Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188105177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-17
- Monat1881-05
- Jahr1881
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1881
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Ckrf«hei«t täglich früh 6'/, Uhr. Iohaime-gasie 83. APrechk>nten -rr Nrdarlion: BormiNaq« 10-^12 Uyr. Nachmiltag» 4—6 Uhr. W» », »»-««>' «»,,««»»», ««4 dl« ««»acli», mchi »„«mkUch. ,«,atz«a 0^ f«r »Ir «»»Mal,«,», «»«er d,stimmten Jnssrste an Mache»«»»«« »ta » U»r Rachmitt«,». ««an», nn» Festtage« srntz bt< H.V »ldr. 2» -r« ^iltalk« für 2ns.-An«ahme: k«t» R>k«m. Unwrrsitji-strair 2», Lsstts Lösche, Katharinrnftrabe 18, ». «ur tzts U»r. dipMerTagtblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß-Auflag« Lbonnementsoreia vierteli. 4V, incl. Brinaerlohn k Mt. durch dir Post bezöge» « Pik. grd« einzeln» Nummer 2ü Pf. Beleg er nnplar 10 Pf. Gebühren für Ertrabetl«»«, »tzne Postbeförderung 3S Mk. »it Postbeförderung 48 Ml. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut unsere« Preis- verzelchnib- Tsbetlarischer Tay nach höherem larif. Keklamen nnter den Uedartisnastrich dl» Spalt»»«» KO Pf. Inserat» sind Krt« an die »rpedtlta» »» lenden. — Nabalt wird nlch» g»g»brn. Zahlung pruauumanu»!« «der durch Pop. nachnahm«. 1377 Dienstag den 17. Mai 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die Herstellung per Schleuste in der Leplay-Gtvaß« längs des Irinler'schcn Grundstücke« ist dsraeben und iverde» die «nbsrücksickligt gebliebenen Herren Bewerber hiervon in Kenntnis gesetzt. ' Leipzig, den 10. Mat 1881. Der Rath »er Stadt Leipzig. vr. Äeyrgt. Eichor,us. wiildgrilscrei-verpachlung. Mittwoch, den IN. Mai «. soll im Forstreviere Connewiv di« diesjährig« Gradnutzung unter den im Termine näher bekannt zu machenden Beding»,men und gegen sofortige Zahlung der Pachtsumme nach dem Zuschläge parcellcmvcife «aistbietend verpachtet werden. Hvsamn,eakr»»ftr I. Vormittag- v Uhr am Dtreittetche bei Connewitz und II. Vormittag- II Uhr an der Meisten Brücke aus der Eonnewltzer Linie. Leipzig, am 3. Mai >881. De- Skaths Vrkanntniachuilg. Längs des Grundstücks des ehemaligen Thorhausis an der Dresdner DtraHe soll der Fußweg mit Granilplatten und Schwellen belegt bez. mit Mosaiksteinen gepflastert werden und die damit verbundenen Steinmetz- und Steinsetzerarbeiten an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im RathhauS. 2. Etage, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirherstelluna vor de« Dresdner Lborhaase" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 2l. Mai d. I Nachmittags k Uhr abzugcben. Leipzig, den 7. Ma» j88l. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Eichen»-. In der Flur Reudnitz und zwar in der Wilhelm-, Ulbert», Carola«, Victoria-, Dorotheenstraße und in dem Mühlweae, sowie in dem Anger - Thonberger Hohlwege sollen Thonroyr- schleustcn hergestellt und an einen Unternehmer in Arcord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeiten liegen im Rathbau-. 2. Etage, Zimmer Nr. l4 aus und können daselbst eingesehen resp entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,Moarohrfchleuhen kn de«Straße« vo«-Ie«daitz" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 25. Mai 188t. Nachmittags k Uhr abzugeben. Leipzig, am tS. Mai l88t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Eichorius. Bekanntmachung. In der Flur Reudnitz und zwar in der Wilhelm-, Albert-, Carola-, Victoria-, Dorotheenstraße und im Mühlwege, sowie in dem Anger-Thonberger Hohlweg sollen MacadamisirungS- und Pflasterarbeiten hergestellt und an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im RatyhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. l4, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: »Macädamifiruags« «ad PflasterungSarbeite» in dcn Straße« von Reudnitz" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 30. Mai 1881. Nachmittag- 5 Uhr, abzugeben. Leipzig, am IS. Mai ,88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichonus. Hewölbc-Vermikthung. Das jetzige Gemälde mit den anstoßenden CsmPtsir- «nd G«ikrs«»e» der Papierhandlung in Firma: Ferd. Flinsch hier, Pimltm,«. UniversitLtöstraße Nr. SO wir» am I. vctaber diese« Jahre- miethfrei und soll von diesem Zeitpunkte ab aus weltere f»»f Jahre nach Befinden wieder im Ganzen oder in zwei Ge- »slh« gctheilt und mit verbaue« versehen, meistbietend per »tetbet werden. Reflektanten haben sich hierzu Freitaa, »en Ls. Mat ». I.. varmttta»» 11 Ahr im UniverfitatS-Nentamte (Paulinum) einzufinden und ihre Gebote abznaeben. Die Licttationöbedingungen und Vorbauzeichnungen liegen daselbst zur Einsicht au«; auch bleibt dem Rentamte die Auswahl unter de» Ltcllanten und die Entschließung in der Sach« überhaupt Vor behalten. Leipzig, am IS. Mai 1881. llnlsersitSts-Uentamt. «ros. Biebkahls-Velkanntmachun-. Gestohlen wnrden allhier erstattner Anzeige zufolge: 1) Fünf Stück Knackmürfte au« einer VorrathSkammer in Rr. Io drr Südstraße, am 7. d. M. Abcnd«: 2) rin Eanitner-bkrzteher von blauem Diagonal, mit einer Reih« Knöpfen, Leitentaschen mit Patten und schwarzem WollatlaS- futter. au« einem Restaurationslocale tu Rr. 77 am Brühl, vom 7. Ns 2. d. vk.; 8) ein Franenpalrtat von dunkelblauem glatten Stoff, mit zwei RethenKnöpsen und Seltentaschen, einRadmantel von hellgrauem Ztof «it schwarzen Knöpsen, braunem «tla-au-putz und Schnuren besetzt, et» Kraaeurack von schwarzem Lasimir, mit Plisstsalbeh nebst Uederwurs, »in ebensalcher von dunkelblauer Farbe, unten mit Atlasftretsen besetzt, nebst Uederwurs, eine große brauupolirle Spiel- Hase. ein Mnfikal»«« mit roihem Einband, enthaltend div. Photo- araphie». sowie eine Neine Weckuhr in Mesfinaaehänse, ans einer «ohnuaa in Rr. 5 brr Rcichsstraße, am V. d. M.; 4) e» schwarzlederne» P»rtr»»a»aie. deferi, enthaltend ea. 21 ^l, in Ihalern, Zweimork-, Mark- und Füufzigpsennigstücke», mittelst Daschensieästatzl« ans dem Roßplatz«, a» demselben Dag« Nachmittags: 5) ettn silberne Ttzit>tzee«2r mit Sekunde, abqenntztem Gold- r»»d »nd Blumengravirung aus der Rückseise, nebst kurzer Talmi» kett», aus einem Arbeitsloral« i» Nr. 6 a» der Pleiße, vom 10. hi« 11. ds. Mt« ; 6) zwei weißleinene vettiiderztae, neue, and vier rbensolche vetttucher, aus einer Wohnung i» Rr. 6 drr Rrcolaisttaße, in der Zeit vom 8. dis 11. dö- Mt«.; 7) »i» klsiner vierrideriger Handwagen, brnungestrichen, an einer Seite mit dem Namen „ttuttfl-ieil t'nuuu. Vvlümamclurt" aus dem Wagen beiastden sich «ine Partie Lumpen und Kuschen), welcher an der Pelerskirche gcstandra hat, am 11. ds. Ml«. Nachmittag«; 8) »ln kleine« vacket, enthaltend dreizehn Stück neue weiß- leinene Taschentücher, mit de« verschlungenen Buchstaben X. v. gez., aus einem Prrkaus-loralr ln Nr. 2 der «rinimaischen Straße, a»> nämlichen Tage: S) fünf Stück Tdürschlöffrr ohne Triff und Schlüssel, au« einem Neubau an der Ecke drr Elisen- und Schenkendorsstraßc, vom 11. bis IS. d«. MI-.; 10) ein Kranenpaletst von starkem schwarzcn Stoff mit zwei Reihen schwarzen weißgeiprießellen Knöpsen, weilen Aermeln, eidenrn Fransen und Sammtbcsatz, sowie ein Riet» von dunkel- braunem wollenen Stoff, mit PerlmulUrtnüpsen, nebst llcberwurs, aus dem Borsaal einer Wohnung in Nr. S der Querstraße, am IS. d- M- Vormittag«: 11) eine golden« Dame«' Rrmantstrutzr mit Gravtrung aus o«r Rückseite, rinen Enmlkops daislellend, und im Inner» de- «e- ^iufes mit der Fabrik-Nummer 674«. nebst kurzer ralmtkctte mit Ouästchtn, serner ein schwarzledernes tziartemonnalr niil roth- eidenem Futter und einem Inhal» von 1 Mark 5S Pf. und einer Wechmar», aus einer Wohnung in Nr. 1 der Uferstraße, am 13. d. Mis. vormittags: IS) ein Partemaimate von schwarzem Leder, mit Liahlbügel, enthaltend ca. IS Mark, in einer Krone, einem Zweimarkstücke und kleiner Münze, mittelst Taschendiedstahls aus dem Sioßplatze, ,m IS. d. Mts. Nachmittag«: 13) rin vtrrhahn von Messing, große Fagon, auö einer Keller, abtheilung in Nr. 3 an der alten Elster, am 13. dl-. MlS. Nach- mittag; 14) «in Rack von blauem Inch, mit schwarzem Wollaila-sutter, »in Paar vrtakletder von schwarz und weißgestretsiem Slvff und ein Paar ebensolche von schwarzem Tuch, mit gelben Mcialltnöpsen, au« dem Vorsaal einer Wohnung in Nr. 10 der RelchSstraße vom S. bis 14. dss. MlS.: 1K) eine flache silberne tzylinvrnitzr mit geriester Rückseite mit rundem Plättchen in der Mille, au« einer Wohnung in Nr. 7 der Südstraße, am 14. dss. Ml«. Nachmittag-; 161 ein vierrideriger Kinderwagen mit eisernem Gestelle, braunlackirtem Kord«, verdeck von schwarzem Wach«kuch und blauen Vorhängen, enthaltend drei Kmderbetten mit blau und weiß, gestreiften Inlett-, nebst roth und weißrarrirte« Ueberzügen, ein ebensolche- Bett, nebst brau» und blaucarrirlem Ueberzug. zwei klein« Beuchen mit rolh und wrißgestreisten Inletts, nebst roth und welßcarrlrtcn Ueberzügen, serner ein Frauenjaquet von Ichivarzem Duch, ein großes roth, blau und graugestrristrs Shawlluch und ein weiße-, wollenes, gestrickles Tuch mit blauer Kante au« d>m Los- raum de- Grundstück« Nr. 1V der Unwerfitätsstraße, zu der- elben Zeit; 1?) rin viannsiaqnet von schwarzem Lüstrrstosf, mit einer Reih« Knöpsen, ein Paar baumwollene Strümpfe und ein schwarz, ledernes Portcmannate, leer, au- einer Wohnung in Nr. 3 der Kürnerstraßc, am nämlichen Tage; 18) elnSommrrÜderztktzer von schwarzem,graumelirten Stoff, mit einer Reihe Knöpsen, schwarzem, blaugestreisicm Slcrmel. und schwarzem Wollaila-sutter Im Schoost, au- dem Vorsaal einer Woh. nung m Rr. 1 der Eutritzscher Srraß«, in der Zeit vom 6. bis 12. d. Mts.; 19) rin grauer Leberbeutel mit einem Inhal» von 14 ln einem Thalrr, zwei Zweimark-, Mark- und Fünfzigpiennigstücken, mittelst Taschenbitbstghl» aus dem Roßplatz«, am 1b. d. Mt-. Nachmittags; SO) ein Portemonnaie von rothbraunem Leder, enthaltend 27 ?s in drei ' Markstücken und kleiner selben Zelt; 21) ein rothledernes Geldtäschchen mit Gummiband, enthaltend 2 70 m emem Zweimark-, einem Fünszigpsennigstücke und kleiner Münze, sowie vier Pfandscheine, au-»estcllt vom Pfand- leiher Hanvsch in Lindenau, aus dieselbe Ar», am gleichen Orte, zur nämlichen Zeit. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachrn oder den Dieb sind ungesäumt bet unserer LriminaUNbihellung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 16. Mai 1881. Das Palijet-Amt ver Stabt Leipjig. 1». Rüder. Lneschke. i Aüilsmarkstücken, zwei Thalern, drei Zwei- Münze, aus gleiche Weise ebenda, zu der- Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 17. Mai. Der ergebenste und einsichtigste Rathgeber de- Zaren. Gras LoriS-Melikow, der einzige Staatsmann von Be deutung. dcn gegenwärtig Rußland besitzt, hat seine Ent lassung gegeben; da- Ohr de- Kaiser- blieb seinen Rcsonn- plänen verschlossen und so soll denn für die Zukunst der nackteste Absolutismus die neue StaatSsorm für da- Zaren reich sein. Es weht eine unheimliche Luft in dem verfallenen Kaiserpalaste in Gatschina. Wer da- Wort „Ver fassung" auSspricht, gilt für einen Nihilisten, meldete kürzlich ein deutsche- Blatt au- Petersburg, und wa« m»» nach diesen Worten vermutben konnte, hat sich nur zu rasch bestätigt durch da» bekannte Manifest de- Zaren. Man weiß, daß LoriS-Melikoss im Verein mit der Kaiserin, die al« dänische Prinzessin aus dem Zarenlhronc immer noch constitutione lle Neigungen hat, die größten Anstrengungen machte, um den Zaren zum Einlenkcn in con- stituticnelle Babnen zu bewegen. Alle diese Versuche sind al« definitiv gescheitert zu betrachten, denn in seinem Manifest betont der Zar gerade „den Glauben an die Kraft der selbst herrlichen Gewalt", die er vor jeder Anfechtung be wahren und befestigen will. Mit anderen Worten: obermal wird da- Zugeständniß von konstitutionellen Reformen ver weigert und Rußland dcn alten verderblichen Zuständen über lasten. Der Hoffnnng-straht. der über Rußland aufgegaugen war, ist erloschen und die Finsterniß ist dichter den» zuvor. Man braucht sich jetzt nicht mehr den Kops zu zerbrechen, wie die neue Verfassung au-sehen sott, sie wird nicht kommen. Im laiierlichen Palast soll große Verwirrung geherrscht haben; der Monarch selbst, der eine rein militairische Erziehung genossen bat, konnte lange zu keinem Entschlüsse kommen. Und schließ lich. nachdem man lange hin und her geschwankt, nachdem die Zusage »ur Berufung von Vertretern der Städte schon kalb und halb ertbeilt war. bat man wieder den umgekehrten Weg betreten und sich entschlossen, da« alte System beizudebalten. von dem jeder nur balbweg» Einsichtige in Rußland weiß, daß e« die gegenwärtigen unheilvollen und unheimlichen Zu stände de- Reiche« herdeizusühren sein weidlich Theil mit «i- aetraqcn bat. Sogar die srüher geplanten Erleichterungen für di« Bauern» womit man offenbar rin Gegengewicht gegen die Intelligenz der Städte schaffe» wollte, sollen nun nicht auSgesührk werten, um nicht den Adel »nzusrieden zu machen und dadurch die Opposition zu verstärken. Man sicht au- diesen Dingen, daß die Regierung de- Zare» sich in vblliger Ralhlosigkeit besiiidet und nicht weiß, iva« sie lhun soff. Haltlv« schwankt sie zwischen den Parteiungen. Da hat man in Rußland zunächst da« ganze liberale Bürgrrlhum in den großen Städten und namentlich den deutschen Provinzen an der Ostsee, das eine Eon- slitution in modern-liberalem Geiste will. Ihm gegenüber stehe» die Allrustrn, die Panslavisten. welche den ,.faule» Westen" Haffen, von Aksakosf und Katkow geleitet werden und eine Verfassung verlangen, wie sie Ruß land im l«. Jahrhundert, in der Glanzperiode de» Bojareitthuni-, besaß. Zugleich sind dieser Partei die Vorrechte der rinzelnen Provinzen ei» Dorn im Auge. Zwischen diesen beiden Parteien steht die ungeheure Maste de» russische» Landvolk», bornirt, unwisteiid. trotz der Refor men Alexander'- II einem reißend um sich greifenden Paupe rismus verfallen. Diese Bauern hängen merkwürdiger Weise eben so sehr an drr Person de« Zaren, wie sie seine Minister, seine Polizei und seinen ganzen bureaukralischrn Apparat basten. Und während diese Parteien und Elasten sich i»> Vordergrund befehde», spinnt im Verborgenen der Nihilis mus seine dämonischen Ptäne mit Revolver, Gift, Dolch und Dynamit. Diesem Ebao« gegenüber ist zunächst eine feste Hand und ein sicherer Blick erforderlich, wenn in Rußland geordnete Verhältnisse wicterhergestclll werten sollen. Dann aber ist dazu unerläßlich der gute Wille, der dcn Bedürfnissen und Aiiscrdcruiigc» der Zeit Rechnung trägt und der nicht unter nimmt, Veraltete«, UeberflüssigcS und unbeliebte- aufrecht zu erhalten gegen den ganz deutlich ausgesprochenen Willen der Gesammtheil oder der Majorität. Denn wie verschieden auch die Ziele der russischen Parteien sein mögen — darin sind sie Alle einig, daß e- nicht so fortgehen kann wie bisher und daß die alten Mißbräuche endlich aozuschaffen sind. Dem stellt die leitende Gewalt den Grundsatz entgegen, daß sich Nicht- so leicht fortsetzen laste, als wa- man einmal erprobt habe, ei» Grundsatz, der schon so Manchen getäuscht hat. Deshalb bleibt man bei dem alten Absoluti-mu- und glaubt, die« System, da- durch mehrere Jahrhunderte ge dauert, werde auch noch länger dauern. Daß man sich einer besseren Erkeiiiitniß verschließt, ist zu bedauern, denn nach dem übereinstimmenden Zcugnist Aller werten sich nunmehr die Gegner der herrschenden Gewalt mehren und Rußland wird Ver Tummelplatz eine- erbitterten Kampfe« werden, testen Auöganq noch nicht abzusehen ist. Diese,iigrn, welche die Regierung de« Zaren bestimmt haben, so hartnäckig auf dem Alten zu beharren, werden vor der Geschichte die Verantwortlichkeit tragen müssen für Da-, wa« da koiiiinen wird. Von den fünf Reich-tag-mandaten, die gegen wärtig erledigt sind, wird vor dem Schluß der Session nur ein«, da« des verstorbene» Friedrich Oelker. wieder besetz! sein. Die Wahl im 1. hessischen ReichStaq-wahlkrcise (Rinleln-HosgciSmar) ist aus de» 24. d. M. augesctzt. Wenn auch in manchen früheren Fällen eine lange Verschleppung der Rachwabl niil Recht gerügt worden ist. so dars man die-mat doch billig zweifeln, ob e« nvlhig war, die Wähler wenige Tage vor dem Ablauf der Legislaturperiode noch ein mal zur Urne zu berufen. Seilen- der Rechten wird daraus gedrungen, daß da- Trunks uchlügcsetz möglichst schnell i» zweiter und dritter Lesung erledigt werde. Man will die Vorlage nnter Dach bringen, bevor die Plenarberathung über den Unsallver- sicherungSeiitwurs da« Interesse an den untergeordneteren Materien zurückdrängt. Das TrunksuchtSgesetz geyört für die Evnscrvativen zu den moralischen Dekorationen ihrer Wahl- polilik, zumal sich mit demselben der Vorwurf, „Anwälte de« BranntweinS" zu sein, so salbungsvoll und ohne daß eS Etwa- koste,, widerlegen läßt. Wenn sich für da- Gesetz überhaupt eine Mebrbcil zusauimeiisiiidet. so wird diese jedenfalls nur eine sehr geringe sei». Im Eciitrum wenigstens hat man cS ganz »nd gar nicht eilig niil seiner Zustimmung, und gerade von ultramontaner Seite wird die Besoraniß ausgesprochen, daß der Enlwurs, bei aller Anerkennung seiner sittlichen Ten denz, doch wohl nickt genügend juristisch durchgearbeitet sei, um den polizeilichen und richterlichen Organen die geeignete Handhabe zur Anwendung zu bieten. Die scharfsinnigen Aus stellungen, die drr srciconscrvativc Abg. von Schwarze an der Vorlage machte, sind durch die Beschlüsse der Eommission nicht nur nicht gehoben, sondern es ist durch die letzteren nach allgemeinem Urtheil ein wo möglich noch verschwommeneres Gebilde hergestcllt worden. Vom Rheine, der „Pfassenstraßc", werden neuerdings wieder wundersame Dinge gemeldet. Vor Kurzem berichteten rheinische Blätter, daß der Eaplan Aengcnvoort zu Dülken durch Ministcrialrescript vom lv. Januar 1877 seiner Stellung al« ReligionSlehrer an der höheren Bürger schule genannter Stadt enthoben worden sei, weil er sich weigerte, den Overberg'sche» KatechiSmu« einzusühren und seinem Unterricht zu Grunde zu legen, wa« da- Königl. Provinzialschnlcollegium in Koblenz angeordnet hatte. „Da« fehlte noch, renitente Capläne an unseren höheren Lrkranstcttlen zu dulden, welche dem Provinzialschulcollegium den Gehorsam kündigen!" hieß e- damals in den Kreisen liberaler Katholiken de« Rheinlande-. Und beule? Heute berichtet der „Westfälische Merkur" in Nr. 130 seine« Blatte-, nachdem er den Sachverhalt mitgethcilt, wörtlich Folgende- „Bor einigen Wochen erging von hoher Stelle au« an Eaplan Aengcnvoort die Anfrage, ob er nicht geneigt sein würde, den Religions-Unterricht wieder zu übernebmen in der Weise, wie er ihn auch früher ertheilt habe. Dazu er klärte Dieser sich natürlich bereit; und nun kam am vorigen Sonnabend Herr Provinzial-Schulrath l)r. Li»»ig persönlich herüber, um die Sache endgültig zu regeln. — Somit hat man endlich eine unberechtigte Forderung, die man vor vier Iabren an den Rcligion-lehrer stellte, satten lasten und e« bierdurch ermöglicht, daß in dem ersten und notbwendigsten Unterricht- gegenstände wieder unterrichtet werden kann " Sollte diese Nachricht nicht amtlich deuirntirt werden, so wäre der Beweis erbracht, daß da« gegenwärtige EultuSministerium in Sacken de« Unterricht- der geistlichen Gewalt gegenüber völlig die Waffen gestreckt und dcn Gang nach Eanossa voll und ganz angekreten bätte. Einstweilen wird von liberaler Seite dem liberalen Sckulverrin für Rheinland und Westfalen empfehlen in dieser Angelegenheit nähere Erhebungen anzustcllen. Die tunesische Frage hat nun doch Herrn Eairoli zu Falle gebracht. W>e schon telegraphisch gemeldet, verlas am Freitag der Eabinet-ches in der Kammer eine Erklärung, welche besagt: Die Ereignisse in Tuni- hätten de« Oeslere» die Aufmerksamkeit der Kammer auf sich gezogen und der Re gierung c« zweckmäßig erscheinen lasten, der Kammer dies bezügliche Erklärungen zu geben, welche die Regierung auch heute bestätige. Indem da« Ministerium selbst seine eigene Bertheidiguna höheren Interesten unterordne, würde dasselbe heute keine Interpellation annebmen können und dir Inler- pellanlen bitten müssen, dieselben zu vertagen; aber diese Inter pellationen selbst enthüllten eine parlamentarisch« Situation, welcher die Regierung Rechnung tragen müsse zu einer Zeit, wo große politische Interesten und innere Reformen die Autorität », der Regierung und die Eintracht bei der Majo rität sorderlen. Ui» daher die Majorität, wie sich dieselbe am 30. v. M gebildet habe, ausrecht zu erhalten, habe da« Ministerium beschlossen, dem König «seine Entlassung eiii iureichen. Da- Ministerium hoffe, daß seine Nachfolger im Amte die von ihm begonnenen Reformen sortsetzen und zu Ende sübren würden. Der König hat da« EiitlaffungS- esuch deS EabinctS angenommen und Setla mit der Bildung de« neuen Ministerin»,- beauftragt; Sella hat den ihm ««heilten Auftrag angenommen. — Der genannte Politiker ist der Führer der EeiilrüniSpartci und demnach ei» Eabinet der Rechte» »nd der Centren zu erwarte». Wie r« heißt, wird da« Ministerium heute (Dienstag) „eugedilket sr»n. E« schweben Verhandlungen mit Eoppino (Innere«), Magliani (Finanzen), Bertole Viale (Krieg), Brin (Marine), Grimaldi (Arbeite»), Bellia (Justiz), Luzzati (Ackerbau). Sella selbst wird da» Aeußere übernehmen. Fall« Magliani ablehnt. wird Luzzati dir Finanzen Übernehmen. Der für dcn Unterricht desianirle Minister «st noch nicht be kannt. Die Aiisregung in Rom scheint eine groß« zu sein, lieber da- Verhallen Frankreich« in der tunesischen Frage spreche» sich alle Journale mißbilligend au«, in«, besondere wird von denselben hervorgehoben. daß die von Frankreich bi» zum letzten Augenblick abgegebenen Erklärungen die letzte» Entschließungen der sranzösischen Negierung nicht hätten vorhersehen lasten. Die Gerückte von angeblichen Be- zielmngen zwischen dem arabischen Journal „Mostakel" und Mitgliedern der italienischen Regierung werden in RegierungSkrcisen sür vollständig unbegründet erklärt. Im Allgemeinen kann angenommen werden, daß sich da« Eabinet Setla in der tunesischen Frage ebensowenig actionölustig zeigen wird wie da» verflossene Ministerin»» Eairoli. In Irland stehen jetzt die Verhaftungen verdächtiger Per sonen aus der TaaeSordnung. Am Mittwoch wurde in Eork John R. Hessermci», rin bervorragende« Mitglied der dortigen Landliaa, wegen Aufwiegelung zum Aufruhr ver- haslet und nach dem Gcfängniß m Linierick gebracht. Daß übrigen- die Agrarvcrbrcchrn trotz de» Ausnahmezustandes in Irland sich vermehren statt abnehmen, erhellt cm« einem amtlichen Ausweise, wonach im April 295 agrarische Aus schreitungen zur Kennlniß der irischen Polizeibehörden ge bracht wurden, das ist t50 mehr als i»> März. Unter den specisicirten Verbrechen befinden sich zwei Morde, ein Todt- schlag, zwei Mordversuche, 48 Brandlegungen und 100 Drohbriefe. Der Chauvinismus in Paris kennt keine Grenzen mehr. Alle Blätter iubeln über die Unterwerfung de« Bey« und sprechen die feste Ueberzeugung aus. daß keine europäische Macht Einspruch erheben werde. Man leugnet aber nicht, daß Tunesien sich heute vollständig in den Händen Frank reich« befinde. Tic „Mpublique Frantzaisc" zollt dem Eabinet Ferry ihren volle» Beifall und stellt die Untrrwersung aller zwischen Tunis, Algerien »»d dem Senegal wohnende» Stämme unter die Botmäßigkeit Frankreichs in ÄuSsickt. Der vom Bey Unterzeichnete Vertrag kam an Bord de- „Eastard" nach Frank reich. Auch in Regier ungSkrcisen herrscht die größte Be friedigung. Der Minister de« Auswärtigen, Barthelemy Saint Hilaire, erhielt Telegramme aus Wie», Petersburg und Berlin, worin von diesen drei Eabincte» die gute Aus nahme deS Vertrage« zwischen Frankreich und Tum« bezeugt wird. Im Auswärtigen Amte erwartet man von Seiten Italien« und Englands eine gewisse diplomatische Actio» und glaubt, daß die Cabiuete von Nom und London bcson der« Aufschlüffe über Biserta verlangen werden; Frankreich wird jedoch, wie man hört, keine Verpflichtung in Bezug aus diesen Hasen übernehmen, welcher der Schlüssel Tunesiens sei. Ein Telegramm deS „D. M. B " will wisse», die Nachricht, daß Fürst Bismarck in Rom gegen dcn italienischen Antrag: zur Regelung der Tunisfrage einen Eongreß einzuberuse», energisch Verwahrung eingelegt hat, mache in Pari» außer ordentlichen Eindruck. Zwar schwiegen alle Journale bis jetzt diese Thatsachc todt, aber in maßgebenden französischen Kreise» inacke luan kein Hehl auS der Freude und glaube erst jetzt ganz sicher zu sein, daß keine Verwickelungen cnlstehcn werden. Wir knüpfen an diese Mittheilungen eine Reihe Tele gramme. welche vom Sonntag datwt sind uud da» Bild der Lage in Paris vervollständigen: Dcn Angriffen der englischen Blätter au« Anlaß deS Vertrag» mit Tunis gegenüber weisen die Pariser Journale aus England« Verhalten bezüglich EypernS unv de« TranSvaallandc« hin. —Nachrichten auS Tunis zufolge ist der Bey leicht erkrankt; wie es beißt, hätte derselbe vor Unterzeichnung de« Vertrag- am 12. d. M. einen heftigen Wortwechsel mit Mustapha Pascha gehabt und Demselben vorgeworscn, daß er ihn getäuscht und ihm den militairischen Beistand Italien» zugesichert habe. — E« beißt, daß Geryville in drr Provinz Oran von 15.000 Arabern unter Anführung von Sidi-Kabdourben-Hamza. dem Chef der Oulad-Cidi-Scheikh. cernirt sei. Eine französische Eolonnc von 1200 Mann, darunter da« zweite Regiment der Chas seurs k Airigue, ist zur Hülfe und zum Entsatz abgesandt. Beunrudigende Depeschen sollen vom Generalgouverneur von Algier eingelausen sein, doch sei, so heißt eö. hierfür keine anderweitige Bestätigung. — In der Kammer erklärte Ferry in Branlwortung einer Anfrage de» Fürsten Leon betreffend da« Teeret, welche» den KrirgSminister Karre im aktiven Eadre beläßt: Farre gewann >870 eine Schlackt und rettete da« Land, »nd soeben organisirte er die Expedition gegen Tunis, wa« ihm Frankreich nie vergessen wird. (Beifall.) Er war >870 DivisionSgenrral und wurde durch die Com mission de« Grade» der Versailler Kammer nur au» politischen Motiven degradirt, welchen die jetzige Regierung keine Rechnung trägt. (Großer Beifall.) Damit war die Angelegenheit er- ledigt. — Die Wahlgesetz-Commission genehmigt« den Bericht Bovffet'S, drr die Verwerfung de« Antrag» Bardour beantragt. — Der Unterricht-minister verlangt 120
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