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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-28
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1881
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Grfchei»t täglich früh 6V, Uhr. LMM« «d LlPedUi« Johanaesgasse 33. -Prrch-»»trll ter Ledarti«»: Vor»ltta-« 10-IS Uhr. uh,. »er für »te »ilchsts«l,r»d« M»««»r J»jrr««r a, j>»ch»««,ei» »i« » vtzr Aschmitta« «<«>'»»» Feftt«,»» früh tt«Uhr. 2» de« Filiale« für 3»s.-^««h»r: vtt« «e«». Untversitätsstratze SS. S»»t« Lisch», K-th«ri»r»stra-e 13, p. »«r tt« '/»r Uhr. npilgrr.Tageblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MeS-Auflage L«F0A» Ado,oeme»t«»rn» vierlelU4'/. Mt, . . Velegerempl« 10 Pf. Oetthre» für Exlrstril«»« «tz«r Pokbes-rder»u, 83 SSL «tt Poftvrsörderu», 48 Mk. Inserate Saespallene Petit-eile SO Pf. Grsßrre Schriften lant nuferem Preis» »erztichntg. Pnbellarifcher Satz nach höhere« Paris. Lectanm« unter den Ledactiauastrich die Spalljeile 50 Pf. Inserat« sind stet« an die Erpetttts» »n feaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruarnuncran-lo oder durch Post» Nachnahme. H8. Donnerstag den 28. April 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekauntmachung. 8» Gemäßheit de« tz. 1 der Instruction für die Au». fNhnmg »on Dafferrohrlritungen und Wafferanlagen in Prtdat-nmdstücken vom 1. Juli 1880 machen wir bekannt, daß der Klempner Herr Guga» Nies» in Plagwitz. Alte Straße Nr. S. zur Uedernahme solcher Ardeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz de, hierzu ersorderlichm Vorrichtungen nach, gewiesen hat. Leipzig, am SO. April 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Altmann. Vekauntmachung. In der Leplahstraße soll ein Stück Schleuße 3. Elaste hergestellt und diese Arbeit an eine« Unternehmer in Accord vergebe« werden. Die hierauf bezüglichen Bedingungen und Offerten» formulare liegen im Rathhau». 2. Etage. Zimmer Nr. l» an« und können daselbst ungesehen resp. entnommen werden. v«ügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „SchleaPeadaa in der Leplaystra-e betreffend" versehen, ebendaselbst und zwar bis zum 7. Mai er. Nach mittag» 3 Uhr abzugeben. ' Leipzig, de» 2«. April l88l. Der Ratb der Stadt Lejpztg. vr. Georgi. Cichoriu». Verpachtung von GattenplStzen. Aus der dem JohanniShoSpitale gehörigen, an» Täubchen- »e§e gelegenen Pareelle Rr. SSL der Flur Reudnitz können noch »»ehrerr Garteuplöltze abgegeben werden und ist Nähere- darüber bei unserer Dekouomie-Juspection («n alten Iohanni-hoSpitale, HoSpitalstraße 2 b) zu erfahren. Leipzig, den 21. April l88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Lu ueua V-efchrtfte« euaner Nachachtuiiq trtn«e» wir hierdurch die »uh jeder untummeude Are«»«, welcher hier »dernuchtet, am Au,e setuer Aukuuft. und weuu diese erst tu de» Abendstunden rr1«l,t, um andern Pa,e vsrmlttag« »,« seine« Sirtde bet unsere« " «Bneuanl unrnm^iben ist. diekuige« ß» unftzutt«»!!'^^»«!^ f ch e t n«iWn! 1» Grtuueruüi «ub bemerke», buh ver««chitfst,uuaen der- seSeu «tt einer »elbbuhe »», 1» Mart «er »erhältnttz- LusPultzei-Amt der Ttubt Setpzi,. vr. NSbur. Tuenuer, G. Sestern Mittag« i» der S. Stunde ist etur« «Bvärngeu Grtts- ^ ' "" - P«»kell«r" hier 1 ttur« Heute!, «lch« der _ _ . gehabt uub -tu« kurz« Zeit Uegen^elasfcu Hai. eatwendet worb». Dsittütttruu bu» S03V Murk, bestehe»» i» «0 Mark m Gold. »SO Morl in harten Lhalern,' 1100 Mark i» Silber- und Nickelmünzeu (tzeepackt in «oll»), fawie ein» ledern« Lmtztznuetusch« mit Lr«prieme» enthalt«, und ist heute vormittag« in der Nähe de« Berliner vahnhos«, ihre« Inhalt« «tleert. ausgesunde» worde». Der Unbekannte, welch«, wie von Augmz«ug«, gesehen worden iß. di« Tasche «eggenommeu »nd sich «tt derselben entfernt hat, wird alt ein «twa Lü Jahr« alter, corputnttrr Maun mit duukl Sollte Jemand «der diese Person oder über den Verblied de« Gelbe« ei« Auskunft »» gebe» im Staude sei», so wird derselbe ersucht, sich »ngesLumt i» unserer Erimtuolabcheilung zu melden und wird brenn bemerkt, daß bei Wiedererlangung de« Geldes von dem verlLsttttaer die Zahl»», ein» uuurmeßene, velohmmg in Ans- ficht gestellt «orde, ist. Leipzig, am S7. April 1681. ^« Puitzei-Amt der «tudt Leib»»» vr. Rüder. Sneschke. von dem unterzeichnetcn^stoi^i^eu^AnttSgerichle soll auf gestellte« Lutraa da« Herrn Heinrich Juli«« Jäger Leipzig gehörige, tu «utritzsch u» »er Lettntaer Adauße« lege« Grundstück Nr. 67 de« Flurbuch» und Fol. 138 de« Grnnd- und Hypothekenbuche» für Eutritzsch, »elchi« Grundstück am 8. Mär» 1881 »ha« Berücksichtigung der Oblaste» auf r»s« ^ aewürdert worden ist. unter den i, der Gerichtsschrriberri de« »«»tglich«» Amtsgericht« Leipzig. Abtheilung II. zur Einsicht liegenden Bedingungen freiwilliger Weise «ersteigert «erde», was unter Bezugnahme aus den an hiesiger Aiutsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Leipzig, am S. Mörz 1881. Ktntgltche« Amtsgericht Abtdetlnug H. Stetnberger. Gst Nichtamtlicher Theil. Leipzig, L8. »Pr«. Di» Franzose» habe» uunmehr Ernst gemacht: der Krieg gegeu Du ui« hat lhatsöchlich. und zwar zu Wasser uud >» Laude, begönne«. An« Bvaa wurde uns gemeldet, daß die ..Surveillaute" am Montag durch eia Bombardement da« Fort der Insel Labarka zerstört hat. und daß di« Landnug der Truppe» i« Lause de« Dien«tag bewerkstelliat werdan sollt«. Di« Eoloaue de« General» Logerot ,st aleichfall» am Montag vor Kes angelangt und sollt« den Plab bleckire«. Her Veh scheiut ^ auf Alle« «ulomme» lasieu zu wolle«, und Paar, wie e« scheint, weil di« Asorte ihn zum Wider» statck» «rmuthigl. Mohammed Es Gadok hat sich in dies» vniehung sehr deutlich »usaesproch««. Di« ./time«" verstGentllcht eine Depesche au» Tu«i< vom Montag, in welcher ihr Eorrespoadenl Mittheilunae» über seine Unterrednn mit dem Betz macht. Der Betz Hab« ihm fein Erstannan darstder ausgesprvchrn, daß seine Stellung al« Vasall der Oftztt« jwuatt in Geropa bestritten wett«» konnte: « Hab« stet» M, db» Gnoiffeuhaftest, all« Ford«»,,» dB Snkttost, al« sch« Souzerän», erfüllt und dieser Hab« ihm telegraphisch zwei Mal seine Zustimmung ausgesprochen. Der Ben erinnerte odann an die Verträge mit den Machten, welche allen Europäern in Tunis gleiche Rechte gewährleisten. Er habe indessen die Interessen Frankreiw» wohl gekaimt; die „Regentschaft" habe Frankreich niemal» etwa» verweigert, wa» sie ihn, gerechter Weste hätte bewilligen können. Der ranrösische Gcneralconsul Neust an habe den, Bev während der letzten 13 Monate unaufhörlich da» französische Protektorat voraeschlagen, dessen Annahme die bestehenden Berträoe und die Beziehungen zu dem Sultan dem Be» niemal» gestatten würden. Ter Bev habe sich daher geweigert, die Besetzung eine» Gebiete» durch französische Truppe» zu sanctioniren, und würde einer solchen niemals zustinimcn. Er könne keinen militairischen Widerstand leisten, aber er werde protestiren und aus seinem Posten bleiben, um die öffentliche Ruhe und Sicherheit aufreckt zu erhalten. Der Bey appellirte schließ lich besonders an die Sympathie und das Wohlwollen Eng lands und Italien- und erklärte, er überlaste sein Schm al der Gerechtigkeit Europas. lieber den FeldzugSplan der Franzosen verlautet im Allgemeinen sehr wenig. DaS ErpcditionScorpS rückt in drei Eolonnen vor, anscheinend mit dem Plan, die kru- mir- in dem von ibnen bewohnten GebirgScomplex zu rer»!' Demnach rickten der linke Flügel und die CentrumS- Evl^ . ihren langsameren Vormarsch nach dem der am üblichsten operirenden rechten Eolonne de» Generals Loge rot, der aus die Ortschaft Kes marschirt und bereit» über zwanzig Kilometer in tunesische» Gebiet hinein vorgerückt ist. Der Marsch der Eolonne» wird durch unaufhörliche starke Regengüsse sehr erschwert, daher auch beule keine weiteren Telegramme vvrliegen. — Bon der Insel Tabarka wurde zuerst berichtet, dag die stürmische Hobe See die Landung der Franzosen noch immer verhindere. Die Wubrheil über die nun wiederholt gemeldete und dann wier.r demeutirte Be- etzung dürste folgende sein: AlS da» französisch« Geschwader vor der Insel anlangte, zeigte sich, daß dieselbe von mehreren tausend KrnmirS sowohl, wie von tunesischen Soldaten besetzt war. Da die französischen Eommandanteu Befehl haben, die lunesischen TruppenckefS beim Begegnen auszusordern, sich mit den Franzosen zur Action gegen die Krumir» zu vereini gen. geschah dies auch hier. Der parlamentirende tunesische BesehlSbaber aber kam an Bord der Fregatte „Survcillonte" und erklärte, er würde die Franzosen freiwillig nicht landen lasten und nur der Gewalt weiche». Der französische Admi ral war zunächst ohne Ordre» und mußte sonach unverrich teter Sacke nach dem Hasen Bona zurückkebren. Da» Ge schwader ist uunmehr aus» Neu« m die Nähe Tabarka» adzp» dampft und bat. wie oben berichtet, da« Fort der Insel zed» tört; die Besetzung TabarkaS würde aber immerhin noch ormcll zu bestätigen sein. Die heutige» Nachrichten au« Algerien lauten beun ruhigend. denn die Agitation der arabischen Stämme in den Provinzen Oran und Algier wächst. Da» Zusammen- richen und die Entsendung einer fliegenden Eolonne in jene Gegenden ist nöthig geworben, un, eine Ausdehnung de» Auf« iande» zu Verbindern. Im Süden Algier» ist eine gleiche leigende Beiveguna bemerkbar. Ein französischer Olsicier. Chef eine- arabischen Bureau, wurde ermordet. Obgleich nähere Detail» über den Umfang dieser Bewegung fehlen, ist doch bereit» die Verstärkung der dortigen Garnison«» an« geordnet. ' Der Reichstag ist nunmehr in die zweite, kleinere Hälft« seiner Session eingelreten. Mehr al» fünf Wochen sieben bi« zu dem äußersten Termin, an welchem der Schluß der Session billigerwelse vvrgenommen werden muß, nicht mehr zur Ver fügung. und eS wird sorgfältiger Zeiteintbeilung bedürfen, den reichen ArbcitSstosf bis talun zu bewältigen. Di« Ab geordneten sind zu ihren letzten Arbeiten, nach deren Beendi gung sie ihre Mandate in die Hände der Wähler zurückgeben, nicht unter Verhältnissen zusammengetreten, welche einen er folgreichen Verlaus dieser Arbeiten m Aussicht stellen. Zum guten Tbeil wird sich die Thätigkeit de» Reichstag» in den letzten Wochen seine« Bestehen» auf die Bestattung hoffnungs loser Gesetzentwürfe erstrecken. Dazu werde» namentlich der Gesetzentwurf über die Verlängerung der Budgetperiodea und die Steuervorlagen gehören. Ein stattliche» Denkmal könnte sich dieser Reichstag noch setzen, wenn e» gelänge, da» Unfallversicherung» - Gesetz zu Stande zu bringen. Die betreffend« Eommission wird unverzüglich und ohne Zw« mit vollem Ernst und Eifer in die Berathung diese» Ge>.^ .,twurs» eintreten, allein die Aussichten, daß e» in so kurzer Zeit zu einer Verständigung kommt, sind nicht die günstigsten. E» müßte seiten» de» Reichskanzler» aus wesent- ltch« Puncte seine» Entwurf» Verzicht geleistet werden, und e» liegt kein Anzeichen vor, daß er Die» zu thun geneigt ist. Der erste große Anlauf zu einer socialpolitischen Reform- thätigkeil wird darum dock nicht verloren sein; er ging, wie auch pi« Mehrheit drü Reichstag» anerkannte, von einem richtigen, gesunden und humanen Grundgedanken aus und da wird sich allemal auch die richtige Form finden lasten, wenn man flüchtig ausgeworfenen Projekten die nbthiae Zcnt zur Reise gönnt. Den, Reichskanzler mag eS vielleicht von dem heut» Alle» beherrschenden Waolgesichtspunct au» gar nicht so unlieb sein, wenn au» diesen, seinem LieblingSpro,ect vorerst nicht» wird; eine um so größere Rolle wird di« Frage in der Wahlbewegung spiele» und wir möchten zweiselu, ob zum Lortheil Derjenigen, welch« auch jetzt wieder nicht« al« Negation halten. Zur Parteitage wird der ,Lvln. Ztg." au« Berlin geschrieben: „Die Richtigkeit de« taktischen Slandpuncte«. di« eigentliche Agitation für die Reich»tag«wahlen nichtHal« über Kopf anzufangen, womit völlige« Gehenlaflen de« gegne rischen Treiben» keineSweg« identisch ist, möchte auch daraus hervorgehen. daß in wenigsten« drei deutschen Einzelstaaten von hervorragender Bedeutung, in Baiern. Sachsen und Baden, den Reich»tag-mahlen Landtag-Wahlen vorauf- geken. In Baiern w,rd die ganze Zweite Kammer neu ge- wählt; i» Sachsen und Baden haben Partialerneuerungen stattzusinden Die einen wie die anderen können dazu dienen, eine gewisse Vorbereitung für die Reicbtlagöwablen zu bilden indem rin natürlicher Anlaß rum politischen Meinungsau» tausch und zur Sontirung de» Wahlterrain» geboten ist. Und immsrhin und die in den Einzellandtagen zu entscheidenden Fragen wichtig genug, um die sorgliche Prüfung und Aus wahl der dafür vorgeschlagrnrn Eandibalen zu fordern. Di« ramcalen Richtungen haben dabei allerdings weniger zu hoff«», als sie sich von den R«tch»tag«wahlen dersprrchen. uud au« diesem einfachen Grunde wird in diesen Quartieren den Land- tagtwahlen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Liberalen dagegen baden alle Ursache, für einen guten AuSgang der Land- lagswahlci» zu wirke», weil er für die Reichstagswahlen nicht ohne großen Werth sein würde." Als vor einigen Wochen Bedenken gegen die fort schritt- ich« Diätenzahlung a» ReichStagtabgeordnete laut wurden, war die Presse dieser Partei sehr ungehalten über diese Kritik. Jetzt erklärt sich eine« nach dem andern der großen fortschrittlichen Blätter selbst gegen diesen unbe- onneuen Schritt der Parteileitung. Daß die letztere ihren Zelchluß rückgängig gemacht hat, verlautete indeß bi» jetzt licht, so seltsam c» sich auch auSnimmt, Tausende von ^arkcigctdern zu einem mindesten» fragwürdigen Zweck ver wenden und gleichzeitig immer neue Aufrufe zu Geldsainm- luiigen veröffentlichen zu sehen. Zur rechten Zeit erinnern die „Erinnerungen an Amalie Lasaulx" an die Wahl de» Erzbischof» Melcher» zu Köln. Di« Mchrbeit de» DomcapitelS setzt« damal« — unter Protest der Minderbett — da» sog. Listenverfahren durch: nur diejenigen Wahlcandidaten wurden der Regie rung vorgeschlagen und gelangten zur entscheidenden Wabl, welche bei der Vorwahl absolute Stimmenmehrheit ür sich hatten. Auch die Regierung prolestirte dagegen! Allein der Papst befahl geradezu, und zwar de», historischen Reckte und früheren Bestimmungen entgegen, die von der Re- c ierung verworfenen Namen abermals aufzustellcn, „der Berliner König werde schon nachgeben, wen» man nur fest bleibe." ImHerbst >865 reichte die Majorität de» DomcapitelS abermal- ihre Liste ein: Baudri, Melcher». Kettcler und außerdem Haneberg und c>attinger. Roon schrieb, „man möge Vertrauen haben; die Regierung sei fest entschlossen, lieber Stellenleere eintreten zu lassen, als einen der Gegner auf den erzbischöflichen Stuhl u bringen. Gott wird uns nicht verlassen und u„S die lugen schärfen." Aber — plötzlich traf von Bertiu ein Re- cript ein. durch welche» N da» Listenversahrcn thatsäcklich angenommen, und 2) Melcher», der wegen seiner schroffen römischen Gesinnung berüchtigte Bischof von Osnabrück, als genehm bezeichnet wurde. Derselbe, den man sich noch kurz vorder „nun und nimmer und um keinen Preis als Erz bischof" hatte gefallen lassen — wollen. Wie aus Äraz genielvet wird, sind die steiermärki- cken Bauernvereine mit dem Vergehen der ober- und liedrrösterreichischen nicht einverstanden. Namentlich wenden ich die steiermärkischen Bauern gegen da« exclusive Vorgehen ihrer österreichischen GtandeSgenoffcn, die in ihren Vereinen nur Bauer», aber keine „Ävvocaten", ..Stadtredner" oder Stadtbewolmrr übcrbaupt dulden wollen. Gegen diese aller dings eigcntbümliche wenig liberale Ausschließung wendete sich auch der in dem steiermärkischen Flecken VorderSdors ab zehallcnc Bauerntag. der sehr besucht gewesen. Ter Vor itzendc, WirthschastSbesitzer Johann stelzel. der den Baucrntagen in Niederösterreich beigewohnt, sprach sich über den Geist, der in jenen herrscht, nicht vortheilhast au». Dieser Geist, meinte der Redner, dürste in den steiermärkischen Bauernvereinen nicht Eingang finden. Der Redner wie» namentlich daraus hin. daß durch >loße» Schmäben und Hetzen, wie e» leider in den österreichi- chen Bauernvereinen üblich, die trostlose Lage der Bauern nicht verbessert werde. Diese dürsten sich nicht von den übrigen Ständen abschließen, sondern sollen e» mit Dank anerkennen, wenn ihnen gebildete Männer mit Rath und Thai beistehen wollen. — C» wurde dann noch über die Grundsteuer-Ne- elamalion und da» Wablrecht der Landgemeinden gesprochen. Schließlich wurde dem ReickSrathSabaeordnrtcn Karlon ein Mißtrauensvotum in Aussicht gestellt, fall« er sortsahren würde, niehr den fragwürdigen Parleirücksicbten im ReichS- ratbe als de» Intereffen seiner Wähler zu dienen. — Die österreichische Regierung wendet den Bauernvereine,» eine leigende Aufmerksamkeit zu, welche dieselbe auch mit Recht beanspruchen. Der Nihilistenspuk fördert auch in Oesterreich aller lei unsinnige Aeußerungen und Alarmnachrichlen zu Tage, die aber zumeist wohl nur aus schlechten, strafbaren Scherzen be ruhen dürsten. So wird au« Brüx in Bödmen telegraphisch gemeldet, daß der dortigen Bezirkshauptmannschaft ein Zettel übergeben wurde, den man auf der Straße nach Medrr- Georgenthal gesunden. Der Zettel enthielt folgende Worte mit verstellter Handschrift: „Todesurtheil: Der landeSsürst- liche CommiffarmS wird binnen 26 Tagen von Wciberhand sterben. (Gez.) DaS Revolutions-Eomit»." Selbstverständ lich legt man dieser Drohung keine Wichtigkeit bei und dürste jene jedenfalls da« Product eine« einfältigen, aber strafbaren Scherze» sein. — Dagegen wird au« IohnSdorf und OberleuterSdorf gemeldet, daß dort Hausdurchsuchungen zur Entdeckung einer großen Zahl socialdcmokratischer Brandschristen geführt haben. In Wien eiiigeacuigene Briefe und Journal« au« Galizien, der Bukowina und Rumänien wimmeln von Alarmgerüchten aus Rußland. Wir haben bereits vor mehreren Tagen mitgetbeilt, daß die Stimmung der Landbevölkerung in Wolhynien. Podolien und der Ukraine eine zweifelhafte, ja an vielen Orten der Regierung geradezu feind liche sei. Diese Angaben werden durch nunmehr eingegangene Nachrichten bestätigt und ergänzt. Tie Bauern der genannten russischen Provinzen, heißt e«. sollen sich weigern, dem neuen Zar den Eid der Treue zu leisten. Bezüglich ihrer Weigerung führen sie Gründe an, die sich nicht gut wiedergeben lasten. Die Schilderungen der Hinrichtungsscene in Petersburg haben die Bauer,, entsetzt, zumal die Weiber, welche in Rußland dem Fanati-muS noch viel zugänglicher sind als die Männer. In mehreren großen Dörfern Wolhynien» und Podolien» sol es bereit» zu Unruben unv bewaffneten Angriffen aus die guISherr- licken Felder und Weideplätze gekommen fein, viele Gutsbesitzer sollen ihre Schlösser verlosten und sich nach den benachbarten Städten geflüchtet haben. Noch schlimmer lauten die Nackrichten au« der Ukraine. In Kiew ist ein Polizeiagent, der revolu tionäre Proklamationen von einer Mauer abgerissen, erdolcht worden. Auf die Stirne de« Ermordeten war ein Zettel mit den Worten geklebt: „Aus Befehl de» ukrainischen AuSschusseS de» Eentral-Erecutiv-Eom tLS!" Der Mörder konnte bisher nicht entdeckt werken. Mehrere Studenten an der Liewcr Universität sind verhaftet worden, darunter auch ein Gra Branicki. Aus dem flachen Lande treiben sich in den Vauern- hvsen eine Menge revolutionäre Eendlinge umher, dir den Bauern einreton, eine große Revolution, die ganz Rußland umsasien werde, sei im Anzuge, welche beabsichtige, den Bauern allen Grund und Boden zu überliefern, den bisher »oskvwilische Magnaten und Ekelleute usurpirt hätten. In den um Kiew liegenden Dörfern sind Proklamationen ver breitet worden, welche die Worte enthalten: „Auf, ukrainische Kosaken! Wählt Euch einen Ataman, der Euch in den Frei- »eitSkriea führt! Tie Herrschaft der MoSkowilcn in Peters burg und Moskau ist zu Ende!" Un, diesen Umtriebe» und Unruhen zu steuern, rucken von Beffarabien Truppen nach der Ukraine. Jetzt, wo die irische Landbill die öffentliche Nusmerk- amkeit in so hohen, Grade beschäftigt, schreibt „Land" (eine den Bodenverhältnissen England» gewidmete Wochenschrift), dürste es interessant sein, einen Blick auf die Stellungen der Mitglieder der Negierung als Grundbesitzer zu werfen. Tie gegenwärtige liberale Regierung ist so recht eine Regierung von Landjunkern. Wir finden, daß der Premier 7000 Acre» Land besitzt. Dodson 80,000, Lord Kimberlcy l 1,000, Lord Nordbrook l 0,000, Earl Spencer 27,000 und der Marqui» von Huntly 90.000. Der Marquis von Hartinaton ist, obwohl er gegenwärtig nicht selber Grundbesitzer ist, der Erbe von 200,000 Acres, während der Herzog von Argyll, der ehemalige Geheim- iegelbewahrer, der Eigenthümer von l 75.000 Acre» ist. Medrere andere Mitglieder der Regierung sind Besitzer von weniger umfangreichen Gütereomplereu. — Die Most'sche .Schwefelbande" setzt in London ihr Handwerk fort. Die neueste Nummer der „Freiheit" bringt einen schwarz berändcrlc» Artikel über die Hinrichtung der Mörder Alexander'» U.. dessen Jnbalt demjenigen dcS Artikels gleicht, wegen Vesten seitens der britischen Negierung die gerichtliche Verfolgung gegen den „Genosten" Moll eingclcitct wurde. Der am DicnStag siattgebablen feierlichen Beisetzung der Reiche Lord BeaconSfield'S in Hughendcn wohnten bei der Prinz von Wale», als Vertreter der Königin, ferner ' rinz Arthur, Prinz Leopold, der Gcheimsecrrtair der . önigin, Ponsonby, zahlreiche Mitglieder de» diplomatischen CorpS, alle Notabilitäten der Eonfcrvativen und viele der liberalen Partei. Die Königin hatte prachtvolle Blumen für den Sarg Lord BeaconSfield'S gesendet. Nach einem Telegramm aus Eattaro hat Derwisch. Pascha da« Directorium der albanesiscben Liga in Prizrend ausgelöst. Die unzufriedenen Albanese» ziehen sich bewaffnet in die Berge zurück. Alle Nachrichten au» Albanien lasten die Lage al» sehr ernst erscheinen. Der wisch Pascha hat allerdings seinen Einzug in Prizrend ge halten, nachdem er aus dem Wege dahin noch einige kleinere Gefechte mit albanestschrn Truppen siegreich bestanden hat. indessen ist e« ihm nicht gelungen, die Leiter der Liga zur Rückkehr zum Gehorsam zu bewegen. Die letzteren haben dem Marschall vielmehr kund thun lasten, sie würden, bevor die in Ue»küp verhafteten Häupter de» dortigen Ort»-Au»- chusscS der Liga aus der türkischen Gefangenschaft entlasten eien, Friedensverhandlungen irgend welcher Art mit türkischen Behörden überhaupt nicht beginnen, sondern sortsahren, di« Türken al» Feinde zu behandeln. Unter diesen Umständen er- chrint die Fortsetzung deS Kampfe-, und wahrscheinlich leider eine- ebenso erbitterten al- andauernden Kampfe-, vorläufig wenigsten» unvermeidlich. In Konstantinopel eingelroffene Berichte vom albanesischen KriegStheatcr melden. Derwisch Pascha Hab« di« Absicht, sobald die von ihm erbetenen Ver- tärkungen «ingetroffen seien, Prizrend zu verlassen und nach Iakowa und Pristina weiter zu ziehen. Ferner verlautet, mehrere Bataillone türkischer Truppen seien aus dem Wege nach Gussinje in Katschanik von den Truppen der Liga be iegt worden. In Südolbanien werden Ort»-AuSschüffe gebildet, die dem Central-Comitü der Liga unterstehen; die türkischen Richter, Verwaltung»- und RecbnungSbcamten werden vertrieben und durch Angehörige der Liga ersetzt. Au» Bukarest geht die Meldung ein, daß dort für da- »eue königliche Hau» ein eigenes Ministerium geschaffen wird. Auch die bisherige Civilliste des rumänischen Monarchen, die l,200,000 Francs betragen, wird aus 3 Millionen Franc» er höbt werden. Zur neuen KönigSkrvne werden die Provinz- städtc Rumänien» die Edelsteine lics-rn. Da» preußische „Militairwockenblatt" bringt einen längeren Aussatz über die griechische Armee während der Mobi- lisirung 1880 aus 188k, dessen Verfasser au» eigener An schauung berichtet und zu dem Ergebniß kommt, daß die griechische Armee bei einem Bonnarsch nach Epiru» und Thessalien aus sehr große Schwierigkeiten stoßen würde. Trotz aller Verdienste, die sich König Otto und Königin Amalie um Griechenland erworben hatten, wurden sie doch aus dem Lande gejagt, blo« weil c» die Griechen nach einer Revolution gelüstete. Die Gründe dazu wußten sie hinterher sv eigentlich selbst nicht an,»geben. ES ist ihnen sicherlich zu ratben, daß sie e» mit Verfassung, Eid und Treue diesmal ernstlicher nehmen al» damal». König Georg erwirbt sich »in sie ein Verdienst, wenn er sich von einem voreiligen Kriege zurückhält. Der wichtigste Grund, Frieden zu halten, liegt für die Griechen darin, daß sie im Kriegsfälle ganz allein stehen würden. Wenn nun noch Derwisch Pascha, der rauheste und kräftigste der türkischen Befehlshaber, seinen Sieg bei Ne-küb auSnützcn und die Albanesen zu Paaren treiben kann, schwindet völlig die letzte Hoffnung der griechischen ActionSpartei. Die Ausgabe der türkischen Regierung aber wird c» sein, mit Kraft und Festigkeit Mäßigkeit und Schonung zu Vereinen. Nachrichten au» Batum besagen, daS die Auswan derung der Eingeborenen diese» nach dem Kriege von 1877—78 an Rußland gekommenen Gebiete« nach der Türkei mit jedem Tage zunimmt. Die Auswanderung wird weder durch nationale noch religiöse Gründe veranlaßt, sondern hauptsächlich durch die traurige wirthschaslliche Lage, in welche die Bewohner, seit sie unter russische Herrschaft ge kommen. allmählich geratben sind. Da» llcberbandnehmeu von Räubereien, die dadurch berbeigesübrte Unsicherheit de« Besitze» und endlich der Druck, welchen die russischen Be amten aus die Eingeborenen auSüben. tragen auch nicht wenig zu der allgemeinen Auswanderung bei. Diese traurige Er scheinung und ebenso die Auswanderung von 30,000 Alt- gläubigen au» Bessarabien nach Rumänien und der Dobruvscha gereichen der russischen Regierung nickt zum Ruhme. Tie Auswanderung an- dem Gebiete von Batum dürste außerdem die Autorität Rußland» in Kleinasirn er schüttern und da» Zutrauen der Bevölkerung zu der Regie rung untergraben. Nach eurer Meldung aus Konstantinopel sind vier Diener im kaiserlichen Palast unter der Anklage, den ver storbenen Sultan Abdul Aziz ermordet zu haben, ver- haslet worden. Sie gestanden, daß sie Denselben erdrosselten, woraus sie di. «>^n am Arme öffneten, um glauben zu
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