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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188105200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-20
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1881
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ikrfchetut täglich früh 6'/, Uhr. Lrt«t1ion »«> Lr»r-M«» JohanneSgafle 3S. Sprechlt«»-»« der Ked«ti<«: Vormittags 16—13 Uhr. ^ Nachmittags 4—S Uhr. W, n, nun»»»« «m,ri-»»trr «»»uicri»» ««<» ßch »>« N«»«ni»u nutzt »irdmtuch. »»»»«« »er für »te «rchftf*l,e«»e A»mer hesti»«te« Ausernte an 8«chent«gen hi» S Uhr Nachmitta,«. «<«»«» ««» Festtage« sröh hi»Uhr. Zu de« Fiti«le« für Ius.-Äunahmr: Lite Kleann, UntversitütSstraße 22, Lauts Lssche, Katharinenstraßt 18, p. nur hi» Uhr. UtWigtr.TagtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Meß-Auflage I«,8SQ. ^donnemrntspreis viertelj. 4'/, Mtl., mcl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 16 Pf. Nebüdren für Extrabeilage» ahne Postbesördcrung 38 Mk. mit Postbcsürderuiig 48 Mk. Inserate ßgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis, verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höherem Taris. Kerlamrn unter den Nedartionsstrich die Lpaltzcile 50 Pf. Inserate sind stets an die vppeditta« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenunieramlo oder durch Post nachnahme. 14«. Kreitag den 20. Mai 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. VekauutmachLUg. Die Mitglieder de» Raths und des Stadtverordneten- EolleglumS »verden zu einer «itttvoch den LS. diese» Monat» «bend» «V. Uhr im Saale der ersten Bürgerschule abzuhaltenden gemeinschaft lichen Sitzung eingcladen. Zweck der Sitzung ist die Wahl von Mitgliedern der Musterung- - Commissionen für den Dserdebedars der Arniee und deren Stellvertreter, sowie dreier Taxatoren und deren Stellvertreter. Leipzig, am 18. Mai I88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Wo Vr. Georgi. Langem cmn. > lairS eingeweiht, welche» der ossicibse Telegraph alsbald in alle Welt verbreitet hat. Der heute ausführlich vorliegende Inhalt desselben ist überaus vielseitig, der Ton, in welchem > e- gehalten, fast überschwänglich hoffnungsvoll; die Grnnd- idee indessen ist die Beibehaltung der absolutistische« Staatsform. Dt« Misscthäter führten — so wendet sich da- Circular an die Gomerneure — nicht nur ein Attentat aus den Kaiser au-, sondern auch auf die Gelbstherrschergewalt, die Grundlage unsere» Staat»baue«, in welchem unser ganzrS Volk srit undenklicher Zeit de» Schutz seiner Unabhängigkeit und da» Unterpfand scinrr Wohl- fahrt und friedlichen Entwickelung erblickte. Der Grund der schreck- lichen Ereignisse sei aber nicht allein in den unmittelbaren Urheber» derselben zu suchen, sondern liege tiefer: iu der de» religiösen Boden» und der sesten sittliche» Grundlage entfremdeten Kindererziehung, in der Um Hang len der Behörden, in der nachlässigen Erfüllung'der Obliegacheiteu und in der Gleichgültigkeit gegen da» allgemein« Wohl seiten« Meter administrativen und Eommunal-Beamten, in jenem ge- s winnsüchttgeu Verhalten zum StaatS- und Gemeingut, gewohnte Rührigkeit, ein heimliche» »nd bastigeS Eouliffcn- spiel, dem man auf liberaler Seite mit stiller Verwunderung unk einer gewissen ironischen Neugier zufiedl Diese kleine Partei möchte, bevor sie in der heiße» Wahlschlacht de» > Herbste« von reckt- und links total ausgericben sein wird, noch ein große« Werk vollbringen und dem Fürste» BiSmarck die lange gesuchte Majorität schaffen, ohne daß er eü »ölbig bätte, mit'dem Centrnm bindend zu pactiren, und ohne daß er aus der anderen Seite den Nationalliberalen Eonccsiioiien zu machen brauchte. Wie Da» möglich sein soll, wird ei» Rätbsel bleiben, aber e» scheint, al» ob der Abg. v. T r e > t s ck ke die Quadratur diese» Eirkcls gesunden halte. Nach Andeu tungen au« der ..Gruppe" ist sogar zu vermerke», daß dem nächst in Broschiirrnsorm oder sonstwie m öffentlicher Wcste ta» merkwürdigste aller Reccptc für die Heilung unserer inneren Zustände weiteren Kreisen zugänglich geinacht werden soll. Jene« halbversprengte parlamentarische Häuslein denkt so: Anfang und Ende der BiSinarck'schen Steuerpolitik ist da» TabakSiiioiiopol; um diesem die Bahn zu bereiten, sind die Städtische Eiukominensteuer betreffend. Der erste Termin der städtischen Einkommensteuer ist den R«. Mai diese» JahreS und zwar «it dein sechsfachen Betrage deS rtasachea EteoersatzeS fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihr« Steuerbeträge spätestens binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an die Stadt-Sleucreinnahuie, Brühl 5l, 2. Stock, bei Bernieidung der »ach Ablauf dieser Frist gegen die Säu migen eintretenden Maßnahnre» abzusilhrrn. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 13. Mai 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Die persönliche Anlage für die epangeltsch- lutherische« Kirchen in Leipzig betreffend. Aus Grund von tz 7 deS Regulativs über die Erhebung der Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom 10. Juli 1879 wird andurch bekannt gemacht, daß die zuL^deckunq der tzehlhatritg« de* hststge» Parochwn ansznbrin^r». den pcrsönlicucn Anlagen von allen mit über 800 Mark jähr lichem steuerpflichtigen Einkommen zur StaatSeinko«»nen- strner geschätzten beitragspflichtigen evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen mit neunzig Procent des einfachen städtischen Steuersätze» auszubringen und davon fünfzig Procenl zum ersten und vierzig Proceul zum zweiten städtischen Einkomuicnsteuertermine zu entrichten sind. Die erste Rate gelangt demnach den 1v. Mai diese» JahreS zur Einhcbung und c» werken die Beitragspflichtigen aus gefordert. ihre Beträge binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an die Stadl Steueren,,,ahme, Brühl bl. 2. Stock, abzusühren, da widrigenfalls „ach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen die gesetzlichen Maßnahmen einzutrelcn haben. Diese Bekanntmachung gilt al» legale Be nachrichtigung der tsontribnentea. Ttwatge Reclamationen sind binnen 3 Wochen, von dem erstmaligen Abdruck dieser Bekanntmachung ab ge rechnet. bei der Steuerabthriluug de» RatheS, Brühl 5l, 3. Stock, anzubringe». Insoweit Rcclamationcli sich gegen die Höbe der der Veranlagung zu Grunde gelegten staatlichen Einschätzung richten, lind selbige al» »»zulässig rurückznwciscn, doch sollen die aus Reclamationen gegen die Einkommensteuer erfolgten Entscheidungen ohne Weiteres für die Herbeiziehung zu den kirchlichen Anlagen Gültigkeit haben. Leipzig, den l3. Mai 188l. Dcr Rath d«r Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. In der Flur Reudnitz und zwar in der Wilhelm-, Albert Carola-, Victoria«, Dorothecnstraße und im Mühlwege, sowie in dem Anger-Thonberger Hohlweg sollen MacadamisirungS- und Pflasterarbeiten hergestcllt und an einen Unternehmer in Accord vergeben werde». Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im RatyhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14. au- und können daselbst eingcschcn resp. cuiuoinmen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „MaradamisirungS. und PstastcrungSarbeiten in den Straßen von Reudnitz" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 36. Mai l88t. Nachmittag- 5 Uhr, abzugeben. Leipzig, am 13. Mai 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. EichoriuS. . . » - - und Gemeingut, welche- in Rußland eine so allgemeine Erscheinung bilde. .. 'ktzi-ni Gesellschaft sei die Erklärung I tz^eij's einmal äbaelchnlen Projekte wieder vorgelegt worden. § zu suchen für „ne trostlose und allgemein ancrkannle^Ersche,nnng, I ^ Reichstag und in erster Reibe die Nationalliberalen , pxrxn Verwerfung den praktischen Beweis von der Un daß die großen weit angelegten Reformen deS Hingeschiedenen Kaiser» nicht den erwartet« Ritzen brachten. Das Mamsest vom 29. April habe die Grüße de- Hebels und dir Ausrottung desselben durch die oberste Gewalt als beschlossen bezeichnet. Die große mühevolle Aus gabe könne »ur gelöst werden durch den Selbstherrscher, der stark sei durch die lreue und unbegrenzte Liede seines großen Volkes und in engem unvrrbrüchlichcin Bunde mit ihm. Ta» Wort des Kaisers habe Alle zur Miihülse ausgcrufe» und da- Ziel vorgezeichiict. Die erste Aufgabe, die Ausrottung der aufrührerischen Bestrebungen, köun« uur mit eurrgischer Hülse der Gesellschaft gelöst werden. Die Brwrauug gegen die Jude» in den letzten Tagen sei ein trauriges Beispiel dafür, wie Leute, welche Thron und Vaterland er- geben sind, böswilligen Einflüsterungen folgend, m völligem Un- verstand« ihrer Handlungen zu solchen Ausschreitungen gelangten. Solche Störungen der Ordnung sollen nicht nur aufs Strengste »er« folgt, sondern ,h»en vorsorglich vorgebcuat werden. Die Befestigung von Glauben und Sittlichkeit und die Vernichtung von Lüge und Veruntreuung sei die zweite Ausgabe. Es sei eine allgemeine Er- scheinung unserer Zeit, daß man nicht wählerisch in den Mitteln und der Anwendung ungesetzlicher Wege bchus» Erreichung von Ge winnen sei» «der die sittliche Reinheit und der Glaube an die ge- stellte Ausgabe und der trenr Dienst sollen die heilige Pflicht für Alle und Jeden und besonders für dir nächsten Diener des Kaiser« sein. Die Veruntreuung muß aufhören und allüberall verfolgt werden. Nachdem sodann t» de« Ltrrular »ns die unzwriselhaste bereit- willige Mlthülk» de« Adels hinaewiesen ist. hritz es: Mögen der Adol, che Landschaften »nd die Stiidte fest überzeugt sein, dn> dt« ihnen verliehene» Rechte nach Allerhöchstem Willen ganz unantastbar bestehen bleiben sollen und daß die Regierung Alles ihun wird, um alle im Grunde gelegten Reformen thatsächlich zu verwirklichen. Auch die Bavern sollen die schädlichen Gerüchte nicht glauben und vollständig versichert fein, daß nicht nur die ihnen gewöhne Freiheit und ihre Recht« gewahrt bleibe», sondern daß auch die Regierung damit beschäftigt ist, die aus den Bauern ruhenden Lasten möglichst zu erleichtern und ihre sociale und wirthschafrlichc Lage zu vcrdeiser». Das Circular schließt dann mit de» Worten: „Die Regierung wird zugleich unverzügliche Maßregeln ergreifen, welche der lebendigen Antheilnahme der örtlichen Faktoren bei der Ausführung der kaiser liche» Absichten den größtmöglichste» Erfolg sichern." Man darf gespannt daraus sei», in welcher Weise die Thalen den Worten Jgnatieff'S entsprechen werden, und ob e« der Wahrheit gemäß ist, daß die beiden Häuptlinge de« PanslaviSmu», Pel'edoiieSzew und Katkvw, die Männer sind, ivelche dem neuen Minister dar Portefeuille in die Hand gedrückt haben. Beide Herren sind keine Staats männer. Herr Katkow ist ein praktischer Journalist; von dcr La^ze und den Bedürfnissen de- Lande- hat er nicht die min deste Idee. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bricht für Ignatiess im ossiciösen Austrage eine Lanze. „Wir glauben, schreibt da» Regierungsblatt, daß das Ausland keine» Grund und keine Berechtigung hat. sich über die Ernennung deS Grasen Ignalicff zum Minister des Innern zu beunrubigen, und hoffen im Gegentheil, daß seine hohe Begabung und sei» in der Schule deS auswärtigen Dienstes geschärfter Blick e« ihm mög lich machen werden, die innere Entwickelung Rußland- aus die Bahn derjenigen Reformen zu bringen, zu deren Vorbe reitung taö jüngste kaiserliche Manifest' gewiß mit Recht die Machtvollkommenheit der kaiserlichen Gewalt zunächst für er forderlich und sür daS kürzeste und sicherste Mittel ansiebt." WaS uns anbetrifft, so wollen wir abwarlcn, ob die Hoff nungen der Berliner Ossiciösci, sich erfüllen werden. vr. Georgi. Vtlranntmachimg. Am 14. lnzj. in den Mittagsstunden ist in dem Speicher de« Speditionsgeschäft- von »Ucker Brühl 52, ein »» einem Auszug gehöriges starke« Seil durch Einschnitte mit einem scharfen Instrumente böswilliger Weise so beschädigt worden, daß dasselbe sodann beim Ausziehen eines Kollos zerrissen ist. An eben diesem Auszüge ist da« Seil schon iu der Lstermcsse 1886 auf gleiche Bei!« zerichmtte» worden. Indem wir bitten, olle hierauf bezüglichen, zur Ermittelung de- ThäterS dienenden Beobachtungen ungesäumt unserer Lriminal- Adtheilung mitzutheilen, bemerken wir, daß der Inhaber der ge nannten Firma eine Belohnung von vierzig Mark für Deujrnigeu ausgesetzt hat, durch den e< gelingt, den Frevler zu ermitteln. Leipzig, am 19. Mai 1861. Das P»ltzeta«t »er Etn»t Leipzig. vr. Rüder. Hohlscld. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 20. Mai. . Der neue russische Minister de« Innern. Graf Jan n«ss, hat seinen Amtsantritt mit dem Erlasse eine« Wir erfahren, daß eS seit Wiederbeginn der Sitzungen besonder« Fürst BiSmarck ist, dcr auf die Erledigung der ReickStagSgeschäste vor Pfingsten dringt. Man ver- muthct, daß diese Eile weniger dcr Sorge entspringt, die über Pfingsten hinaus verschobenen Vorlagen würden wegen Be- schlußunsähigkeit deS Hauses rcsultatloS bleib-m, al» dem Um stande, daß die mit der definitiven Besetzung de« Ministe riums des Innern zu erwartende Schiebung in den höbe» Verwaltungsstellen das Reichstagspräsidium in Mitleidenschaft ziehen würde, so lange dcr Reichstag »och versammelt ist. Es wird mit Bestimmtheit versichert, daß Herr v. Goßlcr, wenn er nicht selbst Cullusminister werden sollte, doch auch keincnsallS ttiiterstacitSsecretair unter dem neuen Minister bleiben würde; die erstcre Möglichkeit ist aber immer noch nicht ausgeschlossen, so standhast auch die aegentheiligen Be bauptungen immer wiederholt werden. Eine Entscheidung ist eben an höchster Stelle noch nickt getroffen, und es hat noch alle» Anschein für sich, als ob bisher nur mit mehr als gewöhnlichem ossiciösen Geschick dem Ecutrum ein Schreck bild vorgchaltcn worden wäre. Also in Wahrheit: lupn» in knblll»! Bei der Fortsetzung dcr Berathung deS Gesetzentwurfs betreffend die Bestrafung der Trunkenheit nahm die Commission in ihrer Mittwoch» Sitzung die in der ersten Lesung gestrichene Strafschärfung durch Beschränkung der Kost ans Wasser »nd Brod in da» Gesetz wieder aus (mit 8 gegen 4 Stimmen). Sie beschloß, daß bei der gegen rück llige oder gewohnheitsmäßige Trinker erfolgenden Vcr urtbeilung zu einer Haflstrase da» Gericht aus Schärfung der Hast durch Schmälerung der Kost erkennen kann und daß alSvann die Schmälerung in der Weise stattfindet, daß die Kost je einen über den andern Tag aus Master und Brod beschränkt wird. Tie Schärfung soll nach 6 Wochen in Weg fall kommen und überhaupt nicht vollstreckt werden, insoweit der körperliche Zustand de« Lerurtheiltrn die Schmälerung nicht zuläßt. — Der tz. 4 der Regierungsvorlage wurde anch in der zweiten Lesung von der Commisnon nicht angenomnicn. Zur Parteitage wird uns au« Berlin geschrieben: Die Gruppe Lvlk entfaltet seit Kurzem eine ganz Un umgänglichkeit deS Monopol« führe,, möchten. DaS ist jetzt zur großen Genugtbiiung de« Reichskanzler» geschehen (bei läufig bemerkt, sonderbare Zustände, in denen Vorlagen ein- gebracht werden ,»,t der Absicht, daß sic scheitern sollen), kaS Monopol bleibt also alS fester Körper i» der Retorte zurück, nachdem die übrigen Steuer-Entwürfe sich gas förmig verflüchtigt haben. Mustert man nun die Par teien nach ihrer Sympathie oder Antipathie gegenüber dem Monopol, so ergicbl sich nach dcr Ansicht der Mitglieder der Gruppe, daß die Conservativcn ausnahmslos sür dasselbe sind, daß dasselbe von den süddeutschen „Liberalen" (womit ,n diesem Falle die Gruppe selber gemeint ist) gilt, daß end lich (und hier ist der entscheidende Punct) die Elsaß- Lothringer, die bairischen und schlesischen Ultramoii- tanen ohne Rücksicht auf die politische Richtung ihrer Partei auS fachlichen Gründen und als ausgesprochene Ankänger deS TabakSmonopolS dasselbe annebinen werde». Nach dieser Be rechnung würde Fürst BiSmarck klare Bahn vor sich sebcn und aus die Durchsetzung seines finanzpolitischen Ideals auch ohne förmlichen Pact mit dem Centrum hoffen können. Es kommt also (immer nach der Ansicht der Gruppe) daraus an, daS TabakSmonopol in geeigneter Weise zur Wahtparo'e zu macken und aus eine Berinebrnng ihrer eigenen Mandate -rnd eventucll auch der Frricoiiscrvativen un, etwa ein Dutzend hinzuwirken, um eine zuvrilässige und willige Majorität slir den Reichskanzler zu schaffen »md Diesen definitiv von Herrn v. Bennigsen loSzulöscii. So künstlich und zerbrechlich nun dieser Pla» ist, so wäre eS doch gefehlt, daS unter Umständen Gefährliche desselben sich verberget» zu wollen. Man braucht sich nur eininal die Frage verzu- legen, ob Fürst BiSmarck eine solche Eombinatiou gern sebcn würde oder nickt, um au» dcr nolbwendigen Bejahung dieser Frage auch te» Schluß zu ziehen, daß eventuell der »öthige Hochdruck aiigeiventet werke» würde, um die Wablpropagauda in dem aiigedculeleu Sinne zu letten. In drei Fällen Hutter einander sind jetzt wichtige Vor lagen, die Wchrstcuer, da» VerfassuiigsänderuncpS ge setz, die Brausteuer abgelehnt worden, ohne daß lick mich »ur eine irgend ins Gewicht sallcnde AchtungS-Minorität für die Vorschläge der Regierung erhoben hält«. Man pflegt m Preuße» derartige Vorkommnisse nicht so tragisch zu nehmen wie in ankeren Ländern. Ter Reichskanzler hat neulich sogar ciuSeiucnidergesetzl, daß er cö für seine Pflicht halte, immer und immer wieder mit wein» auch »och so auüsicktsloscil Vor lagen zu kommen, sofern die Motive, ivelche die Regierung einmal zu ihren gesetzgeberischen Vorschlägen vcranlaßlen, un- geschwächt sortbcsiänten, und auch dcr Schatzsccrclair Sck olz bat angcdculct, die Braustcuervorlage werte dcinnächst wieder erscheine». Wir sollten aber dock denken, die Erfahrungen der letzten Tage mußten auch die Regierung überzeuge», daß diese Anschauung fehlerhaft und ihren eigenen Interessen »actsthcilig ist. Es kann ihr Ansehen doch un möglich befördern, wen» ihre Gesetzcnlwürse dermaßen unter dem allgemeinsten Widerspruch zu Bode» fallen. Und iu einer Zeit, wo man durch zweijährige Budgelberatlmiigen die lieber last der parlamentarische» Arbeit zu erleichtern verschlägt, sollte man dock auch die sehr erhebliche Zeitvergeudung, welche mit der Berathung von zum voraus verurlheilten Gesetz entwlirscn begangen wird, nickt gering anscklagcn. Mehr Rücksicht aus die uiizwcidcutig kundgcgebcnc Stimmung tcS Reichstag», mehr Berechnung der doch wahrhaftig nicht schwer erkennbare» Aussichten müßte sür die Regierung in ihrem eigenen Interesse die Lehre auö den Abstimmungeil der letzten Tage sein. ES ist schweres Geschütz, welches der Reichskanzler gegen Hamburg a»fsährt, und die vagen Eoindiiiativnen die von ei»cni günstigen Verlaus dcr Vcrhankluiigen zu de richte» wußten, konnte» nickt drastischer widerlegt werden als eö durch die Anträge Preußens beim Bundcsratb geschieht, einmal, als Termin für die Einverleibung der Unterclbe iii den Zollverein den l. Oktober d. I. anzuiiebmen, tan» aber, die Zollvereinöniedcriage in Hamburg auszuhebeii. Tie letztere Maßregel entspricht ausfallend den Vorschläge», mit welchen Herr v. Trcitschke im Aprilhcst der „Preußischen Jahr bücher" den Widerstand der Hansestadt zu brechen empfahl, und die Vermnthung wird daher beinahe zur Gewißheit, daß dieser Pfeil schon lauge in Bereitschaft gehalten war. Was aber den ersterci, Punct des neuen CernirungS- und Au» liungerungssystemS. die Einbeziehung dcr Uulcrelbc in den Zollverein, anlangt, so wird eS jetzt aus verschiedenen Seilen »» Reichstage bitter genug empfunden, daß die Volksver tretung selber dem Fürsten BiSmarck hierzu da» Mittel in die Hand gegeben, alS sie am 10. Mai 1880 mit l38 gegen l>6 Stimmen den Antrag Delbrück ablelnte, wonach „die zur Zeit a»s der Elbe bestehende Zollgrenze »ur durch Gesetz an eine unterhalb dieser Grenze telegene Stelle werden sollte". Tic „Provinzialcorrespondenz" lischt seit einiger Zeit allwöchentlich ihren Lesern eine Betrachtung über die national liberale Partei aus. Tie ossieiöse Weisheit wird dabei in einem übelwollend-nörgelnden Tone vorgelragen I» ihrem letzten Leitartikel führt da- bcsthamtlichc Blatt au» daß e« die Folge der FractionS-Politik sei, wcnn die Nationalliberalen heule eine Stellung zur Steuerreform in ihrer praktischen Verwirklichung entnehmen, welche keines weg» mit ihren früheren Kuntgehungen über die Rcjor», Allgemeinen im Einklang sieht. ES wirv zum Beweise kesse» auf taS Vertrauensvotum hinge,vieseii, welche« Herr verlegt von Bennigsen im April 1877 dem Reichskanzler erthcilte unk worin er slir sich und seine Freunde die Mitwirkung bei der WiithschaslSrcform in Aussicht stellte. Damals aber habe »err v. Vennigsc» bereit» Kenntniß von den Zielen de- KanzlcrS gehabt, der in seiner Rete vom 22. Novcmber 1875 ich deutlich darüber ausgesprochen habe. Hiernach — so schreib! daS halbamtliche Blatt — ist eS eine bloße ÄiiSslucht der Liberalen, das) Fürst Bismarck erst durch seine Sleucrresori» und vollends durch seinen neuen Zolllaris das vorher bestehende Einvernehmen gestört habe. Sie wühlen, als sic ihn« das erwähnte Vertrauensvotum gaben, bereits im Allgemeinen, was er unter Stciierrcsorni verstand; sie wußten überdies, daß eine Stcuerresvrm in seinem Sinne ohne einen ander» Zolllaris gar nicht möglich war." Weiler kommt die „Prov.-Corr." aus ihre Dar legungen über die Ziele der Reform zurück, welche aus der Zeit des FinanzministerS Hobrecht stamme», und knüpst daran folgende Lchlußdcstimmung: „Der damalige Finanzmimstcr ist heute einer der Führer der nationalliberale» Partei. Umsomehr ist zu er warte», daß diese Partei, indem sie die Mittel und Wege, ivelche die Regierung zur Erreichung jene« Zieles ciilgeschlagcii hat, ihrer- citS verwerfen zu müssen glaubt, doch sür eine anderweitige Vcr- wirklichung jenes Programms ihren ganzen Einfluß verwenden werde. Die von verschiedenen Seiten verbreitete Nachricht, daß. nachdem die VerfassungSändcrungs-Vvrlage abge lebt» worden, auS der Mille de» Reichstags heraus noch ein Gesetzesvorschlag wegen Einführung sünsjähriger Legis laturperioden beabsichtigt werde, ist insoseril richtig, als in den Reiben der Freiconscrvativen ein derartiger Gedanke in der Thal a,»getaucht ist. Doch hat derselbe neck keineswegs die Gestalt eine» förmlichen Antrag» angenommen. Wir möchten auch glauben, daß die Urheber de» Gedankens selbst bei näherer Erwägung finden werken, wie wenig zweckmäßig bei dcr der- nialigen parlauienlarischen Geschäftslage die Wiedrranrcgung o tiesgrcit'cnder Fragen sein würde. Die schon zum Voraus in der Presse vielbesprochene Generalversammlung der sorialconservaliven Vereinigung unter Vorsitz deS Herrn von Fcchcnbach ist am DienStag Zu Berlin eröffnet worden. Diese neue Spielart cvnservativer Parteibildnng, deren eigentlicher Ebarakler und eigentliches Ziel auch in den Reiben der eigenen Anhänger neck nickt zur Klarheit sich burchgeningen zu haben chcint, hat selbst bei den nahestehenden Parteien der Deutsch- conscrvativcn und Ultramontanen bisher lüble und zweifelnde Zurückhaltung gesunden, wie schon das Fernbleiben aller namhaften Männer aus parlamentarischen Kreiien beweist. Der erste BcrhandlungStag bat sich nur mit de» neuerdings o viel erörterten JnnungSfrage beschäftigt »nd den Beweis >eliesert, daß die Parte, n dieser Frage Beskrcbnngrn ver- olgt, die noch weit über die dermalen im Reichstag zum Aus druck gelangten conscrvaliv-klerckalcn Forderungen HliiauSgchen. ivcnn auch einzelne gemäßigtere Stimmen sich vernehmen ließen. Diese Vereinigung siebt aus dem Boden starrsten Znnstzwangeö nnd erblickt in Dem, was jetzt im Reichstage zil Stande kommen wird, eine ganz unzulängliche Abschlags zahlung. Man darf gespannt sein, was sür Grundsätze über andere social-wirthschasttiche Fragen hier zum Ausdruck koiiimcn werden. DaS llebermaß dieser Bestrebungen »lacht cS wohl begreiflich, daß klügere Eonscrvalivc sich sernhalten. Wie auS Wien gemeldet wird, wurde am Mittwoch eine Metallarbeiter-Versammlung in Simmering, in welcher- Socialdemokraten großen llnsug verübten, polizeilich aufgelöst. Mebrrre dcr ärgsten Schreier sind verhaftet worden. — Aus Graz wird uns vom l7. d. berichtet: Bei drei hier nnlängst zugereisten Arbeiten», die sin Verdachte 'leben, socialdcinokratischc Scndlinge zu sein, sind gestern zur Durchsuchung ihrer Wohnungen Polizeibeamtc erschienen. Bei einem der Arbeiter, der zuletzt in Pest sich ausgehatten. sind auch wirklich socialkcmokratische Schriften, die von Most in London stammen, und verdächtige Briese gesunden worden. Selbstverständlich hat die Polizei die rothen Wandervögel in Hast bcbaltcn. AuS Böhmen wird berichtet, daß dort sämmtlichc Pfarrer im Aufträge deS CartinalS Fürst Schwarzenberg in ihren Psarrsprengcl» Tbeilnehmer zur slavi scheu Pilgerfahrt »ach Rom zu werbe» suchen, die im Juli d. IS. statlsinden soll. Die Weisung an die Pfarrer lautet dahin, nur wohl habende Wallfahrer zu sammeln, welche in dcr Lage, die Reise nach Rom auS eigenen Mitteln zu uiilernehmc». In Prag selbst wird in den »iltramonlanen Kreisen sür die Wallfahrt bereits lebbast agitirt. Die italienische MimsterkrisiS harrt noch immer einer definitiven Lösung. Wie verlautet, bat der Deputiere Sctla die Verhandlungen mit einigen Deputieren der Linken bebuss Bildung eines EabinelS. in welchem die verschiedenen Frak tionen deS Parlaments vertreten sein sollen, wieder aus genommen. Die griechische Grenzfraae scheint nnnmebr ihrer Erledigung nahe zu sei». Die Convention, betreffend die Modalitäten der llebcrgabc dcr an Griechenland cedirlcn GebietSlhcilc. sollte beule linlrrzcichnet werden, da die aus- gelancklc» Schwierigkeiten behoben und »ur einigc mililairischc Einzelnbeiten scstzustcllcn bleiben, deren Ordnung bestimmt erwartet wird. Man hat in Paris Gewißbeit erlangt, daß dcr Brief de- Bey an Said Pascha nicht ein Protest gegen den Ver trag und rin Verleugnen desselben sein sollte , sondern viel mehr eine Entschuldigung tcS Bcy beim Snllan darüber, daß er sich untcrworsen habe. Der Bey ist durchaus gewillt, seine eingegangenen Verpflichtungen zu Hallen. Demnach wird auch Frankreich keinerlei Notiz nehmen von dem Ent schlüsse der Psorte, den Bcy abzusetzen, sondern im Gegcn- tbeil eventuell letzteren aus seinem Throne, de» Admachungc» deS Vertrags gemäß, gegen die Türkei schützen. Die Pforte freilich erklärt den Vertrag Frankreich» mit dem Bey sür null und nichtig; daß dieser sorinclle Protest aber ebne Wirkung sein wird, liegt auf der Hand. — Vom „Kriegs schauplätze" verlautet nichts NeueS. Die Bedingungen, welche den tunesischen Stämmen, die um Gnade bitten, gestellt werden, sind folgende: Ablieferung dcr Waffen^ die Verpflichtung, zum Vervstcgiingstiensle sür die sranzöiischcn Trnvpen mit,»wirken; Licscrnng von Schlachtvieh: Zurück sührnng der Greise, Weiber und Kinder in daS Gebiet der Stämme »nd Stellung von Geiseln. Ans St Petersburg liegt auch heute wieder eine Reihe sensationeller Meldungen vor. Wie verschiedene Blätter berichten, wurde der Bankier Baron Günzburg vom Groß fürsten Wladimir in Audienz empfangen, wobei der Großsürst äußerte, der Grund der Iudenhetze sei nickt die Alisregung gegen die Juden, sondern die Tendenz, überhaupt Unruhe» hervorznrnsen. — I», Katharinenkanal wurden unweSt
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