiger Minimer nicht ohne Wirkung ist. Einer der Mliiister soll während de« EadineksraltiS auSgerusen haben: „Sind wir dir Minister de« Herrn Ganidelia oder de« Herrn GrSvy!" Aus der einen Seile steht Gambctta. der mit allem Nachdruck da» Eabinel zu vollständiger Neutralität zwingen vchte, da er der Mehrheit nur kann sicher zu sein glaub» cinn da» Ministerium »ickk seine ganze Auteriät gegen n in die Wagschalr wirst; aus der andere» slebl JulcS Ferr' und hinter »hm Grdvy — der die Llstrnahstiinmung am liebsten mit allen Kräften bekämpfen möchte." Einsichtige Leute in Paris sind brr Ansicht, daß eine Vermeidung der Kris»« beiden Tbeiten nur zum Vvrthctt gereichen könnte. Z» Gunsten der BoerS im T ranSva a llandr ist von einer Anzahl angesehener Personen auS politischen »nd iitcrnrischen Kreisen von Paris eine Adresse an ihre Freunde in Engl a n b gcrichlct worden, in welcher daraus hmgcwiescn wird, daß die BoerS nicht dlo« auS Söhnen de« alten, Frankreich ver bündeten Holland, sonder» auch auS Abkömmlingen der französischen, durch da« Edikt vo» NanlrS vertriebenen Prolellaiilrn beständen. Zu der Brüderlichkeit de« Blute» komme aber die Brüderlichkeit der Ansichten. Tie BoerS vertheidigtrn da» Pr»nc»p de» geh^ligten neue» Rechtes, de» Rechtes der Bevölkerungen, seivst über sich zu bestimmen und sich keiner Herrschaft zu unterwerfen, der sie nicht zuaestimmt hätten. Tie Freunde u> England werten aus- grsorderl, die englische Regierung zu befestigen und zu er- mulhigen bei dem Werke der Wiederherstellung deS Friedens. Unter den Unterzeichnern der Adresse brsinven sich, wie schon gestern hervoraohoben. u. A Henri Martin, Legouve. Scbölcher. Earnot und Victor Hugo. Uebrigen» deuten die letzten Nach richten au« Südafrika daraus bin, daß e« schwerlich zu einer Verständigung zwischen den Boer» und der englischen Regierung kommen wird. Ter Präsident de« Oraiije- Freistaate«, B r a n d. bal feine Dienste angeboleu. imLinnc de« Frieden« zwischen de» Kriegsührenken zu vermitteln; cS scheint aber »ehr zweiselbasl, ob diese in zwölster Stunde unternommenen Schritte von Erfolg begleitet sein werken. Die irische Bewegung findet »achbaltjge Unterstützung in Nordamerika; so wurden neuerdiiig« wieder zahlreiche Meeting« zur Unterstützung der irische» Landliga in den Vereinigten Staaten adgehallen. Frau Painell, die Mutter de« irischen Abgeordneten Parnell, besanv sich unter den Rednern einer Versammlung in Brooklyn. In Linroln i»-- ' .4. «WA».
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