Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188105131
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-13
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1881
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. »etiti,» «nd Lrpk-ition JahanneSgast« 33. -Prrchkunden der Nrdartion. Vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 4—8 Uhr. >» »t« Uit<l«°d« kl»gci-»ki«r vt-nuicri«« »»cht sich tu «ted»c»o» »ich« „rtmtlich. «n,atz»e »er für »te nächftf«lgrn»e N«««rr »esttmmten J«jrrate au Wachentage» bis 3 ttbr Nachmittag«, ««La««»- «»»Festtagen frühbia i,vUhr. 2« den /Malen fiir 3ns.->nnahme. Dtta klemm. UniversilLtSstraße 22, L*»ts Lischt, Kalhartnenstrahe 18, p. nur bi» ',,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß« Auflage LS,8S«. ^doaunnenlopreis viertelj. 4'/, Md.. tarl. Vrtaaerloka 5 Mk„ darch dir Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen «h»e Postdesörderung 39 Mk. «tt Postbeförderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Say nach höherem Tarif. Leclamen unter den Uedactionsltrich die Spaltzeile 50 Bf. Inserate sind stets an die vrpeditt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praauumeenixi» oder durch Post nachnahme. izz. Freitag den 13. Mai 1881 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachdem wir beschlossen haben: 1) den al- Fortsetzung der Albertstraße anzulehenden Theil der Straße V deS südwestlichen Bebauung«. planes vom Aloßplotz bis zum HtteiHenfiuffe mit dem Namen Albertstraße zu benennen, sowie 2) den verlängerten Tract der „UlrlchSgaffe" vou der Thalstraße bt» zur Stephanstraße mit dem Namen Seeburgstraße »u bezeichnen, so wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Leipzig, den 9. Mai 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Wilisch, Lfs. Vekanntmachnng. Läng« deS Grundstücks de- ehemaligen ThorbanseS an der Dresdner Straße soll der Fußweg mit Granitplatten und Schwellen belegt bez. mit Mosaiksteinen gepflastert werden und die damit verbundenen Steinmetz- und Htcmsetzcrarbeiten an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im NathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirherstellung vor dem Dretdurr Thorhause" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 2l. Mai d. I. Nachmittag- 5 Uhr abrugeben. Leipzig, den 7. Ma» t88l. Der Rath der Stadt Lrtp^g. vr. Georgi. Cichorm«. Gemölbr-Vtrmitttinng. Da« jetzige Gewölbe mit den anstoßenden EsomMM» und VaKtä«»«u der Papierhandlung in Finna: Ferd. Fttnhh hirr, Gault»««, UntversitätSstkabe Nr. 20 wird am 1 ve»d«r «rß» Jahre« miethsrei und soll von diesem Zeitpunkte ab, aus weiter» fnus Jahre nach Befinden wieder im Ganze«, oder m zwei Ge wölbe gethetlt und mit v«rb»«eu versehen, meistbietend ver miethet werden. Restertanten haben sich hierzu Freitaq, de« 20. Mat ». I., vormittag» 11 Uhr tm UmversttatS-Aentamte (Paulinum) einzufindeu uud ihre Gebote " «geben. ie Licitation-bedingungen und Vorbauzeichnungen liegen daselbst Einsicht au«; auch bleibt dem Rentamte die Auswahl unter Licitauteu und die Entschließung iu der Sache überhaupt vor behaltru. Leipzig, am 18. Mai 1881. Universitäts-Rentamt. Gras. rernlprech-Anlage. Diejenigen Firmen, welche die ihnen »»gestellten, auf die Be tbeMgung an einer Fernsprech Anlage bezüglichen Fragebogen noch nicht zurückgeschickt habe», werden hierdurch ersucht, die- gefälligst bis »um IS h. M. nachanholen. Nähere Auskunst über den gegenwärtigen Stand der Sache wird aus dem Bureau der Handelskammer, Neumarkt 19, l bereitwilligst erthrilt. »ig, den ll. Mai 1881. »r de» Verkehrs-Ausschuh der Handelskammer. Schnoor. vr. Bensel, S> Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. Mai. Die augenblickliche Ocde an inneren und selbst an» wärtigen politischen Nachrichten wird von guten Beobachtern einer Windstille vor dem Sturm verglichen. Je Weniger vorzugehcn scheint, desto niehr bereitet sich vor, und man darf nicht überrascht sein, wenn noch einmal unmittelbar vor der tobten Jahreszeit die Wolken auf allen Seilen sich rusammenballen sollten. So wenig offenen Widerspruch da« französische Vorgehen in Tunis findet, so dürste doch Deutschland ziemlich die einzige Macht sein, welche demselben ohne alle« Mißtrauen zusieht Ersichtlich hat dabei unser Land Nicht- zu verlieren, und eS hat gewiß nicht den Berus sich Frankreich» Kops über die Schwierigkeiten zu zerbrechen die möglicherweise daraus entstehen könnten. WaS Oesterreich und Rußland betrifft, so haben sie zwar zur Zeit und aus lange hinaus genug bei sich selber zu thun. aber sie sind doch auch beide so viel am Mitlelmeer de« theiligt, um daS steigende Ueberaewickt einer Macht auf dem selben nicht so platonisch wie Deutschland anzusehen. Auch ist die Rolle, sich als Beschützer der Pforte auszusührrn, beiden geläufig genug. um in derselben hervor zu irrten, wenn sich eia schicklicher Zrilpuncl ergeben sollte. In England findet sich da- gegenwärtige Ecibinet zwar glrichfall« durch innere Schwierigkeiten so v»el beschäftigt, um nicht leichtbin eine auswärtige Verwickelung zu suchen, und ohne Zweifel spricht bei einem Theile seiner Mitglieder auch die politische Sympathie für die zeitige französische Regierung mit; so bat denn auch UnterstaatSsecretair Dilke für die französische Drohung gegen türkische Kriegsschiffe in den tunesischen Ge wässern alsbald eine Reihe von ähnlichen Fällen in» Feld ge- führt, die nach englischen Rechtsgrundsätzen beweisen müßten daß di« Sach« in der Ordnung ist. Aber eS wird sich eben fragen, ob nicht diese» Verhallen der liberalen Regierung unter Umständen gerade der Nagel zu ibreni Sarge werten könnte. Sie mag sich in diesem Augenblicke dem Geschiö doppelt zu Dank verpflichtet fühlen, welche« Gladstone von feinem großen Gegner befreit hat. Jedenfalls leistet die tune sisch« Frage den SensationSmachern einstweilen den Dienst, die orientalischen Friedenspalmen nicht in den Himmel wachsen ru taffen, während zwischen Donau und Balkan der Sturm oereit« wieder in vollem Anzug« ist. Aber e« ist beruhigend, zu wissen, daß die» doch nur ein Sturm im Wasserglas- ist Frankreich scheint dem Bey und der Pforte gegen, über allerdings vor keiner Eonsequenz zurückznschrecken. wie seine mit wunderbarer Präcision abgesaßten diplomatischen Erklärungen beweisen. In dem vom Minister do« Auswär tigen, BarthSlemy St. Hilaire, unter dem 9. b. er lassenen Rundschreiben wird erklärt, daß die Politik der ranzösischcn Regierung Tunis gegenüber von dem Princip der absoluten Verpflichtung, dir Sicherheit Algier» zu befestigen, geleitet werde. Da« Eircularschreibcn weist aus die unausgesetzten Verletzungen an der Grenze von Ostalgier bin. Frankreich habe Dem gegenüber Geduld bi» zu einem Grade gezeigt, der die ganze Welt in Erstaunen gesetzt habe. Die Abgrenzung zwischen Algier und Tunis sei niemals eine regelmäßige gewesen, eS s«l eine schwankende Grenze wie unter den Bey« von Konstantine. Di« Lücke werde auSgesüllt werden müssen. Ter erste Zweck der Expedition sei daher die definitiv« Beruhigung der östlichen Grenze von Algier. Damit würde aber dir Ordnung keineswegs hergestelll sein, wenn der Znstanv in dm Nachbargebiclcn ein fortgesetzt kindlicher und drohender blieb«. „Wir fürchten nicht einm ernsten Angriff de» Bey« allein, aber die einfache Klugheit nöthigt un«. zu wachen Uber Zudringlichkeiten, von denen Derselbe bestürmt werden kann und welche nach dm Umständen schwere Verlegenheiten für Algier herbeisübren könnten. Man müsse daher um jeden Preis in dem Bey von Tunis einen Alliirten baden, mit dem man sich loyal verständigen könne, man müsse einen Alliirten baden, der sich auch seinerseit- wohlwollend zeige und fremden kindlichen Einflüssen nicht nachgebe. Wir haben seit vierzig Jahren zu erkennen gegeben, daß wir. wmn wir genöthigl ein sollten, zur Sicherheit de« französischen Algier eine „prä- pondcrirende" Stellung in der Regentschaft Tunis einzuneh- mm, die Interessen anderer Nationen gewissenhaft rrspcclire» würden." DaS Circular weist dann aus die Maßnahmen der tune- ischen Regierung hin, die sich Frankreich gegenüber plötzlich geändert hätten auS Ursachen, aus die man delicater Weise nicht weiter eingehm könne; eS sei ein kecker Krieg gegen alle ranzösischcn Unternehmungen in Tunis mit einem harlnäckigen Ucbclwollcn cingeleitet worden, der die gegenwärtige Situation hcrbeigesührt habe. Hieruächst wird hervorgehoben, daß Tunis ganz unabhängig von der Psorle und nur durch da» Band der Religion mit derselben ver bunden sei. Die Bey« von Tunis hätten immer als un abhängige Souveräne gehandelt und seien at» solche behandelt worden. Di« Türkei selbst Hab« Da« auch anerkannt, denn sie Hab« i« Lause de« l8. Jahrhundert« die Verantwortung für das Piratmtham der Barbarerkeuflaaten abgelehnt, eS könne dah?r kein Staunen erregen. daßFrankreich e« ablehne, bieOderhcrrschasl der Pforte anzuerkennen. Wenn man den Bey von Tunis als einm einfachen vali betrachten wolle, würde Frankreich die Frage an die Pforte richten können, warum dieselbe seit zwei Jahre» den Bey nicht gehindert habe, sich Frankreich gegenüber so zu betragm, wie er gelhan habe, »nk warum Nicht« geschehen sei. um der gegenwärtigen Krisis vorzubeugcu. Die jetzige Krisis müsse ru einem Vertrage führen, der sicher- stelle gegen Einfälle an den Grenzen und gegen illoyale Um triebe. für welche der Bardo oft genug das Werkzeug ober der Herd geivesen sei. „Da« ist der doppelte Zweck unserer Expedition und, ich scheue mich nicht cö zu sagen, wir besitzen in Europa die all gemeine Billigung überall, wo unbegrüntete voreingenommen- Heiken nicht die Geister verblenden. Wir sind voll Wohl wollen für die Pforte und für Tunis; Alle«, was wir vom Bey verlangen, ist, daß er un« gegenüber nicht seintsclig sei." DaS Rundschreiben zählt schließlich die Wohlthaten ans, die Tunis Frankreich verdanke; weitere Arbeiten und Verbesse rungen seien vorbereitet, alle civilisirlen Nationen würden au« den von Frankreich verwirklichten Fortschritten Nutzen stehen. Nicht» stehe entgegen, daß Frankreich für Tunis ohne Eroberungen und ohne Kämpfe DaS thue, was es in Algier lhuc, und Dasjenige, was seilen» Englands in Indien geschehe. Es sei dies eine heilige Pflicht, welche der höheren Eivilisa tion obliege weniger vorgeschrittenen Völkern gegenüber. Die in Konstantinovel der Pforte zugeslelllc Protest note erklärt ganz unverhüllt: „Frankreich sei gegenwärtig im Kriege mit einem Theile der tunesischen Bevölkerung. Jede Entsendung militairiscker Streitkräste seitens der oltonianischen Regierung nach Tunis würde al« ein Act der Feindseligkeit betrachtet. DaS französische Geschwader würde den Befehl erhalten, da« türkische Geschwader au seiner Fahrt auszuhalten und sich durch Waffen gewalt. aus welchem Punkte der Regentschaft c» auch sei, zu wiversetzen." Man darf daraus gespannt sein, wie die Pforte diese« Aktenstück beantworten wird. katholischen Bauer giebt, der mit so tiefer Erbitterung gegen eine staatlich« Obrigkeit und seinen Kaiser spräche. Jeden- all» sind die obigen Worte geeignet, Zoni und Wuth gegen -en grausamen „ketzerischen" preußische» Staat und sein Ober haupt in den Herzen aller Derer zu erwecken, welche eS lesen >nd glauben, daß eS „dem ganzen katholischen Volk" in ' sreußen nicht einmal vergönnt sei, nach seinem Glauben zu »erben, obgleich eS seine Steuern zahle und sein Vaterland und seinen Kaiser mit Gut und Blut vrrtheidiqe. E« ist allerdings „weit gekommen, zum Erschrecken weil", wmn ein Römling eS wagen darf, da« Volk unter bewußter mkstrllung der Wahrheit also gegen seine Obrigkeit und einm Kaiser auszuhetzen, indem er die Schuld de« Seel- orgermangrlS nicht der Hartnäckigkeit der eigenen Kirche, ondern dem verfolgungSiUchligen protestantischen Staat zu- chrribt. Da- für „Gefühle" mögen eS erst sein, die der uttramontane Briesschrriber — ohne Zweifel au« Furcht vor dem preußischen Staatsanwalt — nicht wicdergeben zu dürfen behauptet! Auch wir fühlen „Entrüstung"; aber nicht gegen die preußische Regierung, die in ihrer Versöhnlichkeit äst schon über da» Maß deS Erlaubten hinauSge- gangm ist. um dm Satbotiken die Befriedigung ihrer reli- iösen Bedürfnisse möglichst zu erleichtern, sondern — um im Eaplansdeutsch zu sprechen — gegen die „Schurkenpotitik" der römischen Klerisei, welche den armen katholischen Schafen weiß macht, daß sie ohne Priester nicht „selig sterben" könnten, und sie dann erbarmungslos ohne seelsorgeriscben Beistand lnnsterbm läßt, um nur nicht ein Titetchen von ihren Hcrrschastsansprüchrn dem verhaßten preußischen Staat gegenüber auszugeben. Herr von Puttkamer aber sicht diesem Treiben mit verschränkten Armen zu! „Laß Dich nickt vom Schwarzen umgarnen!" Dieser Rus kann der preußischen Regierung gegenüocrnicht oft genug wiederholt werden, denn den Frieden, welchen me Regierung will, will die ultramontane Presse nicht. Selbst von dm „Friedens- und versöhnüngSgetanken" deS „heiligen BatcrS", von denen der Papst angeblich gegm Preußen-Deutschland erfüllt ist, merkt man in den CaplanS- blätlern Nicht«. Anstatt daS verständnzungSwerk dadurch zu fördern, daß sie baS vertrauen der katholischen Bevölkerung zu der preußischen Regierung wecken und stärken, thun die Söldlinge de« „Unsehloaren" im Gegentheil Alle« was in ihren Kräften steht, um ihre Leser noch niehr gegen den gott losen Staat, diesm angeblichen Unterdrücker der h. Kirche, zu erbittern, die Kluft zwischen beiden nur noch mehr zu erweitern. Einm der schändlichsten Hetzartikel bringt da» Berliner Iesuitenblatt „Germania". Da wird nämlich in einer Eorrespondenr auS Hilde-Heim darüber geklagt, wie sich die Fäll« von Jahr zu Jahr mebrten, „daß die katholischen Unterthanen im Staate Preußen aus dem Krankenlager hin- sterbcn, ohne der sehnsüchtig verlangten letzten Tröstungen der h. Religion theilhast geworden zu sein." Der Eorrespondcnt sagt darüber wörtlich: Ich bars und kann auch wohl nicht ganz die Gefühle und Worte der Entrüstung wiedergeben, welche die Katholiken der Ortschaft Gr.-H. erfüllte, al« jüngst au« ihrer Mitte wieder einer dahin sterben mußte, ehe der vuumrbr nächste, aber doch weit entfernte Geistlich« ihn mit den h. Sterbesakramenten versehen konnte. „Wi zahle», unsere Steuern gewissenhaft, wir verthei eigen unser Vaterland und unfern Kaiser, wenn ei nSkchia ist, mit Gut uud vlut", so kann man ost genug ba- katholische Volk sagen höre», „und dafür gönnt man un nicht mal, nach unserem Glauben zu lebe» und z sterbe»!" E« ist weit gekommen, zum Erschrecken weit, wenn ei» ganze« Volk im eigenen Land» nur «och Hülse vom Himmel hofft und »m dies« Hülse betet, »eil e« a» der Abhttlse vo Menschen verzweifelt. Wir wissen nicht, ob r- in jener Gegend wirklich einm Der Umschwung der öffentliche» Meinung in Griechen- and zu Gunsten Deutsch land« ist geradezu ausfällig. .Telegrapbos", daS angesehenste Organ 4l t b e n S. gesteht ^anz offen zu, die Haltung de« Deutschen Reiches Griechenland gegenüber früher nickt ganz richtig beurlbcilt ;u haben; bei dieser Gelegenheil schreibt daS Blalt über Fürst Bismarck Folgende-: „Er war im letzten Stadium unserer nationalm Krage der wärmste Fürsprecher Griechenland«, und seine Stimme hat am meisten zur bevorstehenden fried lichen Lösung der brmnendm Frage beigetragm; seinem Einstuß ist hauptsächlich auch die jetzige rückhaltlose Bereitwilligkeit der Psorle zur Ucbergabe de« un« zu- gesprochcnrn Gebiet« zuzusckreiden." Schließlich verurtheilt da« Blalt, welche« gcwbhnUch von der Regierung inspirirt wird, die letzten Angriffe bcü Hauptorganö von TnnrpiS, „Nora", grgcn Deutschland, zu welchen nur Partcileidcnschast den Oppositionsführer hingerissen haben könne; der „Tele- gra^kos" bemerkt dabei, er sei in den Stand gesetzt, fest zu versickern, daß die Regierung solche Angriffe stet« mißbilligt bade. Auch KomunduroS hat wiederholt ähnliche Aeußerungcn abgegeben. Tic uneigennützig« Friedenspolitik Deutschland- indel jetzt im Orient wie im Occidrnt gleiche Würdigung; gewiß ein Triumph der Slaaisknnst unsere« große» Kanzlers! Die erste Lesung de« UnsallvcrsicherungS- gcsetzcS ist denn also m der Couimission zu Ende geführt, und der Entwurf trägt die Spuren der schwankend gewordenen Stimmungen, wie sie sich in den letzten Stadien der Be- rathung unter den Parteien der Reckten und deS EentrnmS geltend gemacht batten. Die Eonscrvativcn wären gern bereit gewesen, die RcichSvcrsichcrungSanstalt wieder in daS Gesetz hineinzuöringcn, aber unter Ausschluß der conciirrirenden P r i v a t Versickerung: die Ultrain Milanen empfanden Rene, die letztere ausgegeben zu haben, dock dielten sic an den ParticularsiaalSanstalten fest. Hätten die liberalen Parteien eine Politik der Zerstörung treiben wollen, so war eS ihnen ein Leichte«, mit beiden Richtungen in Schein comproinisse zu treten und damit beiden den Boden zu ent ziehen: sie konnten mit der Rechten die Reichsanstalt und mit dem Ccntrui» die Zulassung der Privat Versickerung durchbringen in der sicheren Erwartung, dem Fürsten Bismarck hiermit die Vorlage unannehmbar gemacht zu haben. Daß Die« nicht geschah, wird iiitcß kaum zu bedauern sein. Im letzten Augenblick haben dann die Mehrheit-Parteien unter sich ein Eompromiß ab geschlossen, so schwächlicher Natur, daß eS in der Geburt schon den TodeSkcim trägt und bester als alle« Andere zeigt wie nah« der bereit« geschloffene Pact dem Scheitern war Die Freiconservativen übernahmen die Vermittlerrolle, um daS zum Abschwenken bereite Erntrnm bei der Fabne zu halten. Indem sie durch den Abg. Stumm den Antrag stellen ließen, die RnappsckastScassen neben dem Mono polzwang der StaatSanstaltrn zuzulasscn, kamen sie wenigsten« einigermaßen dem Standpunkt entgegen, den der ultramontane Freiherr v. Her kling Namen» seiner Partei vertreten hatte: die „korporativen verbände", die beim Ecntrum eine so große Rolle spielen, haben soniit ein gewisses Schatten dasein gerettet, doch Fürst BiSmarck wird sic für nickt so bedrohlich halten, daß er ihretwegen die Vorlage opscm sollte. ES entspricht im gegenwärtigen Augenblick nicht ganz den Tbatsachen, wenn die Mittheilung verbreitet wird, daß die Debatte über die ZolttarisSnovelle von liberalen Abgeordneten benutzt werden würde, um bei diesem Anla; Anträge aus Aushebung der LebcnSinittelzvlle einzu- bringen. Allerdings haben unverbindliche Besprechungen in der angegebenen Richtung stattgesundc», und dieselben waren mehr als qenügrnd begründet durch die Thatsacke, daß Fürst BiSmarck selber von dem so lange streng sestgebaltcnen Princip abwich, an dem Zolltarif von 1879 nach keiner Seile bin zn rütteln. Wenn man schließlich daraus verzichtete, dir Be seitigung der Korn- unk viehzöllc rc. zu beantragen, so waren hierfür dieselben ErwägungSgriinde wie srüber maßgebend, nämlich die Unzweckmäßigkeit >cdcS derartigen Schritte« bei der jetzigen Zusammensetzung de- Hause«. Der M>rteia»sschuß der nationalliberalen Parte in Baden ist vor Kurzem zu einer Besprechung zusammen getreten, welche im Wesentlichen den Zweck hatte, die Stellung der Partei bei den bevorstehenden ReichStagSwahlen zu erörtern. Ohne ein förmliche« Wahlprogramm anSzuarbciten, hat man sich, wie die „K. Z." melket, hei dieser Besprrchum über einige grundlegende Sätze geeinigt. Die Partei will demnach unentwegt feslhatten an den noch keineswegs vollständig erfüllten nationalen Ausgabe» und bei der Befestigung und Weiter bilbung der nationalen Einrichtungen dei Reichskanzler treu unterstützen Sie will mit dem Reichskanzler brstrcbt sein, die Selbstständigkeit der Finanzen de« Reiche» durckErböhung der eigenenEinnahmen desselben zu sichern um dadurch die Einzelstaaten in den Stand zu setzen, nach Ent lastung von den bisherigen Matricutardeiträgen ihre eigenen Finanzen selbstständig zu ordnen. Eie setzt aber dabei eine wirkliche parlamentarische Eontrole bezüglich der Erhöhung der Einnahmen voran«, welche die Führer der Partei »nr in der Beseitigung der Franckenstein'schen Bestimmung und in der Annahme deS Bennigsen'scheu Antrags erblicken. Eö wurde dabei überhaupt und allgemein al» Ziel der Partci- thätigkeil hingestellt, den entschiedenen Liberalismus im Gegcn- atze zn rückwärtszielenden Bestrebungen, deren Vor handensein ausdrücklich fcstgestellt wurde, mit allein Nach druck zur Geltung zu bringen. Bezüglich der bestehen den socialen Gesetzgebung ist die Partei bereit, die- enigen Lücken auSzusüllen. welche aus diesem Gebiete nachgewiesen sind, wobei die Partei einen uinscissenten, den Interessen der arbeitenden Elaste mehr als bisher Rechnung tragenden Rechtsschutz, eine Förderung und Sickerung der rcirn Sclbstthätigkeit der Einzelnen wie der Genossenschaft der nur dem Notdsalle bezw. der Unzulänglichkeit anderer Mittel vorzubehaltenden StaatShülie vorzuzichen erklärt. An der Besprechung, bei welcher die Neubildung deö badischen Ministeriums von den Parteiführern freudig begrüßt wurde, nahmen die Abgeordneten Bär, Friderich. Fauler, Kiefer, Lamey und Schoch Tbeil, während der secessionistische Abgeordnete Pflüger fehlte. Die italienische Nationalpolitik hat ein klägliche- FiaSco gemacht und täglich tritt es mehr zu Tage, daß das Eabinet Eairoli sich in der unglaublichsten Weise von Frankreich überlisten ließ und nun auch von England verlassen sein wird. Die Osficivscn thun gen,, als glaube die Regierung ernstlich an den lemporären Eharaklcr der Besetzung und Regenlschajt von Tunis. Ma» beschwichtigt deshalb die öffentliche Meinung. Eairoli, der den König zur Eröffnung der Industrie-AuSstellung nach Mailand begleitet hatte und in Folge der großen Aufregung, welche ihn in den letzten Wochen ergriffen hat, aus Rath der Aerzte einige Tag« der Ruhe pflegen wollte aus seinem Landgut« in Gropello. ist in aller Eile wieder in Rom cingelrossen. Die Besetzung von Biserta hatte man eben nicht erwartet und ichl nun ralhloö da vor dem Lande und vor der Kammer, vclche noch am 28. und 30. April mit den positivsten Vcr- icherungen Uder die uneigennützige Absicht Frankreichs beruhigt wurde. Ter Zorn gegen Frankreich ist im Lande groß. aber wa« ansangen ohne Flotte, ohne Heer, ohne Geld und ohne Allianzen, vährepd man mit pochendem Herzen und mit dem Hute in der Hand in Pari« die Erlaubnis; zur Aus legung des neuen AntrhrnS von 040 Millionen er wartet? Nie ist die Stimmung Italien« — so wird der „W. Z." au» Ron» berichtet — so klcinuiüthig gewesen wie eben letzt. Das „Dirittv", der „Popolo Romano", unv wie alle die Ossiciösen heißen, müssen sogar die jährlichen Flolten- üöungen bei Elba und Gaela dcinentircn, um Frankreich« verdacht nicht zu reizen; aus der anderen Seite bereiten sie langsam die öffentliche Meinung aus die Abberufung unsere« Generalkonsul« in Tun,« vor. Als Engiand den „Monarch" zum Schutze seiner Untertbanen nach Tunis be orderte, ermannte man sich auch in, Ministerium zu einer ähnlichen Maßregel. Aber schon am andern Morgen erfolgte eine Widerrufung de« Befehl», weil der französische Bot schafter de NoaillcS mißliebige Vorstellungen deshalb gemacht hatte; und DaS nennt sich nun — Nationalpolitik! DaS den französischen Kammern mitgetheilte Gelb- buch enthält233Depeschen und zerfällt in dreiAblbcitungen. Die erste Abtheitung betrifft den Znstand an der algerischen Grenze, die zweite die Schwierigkeiten bezüglich de- Schutzes der dortigen Einwohner französischer Nationalität und die dritte die Expedition gegen Tunis biö zun» 2. Mai. Das erste Dokument ist da« Rundschreiben de« Minister« des AuS wärtigcn, Bartb^temy St. Hilaire, in welchem die allgemeine Politik Frankreichs in Tunis, sowie die Gründe und der Zweck der gegenwärtigen Expedition dargetegt werden. Der Inhalt desselben ist an anderer Stelle näher dargelegt. Die Schwierigkeiten, mit welchen der neue Zar zu kämpfen hat, scheinen seine Thatkrast bedenklich zu lähmen und daS jüngst in Aussicht genommene Reformwerk a»I ciilonilitü gi aece»,, d. h. ins Ungewisse hinauSzuschieben. „Wie soll ich regieren, wenn alle meine Beamten käuflich sind!" soll der Kaiser verzweislung-voll auSgerusen haben, al« er erfuhr. daß die Anklageacte im letzten politischen Proceß der Kaisrrmörder in aller Leute Hände war und in London »nd Wien in einigen Zeitungen sogar gedruckt vorlag, bevor noch der Proceß begonnen. DaS ist die Frucht deS alten Regimes, »nd mit diesem Regime muß endlich gebrochen werden, wenn von Rußland ein Äusschwung erwartet werden soll. Aber oo soll, wie die „Nat.-Ztg." auS Petersburg melket, zunächst Alle« beim Alten bleiben. Es scheint gewiß, daß an den Erlaß einer Verfassung nicht zu denken ist; Alerander III. will die Psake seiner Väter weiter wandeln. Aber der Zar ist entschlossen, die Mißstände, welche in der Aöministralion sowie in der Finanzverwaltung zn Tage ge treten sind, durch entsprechenve Reformen zu beseitigen. Daraus wird sich da« „liberale" System beschränken, dessen Enisübrnng man neuerding« in Aussicht stellt. Als Hauplvcrtrcler des selben gilt Gras Loris Melikow, der gegenüber den hcinnienven Einflüsse», welche die Entschließungen des Kaiser« verzögerten, mit seinem Rücktritt gedroht und dadurch die kaiser liche Sanclionirung seine« „liberalen" Programms erreicht hat. Außer diesen administrativen Reformen steht auch ei» uin- sasicndcr Wechsel in den höa sten StaatSämter» bevor, welche, wie c« beißt, vorwiegend mit Persönlichkeiten besetzt werben sollen, die sich auch seiten« der europäischen Eabinclo eine« brsonveren vertrauen» erfreuen. Eine für die mililairi- schen Kreise descnderS erfreuliche Reform bat bereit« die kaiserliche Sanction erhalten: fortan kann sich der russische Ossicier und Militairbcanite de» Bart so lang wachsen lasten, wie eS ihm beliebt. Diese hochwichtige Neuigkeit passirte un beanstandet die Petersburger Censur und so konnte der dicnst- bestistene Telegraph der rrslaunten Welt davon Kunde geben. Welch einen Blick in die russischen Verhältnisse gewährt e«. wenn angesichts der drohenden staatlichen und socialen Revo lution. wenige Wochen nach einer Katastrophe wie die vom >3. März, der RcgieruiigStelegraph dazu benutzt werken kann, um die Wett mit einer Bartordnung für die russische Armee zu überraschen! Tie Nihilisten lacken sich natürlich i»S Fäustchen ob de» Beginne« deS großen Reformwerke«. Man hatte allgemein bisher geglaubt, Fürst Gort- schakoss werde unmittelbar nach der Feier seines 25jährigcn Reichskanzler-Jubiläum« auch förmlich von dem Posten eine« russischen Bicekanzlcr» scheiden, den er in den letzten Jahren
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