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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188105262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-26
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1881
- Autor
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G .; do. lU-Lerei» 101 be». ud« pr, 11. > «07.-. e ri060. ankvern, 160^L t« «7.10. « 7b.-. mm, »brr Z9LO. - K. > 006.-. tz 105L0. Llbetbal- -r. 138.50. ! 159.75. te 108.7b. >te 67.40. : S-st. . 607.S0. . Lalj. -r 13S.-. o 220.25. e 100.50. -t- 67.10. Loldrnue fest. ische West- xil 24.25. —. Ob«. Oder-User Weimar- l. «6.-. i-Anhaller . Stoatlb. Pr. 48L0. St.-Pr. ä 1. Sb2.-. i. Werra. Handel»- cr Lredit. nk 161.-. Dresdner Handels- k.Lesellsch. ank 94.40. Zeimorische kverein —. lnlou St^ ock 95.80. Hartmaau 75.- «etz. idvn k. S. dürft k. S. S. 174L0. ,1..101.70. . Oefterr. »ntr 67LO. lisch» kt^ Ruff. Prä» lulechelll. mt« SO.—. tr» 174.70. d Lahnen. n «09 .—. . Mainzer . Deutsche ö. Dort». »V. «chs. mir 67.—. II. Orient» Hessische Darm» dit 303»/.. S'/.. Rord- lto 220.—. ite 95.10, Lombarden ier S09.Ü0. !ü. Silber Neich-bauk- S73 S2'/... von 1872 Ungarisch« v—235^4. per Herbst 206.50 ^l. dignng: 21. Mai-Juni > ^ . Kün- per dlanng: —. Mai-Juni (Erste« Ballen. — ger Import 10.000 v. low midd» do. low orown <air ». good fair b, Oomra evelly good verlaust. „vandalia", lbehalte» i» ist mit der hmittag hier ser Glinde 4a" ist vo, m" ist vo» ' M» Hüll, nend, träfe» o» der Na» i«e) ist hier französische »e siberbringt antsche Pofst t»r-Damvsik lew-Bork: in irr „Lasior" »> der ksnial. Herda«; i, «astl." vo, » .Fdrtavia" «eff«»" v»a de»««»" »o» ia Phila. » Liverpool. Grschelnt täglich früh 6'/, Uhr. Restarts«» »ud Lrstrditi«» Johaaaeögasse 33. -Prrchkuudrn -er Kedarlio»: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmtttag« 4—6 Uhr. ftn »U «US,-»- »t»«tia-dl«r »»cht ft, »u Ued«,,»» »ich, »ervuwliq. >,»«H«e »er für »te «ichstfolgeu»« N«««er bestimmte« Jujerute a« S»che«tft«rn bi« S Uhr Nachmttta««. au stoun- un» Festtage» früh bi«'/,» Udr. 3« ste» Miale» für Jus.-Ijuuahme: vtt» »lemm, Universitätsstraße 22, L«ut« Lösche, Katharinenstraße 18, p. «ur bi» '/,S Uhr. ripMrr TagMiM Anzeiger. Organ fiir P-litik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 18,8V«. Ästonnementspreis viertelj. 4'/, 381.» incl. Briuaerlohn b Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Stummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesörderung 39 Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz »ach höherem Darts. Reklamen unter den Rrdactlonastrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet» an die vppedttta» zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruemiwernnda oder durch Post» Nachnahme. 146. DormerStag dm 26. Mai 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachllng. Degen Reinigung der Lokalitäten der sogen, großen Rath-» schbe^ bleibt dieselbe Freitag den S7. M«t dsS. I«. ge- Leipzig, am 20. Mai 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. vr. Wangemann. Vekauntmachung. Die von unS am 2. diese- Monat- zur ««der» weite« Dermieth««s versteigerten, zeither an die Herren R. Hösel L Co. in Chemnitz vermiethetcn GefchäftS- loceüttätea t»r Ttockhause, Ecke de- NaschmarktcS und Salzgäßchen», sind ver«iethet und eS werden daher in Gemäßheit der Berstciaerungsbevingungrn die unberück sichtigt gebliebenen Bieter ihrer Gebote hiermit ent lassen. Leipzig, den 23. Mai 18Sl. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Der am 21. April a. c. hier verstorbene Kürschnerobermeister Herr Heinrich Gustav Schwartzkopf hat der hiesigen Armeucasse tetztwiltiq ein Vermächtnis; von Eintausend Fünf Hundert Mark «u«gesetzt. Für diesen Beweis hochherziger Mildthätigkeit fühlen wir un» gedrungen, dem Verewigten unseren innigsten Dank in» Jenseits nachzurufen. Leipzig, am 20. Mai 1881. Da« Arnren-Directortnnr. Ludwig.Wolf. N. erledigt hat sich die, «nterm IS. April 1881 erlassene öffentliche Bekannt- machung, die Aufhebung eine- unbekannten weiblichen Leichnam- tm Pleißensluß hier betreffend, durch Siccoguo-ciruog diese- Leichnam«. Leipzig, am 23. Mai 1881. La» Polizei-Amt der Stabt Leipzig. - vr- ««der. Gcktzurdt Hrteidrbh' daß amD AremdlSwaWr Hier mmüeigt, daß er sein vom vormaligen SSnigl. Gericht-amir Werm».! hvm am 80. Deeembrr 1871 unter Nr. 118 au-gestrlltr- Dienstbuch i» »er erste« Hälfte de« Monate- April d. I. in hiesiger Stadt ver» lorea habe. Da- Buch wolle maa im Ausfinduugrfalle anher ablieferu. Leipzig, de» 23. Mai 1881. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. Mühlner. Auction. Freitag, de» 27. Mai 1881 vormittags 9 Uhr sollen an dem Garuifonlazareth bei Gohli» eine Anzahl eiserne Ocfen, Fenster, Dhüreu, Ga«- nnd Bleirohrr sowie alte- Bauholz aa den Meist, bietenden verlauft werden. Leipzig am 24. Mat 1881. Königliche Garntsonverwaltang. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 26. Mai. Der Reichskanzler batte am Dien-tag einen parla mentarischen EmpfangSabend. ES waren etwa 50 Reich-tag». abgeordnete, unter denen dir Fortschritt-Partei und da« Eentrum gar nicht vertreten waren, anwesend; von Rational» liberalen befanden sich nur die Herren Gneist und Laporte unter den Gästen, außerdem einige Mitglieder der Grupp« Schaust, Herr MoSle, der Mehrzahl nach Freieonservativ« und Deutschconservative. Außerdem warm ei», Anzahl Osfiriere und Damen anwesend. Nach dem Souper begab sich — wie r« fa einem Berichte der „Post" heißt — der Kanzler an einen Tisch, der von Abgeordneten umringt war, und führte mit denselben sehr lebhafte politische Ge- spräche über die verschiedensten Materien. Sehr orialnell erheiternd wirkte« die Ausführungen de« Fürsten über da« Thema, wie in Prnchea man stet« über den Wechsel der Männer an der Spitze de- Staate« sich befriedigt zeige, wenn auch diese Männer sich die h-chsteu Verdienste erworben Hütten. Der Kanzler illnstrirte Dies a, der Hand der Beschichte mit vielen pikanten Anekdoten auch au« eigmer persönlicher Erinnerung, indem er avch daraus aaspielte, wie »mm Leute» er selbst zu dauerhaft sei. lieber da» Uafallver- ficheruua-gesetz befragt, äußerte sich der Fürst iu ebeufo ge» mäßlgter als entschiedener Weise. ,Lch schreibe meine» Namen unter kein Besetz, welches eine Belastung de- armen Arbeiter- enthält." So erklärte er ausdrücklich unter Bezugnahme auf die Heranziehung der Arbeiter zu eigenen Beiträgen bei der Bersicherung gegen Unfall. In sehr eingehender Weise verbreitete sich der Kanzler über die Bedanken, welche er zum Theil in seiner Reichstag-rede gestreift oder erörtert hatte. Auf eine befriedigend« Einigung mit dem gegenwärtigen Reichötage über diese« neue und fchw erige Thema rechne er kaum; er lege aber höchsten Werth aus sachlich« Dlscussion de- Themas und wünsch« hanptsächlich zu wisse», ob er bei praktisch christlicher Lösaag der sociale» Frag« dm richtige. Weg rftyeschlaaen habe» ia da- richtige Beleise gekommen sei. Semer Mei» nuug «ach liege der Sieg über die lügenhaften Versprechungen »d schwindelhaften Idem, mit welchen die Führer der Socialdemokratie di« Arbeitrrmaffea ködern, namentlich in dem tkatkröfügen Beweise, daß der Staat oder, wie er in Parenthese beifügt«, »et m>- wird »a» sagm: der König sich der wirthfchaftlich Schnarchen and ve- drängten annehme, indem er ihnen Theilnahme and Schutz beweis«. Einem znm Krüppel Gewordene» müsse eine an sein« Perß» hastende Rente gesichert »erde«, damit er ia seine« Eiend nicht verstoße» nnd verlassen »erd«, sondern für eine Hnwholtnng ein, wenn auch aermae, Nutzen bringendes Glied sei. Di» Jdor, au« gleichartigen verns-closieu Verbünde zu bilden, «ch dm«u namentlich die iaad- wirthschaftUcheu Arbeiter künftighin der vohtthate» der Versicherung cheühast werden zu lasse», »hrtr der Rangier plastisch an« und erreMe damit lebhaften Beifall seine« Anditoriniu-. vezüglich der versichern,,«„»alt,n. Mich« nicht d«G Reich, sonder, die eimelam Staate, «sind« solle», sprach sich der Kmwier zuversichtlich dahin an«, dt« kleiner«» Anstalten dieser Art würde» sich al« »im leben-fähig ernwtstm nnd der ll« . AnsiaÜ sich natnrnothmendig nnd vm, selbst würde sein llRmsch: ein« Reich-anßakt »» gewinnm. erreicht w«m. Sehr kl« betom, der Kemjla^dnß er für die Gewicht en^te and seinerseit- ermangeln », die Aaitatioa hineiaznbriagm. Sä« dm Grsotg Gamdett»'« i« »nM 4« SM äußerte der Fürst, daß seiner Mrinnna nach für die klerikale Partei dieser WahlmoduS von erheblichem Borlheil sein werdr, den der leitende Mann in Frankreich vielleicht unterschätzt Hab«. Keine Partei sei so im Stande, die Parole für die Listenwahl in dm Departement» au-zugcben und rührig t» jedem Haus« zu betreiben, als diese Partei, deren geborene Vertreter, di« Geistlichen, Einflüsse und Zutritt überall hätten. E« werde sich jetzt erst erweisen, ob in Frankeich wirklich eine starke klerikale Partei existier. Ebenso wür- den in manchen Departement- die Bouapartistea zweifellose Erfolge erzielen. Der Kanzler kam aus die Präsidenten unserer Parlamente zu sprechen und zoll» dem vr. Simson die höchste Anerkennung. Bezüglich de- Decorum-. mit welchem der Präsident in anderen Ländern umgebe» sei, schilderte er sehr drastisch die eotrS« <lu Präsident in der sranzösischcu Kammer. Militairischer Trommel- schlag (jetzt Hornsianale) verkünden, daß der Präsident von seinem Palaste au- den Weg angetreten habe. Me Deputieren nehmen ihre Plätze ein und erwarten seine Ankunft. Bier Huissier« in Uni- form mit Degen geleiten dm Präsiden»» bi- -ur Thur de- SitzungS- saaleS und sein Eintritt wird durch dm lauten Ruf: „UonLkur Is präudsntl" vcrlündet, woraus er unter Bortritt dieser Beamten den Präsidmtmstuhl feierlich besteigt. Daß ia unseren Parlamenten in gleicher Richtung wohl Manche- gebessert und würdiger gestaltet werden könnte, wurde allseitig anerkannt. Unter diesen Besprächen, welche der Kanzler mit unerschöpflichem Geist und Witz weiter führte, indem er, sowie sein Auditorium, nicht vergaßen, dem vortrefflichen Bier alle Ehren zu enveisen, war e< 1'/, Uhr geworden, und die Gäste zogen sich, dem Gebot der späten Stund« solgmd, nur ungern auö dem gastlichen Hause zurück. . * . Wir erhalten über die Eoiree noch den folgenden inter essanten Specialbericht: „Der Eindruck, den die politischen Zünder undSchwärmer deSFürstenB iSmarckauf dessen gestriger parlamentarischer Soiree gemacht, ist überall ein höchst merk würdiger. Man kann ihn nicht überraschend nmnen, denn der Reichskanzler sagte Nickt-, wa» nicht au« der Natur seine-eigenen Wesen- und aus der Richtung unserer Tagespolitik bekannt war; man sollte ihn auch nicht als niederschiagend bezeichnen, da die Parteien und sonderlich die Liberalen keineswegs gewillt sind, sich einem zaghaft zurückschrrckenden Pessimismus gerade in dem Augenblicke yinzugeben, wo die Wahlen vor der Thür stehen und die höchste Lraslauspannung erfordern. 4lber das Gefühl ist nach der gestrigen Ttschred« de- Kanzler- doch gestiegen, daß die politische Welt vor den denkbar ernstesten Entwickelungen noch unbekannter Natur steht, daß die Ham burger Frage ebenso wie die staatSsocialistischcn Versuche und endlich die Frage nach der Untergrabung de« erwünschten Ausbaues unsere« Berfaffmrgülebrn« zu den härtesten Kämpfen führen könne». Fürst BtSmarck» d« sonst mit der ritterlichen Partei losigkeit de« Weltmann«« seine Einladungen an Mitglieder aller Fractionen ergehen läßt, hatte gestern nur gleichsam die „Garde« du Corp«" seiner Politik um sich versammelt. Das Centrum, diese unternehmbare Söldnerschaar, war sammt ihrem Führer Windt Horst übergangen worden, von den Liberalen hatten nur die Mitglieder der Grupp« Bblk sowie die Abgeordneten Laporte und Gneist das Zengniß der Zu verlässigkeit erhalten, die mehr nach links hi» stehenden Schattirungen fehlten. Seiten« eine« der Gäste wurde daraus aufmerksam gemacht, „daß hier eigentlich alle wahren Freunde der UnfallverstcherungSvorlage versammelt seien", und in der Thal war da« die ohne Zweifel beabsichtigte Signatur der Gesellschaft. Fürst Bismarck legte denn auch in der Unterhaltung auf seine socialpolitischen ZuknnftSplänc und auf die erste Verwirklichung derselben in dem fraglichen Gesetz da- Hauptgewicht. Er werde, so äußerte er sich, zwei«, drei- und mehrmal mit dieser Vorlage vor den Reichstag treten, er werdc sich mit der Gewährung von Krümmern" seiten« der Volksvertretung nicht begnügen, sondern aus dem ganzen volle» Projekt bestehen. Mit anderen Worten heißt da«: der Entwurf ist für die laufende Session geschei tert, und er sollte scheitern, weil er ln seiner theoretischen Gestalt gleich wirksamer zur Wahlparole verwendet werden kann, denn al« Product gequälter Eompromisse. Bei dieser Gelegenheit war r«, wo der Kanzler den Ausspruch «hat, der i» Foyer de« Reichstag« am melsteu glossirt wurde, daß er nämlich die Liberalen in demselben Maße stärker hasse, al« „seine Kräfte abnehmen". Um gerecht zu sein, wird man allerding« anerkennen müssen, daß ,hn die Liberalen gerade letzt recht sehr genirrn. besonder« in der Hamburger Frage. Thun sie'« auch immer hin im Interesse der Wahrheit und Geradheit zum Schutze der Verfassung und im Dienste de« schönen Gedanken-, daß da» Recht de« Starken nicht gegen, sondern für den Schwachen gebraucht werden solle, so kreuzen sie doch recht empfindlich die Pläne de» leitenden Staatsmannes. Wie sich Dieser über die Zollanschlnßfrage ausgesprochen, darüber liegen verschiedene Gerüchte vor, die zum Theil erheblich von einander abweichcn. Nach dem einen hat er nur geäußert, „die Angelegenheit sei für ihn persönlich ent schieden, ihm sei gleichgültig, was man im Reichstage dazu sage". Nach anderen Miltheilungen soll er gedroht haben, den Zolleiotritt zu erzwingen, „ev. auch gegen das Parlament". Dian ist im Reichstag geneigt, vorbehaltlich sicherer Mel dungen einstweilen die mildere dieser beiden Darstellungen für die richtige zu halten. Die Zusiänoe sind schon verbittert ge nug. alt daß «« uöthig wäre, sie ohne zwingenden Grund durch di« Aussicht unabsehbarer BersaflungSconflicte noch trüber zu gestalten. Die Abgeordneten, welche der Loire« bei- gcwohnt batten, bildeten heut« im ReichSlagssopcr und im Saale selber den Mittelpunkt von Gruppen, welche sich Über die gestrigen Vorgänge zu unterrichten wünschten. Besonder- eifrig zeigten sich die Ultramontanen in dem Bestreben, au- den-Tischgefvrächen de< Kanzler« ein« Richtschnur für ihr dem- nßchstige« verhalte» zu suchen. Die sicch leicht vorau«seheu ließ, hat die Antwort der revolutiopären Partei in Rußland auf da«Manisest Kaiser« Alexander III. nicht lange auf sich Watten lasten, vom 2>. April alten Stil« dasttte da« kaiserlich« Manifest, welche« da« Beharren der Regierung auf dem bisherigen Wea« kunbgab, und schon «un 2 Mai ging die Antwort der Nihilisten au« der neuen Druckerei der „Narodnaja Wolja" hervor. Der geradezu niederschmetternde Eindruck, de» die Entlastung Lori« Melikoff'- und der dadurch bezeugte Um- schwnng ia der kaiserlichen Politik in ganz Rußland hervor» rief, eignete sich trefflich daz«. der nihilistischen Agitation W»den zn aewmnen. Die Hoffnungen, die man au jungen Herrscher setzte, find mit einem Schlag« vernichtet, damit greift da« Verhänanißvoll« für dir russische Krone, Snzufriäruheit und Mißstimmung in Bedölkerung«krcise Mlche. dt» jetzt von den» -ist dä Rihilis«»s unberührt blieben. Mit einem Blick übersahen die Herren von dem ErecutivcomitS die für sie äußerst günstige Lage, die sie nicht bester al« mit ihrer jüngsten Proklamation auSzunützen ver- mocht hättm. Einer klugen Mäßigung iicb befleißigend, ubt da- Schriftstück, nachdem eS den Heldcnmuth der nihilistischen Märtyrer und Märtyrerinnen betont, eine rückschauend- Kritik an den Reformen Kaisers Alexander ll-, um dann dem jetzigen Zar ein Abbild jener Zckstände, in denen er die Negierung antrat, vorznhalten. , ^ Sn einzelne Absätze getheilt. beamnt d,e Vorrechnung der herrschenden Mißstände mit den Worten: De« Bauern Rechte sind nicht gesetzlich geregelt, sie hänge,, von admini strativer Willkür ab. Man versprach den Bauen, Grund und Boden, da- Versprechen blieb unerfüllt, weil habgierige Beamte sich die fettesten Aronländereien aneianeten. Der Arbeiterstand, besagt die Proklamation m ihrem zweiten Absatz, wird vom Laudwirth. vom Capitalisten und Fabri kanten schütz- und rechtlos auögesogen und ist in seme», Aller unversorgt, der Roth Preis gegeben. Menschenrecht und HauSrecht sind in Rußland leere Phrase, wo Jedermann unter Polizeiaufsicht steht, wo jeder administrative Beamte da« Recht hat, jede ihm mißliebige Person zu „verschicken", die Familie jede« StaatSbUrger« m Noch. Elend und Der- weiflung zu bringen. Biele von un«, heißt eS weiter unten m demselben Absatz, wurden aus anonyme Denuncialion. aus bloßen Verdacht hm eingekerkert, nach langer und peinlicher Untersuchung, vielfach mißhandelt von den untergeordnet,ten Schergen der „Gerechtigkeit", endlich vor Gericht gestellt, vom Gericht aber trotz aller Pressionen von „oben" frei gesprochen. Wie viele dieser Freiaesprochenen, welche vom unparteiischen Richter für „nichtschuldig" befunden, wurden dann trotz dcS richterlichen Spruche-, einfach weil sich die Administration niemals irren durfte, nach Sibirien geschickt, ihre unschuldigen Familien unter die drückendste Polizeiaufsicht gestellt! Der Staat und sein kirchliche« Organ, die „heilige" Synode, heißt e« weiter, mißachtet die heiligen Gebote der göttlichen Liebe. Die wahrhaft Gläubigen, welche ihre wahre, echte, angestammte orthodoxe Religion unverfälscht Hochhalten, werden verfolgt, eingekerkert, verbannt, rveil sie m ihren Dogmen um einige Worte, einige Gebräuche von den Anhängern der usurpatorischen Staatskirche abweichen. DaS sreie Wort, lautet der nächste Absatz, und dessen Organe, die Zeitungen, sind geknebelt. Wehe Dem, der nicht im Sinne der allmächtigen Eensur schreibt. Die Gewalt fürchtet da- freie Wort; sie befreit eS nicht! Der Beamte, der Told-yt ffnd unzusriedm; beide Stände dienen dem Staate und dem Herrscher nur mit halbem Herzen, mit halbem Sinn. Der ehrliche Staatsdiener, welcher keine Protection hat. leidet Noth; der Erpresser, der Bestechliche wird respcctirt und schwelgt im Ucberfluß DaS Staat-Wesen, die StaatSftnanzen sind da« getreue Abbild der Hofhaltung. Unvernünftige Verschwendung aus der einen Seite, unver nünftige« Sparen auf der andern. Zum Schluß dieser Ab> rcchnung wird noch unter Anführung der Thatsache, daß kein russischer Selbstherrscher so viel unnütze-Blut wie Alexander II. verschwendet habe, die Frage gestellt, ob er den Frieden geliebt. Allerdings birgt da« Schni'tstiick manche starke Ucbertreibuna. Der Wahrheiten darin sino aber genug, um ihm ein viel seitige» Echo zu erwecken. Die Verfasser haben sich von jeder Drohung frei gehalten und nicht einmal, wie in ihrem vorigen Manifest, die hergebrachte Form außer Augen gesetzt, indem sie den Kaiser durchgängig mit „Ew. Majestät" anredcn. ES unterliegt keinem Zweifel, daß die beiden Manifeste, daS dcS Kaiser« und daS vorliegende, den Nihilisten eine neue starke Anhängerschaft zusühren werden; die an allen Ecken des Zarenreiches ausbrechenden Unruhen, mögen sie sich als Judenhetzen, Bauernrevolten oder dcrgl. charakterisiren, be zeugen. wie eS in den niederen Schichten der Bevölkerung zu gähren anfängt. Alle«, war man über die angeblich freiheitliche Gesinnung de- jungen Zaren meldete, hat sich al- unrichtig erwiesen. Al- unumschränkter Selbstherrscher verabscheut er jede Ver kürzung seiner Machtstellung und sucht sich diese aus dem Wege de« nationalen StockrussenthumS zu sickern, in dessen Schatten der PanslaviSmuS wandelt. LoriS-Melikow mußte dem Jgnatiesf, Katkow, Aksakow und Consortcn weichen, unter deren Mithülse Alexander III seinem Volke wieder da- Recrpt seines Großvater« verschreiben wird. Doch ivenn er eS auch niederschrieb« mit der Eisensaust eines Nikolaus, wer weiß, ob eS jetzt noch Heilkraft genug be sitzt, um die sich immer gefährlicher gestaltende Krankheit de« russischen Staate« zu bannen. setzt vom Die Entscheidung über die weiteren geschäftlicher Dispositionen dcS Reichstag« ist jetzt dahin gefallen, daß über Pfingsten eine achttägige Vertagung einticitt und nach dem Feste die Sitzungen auf etwa vierzehn Tage zur Erledigung der dritten Lesungen nochmal« ansgcnommcn werden. Die in den letzten Tagen noch eingegangcnen neuen Vorlagen haben die Absicbt, vor Pfingsten zu Ende zu kommen, unausführbar gemacht. Wir haben sonacb wieder eine Session bi« Ende Juni vor un«; im vorigen Jahre währte die varlamentariscbe Zeit infolge der preußischen LandtagSsession bis Anfang Juli, >m Jahre 1879 durch die Zolltarisverband- lungen sogar bi» Mitte Juli. DaS parlamentarische Arbeiten bis in den Ho sominer wird sonach immer mehr zur Regel. Und kvenn man die positiven Resultate wenigsten» dieser Session betrachten wird, so werden sie einer sünjthatbmonab liehen Thätigkeit gewiß wenig genug entsprechen. Die Er leichterung der parlamentarischen Arbeit wäre freilich eine Nothwendtgkeit, nur muß man da» Uebel an der wahre» Wurzel treffen, wie eS Herr von Bennigsen neulich auSsührte, und nicht glauben, e» mit zweijährigen Budget- heilen zu können. Der Bericht der Commission zur vorberathung de« Gesetz entwurf«, betr. die Bestrafung der Trunkenheit, er- statttt von dem «bg. von Schwarze, liegt jetzt im Druck vor. lieber die erheblichen Abänderungen, welche die Commission an der Vorlage vorgcnomme», haben wir früher ^richtet. Die Commission schlägt dem Reichstag ferner zwei Resolutvne» vor, worin die Frage zur Erwägung gegeben «v e< sich empfehle, gesetzliche Bestimmungen darüber zu treffen, unter welchen Bedingungen gewohnbeitSmäßige Tnnkr zwangsweise in Trinkerasylen untergebracht werden könnm. und ferner empfohlen wird, die Kosten für Verpflegung und Behandlung der in solchen Asylen internirtcn Personen nicht den Armenverbänden der bezüglichen Unterstützung»' Wohnsitz« b«M. der DlslrictS- und Localarmenpfiege zur Last fallen zu laffe». Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die Besprechung der Rede de» Äbg. v. Bennigsen 5. Mai fort nnd führt auS, daß die Frage der Priorität deö Reichstage« vor dem Landtage »nr eine Zweckmäßigkeit«-, keine prmcipielle Frage sei. DaS Vcrbällniß der Mehrheit dcS Reichstages zur Regierung fei nicht derartig, daß eine Stagnation der Gesetzgebung zu befürchten sei; in der gegen wärtigen Legislaturperiode seien höchst wichtige Gesetze zu Stande gekommen. Der gegenwärtige Zustand sei also nicht o schlimm, daß er nothwendig beseitigt werden müsse, wenn die Dinge in Deutschland keine ungesunden werden sollen. Aber selbst wenn wir die Uebcrzeugung des Redners theiltcn, chlieht der Artikel, so würden wir unS immer fragen, ob Herr >. Bennigsen Mittel anzugeben weiß, durch welche dieser Zustand bc- citigt werden kann, ob er ein wirksames Mittel kennt, gegen den ZarticulariSmuS der Fractionen, für welche jede fremde Fraction nicht nur ein fremde-, sondern ein feindliche« und mit der ganzen Schärfe de« PartcibasseS, der dem Tcmschen eigenthümlich ist, bekämpfte- Staatswesen bildet, ob er Mittel kennt die eS möglich machen, mit einer anderen, zu jeder positiven Leistung »nsätngcn 1 Zartei, wie die de« Fortschritt», zu regieren, ob er Mittel kennt, zwischen der national - liberalen Partei und den Conservativen eine Berständigung herzustellcn, welche irgend einer Regierung ichere und ständige Majoritäten gewähren könnte, so daß keine Schwankungen, kein „ewiges Hin- und Herschieben", keine Unsicher- heit mehr stattfinde, oder ob er das Rcccpl weist, wie die üentruinS- partei mit der Rcichspolitik, so wie sie von der liberalen Partei verstanden wird, auszusöhncnl Wir fürchten, daß auch Herr v. Bennigsen alle diese Fragen nicht zu seiner eigenen Befrie digung wird beantworten können, und daß er deshalb aus dem that- ächlich eingcschlagenen Wege, die Stimmen seiner Freund« im Gefolge der Fortschrittspartei abzugcbcn, der bestehenden Re- zicrung ihre an sich schwierige Ausgabe zwar wesentlich erschweren, elbst aber den Weg zu ihrer Lösung nicht wird angebcn können. AuS Wien wird unS vom 21. d. geschrieben: Seil den letzten Vorgängen und demonstrativen Kundgebungen im hie sigen Abgeordnetcnhause, zumal aber seit der Rüge, welche der UntcrrichtSministcr dem Rector der Wiener Universität erthcill, macht sich auch wieder unter den Studenten ein unruhiger Oppositionsgeist bcincrkbar. Vor- - gestern und gestern haben bereits „Privatvcrsammlungen" unter der Leitung de« hier stadtbekannten „bemoosten Haup te-" Aschner staltgesunden, in denen verschiedene „Be schlüsse" gefaßt worden, welche, wie man erzählt, aus aber malige öffentliche Demonstrationen abzicten sollen. In Folge dieser Vorgänge läßt die Polizei den UnivcrsitätSplatz und die anstoßenden Straßen wieder scharf überwachen, um allen- sallsige Unordnungen sofort verhindern zu können. In dieser Richtung sollen dem hiesigen Polizeipräsidium ganz spcciellc Weisungen aus dem Ministerium dcS Innern zugcgangen sein. HeuteMorgen hat derRcclor der Universität abermals eine Zu schrift vom UnterrichtSministcr crhaltcn.über deren Inhalt noch nichts Bestimmtes verlautet. Einige wollen indes; bereits wissen, daß jene Zuschrift sich gleichfalls aus die unruhige Stimmung eines gewissen ThcileS der hiesigen Stutenlcnfchast bezieht, die vor unüberlegten Kundgebungen seitens des Rectors ge warnt werden soll. Ganz unverantwortlich ist diesen Dingen gegenüber die Haltung mehrerer hiesiger Journale, welche durch allerlei taktlose Artikel nnd politische Räuber geschichten die Aufregung unter den Studenten geradezu zu nähren versuchen. Die Ministerkrisis in Italien war auch heute noch ungelöst geblieben. Der König wollte bekanntlich den Kammer- Präsidenten Farini mit der Bildung eines neuen Eabinctö betrauen; Dieser hat jedoch den Auftrag abgelehnt und Ge sundheits-Rücksichten al- Grund seiner ÄZcigerung angegeben. Wie nun verlautet, wird entweder DeprcliS die CabinctS- bildung übernehmen oder ein Geschäft-Ministerium ernannt werden. Man schreibt nn« auS Nom vom 21. d.: Hinsichtlich des am 5. Juli dS. IS. hier cinlrcsscnden PilgcrzugcS auS den katholisch-slavijchen Ländern hat der Papst dem Car dinal LedochowSkl den Auftrag ertheilt, für den feierlichen Empfang der Pilger Sorge zu tragen. Aus LcdcchvwSki'S Anregung traten nun verschiedene römische Prälaten ru einem ComitL zusammen, welches für die Unterkunft und Bequem lichkeit der slavischen Pilger die nöthigcn Weisungen erlassen wird. Unter den ComitSimtgliedcr» befinden sich auch Mons. Toroni, Direktor dcS russisch-katholischen Seminars, I)r. Przewlocki, Vorstand der polnischen Kirche in Rom,nnd I)r. Krutschltsch, Domherr LcS illyrisch-slavischen CapilclS. Nach dem Programm, welches der Papst entworfen, wird daS slavische Pilgerscst drei Tage dauern. ES wird mit einer Messe beginnen, die zuerst in lateinischer, alsdann in all- slavischcr Sprache gelesen werden soll. Nachmittag wird der PanegyrikuS in slavischer Sprache abgeholten, woraus die Weihe de- Grundsteins zu der Capelle erfolgt, deren Bau der Papst zu Ehren der Slavenapostet Cyrill und Method cmgeorvnet hat. Am dritten Tage werden die Pilger vom Papste in feierlicher Audienz empfangen, bei welcher jeder einzelne slavische Stamm eine Adresse überreichen wird. Der Papst soll aber auch den Wunsch ausgesprochen haben, von sämmtlichcn Pilgern eine gemeinsame Adresse in alt- slavischcr Sprache zu erhalten. Daß diese, welche bei dem von den Römlingen als „ketzerisch" betrachteten russischen Gottesdienst gebräuchlich, nun auch ans spcciellc Anordnung de« Papstes m einer römischen Kirche erlaubt worden, dar> immerhin als ein bemerkenSwertheS Ereigniß verzeichnet werden, hinter dem man allerlei Gedanken und Absichten der päpstlichen Curie vermutbcn kann. Gambetta ist al- Triumphator nach seiner Vaterstadt CahorS gezogen, um daselbst eine Manifestation in Sccne zu setzen. Hier gedachte er seine große, erschütternde Rede an Frankreich loSznlassen, jene Rede, welche ihn zum Be herrscher der Wahlurnen, zum Herrn dcS Lande« machen soll. Der Dauphin der Republik scheint ein gewaltiges rednerische» Meisterwerk zu planen, den» seit seinem letzten inSchtigen Eintreten für die Listenwahl ließ er sich nicht mehr in der Kammer sehen, sondern studirtc aus seinem Landsitze die in seiner Vaterstadt CahorS zu haltende Rede, welche versöhn lichen JnbaltS und zugleich ein Programm für die Wahlen sein soll. Welche Bedeutung dem Speech Gambetta'S bcigc- mcffcn wird, geht an- einem Telegramm de« Pariser Corrc- spondcntcn des „B. T " hervor, welcher telegraphirt: „Gam- betta'S Extrazug nach CahorS. wo ein Banket von 800 Gedecken seiner wartest enthält sieben Wagen voll Journalisten." DaS erste Resultat de- Siege« der Listenwahl in der Kammer ist übrigen« ein einigermaßen ergötzliche-: Prinz Plon-Plon. der allerdings sehr matt flimmernde Stern der Bonapai Osten, wird sich in vierzig Departement» als Candidat für die Wahlen präscntiren. Da- bereit- erwähnte Schreiben, welche- der sranzv-
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