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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188105163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-16
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1881
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Ariiction ,nd LrprdUi»» Joyenaesgaffe 33. APrechftuudru -er Urdarti»»-. Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmntags 1—6 Uhr. ! » ««i,e»,i>klrr «»»mm»« »»ch« ßch sie «cht »-rdulduq. »er für hie ,tchftf»l,e,h« ^ tefti«»te« Iuterate au W«che»t«>eu ht« S Uhr »ach«itta»s, «,»-«»«,» Festt«,e« früh »>» '/,» Uhr. 3» kr» Miüleu für 3«s.-A,ll»h«e: vtt« «e»», Univerfltötsstraß« W. Lots Lisch«, Ka«hariuenstraße 18, p. »ur »i» '/,S Uhr. 'chMcrTagMM lnreiqer. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschiiftsverkehr. Meß Auflage 1«,8SG. .^lionurmentspreio viertclj. 4'/, Mlt-, incl. Brinaerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Poftbesörderung 39 Ätt. mit Postbrsörderung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften lau» unserem Preis. Verzeichnis. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Leclamen unter den Nrdactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuum.ramia oder durch Post» Nachnahme. 138. Montag den 16. Mai 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekaimlmachllns. Städtische Ei»ko««easteuer betreffend. Der erste Termin der städtischen Einkommensteuer ist de» IS. Mai diese- Jahre- und zwar «tt de« sechsfache» Betrage de- einfache» Steuersatz«- fällig. Die Beitragspflichtigen werden de-halb ausgesordert, ihre Steuerbeträge spätesten- binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an die Stadt-Stcuercinnabme, Brühl 5l, 2 Stock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Sau- migen einlretenven Maßnahmen abzusührcn. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 13. Mai 18Sl. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». »koch. Dt« perf-nliche Anlage für die evangelisch- lutherische» Kirchen t» Leipzig betreffend. Aus Grund von tz. 7 des Regulativs über die Erhebung de: Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom lü. Juli 1879 wird andurch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge der diesigen Paiockicn auszubru»gcn- den persönlichen Anlagen von allen mit Uber 800 Mark jähr lichem steuerpflichtigen Einkommen zur StaatSeinkommen- stener geschätzten beitragspflichtigen evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen mit neunzig Procent des einfachen städtische« Steuersatzes auszubringen und davon sünszig Procent zum ersten und vierzig Proccnt zum zweiten städtischen Einkommensteuertermine zu entrichten sind. Die erste Rate gelangt demnach de» lü. Mat diese-Jahre- zur Einhebung und eS werden die Beitragspflichtigen auf- gefordert, ihre Beträge binnen 3 Wochen, von den» Termine ab gerechnet, an die Stadk-Steuereinnahme. Brühl 5l, 2. Stock, es« Betanat«aq»ung »achrichtig«»« der Kontribuenten. Gtuoata» Recla«atio»e« sind »innen S Woche», von de» erstmaligen Abdruck dieser Bekanntmachuilg ab ge rechnet, h»t der Stenerabthetlung de- Rathe-, Brühl bl, S. Stock, anznbrtagen Insoweit Reklamationen sich Veranlagung zu Grund« richten, sind selbige als unzu di« auf Reklamationen gegen die Einkommensteuer erfolgten , . - ... - den » sich gegen b,e Hobe der der gelegten staatlichen Einschätzung »lässig rurückzuweisen, doch solle» ,,!n d»e Einkommensteuer erfolgten Entscheidungen ohne Weitere» für die Herbeiziehung zu kirchlichen Anlagen Gültigkeit haben. Leipzig, de» 13. Mai 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Koch. Bekanntmachung Die diesjährige Dster«effe endigt mit dem SL. Mat. An diesem Tage sind die Buden und Stände aus den Plätzen der innere» Stadt bis 4 Uhr Nachmittag» voll ständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgen- des 22. Mai zu entfernen. Die aus dem Augustusplatze und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Borstadt befindlichen Buden nnd Stände sind dis AbendS 8 Uhr de- 21. Mai zu räumen, und in der Zeit vom 22. bis 25. Mai, jedoch lediglich während »er Tagesstunden von 6 Uhr Morgen- bi- 7 Uhr Abends, abzubrechen und wegzuschafsen. vor dem 22. Mai darf mit dem Abbruche der Buden nnd Stände auf dem AugustuSvlah« nicht begonnen werden. Dagegen ist es gestattet. Buden und Stande ans dem Roßplatz«. welch« vor Beendigung der Messe leer werden, früher abznbrechen und wegzuschafsen, dafern nicht dadurch Störung des Verkehrs oder Bcnachtbeiligung de- Geschäftes in den stehen bleibenden Buden herbetgesührt wird. Es bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden auf dem Roßplatz sowie diejenige» Stände daselbst und aus dem Obftmarkle, a» »eiche« «»r8ebe»-«tttel frilgebotr» eben, noch am 22. Mai geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in gleichen die Earouflel» und Zelte sind bis Abend« lv Uhr de« 24. Mai. diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren daö Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonders ertheilt Worten ist. bis längsten- den 28. Mai Abend- 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welch« beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bau unternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu »50 Mark oder entsprechender Last geahndet werken. Ueberdies haben Säumige auch die Obrigkeit-wegen zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu gewärtigen. Leipzig, am 12. Mai 1881. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Georgs. Harrwch. nicht » ?ernsprklti-A«lase. Diejenigen Firmen» welche die ihnen »narftellten. ans die V«. an einer Fernsprech-Anlaae bezüglichen Fragebogen noö geschickt haben, werde, t^erbnrch rrsncht, die« gefälligst Warst »die borr gegenwärtigen M»>d de« Bureau »er HanbmMimmer, Nenmarkt Ist, I» «rchanhoten. Nähme de, 11. Mai 1«1. . , -Nudschech Agg standelstlgWWer. Sch»,»». vr. Mensel, S Lew»««, de» 11. Mai 1L Air ste» verkrtzrs-1 . lleliikilltnrüiiz. Die am 1. Anlt st. «äütge» LanponS nnferer Nonen werde» an der Lasse des Herr, 41«. N>r arkt 13, Stieglitzen- Hof, Tr. 6. U Stage) an de» arwshnlt -.schüststa^n in de» BorwitMtzstWa»« »*M Den-Ita,« ckrmcksst. Leipzia am 15. Mat .. Vst«, «rtstaaor »hnltchen an verkrigerung von Bauplätzen. Bon dem der Stadtgemeinke gehörigen Bauareale an »er alte» Elster und der äußeren ffregcstrafie sollen >rei aus dem betreffenden ParcellirungSplane wie folgt be- zeichnete Bauplätze, nämlich Nr. 23 von 300.4 gm Flächengebalt, an der alten Elster, Nr. 24 von 735,0 gm Flächengehalt, ebendaselbst, Ecke der Fregestraße, Nr. 25 von 593,8 gm Flächengehalt, an letzterer Straße, Donnerstag, den Lü. Mai d. I., Vormittag- von IL Uhr an, im großen Saale der Alten Waage, Katbarinen- straße Nr. 29, II. Etage, zum Versaufe versteigert werden. Der BersteigerungStermin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung eines jeden der in obiger Reihenfolge nach einander au-gebotenen Bauplätze geschlossen werden, wenn daraus kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Versteigerungsbedingungen nebst Pareellirungsplan liegen in unserem Bauamte, Tiesbauverwaltung, Rathkaus II. Etage, Zimmer Nr. l4, zur Einsichtnahme auS und werden ebenda auch autoaraphirle Exemplare derselben gegen Be zahlung von KV Ps. abgegeben. Leipzig, den 30. April' »881. Der Rath der Stadt Leipzig. i", vr. Georgi. Cerutti. Die bei dem biclige» Lcilibause in den Monate» Mai, Juni, Juli und August 188V versetzten oder er- neuerten Pfänder, die weder zur Verfall zeit nocb biö jetzt «ungelöst worden sind, auch nickt bis zum 3l. Mai n. e. eingelöst werden, sollen den S. Juli d. I. und folgende Tage im Parlerre-Locale des Leihhauses öffentlich versteigert werden. Es können daher die in den genannten Monaten ver setzten Pfänder nach dem 31. Mai u. c. und spätesten- am A. Juni d. I. nur unter Mitentrichtung der Auctions. kosten von 4 Pfennigen von jeder Mark deS DarlehnS etn- gelösts oder nach Befinden erneuert werden; vom 4. Juni d. I. an, an welchem Tage der AuctionScatalog geschlossen wird, kann lediglich die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennigen von jeder Marl der ganzen Forderung des Leibhauses statlsmdcn. und zwar nur bis znm 28. Juni d. I., von welchen, Lage ab Auctienspsänder unwiderruflich «eher etugelöst noch prolongtrt werden können. ES hat also vom 29. Juni n. o. an Niemand mehr das Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur aus dem gewöhnlichen Wege deS ErstebenS wieder erlangt werden. Dagegen nimmt daS Geschäft deS EinlösenS und ver setzen» anderer Pfänder während der Auction in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 14. Mal 188l. De- Rath- Deputation für Leihhaus u. Sparkasse. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 16. Mai. Die Unfallversicherungs-Commission setzte am Sonnabend die zweite Lesung de- Gesetze- fort. Abg. Hottzmann erklärt« beim tz. 47, daß er zwar nicht über- eugt sei, daß die proeeßerzeugeiide Bestimmung über die Haftbarkeit de» Unternehmer- bei grobem Verschulden richtig ei. daß er aber bei der Aussichtslosigkeit eines Antrags von einem solchen absehc. Nach längerer Debatte über tz. 56 wurde derselbe angenommen. Seinen viel umstrittenen tz. 5üa hat der Abg. Stumm abermals umgcarbcitet, und unter Streichung der Rückversicherung bei der Landesanslalt den KnappschaslScassen die Rücklezung von Rentencapital auf- erlegt. Die Abgg. Eysoldt,' Kiefer, Bubl und Geh. Rath Loh mann bekämpften auch die neue Fassung, unter lebhaftem Widerspruch des Abg. Stumm, der e» theoretische Bedenken nannte, wenn die Sicherheit für die Rente des Arbeiter- bei den KnappschaftScassen nicht für «ine ganz ge nügende besunden würde, wäbrend alles Andere, wa« nicht knappschastlich organisirt ist, nach seiner Meinung diese Sicher heiten nicht bieten kann, trotz der strengsten staatlichen Eontrole, der sich die Stumm'schen Lassen natürlich nicht unterwerfen sollen. Auch Geh. Bergrath v. d. Heyden-Rynsch konnte den Antrag Stumm nickt enipsehlen. Trotzdem versagte die alte Mehrheit nicht, und der Antrag Stumm wurde ange nommen. Zu tz. 58 hat der Abg. Freund beantragt, die durch da- vorliegende Gesetz vernichteten Privatversicherungs- anstalten nach Enleignungsgrundsätzen zu entschädigen. Der Antrag wurde abgelehnt und tz. 58 angenommen. Das ganze Gesetz wurde mit der bekannten Mehrheit an ge nommen. Eine Resolution, die der Abg. Melbeck ein- bracktc und die verlangt, daß daS Gesetz über die ein geschriebenen Hülsscassen in der Weise revivirt werde, daß den durch Unfall verletzten wahrend der vierwöchentlichen Carenzzeit eine Unterstützung gesichert werde, unb daß daS also abgcändertc HülsScassengesetz niit dem Unfallversicherung»« aesetz gleichzeitig m Kraft trele, fand allseitig« Zustimmung. Nach Feststellung des Berichts wird die Commission ihr« mühevolle Arbeit beendet haben. von der Wiederaufnahme des russischen Conserenz» Projektes ist in unterrichteten Kreisen Nickt» bekannt. Wa rm» Petersburg über Lien scheinbar in anderem Smne ge meldet wird, bezieht sich offenbar auf die mehrfach besprochenen Verhandlungen Rußland» mit den Großmächten, zuerst mit den Nordmächten, wegen Abschlüsse» oder Revision der Aus- liefrrungsverträge, für deren Ergebniß nach erfolgter Ver einbarung alSdann auch andere Staaten gewonnen werden sollten. Diese osficivsen Andeulungen werden von Brüssel aus bestätigt, mit dem Hinzusügen. daß es sich vornehmlich n« gewisse Kategorien politischer Verbrecher handle, di« als gemeine Verbrecher behandelt werden sollen Der „Reichs- und Slaats-Anz/' theilt Folgende« mit Di« deutsche Regierung hat durch Vermittelung des General consuls für di« Republik Liberia i» Homburg ein Schreiben des Liberianischen Staatsdepartement- vom lv.Märzd. I. erhalten, in welchem dieses seinen Dank dafür aussprickt, daß dir Regierung Sr. Majestät des Kaiser- au» Anlaß see- räuberischer Art« der wilden Küstenbevölkeruna, di« Corvrlte «Btrtori«" nach Liberia entsandt und di« Landesregierung bei Bestrafung der Schuldigen so freundlich und wirksam unterstützt babe. Die Ossiciösen sind neuerdings wieder in einer lebhaften Polemik gegen den Berliner FortschritlSring be griffen. So wird der „Post" geschrieben: Kein Au-Ivruch de» Fürsten Bismarck in seiner letzten Rede ist der Fortschrittspartei unangenehmer gewesen als der. daß sie der Lvcialdemokralie zu gelegentlichen Wablbündnissen die l^and gereicht Hab« und daß man hesürchlen müsse, daß zwischen ihnen eine Art Caricllverliältnisi für die Wahlen tingetreten sei. Tie fort schrittlichen Blätter sprachen aber ganz anders, als sie noch in der Triumphstimmung über die Wahlsiege in Altenburg rc. sich be fanden. Damals hat man sich gerühmt, die Stimmen der Social demokraten gewonnen zu haben. Daß der Ausgang der Altenburger Wahl durch die Socialdemokraten cnlschicden worden, ist notorisch. Uebcrhaupt kann wohl Nichts selbstverständlicher sein, als daß der revolutionäre, von der socialdemokratischcn Agitation nicht mehr los- ulöiendc Theil der Arbcitcrbcvölkcrunß überall da mit der Fort- chrillspartei gehen wird, wo er seine eigenen Candidatcn nicht durchzudringen yoficii darf. Dagegen darf die Regierung daraus rechnen, daß der Theil der Arbeiterbcvölkerung, dem es nicht um Revolution, sondern um sociale Besserung zu thu» ist, sich nach und »ach der Regierung anschließcn wird, wenn diese in ihren Be- strebungen, die Lage der arbeitenden Classen zu verbesscru, trotz allen Widerstandes nicht ermüdet. Seitens der Fortschrittspartei ist zur dritten Lesung de- VcrfassungSänderungSgesctzes der Antrag aus Diäten zahlung an die RelchStagSabgeordnetcn wieder cingebrackt worden. Der Antrag war zuletzt i» der vorigen Scsüon als Zusatz zu dem Bölk'scken Antrag auf Herabsetzung der Brschlußsähigkeitszifser cingebracht worden, kan, aber da mals nicht mehr zur Verhandlung. In früheren Jahren hat derselbe Antrag wiederholt sehr starke Majoritäten erlangt. Unter diesen pflegte sich auch daS Centrum zu befinden. Man darf gespannt sein, wie sich diese Partei jetzt zu dem Antrag sielst. In unterrichteten Reichstagskreisen wurde bestimmt ver sichert. daß die Ernennung deS Regierung--Präsitentcn von Wolfs in Trier zum CultuSmniister als gesickert angenommen werden kann und daß deren Publikation erfolgen wird, sobald der Minister von Puttkamer die Leitung teS Ministeriums des Innern definitiv übernimmt. Tie Verhandlungen über den Zollanschluß von Hamburg werden lebhaft und zwar zwilchen den Hamburger Senatoren unter Hinzuzicbung des hanseatischen Minister residenten vr. Krüger und dem Finanzminister Bitter jjhrt. Man glaubt in Negierungskreisen, daß diese ver klingen in nickt ferner Zeit zu einem formellen Abschluß rcn werden; doch scheint inan sich nicht zu verhehlen, daß Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft dazu nicht leickt zu erwirken sein wird; weiß man doch, daß auch im Senat vielfacher Widerspruch gegen die Vorschläge der RtickSregierung besteht. Wie man dem „Scbwäb. Merkur" schreibt, hat der Ministcrwechsel in Baden Aniaß zu einem kleinen, durch den Gesandten Gras Flemming vermittelten Dcpeschen- wechsel gegeben zwischen Baden und dem Reichskanzler amt. Die Andeutung gewisser Blätter, daß zwischen Lein Reichskanzler und dem hadischen Ministerium oder einzelnen Ministern eine Mißstimmung bestehe, sei durch die auSge- tauschtcn Ansichlen, wie vcruchert wird, beseitigt worden, und es war beiderseits die ausgesprochene Absicht des Schrift. Wechsels, daß sie beseitigt werde. Wie aus Sondershausen gemeldet wird, hat der Landtag das Domainengcsetz gcnebmiat. Nach demselben verbleibt die Verwaltung des KammergutcS auch ferner der LandeSverwaltung. das Kammergut selbst aber bildet in der Eigenschaft eines Fideikommisses ein Privat-Eigentkum des fürstlichen HauscS Bei Lösung diese» Verhältnisses zahlt das fürstliche Haus jährlich 300,000 Mark an die Landesverwal- lung; derselbe Nentenbetrag ist beim AuSsterbcn deS ManncS- stammes des fürstlichen Hauses jährlich für die Schulen und Kirchen zu bezahlen. Vom 1. Juli d. I. ab erkält das fürstliche HauS eine Rente von jährlich 500,000 Mart an der Domanialvcrwaltung. Ter mit der Firma Dachstein in Berlin über den Betrieb der Eisenbahn Ilmenau-Gehren abgeschlossene Vertrag fand gleichfalls die Zustimmung des Landtags. Man schreibt unS au» Wien vom 14. d.: Die hiesigen klerikalenJournalc veröffentlichen nunmehr VieAnsprache, welche der Eardinal-Erzbischos Fürst Schwarzenberg an den Kronprinzen Rudolf und die Prinzessin Stefanie gelegentlich ihrer Vermählung in der Augustiner- Kirche gehalten yat Auch der Cardinal'-Erzbischos könnte in seiner Ansprache sich nicht enthalten, seinem Unmuthe gegen die Civileke Ausdruck zu geben, waS hier an vielen O)rlen mit Reckt übel vermerkt worden ist. Und in der That, cS ist kauni zu begreifen, wie der ultramontane Cardinal-Erz kirchenpolitischen Ausfall erlauben durste. Tie darauf bezüg liche Stelle der Ansprache lautet wörtlich: Die Welt, die Gott nicht kennen will, glaubt die Kraft und Sicherheit deS Ehebande» in einem Vertrage zu sind'», der wohl irdisch« Lebens - und Stande-beziehungen regeln und zeitlich erzwing, bare Rechte und Pflichten verbürgen kann, aber der Vermählten geistige» Heil und wahre», dauernde» Familicnglück nicht zu be. g-chnden vermag. Der gläubige Thrist dagegen stützt die Hoffnung iüc sein Ededand aus vie grheimnißvolle SegenSkrast der über- natürlichen Weihe und beiligmachenden Gnade, die er in Demuth sich »on Gott erfleht. Mit Gott und vor Gott schließt er seine Ehe ol» heiligen und geheiligten Bund und, indem er gläubig und freudig in die große Weisung seine» Erlöser» eingeht: „Wa« Gott »erlnmden. soll der Mensch nicht trennen", schließt diesen Bund mit der Ueberzcugung, daß eben in der von Gott angeordnetrn Nnaul- l ö«lichkeit der Sbe ihre innere Hoheit und Würde, wie auch die sicherste Bürgschaft für ihre edle Berustaufgabe liegt. Wer au den Leuchter gestellt ist durch Gotte» Macht und Fügung, darf nicht im Finstern wandeln; leuchten muß er, um nicht nur sich allein, sondern auch Andere vor Abwegen zu bewahren Alsdann wandte sich der Eardinal-Erzbischos Fürst Schwarzenberg an den Kronprinzen Rudolf mit folgenden Schlußworten: „Daß sich Eure kaiserl. Hoheit zu diesem Ihrem wichtigsten Lebensschritt« in gottgefälliger Weise vor- bereiten wollten, hat noch jüngst Ihre Pil.zersahrt zu den beiliae» Stätten unserer Erlösung bezeugt. Aus dem Grab« Christi, vor welchen. Sie im drmütbiaen Gebete Ihr Knie beugten und vor welchem Sie Ihre Opsergabrn niederleglen. möge Glück und Gnade über Ihr Ehebündniß sich ergießen I So wünschen es mit uns Millionen Getreue, welch« in dieser festlich» Gtund« im gläubigen Gebete zum Himmel blicken und «n Gotte« reichen Segen stehen für das jugendlich« Brautpaar, für das edle Kaiserhaus, für Habsdurg« Thron und Reich!" Baron Corvin, welcher als außerordentlicher Bevoll mächtigter deS Fürsten von Bulgarien den BermählungS- estlichkeitcn in Wien beigewoknt, bat sich von dort nach Berlin begeben. Wie es beißt, sei Baron Corvin für Berlin »ml einer diplomatischen Mission betraut, welch« aus die neueste Wendung der Dinge in Bulgarien Bezug habe. Baro» Corvin äußerte sich in Wien m vertrauten Kreisen, daS Berbiciben deS Fürsten und seiner deutschen Um gebung in Bulgarien sei aus die Dauer kaum denkbar, weil die Vulgaren, wie die Siidslaven überhaupt, der deutschen Nationalität höchst feindlich und gehässig gesinnt seien und jeder Cullurentwickeluiig nach deutscher Art hemmend eut- gegcntreten. Bezüglich dieser Abneigung scheinen die Bulgaren auch noch durch andere und zwar eiptomalische Einflüsse er muntert zu werden. Während die tunesischen Abenteuer der Franzosen in England auf daS Schärfste verurtheilt und in Italien mit Neid verfolgt werden, herrscht in Paris, wie zu er warten stand, Heller Siegesjubel. Der schneidige französische Generalkonsul in Tunis ist znm Ministcrrcsidenten „erster Classe" ernannt worden, und der wirkliche Regent der Regentschaft Tunis wird fortan nicht Mohammed es Sadok Pascha, sondern Roustan „Pascha" sein. Der Unterzeichnete Garantievertrag unterscheidet sich nur in der ^vrm von einer Abdankung; tbatsäcblich kommt er aber auf 'asselbc hinaus. da affe wesentlichen Hoheit-rechte aus die französische Regierung übergeben. Mil dem Besitze von Bizerta. Kcs. Bcdja und Tabarka ist ,udem das ganze Land militairisch in der Hand der Franzosen. Neben der Militairhohcit gehen auch die diplomatische Vertretung und die Fin anzverwa ltung der Regentschaft auf Fransreich über, so daß eS beinahe wie Ironie klingt, daß dem Bcy „die Sicherheit für seine Person, seine Staaten und seine Dynastie" verbleibe. Im Wesentlichen behält etc eben nur da- Recht, in seinem Harem frei zu schalten, »weit ibm dasselbe nicht durch die vermiiitertcn Ein nahmequellen verkürzt werden sollte. DaS Pariser Publicum billigt rückhaltlos die von der Regierung entwickelte Energie. Dieser Eindruck ist in der Tbat vorhanden, die ver drießlichen und übellaunischen Kritiken der Royalisten und Intransigenten sind ohne jede Bedeutung. I» diplomatischen 'bl - , — . glücklichen und für ^ie sranrösische'Rcgiernng ehrenvollen und Besorgnisse iwer internationale Verwickelungen Kreisen I'etrachtcl man den AuSgang der Assaire als einen glücklichen uni ycgl keinerlei oder die Gefährdung deS Friedens. Die Nachricht von dem Vertrage zwischen Frankreich und dem Bey von Tunis bat die innere Lage in Italien wesentlich geändert. Die Gruppen Zanardelli, Nicotera und Mcrzalio, zusammen 1 l6 Abgeordnete, haben sich am Freitag Abend versammelt und bereit erklärt, für die Regierung zu stimmen. Bei den Änderen hat die Kampflust auch nachge lassen. so daß die Mehrbeit unsicher ist. Brüsseler Journale melden, daß die belgischen Bischöfe in ihrer regelmäßigen Versammlung im nächsten Juli die Maßregeln, welch« zu nehmen sind, um solche Skan dale, wie den vom Schnlbrüber-Kloster in Rcnair zu ver hindern, in Erwägung ziehen werden. Da der Fall wirklich dringend ist, so hätten die hochwürbigen Herren gewiß besser gethan, mit dielen Maßregeln sogleich herauszurücken. Biel wird mit den Maßregeln wohl nicht erzielt werden, da die einzig wirksame Rabicalcur, nämlick daS Verbot für die zum Cvlikat und zu den Gelübden der katholischen Kirche Ver» pflichteten, Schulen zu Hallen, dock nicht darunter sein wird. Es trifft übrigens in Brüssel, wie die „F. Z." von dort meidet, die Nachricht ein, baß im Kloster SalzineS bei Namur von der Polizei ein Mönch arrctirt worden ist, der vorigen Oktober vom Poiizeigerickt ii» Antwerpen wegen un züchtiger Handlungen zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. In Folge de» bekannten Manifestes haben »unmebr, wie bestimmt auöPe t er »bürg gemeldet wird, LoriS-Mclikoff, dessen Gebütse Kockanoff, Abasa und Miljutin ihren Abschied eingereicht. LoriS-Mclikoff erfuhr von dem Manifeste erst am Abcnbe von dessen Veröffentlichung um 8 Uhr. Es ist die- sehr bezeichnend für VaS Rcgierunassystem de- Kaisers. LoriS- Melikofs fuhr sofort in einem Ertrazuge nach Galschina. Tort erhielt er vom Kaiser beruhigende Versickerungen, die ibn trotz deS Manifestes zum Bleiben bewogen. Am I I. Mai bekam LoriS-Melikoss ganz unerwartet den dirrctcn Befehl deS Kaisers, die beschlossene Verminderung der LoskausS- summe für Bauernländereien nickt zu veröffentlichen, und eilte daher abermals zum Kaiser,, um Liesen zur Zurücknahme des Beseht« zu bewegen, aber umsonst. Da der Minister des Innern sah, dap alle Anstrengungen vergeblich seien, reichte er sein Abschiedsgesuch ein. mit ibm auch Miljutin der KriegSminister. Abasa der Finanzminister und Kochanaw, der Gehülse de» Ministers des Innern. DaS Manifest sangt übrigens schon an, Früchte zu tragen: Am Donnerstag zog ein Trupp Arbeiter joblend durch die Straßen, als ihnen dr« Studenten begegneten, sielen sie über dieselben her und richteten sie jämmerlich zu; nur mit Mühe gelang e» der Polizei, die Mißhandelten zu retten und alle inSgesamml nach dem Pclizeigebäute zu schleppen. Daselbst sagten die Arbeiter auS, sie hätten nur im Sinne de» kaiserlichen Mani festes gehankclt, in welchem der Zar das Volk aussorbere, sich an der Ausrottung der Verlchwörerbande zu betkeiiigen. In den Augen de» Volkes sind nämlich alle Studenten Nihilisten . ..! In Kiew herrscht gegenwärtig wieder Rübe, dennoch verlassen viele Familien auS Bcsorgniß vor der Zukunft die Stadt. Die Verheerungen und der Schaden am Povot sind enorm; eS wurde ungleich mehr vernichtet als geraubt, Papiergeld und werthvölle Stoffe wurden zexrissen, Zucker in den Dnieper geworfen. Von den veibastetcn Eicedrnlen trugen viele seine Anzüge unter den Blousrn. woraus aus eine N)it- wirknng nihilistischer Elemente bei den Juden-Erccssen geschlossen wird. Das passive Verhallen deS MilitairS dürste, wie eine Corrcspondenz der „N. Fr. Pr." hervorbebt, ohne Beispiel dastehrn; obwohl die Garnison von Kiew 15,000 Mann beträgt, wurde seitens derselben nicht eingeschritten. In Berdicjew bildeten die Juden, dir von Kiew mili- tairischen Schutz erfolglos verlangten, eine mit Senken, Hacken und Keulen bewaffnete, nahezu 2000 Köpfe zählende Schutz- wache, welche Tag und Nackt aus den größeren Plätzen cam- pirl«. In Protkurow fanden ebenfalls Ausschreitungen gegen Juden statt. Die Autorität der Regierung rrschemt durch dies« Vorgänge sehr erschüttert.
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