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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188105275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-27
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1881
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Erscheint täglich stütz ü»/, Uhr. Retaction nnd Lr-kditio» JohaaneSgasje 33. Sprechstunde« der Redaktion: LormiltagS 10—12 Uhr, Nachmittag« 4—6 Uhr. Kilt die «ua»-dk «Ui,e1»»d»cr M-Nlilcripu »»- »i« aichr v«r»ul»Itch. U»««ch»« »er für »te «ächftf«l,ea»e Nu««er »efti««ten Inserate an Wacheutaae» »ts 3 Ntzr Nachmittag«, an Saun- un» Festtage» früh kt» '/,v U«r. 3« den Filialen für Jus.-Änuahme: vtta Me««, Universitätsstraße 22, taut« Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nur bis ;,S Utzr KlpMtr.TWMlÄ Anstifter. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LH8VV. At»M»e«e>t«»rris viertelj. 4V, iacl. Brinaerloha b Mk., darch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Rnmmcr 25 Ps. velegerrmplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ahne Post des Srderung 39 Mk. «tt Postbrsorderung 48 Mk. Lnserate Sgespaltene Pctitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut anserem Preis- »erzeichniß. Tabellarischer Latz nach höherem Tarif. Reklamen unter den Redartionsstrich di« Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stets an die Axpedttia» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumeeaniio oder durch Post nachnahme 147. Ar»«tag dm 27. Mai 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. DleaStag de» 31. Mai DorrntttagS 1V Uhr, soll auf der westlichen Seite de» Städtischen Lager- boseS ein früher zum Verpflanzen von Bäumen gebrauchter Wagen an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Abfuhr öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 25. Mai 1881. De» Rath» Aulagen-Deyutation. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 27. Mai. Die „Provinzial-Correspondenz" äußert sich über die parlamentarische Lage. DaS halbamtliche Blatt schreibt: „Der Reichstag hat noch eine größere Zahl wichtiger Vorlagen zu erledigen, zu welchem Zwecke er sich wird ent schließen müssen, seine Arbeiten auch noch nach Pfingsten sortzusetzen. Die verbündeten Regierungen legen namentlich Werth darauf, daß die wirthsckastlichen Gesetze vollständig durchberathen werden. Nach vertraulicher Vereinbarung wird daS Hauö des Pfingstfestes halber eine Woche Ferien machen, und dann den Rest der ihm obliegenden Ausgaben in dem Zeitraum von noch etwa zwei Wochen zu erledigen suchen". Unter der Uebersckrift „Die Fürsorge für den Hand werkerstand" tritt die „Provinzial-Correspondenz" der Innungsfrage näher. Es heißt zum Schluffe in dem Artikel: „Die Wiederbelebung der Innungen ist recht eigent lich eine That conservattver Kreise: . . . Wenn auch nach dem bisherigen Crgebniß der Bcrathung nicht alle Wünsche und Hoffnungen de» Handwerkerstandes erfüllt werden sollen, so wird derselbe doch hoffentlich in den Stand gesetzt, nach Maßgabe seiner eigenen Bereitwilligkeit und feines Eifers für sem Wohl die nothwendigsten Einrichtungen zu treffen, welche geeignet sind. daS Gewerbe zu heben üud einen Schutz gegen die ihm drohenden Gefahren zu bilden. Wenn die Innungen jedenfalls auch über ihren Kreis hinaus Einfluß auf daS gewerbliche Leben und namentlich auf die Erziehung der Heranwachsenden lernenden Jugend üben, werden sie für de» gesammten Stand heil- und seaenbringend sein. Die dem selben auserlegten neuen Pflichten sollen im Sinne der Vor lage theil« durch neue Rechte, tbeilS durch den Gewinn, wel chen da- corporative Leben für die Einzelnen mit sich bringt, reichlich ausgewogen werden» und es wird so nach der Absicht der Regierung und Derer, die sie unterstützen, dem Handwerk die Möglichkeit gegeben, sich zu einem lebens kräftigen, gesunden Körper zu entwickeln, auf welchen die Gefammtheit mit Stolz und Befriedigung blicken kann." Auch die übrigen Artikel der letzten Nummer der „Pr.-Corresp." sind der osficiösen Wahlagitation gewidmet. DaS königliche Polizei-Präsidium von Berlinver öffentlicht folgende Bekanntmachung: „Auf Grund des ß. l6 de« ReichSgesctzeS gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialbemokratie vom 2l. Oktober 1878 wird da« 8in- sammeln von Beiträgen zur Förderung der Wahl eine« der socialdemokratrsHen Partei angehvrigen Abgeordneten zum Reichstag, sowie die Aufforderung zur >en nnirag «varnouier, von oem man isleden der alten HeimathSberechtigung bestehenden Freizügigkeit, mit der er landen sei, würde auf dem voraeschla- Leistung solcher Beiträge für den Polizeibezirk von Berlin hierdurch verboten." Im ungarischen Unterhause richtete am Mittwoch Pazmandy eine Interpellation an die Regierung darüber, ob sie gewillt sei, den in Pest rcsidi, enden Konsuln gebühren den Rang einzuräumen. Der Ministerpräsident TiSza er klärte daraus, daß sich in Pest keine diplomatischen Vertreter von Mächten befänden. Der Beruf der Eonsulate beschränke sich auf Handelsvertretung. Beim Beginn seiner Amtsfüh rung sei einmal von Seiten eine« ConsulS der Anspruch, als diplomatischer Vertreter seiner Regierung betrachtet zu wer den, erhoben worden. Auf eine bezügliche Anfrage bei der betreffenden Regierung sei jedoch die Antwort ringe- gegangen, daß eine solche Forderung de« ConsulS eine Ucber- schreitung ferne« Wirkungskreises enthalt«. Der Minister präsident von Ungarn könne auch nicht mit de» Confulen Politik machen. Was den deutschen Consul anlange, so man es mit Stillschweigen hingenommen hätte, wenn er (TiSza) die berechtigten Ansprüche des deutschen Eonsuls miß achtet hätte. Eine Versammlung reactionärer Senatoren in Pari« beschloß, sich dem Listenwahlgesetz z» widersetzen und die Beibehaltung der gegenwärtigen Deputirtenzahl, sowie die Beschränkung der Liste aus Arrondissements, welche mehrere Abgeordnete ernennen, zu fordern. Offenbar hält Gambetta diesen WiderstandSversnch für völlig gefahrlos, da er sonst nicht mit solcher Seelenruhe Paris verlassen hätte. — Die Pariser Polizei verhaftete drei russische Nihi listen, bei denen eine umfangreiche Corresvondeaz. darunter Briese der Helsmann und gegen hundert Flaschen gefindcn Wurden, welche angeblich Dvnämit enthalten. Der hellenisch-türkische Conflict ist, im Grunde genommen, beendet. Ta« an Griechenland abgetretene Gebiet wird nach der der Convention beigegebenen Karte in der Reihenfolge der nachstehenden Sektion übergeben werden. Die erste Sektion umfaßt da» Gebiet zwischen dem ASpropotamoS und dem Arta-Flusse; die zweit« da- Gebiet zwischen dem ASpropotamoS, PortaikoS, Salamvria«, Kutschuk, Khainarli; die dritte da« Gebiet nördlich de« Portaik»« und GalamvriaS bi« Zarko«: die vierte da» Gebiet zwischen Kutschuk, Khainarli, Salamvria- und dem Kan>tschair-Tee. ferner gegen den Golf von Volo zu. unter Beiscitelassung von Belesnno, da« Gebiet, welche« südlich von Hollila auS- läust: die sünfte da« restirende Gebiet nördlich de« Salamvria» und den ganzen östlichen Theil bi« zum Pelio», di« sechste Dolo und Promotiri. beantragt die Revision des Gesetze» in der Richtung, daß di« vc rechttgung zur Armrnuuterstützung von dem HeimathSrecht abhängig fein soll, in Ermangelung desselben hat der nach dem UnterstütznngS wohnsitz^tesetz zu ermittelnd« Ortsarmenverband einzutreten. De« HeimathSrecht soll nur verloren gehen durch Auswanderung und Erwerbung eine« anderen Helmathsrrchte«. Jeder Deutsche soll das Heimathsrecht an seinem Wohnsitze erwerben können. Der Abg. Gras Udo Stil derg will da« Gesetz t» so fern ändern, al« der Unter tützungswohnsitz durch einjährigen Aufenthalt nach zurückgelegtem 21. Lebensjahre erworben, durch zweijährige Abwesenheit verloren wird. Der Abg. Gerwig beantragte die Erwerbung des Unter- stützungSwohnfltze« von einer dretiähriaen Anwesenheit, den «er lust von einer fünf jährigen Abwesenheit abhängig zu machen. Endlich beantragte der Abgeordnete Kteser, sämmllich« Anlrige dem Reichskanzler zur Kenntnihnahme zu überweisen und ihn »»> eine Enquete über die Wirkung des Unterstützungswohnsitz-Gesetzes i ersuch«» «nd da« Resultat der Enquete dem Reichltage mttzu- rilen. Der Abg. Streit «mpsahl mehrrre Gesichispuncte zur «achtung bet der Revision, hauptsächlich daß Niemand nach zurück- gelegtem M. Lebensjahr« «inen Unterstützung-Wohnsitz selbstständig erwerben könne. Abg. v. varndüler begründet« in langen Au«führunaen seinen Antrag, der den Unterstützung-Wohnsitz durch da« HeimalhSrecht er- etzen will; er erblickt ln dem Princip der Hetmaih eine weit bessere Lösung der Frage der UnterstützungSpflicht al» in dem eines vorübergehenden Aufenthaltes und weist »ach, wie viele Gemeinden, namentlich in Süddeutschland durch die jetzige Gesetz gebung überlastet und fast erdrückt würden. Graf Udo Stolberg sprach gegen den Antrag Barnbüler, von dem man ich nicht etwa ein Wiederaufleben veeiprechen dürfe. Bet der übrigen« vollkommen rinverstanl ene» Wege gar Nicht« erreicht werden; höchsten« würde die Armen- ist der ländlichen Gemeinden noch vermehrt werden. Im Gegensatz M Barnbüler wolle er die HetmatbSlosigkeit nicht dadurch beseitigen, x»ß er den Verlust der HeimatySberechtiguny erschwere, sondern dadurch, daß er die Erwerbung eine« neuen HeimaihsrechteS erleich tere. Inzwischen war ein Antrag de« Abg. v. Schorlemer-Alst eingegangen, dahin lautend, der Reichstag wolle den, Reichskanzler die vorliegenden Anträge zur Erwägung überweise», über deren Ergedniß derselbe dem Reichstag Mtttyeilung machen möge. Abg. Gerwig stellte die HeimathSberechttguiigsverYältnisse de« Südens und Westen« Deutschlands denen im Osten gegenüber und war der Meinung, daß der Süden durch da« Unierstützung«. Wohnsitzgesetz einen schlechten Tausch gemacht habe. Um zu verhin dern. daß der erwerbslose Arbeiter schnell in seine Hcimattwgcmeinde „abgelchobrn" werde, empfehle es sich, dir Frist zur Erwerbung de« Untersrützungswodnsltzcs möglichst zu verlängern. Abg. Streit erklärte sich gegen den Varnbüler'schen Antrag, obgleich er in Einzelheiten mit dessen Ausführungen svmpathisirr, weil derselbe viel Weitläufigkeiten mit sich dringen und dir Freizügigkeit de chräaken würde. Die Frist zur Erwerbung de« Unlerslützuiigsivohn » wollte der Redner brtdrhalten, die Frist de« Verlustes des m aber auf 6 Jahre ausgedehnt wißen; er bat schließlich >eu Antrag Kiefer oder Sidorlemer anzunehmen. Abg Kiefer wies nach, daß die thaijächlich bestehenden Mißstände de« Unter- tützungtwohnsitze- durch dje Vorschläge de« Anträge« Barnbüler nicht beseitigt werden würden. Die Frage sei auch viel zu schwierig, weil ein zuverlässige« Material über die Wirkungen de« Unter- tüpungswohnsitzeS nicht vorliege; er empfehle deshalo die Annahme eine« Antrages auf Einsetzung einer Enquete zur Untersuchung dieser Wirkungen. Abg. von Seborlemer glaubte, daß eine Revision de» Frei- ügigkeitsgesetzr« dringend notlnvcndig sei, da die Bagaboudage «re»ts zu einer Art von eingträglichem Gewerbe geworden sei, dem egenüber die Polizei machtlos sei. Er bat, seinem Antrage beizu- iimmrn, der dieRetchSregierung zur Erwägung derMaterte ausfordere, ohne sie gerade an ein« Enquete zu binden. Hieraus wurde die Di«- cussion von den Lonservativen und Ultramoiitanen geschlossen. Abg. Rickert constatirte diesem Verfahren gegenüber, daß seine Freunde nicht Gelegenheit erhalten haben, ihre Anschauungen gegen die Ausführungen Barnbüler'- zum Ausdruck zu bringen, nachdem dieser zwei Tiunden lang die semige» Halle entwickeln dürfen. Nach einem Schlußworte de- Ada. von Mar sch all schritt das HauS gr Abstimmung, deren Resultat war, daß nach dem Anträge des !ibg. von Schorlemer simmtliche Anträge dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen wurden, mit dem Ersuchen, über das Resultat derselben dem Reichstage Mithetlung zu machen mann verlaßen den Saal; di« vorher anwesrnden Mitglieder de« Buude«rathS hatten sich vor der Erklärung zurückgezogen. Abg. Richter (Hagen) sin großer Lrrcgungj: Nun! wir kommen immer weiter! Ich muß sagen, ich vermisse die Herren vom 8 uadesrath gar mch, ' Als" ich" vorige« Iahr die Inlerpellaiioi- Irkl! stellte, wurde" di» Erklärung ebenso abgegeben. Ich meine, daß der Reichstag auch seine Würde zu wahren hat »nd daß un« die Ab wesenheit de« Bundesratd« an der «erathung nicht hindern wird. Redner geht auf die Geschichte der Differenzen in der Hamburgs Zollfrage mit großer Aussührlichkeit ein, er nennt da« Versahren de« Reichskanzler« ein ganz neue« und unerhörtes. Die Lompeltnz des Rrich-tags in dieser Frage sieh« unbedingt sest, fein Recht müßc dem Bundesrath gegenüber gewahrt werden. So gut wie der Bundesralh könnten wir das HauS verlassen. Bedeutt, da» Verfahren nicht geradezu eine Heraussorderung zum LonflictV Hier handelt es sich um mehr als uin Partei-Interessen, um mehr als um die Jntereßcn dlo« Hamburgs, es handelt sich um die heiligsten Interessen der Reichsversassuna und de« gesammten Reiches. Ausgeschlossen ist r« ja nach wie vor nicht, daß die Reichsregternng lediglich einen Truck aus Hamburg auSüben wolle. Auch praktisch ist die ganze vorgeschlagene Maßregel nicht ausführbar. Die ver- asiungsinäßige Begründung der Regierungsai,träge durch Artikel 33 taht aus schwachen Füßen. Der berühmte Brief des Reichskanzlers an d»a Finanzminister vom 15. April v. I. wird damit nicht aus der Welt geschafft. Der Redner schließt: Gleichgültig ist, zu welchem Ergedniß diese mburger Verhandlungen führen; di« Methode ist zu verurtheilen. den dt« Verhandlungen einen Erfolg, so wird die Freude daran durch diese Methode stark getrübt. Es handelt sich um das Bor- >«h«n Preußens gegen einen Kleinstaat; aber da« Recht de« Llein- iaatS ist das Recht jedes Bundesstaat« und da« BersaßunaSrecht. WaS heute Hamburg geschieht, kann niorgen jeden« anderen Bundes- taat zugesügt werden, und kein Kronrccht ist l>eiliaer als solches Bersaßungsrecht eines einzelnen Staates- Wir haben geglaubt, einen offenen Ausdruck unserer Gesinnung geben zu müssen, das ist keine Parteifrage, sondern gebt über das Partei - Interesse wett hinaus. Wir stehen nicht allein mit unserer Ansicht, aber wir werden uns auch einer anderen Resolution, wenn sie nur irgend unsere Gesinnung wiederaiebt, anschließen. Hoffentlich kommen wir einer Majorität; ist Das aber au« äußeren Gründen nicht der ll, so wäre Da« zwar nicht direet gegen Hamburg gerichtet, würde aber auch dem Ansehen de« Reich«tage« nicht gerade förder lich sei,,. In diesem Vorgehen de« Reichskanzler« liegt eine auch in der Form immer stärker werdend« Rücksichtslosigkeit gegen Alle«, was anderer Ansicht ist als der RÄ«Wanzler; geht Da« so oet, so kommen wir schließlich dahin, daß Mi (Beisall links.) E« ist inzwischen folgender Antrag de« Abg. vr. Wlndthorst eingrgangen: „Der Reichstag wolle beschließen, de« Herrn Reichskanzler zu ersuch-n, daß in der Zoffverhandlnng der Schifffahrt «uf d«r Untrrelbe, sowie in Angelegenheiten der Zollvereinsniederlage zu Hamburg, so lange keine Aenderung de- gegenwärtigen Zustandes ersolge, al« die Verhandlungen zwischen Hamburg und dem Bundesroth »u keinem Resultat gelangt sind." Abg. W o l sf s o n - Hamburg setzte in ruhiger sachlicher Weise du Entstehung der gegenwärtigen Situation, die vcrhängntßvollen Folger der in Aussicht genommenen Maßregeln und die juristischen Arg» ment« aus einander, die nach seiner Ansicht nur eine Regelung durch letz zuließcn. Die weitere Berathung wird vertagt. L° lischt vor Recht geht! DaS HauS vr. wendet sich Karsten, der Reichstag wolle 1»r . . folgendermaßen lautet: beschließen: in Betreff der im Bundes- eingrbrachten Anträge auf Einverleibung der Unter in den Zollverein und Aufhebung de« Hauvtzollamts amburg zu erklären, daß es weder dem bundesstaatlichen ^ . . »ur Berathung de« Antrags Richter (HagenV s - - Der rath «lbe in Hamburg zu erklären, daß es we^er den, bundeSst Berhältniß, noch der Achtung vor dem geltenden Bersaßungsrecht entspricht, wenn der BundeSrath Aenderungen der Zollrinrichtungen vornehmen sollte, lediglich zu dem Zwecke, um einzelne Bundes staoten in dem freien Gebrauche ihre« verfassungsmäßigen Rechts zu beschränken. I» die Di«eussion wird auch der Antrag Au «selb und Ge nossen hineiugezogen: „Der Reichstag wolle beschließen: zu erklären, daß die zur Zeit aus der Elbe bestehend« Zollgrenze nur durch Gesetz an eine unterhalb dieser Grenze gelegene Stelle verlegt werden kann." Für den Fall der Ablehnung de« erstgenannten Antrages bean trogt Abg. vr. Marquardsen und da« Gro» der National liberalen: „Angesicht« der unmittelbaren Gefahr schwerer Einbußen und Schädigungen, welche die Aushebung de« kaiserlichen Haupt-Zoll Amtes in Hamburg und die Beseitigung der dortigen ZolloereinS- Niederlage ohne entsprechenden gleichzeitigen Ersolg nicht dlo» sür den Handel und Verkehr von Hamburg, sondern auch sür die Handels- und Gewerbsintereffen de« übrigen Deutschlands im Ge solge habe» würde, spricht der Reichstag die Erwartung au», daß der BundeSrath von dieser Maßregel bi- zur Vereinbarung über den Anschluß Hamburg« an das deutsche Zollgebiet, beziehungs weise bi« zur Durchführung dieser Vereinbarung Abstand nehmen werde. DaS brüske Auftreten de« BundeöratheS in dieser Sitzung erregte, wie die „Nationalliberale Corrcspvndcnz betont, die grösste Sensation. DaS peinlich berührte HauS folgte nur mit Müde der erregten Rede Richter'». Die Debatte war, so weil sie geführt wurde, offenbar noch nicht aus ihrer Höhe. Am Freitag wird die Verhandlung fort gesetzt unk man darf daraus gespannt sei», ob der BundcS- ralh, nachdem Richter gesprochen, weiter ausdleiben wird. Da eine Versassungöbcstiiiimimg analog der preußischen nicht eristirt, welche dem Reichstage daS Recht gäbe, die Anwesen heit dcS verantwortlichen Reichskanzlers oci den Verhand lungcn zu verlange», so giebt es kein Mittel, dem Verhalten des BundeSrathes entgegen zu treten. Zur Sache wird u»S »och aus Berlin geschrieben: DaS Schicksal der in der Hamburger Zollsrage vorliegenden Anträge ist augenblicklich noch nickt mit Bestimmtheit vorher zusagen. Da- Ccntrnm ist in letzter Stunde mit einem An trag hcrvorgetretcn, der dem nationallihcralcn ziemlich nahe kommt. Das Wahrscheinlichste dürste sein, daß einer dieser beiden Anträge die Mehrheit findet. Der nationalliberale Antrag trifft insofern gewiß daö Richtige, daß er die vielbe strittene und verschiedenen Zweifeln unterliegende Rechtsfrage ^anz aus dem Spiele läßt, dagegen die schweren praktischen Schädiguiigen, welchedic Durchführung der dem Bundesralh vor liegenden Anträge für Hamburg nicht nur, sondern auch sür di- deutschen Interessen im Gefolge haben würde, hcrvorhcbt und die Erwartung auöspricht, daß von den beabsichtigten Maßregln die Besteuerung der Loose eine etwaige künftige 2 der Staatslolterie durchaus nicht erschwere; sie hindere die Bundesstaaten nicht, die Aushebung vorzuuehmen. wenn damit auch dem Reich ein Steuerobject entzogen werden würde; andererseits könne daS Erträaniß der Beucucruna der StaatSlotlcrien sür da» Reich kein Hinderniß sein, die Aus hebung der Lotterie» zu begünstige». Gestrichcn wurde von der Commission die m der Regierungsvorlage vorgeschlagene Befreiung der kleinen Lotterien und Ausspielungen vo» der Steuer, dagegen gelangte der Antrag zur Annahme, daß alle von de» zuständigen Behörden genehmigten Aus spielungen und Lotterien zu mildthätigcn Zwecken vo» der Steuer befreit sind, wirke»» auch noch cvnstatirt wurde, daß Loose von Ausspielungen geschlossener Kreise oder Vereine, deren Absatz aus die Mitglieder beschränklist, ebenfalls nicht »mlcr daS Gesetz fallen. Indem die große Mehrheit der Commission auch in der zweiten Lesung bei der Ansicht verblieb, daß die Lotterien, so lange sie »och beständen, besteuert werten müßten, glaubte sie andererseits doch auch dem Wunsche Ausdruck gebe» zu sollen, daß aus die Beseitigung derselben hi»- gcwirkt werden möge, »nd sie beschloß, heim Reichstage eine daraus gerichtete Resolution zu beantragen. Nachdem dieser Beschluß gefaßt worden, zog em Mitglied der Commission den von »bm cingrbrachtc» Antrag auf Aushebung der in einzelnen Bundesstaaten bestehenden Verbote deS SpwlenS in auswärtigen Lotterien wieder zurück. ** Leipzig, 26. Mai. Dem vor einigen Jahren an die hiesige kaiserliche Ober-Posldircction und an da« kaiserliche General-Postamt von Seilen des Südvorsiädtischcn Bezirks- Verein« gerichteten dringenden Gesuche um Errichtung eines Postamtes für die äußeren Straßen der Südvorstadt glaubte man deshalb nicht entsprechen zu können, weil ein wirkliches Bedürfniß zur Zeit nicht zu erkennen fei. Jetzt serliche Postdirection die Zeit hierzu gekommen, denn gutem Vernehmen nach ist sür die nächste Zeit die Ein richtung einer Bries-Postcxpedition in der Nähe de» Zeitzcr TborcS inS Auge gefaßt worden. Da den vielen Ge schäftsleuten und HanolunaShäuscrn der Südvorstadt daran liegen muß, nicht ein Stückwerk, sondern eine Expedition zu erhalten, welche zur Annahme von Posl-Packeten rc. berechtigt ist. um so doppelte Wege unnöthig zu »lachen, beraumte der Südvorstädtische Bezirks-Verein sür nächsten Sonnabend Abend m „Tivoli" hier eine Versammlung seiner Mitglieder und der Geschäftsleute der dortigen Straßen an. um die Wünsche derselben zu vernehmen und selbe der kaiserl. Ober-Post- direction ,n einer Petition zu übermitteln. Ein zahlreicher Besuch der Versammlung wird der bcregten Angelegenheit nur förderlich sein. — Die im Carolatheater aus heute wieder angekün digte Ausführung von „Fürst und Priester" beweist am Besten die Nichtigkeit der kundgegebenen Gerüchte von be hördlicher Beanstandung. Die Gründe der am Mittwoch Wirten Ausführung sind vielmehr da zu suchen, wo der gleichen Störunge» meist wurzeln — in Affaircn, welche im Boudoir der Künstlerinnen beginnen und sich hinter den Coulisien abspiclen, sich daher auch der öffentlichen Be sprechung entziehen. — Aus da« in der heutigen Nummer angezeigte Concert bis zur Vereinbarung über den Dagegen Abg. Freiherr v. Minnigerode: „>a Erwägung, daß e« nicht der Stellung spricht, den Versuch zu machen, durch eine B Deutscher Reichstag. Der Reichstag erklärte in seiner Sitzung vom Mittwoch zuutchft einige Petitionen dem Anträge der Pelinonscommissior. gewäß fllr nicht geeignet zur Verhandlung im Plenum »ad trat sodann in die Berathuag der auf die Revision de« Gesetze« über deullnter- ßötzuag«wohnsitz abzielenden Anträge rin. Der Abchvarnbittri de« Reichstags ent- spricht, den Versuch zu machen, durch eine Beschlußfassung seiner- feit» die Entschließungen de« Bundesraihs innerhalb der Zuständigkeit desselben zu beeinflusse», über den Antrag Richter (Hagen) und vr. Karsten zur Tagesordnung aberzugehen." Bundetrath«.Bevollmächtigter Staatslerretair v. BStticher Der von den Abgg. Richter (Hagen) und vr. Karsten eingereichte Antrag enthält de» Satz, „daß r« weder dem bnnde«staatlichen ver- hältniß, noch der Achtung vor dem Veriaffungsrecht entspricht, wenn der Vund«<rath Aenderungen d« Zolleinrichtunorn vornehmen sollte, letziglich zu den, Zwecke, um einzelne Bundesstaaten in dem freien Gebrauche ihre« versaffungtmäßigen Rechte« zu beschränken". Der Antrag geht von der Unterstellung au«, daß der Bundesrath unter Hmianietzung der »ersaffunqsmäßiqen Rechte Beschlüsse fassen könne, welche da sind, um die Rechte einzelner Bundesstaaten zu w Auftragr der verbündeten Regierungen diese Unterstellung zurück und leg hierdurchBerwahruna grge» ein Verfahren ein, da geeignet ist, di« frei» Eutichließung de« BundeSrath« zu beeiuflussr». Der Buudrsrath ist sich seine Pflichten voll bewußt und hält r« mit seiner Würde nicht vereinbar, sich au der Berathung eine« solchen Antrages z« betheiligen. (Anhaltender Beisall recht«) Staotssrerrtair v. Bötticher »ud Geh. Regierungsrath Weh den veavilchnali t Hamburger Zollanschüß stand genommen werde. E» würde uns die« der einzige Be schluß dis Reichstags erscheinen, von dem in dieser leidigen Frage eine erspießliche praktische Wirkung in versöbniiebem Sinne zu erwarte» wäre, während die Annahme der Anträge Richter und Ausfeld voraussichtlich die Sacke nur »och niehr aus die Spitze und zu einem unabsehbaren Consticte treiben würde. Aus Stadt un- Land. * Leipzig, 26. Mai. Von den neuen indirecten Reich« steuern, welche die Reichsregierung dem Reichstage vorge- scklagen, hat die Steuer aus Lotterieloosc die Geneh migung der für die Borberathung der Steuergesetzentwürsc nieoeracsetzlen Commission erhalten, und da jedenfalls auch da« Plenum des Reichstages diesem Beschlüsse z»stimi»cn wird, so dürfte in nicht mebr ferner Zeit die Einsübrung dieser Steuer zu gewärtigen sein. Bezüglich dieser mit 5 Procent vom Preise der Loose vorgeschlagenen Steuer, von welcher jedoch Lotterien oder Ausspielungen, wenn der Gesammtprei« der Loose den Betrag von 1600 Mark nicht übersteigt, nach dem Vorschläge der Regierung befreit sein sollen, gingen die Ansichten in der Commission anfänglich darin auseinander, daß von einer Seite in der vorgeschlaaenen Besteuerung ein Hinderniß sür die wünschenSwerthe Aushebung der StaatSlottcrie» erblickt wurde, während man vo» anderer Seite DaS bestritt und geltend machte, daß die Erträgnisse einzelner StaatSlotterirn sich in Folge der Steuern nicht unbeträchtlich vrrrmgern und dadurch eher eine Geneigtheit zur Aushebung derselben bervorgerusen werden würde. Seiten» der Vertreter der Negierung wurde mitgetheilt, daß zu der vorgeschlagenen Steuer ungefähr bci- ,,»tragen haben wiirden: Prenßen 1,320,000 Mk .'Sachsen l.450,000 Mk, Hamburg 807,000 Mk., Braunschwcig 849,450 Mk., Mecklenburg 200,250 Mk., zusammen elwa 4'/, Missionen Mark. Zugleich Koben dieselben hervor, daß deS Leipziger Lehrer-Gesangvereins und Hellas zum Besten der „Ferien-Colonien" wollen wir nicht unterlassen nochmals aufmerksam zu machen. Die Ferien- Colonien haben sich als eine so segensreiche Einrichtung be wiesen, daß sic in der Reihe der wohlthätigcn Zwecke ent schieden mit zu oberst stehen. Jeder, der ein Herz für arme, kranke Kinder hat, sollte sein Scherslein dazu beitragen, wenn ihm daS Opfer auch nicht in Form eines Genusses avverlangt wird. Wenn aber zwei so tüchtige und leisiungSsäbige Vereine, wie cS die beiden Männergesenigvereilic in der Thal sind, ihr Bestes sür diesen Zweck bieten, so muß cS für den fröhlichen Geber doppelt leicht und angenehm sem, den Beutel um eine Kleinigkeit zu erleichtern. Die bereits ge plante Pfingstrcise wird ihm um so genußreicher werde», wenn er auj dieselbe daS Bewußtsein imlnehmcn kann, daß er eS ermöglicht hat, wirklich Bedürftigen ebenfalls Lust, Lickt und fröhliches Leben verschafft zu habe». * Leipzig. 26. Mai. Im Schützcnhause hier haben nunmehr die Ab endconcertc, welche regelmäßig während de« SonimerS an mehreren Tagen der Woche stattsinkeil werden, begonnen, und wir wollen nicht verfehlen, daraus aufmerksam zu machen, daß der Aufenthalt in den Gärte» deS gedachten Etablissements gegenwärtig einen wahren Hoch genuß darbietrt. Namentlich in dem Bordcrgartcn, der wieder säuberlich hergerichtct worden, entwickeln die großen Kastanirnbäume eine so mächtige Triebkraft deS Wachstbums, daß ein wahre« Blätter- und Blüthennieer die Bäume iimgicbl und ein förmliches Laubdach bildet. Wenn nun Abends nach Eintritt der Dunkelheit an allen Ecken und Enden die Illu- ininationSessecte ansflammen, so gewährt Das in der Tbat einen reizenden, bezaubernden Anolick, und cS müßte wabr lick jede« Leipziger Her; bekümmern, wenn jemals der Be sürchtung Raum gegeben werden müßte, daß unsere Stadt diese» herrliche Elak'liffement verlieren sollte. In die Hand der Bevölkerung selbst ist eS gegeben, dieses Schicksal bintan- zuhalten »nd dem Schützcnhause wieder in -solchem Maße Interesse zuzuwendcn, daß jene Befürchtung hinfällig wird. Die dcrmalige interimistische Verwaltung sicht sich selbst verständlich in ihren Maßnahmen etwas gehemmt, aber sie sorgt wenigstens sür gute materielle Bewirthschastung und eS muß namentlich constätirt werde», daß die von ihr verab reichten Getränke Nichts zu wünschen übrig lasten. Auch daS See- und Süßwasser-Aquarium hat seinen reichen Bestand an Sec- und Flußthieren und Gewächsen erbatten und birgt eine Fülle von naturwissenschaftlichem Anschauung- Material. Die Abendconcerte werden von der rühmlich be kannten Capelle unter Leitung dcS Herrn Direktor Huber auSgesübrt. Bezüglich der sür den Besuch deS Schüycnhauscs eingesührten, für da- Publicum sehr günstigen AbonnemcntS- bedingunge» kann das Nähere aus den Bekanntmachungen im Inseratentheite ersehen werden. * Leipzig. 20 Mai. I» nächster Zeit wird Blondin, der berühmte „Besieger de« Niagara", Leipzig besuchen und im Neuen Sckützenhause eine vielversprechende Vorstellung geben. Blondin ist jetzt kein junger Mann mehr, denn er wurde l824 in dem Torfe St. Omer (Pa de Calais) in Frankreich geboren. Bis zum Jahre 1858 unbekannt, setzte er balb daraus die Welt >n Erstaunen durch seinen berübmten Seilgang über den Niagarasall. den er mebrmalS wiederholte. Seine letzte Production am Niagara fand am !4. September l8V0 vor dem Prinzen von Wales und seiner Suite statt.
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