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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-07
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6*/, Uhr. XrLacki«» ,»t LrxdAi«« Iohanuesgaffe Ä. Sprechff«»«» «er Nrh-rtioa: Vormittags 10—18 Uyr. Nachmittag» 4—6 Uhr. 6«> n, «u»,ri»»d«rr „cht ßch »k »u», An««H«e »er sßr »te nachftsalgenöe Rn««er beftt«»te« Jnkerate a» »achentageu »t» S Uhr Nachmtttaa», au Sa««»««» Festtage» früh »t»'/,» Uhr. In den Filialen für Ins. ^„««hmr. vtta tttem«. Univerfftitsstraße 28. Laut» Lösche, Kakhorinenstraße 18, p. «ur bi» '/,S Uhr. NMgtr.TaMatt Anzeiger. Organ filr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage!«,«««. >h«nue»rutsPrri» viertelj. 4V, incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne istummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» atzur Postbesördernng :>9 Mt. «>t Postbesürdernng 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile L0 Pf. Größere Schriften laut nuferem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Leclamen unter den Uedactionvstrich die Spaltzeile 50 Vf. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuni'-rninlo ober durch Post nachnahme. .4° 97. Donnerstag dm 7. April 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da» 7. Stück de» diesjährigen Reichsgesetzblattes ist bei im« eingeaangen und wird bi- zum 2tt. dieses Moaat« auf den, Ralbhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auLhängen, Dasselbe enthält: Nr. 1411. Gesetz, betreffend die Feststellung de« Reichs- hanShaltS-Etat« für da- Etat-zahr 1831/82. Vom 28. März 1881. Nr. 1412. Gesetz, betreffend die Ausnahme emcr Anleihe für Zwecke der Verwaltungen der Post und Telegraphen, der Marine und des ReichS- heeres. Vom 28. März 1881. Leipzig, den 4. April 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Stütz. Bekanntmachung. Wir bringen in Erinnerung, datz nach unserer Bekannt machung vom 22. Juni vor. Ä«. im lausenden Jahre und spätesten« hi« zum 1. September d. I. bei 25 Mark Strafe für jeden Nngehorsam-sall die Besitzer von Grundstücken in der Albcrtstraße, im Bahnhofgätzchen, in der Bahnbos-, Berliner Straße, soweit daselbst die Bebauung vorgeschritten ist. und die bebauten Grundstücke nicht durch den Viaduclbau der Berlin-Anhalter Eisenbahn-Gesellschaft berührt werden, in der Blücher-, Brandvorwerkstraße, im Brandweg. in der Dresdner, Eutritzscker Stratze, soweit hier die Bebauung vor geschritten ist, in der Färberstraße, im Gerichtsweg, »n der Gustav-Adolf-, Hohen, Hospital-, Äohannaparkstraße (d. i. in der Straße von der Weststraße ab in den Äobannapark), in der Änselstratze, am König-Platz, in der Kreuz-, Langen. Lortzing-, Marienstraße. Münzgaffe, in der Plagwitzier Stratze. Rosenthalgaffe, am Roßplatz, in der Salomon-, Sophien-, Sternwarten- und Tauchaer Straße die Fußwege läng« ihrer Grundstücke in der in jedem einzelnen Falle von un« vorzu- chrribendrn Weise mit Grauitplatten. bez. mit Granit» chwellen und Mosaikpfläster zu belegen und vor der Auö- ührung rechtzeitig und schriftlich Angabe dieser Vorschriften >«t un« auszuwirken haben. Leipzig, am 2«. März 1881. Der R«th der Sterbt Leipzig. » vr. Georgi. Eich »choriu«. Bekanntmachung. Wir beabsichtigen in nächster Zeit in »er Mühlgaffe und dem angrenzenden Theil der Harkortstraße bis zur Pleißengastenkreuzung Schleußenbauten bez. Umbauten vvrzunehmen, und fordern wir daher unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom lO. März l88l die Besitzer bez. Administratoren der an genannte Stragentracte angrenzenden Grundstücke aus. wegen gleichzeitiger Unterführung der Fallrohre, bez. wegen einer nothwendig werdenden Einlegung oder Umlegung von Bei schleußen unverzüglich bei un« An Fallrobr- zu erstatten, damit die Legung der Fallrohr- und Beiscb?eußen gleichzeitig mit dem Bau der Hauptfchleuße aus Kosten der Adjacenten erfolgen kann. Äm Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung einer Geldstrafe bi» "zu KO Mk. zu ge wärtigen, daß die vorstehend gedachten Arbeiten von Raths wegen auf ihre Kosten auSgesührt werden. Leipzig, den 29. Mär, >881. Der Rat- -er Stadt Lrtpzta. vr. Georgi. Cichoriu». Bekanntmachung. Die in unserer Ausschreibung vom 29 März er., betreffend die Herstellung einer Schleuste IN. Claffe in der Mühlgaffe und vem angrenzenden Thrile der Harkortstraße, einaeräumte Frist zur Abgabe der Offerten wird hiermit bi- LS. April er verlän, nqert Letpzig, de» S. April 1881. Der Rat- -er Stadt Leipzig. lin. ClchoriuS. vr. Tröadli Bekanntmachung. Wegen nothwendiger Reparatur wird die große Centesimal wage unter der eisernen Bude am Wageplatze von Sonn- abend, -e» ». diese- Monat« Mittag« ab bi« zn« IL. diese« Moaat« außer Betrieb gesetzt. Leipzig, am 5. April 188>. Der Rat- -er Stadt Leipzig, vr. Tröndlin. lvohnungs-Vermitlhung. In dem der Stadlgemeinde gehörigen Hausgrundstück SaUgä-chen Rr. L soll eine in» 2. Stockwerk de« Setteaaebcknde« befindliche, au« S Stnben, 2 Kammer« und sonstigem Zubehör bestehende, mit Wafferlettnng versehene Wohnung vom L. Oktober d. I. an gegen ein-albjch-rltchr Knndignna Freitag, den «. Mprll d. I. . Dormtttag« LL Uhr auf dem Rathhause, l. Etage. Zimmer Nr. 16. an den Meistbietenden anderweit »eriniet-et werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die ver- miethung«. »nd Lerstrigerungsbedingunge» nebst Invrntarium der zu vermiethenden Wohnung schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Sechzig, den 2«. März 188l. Der Rat- -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß Atockhoh-Auction. Montag, de« LI. Nprtl o., sollen von Nachmittag« A Ubr an im Forstreviere So«»e»ttz auf dem »ahl- schlage in Abtb. 19 ci ra L7S Hanfe» klet» aema«-1e« Stock-olz unter den im Termine öffentlich an«hä»genden Bedingungen und der Üblichen Anzahlung an Ort nnd Stell« meistbietend verkauft werden. Ansammenknnst: auf de» Kahlfchlage i« sogenannten Stempel hinterm Streitteiebe bei Connewitz. Sechzig, am l. April 188l. De« Rath« Forst-Depnlatto«. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier rrstattner Anzeige zufolge: I) Tine goldene Breche mit Granaten besetzt, ein goldener Ring, kill ebensolcher mit Haareinlage und IV. X. 1857 gez., aus einer Wohnung in Nr. 3 der Schützenstraße, seit Monat Juni v. I.; 3) drei weißleinene Betttücher, ein weißer Kopfttffruüberzug und ein kleiner alter Teppich, an« einer Wohnung in Nr. 10 am Markt, in der Zeit vom 8. bi« 29. v. M.: 3) ein MannSrock, fast neu, von grauem roihmelirten Stoffe, mit zwei Reihen Steinnußknöpsen und schwarzem Futter, au« dem Porsaal einer Wohnung in Nr. 52 am Brühl, vom 24. bi« 2s. v. M.; 4) drei weiße LerNiette« uud drei graue Wischtücher, aas einer Wohnung i» Rr. 6/7 de- Naundörfchen-, vom 20. bi» 28. v. M.; 5) eine goldene Ankernhr mit Sekunde, unechtem Ringe und arabeSkenariiger Verzierung aus der Rückseite, nebst kurzer stark- gliedcriger silberner Kette, mittelst TaschcnßirbstahIS, in der Nacht vom 27. zum 28. v. M. : 6) Dreihundert Stück bunte «tratulattonükarten. au» einer Schlaskammer in Nr. 9 de- NaunbörkchenS, am 28. v. M.; 7) ein Geldbetrag von Li in zwei Fünfmarkscheinen, drei Thaleru und kleiner Münze, crner ein brauner Winterüberzirher mit schwarzem Sammetkragen, zwei Reihe» Knöpsen und schwarzem Futter, eine Krauenjacke van grauem Stoffe, eine ebensolche von rüncarrirtem wollenen Stoffe, ein Krauenra« von schwarzem iasimir, mit Pliffesalbel, ein Paar lederne Hausschuhe, drei weiß- leinene Mann-Hemden, zwei ebensolche Kraurnhemdr», drei blaue Schürzen, drei dergleichen, hellfarbig und eine weihe Bettdecke, sogenannte Waffeldecke, au« einer Wohnung in Rr. 49 der Uliichögasst- am 30. v. M. Vormittags: 8) »in Mann-rack von braunem wrißgesp'ießelte« Stoffe, mit jwei Reihen Knöpsen und eine schwarze Tuchhose, ferner eine »inkclbloue Tuchweste, ein Paar Stiefelette» mit Gummieuisatz. ein schivnrz und weißgeftreisteS wollenes Sdawltuch, ein weißlrinenes Mannshemh, ein roth und schwarzgeitreiflkS wollenes desgleichen und ein Paar gestrickte baumwollene Unterhosen, ferner ein alter schwarzer Gtaffrack, eine ebensolche Weste, ein Paar dergleichen Hose«, ein Paar Stiefeln, ein grau und wcisigestrcisteS Halstuch und ein buntkaliunenes Taschentuch, aus einer Piece im städtische» Kraakrndailse. in der Nacht vom 28, zum 29. v, M.: 9) ein Paauet in grauem Papier, enthaltend drei Magensondrn» einen rothen G««»ischlanch, ca. 5 Meter lang, einen edensalcheu von schwarzer Farbe und gleicher Länge und eine» Hartgummt- schlauch, 13 Lentimeter lang, von einem Schalter am Hauptpost, gebäude am 30. v. Mt«. Abend«: 10> eine Geldsumme von 1L5 in Fünsmark- »nd Zwanzig- markschetue» und rtuigen Goldmünzen, sowie ein Paar grunmelirte Wiuterstoffhosk» au« einer Wohnung tu Rr. 23 der Auenstraß» »am 29. bis »1. v. Mt«.; c II) ein Kinder heckbett mit blau- uud wrißgestreistr« Jmeu urbft r»th- und «eißrorrirtem Neberzng, an« einem Kinderwagen, welcher vor de» Hause Nr. 7 am Nicolaikirchhos gestanden hat, am 29. vor. M.; 12) eine Broch« von mattem Golde, ovale Faaon, mit einer Perle in der Mitte und Ouästchen, ei» Paar ebensolche Ohrringe» Beide« in einem rothen Etui, au« einer Wohnung in Nr, 14 der Weststraße während der »weitca Hälfte de- vor. M.: 13) eine silberne tzyltndernhr mit Goldrand, aus der Rückseite ein Pferd eingravirt, angeblich mittelst Taschrnhlehst«hl», in der Burgstraße oder Schloßgaffe, am 3l. v. M, Abends: 14) eine Partie Maurerhau»»erk«icng. Kesten, Hgmmer and Piufet, sowie eine Anzahl ArbritSkletder. Hofen, Weste«, Jacke« und Strümpfe, au« einem Neubau an der Sebastian Bach- straße. in der Nacht vom 31. v. bis 1. d. M.; 15) zwölf Stückchen Butter, auf welchen Herz, Anker und Kreuz abgedrückt ist, ferner drei weißleinene Tücher, 0. X. gez., sowie ein graumelirter Sammerüderzteher mit einer Reihe Knövsen und schwarzem Wollatlasfutter, aus einem Handwagen, welcher vor dem Hause Nr. 8 der Turnerstraße gestanden hat, am 1. d. M. Nachm.; 16) drei Billardbälle von Papiermasse, ein weißer, ein eben- solcher mit schwarzen Punkten und ein rothrr, aus einem Nestau- ratiouslocal in Nr. 17 de« Aönigsplatze«, am 30. v. M. Borm.; 17) eine größer: Partie Malerpinsel, ungefähr 35 Stück, zwei ArbeitSricke und 3 Paar Schuhe, au« einem Neubau Ecke der Elisen- und Schenkendorfstraße, in der Nacht vom 1. zum 2. d. M. 18) ein Beutel von Drahtgeflecht mit Gtahlbügel, enthaltend ca. 7 .«!. in zwei Thalern und kleiner Münze, mittelst Taschen» btebftatzl« in der Kaihorinenstraße, am 2. d. M, Vormittag«; 19) ein AraukNpalrtot von schwarzem Winterstosf, mit zwei Reihen Hornknüpsen und schwarzem Plüschbesatz, ein ehenfolchrr von schwarzem, breitgeriesten Stoffe, mit einer Reibe schwarzen Horn knöpfe» und Besatz von schwarzem Sammet und seidenen Rips, ein grauer Regenmantel mit engen Arrmeln und zwei Reiben Knöpsen, ein jtzranenrock von braune« LNstre und eine Kleibtatle von »wollenem Rip«, mit schwarzen Saminetausschlögen und eben- i Knöpsen, au« einem Souterrainlocale in Rr. 88 der West- , , t» der Nacht vom 2. zu« 6. d. M.: 30) ein Krauenkleih von braunem Stoff, aus einer Wohnung t» Nr. 12 der Ni eien straße, am 3. d. M. Vormittags: 21) ei» Winterüberztetzer von dunkelbraunem Ratinö. mit schwarzem Sammetkragen, einer Reihe brauner Hornknöpfe, Schavß- «aschen und schwarzem Futter, au« der Hausflur de- GrundstückS Nr. 4 der Turnerftraße, am 3. d. M. Nachmittags. Etwaige Wahrnehmung«» über den Verblieb der Sachen »der den Dieb find bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 4. April 1881. Sn« Polizei-Amt »er Stabt Leipzig. I-r. Rüder. Kneschke. Im Lause der letztveraangeueu drei Monate find die »ach. " >d« bei dem Unterzeichneten Amte als gefunden, verzeichne««» SegenstLnI bez. al« herrenlos F Sa« i unterzeichn ei : resp. «»gemeldet worden: Ein Sack mit Schuhwaaren, eine Boa von braunem Pelz, ein goldene« Armband, eine Partie Menschenhaare, ein Ring mit einem Brillant, rin Opernglas, ein Fünfmarkschein, ein Tragkorb mit div. HauSgeräthe, ein Zehnmarkstück, ei» Lederb utel mu Geldinhalt, eintoe Geldtäschchen, bez. Portemonnaie« mit Geld, ein Handwagen, ein Regensckurm und ein Kohlenmaoß. Wir fordern die unbekannten Eigenthümer vorgenannter Gegen stände hierdurch auf, fich zur Empfangnahme derselben in der Registratur unseres Lommisiariat» zu melde», andern Fall« de» Rechten gemäß darüber versagt werden wird, am 2. April 1881. Sn« Poltzet-Amt »er Ttnbt Leipzig. Or. Rüder. Gras dann ist, abgesehen vom Wittwen- und Waisen- Pensionsgesetz, die Minderbesteuerung der Dienst wohnungen da- einzige positive Ergebnis; einer mühevollen parlamentarischen Campagne. Denn auch für die Unfall versicherung werden bereit» alle Begräbnißanstalten inner halb der Commission getroffen, und der Reichskanzler selber wünscht nach einem bosbasten Wort, das circnlirt, nicht einmal die Annahme der Vorlage, da sie ihn der vcrmcintlich besten aller Wahlparolen berauben würde. Solcher bedauer liehen Zerfahrenheit der Lage gegenüber fragt man sich in den Mittelparteien, welche» die Signatur der bevor sehenden Wahlen und des nächsten Reichstag« sein werde. Man verhehlt sich nicht, baß die immer schroffere Heraus bildung der politischen Gegensätze die Stärkung der ge mäßigten liberalen Elemente innerhalb der Volksver tretung schwerlich fördern dürfte. Allerdings besteht unter den Nationalliberalen die begründete Hoffnung, den einen oder den anderen Wahlsitz der Conservativen sür sich zu erobern, aber trotzdem werden die Wahlen eine grundsätzlich veränderte Lage insofern schassen, al« Fürst Bismarck, mag er wollen oder nicht, zu einer endgültigen Entscheidung über sein Verhältniß zum Centrum gedrängt wird. Noch sind bei der gegenwärtigen Zusammen- etzung de« Reichstags die Elemente zu einer Majorität ohne Ultramontane vorhanden. Gewinnen aber die mebr nach links stehenden Parteien der Liberalen an Boden, nnb erlei den, wie vorauSzusehen. die Gruppe Bölck-Schauß sowie die Deutsche Reich-Partei größere Einbußen, dann bildel da« Cent rum mehr als je da- Zünglein der Waage und eine Behandlung desselben von oben herab verbietet sich von selbst. Indessen ist man in gemäßigt liberalen Kreisen nicht entfernt geneigt, sich hierdurch mutblos machen zu lasten. Man müffe die Geduld haben, so beißt eS. einige Jahre zu warten, bi« die Hochstuth der zeitlichen Strömung sich ver lausen- und man werde diese Geduld nicht vergeblich ausliben, weil Deutschland weder sür eine social-aristokratische, noch ür eine rein staatssocialistische, noch sonst eine ertreme Richtung aus die Dauer zu gewinnen sei. Äst es auch bedauerlich, daß die Römlinge ausersehen sind, in diesem Stadium desGahrungs- proceffeS zu Hülfe gerufen zu werden, so wird doch au« der unumgänglichen Zersetzung de» Centrum« selber ein Gewinn für den Liberalismus erwartet- denn cs widerspräche allen liberalm Ueberlieferungen der Rheinländer, wollten sie e« lange mit ansehen, daß ihre Abgeordneten einer schlaffen Kanzlrrpolitik Vorspanndienste leisten. Au« der Bevölkerung überhaupt erhofft man den vollen Gesundungsproceß. Än den weitesten Schichten ist das Gefühl verbreitet, daß e« mit winzigen Steuererlasien und mit der Uebenveisung gewisser Steuern an die Communen nicht aethan sei, daß die Früchte de« Zoll tarifs und der übrigen Versprechungen der Regierung schon jetzt hätten da sein müssen, wenn sie überhaupt je zu erwarten waren. Statt Dessen sehen die Wähler sich vor immer neue Experimente gestellt, in einer Zeit allgemeinster Ermüdung and Unlust. Dazu kommen die berechtigten Klagen, dag Handel und Industrie nicht in ein ruhige« Fahrwasser ge langen können, weil daS Mißtrauen in die stetige Fortcnt Wickelung unserer Zustände die Gemülber in Alben, hält Äst es doch eine in Geschäftskreisen notorische Thatsacbe. daß da« Capital lieber mit geringen Procenlen in Staats papieren. Provinzial- und Communal-Rentenbriefen :c. An läge sucht, als daß e» sich industriellen oder commerziellen Unternehmungen zuwendet. Den Ernst der Lage wird jeden falls Niemand verkennen. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 7. April. I« dem Augenblicke, in welchem sich da« deutsche Par lament anschickt, seine Arbeiten für einige Wochen zu unter brechen, wird e« geboten sein, einen Rückblick auf die bi«> berigen Verhandlungen zu werse» und dabei die zukünftigen Wahlen in Betracht zu ziehen. Riemal«. darf man sagen, seit ei» deutscher Reich«! ag existirt, war eine unfruchtbarere Session al» die gegenwärttg« zu verzeichnen Wenn da« Centr«« nicht noch zu guter Letzt sei«« ultramemtane Politik in den Dienst der Nautik stellt «d damit da« Küstensrachtfahrt-Gesetz über Master hält, Die nationalliberale Partei wird in den bevor stehenden Wahlkampf mit Energie cintreten. Zunächst wird beabsichtigt, gegen den Beginn der Wahle» an mehreren größeren Orten Deutschlands Delegirtenversammlungen emzubcrusen. Nicht nur soll ein Programm in Form ecnes Wahlaufruf« ertasten werden, sondern die Führer der Partei selber werden thätiq in die Bewegung eingreise». Gutem Vernehmen nach besteht der Plan, Herrn v. Bennigsen in mehreren Wahlkreisen gleichzeitig al« Canditatcn auszustellc». Die Ultramontanen können nur schwer die Sorge verbergen, welche ibnen die Zeichen beginnender Secession in den Reihen der Wähler machen. Namentlich am Rhein und in Westfalen fangen die katholischen Gemeinden an, ihrer jungen Hetzcapläne müde zu werden. Ein guter Theil der bisherigen Ultramontanen ist de« Kampfes fall. Wenn es wahr ist. was man sich in Abgeordnetenkreisen erzählt, cS wäre au- den Reihen des Centrum- in Rom vor einem allzu bereitwilligen Entgegenkommen gewarnt worden, so wäre Dies das Tböricbtste. was di« Windlhorst und Genosten je getkan. Äm Batican ist man über die Friedensliebe der deutsche» Katholiken augenscheinlich gut unterrichtet. Gegen den Antrag Windlhorst, betreffend da- inter nationale Recht bezüglich deS Fürstenmordes, haben nur die Abgg. Virchow und Wöllmer gestimmt (ein Ärrthum ließ un« Dasselbe gestern auch von Herrn E. Richter be haupten). Die beiden fortschrittlichen Abgeordneten sind damit noch über die süddeutschen Demokraten, die sich entfernten, und sogar die Socialdemokraten, die sich, der Abstimmung entbleiten, hinausgeganaen. Abgeordneten diese Abstimmung begründe Wie die beiden ig begründen und rechtfertigen ff- ' " ' fertiger können. Das werden wir hoffentlich noch aus ihrer Partei presse erfahren, und wir wollen bi« dahin mit unserem Urtheil zurückbalten. Wir möchten aber aus die» neueste Zeichen der »ielberühmten „Eintracht" in der Fortschrittspartei Hinweisen. Bei den wichtigsten gesetzgeberischen Fragen im Lause dieses Winter« hat fich diese kleine Fraktion gespalten; wir erinnern nur an «wen andern Antrag Dindthorst, betreffend die Frei heit de« Mestelesens, an den Steuererlaß u. s. w. Und angefichts dieser Vorgänge erinnere man sich, wie von fort schrittlicher Seite fortwährend über die Zerklüftung und Spaltung im Lager der Nationalliberalen geredet und gespottet wurde l Die », Bossisch« Zeitung" bemängelt den Reich-tags- beschluß über den Antrag Windlhorst. E» wird schlechter dings nicht gelingen, schreibt das leitende Blatt der Ber liner Fortschrittspartei, aus der Annahme de- Antrages sü für jede« sittliche Bewußtsein abscheulich und niederträchtig ist als abscheulich und niederträchtig zu verkünden, Wohl aber giebt es Leut«, denen es Unbehagen und Mißtrauen erreg« wenn man Dinge, di« sür jeden Ehrenmann selbstverständ lich sind, in immer erneuten Wendungen ausbreitet Der Antrag ist „fast einstimmig" vom Reichstage angenommen worden, lieber die praktische Bedeutung diese« Eingriffe- in die auswärtige Politik deS Reichskanzlers wird sich Niemand Täuschungen machen. Er wird im beste» Falle verwerthel werden al- Beweis der freundlichen Gef'üble Deutschland« ür die Geschicke Rußland«. Und wen» diese Vcrwerlhung dazu dienen könnte, uni die mannigfachen Befürchtungen, die sich an den Thronwechsel zn Rußland geknüpft haben, abzu- scbwächen, so haben wir nicht den mindesten Grund, um Dem entgegeuzutrcten, ES war vorauSzusehen, daß die heftige Sprache de« Finanzminister» Bitter gegenüber einer Altonaer Deputation, die wegen deS ZostanschlusseS zu ibm gesendet worden war. lebhafte Abweisung in der Bürgerschaft Altonas Hervorrufen würde. Bereit« haben sich dortige angesehene Kaufleute, SchiffSrheder re. mil liberalen RrichstaezSabgevrd- ucten in Verbindung gesetzt, um in wirksamer Weise gegen Beschuldigungen zu protestiren. in denen Altona alS b>S in die Bürgerschaft hinein von der Socialdemokratie zer fressen dargestellt wird. ES wird beabsichtigt, mil einer Be schwerde bi« zur höchsten Stelle, bis zum Kaiser persönlich zu gebe» und gegen da« brüske Verfahren de« Finanzministers an den Stufen des Thrones Genuglhuung zu erlangen. Indessen ratben die um ihre Meinung befragten Abgeord neten von diesem Schrille ab, sie sind vielmehr der Ansicht. eS wäre angemessener, innerbalb des ver fassungsmäßigen JnstanzenzugcS zu bleiben und zunächst eine Eingabe an den Bundeöratb zu richten. In einem un« vorliegenden Privatbriese au« Altona heißt .« zur Widerlegung de« Borwurfs, daß die Socialkemokratic dort die herrschende Partei sei. ebenso charakteristisch wie ironisch: „Allerdings hat seil Einsührung de« FreizügigkeitsqcsetzeS sich aus den altpreußischen Provinze» ein Strcni von Louten nach Altona gewendet, welche der Socialdemokralie angeboren und zum großen Theil jetzt von der eigentlichen Bürgerschaft ernährt werden müssen, obgleich seit der Einverleibung Altona« in Preuße» Wohlstand. Handel und Gewerbe in erschreckender Weise hier abgenommen haben," Der Schluß de« Briese« aber lautet: „Altona dient jetzt alS AmboS, um Hamburg an den Zollverein zu schmieden, und bekommt dabei die meisten und härtesten Schläge." Man wird anerkennen müssen, daß der Zustand der Stadt kein bcneidcnSwerlbcr ist. »nd daß die Ungewißheit über den Zollanschluß gar nicht scvnell genng, sei r« i>: welchem Sinne immer, gebooen Worte» müßte. In Mall»e-Angelegenheiten schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." ossiciö«: Eine Gegenüberstellung des Budget» einzelner Staaten sür Zwecke der Marine crgiebt folgenden Zitternnachweis. Rußland setzte sein Budget der Marine sür >880 aus 92.492,260 Mk. (l Rubel — 3.24 Mk.) fest; der Voranschlag de- Budgets der Marine Englands sür das Finanzjahr 1880/81 betrug >0.492.935 Lstrl. — 214,055,874 Mark. Das Budget der Marine Schweden» belief sich im Jahre 1880 aus 5,818,500 Mark. Es enthalten die Zahlen nur daS Ordinarium der bezüglichen Budgets. Wir über lasten Jedem die Nutzanwendung ans unsere deutschen Marine- vcrhältniste. Gegenüber den zahlreichen Petitionen gegen das Civil- standSgesetz, welche von ortbodor - konservativer Seite in Scene gesetzt worden sind, und den leidenschaftlichen Anklagen und Angriffen gegen dasselbe sei aus einen Bescheid des bairischen OlierconststorinmS, der höchsten evangelischen Kircbeiibehörde in Bairrn, hingcwiesen, welcher ans die Kirchen- visitalionS-Dcrichte vom vorigen Jahre ergangen ist. Darin wird betont, „daß allgemein bezeugt wird, daß da» ReichS- gesetz über Personenstand und Eheschließung nirgends die kirchlichen Sitten in den Gemeinden erschüttert bat." DaS „Wiener Tagblatt" bringt auö Berlin ein Telegramm, welches gewisse Kreise in Wie», die jede Beileid« kundgebnng gelegentlich de« Petersburger Attentat« abgelcbnl haben, in große Aufregung versetzt. Nach jener Mitteilung soll nämlich zwischen der russischen nnd der öster reichisch-ungarischen Regierung bereits eine lieberem kunst abgeschlossen worden sein, nach der den nihilistischen Verschwörern nicht allein jeder Schutz oder Aufenthalt in Oesterreich Ungarn entzogen, sondern gegen sic im gericht lichen Wege vorgegangen nnd auch ihre Auslieferung an die russischen Bebörden angeordnet werden soll. Auch sei nach jener Uebereinkunst der russischen Regierung da« Recht eingeräumt, in Wien. Prag, Krakau und Lemberg be sondere Gcheimpolirci-Bureaur zu errichten, welche im Vereine mit den österreichischen Behörden die nihilistischen Umtriebe zu überwachen hätten. Diese Nachrichten hal>cn namentlich unter den Polen ve« österreichischen Abgeordnetenhauses eine fanatische Erbitterung bervorgerusen. Mehrere sind sofort nach dem Bekanntwerden der Mittheilung nach der Redaction deS „TagblatteS" geeilt, um dort weitere Erkundigungen einzuziehen. Diese blieben indcß erfolglos, weil, wie man ihnen sagte, noch keine näheren Einzelheiten eingegangen seien. Andere polnische Abgeordnete be sprachen indeß die Nachricht in überaus erregter Weise. Einer derselben soll sich sogar geäußert haben: „Wir dulden keine russische Polizei in Galizien! Wir werden sie um jeden Preis entfernen!" — Es seblt aber auch nicht an Stimmen, welche da« Telegramm de« „TagblattS" al« wenig zuverlässig erklären und darin eine jener Tendenz- oder SensationS Nachrichten erblicken wollen, die daS genannte Blatt seinen Lesern manchmal auszutischen pflegt, Äm Hinblick auf die Wichtigkeit der Nachricht dürste eine Erklärung der Regierung oder weitere Mitthcilungen wohl bald in Aussicht stehen Der Kamps um die Wahlreform in Italien, über welchen gestern ausführlicher berichtet wurde, spinnt sich weiter, ohne bis jetzt greifbare Ergebniste geliefert zu haben So nnentschieden auch das Ministerium bezüglich der Einzel heiten de« mit der Majorität zu vereinbarenden Abkommens über die Wablreform noch sein mag, so gebt doch, wie tele- grapbisch au« Rom gemeldet wird, aus der Haltung der osfiriösen Presse deutlich hervor, daß die Regierung nach wie vor Gegnerin des allgemeinen Wahlrecht« ist. Der „Diritto" läßt kaum einen Tag vergeben, ebne dieses Wahl system auf das Eingehendste zu bekämpfe». Insbesondere will er da« Borbild Deutschland- nicht gelten lasten, da dort kein wirklicher Eonstitutionalismus, sondern ein parlamen tarischer Eäsarismu- bestehe, so daß dort die Art und Weise der Zusammensetzung de« Parlamente« eine vrrhältnißmäßig gleichgültige Sach« sei. Man spricht von der Einberufung einer Generalversammlung der Linken durch das Ministerium; indeß ist bisher noch Nicht» darüber festgesetzt. Die französische Regierung hat bedeutende Ber-
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