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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt, Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-27
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1881
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ErschftNt täglich stütz »V. Uhr. <eü«Ltioa «ü Lrpr-itio» Johannesgaste 33. APrechüon-rn der Nedarti«. vormittag« 1V—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. - " -* - d«r f»r die »Lchftfalge»»« N»»«er L,serate an «»chrnt^e» »t» t Utr Nachmittag», »»Lau«» un» Aesttagenfriih biS',9 Uhr. 3a de» 3Malr» ftzr 3ns.'Ännahme: Ltta Ale««. Universitättstrabr 22, Laut» rische» Katharinenstraße 18, p. «ur »t» '/.» Uhr. tWiger und Tagctil Ul» Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. «i» Inserate Sgespaltr... . Größere Schriften laut »n>.. Verzeichnis Tabellarischer Satz nach höherem Tan,. Uerlamen unter den UedactionsÜrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stet» an die ««rpevittau zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumerninla oder durch Post- nachuahme. 117. Mittwoch dm 27. April 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachung. Wir machen hierdurch ö sinnlich bekannt, 1) dgß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1880 und 1881 au« einer der hiesigen Volksschulen entlassen worden oder von einer höheren Schule ab gegangen sind, ohne im letzteren Falle daS 15. Lebc»-- iahr vollendet und die Classc erreicht zu haben, welche diesem Aller nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fortbildungsschule für K»«ben verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Puschmann, dafern sie sich aber im Bezirk der II. Fort bildungsschule aufhalten, bei Herrn Direktor l>r. Stoerl an den von genannten Herren öffentlich bekannt ge machten Tagen und Stunden zu erfolgen hat; L) -atz auch diejenigen Knaben tu genannter Aett anzumclden find, welche auS trgead einem Grunde vou dem Besuche der städti sche« FortbtlduugSschule entbunden zu sein glauben; 4) daß hier einziehend« Knaben, welche Ostern 1879, 1880 und 1881 auS einer auswärtigen Volksschule ent lasten worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fort bildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber btuneu drei Tagen «ach dem Vtnzoge bei dem Director der Fortbildungsschule ihres Bezirks anzumelden sind; 5) daß Eltern, Lehrherren, Dienstherrschaften nnd Arbeit aeber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 Mk., die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandeln ist. die schnlpfitchtigen Knaben zu dieser An meldung au,«halte« oder letztere selbst vor znnehme» haben. Leipzig, am 20. April 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lebnert. GeschSstsiöcal-vermirthllng. Die zeither an die Herren R. Hösel <L Co. in Chemnitz vermietheten GeschästSlocalttate« im Stockhaufe, Ecke de» RaschmarkteS und SalzgäßchenS. bestehend auS 2 Ge» wölbe» i« Erdgeschoß, sowie einem Borsaale und einer drei» fenstrige« Eckstube nn erfie» Stock, welche mit Gasbeleuchtung versehen sind, sollen von Michaeli» d. I. an gegen halbjährliche Kündigung an den Meistbietenden ander, weil vermtethet werden, wozu wir VerfteigerungStermin an RathSstclle (RathhauS, l. Etage, Zimmer Nr. 16) auf Montag, de« 2. Mat dieses Jahre», DormtttagS IL Uhr anderaumen. Die vermiethungS- und VersteigerunoSbcdingungen liegen ebendaselbst auf dem großen Saale zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 22. Äpril 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Ccrutti. die ArbeitSnachweisungS-Anstalt «ad deren Filialen betreffend. Durch daS freundliche Entgegenkommen der Herren Kaufleute T. Hohlfeld, Ranstädter Steinweg 11, Unruh, Wcststraße 17. L s. Bachmann, Rilterstraße 32. Gebrüder Spillner, Windmühlenstraße 30. sind wir seit Februar diese- JabrrS in den Stand gesetzt worden, neben der Mühlgaste Nr. 7 im Hose befindlichen Eentralstelle unserer ArbntSnachweisungS - Anstalt an den genannten Orten Annahmestellen für Arbeitsangebote zu er richten. und haben sich die genannten Herren der damit ver bundenen Mühe und Arbeit bisher dankenSwerlh unterzogen. Wir haben aber auch weiter das freundlich« Entgegenkommen der Herren Kaufleute LontS Apitzsch, Ecke de- Grimmaischen Steinwegs und der Querstraße, und A. O. Reichert, Neumark142, benutzt und auch an diesen Orten Annahmestellen für Arbeit» angebote von jetzt ab errichtet. Ln unsere Mitbürger richten wir aber wiederum die dringende Bitte. unS durch recht auSqiebige Benutzung der von un« getroffenen Einrichtung in oen Stand zu setze», unsere schon früher ausgesprochene Ansicht, daß eS bester ist, dem Armen Arbeit al« Almosen zu geben, zur Thatsache zu machen. Leipzig, am 29. März 1881. Da» Armendirectorium. Ludwig-Wolf. Vekanntmachullg. Die Lieferung der zur Dampskestelheizung der hiesigen Stadlirasterkunst aus die Zeit vom 1. Juli 1881 bis mit 30. Juni 1882 erforderlichen ca. 40,000 Ctr. — 2000000 Kilogramm Kohlen soll vorbebältlich der Auswahl unter den Submittenten an den Mindestsordernden vergeben werden. Offerte» fi,tz biS zu dem». Matd.I.Abend» «Uhr schriftlich und versiegelt an daS Bureau der Stadtwasser- kuast (Stadthaus, Obstmarkt S. 3. Etage, Zimmer 142 abzugeben, woselbst auch die Lieferungsbedingungen ein gesehen werden können. Leipzig, den 11. April 1881. De» Rath» Deputation ,»r WafferLnnfi Nach «retteter Anzeige ist bä« am 9. Februar 1880 hier an» «Heilte Dienstbuch, für «eorg Richard Felix Lchltmper au» Neu schöneselb in hiesiger Stadt verloren worden. Wir bitten, daS Buch im Anfsindangsfalle hier abzugeben Leipzig, den 25. Avril 1881. D«» P«li,et-«»t »er Ttadt Leipzig. vr. Rüder. Trink« Königliches SWnakum. Zu der Freitag den 29. April, vormittag« 9 Uhr stattsindenden Ramel« de« »eburist-ge« Lr. Vk»jcmit de» K»»1g», bet welcher Herr Vrofessor vr. Gehlert di« Festrede halte« wird, ladet >» Namen de» Lehrerkollegium» ergebenst ein Untzaad Richter, Reet er Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 27. April. Der „Spaziergang nach Tunis" ist nunmehr in Scene gesetzt worden; französische Colonnen baden daS Gebiet des Beh betreten. Der Streit, „wer a»gefangen Kat", wird nun entbrennen, dürste aber eine ziemlich müßige Sache ein. Von der Insel Tabarka wurde» aus ein französisches Kanonenboot, daS in den tunesischen Gewässern umbersubr, Flintenschüsse abgeseuert. Man bebauplete, es wären tnne- ische Soldaten gewesen. Sie dürsten, wenn sie wirklich die Schützen waren, mit ihren rostigen Flinten den gepanzerten Wänden des Kanonenboot- nicht allzu webe getban haben, allein der kostbare cnens belli war nun da und die Franzosen werden ihn so bald nicht mebr loslassen. ES wurde eine Expedition ausgerüstet gegen die aus 'abarka liegenden tunesischen Dcrschaiiznngen. deren Be- atzung so boSbast ist, mit Flinten auf Kanonenboote zu chießen. Nack den neuesten Mitteilungen ist Tabarka bombardirt und von den Franzosen genommen, sowie die algerische Grenze von den sranzöflscken Truppen übcr- chrilten worden. Aber wenn auch diese« Alle« nicht wäre, so würden doch die ominösen Schüsse, und waS drum und dran hängt, beweisen, daß der Kampf unvermeidlich ist. In dem berühmten Gesechc von Bronnzell im Jahre 1850 zwischen Baiern und Preußen wurde nur ein Schimmel todtaeschostcn und dieS Opfer verbinderte einen blutigen Kampf; da» vor Tabarka beschossene Kanonenboot wird leider nickt dieselbe riedlicke Bedeutung baben wie der Schimmel von Bronnzell. Müßte man nicht befürchten, daß die tunesische Assaire noch Nachwirkungen baben und europäische Verwickelungen berbeisühren könne, so wäre mir zu wünschen, daß die Ursachen der Fäutniß in den tunesischen Zuständen durch den Sturz deS Bey beseitigt würden. ES sind schon viele Ver- 'ncke gemacht worden, Tunis unter europäische und speciell unter christliche Oberherrschaft zu bringen. Aber selbst der KricgSzug Karl'S V. von 1535, bei welchem Tunis erobert und eine Menge gefangener Christen befreit wurden, konnte Tunis nicht vor dem mobamekanischen Joch bewahren; schon 1575 fiel cS an die Oberhoheit der Pforte. Bon da ab wurde jeder Fortschritt, jede Wendung zum Bessere» in Tunis absolut unmöglich. Noch heule ist der frucht bare nördliche Theil des Lande«, einst daS .-Ifriea proprio, der Römer, säst gänzlich unanaebaut; der Einwohner mit feinen geringen Bedürfnissen sucht sich nur da« Aller- nölhigsle zu beschaffen und im klebrigen kümmert man sich um Nicht«. Da« Volk lebt in ziemlich allgemeiner Stumpf heit dabin und bat daher auch kein Bedürfniß gesuhlt, die liberale Verfassung wieder zu verlangen, die der Vorgänger des jetzigen Bey. in löblicher AuSnabme von den übrigen moSlemitlschen Selbstherrschern, im Jabre >857 einsührte. Ter gegenwärtige Bey benutzte die erste Gelegenheit, um diese Verfassung, die u. A. a»ch Religionsfreiheit enthielt, wieder unizustoßen. ES läßt sich denken, daß der Bey an seinen Unterthancn auch keine besondere Stütze hat; diese Be völkerung kann nur dann in Flammen gesetzt werden, wenn sie für ihren Glauben sanatisirt wird. Tie Bevölkerung von Tunis besteht auS etwa zwei Millionen Menschen, worunter sehr viele Juden und etwa 25 bis 30.000 Europäer. Die reguläre Armee besteht auS 20,000 Mann und man sagt, es könnten im Kriege etwa 30,000 Mann irreguläre Reiterei ausgeboten werden. Tie Flotte ist elend und besteht au« zwei oder drei KriegSdampscrn mit einem halben Dutzend Geschütze. Setbstverftänblich ist auch die Armirung und Montirung der tunesischen Truppen eine sehr zweifelhaste, und so werden in der Thal die Fran zosen. wenn sie, wie beschlossen, die tunesische Stadt Kes zum Mittelpunkt ihrer Operationen macken und von da in drei Heersäulen in das Land eindringen, bald vor Tunis stehen und der Bey wird seine vielgeliebte Residenz, den Bardo, im Sticke lasten wüsten. Weniger leicht düsten die Fran zosen mit den wilden Stämmen der Krumirs oder bester KumirS, die den Anlaß zu diesem Feldzuge gegeben haben, fertig werden. Zwar würden sie den eigentlichen Zweck ihrer Expedition mit der Einnahme von Tum» und der Besetzung der Staaten de- Bey erreicht haben, allein die mititairische Ehre würde ihnen wahrscheinlich nickt gestatten, die Waffen niederzulegcn, bi« auch die KrumirS besiegt wären. Und DaS ist nicht so einfach, wie eö vielleicht auSsieht! Di« KrumirS ähneln in mancher Beziehung denKabylen. di« man anfangs auch unterschätzte und die den Franzosen nachher so viel zu schaffen machte». In einer Feldschlacht werden sich die KrumirS nicht entfernt mit den Franzosen messen können, allein sie werden DieS auch nicht thun und baben c< nach der Lage ihre« Lande« auch gar nicht nöthig. DaS Land, da« diese zahlreichen und kriegerischen Stämme bewohnen, ist mit den hohen und unzugänglichen Gebirgszügen deS AtlaS bedeckt, welche unzählige Schlupfwinkel und leicht »u vertheidigende Engpässe darbiclcn, ein Terrain sonach, da für einen hartnäckigen Guerillakrieg wie geschaffen ist. Di« KrumirS haben keine Städte; folglich kann nian sie nickt in solchen belagern, und an- dem Niedcrbrennen ihrer Dörfer, fall» eS wirklich dahin kommen sollte, werden sie sich nicht sehr viel macken. Tann wird, wenn die Franzosen in diese Gegenden ein- dringen, von denen auch die Geographen nicht viel mehr als die Namen wissen, sich ein Kamps von Fels zu FelS, von Pfad zu Pfad, von Paß zu Paß cntspinnen, bei dem schwerlich viel Ruhm, sicherlich aber sebr große Mcnsckenverluste zu holen sind. Die Versorgung der Truppen mit Proviant wird eine sehr schwierige sein und man wird sich erst Wege und Straßen bauen wüsten, um nur in daS Innere de« Krumir- GebieteS zu gelangen. Und was wird der schließlich« Erfolg sein? Eine formelle Oberherrschaft über Stämme, die sich schwer controtiren und schwerlich ganz unterwerfen lasten. Aber die Franzosen hoffen, auS solch einem Kriege eine geschulte Armee pi erhalten und von deren Kriegsersabrung einst in Europa Gebrauch machen zu können. Nu», in Europa dürste sich denn dock wenig Gelegenheit bieten, die in einen, Krumir-Kriege gemachten Erfahrungen auSznnutzen, kenn die europäische Kriegführung hat ganz andere Grundbedingungen. Solch ein Gewinn wäre denn dock gar geringsügiz, wenn man bedenkt, welche Opfer ein Krieg mit den KrumirS ver schlingen wird. Und ohnebin hat »ch die algerische Schule nicht gerade besonder- bewährt. Man braucht doch nur die Namen Wörth, Sedan und Metz zu nennen, um den Credit der beiden hervorragendsten Repräsentanten der nsrr- kanischen Schule. der Herren Mac Mahoa und Bazaine, sofort bedeutend sinken zu lasten. Unter solchen Umständen thun die französischen Generale recht gut daran, wenn sie die Sache mit Besonnenheit an sasten. ebne sich von dem stet» lärmender werdenden Geschrei der Pariser Presse irre machen zu lasten. Man muß auch be denken, daß bei diesem Feldzuge noch etwas Anderes aus dem Spiele steht alö die bloße unlilairisch« Ehre, nämlich die Sicherheit und daS Leben der in Tunis ansässigen Euro päer. Man weiß, daß in Momenten der Aufregung der fanatische muselmanische Pöbel sich leicht zu blutigen Ex- ccsten binreißen läßt. Wer soll dann die Verantwortung tragen? Und waS nützt eine Verantwortung überhaupt nach träglich? Ter französische Gesandte kann wohl den Bey für Alles verantwortlich machen, was geschieht, aber damit ist dem Bey noch nicht die Macht verliehen, etwaige Greuetthalen abzuwenden, selbst wenn DieS sein aufrichtiger Wille wäre. waS wohl schwerlich der Fall ist. Die Vortheile. welche dieser Krieg der französischen Republik bringen kann, würden bei unbesonnener Handlungsweise mehr als koppelt ausgewogen durch dis Schäden, die sich ergeben müßten. Einstweilen sind noch die Diplomaten an der Arbeit; aber die Kanonen sind aus dem Puncte angekommen, die Diplomaten abzutösen. Möge ei» gütiges Geschick diesen Krieg und seine Wirkungen auf Afrika beschränken; die Völker Europa- sind wahrlich nicht in der Lage, kriegerische Verwickelungen wünschen zu sollen. Der Reichstag begann am DienStag nach dreiwöchiger Pause seine Sitzungen wieder. Der Prüfung der Beschluß fähigkeit deS Hauses wird nian leider wieder nicht ohne ernste Sorge entgegenblicken können. Von hohem Interesse wird voraussichtlich die Verhandlung Uber den elsaß- lothringischen Gesetzentwurf werden. Der Reichstag hat sich seil längerer Zeit, seil die neuen OrganisationSzesetze den Sckwerpunct ker reick-ländischen Gesetzgebung in daS Land selbst verlegten. mit elsaß-lothringischen 'Angelegenheiten nicht mehr zu beschäftigen gehabt; es wird dabei Manche- zur Sprache komme», waS in den letzten Jabren geschehen ist. AuS dem Arbeitspensum des Reichstage« möge neck Folgendes hervorgebobcn werden: Zur ersten Lesung Neben noch daS Gesetz, betreffend die Eichung ker Schank gesäße, und die während der Ferien an den Reichstag ge langten Vorlagen, betreffend die Herabsetzung der GericktS- kostcn unk die Abänderung der Gewerbeordnung (Winkel- advocaten-, Auktionatoren- :c. Gewerbe). Sicher zu erwarten stebl oemnächst noch die Vorlage über den Ankauf eines TerxainS für den Parlam entS bau. Endlich ist das „Ber-> -astungSgeletz" in zweiter und dritter Lesung noch zu er ledigen. Daß dcS ZollanschlusseS von Hamburg und Altona halber (besten Gesammtkosten auf circa 150 Millionen Mark veranschlagt sind) noch in dieser Session eine Vorlage erfolgen wird, ist unwahrscheinlich, aber nickt uniiiöglich. Zu alledem konimt auch der Antrag Hcyt- TbilcniuS-Wedell-Malchow wegen Erforschung der Polar- gegenken, die Tcnkschrisl deö Kanzler-, betreffend die staat liche Unterstützung der HandctSschiffsahrl, und der Mendet'scbe Antrag über Ausstellung einer Statistik der Wahlbcemslusinngen, welcher der WablprüsuiigScommission noch zur Berathung unterliegt. Hierbei wird auch der Erlaß de- Kanzlers an die BunkeSregicrungen über Verhinderung von Wahlbeeinflussungen der BerwaltungSbcamten in die Debatte gezogen, d. h. also die bekannte mcininger Assaire noch einmal im Reichstage besprochen werden. Man sieht, der Arbeit giebt e« — ganz abgesehen von den Gesetzen, die bereits den Com missionen vorliegen (Unfallversicherung, Stempelsteuer,Innung« gesetz) — noch die Hülle und Fülle. Tie in parlamentarischen Kreisen verbreitete Meinung, daß der Wehesten crentwurs in Folge eine- stillschwei genden UebereinkommcnS zwischen dem Präsidium und den Parteien gar nickt zur zweiten Lesung gelangen werde, ist doch wohl mit Vorsicht auszunehmen. Ein solcher Vorgang wäre allerdings keine Neuigkeit; eS muß aber doch an einer Wiederholung desselben im' vorliegenden Falle so lange qe- zweisell werden, als nicht Fürst Bismarck die taktischen Ziele ausgegeben hat, die er mit diesem und den anderen Steuer entwürfen verfolgt, lieber ein« Ablehnung der Vorlage täuscht sich auch der Reichskanzler nicht. eS kommt ihm nur, nach Versickerungen von ihm nahestehender Seite, darauf an, an dern Sckeitern aller bisherigen Finanzprojecte den vermeint lich unumstößlichen Rückschluß aus die Notbwcndigkeit deS TabakSmonopolS zu zieben. und dazu eben braucht er die formelle Ablehnung der Wehrsteuer in zweiter und dritter Lesung. Solchen außerhalb der Sache liegenden Zwecken gegenüber konnten denn auch die Bedenken der Conservativen nicktS ander« al« wirkungslos bleiben. E» wird versichert, daß dieselben dem Fürsten Bismarck vorgestellt hätten, einen wie kläglichen Eindruck die fast einstimmige Zurückweisung eine» RegierungöentwursS im Lande macken müßte"; sie ihrer seits könnten höchstens für 20 bi« 30 Stimmen einstehen. Auch hegen die Abgeordneten der Rechten, wenigsten« die Besonneren unter ihnen, einige Zweifel, ob die Wählerschaft jene seltsame Logik verstehen werde, nach welcher der Wider spruch gegen die bisherigen Stcuervorlagen gleichbedeutend mit einem Eintreten für daS TabakSmonopol sein solle. Bis her ist nur Einer aus solche Beweisführungen eingegangen, dieser Eine aber war -Herr v. Treitschke. Ter Bericht der PetitionScommission deS Reichs tag- über die Petitionen, welche aus Abänderung dcS CivilstandSgesetzeS au-gehen, wird nicht so bald, wie vor Kurzem gemeldet worden, da- Plenum beschäftigen. Nock ist dir Commission selber dieser heiklen Materie nickt näher getreten und eS waltet dabei offenbar daS Bestreben vor. die ganze Frage in möglichst unauffälliger Weise, für die lausende Session wenigstens, zu begraben. ES besteht eigentlich nur bei den Conservativen vom Schlage der Kleist-Retzow ein lebhafteres Interesse an der Beseitigung der obligatorischen Eivileke. Schon die Freiconservativcn wollen von einer Revision in Bezug aus diese« Gesetz Nicht« wissen, und waS die Ullramontanen betrifft, so weisen sie mit scheinbarem Be dauern aus die Stimmung ihrer Wähler im Westen hin. die einer Aushebung der bürgerlichen Trauung :c. widerstreben und deshalb dem Centruin die Mitwirkung an der Revisions arbeit unmöglich machen. ES ist nach dem Allen nicht zu besorgen, daß der orthodoxe Ansturm so bald Erfolg baben werde. Kommt übrigen« die Frage noch zur Erörterung im Plenum, so werden die Liberalen mit gutem Fug aus die zahlreichen, wohtbegründeten und durch da« Gewicht ibrer Unterschriften beachtenSwerthen Petitionen Hinweisen können welche sich für die stricte Beibehaltung der Civilehe auS- prechen. Rücksichtlich der Verhandlungen über den Zollanschluß Hamburg« sind wir m der Lage, die DarsHellung zureckt- zustellen, nack welcher zwar über den Termin des Eintritts die Schwierigkeiten behoben, dagegen über die finanzielle Seite der Frage noch Differenzen vorhanden sein sollen. 2cr Stand der Verhandlungen läßt sich vielmehr dahin 'teststellen, daß über den Zollanschluß im Allgemeinen ein günstiger AuSgangSpunct zwischen Preußen und den Hanse städten gewonnen worden ist, welcher in Rc.gicrungSkreis«n die besten Erwartungen erweckt hat. daß aber gerade hinsicht lich deS Termin- ein noch zu überwindender Gegensatz besteyt. Fürst Bismarck ist geneigt, sowohl hinsichtlich der Abgrenzung deS FreibasenterrainS, als in Bezugs auf die BcitragSguote de« Reicks zu den Dockbautcn die weiteste» Zugeständnisse zu macken, dagegen widerstrebt er lebhaft der bamburgischerseitS ausgestellten Forderung, für einen sechsjährigen Zeitraum den Status gua ausrecht zu erhalten. Nack seiner Ansicht muß die Sacke in möglichst kurzer Zeit dnrchzusühren sein. ES braucht nicht gesagt zu werden, wie diesig bedauerliche Bcbarren aus einem Punct von nur untergeordneter Wich tigkeit die Verhandlungen erschwert. In parlamentarischen Kreisen stellt inan da« Entgegenkommen Hamturg» zu dem Vorgeben Preußen» in eine für die Regierung wenig schmeichel hafte Parallele. Die „National-Liberale Correspondenz" sagt in ihrer neuesten Nummer: Fortschrittliche Blätter beklagen sich darüber, daß wir die inneren Spaltungen in der Fortschrittspartei und in der secessionistiscken Gruppe bervorbeben. .Diese Nationalliberalen", so ungefähr schreiben sie. „waren 'tetS uneinS, jetzt wollen sie nicht einmal anerkennen, daß ab weichende Abftimmungen zu taktischen Zwecken keine Un einigkeit innerhalb der Partei bekunden. Und etwas Weitere« als Uneinigkeit über Fragen der Taktik waren dime abweichen den Abstimmungen nicht." Da möchten wir unS dock eine Erläuterung über DaS erbitten, waS unter „Fragen der Taktik" zu versieben ist. Die Herren Löwe, Ov. Straßmann- und Andere, die für die Freigebung dcS SacramcntespcndenS nnd de« McsselesenS, also für die Aushebung der Gruntbe- 'timmungen der Maigesctzc stimmten, sie stimmten also über eine Frage der „Taktik" ab. Tie Secession isten im Ab- geordnetenbanse stimmten für den dauernden Steuererlaß von 14 Millionen, aber der Hauptführcr derselben, Herr v. Forckenbeck. stimmte als Mitglied deS Herrenhauses gegen diesen Steuererlaß! Er betrachtete diese Abstimmung also ebenfalls als eine „Frage der Taktik?" Ebenso haben wohl die Herren Virchow undWöllmer auS „taktischen Gründen" gegen den Antrag Windthorst über den Fürstcnmord ge stimmt? Wir fragen noch cminal: waS beißt „Fragen der Taktik"? ES scheint, daß die Einigkeit der „großen liberalen Partei" ausschließlich in gemeinsamen, fortgesetzten und rück sichtslosen Angriffen aus die Nationalliberalen bestehen soll. Damit will man den Riß im eigenen Lager über jede sachliche Frage verkleistern. Ter Nachfolger dcS Geb. RatbS Tiedcmann in der Reichskanzlei ist noch nicht ernannt. Die meisten Aus sichten für diesen Posten hat Graf Wilhelm Bismarck, doch wird auch der Schwiegersohn deS Reichskanzlers, Gras Rantzau, atS Eandidat genannt. Wie das „Deulschc Tageblatt" vernimmt, steht auch in dem Schoße der conservativen Partei eine Secession bevor. DaS Blatt schreibt: „Ein Theil der Steuer- und WirtbschaftS-Resormer will unsere Zeit und den großen Staatsmann, welcher ihr den ihr cigentbümlicben Charakter ausgeprägt, noch inimer nicht versieben, er glaubt seine In- teresten wirksam nur in einer entschiedenen Opposition gegen den Fürsten BiSmarck wahren zu können. DaS klägliche Beispiel, welche- die nationalliberalen Seecssionisten bieten, sollte doch genugsam bewiesen baben. wohin Zersplitterung der Kräfte führt, und schon auS diesem Grunde da« Vorhaben der agrarischen Minderheit äußerst bedenklich erscheinen tasten. ES konimt hinzu, daß Fürst BiSmarck sich in seiner Wirtschaftspolitik fast ganz auf den Boden der WirthschaftS-Resormer gestellt und einen großen Theil ihres Programmes erfüllt hat. Tie völlige Durch führung desselben im Kampfe gegen BiSmarck erreichen und dadurch die Schwierigkeiten der inneren Situation noch ver mehren wollen, beißt unsere- Erachtens ebenso wenig konser vativ als patriotisch handeln, es dürste daher ein sehr ver- hänqnißvolleS Beginnen sein, wollte man den Entschluß ver- wirslichen." Da- Blatt hört, daß zur Verwirklichung der konservativ-secessionistische» Idee auch die erst vor Kurzem eingegangene „Deutsche LandcS-Zeitung" wieder in? Leben gerufen werden soll. Der Papst empfing am Sonntag etwa 5000 Mitglieder der Katholikenvereine RomS und hob in seiner An- spräche an dieselben hervor. cS sei Pflicht vcr Katholiken Italien?, in den Municipal- und Provincialräthen den revo- lutionaircn Angriffen aus die Religion, die Familie und die Gesellschaft cntgegenzulreten. Ein solches Auftreten in diesen Körperschaften würde den Katholiken auch zugleich eine gute Vorbereitung sein für ihr Eintreten in die parlamentarischen Kreise, wo ihrer in diesem Falle noch wichtigere Kampfe warten würden. Von dem jüngst verstorbenen Lord BeaconSsicld wird unS auS der Zeit, al- er noch scklichtweg Benjamin DiS- raeli hieß, folgende best beglaubigte und höchst charakteristisch« Anekdote mitgctheilt. Ein höherer preußischer Ossicier war unter dem letzten Cabinet Palmerston (1859—1865) zu einem Hosabend in Windsor geladen. Als er sich mit mili- tairiscker Pünctlichkcit einsand, waren die glänzenden Räume noch säst leer und er traf in dem Saale, wo die Hoscapelle spielte, nur einen Herrn im einfachen Anzuge, welcher starr die Bewegungen der Musiker zu verfolgen schien. Aus die Anrede des Teutsckcn sagte der Engländer: „Sehen Sie dock. waS macht wohl der Mann mit dem Stock da?" indem er die Bewegung de- EapellmcistcrS beim Taktschlagcn nack- macbtc. „Nun, er leitet die Ausführung" war die Antwort. „Sie irren sich, er denkt gar nicht daran: die Leute spielen ja von selber; er tbut nur so, als ob sie ihm folgten. Sehen Sie, fügte er sarkastisch lächelnd hinzu, so macken cS unsere Minister." Ter Redende war Benjamin DiSraeti, dem mcht lange zuvor die Ministerlausbahn zum zweiten Male nach kaum fünf Vierteljahren wie im Traum abgerissen war. Wie nian auch sonst über seine politische Bedeutung urtbeilen mag. so wird dock anerkannt werden müssen, daß er seine Partei in einem Grade zu beberrschen wußte, wie eS vom Herzog von Richmond, seinem Nachfolger in der Leitung der Torie»,
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