Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-18
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
l-4 so so so so so so so so so so >4 L6 . »4 I so . SS . so . so . so ^ 18 ^ nerk. stand Stück Atück. >34—. soo.ss. kverei» lüS.75. 67.75. 76.60. nunder SV. — >33.50. 103.25. ldethal. I16.L0. 149.-. 107.60. 68.10. >34.—. . «all. 116^0. 184^0.. 10S.7S. 87.60. ldrrnt« eWest- 24.50. Ober- er-Ufrr ieimar- 6S.10. »Halter taat«b. 47.60. -Pr. 354.75. andel»» Credit» 153.30. eesdner andel». » »arische m St.» S7LS. Bel > r. , k. s. 173.75. 101.60. >sterr. »e St^ s. Pr». ibeNI. 79.40. 174.20. »rchtveg 53L50. stainzer SnMche Dornn. ,«ische Sächs. ! S7'/^ Orient. Mische Darm- 26»'/.. Nord- 184',.. -66'/» SS«. »bardea S75L5. Silier SSbauk. r h»* Grschet«t täglich früh 6'/, Uhr. Uet«r1i»> lllld Lrpr-iti«« Johanuesgaffr 33. Aprechkundnt drr Ue-attio« Bormittag» 10—18 llyr. Nachmittag» 4—6 Uhr. »i» MN»»»« «L,»,cr«» tu etkdLit»»» mchl »erdmtUch. «,»atz»e »er sür »te »Schftk»I,e«tz« N«««er »efti««ten Inserate a, Wochentagen »i« Z Utzr »tach«inaa«. an San»- m»tz Festtage« früh dt»'/,» Utzr. Zu -r» /ilialn, siir 3ns.-^»ah«t: Ltta klemm, UniverfltätSstraßc 22, tiani» Lüsche, Katharinenstraße 18, P. «ur tzi» ',.3 Utzr. Wgtr.TGMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L«,«vo. Ätzonuemratspreis Viertels. 4V, Mk.» iacl. Bringerlohn ü Ml., durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede emzelne Nummer 85 Pf. Betkgexempior 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» atzne Postbesürderung R Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6aespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer Daß nach höherem Taris. strrtamrn unter den Nedaktionostrich die Spaltzeile 50 Bf. Juserate sind stet- an die Axpetztttan z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumernnä» oder durch Past- »achnahme. 108. Montag den 18. April 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. 3m Mo»at Mtrz d. I. amte ein: gingen bei dem Armen- durch den Friedensrichter Herrn G.AHaucksau.; ». an Legaten: 1LH00 ^l — von dem am 14. November v. I. verstorbene» Herrn Franz Dominik Grassi; ». an Geschenke«: al» Sühne in Sachen H. M. » » » - K. :/: B. » - » - K. :/: B. ...» S« :/: D. » » » » I.Sch. » « » » R. :/: B. » - » » K. 5/: F. » » » - F.:/:H., durch den Frieden», richter Herrn Stadtrath Nagel; al» Sühn« in Sachen H.K. durch de» Friedens» richter Herrn Lourad; als Sühne in Sachen «.Frauden --- ---->—»«- >NZÜL1 als freiwillige Sühne iu Sachen F. p': W.: zuviel erhobenes Fahrgeld eine» Droschkenkutscher» durch da« Polizeiamt; Differenz mit einem solche», durch dasselbe; «ergie.chSquantum in Sachenl P. H. tdurch da» königliche Sachverständigen-Gebühr ins AmtSgrricht; Sachen «.W. s in Folge einer Wette zwischen L. A. :/: B. A.; „Geicllschast 26. Februar Theaterrestaurant"; anonym unter L. 100.; von dem Friedensrichter Herrn Wünschmann. S . — 3 . — 1 . — 1 . — 1 . — 3 » — 1 . — S . — k - — 10 . - SO . — 4 . — — . 50 2 S 4b 4 » — 5 . — 6 - — 10 . — SO . — LM Sb 4 Leipzig, den 12. April 1881. Da» Arnrendirectorin«. Ludwig.Wolf. Lange. 3n Folge Aufkündigung von Seiten de» bisherigen In Haber» ist vom 1. Jul» lausenden Iah«» an beziehentlich sofort die mit einem IahreSgehalt von 240 Mark dotirle Stelle eine« L«tebenscha«»Är;teS für unfern Ort ander weit zu besetzen. W,r fordern Lahor geeignete Bewerber hier durch aus. ihre Gesuche bi» zum 25. lausenden Monat» bei un» einzureichen. Leipzig, de» 14. April l881. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Kretschmer Vekanntmachnng. Nachdem der hiesige Bezirksthierarzt die Maul- und Klauenseuche im Psaffendorfcr Feltvichhvfe für erloschen er klärt hat, werden die in dieser Beziehung von un» durch Bekanntmachung vom 16. Februar laufenden Jahre» an» geordneten Maßregeln hiermit wieder aufgehoben. Leipzig, den IS. April l83l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Am 12. d. M. ist im Pleißenslusse hier, an der Harkortstraße, der Leichnam einer unbekannten, anscheinend dem dienenden Stande augehörcnden, 20 — 24 Jahre alten, 1 Met. 61 Cent, große» Frauen-person mit dunkelblonden Haaren, kleiner Nase, vollständigen Zähnen und corpulenter Stator ausgefundea und polizeilich auf gehoben worden. Bekleidet war die Unbekannte mit schwarz - weiß. rothgestreiftrm halbwollenen Rock, dergl. Jacke, grau uad brnun gestreifte» und rothwollenea Unterröcken, baumwollenem gra« »nd braungestretsten Hemd, roth gefütterten Tuchschuhen, grau wollenen Strümpfe», schwarzer Moireeschürze mit geflickter Kante »nd führte «i» iveD» L. 8. gezeichnete» Taschentuch, sowie 1 Schlüssel und 4 >4 Geld bei sich. Da die Persönlichkeiten der Unbekannten, welche einig« Wochen im Wasser gelegen haben mag, nicht zu ermitteln gewesen ist, so Wird die» mit dem Ersuchen um schleunige Benachrichtigung d«r Unterzeichnete» Behörde im Falle des Bekanutwerden» eine« zur Feststellung der qu. Persönlichkeit dienende» Umstande» hiermit be- kauul gemacht. Leipzig, am IS. April 1881. Da» Polizei-Amt tzer Statzl Leipzig. vr. Rüder. Die ms dem Hose de» Postgrundftücke» am A»gustuSplatze iu Leipzig stehe»den beiden Gebäude, nämlich: 1) da» 60L m lange und durchschnittlich 6,7 u> tiefe, vier geschosstge Hintergebäude und 2) der 21L m lange und 12H w tiefe eingeschossige Anbau am Hauptgebäude solle» abgebrochen und die AbbruchSarbritr» an einen geeigneten Uuternehmer verdungen werden. Die bezüglichen Bedingungen liegen in dem Amtttmrrau de» Postamt» 1 hiersklbst zur Einsichtnahme au«; auch können Abdrücke derselbe, gegen Erstattung der Schreibgebühre» von dem genannte» Postamte bezogen werden. Angebote st»d versiegelt unter der Aufschrift: „Gebot aus Abbruch von Postgtbäuden" tzt» zu« 2L April tz. A.» au welche« Tag« Bmnaitttw» 11 Utzr die Eröfsnu»g derselbe» erfolge» wird, Port«frei au da» Kaiserliche Postamt 1 htsrselbst einzuseude». LtWG 14. «prll 1881. Der kutserUch« vderpufttztrertur. Walter. StS-tische Se«ertesch«lr. Dir Ausstrlluug der Schülerarbeitea i» Schullocal, Grimmaischer Gtriuweg Nr. IS, 2. Etage, fiudet vom 13. tzi» 1». diese» M„«t» »»« IG—1 Utzr statt. Zu» Besuch derselbe» beehrt sich im Name» de» Lehrerkollegium» ergebest eiuzulade» Leipzig, am 12. »prll 1861. Der Dtr»ct»r: Airprr. Israrlitilche Neligrolls-meik-e. ueuer Schüler uub Schstleriuue» fiudet Schüleriuueu »ad Moutu», de, 18. April, »vrmtuog« Di« Aufnahme i Gpmttug. tz-u 17. ^ 10—12 Uhr nu ExpedittouSloral« tzer Syuo^o^Ceutral. statt. »l» schulpflichkiM» «Nr »«tztzknrr vr. «. «. »oktzfchwltzt. VitjkÄgkn Litern, deren Kinder zu Ostern 1883 in der evangelisch, reformirten Kirche confirmiri werden sollen, werden ersucht» dieselben in der Zeit vom 19. April bi» 1b. Mai d. I. anzumeldeu, und »war die Knaben bei Herrn Pastor v. Dreqvorff, dir Mädchen bei Herr» Pastor vr. Howard. Selbstamneldungrn der Kinder werden nicht angenommen. Leipzig, am 9. April 1881. Da» evuogrkischrrrformtrte Pfarramt. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 18. April. Die Geschäftslage im Reich-tag wird nach Wieder eröffnung der Sitzungen insofern eine recht eigenthümlichc sein, al» der ArbcitSstvff für da« Plenum zunächst ein sehr zeringsügiger sein wird. ES sind nur noch ganz wenige erste besungen zu erledigen, wie da» Eichungsgesetz, die Borkige über die Gesckästosprache de» elsaß-lolhringischen LandeSaus- schuffe», die Revision de» GerichtökostengesetzeS. Dagegen liegt der ganze Schwerpunct der Arbeiten in den Eommissionen, deren wichtigste ihre Thatigkeit noch gar nicht begonnen haben. Auf die Arbeiten der Commissionen, namentlich der- lenigen zur Bcrakhung de» llnsallversichernngSgcsctze». wird weitgehende Rücksicht genommen werden müssen. Für ein zahlreiche« und rechtzeitige» Erscheinen der Abgeordneten wird die Aussicht, in der ersten Zeit für da» Plenum wenig Be lästigung zu finden, leider nicht von günstiger Wirkung sein. Beim Rcichr-Seeamt in Hamburg wird demnächst in der Besetzung eine Beränderung emtreten. indem der anliliche Ver treter kcöRcichcS, Eapitain zurSc. Weickhmann, ein Gesuch um Entlassung au» dieser Stellung eingereichl hat. Dieses Gesuch ist vollständig dadurch gerechtfertigt, daß Eapitain Weickhmann, welcher zugleich NeichScomniissar für da» AuSivanderungSwescn ist, neuerdings von dieser letztere» Stellung, angesichts der ungeheuren Zunahme der AuS- Wanderung, so sehr in Anspruch genommen wird, daß ihm keine Zeit mehr für die umfangreichen Dienst-Obliegenheiten eine» RcichScominiffarö beim Sccamt übrig blcibl, ui» so mehr, als der genannte Herr nicht nur in Hamburg sonder» auch in Bremen thätig sein muß. Dciitschland unterhandelt mit Oesterreich-Ungarn zur Zeit ei»mal wieder wegen eine» Handelsvertrages. Ob diesmal Etwas zu Stande kommt oder nicht, dafür fehlt noch jcdrr Anhalt: Biel kann eS nicht sein, da gerade in den wichtigsten Tarifsätzen keiner der beiden Staaten sich binden will. Doch scheint man beiderseits in letzter Zeit im Gegen satz zu früheren Stadien der Verhandlung die Ansicht zu haben: bester noch so Wenig al» gar kein Vertrag. Diese Ansicht entspricht gewiß den, engen politischen FreundschastS- verhältnisse, da» an» zur Zeit mit unser» südlichen Nachbarn verbindet. Paderborn und Osnabrück babm wieder eine geregelte BisthumSverwaltung; in Trier scheiterten die guten Ab sichten der Regierung an dem Eigensinne des DomeapitelS. da« sich, um eine Kraftprobe zu machen, nicht nehmen lüß. eine Person als CapilelSvicar zu wählen, von welcher eS ohne Frage wußte, daß sie für den Staat nicht annehmbar sei. Und so bleibt die Trierer Diöccse ohne geistliche Verwal tung unter der einschüchlerndcn Herrschaft einer maßlosen fanatischen EaplanSpreffe, die staatliche Vermögensverwaltung dauert fort und die Mehrzahl der Geistlichen muß die Härte de» CperrgeseheS weiter tragen. ES wäre nicht nöthig ge wesen — mdeg da» Tnersche Domcapitel hat'» nun einmal gewellt. Vielleicht erfüllen die nächsten Ostern auch hier die Hoffnungen der bester Gesinnten. Die Ezechen haben ihr Osterei erhalten. Eine kaiserliche Entschließung ordnet an, daß die Universität Prag hinfort aus zwei Universitäten, die eine mit deutscher, die andere mit czechischer Vortragssprache, beide jedoch unter dem ge- meinsamen Namen Earolo-gerdinandea, bestehe. Tie philo sophische und die juristische Facultät mit czechischer VortragS- sprache sind mit l. Oclober l. I. zu activiren. Ein Erlaß de» UnterrichtSministerS hat bereit- ken akademischen Senat der Prager Universität von diesen im VerwalkungS-Wege verfügten Maßnahmen verständigt. Sache beider Häuser de- RcichSrathcS wird es sein, ru untersuchen, ob diese Schritte von der Regierung endgültig beschlossen werden können, oder ob das Slaats- arundgesetz über die Reichsvertretung und daS Gesetz über die Organisation der UnivcrsitälS-Behörden die Lösung dieser An gelegenheit durch ein Gesetz fordern. UnS schcini eS zweifel los. daß die von der Regierung verfügte Umgestaltung der Prager Universität nur durch ein Gesetz angeordnet werden kann, und c» macht in dieser Beziehung keinen Unterschied, ob man in dieser Umgestaltung die Schaffung einer neuen Universität oder die Thcilung der bestehenden Universität er blicken will. Man schreibt un» an» Wien vom 15. d. M.: Die Ge rüchte bezüglich de» bevorstehenden Rücktritt« unseres Handel-Ministers sind noch keineswegs verstummt. Herr v. Pino scheint fest entschlossen, aus seinen Ministcrvostcn zu verrichten, und sein Ausscheiden wird jevensall» im Lause der nächsten Wochen erfolgen. Er ist mimstermüde und sehnt sich nach seinem Stattyallerpvsten in Linz zurück, den er sich, gelegentlich derUebernahnic deSHandelSnunisteriui»», Vorbehalten hat. — vorgestern Abend ist da» hiesige Polizeiprä sidium nicht wenig alarmirt worden. Vom Polizet-Bureau «n der Brigittenau ging nämlich die Meldung ein. daß im Abenddunkel ein etwa SO Jahre alter, in der Gegend unbe kannter Mann am Donaucanal, nächst dem Sperrschiffe, eine Dyuamit-Patroue in da» Master geworfen habe, wo sie sofort mit starkem Knall explodirte. Die ganze Umgebung aerieth in Bewegung und wollte die Verhaftung de» Unbc kannten veranlassen, der jedoch in der Dämmerung entwischte Die gestern fortgesetzte Untersuchung scheint indetz zu ergeben, daß entweder em Muthwilliger sich einen strafbaren Scherz gemacht, oder der Betreffende ein Raubfistber ge wesen sei. der durch da» Platzen der Dynamit- Patrone im Donau - Eanal sich einer Anzahl Fische be- mächtigen wollte, die gerade gegenwärtig, in der Charwoche ein begehrter Artikel find.— Au» Pragerhof, einer Süd bahnstation, von wo der Schienenweg nach Ungarn abzweiat wird heute telegraphisch gemeldet, daß dort rin größerer für die griechisch« Arme« bestimmter Pserdetran-porl eingetroffeu fei, um mit dem nächsten Zuge nach Triest be svrvert ru werden, wo die Einschiffung der Pferd« nach Griechenland erfolgen wird. Der Führer de« genannte» Transporte« ist ein griechischer Eavallerie-Osficier. Au« der galizischen Handeltstadt Brody. unfern der ussischen Grenze, wird vom 13. d. gemeldet: Die hiesigen iirmen, welche mit russischen HandlungSyäusern in Verbindung tehrn, beklagen sich bitter über die im Hinblicke auf west europäisch Äerhältniste vielleicht ganz unglaubliche Rücksichts losigkeit. die gegenwärtig im russischen Post- und Telegraphen- wcfen in Bezug auf die Besörbcrung von Correspondcnzen und Depeschen nach dem Auslande herrscht. ES ist Thatsache, daß nur einem Handlungshause in Brody im Laufe der jüngsten sechs Wochen nicht weniger al» zweiunddreißig Geschäftsbriefe und elf Telegramme aus Rußland, zumntt auS Verkitschen, und Kiew, nicht zugegangen sind. Dieser Abgang ist durch einen eigen« von dem bctref- senden Brodyer Handlung-Hause nach Rußland entsendeten Reisenden sestgcsteUt worden, der auch, nachdem gerade die wirbligsten Correspondenzen und Telegramme von verschiedenen russischen Firmen in Rußland „verloren" gegangen, sich mil diesen in mündlichen Verkehr setzen mußlc, um eine Reihe drohender Geldverluste abzuwendcn. Auch kommen au» Ruß land eine Menge Briefe erbrochen und mit einem Amtssiegrl versehen an, das den Adler und die russische Aufschrift trägt: .Aus hohen Befehl geöffnet und durchgcsehen. Kaisers, russi- chc» Postamt in " In Berditschew ließ der Oberpolizcimeistcr einen reichen jüdischen Kaufmann holen und deulcte drohend auf ein Telegramm, da» der Kaufmann zu einem nicht geringe»Schrecke» als daS erkannte.jwelcheS er vier Tage vorher i» einer wichtigen GeschOstSangelegenheit an eine Lem berger Firma demTelegraphen-Amte in Berditscbew »r Beförderung übergeben batte. „WaS soll Da» heißen?" chnauzte der Oberpolizeimeistcr den erschreckten Kaufmann an. Dieser erklärte dm Inhalt de« Telegramm» und klagte mit first weinerlicher Stimme, daß er durch die Nichtabsendung de» Telegramm» leichl einen großen Geldverlust erleiden könne. „WaS. Du wagst noch zu klagen?" schrie der Obcrpolizei- meistcr. „Mir ist der Schutz deö heiligen Rußlands über tragen und deshalb sollen eher alle Juden und ihre Tele gramme zur Hölle fahren, bevor ich meine Pflicht vernach- iässigc." — Der Kaufmann hat wirklich einen bedeutenden Verlust erlitten, aber er war schließlich noch froh, daß er nicht inS Gesängniß geworfen wurde. Der eidgenössische BundeSrath bat bei sSmmtlichen CantvnSrcgierungen Vorstellungen gemacht. Er verlangt die Führung von Flüchtlingsregistern, wie solche in den dreißiger Jahre» bestanden. Dann aber wolle er auch, beißt eö, ein Augenmerk aus die Preßthätiakeit richten, weil manche Agent-n in schiveizerischc und hauptsächlich in deutsche Blätter Berichte schreiben, die dm thalsächlichm Vorgängen nickt entsprechen, sondern tendenziös seien und leicht die Schweiz zu diScrcditiren im Stand« wären. In Sachen deS französischen KrieaSminister» gesteht selbst die „Armee Frantzaise" zu. daß große Fehler bei der Bildung de« ErpcdilionscorpS gcmachl worden seien, aber eS sei nicht ohne Gefahr, jetzt darauf weiter einzugchcn. Der „Tolsgraphe" bemerkt dazu: Man habe der Nation snr ihr vieles Geld „eine wunderbare Maschine" versprochen, „welche aus da« erste Wort ebne Reibungen, ohne Stöße arbeite» sollte wie von selbst." llnd stall Testen herrsche Verwirrung unk Aufregung an allen Ecken und Enden. Der „Temps" verbeißt, daß fortan AlleS vortrefflich gcl-en und der Feldzug „sehr bald" eröffnet werden kann. Dagegen klagt der lunc- siscke Berichterstatter deS Tempö. daß die Verstocktheit der tunesischen Negierung und die Aufhetzerei gegen Frankreich sorldaucrc; der Bcy lehne e» ab, französischer Bundesgenosse zu iverkcn. AuS Rußland lauten die Nachrichten in jüngster Zeit nicht gerade betrübend. Kaiser Aterander Hl. hat der Gerechtigkeit an den Mördern seine» Vater» ihren Lauf ge lasten und verlebt stille Tage auf seinem Landsitze Gatschma unweit Petersburg. Er sieht vor der Entscheidung, entweder mil äußerster Strenge gegen den Nihilismus vorzugehen — dabei setzl er ohne Frage sein Leben aufs Spiel — oder aber den Ursachen dieser entsetzlichen politischen Leuche »achznspüren und sie nach und nach zu dcseiligm. Die internationalen Maßnahme» zur Verfolgung deS nihilistischen Treibens werde» taS Hauptübcl unberührt lasten. Nicht in Gens. Pari« oder London, nein, in Petersburg selbst ist der Sitz de« NihiliSmu» und ganz Rußlanv ist sein Herd. Wo» inS Ausland geflüchtet ist, bringt dem Zaren unv seinem Reiche wenig Gefahr mehr. Tröstlich ist die Thatsache. daß >ve- nigsten« die äußere Politik Rußlands eine friedliche zu srm verheißt. Der junge Zar ist in der Richtung wenigsten« fest entschlossen: kein Krieg, keine Unternehmungen nach außen, keine Eroberungen, keine Ausgaben über das Nothwcndigste hinaus für die äußere Stellung. Da« Berhältniß zu Deulsch- land, besonder» zum deutschen Kronprinzen, ist ein aufrichtig gute» gcworbm und zwar datirt der Umschwung nicht von heute, noch den letzten Wochen, sondern von früher her. Der junge Zar hat sich bei früherer Gelegenheit überzeugt, daß Rußland von Deutschland kein Ucbel zu erwarten habe, keine angreisenvc Po litik. Er traut dem guten Willen der deutschen Politik, und bei dem Charakter de» Zaren dars man aus die Festigkeit diese» guten Glaubens zählen, wenigsten» für so lange, as« er Selbslherr- scher ist. (Hc hat ferner zum Glück da» Elend und die sitt liche Leere der Ansprüche erfahren, welche znm Verfolgen der altm Oricntpolitik führten, und die Folge ist, daß er diese Politik verdammt, daß er mit Ucberzcuaung die alte Feind schast gegen Oesterreich .auszugebcn befirebt ist. DaS sind sehr bedeutsame Grundsteine der künftigen russischen Politik nach außen. Widerwärtiger beinahe, al« da» Schauspiel der Hinrich tung der Kaisermvrder in Peter«burg gewesen sein muß. be rührt dm gesitteten Menschen die unglaubliche Eonsusion der Recht-begriffe, von denen die russisch« Gesellschaft beimgesucht wird. Der Krakauer „CzaS" enthält einen Be richt au« Peter«burg über einen Vorfall, der dort große» Aufsehen erregte. Der UniversitätSvrosestor Solowiew Hab« nämlich gelegentlich eine» im Slawischen Verein gehal- tmm Vorträge» über die russische Eivilisatwn auch Über die Todesstrafe gesprochen und hinzugrsüat: In diesem Augenblicke werde im GerichtSsaale zweisello« ein TodeSurtheil (über die Nihilisten) gefällt. Der Kaiser solle dasselbe nicht unterschreiben. Derselbe sec nickt blo» der Verwalter der physischen Kräfte, son dern auch der Repräsentant der moralischen Interessen de« Volkes. Letztere erheischen, daß er an Wehrlosen keine Racke nehme. Der Kaiser solle verzeihen! Man sträubt sich unwill- kürlich, an die Möglichkeit solcher Sympathiekundgebungen für die Mörder zu glauben, wmn nicht auch anderweitige Datm vorlägen, die bekunden, wie zweifelhaft die über dm russischen NmversiiLtSkreism lagernd« Atmosphäre ist. Uebri- gcnS ist Solowiew verhaftet worden. Dasselbe Schicksal ereilte auch da» Hauptmitglied de» rcvolutionaircn Exemliv- Eomitö. Aaron Tschukock. Daß nach dem Tode Alexander'« II. aus seinem Schreibtisch der fertig auSgearbeilete und bereit« unter schriebene Entwurf zu einer Verfassung gesunden worden ist, wird von Neuem aus» Bestimmteste behauptet. Dieser Entwurf ist eS. der unter Vorsitz de» gegenwärtigen Herrscher» von dein Ministcrrathe verhandelt ward, der von LcriS- Melikow und Walujew unterstützt, von PodeVonoSzew bekämpft und endlich einer Eoininission zur weiteren Verarbeitung überwiesen wurke. Wie e» heißt, begann der Enlivurs mit dem Hinweis daraus, daß nunmehr ein Jahr verflossen seit dem Mordansall im Winterpalais und daß augenscheinlcch die bösen Geister gebannt seien, welche daS FriedmSwcrk Alexander'« II. zu stören strebten; daß nunmrhr die Zeit gekommen sei, wo diese« FriedenSwcrk weilergesührt werken könne u. s. f. Der Zar setzte seinen Namen darunter: die Versöhnung mit Volk und Feinden schien vollzogen — und unmittelbar daraus ward Alles blutig zerrissen! Diese That- ; der'Mörder n fache steigert die Verantwortung ins Ungeheure. Die Hinrichtung der Nihilisten. Ueber die bereits telegraphisch gemeldeie Hinrichtung wird der „Wien. AUg. Zig." unterm 15. April au- Petersburg Folgende» berichtet: Heute Morgen wurde die Hinrichtung der verurtheilten Theiinehmcr an dem Morde Alexander'- II. vollzogen. Straßen- plakate hatten der Bevölkerung da- bevorstehende Ereigniß mitge- theilt und zugleich bekanntgegrben, daß die Hinrichtung der Jesse Heismann wegen Schwangerschaft anfgeschoben worden sei. Da die Execution erst um 9 Uhr Morgen- staltsand, hatte sich di- zu dieser Stunde eine ungeheure Menschenmenge aus jenen Straffen äuge- sammelt, welche die Berurtheiltcn passiren mußten, um zum Richt platze — aus dem Semenow-Felde — zu gelange». Die Verbrecher wurden unter einem massenhaften Ausgebot von Soldaten dahm eScortirt. Zum Transport derselben bediente man sich hoch gebauter Schandkarren. Im ersten dieser Karren saßen, mit dem Rücken nach vorwärts gerichtet, Rhssakow und Kibaitschilsch; im zweiten Wagen zwischen Jeljabon» und Michailow die Perow-kaja. Aus der Fahrt zu dem Richtplatze machten die Verurtheilten wiederholt Versuche, da» Publicum anzurede» und Zuruse an die Menge zu richten, obwohl die mitreitend« EScorte ihnen die» unter sagt hatte. Da die diesbezüglichen Ermahnungen an die Ber- uriheillen nicht- fruchteten, und namentlich Jrliadow immer von Neuem von seine,« Sitze euiporsprang und Icdhafi gefticulirend, indem er eine fast theatralische Pose annahn:, in« Publicum hinunter- sprach, so erhielt die mittnarschirende Eskorte dm Befehl, die Trommeln zu rühren. Aus dem Semenow-Felde war ein große» Gerüst errichtet, zu welchem man aus einer Estrade von mehreren Stusen tmporgelangtr. An einem Querbalken in der Höhe von drei 8 lästern waren die fünf Galgen in Distanzen von je fünf Schritten augebracht. Der Henker und seine vier Gchülscn waren bereit- seit 8 Uhr Morgen- mit den Vorbereitungen zur Erecutiou daselbst beschäftigt und einige Sträflinge in langen, grauen Kitteln traiiSportirie» die Werkzeuge de- Henker» von einem großen Leiterwagen zur Rtchtstäitc. Am frühen Morgen erst hatte man da- ganze Gerüst mit schwarzer Farbe übertüncht. Al» die Berurtheiltcn auf dem Richtplatze erschienen, liattr daselbst bereit- ein Truppen-LarrL Ausstrlluug genommen. Auch der Pro- curator Murawiew und einige Mitglieder de» Gericht-Hose-, dre einen anderen Weg eingeschlage» holten, waren erschienen, sämmtlich in schwarzer Kleidung. AIS die Schandkarren Halt machten, sprengte auf Befehl de« Commandircnde» der E-coric ein Theil der mitrcitenden Soldaten z» jedem der Wagen und bildete einen kleinen Kreis um denselben. Ryssakow und Kidaltschitsch verließen mit unsicheren Schritten den Wage», vor dem sie ein Geistlicher in Empsang nahm, hinter dem zwei Behülfen de- Scharfrichter» schritten. Ryssakow'» Antlitz war blaß; er griff wiederholt nach dem Arme de- neben ihm nicht viel gesaßter einherschrenendc» Kibaltschitjch. Am mulhigste» benahmen sich Jeljabow und Michailow, welch« fast leichten Schrittes au- dem Wagen sprangen und der PerowSkaja beim Verlassen de- Äesährt- behülflich waren, indem der Eine ihr den Arm reichte, während der Andere, al- sie schon aus dem Wagentrtttc stand, ihre Taille umfaßte und sie mit graziöser Bewegung zu Boden setzte. Sie alle trugen schwarze, weite, beinahe sackartige Gewänder, die Männer schwarze Kappen aus dem Kopse, die PerowSkaja eine Kapuze, welche nur ihr etwas blasse- Antlitz und die leicht ent- zündele» Augen sehen ließ. Aus der Brust der Verurtheilten war eine weiße Talcl hesestigt, auf welcher in schwarzen Buchstaben da» Wori „Larediücr»" s (Käisermürder) geschrieben stand. Bein, Galgen angelangt, begann sofort die Verlesung de- Urthcil- durcb Murawiew. Leichter Trommelwirbel ertönte und wurde erst in dem Augen blicke laut vernehmbar, als die Verlesung de« UriheilS beendet war. tztun traten die Gehülsen de- Scharfrichter- zu den Verurtlieilte«, während der Scharfrichter selbst an den Galgen die allerletzten Vor bereitungen traf. Jedem der Angeklagten reichte ein Priester ein Kreuz au» schwarzem Holze, aus welchem sich die au« Elfenbein aeschnitzte Figur de- Heiland- befand, zum Kusse. Die Priester sprachen einige Worte mit den Delinquenten, dann küßten diese die Kreuze und umarmten — bi» aus Jeljabow — die Priester. Nach dem die Priester abgetreten und einige Schritte vor dem Gerüste in die Knie gesunken waren, nahmen die Henker den Verurtheilten die Tafeln ab »nd warfen ihnen graue Leinen-Kittel, welche bi» a» die Knie hinabreichlen und unten an einer Schnur zusainmengcbunde» wurden, über den Körper. Der erste, an loelchrm die Execution vollzogen wurde, war Kibaltschltsq, dann folgten in Pausen von wenigen Minuten Michailow (wa- am längsten dauerte, da der Strick zweimal riß), und die Perow-kaja, schließlich kamen die zwei am stärksten Gravirtcn, Jeljabow und Ryssakow. Nach 20 Minuten, während welcher sort- während heftiger Trommelwirbel ertönte und die da- Militair- Larrö bildenden Soldaten mit ausgepflanzten Gewehren, den Rücken dem Executton-platz zugekehrt und somit mil dem Antlitz gegen da« übrigen« wenig zahlreiche Publicum gekehrt, dastanden, hatte der in seiner Art gewiß einzige und fürchterliche Act der Juflificirung ein End«, da» heißt, die convnlsivischen Zuckungen der «ürperthrilc der Gehenkten, welch« unter der Hülle der grauen Kittel sich doppelt schreckhaft au-naymen, hörten aus. Während der ganzen Procedur ergossen sich die Strahlen der Morgensonire über da- Exekution«. Feld und tauchten die so düstere Scenerie, welche ollen Jenen, die ihr beiwohnten, in unvergeßlicher Erinnerung bleiben wird» in Helle» Licht. An dem ersten schönen Frühlingstage, den Petersburg hatte, wurden die Zareumördcr hingerichtet. Musik. * Da» neue New-Torker Opernhaus geht nun meßr seiner Verwirklichung entgegen. Der VerwaltungSrat der „Metropolitan Opera House Eo." hat für die Summ von 600,000 Dollar» (etwa 2'i, Millionen Mark) da» Häusei geviert, welcke» von Broadway (Hauptstraße der Stadl), de 7. Avenue, sowie der 39. und 40. Straße begrenzt wirl käuflich erworben, um daraus da» prozectirte Opernyau» z errichten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite