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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-04
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1881
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Erfcheimt täglich früh 6'/, Uhr. Ne-«ti«» und Lrpr-ition Joh»»ue«g«sse 33. O»rrch->»-e« -er Le-artioa: Bonnfttsgs 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. »aO„ta«r» »t« r Uhr Nachmitta,«. «»«-»»»,» -efttage» ,räh hi«'/.» Uhr. 2> de, /lllrleu für 2«s.Luulh»e: vtta «t»»«. U»iv«rsttätsstrabe 22. t»»t« Lösch«, Kathariaenstraße 18, p. «ur hi» '/,S Uhr. ttpngtr.Tageblatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage Adonnementspreis viertelj. 4V, Mb.. iucl. Brinaerloha ü Mk, durch die Post bezogen K Mk. Jede einzelne Nummer 2ä Pf. Belegsemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» oliue Postbesöiderung 39 Mt. Mit Pvstbefördcrung 48 Mk. Inserate SAkspaltcue Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer Saß nach höherem Tarif. Uekla«rn unter den Uedactianskrich die Spaltzeil« SO Pf. Inserate sind stet« an die Expehitian zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeravsto oder durch Post nachnahme. 94. Montag den 4. April 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Lekmmtmachimg. Wir beabsichtigen in nächster Zeit in der Mühlgaffe und dem angrenzenden Theil der Harkortstraße bi« zur Pleißengasscnkreuzung Schleußeubauten bez. Umbauten vorzunehmen, und fordern wir daher unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 10. März 188t die Besitzer bez. Administratoren der an genannte Stratzentracte angrenzenden Grundstücke auf, wegen gleichzeitiger Unterführung der Fallrohre, bez. wegen einer nothwendtg werdenden Einlegung oder Umlegung von Vei- schleußen unverzüglich bei unS Anzeige zu erstatten, damit die Legung der Fallrohr» und Beischleußen gleichzeitig mit dem Bau der Hauptschleußr auf Kosten der Adjaccnten erfolgen kann. Im Falle' der unterlassenen Anzeige baben die Säumigen außer Derwirkung einer Geldstrafe bis zu 60 Mk. zu ge wärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Raths wegen auf ihre Kosten ausgcsührt werden. Leipzig, den 29 Mär, 188t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichorius. Sekanntmachung. Di« Herstellung der Knackschickt für die später vorzu nehmend« Pflasterung der Pleißenqasse soll nebst den zugehörigen Erdarbeiter« an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten lieg« im Rathhau«, L Etage, Zimmer Nr. l4 auS und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Macadamisirung der Plei-engaff«' versehen ebendaselbst und zwar bis zum Ltt. April d. I. Nachmittags s Adr abzugcben. - ' Leipzig, am 31. März 1481. Det Rath der Stadt Leipzig. - ' - vr. Georgi.- Cichorius. ^Vohiiniigs-Verilncthung. In dem der Stadtgemeinde gehörige» HauSgnrndstück Salzg<gch»en Ne I soll «ine tm 2 Stockwerk deS SeiteagedLadeschestndliche.Äu« r> Staden-L Kammer« und sonstigem Zubehör bestehende, mit Wafferlettnag versehene VSohnaaa vom L. Oktober d. I. an gegen «tahalbjLhritche Küadtgaaa Freitag, dea 8. April d. I. Vormittag« LI Uhr auf dem Rathhause. 1. Etage, Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden anderweit »ermiethet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Ber- miethungS- und VcrsteigerungSbedingungen nebst Invcntarium der zu vermiethenden Wohnung schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 26. März 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß Lekanntmachllng. Zum Besten deS Tbeater-PensionS-FondS soll nächsten Dieastag, de» S. April l. I. die Over „Der Freischütz" von C. M. v. Weber zur Aufführung gebracht werden, und wird in derselben Frau Anna Sachse-Hofmeister die Rolle der „Agathe" zum ersten Mal hier singen. Mit Rücksicht hierauf und weaen der allgemeinen Beliebt heit der gedachten Oper selbst geben wir »ns der Hoffnung bin, daß auch diese Borstellung sich eines recht zahlreichen Besuches zu erfreuen haben werde. Leipzig, den 3>. März 1481. Der Verwaltunqs-AaSfchag de» Lheater« Pensions-Fonds. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 4. April. Der Bundesrath bat, wie schon gemeldet, in seiner letzten Plenarsitzung die Anträge der bctheiligten Ausschüsse auf Genehmigung der Anschlußmaßregeln von Altona und Wand-beck an da- Zollgebiet angenommen, die Frage über die Ausbringung der Kosten der neuen Grenze rc. aber denienigenAuSschüssen zurBorberathung überwiesen welche über die bezügliche Resolution deS Reichstag« Bericht zu erstatten baben.— Mit Bezug aus den Schritt des Hamburgischen Senats zur Einleitung von Verhandlungen mit Vertrauensmännern der Bürgerschaft wegen Prüfung der Zollanschlußfrage hört die National-Zeitung „ven regelmäßig sehr wohl msormirter Stelle", daß der Reichskanzler, wenn die principiclle Frage des Eintritts erklärt sei, „Hamburg durch die Eoulanz seiner Bedingungen in Erstaunen setzen werde." Es handelt sich jedenfalls, bemerkt das citirte Blatt, um sehr hohe Be träge. die zur Herstellung von Speichern und Packbösen aus b«n zunächst als Freihafengcbicte in Betracht-kommenden Elbe- Inseln nötKia werden. Der Wirkliche Geheime Rath Herr v. Philippsborn «st nunmehr zum Gesandten in Kopenhagen ernannt. Der Kaiser hatte darauf gehalten, daß die Ernennung nicht eher vollzogen werd«. ehe der Herrn v. Magnus bewilligte Urlaub zu Ende aegangrn war. Wie nun mitgetheilt wird, verabschied«,« sicher? v. Philippsborn bcreits im Auswärtigen Amte- Im kaufe dieses Monats beabsichtigt sich Derselbe auf seinen neum Posten zu begeben. Die umsaffende Sack- kenntmß und die thatkrästige und wohlwollende Art seiner Geschäftsführung sichern Herrn v. Philippsborn in dem Kreise, «»s dem er geschieden, ein dauernde- Andenken »» „ * beschäftigt die gesammte europäische Presse. DaS .MSmorial diplomatique" bekauptet, daß bi- At bei der französischen Regierung noch kein amtlicher Schritt gemacht worden sei. über gemeinsame Maßregeln gegen den Mißbrauch de« AsylrrchteS zu brrathen. Da« „Mämorial" fügt hinzu, im Principe sei es sicher, daß keine europäisch« Regierung di« verpstichtung von sich weisen könne, zu verhindern, daß ihr Gebiet König« Mördern und deren Gowsie» «Kutz gewähre. — Die „Reue Zürcher Zei- t»»ß" spricht sich gegen ei» etwaige« Verbot de« Vo- cialistcn-C ongresseS in Zürich auS, da da- für den selben veriffsentlichte Programm ungefährlich sei. lleberliaupt dürfe die Schweiz von den Rechten, welche dem Bürger durch die Verfassung gewährleistet sind, dem AuSlande zur Liebe Nicht- verletzen, sonst komme sie aus eine schiefe Ebene. — Die „Baseler Nachrichten" bekämpfen die Idee, die Asyl frage auf internationalem Wege zu regeln, hauptsächlich wegen der Frage der politischen Verbrecher, welche den republikanischen Principien gemäß nicht auSgcliefert werken können. Die in St. Petersburg fortgesetzte Untersuchung wegen des Attentates vom 13. März gegen die noch nicht gericht lich belangten Betbeiligten führte, wie der „Regierungsbote" meldet, zu der Ueberweisung des SohneS eines Priesters, NamenS Nikolai Kibaltschlsch, an die Gerichte. Derselbe legte während der Untersuchung ein volles Geständniß ab und sagte unter Anderm aus. daß Sprenggeschosse, wie die am l3. März geschleuderten und auch in der Telcscknaja Straße ausgesulidene», von ihm angescrtigt worden seien. — Der „Golos" erfährt, in diesen Tagen sei eine Verfügung, betreffend das Verbot der Einfuhr von leicht entzündbaren Stoffen, erfolgt. In Sofia ist ein Nihilisten-Zweigverein entdeckt worden, unter dessen Mitgliedern sich auch ein hoher bul garischer Ministerialbeamter befindet Letzterer bcreilcle eine Proclamation vor des Inhalts, daß der Zar den Tod verdient habe. Der General Mezzacapo nimmt das italienische Kricgsministerium nicht an, weil er lO Mill. Mchrauslage sür die Armeeresorm verlangt und die Regierung mit Rück sicht auf die Staatsbilanz dieselben nicht gewahren kann. Fernere Carididalcn sind die Generale Ferrero und Avogad ro. Nach dem neuesten türkischen Vorschläge bleiben der Türkei die von Albanesen bewohnten Gebiete, im Be sonderen die Städte Arta, Prevesa, Mctzowo und Ianina. Der Gesammlflächcninhall der Gebiete, welche die Pforte ab- zulreten sich bereit erklärt hat, macht gegen 14.000 Ouadrat- Silomclcr aus: in demselben sind die fruchtbarsten Gebiete der streitigen Region allesammt einbegriffen. Bezüglich Dessen, was Griechenland machen will^ herrschen verschiedene Meinungen; während von den Einen die griechischen KriegS- ruse als leere Drohungen verlacht werden^ fehlt eS nicht an Solchen, welche behaupten, die gcsammtcn Verhandlungen seien bloße Tintenvcrgeudungen. An der algerisch-tunesischen Grenze sind-Uuruhe» ausgebrochen. Pariser Privat-Telegrammen au» Philippe- ville zufolge sind mehrere Bataillone von Konstantine an die tunesische Grenze abgegangen, wo die Feindseligkeiten durch den Angriff tunesischer Truppen auf französische Posten be gonnen haben. In Paris verlangt man. durch diese Nach richten erregt, die Besetzung vo» Tunis und das Protektorat darüber. — Wir geben im Anschluß »och die folgende Meldung deSWvlss'sckenTelegraphenburcau auS Pa riSvom Sonnabend: Nach hier ei»gegangcnen Berichte» a»S Algier sind vier Einge borene von der Mission dcsObcrstciiP latterS. der für den Bau der durch die Sahara projectirlen Bab» Aufnahme» machte, am 24. März mit der Meldung nach O» regln gekommen, die Mission sei fast vollständig vernichtet worden. Sie er zählten. die Mission fei vier Tagereisen von Haiirer im Süden von Assi»,u überfallen worden, Oberst Platter« und die sämmtlichen Mitglieder der Mission seien getödlet. Einem Mitglied«: NamenS Dianous und einem Unlerossicicr NamenS Pobcguin mit 63 Mann gelang cs zu entkommen, sic schloffen sich den Touaregs von Hoggar an, welche versickerte», daß sic an dem Blutbade nicht" theilgenommen hätten. Sie boten den Flüchtigen Datteln an, die aber vergiftet waren. In Folge dessen starben DianuS und 24 Mann. Pobeguin mit 30 Mann setzten aus dem Rückzüge cn Kamps fort, wurden aber vier Tagereise» südlich vo» Messeg» ein ein geschloffen. Die vier Eingeborene», welche mit dieser Mel dung in Ouregla ankamcn, sind von Pobeguin gesandt worden. Es wurde unverzüglich Hülse geschickt, aber eS ist wenig Hoffnung vorhanden, die 30 lleberlebendcn zu retten, da sie in dem Moment, wo sie umzingelt wurden, nur noch wenig Lebensmittel und Munition besaßen. Deutscher Reichstag. Die erste Beratbung deS UnfallversicherungS- grsetzes, welches mit seinen weittragenden Folgen als die weitaus wichtigste Frage nickt nur der gegenwärtigen Session erscheint, ist der Hauptsache nach beendigt. DaS hervor ragendste Ergebnis; ist, daß in zwei sehr wesentlichen Punkten der Gesetzentwurf auf eine Mehrheit nicht zu rechnen hat, sondern rielmehr ziemlich von allen Seiten zurückgewiesen wird. ES ist die- der Reichszuschuß und die Reichs versicher »ngSanstalt. Die Monovolisirung eine- die wichtigsten Zweige deS Versicherungswesens in siw schließende RcichSjnstitutS wurde au- den verschiedensten praktischen und priucipiellen Gründen bekämpft und wird eben so wenig durch.ubringen sein wie die direkte ReichSuntcrstützung an die untersten Arbeiterstufen oder, wie di« Gegner sagen, that- sächlich an die Großindustriellen. Der Reichskanzler bat erklärt, daß diese beiden Vor schläge für ihn sehr iverthvoll, wenn nickt unentbehrlich seien; er hat einfließcn lassen, daß er sich schon daraus ge faßt macke, das Gesetz in dieser Session scheitern zu sehen, daß er damit in einer folgenden Legislaturperiode wiederkehren werde und bei den Wahlen an daS unver fälschte Urtheil Derer zu avpelliren gedenke, deren Interessen damit befördert werden sollen, er bat ferner wiederholt, daß er die- Gesetz nicht als eine vereinzelte Leistung betrachte, sondern die weiteren Consequenzen daraus riehen werde. ES kämpfen hier zwei social-politischc Svsteme einen Kampf, der sür lange Zeit im Mittelpunkt unserer gesellschaftlichen und staatlichen Entwickelung stehen wird: aus der einen Seite da» „freie Spiel der Kräfte", aus der andern da« staatliche Eingreifen in die Entwickelung de» socialen Lebens. In Ein seitigkeit und Nrbertreibung sind beide Systeme zu verwerfen; sie lassen sich aber bis zu einem gewissen Grad sehr wohl vereinigen. und wir wollen nicht verzweifeln, da« es gelinge, den rrften großen Schritt auf der Bahn der „Lösung der socialen Frage", wenn auch nicht gleich beim ersten Anlauf, so doch mit der Zeit, zu einem ersprießlichen End« zu führen. Beim Eintritt ln die Tagesordnung der am Sonnabend statt, aeftrndenen Sitzung machte tzlbg Richter darauf auftnerkiam, daß seine Partei schon seit lange» Jahren ein« Ausdehnung de« Hakt» pflichtgesetze« anstrebe, und nur in der Hoffnung, daß dieser Kern sich durch die commiffarische Berathung werde herauSschLlen lassen, willige seine Partei in die Benveisung an eine ltommisjion; denn die übrigen Bestimmungen de< Entwurfs, das BersicherungS- monopol, die ReichSversicherungSanslalt und die Slaaalsbeiträge zu derselben seien nach seiner Meinung unannebmbar. Der Redner ging hieraus aus die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs ein und bezeichnete e- zunächst als falsch, alle Unfälle als enifchädiaungS- berechtigte hinzustellen, da man damit gewissermaßen eine Prämie auf Unfälle auSletze: vielmehr müsse man dafür sorgen, daß Un- fälle möglichst vermieden würden. Ferner fei eS ebenso verkehrt wie willkürlich, »ur Unfälle in den Rahmen des Gesetzes aus. zunehmen, welche eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als vier Wochen zur Folge haben. Die Arbeiter für Unfälle zu ent- schädigen, liege im eigenen Geschäftsinteresse der Arbeitgeber, und auch die Landwirthfchast werde sich aus die Tauer der AuS- dehnung der Unfallversicherung aus ihren Belrieb nicht entzielien können: Da» bewiesen auch schon die Aeußerungen der Landwirrhe im BoUrwirthschasiSrath. Die Fortschrittspartei werde sür Alle» stimmen, wa- aus eine Unsalls-Anzeigepstichi und eine schnellere Untersuchung der Unfälle abziele. Derjenige Theil de» Entwurfs, welcher die Versicherung regeln wolle, sei so unvorbereitet, daß sich nach dem Eindruck der bisherigen Berathung mit Sicherheit voraus, sage» lasse, e< würde auS dem ganzen Gesetze Nichts werden, wenn man nicht diesen BersicherungStbeil von Anlang an abschneide. Die Rothwendigkeit de» BersicherungSzwanges sei keineswegs nachgcwiesen und die Grenze sür denselben sei auch sehr schwer fest- zusetzen. Slaotsanstalten und großartige Etablissements wie Krupp und dergl. zur Versicherung zu zwingen, habe doch keinen Zweck, da die LeistungSsähigkeit derselben doch keinem Zweifel unterliege. Man müsse sich um §o mehr hüten, durch staatlichen Zwang Ver- sicherungsanstalten in» Lebe» zu rufen, als aus diesem Gebiete die freie Thätigkeit und da» Genossenschaftswesen bereits Vorzügliches und Mehr geleistet hätten, als der g-setztichr Zwang je leiste» könne. Der Redner gab hieraus einen Ueberblick über die bereits bestehenden verschiedenen Unfallversicherungen, bei denen bereit» drei Fünftel aller Arbeiter versichert seien. Die Unfallversicherung sei da» aller- schwierigste Gebiet deS ganzen Versicherungswesens und a»S diesem Grunde widerstrebe gerade dieses Gebiet am meisten der staatlichen, büreaukralischen Schablonisirung. Der Redner wies weiter sehr ein- gehend nach, daß die ReichSversicherungSanstalt vor allen Dingen bei Weitem theurer wirthschaften würde als jede Privatgesellschaft. (Fürst Bismarck erscheint am Bundcsrathstischc.) Die Beiträge zu der Unfallversicherung müßten die Arbeitgeber leisten, und die dadurch der Industrie erwachsende Belastung sei eine sehr geringe und werde um so leichter getragen werden, als i» die neue Zollgesetzgebung allein dem Großindustriellen zu Gute komme. WaS heiße es denn ander», wenn man dem Arbeiter einen Beitrag auferlege, als ihm eine dirccte Steuer auserlege», die man doch jetzt so sehr verpöne. Die Idee, aus dem allgemeinen Staatssäckel Beiträge zu leisten, sei nicht einmal mehr socialistisch, sondern communifts-lch. und zwar sei es dtn sehr schlechterTvmmuns-mus; denn wolle man schot, kommunistisch sein, so möge man bestimmen, daß der Reiche dem Armen Etwa- gebe, nicht aber, wie hier, daß auch die Aermsten noch beitragen müssen, um einer bestimmten Kategorie der Arbeiter Etwas zu garantiren. Aus diese Weise nebme man mit dem Gelbe der ärmsten Steuerzahler den Großindustriellen ein« Last ab, man unterstütze thatsächlich die Großindustrie. Tie Unzusriedenheit der Arbeiter werde man nicht durch Staat-Hülse beseitigen können, sondern »ur im Zusammenhänge mit den allge- meinen wirthschaftlichen und Cultursortschritten. So erwecke man Hoffnungen und Ansprüche, die der Staat nie erfüllen könne und lenke schließlich die llnz»friede»deit der Arbeiter gegen den Staat. Erfreulich se, eS, daß selbst die Arbeiter, ja sogar schließlich der unglücklich« VolkSwirthschaslSrath von diesem Gesetze Nichts wisse» wollen. Auch da» Prestige des Reichskanzlers, der Glaube, daß Alles gut sei. was er unternehme, habe sowohl durch die Zollpolitik wie durch dieses Gesetz gelitten. Ueberall rege sich eine selbst, ständigere Kritik gegen die Pläne deS Reichskanzlers und eS erwache ein reges politisches Leben, welches das beste Mittel gegen das diktatorische Regiment de- Kanzlers sei. Fürst Bismarck: Ob sein Prestige gelitten, sei ihm sehr gleich, gültig, er habe sich Jahre lang i», Widerspruch mit der Majorität de» Landes Wähler befunden als jetzt; er thue seine Pflicht und alles Andere warte er ab. Wie die Arbeiter über das Gesetz dächten, könne Herr Richter nicht wissen, Das würden erst die nächsten Wahlen zeigen. Wenn man sich das Vergnügen mache, ihn gewissermaßen als einen Anhänger der Antiscmilenliga hinzustellen, so gönne er Jedem dieses Vergnügen; er habe sich aber von dieser Bewegung so sern gehalten, als es bei seiner amtliche» Stellung nur möglich sei. Was den öfter erwähnten Tclegrammwechsel zwischen ihm und antisemitischen Versammlungen betreffe, so sei die Erklärung doch sehr einfach; er bekomme lausende von Telegrammen und antworte als höflicher Mann aus dieselben, er würde auch Herrn Richter antworten, wenn Dieser ihn mit einem Telegramm beehre. Ich bin der Meinung, fährt der Redner fort, der Staat kann auch für seine Unterlassungen verantwortlich werden: ich bin nicht der Meinung, daß daS laisser knire, daS lai-vior »Iler, daS rein« Manchesterthum in der Politik, der Grundsatz: „Sehe Jeder, wo er bleibe, und wer nicht stark ist, Der wird über den Hansen gerannt; wer hat, Dem soll gegeben werden, wer nicht hat, Dem wird genommen" — daß das Alle» aus einen monarchisch und landetviterlich regierten Stadt Anwendung finden darf. Im Gegentheil, ich glaiibe, daß Diejenigen, die aus diese Weise st aal- liche Einrichtungen zum Schutze des Schwachen verwerfen, sich dem Verdachte aussetzen, daß sie ihre kapitalistische, rhetorische oder sonstige Stärke zur Unterdrückung der Armen ainvendcn wollen und verdrießlich werden, wenn sie in dieser Arbeit durch einen Einfluß der bestehenden und erbliche» Regierung gestört werden. Die Fürsorge sür die Arbeiter muß eine Hauptsorge des Staates sein, daS Gesetz auch möglichst aus alle Arbeiter auSge dehnt werden, aber es war nicht möglich, die landwirihschast lichen Srbeiler hereinzuzleben. E« ist nicht möglich, diese Vorlage ohne Staat-Hülse in die Wirklichkeit cinzusühren, man könne der Industrie nicht alle Lasten ouferlegen; e» handle sich bei dem Staat»- beitrag auch nicht um eine neue Staatslast, sondern lediglich darum, DaS, wa» die Armenverbände bisher sür die Arbeiter zu leiste» hatten, in anderer Weise zu leisten. Jeder Deutsche, auch der Arme, soll sich nicbl rechtlos fühlen, nicht blos der Armenpflege versauen sein; er soll sich selbstständig fühlen. Man kann gegen diese Dinge sich nicht in der Weise stellen, daß man eine gelüustge gl tte Red« hält, tn der man die Ausbildung des Haftpslichtgeietz-S empfiehlt, obne da« Wie auch nur anzu- deuten. Damit kann man die Sache nicht erled'gen. Aufgabe der Regierung ist eS. der Gesadr, wie sie »nS au» beredtem Munde vor einigen Tagen hier geschildert worden ist, ruhig und furchtlos in» Auge zu sehen, aber auch die Vorwände, die zur Aufregung der Massen führen, soviel an u„4 liegt, zu beruhigen. Nennen Sie Da» EocialiSmuS oder nicht, eS ist mir ziemlich gleichgültig. Wenn Herr Bambrrger für unsere Bestrebungen einen allgemeinen Namen finden will, so sage ich: Praktische« Lhriftenthum aber a»n» ndrnMe, nicht nur Redensarten, wir wollen ihnen wirklitp Etwa» gewähren. Ader umsonst ist der Tod, und wenn Sie nicht in die Tasche, in die Slaat-casse greisen wollen, so ist Nicht» zu de kommen. Bravo! rechts.) Ter Staatsbeitrag stellt die Geldsumme dar, welche die Armenpflege brSder den vernnglückten Leuten, welche nicht unter da« Haftpflichtqesetz fielen, zu »adlen hatten; deshalb kommt er auch n»r den Arbeitern der ntedngsten Lohnclosse zu Gute. ES war auch ursprünglich der Landarmenverbaud al« der Träger der Last i»«»«stcht genommen; erst iw Bundesratde kam dieVestunmung in das Gesetz hinein, daß die Einzelstaaten dafür eintreten sollen. Die Privatgesellschaften, deren Thätigkeit Herr Bamberger so sehr gelobt, können doch in Unfall gerathcn und dann sind die Arbeiter um ihre Hoffnungen betrogen. Wenn also der Bersicherungs- zwang eingesührt wird, dann muß auch eine Reichsanstalt geschaffen werden. DaS Haslpflichtgesetz hat nicht zur Verbesserung de« Berhättnisses zwischen Arbeitern und Arbeitgebern geführt, es sind eine Reihe von Processen entstanden, welche nach dem vorliegenden Gesetze ganz vermieden werden sollen. Man möge sich in der vorliegenden Frage nicht zu sehr vom Parteistandpuncte und von der Parole: „Fort mit BiSmarck" beeinflußen lassen; ich würde ja gern an meiner Stelle eine« Andern sehen; wenn er nur meine Politik sortsetzen wollte, würde ich gern sagen: „Sohn, da hast du meinen Speer, meinem Arm wird er zu schwer." (Heiterkeit.) Herr Richter hat behauptet, daß der Gesetzentwurf im Interesse der Groß. Industriellen sei; sollen wir denn die Groß-Industriellen fallen lassen? Wenn sie nicht mehr konkurrenzfähig sind, was soll dann mit den Arbeitern geschehen? Dann mühten wir ja an die Organi sation der Arbeit gehen. Ich betrachte den Staalsbeiirag als einen integrirenden Theil der Vorlage und würde eventuell auch in einer späteren Legislaturperiode darüber verhandeln. Im ferneren Berlage der Debatte sprach der Abgeordnete Stumm sich im Allgemeinen für den Gesetzentwurf aus, machte aber eine ganz« Reihe vo» Bedenken geltend und verwarf namentlich den StaatSbeitrag vollständig. Abg. Laster bekannte sich im Gegensätze zu dem Abg. Bamberger als einen Anhänger des Ein greifens des Staates in derartige Fragen, glaubte aber, daß man aus dem Wege der Ausdehnung des HastpflichtgesetzeS bessere Re- sultate erzielen würde als mit dieser Vorlage; er plaidirte sür den Versicherungszwang. Daraus wurde die weitere Berathung bis Montag vertagt. Äus Atadt und Land. * Leipzig, 3. April. Von einer größeren Anzahl säch sischer Landgemeinde» ist bekanntlich ncucrtingS das Gesuch an das königi. Ministerium teö EuituS und öffentlichen Nnter- ricktS in Dresden gerichtet worden, dasselbe möge Veran lassung nehmen, die im Volksschulgcsctze vom Jahre 1873 cnt- hallcne Bestimmung, wonach von einem bestimmten Zeit- puncte ab daS Turnen alS obligatorischer Lehr gegenstand auch in den Schulen des Platten Lande.- zur Einführung gelangen muß. dabin abzuändcrn. daß es in da- Belieben der Gemeinden gestellt sein soll, ob der Tur.-u-> unterrickl in den Lehrplan ausgenommen wird oder nicht. Nach der ursprünglichen Festsetzung sollte eigentlich schon im Jahre 1577 das Turnen obligatorisch in allen Scholen deS Lande- eingesührt werden, daS Ministerium und der Landtag haben aber damals aus daS Drängen einer größeren Zahl Landgemeinden eine Fristverlängerung bi» rum Jahre 1883 eintreten lassen. Jetzt kommen nun kiese, dem Turnen abhold gesinnten Gemeinden und verlangen eine Revision dcS Vvlköschulgcschcs in der oben angegebenen Meise. Hoffentlich wird man es sich aus Seile» der gesetzgel-enden Faktoren sehr reiflich überlege», ob eS wirklich zweckuuüßig und durch die Berhällnisse geboten ist, daS Turnen von den Schulen des platten Lande« auözuschließcn, den» DaL würde wohl die Wirkung sein, wenn man jenem Gesuch Berück sichtigung zu Tßcil werden lasten wollte. Die Berichte der köniql. Bezirksschulinspectoren haben sich ausnahmslos sehr günstig Uber die Folgen dcö obligatorischen Turnens in den Volksschulen ausgesprochen und unsere Lcbrerwelt hat sich wohl säst einstimmig diesem llrtheile angeschlossen. Von den Schulen aus dem Lande wird Nimand verlangen, daß sic kostspielige, mit vielen Geralden ausgerüstete Turin äumlichkciten haben sollen, aber eS wird zum Mindesten recht wohl angänglich sei», daß die Schüler der Dorfgemein de» während der besseren Jahreszeit im Freien unter der Leitung ilircS Lehrers einfache Turnübungen vornehmen können. ES ist recht schön, wenn daraus lungelviesen wird, die Bauernjungen hätten so viele Bewegung im Freien, daß sic daS Turne» nicht brauchen, aber eS bleibt trotzdem That- sacbe, daß von den vielen jungen Leuten vom Lande, die zum Militair auöachoben werden, ein großer Procentsatz sehr un- bcbolscn und ungelenk ist und daß darum eS durchaus nicht unnöthig ist. wenn auch in den Landgemeinden, den Verhält nissen entsprechend, geturnt wird. Die Bewohner des platten Lande- pflegen sich in der Regel gegen jede neue öffentliche Einrichtung, selbst wenn dieselbe nur Wenig kostet, wie Das beim Turnen der Fall ist, zu sträuben, und Das wird wohl auck in dem vorliegenden Falle der Grund zu dem Wider stande sein. Wir öeUnen noch, die angeblichen Schwierig keiten, welche sich der Einbürgerung dcS TurnenS in den Dorfschulen ciitgcgcnstcllcn. sind schon früher von unterrichteter Stelle aus eingehend geprüft und bei Weitem nicht für so be deutend erklärt worden, daß etwa davon ganz Abstand genommen werden müßte. — Ernannt: der Rath beim Lbcr - LandeSgericht in Dresden Heinrich Wilhelm Just zum Präsidenten deS Land gericht- Frcibcrg, der Rath deS Landgerichts Dresden Hlppcllationsrath Ernst Hngo Sevscrl ziim Rath bei deni Oberlandcsgericht. der Amlsrickler Karl Bruno Kurtz bei dem Amtsgericht Dresden zum LandgericklSdirector bei dem Landgericht Plauen, der Rath bei dem Landgericht Dresden Kurt Rudolf von Kvaw zum Amtsrichter bei dem Amts gericht Dresden, der Amtsrichter l>i-. Arthur Kind bei dem Amtsgericht Dippoldiswalde. Gustav Adolf Höser bei dem Amtsgericht Dresden, Holm vo» DieSkau bei dem Amts gericht Freiberg zu Rathen, vr. Kind und Höser bei dem Landgericht Dresden, von DieSkau bei dem Landgericht Frei- berg, unk der Assessor bei dem Amtsgericht Ebersback Wil helm Hermann Bsckorer zum Amtsrichter bei dem Amts gericht Allenberg. — Ter Landgcrichlüprasidcnt Karl Edmund Werner in Leipzig erhielt den Rang in der zweiten Claffe der Hvsrangordnung. * Leipzig, 3. April. Das Königliche Gymnasium zu Leipzig veröffentlicht soeben sein erste« Programm, und zwar sür das Schuljahr Ostern >440 bis Oster» >441. Tic am l2. April 1440 cingcwcihtc Anstalt zählt l l Oberlehrer, einen provisorischen Oberlehrer und 3 HülsSlehrcr. Der Schul-EursuS wurde am l.3. April mit >93 Schülern er öffnet; dazu wurden im Lause des Schuljahre« ausgenommen 25 und ebenso viele gingen von der Aiistalt ab. Tic öffent lichen Elaffen-Prusnnfle» finden am Mittwoch und Donners tag den 6. und 7. April statt. Als Beilage ist dem Programm beigegcben: Eatulliana von Rertor Prof. Richter. ** Leipzig, 2. April. Bekanntlich bat die bedingungs weise Ablcvnung der RatbSvorlagc in Betreff der neuen Pserdeba hnlinicn durch die Stadtverordneten nicht allein in hiesiger Stakt, sondern namentlich auch aus den betreffenden Vorstadtdörsern große» Mißfallen deshalb erregt, weil man die Inangriffnahme der bezüglichen Bauten aber mals in weitere Ferne gerückt siebt. Dir erfahren nun al-
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