Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188103284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-28
- Monat1881-03
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Ne-aclion und Lrprditis» Iohaanesgaffe 33. APrrMundrn der Nrdarlion: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—S Uhr. st« Mt«-»»« «m»,I«n»ln M»»u>crutte du »chl »rr»m»Uch. >»»atz«e »er für »te »iichfts«l,r»s« >«««er »eftimmte» Inlrratc a« »Ochent«gen »1« S Uhr Rachmttt«,». «»L«««- nn» Fefttage« früh »1« ',,v Uhr. 3« ten Filialen für 3ns.-Tnnahme: Ltta Kke««, UniversttätSstraße 22, 1!«ni» Lösche, Kaiharinenstraßt 18, p. «nr »i« '„L Uhr. nmlgcr.Cagtlilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,«««. ^donnrmentspreis viertelj. 4V, Mk., inrl. Bringerlohn 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegeieniplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen Ohne Postdesörderung 39 Mk. «tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prcts- verzeichn iß. Tabellarischer Sa» nach höherem Tarif. Kerlamrn unter den Pedactionsstrich die Spaltzeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die (Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuwenmäo oder durch Post. Vorschuß. ^ 87. Montag den 28. März 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Der noch vorhandene schmale Theil de» ehemaligen Schröter, gäßchen« wird in der nächsten Zeit wegen der dort vorzu- nehmenden Abbruchs- und Slraßenbauarveiten, soweit nöthia, für den durchgehenden Berkehr gesperrt werden. Zeit und Dauer dieser Absperrung kann im Voraus nicht bestimmt werden. 9m Einverständnisse mit der Direktion der Immobiliengesell- schast wird hiermit bekannt gemacht, daß während der Ab sperrung des SchrötergaßchenS der Weg durch daS Gehöft und Vorbergcbäude des .Kurprinz" für Kußverkehr und leichte- Fuhrwerk von früh 6 bis Abend- 10 Uhr offen sein wird. Leipzig, am 24. März >881. Der Nath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Harrwltz. Bekanntmachung. Die zur Herstellung einer Thonrohrschleuße vor den Grund stücken „An der Pleige Nr. 6 bis 8" erforderlichen Arbeiten und Lieferungen sollen an einen Unternehmer im Accord ver geben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im RathhauS. 2. Etage. Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Herstellung emer Thonrohrschleuße vor den Grundstücken „An der Pleiße Nr. 6 biS 8" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 3L. März a. i-, Nachmittag« S Uhr abzuqeben. Leipzig, am 19 März 1881. Der Nath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Itt-, Wo langemann. Bekanntmachung. Die zur Herstellung einer Thonrohrschleuße in dem Wege zwischen Eenlral- und Dorolheenstraße erforderlichen Arbeiten und Lieferungen sollen an einen Unternehmer in, Accord ver- geben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Rathbau«, ll. Etage, Zimmer Nr. 14 au- und können daselbst eingcsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Herstellung einer Thonrohrschleuße in dem Wege zw,scheu der Central- und Dorotheenstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 31. März ». «. Nachmittag« S Uhr abzuaeben. Äipzig, am 19. März 188l. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. ! I-r. Georg». Wangemann. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 88. März. Der Reichstag begann am Sonnabend die erste Be ratung deS Gesetze- betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung (Einführung der Innungen). Der erste Redner für die Vorlage war der Abg. Ackermann: Es ist mit Tank anzuerkennen, daß die Re gierung aus die vielen Petitionen aus Handwerkerkreisea der Frage der Regelung der Innungen näher getreten ist. Wenn von anderer Seite über die reaktionären Bestrebungen in dem Entwurse geklagt Wird, so hat dieses Schlagwort für mich keinen Schrecken. Da« Volk hat erkannt, bah ein andere« System al« da« bestehende zur Hebung de« Wohlstandes der Nation und der Ausrechterhaltnng der Ordnung nothwendig ist. Was nützt alle Gewerbefreiheit, wenn dem Volke das Nationalgesühl darüber verloren geht! ES stehl fest, daß V, unserer Gewerbetreibenden dem Kleingewerbe angehören; für das Wohl dieser Mensä-en, die etwa eine Zahl von 1^80,000 erreiche», zu sorgen, muß eine der höchsten Ausgaben des Staate« sein. Davon darf derselbe sich nicht abschrecken lassen durch den Popanz der Rcaetio». LU die Petitionen von Handwerkern zuerst an da- HauS kamen, stellte» sie nur kleine Forderungen, nachdem sie aber hier etn warme« Ent- gegenkominen gesunden, ging man schließlich zur Forderung obliga- torischer Innungen über. Dieser Forderung stimm» ich und meine Freunde nicht zu, denn es wird dadurch das Maß überschritte«, welche- der Gesetzgeber zu halten hat. Weil sich früher der größte Theil der Handwerker der Corporation entzogen hat, Ist dem Stand« da- Bewußtsein der Zusammengehörigkeit abhanden gekommen. Dehnt man aber die Forderungen aus die weitesten Kress« an«, so wird man gezwungen fein, auch Elemente auszunehm««, bi« allgemein aU Pfuscher anerkannt sind. Ader man muß anch den Eintritt in die Innung begehrenswcrth machen, indem man »»»selb»» Recht« und Borlheile verleiht; für diesen Fall glanb« tMdaß der Hand- werker sich der Corporation nicht entziehen wir». Wenn dann die Innung au-gebaut und zur Blüthe gelangt ist. kan» anch di« Frage d«< Zwangseintritts erörtert werden. Man macht nun der Vorlage gerade den Borwnrf, daß si« z» wenig Rechte gebe, dagegen zu viel Verpflichtnagr» aufrrlege. Der Vorzug aber ist doch keinesiveg« zu unterschüve», »aß die Innung da« Rech» hat, durch ihren Vorstand Stretktglrttrn zwischen Meister nnd Lehrling zu ichlichten, daß der Vorstand gleichsam ei» Schied-, aerichl bildet, daß die Innung juristische Person ifh daß si» Gesellen briefe ausstellen kann und ermächtigt ist, di« Beiträge durch di« Lmnmunaldehörden executivisch eintrciden zu lasse», verbesterungssählg ist aber der Eniwurs nichts desto weniger. Im K. 100«, der non den Lehrling-Verhältnissen handelt, mußten beispielsweise die Befugnisse auch aus Lehrlinge von Nichrmitglicdrrn ausgedehnt werden, auch die- jenigcn Gesellen ferner mußten sich den Vorschriften der Innungen sügen. welche nicht bei Innungsmeiftrrn arbeiten, e« inüßte. mtt einem Worte gesagt, die ganze Materie auch ans Nichtmitglleder ausgedehnt werden, so u. All auch »er Veitragszwang zu einer von der Innung begründeten Fachschule ei» allgemeiner sei». Dasür könnte den Nichtmitglicdern vielleicht ein« Bclheiligung an der Ver waltung eingeräumt werden. Der Vorwurs. daß den Innungen zu wenig Selbstbestimmung eingeräumt, dagegen de» Verwaltungs behörden zu viel Einipruch erlaubt sei, trifft ebeasall« nicht zu. Di« Ltatuienprüning muß wie bisher selbstverständlich den Behörden zuftehen, ebenso die eveni. Schließung einer Innung. Die Ausnahme von Werkmeistern au« Fabriken als ordentliche Mitglieder Halle ich nicht für opvortun. Man bars die doch immer hin unselbstständigen Werksührer nicht mtt selbstständige» Meistern zuiammenthun. Ferner dürfte den Ehrenmitgliedern kein Stimm, recht eingeräumt werden, denn d>i lönnt« man unter Umständen völlig fremden Einflüssen Einlaß gewähren, welche ihre Macht zu «nderen Zwecken ausbeutcn könnten. lLehr richtig l recht« ) Der 8 100» iwelchcr vom Ansichluß au« der Innung handelt) «iß so «eit -»«gedehnt werden, daß e« dem Innung«»»rsta»d« znsteh«, durch Jnn»ng«desch uß eine lhclnsia» herbeizusühre». I« Uebrtae» Halle ich den Jnnung«au«schutz unh die Innung«»«bände, welche di« höheren Instanzen bilde» solle», nicht für ausreichend. E« müssen nach Art der Gewerbekammern, die sich in viele» Länder» bewährt haben. Handiorrkerkammern eingerichtet werden. Such der Ausdruck.LnnuuaSmeister" ist nicht richtig gewählt, „Meister" ist der alte deutsche Ausdruck. Dieser könnte leicht von Nichtmitglicdern mißbraucht iverden. — Ich bitte Sie aus allen diesen Gründen, den Entwurf einer Commission von 21 Mitgliedern zu überweisen: dort könne» wir unsere Bedenken und Wünsche, in«, besondere auch in Bezug aus Arbeitsbücher und SesLugmßarbett, geltend machen. (Beifall recht« ) Der Ada. Baum dach nahm dem Vorredner gegenüber für dir liberale Partei dasselbe Interesse für den Handwerkerstand in Ln- spruch, wie die Conservativen e« zu hegen vorgeben. Er wie« daraus hin, daß gerade die liberale Partei durch ihre Ihätigkeit aus dem Gebiete de« Genosienschast-wesenS Bedeutende« für den Hand werkerstand geleistet habe, und daß sie es auch jetzt wieder sei, dir die Wechselsreiheit für die Handwerker gegen alle Angriffe ver- theidige. Der Redner erkannte an, daß die Vorlage gegenüber manchen Petitionen «nd den Anträgen der Lonservativen eine gewisse Mäßigung bewahre. Doch ließen sich alle angeblichen Zwecke der Innungen eben so gut schon jetzt nach der bestehenden Gesetzgebung a.if dem Boden der Gewrrbefreihcit erreichen. Gesetze seien macht los, wenn ihr Inhalt und Geist nicht in den Herzen Derjenigen lebe, für die sie bestimmt seien. Der Redner wie« ferner aus die großen Fortschritte des Kunsthandwerks in den letzten Jahren hin und erklärte sich schließlich mit einer commissarischen Bcralhung der Vorlage einverstanden. Namens de« Lentrum« sprach der Abg. Frhr. v. Hertling für die Vorlage. Er erkannte a», daß der Versuch, den allen Hand werksmeister de- Mittelalter« wieder in« Leben zu rusen, ein ver- acblicher sein würde, da die modernen ProduclioiiSocrkültniffe, die Maschinen und di« Theilung der Arbeit, ein solches Beginnen von Anfang au aussichtslos machen würden. Es handle sich jetzt nur darum, die Aussaugung des selbstständigen Handwerks durch das Capital zu verhindern. Diesen Zweck habe auch die Vorlage, und er könne aus dem Weg« der freien Innungen erreicht werden. Die Anhänger obligatorischer Innungen unterschätzen offenbar den Werth der in der Vorlage gebotenen freien Innungen. Zu bedauern sei, daß nach dem Entwurf den Verwaltungsbehörden eine zu große Willkür in der Verleihung der nach g. 100s den Innungen zu ge- währenden Rechte eingeräumt werde, inan könne der freien Thälig- keit der Innungen einen größeren Spielraum lassen. Er hoffe, daß die Commission sich dieser Ansicht aiischlicßen werde. Den Standpunct der Nationalliberalen dem Gesetzentwurf gegenüber vertrat der Abg. Gareis: Redner erkannte an. daß die Vorlage eine Lücke der Gesetzgebung aussülle und Bestimmungen treffe, auf Grund deren den Innungen die wichtigen Rechte juristi- scher Personen verliehen werden könnten. Für bedauerlich Halle er eS, daß die Lnljcheidung über die Verleihung der verschiedenen Rechte an die Innungen nicht den Gerichten oder wenigsten« den BerwaltungSgerichten, sondern den BerwallungSbehürden übertragen werden solle. Der bedenklichste Puncl der Vorlage sei aber der K 100«, welcher de» Jana,gen Rechte rinränm«, durch welche sie -„direct zu ZwanaSinnungen würden, da man ihnen Befugnisse dritten Personen gegenüber übertrage, welche nicht derInnung angehörten. Dieser Para graph verletze den Standpunct der Bereinssreiheit, der Vertrag«, sreiheit und der Gewerbefreiheit. Das Recht, Lehrlinge zu Hallen, lei ein Ehrenrecht, und wenn man den Innungen cimäume» diese« Recht Nichtinnunasmitgliedern zu untersagen, so werde Da« »u den schlimmsten Kränkungen gerade der großen Gewerbetreibend«,, führen» welche im Bewußtsein ihrer Uebcrlegenheit am meisten den Innungen sern bleiben würden. Es werde die Ausgabe der Lomimstion sein, alle Bestimmungen der Vorlage zu entfernen, welch« dem Princip der Gewerbefreiheit widersprächen und, allen Traditionen unserer Gesetzgebung widersprechend, an die Stelle der freien Thäiigkell den Polizeizivang setzten. (Bestall links.) Abg. v. Sczoniecki erklärte sich für die Vorlage, fürchtete ab«, daß man in den Districten mit gemischter Bevölkerung nedeu de» deutschen Innungen keine polnischen bestehen lasse» werde. Die Abgg. Schmiedel und Ludwig Löwe vermochten dem gründlich beleuchteten Thema keine neuen Seilen mehr abzu- gewinnen; wir erwähnen noch die Ausführungen des socialdemo kratischen Abg. Hartmann, der zwar den Gesetzentwurf al« Freiheitsbeschränkung bekämpfte, sich aber einer gemäßigten Haltnng und fachlichen Behandlung befliß. Für die nächste Sitzung am Mon tag stehen dir Steuervorlagen aus der Tagesordnung. Die Beralbung über das InnungSczesetz bat ergeben, daß aus allen Seiten deS Hause» daS Beltreben herrscht, der Wiederbelebung der Innungen möglichste Körverung angedeihc» zu lassen; nur zeigte sich darin ei» sehr bemerken»« werther Gegensatz »wischen Conservativen und EenIrum einerseits und Liberalen anderseits, daß die letzteren da» Princip der Gewerbefreiheit zu Gunsten der Innungen nicht angetastet sehen wollen, die crstcrcn ein gute- Stück der Ge- werbesreiheit z» opfern bereit sind Aus liberaler Seile sieht man in de» Borschlägen der Regierungsvorlage, namentlich den da- Halten von Lehrlingen letrefsenden, bereits einen zu starken Eingriff in die Gcwerdcsreihcit. einen bedenklichen Schritt zur Herstellung von Zwangsinnungen; aus conservativ - ullramontaner Seile hält man dies« Vor schläge für noch nicht weitgehend genug. Die Vorlage ist auS der Anregung von letzterer Seite hervorargangen, hat sich aber den rcactionairen zünltlerischcu Bestrebungen arge Uber ziemliche Zurückhaltung auserlegt. In der Commissro» wird cS an Bemühungen von konservativer und klerikal« Seit« nicht fehlen, da- InnungSwesen durch noch weiter gehende Z w a n g - bestimmungen bezw. Ertheilung von Vor rechten zu fördern. Es wird daraus ankommen, welchen Widerstand die Regierung diesen Bestrebungen entgegensetzt. Dem Reichstag ist der Gesetzentwurf, betreffend die Be strafung der Trunkenheit, vorgelegt worden. Die erftm snns Paragraphen entsprechen, abgesehen von einigen redak tionellen Aendernngen, der seiner Zeit dem Bunte-rathe ge machten Vorlage. Neu hinzugefügt ist tz. 6. welcher lautet: „Mil Geldbuße bi» zu einhundert Mark oder mit Hast bis zu zwei Wochen wird bestraft, wer bei Verrichtungen, welche zur Verhütung von Gefahr für Leben oder Gesundheit An- derer oder von Feuersgesahr besondere Aufmerksamkeit erfor dern, sich betrinkt oder betrunken in anderen als in Notfällen solch« Verrichtungen vornimmt." Die vom Reichstage angenommene Resolution betreffs der Kostenbewilligung für den Zollanschluß Altenas dnrch den Reichstag ist den zuständigen Ausschüssen de« BundeSrath« überwiesen worden. Nach der „N. Z. wird der BundeSrath zuvörderst die Vorlage wegen de» Zoll- anschluffeS Altona« und WandSbeckS derathen und dann erst in die Beralhung der ReichStagS-Resolulion eintreten. Di« BundrSratbS-Bevollmächtigtrn werben von ihren betreffenden Regierungen erst die nötkigen Instructionen für die Stellung nahme zu der im Reichstage beschlossenen Resolution einholen. Der BundeSrath hat in seiner Sitzung vom Freitag die Beschlüsse de» Reichstag« zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung keS ReichShauShalts-EtatS für 1881/82, angenommen Es wird alsdann dieser Etat unverzüglich dem Kaiser voraelegt werden und stehl die Publikation un- mittelbar vevor. Die zu dem Etat vom Reichstage beschlossenen Resolutionen wurden den zuständigen Aus schüssen überwiesen. Auch der Anleihegesetzentwurs ist vom Bundesrathe angenommen. Aus den Bericht de« IX. AuS- schufst- wurde der Gesetzentwurf über die Ocssentlichkeit der Verhandlungen und die GeschäslSspracke deS LankeS- AuSschusseS von Elsaß-Lothringen in erster und zweiter Lesung und aus den Bericht de» VI. Ausschusses der Gesetz entwurf Uber die Abänderung von Bestimmungen deS Ge richt» kostengesetze» und der Gebührenordnung für Ge richtsvollzieher in erster Lesung angenommen, hierbei jedoch die Beralhung einiger zu letzterem Gesetzentwürfe inzwischen seitens der sächsischen Regierung eingrbrachten Zusatzanträge für die zweite Lesung Vorbehalten. Ein für die Entwickelung der Parteiverhältnisse unter den „entschieden Liberalen" recht lehrreicher Vorgang hat sich in Stettin abgespielt. Dort hat sich, wie wir aus fortschritt lichen Blättern ersehen, der „liberale Wahlverein", eine secessionistische Gründung, ausgelöst und am selben Tage nach Austritt einzelner Mitglieder seine Wiederauferstehung alS „Wahlverein der Fortschrittspartei" gestiert. Dem bisherigen secessionistischen Abg. Schtutow wird nun mehr jedenfalls ein fortschrittlicher Kandidat gegenübergestellt werden. ES zeigt sich hier wieder einmal recht augenfällig, wie der „entschiedene Liberalismus" dem Zwang der Thal sachen folgend in» fortschrittliche Lager übergeht und einzelne wenige auf dem Isolirschemmcl zurückläßt. Dieser Vorgang wird sich ohne Zweifel noch an vielen Orten wiederholen. Der „entschiedene Liberalismus", wie er heute verstanden wird, ist eben nichts Andere» alS die Fortschrittspartei, und wir können eS im Interesse der Klarheit und Wahrheit nicht bedauern, wenn die fortschritt liche Fahne offen ausgesteckt wird. Gambetta'S letzte Banketrede war, von einer kurzen Verherrlichung Grevy's abaesehen, politisch vollkommen gehaltlos; sic enthielt Phrasen über Phrasen und lang- atymige Reflexionen über die Bedeutung der Syndicals- kammern. ES siel allgemein auf, daß während deS Bankers vor dem Grand Hotel eine Ehrenwache ausgestellt war, die sonst bloS dem Präsidenten der Republik gchnhrt. Sämmt- liche Blätter besprechen den vorgekvininencn Skandal, welcher folgende Ursachen Kat. Die Veranstalter de» Festes halten die Vertreter der Presse in einem kleineren, oberen Nebensaale placirt, auf den Protest der letzteren ihnen aber schließlich eine Ecke de» FrstsaalcS angewiesen. Trotzdem erfolgten neue Proteste, wobei sogar Beleidigungen und Thätlickkcilen zwischen den Theilnchinern des Bankels und den Journalisten vor kamen, welche Letztere schließlich protcslirend den Saal ver ließen. Die portugiesische Ministerkrisis ist beendet. Nachdem daS Eabinel Braamcamp seine Einlassung gegeben, forderte der König den Herzog von Avila aus, a» die Spitze der neuen Regierung z» treten; als Dieser auS Gesundheitsrücksichten ablchnte, wurde Senhvr Fontes beschieden, aber auch dieser übernahm den Auftrag nicht, und schließlich hat sich Dom Antonio Sampayo der Ausgabe unterzogen. Er ist Haupt der Partei, die sich os regsuerncloi-os nennt. Ter Fall deS Ministeriums Braaincamp wird im Allgemeinen freudig be grüßt, da die neuen Steuern und die Erhöhung der allen cs keinesiveg« populär gemacht haben. Der rumänische EultuSminister Conta hat seine Ent lassung gegeben. I» der Sitzung der Dcputirlenkammer vom Sonnabend richtete Maj oreScu an den Ministerpräsidenten eine Interpellation darüber, welche Maßregeln von Seiten der Regierung zur Sicherung der constitutivncllcn Monarchie getroffen worden seien mit Rücksicht aus das Attentat Pielraru'S, sowie mit Rücksicht daraus, daß in Jassy eine Verbindung von Nihilisten entdeckt worden sei, welche Beziehungen zu Rußland unterhaste und die Grundsätze der rumänischen Jugend zu erschüttern versuche. Der Minister präsident Bratiano wieS die von dem Interpellanten aus gesprochenen Befürchtungen als grundlos zurück. Tic Ne gierung werde sich zu Unterdrückunaömatzregcln nur dann ent schließen, wenn die Sicherheit des Staate» gefährdet erscheinen sollte. Tie Freibcit der Presse werde die Regierung stet» achten. Die Präsecten seien indeß bereit» angewiesen, ihre Aufmerksamkeit aus die fremden Individuen, deren Treiben Verdacht errege, zu richten. — Von dem Finanzininister ist der Dcputirlcnkammcr eine Vorlage, betreffend die Errichtung von Ackerbau-Vorschußcassen, zugeaangcn. Der Marquis WielopolSki veröffentlicht einen an Katkow gerichteten Brief', in welchem er die Beschuldigung der „Mvsiauer Zeitung", daß die Polen Miturheber der Ermordung Alexander'» II. seien, energisch zurückweist und Katkow vorwirst, durch seine Artikel Unruhe zu stiften und zur Revolution zu treiben, statt auf Verständigung mit den Slaven hinzuwirken. Die Polen, erklärt Wielopolsft. wollen eine Verständigung mit Rußland auf dem Boden der Gerech tigkeit. Die besten Organe der russischen Presst unterstützen die Polen darin, ivcil ihr Horizont ein weiterer ist, als der Katkow «, dessen Ideal sich aus die Grenzen de» Großsürsten- thumS Moskau beschränkt. —Interessant ist die Mitthcilung, daß man in St. Petersburg über dieAnkunst de» dentscheu Kronprinzen, de» Prinzen von Wales u. s. w. geflissent lich fauche Nachrichten verbreitet katte. selbst die Polizei wußte nickt bestimmt, wer angekommen sei. ES war in den be treffenden Stadtbezirken einfach besohlen worden, von so und so viel Uhr ab in den und den Straßen zu erscheinen, Ord nung zu halten, abzusperren u. s. w. Im Kasan'schcn Stadl- theil, zu dem der WosnesstnSkv-Prospect gehört, durch den die Gäste vom Warschauer Bahnhof auS sayren müssen, war die Polizei Mann für Mann am Abend deS 24. dS. MtS., als Prinz Arnulf von Baiern ankam, steif und fest über- zeugl, der deutsche Kronprinz und der Prinz von Wales wären angekommrn. Nach der Abreise der Gäste de» Kaiserhauses soll von der Polizei mit den energischsten Maßregeln gegen die Nihilisten vorgegangen werden. Die Untersuchungen geben schon jetzt sehr lebhaft, allein eS wird noch immer schlimmer werden. Nack St. Petersburger Nachrichten ist da» Verbleiben de» Herrn v. Saburow als Botschafter in Berlin zweifel haft geworden; eS gilt als wahrscheinlich, daß Gras Peter Scbuwalow Herrn v. Saburow in Berlin ablvst und Herr v. Saburow als Botschafter nach London geht Man saßt diese Thatsache al« ein Zeichen aus, daß Kaiser Alttanker die Beziehungen zu Deutschland in besonderer Weise zu kräftigen sucht. Die Hoffnungen und Wünsche, welche eine Ent fremdung Deutschland gegenüber in Au-stchl nehmen, gelten in Petersburg al- zerschellt; man hält die Beseitigung der Haupllrägcr der panslavisnschen Gesinnungen aus der Nähe de- Zaren für bevorstehend. Nach einer Depesche der „Boss. Ztg." auö Petersburg hat die Anwesenbcil de» deutschen Kronprinzen ein allerengsteS Bündniß zwischen Rußland und Deutsckianv an gebahnt, besonder- in Bezug aus die internationale Frage der Verfolgung der Verbrecher. Auch in anderen Fragen herrscht Ucbcremstmimung, und den mündlichen Besprechungen dürsten kald die genauen schriftlichen Ahniachungen folgen. Tic pe» 'önlicbe Ännakerung ist. wie cS heißt, vollständig. Der Hauvttheii de» zwischen den Engländern und den BoerS abgeschlossenen Frieden-Vertrages gewährt de» letzte ren vollständige Selbstverwaltung. Sobald tasUolwr- einkommcn vollzogen worden ist, werden die in Transvaal garnisonirenkcn englischen Truppen das Land verlassen »nd damit thatsächlich die Annectirung dieses Lande» an die br-li chen Besitzungen zu Ende sein. Zwar wird künftig in der Hauptstadt ein britischer Ministerresttcnl verweilen und bat >>ch England die Leitung der auswärtigen Beziehungen Vorbehalten, aber die Bedeutung der ersten diefer Heiden Bestimmungen ist nicht ganz klar, und waS die zweite anbclrifst, so steht man aus den ersten Blick, daß dieselbe ganz geeignet ist, England entweder Slreikigkcilen mit den BoerS aüszusetzen oder eS in deren Zwistigkeiten mit ton benachbarten eingeborenen Stämmen zu verwickeln. Privat- Telcgramnicn auS Süd «Afrika zufolge herrscht unter den dortigen englischen Ansiedlern die Ansicht vor. daß die britische Regierung einen großen Fehler gemacht habe, indem sie sich aus Unterhandlungen mit den sogenannten .Insurgenten" einließ, und daß ein unter solchen Um länden abgeschlossener Frieden keine gute» Früchte tragen und von langer Dauer sein könne. ES ist klar, daß daS Ansehen England« in hohem Maße gelitten hat. Weder Recht noch Ruhm waren in diesem unglücklichen Kriege auf seiner Seite. An die Niederlage der britischen Armeen wird man noch lange in Süd-Afrika denken, wo der durch sie hervorgerusene Eindruck ein um so tieferer war, als Niemand auch nur einen Augenblick geglaubt hatte, daß die BoerS, die erst kurz vorher von einem eingeborenen Häuptlinge, Seco- weni, geschlagen worden waren, ihrerseits nun die Engländer besiegen könnten. Diese unerwarteten Niederlagen dücsten »ach englischen Anschauungen auch andere Länder für einige Zeit beschäftigen und aus diese Weise von großem Einflüße auf die allgemeine Politik der civilisirten Welt sein. Vas Leipziger Adreßbuch für 1881—88. L. >VK. Leipzig, 27. März. Ta» Leipziger GcschäslS- publicum erhält soeben daS, wie gewöhnlich, mit Spannung erwartete neue Adreßbuch. Jahrgang 1881 ist der sechzigste in der Reibenfolae. in einem Hellen Gewände, mitbin selber eine Art von fröhlichem Jubilar. Wiederum begleiten ein Stadtplan und lieber- »chlSpläne der Theaterplätze daS nützliche Handbuch, erster« revidirt nach den seit Jahresfrist cingetretcnen topographischen Veränderungen, welche noch ausführlicher im Häuserverzeichniffe, dieser willkommenen Localchronik, zu verfolgen sind. DaS WachSlhum unserer guten Stadt läßt sich auch am Adreßbuch deutlich erkennen. Der Umsang des Bande» ist abermals stärker geworden, so ersichtlich daS Bestreben her vortritt. mit möglichster Rauinersparniß zu Werke zu gehen. Der Jahrgang 1881 enthält etwa 30 Seiten mehr, als sein Vorgänger, ein Zuwachs, der fast gleichmäßig aus beide Ab- thcilungen entfällt. DaS Datum der Druckvollcndung deS Adreßbuches läßt sich auS den Seite 615—16 beigcsiigten Berichtigungen und Ergänzungen leicht berechnen. Es sind darin die durch Ver leihunge», Knndmachungen und Todesanzeigen der letzten Woche an der Universität und in der Bürgerschaft ringe- trctenen Beränderungen noch benutzt worden. Sehr erwünscht in weiten Kreisen werten die Fingerzeige sein, welche daS neue Adreßbuch über daS neu orgamsirtc Armcnivesen gicbt. Eine Untcrabthcilunq der zweiten Hälfte handelt von i» Leipzig erscheinende!' Zeitungen und Zeitschriften nach dem Stande vom December 1880. Auch hier ist wieder dieselbe sorgfältige, alle erhebliche» Veränderungen bezüglich der Ver leger, Erpcditioncn und Redaktionen bcrückiichligciide Hand des Bibliographen erkennbar, wenn auch kleine Irrlbuiner nicht ausgeschlossen sind, die sich zun, Theil durch die cerrecten, weil neuern Angaben an ankeren Slrllcn des Buches selbst berichligen. Die Leipziger Presse zählt nach dieser Liste 237 Organe, von denen allein 23 den gemeinsamen Titel „Zeitschrift", 12 den Namen „Archiv", 11 die Verzeichnung als „Zeilnng" 10 den Titel „Eentralblatl" gewählt haben. Außerdem gicbt eü unlcr der Zahl siebenerlei „Annalen", achterlei „Blätter" und neun verschiedene „Jahrbücher". In französischer unk englischer Sprache erscheinen drei Journale. In dein „Leipziger Adrcßbuche" krystallisirt sich für Jeden, welcher ru lesen, zu gruppireu, zu vergleiche» versteht, mir die neueste (beschichte unk Statistik der Stadt »nd der Ge sellschaft; sei der neue Jahrgang auch in diesem Sinne von un» willkommen geheißen, daö uiivcrkeiinl'are Bemühen dee Herausgeber», ein gute» Auskunft»- und Nachschlagewerk für daS Localbedürsniß herzustellcn, unumwunden anerkannt. Schwurgericht. xvm. Ltyiina. Der SchwurgerichtSbos war wie bisher zusammengesetzt, das Protokoll führte Herr Referendar Gieß Tie königl. StaalSaiiwal!. schost war durch Herrn LtaakSanwaü Meißner, die Vcriheidigiing durch die Herren Rechtsanwälte l)r. Eromaii» und Iw. Röntzsci, vertreten. DaS G-schworcnen-Ann übten folgende Herren aus: Goldarbeit» Wer von hier, RiltergulSbentzer Ludwig aus Kiebitz, Privatim Baarmann von hier, Fadrilbesitzer Mn: Friedrich aus P .Witz, Kaufmann Wecke von In-r, Gutsbesitzer Wohllebe aus La hka, Baurath Müller, Hoflieferant Hering und Eisenbahn-Jnspectcr Schäffcr von hier, Hausbesitzer Hcrtzich aus Eutritzsch. Stadlrath Eugelmann au- Grimma und Fabrikbesitzer lir. Heppe aus Lindem,». Emen seltsamen Contrast hinsichtlich ihrer beiderseitigen geistigen Befähigung machten die Angeklagten, der 2«> Jahre alte Gutsbesitzer Gottfried L»o Schmidt und dessen Schwester, die ledige Hermnic Bcrlha Schmidt, im 33. Lebensjahre stellend. Beide sind noch un bestraft. Die Anklage lanlete aus Urkundenfälschung, Betrug und falsche Bersicherung an EidcSstatt und basirt aus solgenden Vor gängen, Der GutSauszüaler Schmidt, Vater der Angeklagten, starb im ersten Viertel de- Jahres 1878 und hiiiterließ außer de» genannte» beiden Kindern noch einen unmündigen Sohn, sodaß sich du- Aus- stclliina eines Nachlaßvrrzeichnisses »nd desse» Emreichimg bei Ge- richt sowie die Bestellung eine« Altersvoemundes für den nimder. jährigen Bruder nolhwendig machte. Als nun das Nachlaß-Ber.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite