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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt; Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-02
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Netartion und Lrprdition JohanneSgasje 33. äprtchN»n-r» -rr Nrdartion: Vormittags 10—12 Uhr. NachimliagS 4—6 Uhr. KUr die Nüä/i-de rm,ki»ndlki vonuicripu mich, gch »>e «tedacrio» «ich, »-rdmench. Annahme 0er für »ie nächfts«lgk«»e Nummer heftimmtr» Inserale a, Wachenlagen bi» 3 Uhr Nachm'N«,«. antauu- und Fe,klage» srutzKis'odUtzr. In -rn /ilialkn snr Zns.-^nnahme: Otto Klemui. llnioersitätSstraße 22. Louis Lösche. Katharinenstrabe 18, p mir bis 'i,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSftsderkehr. Auflage LV,«0«. Äboiiilrmrntsprris viertelj. 4'/, Mk., incl. Brinaerlohn S Mk^, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne dtummer 2L Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage, «hne Postbesürdcrung 3g Mk. Mit Postbesörderung 48 PN. Inserate 6qeipaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unsere« Preis- verzeichniß. Tabellarischer Sah nach höhere« Tarif. Nrclamen unter den liedactionskrich die Spaltzeile SO Ps. Inserate sind stets an die f-rpeditian zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuniernwlo oder durch Post- nachnahme. 92. Sonnabend den 2. April 1881 75. Jahrgang. Zur gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 3. April, Bormittags nur bis 1-S Uhr geöffnet. Expedition dos I,oip?1xor ^nxodinttos. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Zuni Bcsien deS Theater-PenstonS-FondS soll nächsten DienStag, den 3. April l. I. die Oper „Der Freischütz" von E. M. v. Weber zur Ausführung gebracht werden, und wird in derselben Frau Anna Sackse-Hofmeifter die Rolle der „Agathe" zum ersten Mal hier singen. Mit Rücklicht hierauf und wegen der allgemeinen Beliebt heit der gedachten Oper selbst geben wir nnS der Hoffnung bin. daß auch diese Vorstellung sich eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen baden werde. Leipzig, den 31. Mär; 1881. Der DerwaltnnqS-AuSscku- deS THeater- Pensionü-z^ondS. Lekanntmachnllg. Wir beabsichtigen i» nächster Zeit im Brühl zwischen der Kreuzung der Katharinenstraße und dem Theaterplai-e Schleußenneubautcn. bez. Umbauten vorzunehmen, und fordern wir daher unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 10. März 1881 die Besitzer bez. Administratoren der an genannten Straßentracten angrenzenden (Grundstücke aus. ivegen gleichzeitiger Unterführung der Fallrohre bez. wegen einer nothwendig werdenden Hinlegung oder Um legung von Beisckileuhen unverzüglich» bei uns Anzeige zu erstatten, damit die Legung der Fallrohr- und Beischlcußen gleichzeitig mit dein Bau der Hauplschleuße auf Kosten der Ädjaccnten erfolgen kann. Im Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen außer Berwirknng einer Geldstrafe bis zu 60 Mark z» ge wärtigen. daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Raths- wegen aus ihre Kosten anSgeführt werden. Leipzig, am 22 März I88l. Der Rath der Ttadt Leipzig. I)r. Georgi. Cickorius. Städtische Gewerbeschule. Diejrnigen Eltern und Pflegecltern, welche gesonnen sind, ihre Söhne und Pflegebefohlenen nächste Ostern der Städtischen Ge werbeschule zur Ausbildung und Vorbereitung für da» Gewerbe zu übergeben, werde» ersticht, bi- längsten» a« 3. April er. die Anmeldung derselben bewirken zu wollen. Zugleich ergeht auch an dieienigcn Schüler der hiesige« Fort bildungsschulen. welche aus denselben am Ende dieses Winterhalb jahre- gesetzlich nuSicheiden und die Absicht haben, den genossenen FortbildungSunierricht von nächste Oster» ab in den Adendcurseu der Städtischen Gewerbeschule sorlzusetzen, hierdurch Aufforderung, sich deshalb ebenfalls rechtzeitig anzumelden. Bemerkt wird hierzu, daß der Abendunterricht der Städtischen Gewerbeschule sich aus gewerdlichr Buchführung. technische Gewertet»«»». Maschtnrn- ronftructtourn und Mechanik. Baukunde und architektonische» Zeichnen, sowie aus Uebungen im gewerdlichen Fachzrlchnen und Modellirrn erstreckt, also ganz besonder» Rücksicht aus da» Hand- werk eines jeden Schülers nimmt. Zur Entgegennahme von Anmeldungen sowie zur Ertheilung von AuSkunst. den Unterricht und Bildungsgang der Lehrlinge betreffend, bin ich Sonntags von l l—12 und Wochentag» »on 12 bi» > Uhr jowic Abends von 7—8 Uhr im Schullocale, Grimmaischer Steinwcg 18, bereit. Leipzig, am 24. März 1881. Ter Direktor. Niever. Anmerkung. Der Eintritt in die Städtische Gewerbeschule befreit von der Verpflichtung deS Besuchs der allgemeinen Städtischen Fortbildungsschule. OeffentUeke ilrmdblsIeliranstLlt. k-vinn de« 51. 8el>aiz»kren am 25. Kprtl ck. Oie keike- reugnkae cker.änntnlt kvreehtipon rum einitlkrip-kreiivülipen Hievst«. In der ktzheren 4htl>ellunr (Wlirizwr Öumu«) detrilpt da, ffcbulxcld kllr.(ngehveiz-e de, Ocut.->cken Ikeicke« 240.41 ftlr die 3., 300 .4! Nlr die 2.. 360 .4! Gr die 1. CIw«e. k'ilr innpo Oeuto, velcde »ick den Ueree.kt!pumr«ekeia rum einMkng-treivüIiiren Oiev,to ermorden Kaden, ist ein kaek- rrla>>eneekaktlleker ( nrsn» von,I»kre»l»uer bei 30 Oedrvtonden io der IVocks eiveei-icktet, kür reelcden da« 8ckuhseld 240 ^l ketttlpt. Anmeldungen richte mau gekUUgst an den Ovterreickvetev. Oeiprig, im kedruar 1881. Carl A°olkrum, Oirector. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 2. April. Unter der Ueberscsirist „Fürst Bismarck im StaatS- '"inisterium" dringt die „Deutsche Revue" sogenannte Enthüllungen über den dekannlcn Eonflict zwischen dem Fürst«, BiSmarck und dem Grasen Eulenburg. Indem wir EivigcS aus dem Artikel millbeilcn, bemerken wir. daß wir keine Gewähr für den Inhalt übernehmen. Nach ei,--m Rückblick aus die früheren Stadien der vermal- tong-gesetzgkbuna und aus den Rücktritt de» älteren Grasen En len bürg bemerk» der Verfasser, daß, als der jüngere Gra Eulenburg da- üstinisterium de- Innern übernommen habe, den Beginn seiner Dhätzgkeü die Hoffnung begleitet habe, daß er eine Prüfung cinlcilen wüi>», wie die eingenihrten Reformen sich bewährt hätten, denn in den beteilig»,»Kreisen wäre lcho« damals da-Gesilhl vorhanden gewesen, daß der erste Wurf der Richtung nach gut gegriffen war, daß aber in den Einzelheiten Verbesserungen unentbehrlich leien. Ob nun und welche Verständigungen darüber zwischen dem neuen Minister »nd leinen Kollegen staitaefuaden. darüber habe Nicht» ver- lautet. Gewiß lei nur. daß gerade die Mitwirkung Bi-marck-, der een dem Gedanken organnchcr Statuten für die einzelnen Pro- vinzen seftgehalten und eine Zusammenstellung von Gutachten der Ober-Präsidenten und die Berathung d»nb die Provinziallandtage verlangt Hobe, bei den Dctailarbeitrn für die Reorganisation mehr gemi eben al» gesucht worden sei. Damit hänge dii-auffällige Thal ache zusammen, daß die Mehrzahl der preußischen Gesetz« seit Jahren ohne die Unterschrift de» Minister-Präsidcnten promulgirt worden ist, während Derselbe doch nicht blo» in dieser Eigenschaft, sondern als auswärtiger Minister Preußen- formell und auch mit voller Ver- anlwortlichkeit Mitglied deS Staat-Ministerium- zu sein niemals ausachört habe. Weiter wird anSgeführt, e- sei die vermuthung entstanden, daß Gras Eulenburg schon seit längerer Zeit entschlossen war. zurückzu- treten, und nur de- Eindruck- wegen einen andern al» den eigentlich bestimmenden Grund gewählt habe. Al» den eigentlich bestiminenden Grund bezeichnet man Schwierigketten, in welche der Minister dem König gegenüber gerathen war, zum Theil durch die Ergebnisse seiner Gesetzgebung, in welchem der König ein erhebliche- Verlustkonto an staatlichen und königlichen Rechten vorgesunden habe und einen wesentlichen Fortschritt der Zerlrgung der öffentlichen Gewalt in kommunale Bruchtheile, welch« durch gewählte Bcrtreter der StratS- geivalt regiert würde». Ist diese Angabe richtig, so ist die praktische «eite der Sache, welche zunächst in dem königlichen Tabinete wirksam zeworden ist. in der Verkümmerung der Autorität des Berliner Polizeipräsidenten zu suchen, welcher häufiger al- irgend ein Minister, in gewöhnlichen Zeiten täglich, den König sieht, um Rapport zu erstatten. Der König wie seine beiden Vorfahren machten den Polizei- Präsidenten persönlich für die Ordnung in Berlin verantwortlich, insbesondere bei Gelegenbeiten, welche viel Menschen aus die Straße führen; der Polizeipräsident kann aber diese Verantwortlichkeit offenbar nicht tragen, wenn die Instanz, welche er der Stadt gegen über bildet, dadurch übergangen wird, daß der Minister de- Innern direct Mit dem Oberbürgermeister DnS, waS zu geschehen hat, derälh und bestimmt. Ein solcher Geschäftsgang soll in der letzten Zeit immer mehr in Hebung gekommen sein, so daß die Berliner Stadt- vcrivaltung tbatsächlich unter dem Minister d«S Innern stand und au! die Entschließungen de- Letzteren nicht ohne Einfluß ivar. Diese Verschiebung soll namentlich bei den Vorbereitungen zu den letzte» Hochzeit-- und Einzug-seierlickikeiten dahin geführt haben, daß die Anordnungen, welche Herr v. Forckenbeck unter Zustim mung de- Minister- deS Innern getroffen, von Allerhöchster Seite eine scharfe Mißbilligung erfahren und der Polizei-Präsiden« direct aus dem Cabinrt den Auftrag erhaltrn Hab«, anderweitige Einrich tungen zu »reffen. Die persönliche Intimität, in welcher Herr v. Forckenbeck zu dem abgetretenen Minister de- Innern stand und welche sich auch in den Tagen der berühmten Rede im Zoologischen Garten mit ihren Anklängen an da- französische FüderationSsest von 1700 nicht verleugnete, soll den Ansichten und Absichcn der Berliner Stadtvrrwaltung einen Einfluß aus die innere Politik verschafft haben, der sich in der stetigen Vermehrung der Immunitäten der großen Städte. namentlich Berlin-, erkennbar gemach» und an dem letztgenannten Orte thatsächlich durch eine fast souveraine Gewalt der Stadtverwaltung und ihrer al» fortschrittlicher Ring be- zeichaeten Umgebung zur Geltung gekommen sein. Jedenfalls könne man sagen, daß da- Stadtregiment von Berlin absoluter regiere als irgend eine StaatSregiernng Deutschlands, und die Macht diese- Absolutismus werde gefördert durch die Ausschließlichkeit, mit welcher der Ring diese Behörde beherrsche und auSnütze. Bei Wahlen aller Art könne in Folge dessen ein TerroriSmuS geübt werden, dem der bürgerliche Muih nur ausnahmsweise Widerstand zu leisten vermöge. Bei der einstweilen vertagten endgültigen Er- lcdigung der Ministerkrisi« dürste also wohl daraus Bedacht genommen werden, einer einheitlichen Politik de- Staat-Ministeriums unter dem Einflüsse deS Ministerpräsidenten nicht nur in der Gesetz gebung, sondern auch aus gewissen Gebieten der Verwaltung größere Bürgschaften zu geben. Die „Natlvnal-Zeitung" bemerkt zu diesen „Ent hüllungen": „Gegenüber der Darstellung in den jüngsten Ent hüllungen der „Deulscken Revue" von den Vorgängen ge legentlich der Einzugssestlichkciten hören wir, daß eine Disseren; zwischen der Stadtverwaltung und dem Polizei präsidium in dieser Richtung überbaupt nie bestanden hat. Die Initiative zu den Emzugssestlichkeiten ging aus den Kreisen der Bürgerschaft aus: es war daher selbstver ständlich. daß der Oberbürgermeister zunächst damit besaßt war. Derselbe setzte sich mit dem Minister deS Innern und mit dem Polizeipräsidenten in Verbindung und die bezüglichen Beschlüsse wurden in gemeinschaftlicher Verhandlung getroffen." überschwänglich« Thorheit begehen würde, wollte eS jetzt Thessalien zurückwelsen, weil ihm nicht auch der von ihm beanspruchte Theil von Ep i ru» gewährt werden kann. Man hofft und erwartet, daß tue Vernunft in Athen die Oberhand be halten werde. E» war außerdem noch eine andere Schwierigkeit zu überwinden, die aber beseitigt scheint. Bon unterrichteter Seile wird nämlich bestritten, daß die Ps orte, wir,HavaS"-Berichlc gemeldet haben, zuerst zwei Vorschläge gleichsam zur Wahl ge stellt hätte, entweder einen kleinen Theil von Thessalien mit Kreta, oder Thessalien ohne Kreta. Die Sacke habe viel mehr folgenden Verlaus genommen. Nachdem ein ursprüng licher Vorschlag der Türkei den Botschaftern ungenügend erschienen war und diese die Abtretung Kretas als wünschenS- werlh angedeutet hatten, gingen die türkischen Delegirtcn hieraus ein und boten einige Kilometer über die Octoberlinie nebst Kreta an. Die Botschafter bezeichneten DaS als nicht an nehnibar. Hierauf erklärten die Türken ihr aus Kreta bezüg liche» Angebot für null und nichtig und zogen dasselbe zurück. Jetzt erfolgte daS neueste Zugeständniß von Thessalien ohne Kreta nebst dem Grrnzstnck am linken User des ArlaslusicS in Epirus. Wäre DaS seiten- der Botschafter auS irgend einem Grunde wieder beanstandet worden, so stand zu besorgen, daß die Pforte dasselbe Verfahren eingehalten und chr Angebot wieder als nickt erfolgt behandelt hätte. Die Bolsckasler haben DaS indessen nach übereinstimmenden Meldungen nickt gethan, sondern daS letzte türkische Zugeständniß zur Grund lage desjenigen VorscklageS genommen, welchen die Mächte in Konstantiiiopel und Athen vertreten werden. Ob derselbe etwa einige nicht sehr wesentliche Aenderungen und Zusätze erhalten wird, ist noch nicht bekannt. Man will be zweifeln, baß die Pforte leicklen Kaufe» in die Schleifung der Festungswerke von Prevesa willigen werde, falls DaS wirk lick von ihr verlangt werden sollte, weil diese Forderung die SouveranelätSreckle deS Sultan» aus seinem Gebiet bciübren würde. Von der Abtretung PrevesaS ist nickt mehr die Rede, die Pforte wird niemals darein willigen. So wird eS sich denn im Wesentlichen um daS letzte Angebot der Pforte handeln, und eS wirb die Ausgabe der Mächte sein, dahin zu wirken, daß Griechenland derselben seinerseits durch cm vernünftiges Entgegenkommen entspreche. Die Griechen werden Kreta um so leichter verschmerzen, als sie stelS geglaubt haben, daß c« ihnen später doch emmal zufallen werde. Die eidgenössiscken Politiker fangen an cinzusehen, wie geringe» Werlh die bloße Theorie deS AsylrechteS beanspruchen kann, soweit sie den bedingungslosen Schutz des Meuchelmordes proelamirt. So giebt der Ben,er „Bund" einem Petersburger Eorrespondenten daS Wort, welcher ganz unumwunden sein Mißfallen über die Nnthäligkeil der Genfer Polizeibehörden angesichts de» Gebahrrns der dortigen Nihilistenrotte ausspricht: „Unter diesen Umständen — sckließl der Eorrespondent — muß eS befremden, daß bislang, soweit unS bekannt, von Seite der Genfer Polizei Nickis gesckehen ist, um jeden Verdacht der Duldung einer Sache ab- lebne», welcke mit den politischen Idealen de» SchweizervolleS Nichts zu schaffen hat. Mögen sich dir Bundesbehörden nicht mit der Angabe beruhigen, daß die Genfer Anarchisten sick nach Paris oder London verzogen hätten oder mit den Agitatoren anderer Länder nicht in Beziehungen ständen! Es wird Sache der Eikgcnossrnschast sein, sestzustellen, ob und inwicsern spccirll die russischen Flüchtlinge in der Schweiz in die ver- breckeriscken Attentate der letzte» Jahre verwickelt sind, und sollte die Untersuckung die Existenz einer revolutionären Ver bindung ergeben, so verlangt die Würde der Schweiz. Menschen die Thüre zu weisen, welche da« ihnen gewährte Asyl mißbrauchen. ES gilt daS eigene HauS zu säubern von Elementen, welche dem Anseben und den Interessen der Schweiz nur schaden, in keinem Falle Etwas nützen können." AuS den Verhandlungen unter Mitgliedern deS Reichs tages über eine internationale Vereinbarung wegen Beschränkung deS AsylrechlS ist nunmehr folgender vom Abg. Windthorft sormulirter Antrag bcrvorgeaangcn: „Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, aus eine Verein barung mit den Regierungen anderer Staaten hinzuwirken, wodurch jeder solcher Vereinbarung beitrctende Staat sich ver pflichtet: ». den Mord oder den Versuch des Mordes, welche an dem Oberhaupt eines der Vcrtragsstaalen verübt worden sind. b. die zwischen Mehreren getroffene Verabredung de« unter a bezeichneten Verbrechens, auch wenn eS zum Äeginn dieses Verbrechens nicht gekommen ist. c. die ösientiiche Aus- sorderung zu dem unter s bezeichneten Verbrechen sowohl gegen seine eigenen Angehörigen, als auch gegen die in seinem Gebiete sich aufhaltendcn Fremden mit Strafe zu bedrohen, cl. einen in seinem Gebiete sich aushaltenden Ausländer welcher daS unlcr u bezeichnet,: Verbrechen begangen hat, au Ansuchen der Regierung de« HcimathstaateS an letzteren auS- zuliescrn." Dieser Antrag soll den Fractionen vorgclegt und alSdann osficiell cingebracht werden. In der am Mittwoch stattgesundenen ReichStagS- sitzung war Fürst BiSmarck während der Rede deS social- demokratjicken Abgeordneten Auer mit dem Lesen von Schrift stücken beschäftigt Einzelne Briefe öffnete er selbst und ver- ticste sich in die Betrachtung einer großen Karte, anscheinend der von Griechenland. Nur als der Abgeordnete Auer er zählte. die antisemitischen Versammlungen in Berlin würden regelmäßig mil Telegrammen an den Reichskanzler geschloffen und mil Antwortstelegrammrn von dem Reichskanzler eröffnet, warf Fürst Bismarck ein grollendes „Nicht wahr!" dazwischen. Au« Ereseld wird berichtet, daß eine dort angeregte Lotterie zur Beschaffung einer halben Million Mark für den zur Ausführung de« Rhein-MaaS-EanalprojectS nvthigcn Grunderwerb aus deutschem Gebiete in bestem Fort gange begriffen sei und bald in die Oeffentlickkeit treten werde. Zu gleichem Zweck ist von der Stadt Ereseld eine, halbe Million Mark zur Verfügung gestellt worden. So lange man indeß an maßgebender Stelle in Holland im Inlercffe der eigenen Seehasen jeder näheren Verbindung zwischen dem Rhein und Antwerpen widerstrebt, wird wohl da« Ecmalproject in der Schweb« bleiben. Diplomatische Eorrespoudenzen auS Wien bestätigen den ulen Verlaus der Botschastrrbesprechungen in Son antin opel. Wie e« heißt, hat die günstige Ausnahme in Athen, wenn die jetzt in der Vereinbarung begriffene oder schon vereinbarte Grenzlinie dort zur Vorlage gelangen wird, allerdings bi« jetzt noch keinen thatsäckstichen AnbaitS- punct gewonnen unk oerubt vorerst aus hoffnungsvoller ZKr- inutbung. Diese gründet sich daraus, daß Griechenland eine Uebereinstimmenden Nachrichten an« St. Petersburg zufolge ist die Reise de« deutschen Kronprinzen nach der Zarenstadt an der Newa ein politisches Ereigniß von blei bender Bedeutung für die beiden Nachbarrcicbe. Kaiser Alexander und der Kronprinz haben sick persön- lick gesunden; in der Erregung deS Momente» ist Manches hinweggesckmolzen. waS sonst zwiscken den beiden Fürsten gestanden haben mag. Kaiser Alexander hat seine Freunde und Stützen gezählt und gesunden, daß er keine sickereren haben kann als die der erprobten deutscken Freund schaft. Daneben ist charakteristisch, daß von irgend ein schneidenden Beschlüssen Alexander'» III. noch Nichts bekannt geworden. Der neue Kaiser ist, wie ein Corre- sponbent hervorhebt, ein Mann voll Wohlwollens und strengen Gerechtigkeitsgefühles; daß er der Mann kühner Initiative sei, wird jetzt »och mehr als früher bc wciselt. Einen eigentlichen Ratbgeber hat Alexander III noch nickt; denn der Freund deS Kaisers Gras Woronzow-Lasckkow ist nickt unter die politischen Männer zu zählen. Um so be- merkenSwerlher ist die Ergänzung, welcke der Kaiser in seinem Bruder, dem Großfürsten Wladimir, sinket Großsürst Wla dimir ist von kühnerem. unternehmendem Geiste, er besitzt jetzt da» unbedingte Vertrauen seine» kaiserlichen Bruder», der ihm durch die Bestimmung zum Regenten den öffentlichen Beweis davon gegeben hat. Die Gemahlin de» Großfürsten, bekanntlich eine Tochter de» GroßherzogS von Mecklenburg- Schwerin, ist eine vortreffliche Frau mit gut deutscher Gesinnung; mit ihr ist die Kaiserin in engste FreundschaftS- beziehungen getrc'en. Die ehemaliae Prinzessin Dagmar ist eine eifrige Orthodoxe; eS hat sie Die» nicht abgehalten, der Großfürstin Wladimir, die ihrem lutherischen Glauben treu geblieben ist. daS Proteclorat über die ersten Wohlthälig- keikSvercine von Petersburg zu übertragen. Dieses enae Ver hällniß der beiden hohen Paare drückt dem Hos- und StaalS- leben seinen Ebarakter aus, denn Hos und Staat ist in Ruß land ja noch viclsach Dasselbe. Die ossiciöse Petersburger „Agence Russe" theilt be züglich de» durch den erwähnten kaiserlichen UkaS eingesetzten zeitweiligen Rath« noch mit: „Der Rath, welcher aus ewäblten Mitgliedern der ganzen Bevölkerung der Residenz ervorgehcn und dem Slaklhauptmcmn uir Seite stehen solle, werde nach Majorität über jede Maßregel zu be schließen haben, welcke der Stadthauptmann zur Vor lage bringe. Eine solche durch Majorität beschlossene Maßregel werde zur Ausführung gelangen, nachdem sie die Genehmigung de« Kaiser« erhalten hätte Borge cklagene Maßregeln, welche nickt die Mehrheit de« Ratbes erkiesten, würden nicht auSgrsührt werden Jeder Hausbesitzer und selbstständige Miether im eigenen Namen solle Wähler und wählbar sem. Dle<er Ilka« sei ein Theil de» für da» ganze Reich in Aussicht genommenen Plane-, dessen Entwurf der verstorbene Kaiser bereit» unterzeichnet batte." — Ter Stadt hauptmann macht bekannt, daß die Wablen für den Rath bereits Donnerstag Nachmittag 3 Uhr stallsinden sollten. St. Petersburger Blätter erzählen einen hübschen Zug de» Kaisers Alexander, der wohl eine Erwähnung ver dient: Lieutenant Nawrotzki hatte Alexander II. nach dem Mordansall mit seinem Mantel bedeckt und ging selbst, trotz der bitteren Kälte, ohne Mantel nach Hause. Alexander III. ernannte Nawrotzki znm Slapscapitain und schenkte ihm 1200 Rubel, um sich einen neuen Mantel anzusckassen, „denn den alten Mantel, an dem daS lkeure Blut seines Vater» klebe, müsse er behalten". — Leider sind auch diesmal bei der nihilistischen Verschwörung Ossi eiere belkeitigt. Im Ge neralstabSgebäude wurden vier Ossicicre verkästet, die der Theil- nahme an nihilistischen Bestrebungen verdächtig waren; die angc- stellten Haussuchungen ergaben die Richtigkeit des Verdachtes.— Einem weil verbrcilctenGerüchtc zufolge ist in der „NeucnS traße", die aus NewSki mündel, eine geheime Druckerei culdeckl worden. Eine Dame machte dem Stadtbauptmann Baranow neulich die Anzeige, daß in der Wohnung neben ihr ganze Nackte hindurch Elavier gespielt würde, man aber durch die Musik hindurch ganz deutlich auch noch ein anderes Geräusch vernehme, wie von einer Maschine. Bei der Untersuchung and man eine nihilistische Presse. — Russakow sagte im Vorverhör u. A. Folgendes auS: Tie Nikilistcn hätten lange gewartet, ob die Verhältnisse, wie versprochen, sich bessern würden; als sie aber gesehen, daß Alles beim Allen blieb, eien sie endlich zum Attentat geschritten. Aus London verlautet jetzt bestimmt, daß Deutschland keinerlei ossicielle Schrille zur Verfolgung der Most'sckrn „Freiheit" gethan hat. Der Haftbefehl ist auS eigenem An triebe der englischen Regierung hcrvorgcgangen. Glad- tone ist empört über das Treiben der Nihilisten und den Mißbrauch der Gastfreundschaft England». Auch im Publicum ist seit dem Sprengversucke am Mansionlwuie eine tarke Rcaclion in der Bcnrtkeilung politischer Verschwörer erfolgt. Nach tveitcren Nachrichten auS London berietst der- englische Ministerrath bereits über die 41,'aßregel», welche da» Asyl recht für die volitischen Verbrecher beschränken sollen; die Mehrheit der Minister, namentlich Glakstone, der eS mil Rußland nickt verderben will, zeigten sich keineswegs abgeneigt, aus die bclreffenden Anträge der nordischen Mächte einzugeben. Daß die Beschränkung de» AsvlrecktS vor dem englischen Par lamcntc und der össenttichen Meinung in England ebenfalls Gnade sinken wird, szilt natürlich noch für fraglich. Garibaldi scheint in der That schwer leidend zu sein. Die Aufregungen, welche ihm seine letzte Reise nach Genna und sein Aufenthalt in Italien bereitet haken, scheinen den Befürchtungen seiner Freunde, welche ikn vergebens von der Reise abzukalten versuchten, vollständig Reckt zu geben. Ein auS Genua cingetrosiencö Telegramm melket sogar, daß der General im Sterben liege. Die letzten Borgänge auf dem Kriegsschauplätze in Süd afrika erscheinen noch immer ziemlich rälbsclhajt. Tie Uebergabe der englischen Garnison von Potschesstroom wird bestätigt, dock sind die Umstände, unter welchen dieselbe erfolgte, noch nicht aufgeklärt. Nack der einen Meinung hätte die Garnison sich wegen M„ngcls an Lebensmitteln ergeben und sei der Verlust von 18 Todtcn und 90 Ver wundeten aus britischer Seile der wäbrcnd der ganzen Be lagerung crltttene. Nack einem anderen Berichte dagegen hätte vor der am 21. März stattgesundenen Eapitnlation ein harter Kamps stattgesundcn, m welchem die Engländer den obigen Verlust erlitten. Tie englische Garnison erhielt nach ossiciellcr Meldung ehrenvollen Abzug gegen die Verpflichtung, nicht weiter gegen die BoerS zu dienen. Die Geschütze und die Büchsen der Infanterie wnrden den Belagerern anS- geliescrt. Dagegen dursten die Ossicicre ihre Waffen und die gesammte Garnison ihr Privateigenlbnin behalten. Tic letztere ist jetzt aus dem Marsche »ach Natal. Der am 7. März von General Sir Evclvn Wood abgesandte Lebens mittel-Zng traf erst 24 Stunden nach der Eapitnlation ein. DaS englische Laaer bei Mount Prospekt ist in der Auslösung begriffen. General Sir F. Roberts war in der Capstadt angckommcn, jedoch sofort nach England zurück- gekehrt. lieber den Stand der Friede nSv er Hand tun gen verlautet heute Nicht«. Dculscher Neichstag. Im Reichstage wurde am Donnerstag die Berathung über die Handhabung des Socialistengesctzcs fortge setzt. Der erste Redner war Abg. Or. Wolsssori (Hamburg): Meine .Herren, ich habe mich zum Wort gemeldet in Bezug aus die Verbote der Sammlungen tür die Hinterbliebenen AuSgewiesener. Die maßgebende Recht - sprechung entspricht nicht Dem. was im Bericht gesagt ist. Nack, der Rechtsprechung de» Reichsgericht- stellt sich die Sache so: ß. 16 deS Socialist.'ngesctzeS giebt Polizei-Bekördcn da- Recht, Sammlungen zu verbieten, aber nicht im Allgemeinen, sondern nur jede einzelne Sammlung, nachdem ihre Gefährlichkeit nachgewiescn ist. Darum muß also da» Verbot der Hamburger Polizeibehörde schon aus diesem sormalen Grund für unberechtigt gehalten werden. Abcr auch inhaltlich ist dasselbe nicht zu rechtfertigen, denn daraus, daß die Sammlungen für aiiSqewicsene Soeialkemokraten sowohl als auch deren Angehörige stattsinden, kann man. glaube ich. keine» Grund herleiien, die Unterstützung dieser Angehörigen zu verbieten, klebrigen» haben wir in Hamburg eine Instand um die erlassene» Verfügungen zu eontrolircn, den „Büegerausschnß", dessen Entscheidung ist noch nicht ersolg», ich glaub« aber auS manchen Anzeichen schließen zu dürsen, daß diele Instanz da- Verbot der Sammlungen ausheben wird. BundeSbevollmächiigtcr. Hamburgischer Senator Or. BerS- mann: Was daS Verbot der Sammlungen betrifft, so bandelt eS sich um noch nicht anSgetragene Dinge, eS liegt vorläufig eine erstinstanzliche Verfügung > or. »nd die zweitinstanzliche Entscheidung soll, wie mir aus teiegrapl b be Anfrage gemeldet wurde, von den. Verlaus der gegenwärtige» Verhandlungen abhängig gemacht wer de». Bei Vieler Gelegenheit möchte ich aus zwei Puncte au» der Rede de« Herrn Auer zurückkommen, welche ich um so mehr richtig stellen muß, al- man sonst au» dem Umstande, daß Herr Auer in Hamburg lebt, schließen könnte, daß verleide über die Hamburger Verhältnisse wohl orient-rt sei. DaS scheint aber nicht der Fall zu sein, denn über die Hamburgische Presse und da- Verhältnis) der Regierung zu derselben ist er nicht iniormirt. Tie Press« ist bei unt nicht derart organisirl, daß dem Senat ein be sondere- Blatt zur Versagung stände. Ter „Hamburger Lorre- spondent" ist im Besitz einer Aciiengesellschoff und steht mit der Hamburger Regierung nur in der Verbindung, daß in ihm die amtlichen Bekanntmachungen veröffentlicht werden. Da- Blatt legt selbst da- größte Gewicht daraus, ein unabhängige- »u sein. WaS «weiten» die „Hamburger Gericht-zeitung" betrifft, so wurde nur, um diesem Organ eine größere Bedeutung beizulegen, getagt. eS sei eine Zeitung, in der Artikel über die Frcihandrl-sragc aus der
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