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Dresdner Nachrichten : 02.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192306025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-06
- Tag1923-06-02
- Monat1923-06
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 02.06.1923
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c: 2 2 r-: L >2 i5» 5^» r^ r-» k-: laß g.Uc» bevor sic überhaupt auf das Materielle der belgi schen verschlüge etnging. Vielmehr dürste es so sein, datz Frankreich das belgische Memorandum in seinem eigenen rinne oei fälscht und verdreht hat. um durch diese Verdrehun gen sich selbst die erwünschte Plattform für die bevorstehenden Brüsseler Verliandlniige» zu schassen und seinen Plänen von vornherein das Uebergewicht »n sicher». Dafür spricht vor ollem die absoluie Unmöglichkeit der Höhe der Forderungen, die sich io gut wie gar nicht von der des londoner Zahlung-» vians eiusernl und die von Theunts und Jaspar, die beide o!s sinaniiell geschulte Köpfe realistischer denken al- Pvtn- eor> . seit langem nicht mehr gebilligt wird. Um solche Utopien uim hundertsten Male zu erörtern, hätten die belgischen Mini ster kaum ans eine neue Konferenz gedrungen, der dazu noch die Franzose» wochenlang in aufsehenerregender Weise all dem Wege zn gehen suchten. Was hätten diese überdies von einer Konserenz zu fürchten brauchen, für die ein Plan zur Erörterung .instand, der ihre eigenen chauvinistischen Pläne an lleberspaiinuug noch übertras? lind doch fürchteten sie in der Tat die Aussprache mit den belgischen Ministern von dem Augenblick an. in dem der Gcdaittc an eine solche Zusammen- tunst und (Gerüchte über einen neuen belgischen ReparattonS- entwurs auslauchlen. Die Pariser Presse bemühte sich eifrig, die Koiifcrcii; zu hinterlreiben, indem sie darauf verwies, dass Tüeuuis doch durch die wichtigen Debatten über die Mililär- gerich-e in der belgische» Kammer und das, Fa spar durch Krautüeic au der Teilnahme verhindert seien. Als beide daraufhin unverzüglich ihre PerhandlungSbereitschast bckannt- gaben, machte sich Poinearö ans die Reise nach dem Elsatz, von ivo er vor Mine nächster Woche nicht zurttckerwartet wird. DaS alles geschah doch nur deshalb, weil man am Quai d Orsay den neuen belgischen Reparatioiisplänen, die in Wirk lichkeit ein ganz anderes Aussehen haben müssen, als es der „Mattu" und die übrige De vor esse Poincares glaubhast machen wollen, eine besondere Gefährlichkeit beimitzk, und weil inan jede zersplitternde Auseinandersetzung und jede Beeinträchti gung der wahnüuuigen französischen Gcivaltpläne vermeiden mochte. Zudem haben es sich ja die Franzosen bereits beim ersten deutschen Angebot angelegen sein lassen, den deutschen Schrill von vornherein zu diskreditieren, eine Methode, die sie jedem weiteren deutschen Schrill gegenüber keinesfalls prcis- gebcu möchten. Aus diesem Grunde erblicken sie eine direkte i'^-sg >r darin, wenn Deutschland durch eine belgisch französische Aussprache und durch ein festes belgisch-französisches Pro gramm, daS vor Uebergabe der zu erwartenden deutschen -tote Utüaitde käme, in die Z/a ge versetzt würde, den Pariser Wün schen io weit cntgeacnznkvmmen, dag eine schroffe Ablehnung nicht mehr möglich wäre. Denn nur ans der Ablehnung, nur aus der Berueinnng, nur auS der Vereitelung der endgülti gen Losung der Reparalioiwfrage ergibt sich nach den Auf lassungen der Pariser Regierung eine brauchbare BasiS für die Verfolgung ihrer deutschfeindlichen Machtplüne. ES ist die Aufgabe der deutschen Regierung, bei ihrer Fertigstellung dcS neuen Angebots diesen Sachverhalt nickt anher acht zu lassen. Käme üc trotzdem dazu, vor Beginn der für den 6. Funi angeseyteu Brüsseler Aussprache, ihre Note den Alliierten überreichen zu lassen, so würde sie sich einer wertvollen Möglichkeit der Ausgestaltung des An gebots begeben und würde außerdem den Brüsseler Unter händlern eS sehr leicht machen, abermals lediglich eine zer setzende und herabwürdigende Kritik an Deutschlands neuen Vorschlägen zu üben, ohne selbst einen positiven Plan zu ent werfen. Das mutz unbedingt vermieden werden, wenn nicht ein unfruchtbares Hin und Her die Regelung dcS Gcsamt- problemS gefährden soll. Frankreich mntz einmal Farbe be kennen, wie eS sich die Abwicklung der Neparationsfrage denkt, mutz bündig bekennen, was eS unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Möglichkeiten fordert und muh, wenn eS schon bei seiner albernen Maßlosigkeit zu verharren gedenkt, stch selbst offenkundig in Gegensatz zur vernünftig denkenden Wett setzen. Das wird es schwerlich vermeiden können, wenn es, wozu eS sich nunmehr verpflichtet hat, demnächst in 'Brüssel erscheint und zu den wirklichen belgischen Borschlügen Stellung nehmen mutz, ohne datz ihm dabei durch ein neues vorschnelles deutsches Angebot die Möglichkeit gegeben wird, die Debatte auf ein ganz anderes GletS zu schieben. Ae Beamtenversolgungen der feindliche« Kriegsgerichte. Bis Milk Mai Wer <4Z Jahre Sei«»,als (D r a t> t m e l d » n g unsrer «erlln er L ch r t f t l e t t u n gF Berlin, 1. Fnni. Die srauztzsische« «nd bel gisch «»Kriegsgerichte haben nach den bisherige» Mel dungen seit dem Rnhreinbruch dis Mitte Mai «brr Reich-» beamt«, prentztsche. bayrische, hessische und badische TtantS» nab Gemetndebeamte Freiheitsstrafe» t» einer wesamthöhe von --8 Fahren. acht Mo. natr« und Geld st rase« in der GesamthSl,« von - K - 5 - ä UV0 Mark verhängt, lieber die gegen Privat personen ausgesprochene« Verurteilangrn liege» «och keine abschließenden Ziffer« vor. Rechnet man allein die Strafe« des Krupp-ProzesscS und des Düsseldorfer Kriegs» gerichtsnrtells hinzu, so kommt man zu solgenden Zistern: Freiheitsstrafen i» einer Gesamthöhe von >U» Fahren, L'- Monate,: „,,d Geldstrafen in einer Gesamthöhe von 1811515 >»»> Mark: antzerdem znm Tode verurteilt einer, zu lebenslänglicher Zwangsarbeit einer. Neue barbarische Austreibungen. tD r a b t »> e l d n „ g unsrer Berliner L ch r i f t I«t t u n g 1 Essen. I. Fnni. Die Austreibungen sind weiter im Gange. Fn Düren mutzte» am 5. Mai 178 Familien in einer Frist von vier Stunden die Wohnungen ver lassen. Am 7. Mai wurden in Ehraug die Stratzcn durch sranzvsische Gendarmen, Marokkaner nnd berittene Spatzis abgcsperrt. Gendarmen forderten die Eisenbahner ans, die Arbeit auszunctime» und sich sofort z« erkläre«. Ans das Nein. daS sie überall erhielten, gaben sie Befehl, binnen 15 Minuten die Dienstwohnungen zu verlassen und nur die notwendigsten Wäsche- «nd Kleidungsstücke mitznnehmen. Mitnahme von Wasser, Eßbestecken. Schirmen, Stöcken, Kinderwagen wurde verboten. DaS Vieh durste nicht fort» geschasst werden. Kinder dursten keinen Kassee bekommen. Mitnahme von Kassee und Butterbroten sür erkrankte Kinder wurde verweigert. Nach 15 Minuten wurden vierzig Familien, zusammen 15V Personen, in einem bereit- stehenden Zug abgefiihrt. Ans dem Abtransport wurde der Zug in Boppard durch einen ausfahrcuden Güterzug schwer gefährdet, der ans einen Meter Abstand znm Halten kam. Die Leute waren zum Teil schon aus den Wagen gesprungen. Von Diez auS mutzten die Ansgcwiescne» den Weg znr Grenze zu Futz znrücklcge«. Unterwegs wurde ans dem Transport die Mitnahme von Wasser verboten. Trost aller Drangsalierungen ist ein Be diensteter seiner Pflicht untreu geworden. Fn Bonn wurden am 8. Mai 180 Familien mit einer Frist von vier Stunden ans ihren Wohnungen vertrieben. Bei dem rii-ksichtSloscn Vorgehen handelte eS sich offenbar nm eine allgemeine Anweisung der Rheinlandkommission. Elberfeld, 1. Fuui. Ein ganz rücksichtsloser Fall der Ausweisung ereignete sich im Bezirk Trier. Dort wurden am 29. Mat 18 Eisenbahner von der Stratze weg verhaftet «nd mit vorgehaltenem Revolver gezwungen, zu folgen. Sie kamen so, wie sie waren, ohne Blusen und Rock im Arbeitskittel, zum Teil ohne Kragen nnd Hut. in Gietzcn an. kW. T. BF Die Brokversorgung in den Ausschüssen -es Reichswirkschaslsrales. Berlin, I. Fnni. Der wirt'chastöpolttische und der finanz politische Ausschuß des ReichswirtschaftSrates be schäftigten sich in einer gemeinschaftlichen Sitzung mit dem Gescstentwnrs zur Sicherung derBrotversorgnng und nahmen mit 88 Stimmen bei einigen Stimmenthaltungen folgenden Anrrag an: Tie Ausschüsse drücken die bestimmte Erwartung auS, datz die sür die Brvtverbilligung zur Verfügung zu stellenden Beträge in keinem Falle über die Summen hinaus- gehen dürfen, die tatsächlich für diesen Zweck beschafft werden. Der Fortsetzung der Brotzuschüsse mit den Mitteln der Noten- rressc würden die beiden Ausschüsse ans das entschiedenste widersprechen. — ES wurde ferner beschlossen, datz die Deckung der fortdauernden Brotznschüsie in vollem Umfange vom Besitz zu tragen sei. Daher seien bei der Er hebung der ZwangSanleihe die zur Deckung der Brotznschüsie wirklich erforderlichen Gesamtsummen, sowie das Geld- entivertungsmomeiic unbedingt in Betracht zu ziehen. — Mit geringer Mehrheit wurde der von den Arbeitgebern der Landwirtschaft gestellte Antrag angenommen: Bei der Ausstellung der etwa erforderlichen weiteren Mittel ist dafür zu sorgen, datz wegen der Belastung des Vermögens und Bc- ntzes auch eine entsprechende Heranziehung aller tragsähigcn Schultern mit Ausnahme der Lolin- und Gehaltsempfänger bewirkt werde. — Mit diesen Abänderungen wurde der Gesetz entwurf im ganzen gebilligt. Das Ergebnis der preußischen Kali- und Roggen anleihen. Berlin, l. Fnni. Ter Hauptausschutz deZ preutzischen Landtages begann heute die Vorberatung des Haushalts der allgemeinen Finanznerwattung. Der Finanzministcr machie ausführliche Mitteilungen über das Ergebnis der K a l i - u n d R o g g e n a n l e i h e n. Das Erträgnis der drei Anleihen beläuft sich auf W Milliarden Papicrmark. Die erste Kalianleihe wurde 8Xinal, die zweite Kalianlcihc sechsmal und die Roggenanleihe viermal überzeichnet. Noggenpacht- verträge über IWOW Zentner sind abgeschlossen worden. Zur Verzinsung nnd Tilgung der Roggenanleihe sind nur 12WO Zentner, zur Verzinsung der Kalianleihcn nur t>ooo Tonnen eriorderlich. Ter Fehlbetrag des Haushalts belänst sich aus rund 100 Milliarden. Ter Minister stellte ein preunisclies Geldeutwertungsgesctz in Aussicht, nach dem auch die Sätze der Grundsteuer der Markentmertung angepatzk werden. Deulsch-Mauischer Slaalsverlrag. 4 "rlin, 1. Fnni. Die im November eingeletteten Ver ls a n ö l n n g en in i t Litauen über die Ausgleichung der ans dem Kriege herrührcnden Fragen haben zu einem beide Teile befriedigenden Ergebnis geführt. Gestern wurde der darüber abgeschlossene Staats vertrag von dem litauischen Gesandten in Rom, General Schaulisz, und dem deutschen Staatssekretär . im Auswärtigen Amt, v. Maltzahn, sowie Legationsrat Tr. Krnll, der die Verhandlungen geführt hatte, unterzeichnet. Tr. Schaulisz Hat sich von hier nach Dresden begeben. Rottondungen französischer Flugzeuge bei Nürnberg. Münci^n, 1. Fnni. Laut „M. N. N." erfolgten in den letzren Tagen in der Nähe von Nürnberg zwei weitere Notlandungen französischer Flugzeuge, die der gleichen Gesellschaft wie das kürzlich bei Schwung gelandete geboren. Tie Flugzeuge wurden samt ihren Ladungen be schlagnahmt und die Führer festgehalten. Das Blatt meint, cs scheine ein System in diesen Vorfällen zu liegen: ent gegen der klaren Rechtslage solle offenbar die Souveränität Deutschlands verletzt und ein Grund zum Streit ge jucht werde», "- - Her»«, k. Fnni. Elscnbahnsekretär Ramtu« au» Herne wurde von -c» Franzosen verhaftet, weil er Streit mit einem tn seinem Hause wohnende» Polen ll) hatte. Er wurde nach Recklinghausen gebracht. T. BF » - Eö*«. ü»nt. 2« Mülheim a. d. M. wurde der Eisev^ dahnkasstnbeamtr B u h r v e r h a f t e t. (W. T. «F Lin Todesopfer französischer Rückfichlslostgkeil. Bochum, ». Juni. Heute nachmittag fuhr ein franzö sisch c» P a n z e r - La st a u t v tn schnellem Tempo durch die Hochstraße. Belm Einbiegen in die Bongardstratze verlor der Führer die Herrschaft Uber seinen Wagen und fuhr ans den Bürgersteig tn die dort stehende Menge. Ein junge» Mädchen wurde getötet, ein zweites trug etne schwere Quetschung davon. Eine französische Kommtssivn besichtigte den Tatort und stellte Nachforschungen a». kW. T. VF Prolefk gegen -ie Verhaftung Aentzens. Düsseldorf, l. Fnni. Der derzeitige Stellvertreter des Regiernngspräsidenten Oberregierniigsrat Ti cm an» rtch tete an General Denvigne folgendes Schreiben: Oberrcgiernngsrat Heust«» wnrde am 8». Mai in seiner Wohnung verhaftet und daraufhin auSgewicseu. Die Be amten, Angestellten nnd Arbeiter der Düsseldorfer Regierung erklären einmütig, datz sie einen RechtSgrnud sür die Ver haftung und Ausweisung diese» pflichttreue« Beamten «icht anerkennen. F» voller Uebercinstimmnng lege ich daher gegen diese Matznahme der Besatzungobehörde schärfste . Ver wahrung ein. sW. T. BF (Zwei AmtsgerichksrSte ausgemiesen. iE inner Drahtbertcht der .Dresdner St a ch r l ch t« «*.> Höchst. 1. Fnni. Ailsgc wiesen wnrden die Amts» gerichtSrüte Reinhardt und Dr. Lotz- Vorläufig noch keine Revisionsoerhanölung lm Arupp-Prozetz. ltL t g n e r Drahtbertcht der «Dresdner Nachrichtc n".t Paris, 1. Juni. Die HavaS-Agcntur teilt mit. datz die Nachricht, der Kasiationshvf werde sich heute mit der Revi sion des Krupp-ProzesseS beschäftigen, nicht den Tatsachen entspricht. Man könne noch nicht vvraussehen. zu welchem Zeitpunkt die Verhandlungen vor der Strafkammer des KassationshoseS stattsinden würde». Dr. Wiedfeld kehrl zu Krupp zurSck Essen, 1. Juni. Wie verlautet, soll die Rückkehr Dr WicdfeldS, dcS gegenwärtigen deutschen Botschafters in Washington, znr tlebernahmc seines früheren Postens tn der Direktion der Friedrich - Krupp » Werke A.-G. im Lause des Monats Juli zu erwarten sein. Die Denunzianten Schlagelers verhaflel. Berlin, l. Fnni. Wie die „Dtsch. Allg. Ztg." meldet, sollen die beiden Denunzianten, die den letzt von den Franzosen hingemordetcn Sch läget er verrieten, inzwischen ermittelt und scstgenommen worden sein. Nähere Einzelheiten konnten aber noch nicht mitgeteilt werben. Gegen das Garantieangebot der Industrie. Die Gewerkschaften gegen das Garanlie- angebot -er Industrie. (D r a h t m e l d u » g unsrer Berliner S ch r i f t l c i t n n g.> Berlin, l. Fnni. Der Allgemeine deutsche Gewerkschasts- bund, der Verband freier Angestellten, der Allgemeine deutsche Beamteilbinid und der Gewerkschastsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenverbändc haben zn dem Memoran dum der Fndiistric in einer Note beträchtlichen Umfanges Stellung genommen, die sie heute dem Reichskanzler übcr- andten. Einleitend erklärte man, datz die Gewerkschaften zwar nicht zu einer Aentzerung aufgefvrdert seien, datz aber die Bedeutung der angeschnittenen Fragen sie veranlasse, ihre Meinung zn äutzern. Znr Sacke selbst wird dann anögesührt, datz die Rücksichtnahme der Fndnstrie aus ihre Fnteressen die Fntcresscn der Gesamtheit viel z« kurz kommen lasse. Es falle aus, datz nach Meinung des ReichsverbandeS aus den staatlichen Pfandobjekten bis eine Milliarde solle heraus- gewirtschastct werden können, während die gesamte Wirtschaft nur eine Höchstsumme bis zn WO Goldmillioncn aufbringen könne. Dadurch, datz das bewegliche Vermögen überhaupt sür die Garantieleistungen nicht in Frage komme» solle, verliere das Garantieangcbot seinen Hauplwcrt, um so mehr, als auch die Verpfändung des Sachbesives an zu viele Voraussetzungen geknüpft werde. Es sei irreführend, wenn der Reichsverband den Kapitalwert der vock der deut schen Privatwirtschaft zu garantierenden Jahresleistung nur auf die Hälfte seines gegenwärtigen Verkausswertes schätze. Die grundsätzliche Fernhaltung des Staates von der privaten Güterer.zeugung nnd -Verteilung sei unmöglich. Tie Zwangs- wirtschast sei bereits stark gelockert und bestände hauptsächlich nur noch in Vcrteilnngsvorschriften. Eine sofortige Aus hebung der TemvbilinachiingSvvrschrtsten sei untragbar. Die Forderung nach einer Beschränkung der Staatsgewalt ans das Schiedsrichteramt in wirtschaftlichen Streitigkeiten sei ein >v grotzer Mangel an sozialer Einsicht, datz es schwer falle, diesen Rückfall tn das krasseste Manchestertum sachlich zn charakterisieren. Eine Hebung der Ltcuermoral setze voraus, datz die Fndnstrie nnd die übrigen WirtschaftSkrezse daraus verzichteten, noch länger Nnsznictzer der Geldentwertung zu sei». Die Gewerkschaften bringen dann an dieser Stelle Richt linien zn einer Steuerreform vor, unter denen die allgemeine Quellenbestencrnng im Sinne einer Ersassona der Sachwerte, die allein die Inflation erfolgreich b ekttmpfen könne, die Hauptrolle spielt. Die Anssührnngc» des ReichsverbandeS über die Steigerung der Arbeitsleistung lassen die Gewerk schaften zu dem Schlüsse kommen, das, die Fndnstrie ans gesetzliche Verpflichtung zn mehr als achtstündiger Tagesarbeit hinaus wolle, unterstützt durch unbeschränktes EntlassnngSrecht der Arbeit geber. Das bedeute die Abwälzung des dem Besitze aus- znerlegenden Teiles der RevarationSlastcn auf die Arbeit nehmer, die dann durch Mehrarbeit nnd Hunger die Ver zinsung der dem Auslände geschuldeten Milliarden auf- zubrtngen hätten. Mit dem Versuch der Durchführung solcher Forderungen mütztcn unsagbare soziale und wirtschaftliche Kümpfe entstehen. Denn die Gewerkschaften könnten eine solche Entrechtung der Arbeitnehmer niemals dulden. Zu- sammenfassend wird dann erklärt, dak in dem Schreiben des ReichsverbandeS die Grundlage für die Lösung des Gesamt problems der Reparationen nicht gegeben sei. Die Antwort der Industrie. Soweit man sich noch heute von Industrieseite zu diesem Schritt geäutzert hat. wird gesagt, datz der Vorwurf, den die Gewerkschaften, sozialdemokratische und auch demokratische Partei, gegen den Reichsverband der Industrie erhoben, sich die Nolle einer Nebenregierung anmatzen zu wollen, ln ver stärktem Matze auf die Gewerkschaften znrllcksallen müsse, die nach dem Brauche souveräner Staaten, mit der Reichsregie rung den Meinungsaustausch tn Nvtenform zu vollziehen fllr geeignet halten. Die Industrie Hab« geglaubt, der Regierung zur Klärung der autzeupolitische» Situation ihre Huse au« biete« z« müssen. SS sei bedauerlich, das, man jetzt diese Bereitschaft benutze» wolle, «m das Alarmsignal zu soziale« Kämpfe« zu geben. die von den schwersten Folgen begleitet sein müßten. Die Industrie habe ja in keiner Weise die an ihr Angebot ge- knüpfte» ZLiiizjlche alS upnmltöblichL storLeru^L azrfMellt. Die Möglichkeit, über diese Wünsche zu diskutieren, habe sie doch tatsächlich in keiner Weise verbaut. Ein Ton aber, wie ihn die Gewerkschaften in ihrer Note anschlttgen, könne nicht viel Hoffnung ans eine crsprictzlichc Zusammenarbeit, was unbedingt notwendig sei, machen. Eine solche Art. Bereitwilligkeit zu schweren Qpsern abzusertigc», könne nur dazu führen, datz die In dustrie cs bedauern müsse, überhaupt ein Angebot gemacht zu haben. Soziale und wirtschaftliche Einsicht scheinen den Gewerk schaften abzugehen, nicht der Industrie. Sie habe erklärt, am vernünftig durchgcsllhrten Achtstundentag nicht rütteln zu wollen, und halte daran auch fest. Es sei doch eigentlich mützig, darüber zu debattieren, ob die Wirtschaft zu einer alle Kraft verlangenden Höchstleistung fähig sei, wenn ihr die Arbeiter schaft hier die Gefolgschaft versage. Essen, l. Juni. Zum Angebot des ReichsverbandeS der Deutschen Industrie erklärte eine Nevierkvnsercnz des alten Bergarbeiterverbandes, der grüßten Organisation der Berg arbeiter. datz die in dem Angebot enthalteueu Forderungen der Industrie eine sehr starke Bedrohung dessen dar stellten, was die Arbeiterschaft auf wirtschaftlich-sozialem Ge biete errungen habe, datz der Verband sich zu der ernsten Er klärung genötigt sehe, datz er sich der Verwirklich««» dieser Pläne mit allen Mitteln widcrsctzc« würde. Keine Antastung -er deutschen Wtrlschaflsfubstanz. Berlin. 1. Juni. Das Präsidium des Reichsver ba n d e ö der deutschen I n d n st r i e gab Vertretern der Presse noch einmal eine Darstellung über die Beweggründe, die eS zu dem Schreiben an den Reichskanzler veranlaßt hatten. Es wurde betont, datz dieses Schriftstück nur als Gutachten der Kreise gelten soll, die der Rcichsverband vcr tritt. Mit besonderem Nachdruck wnrde noch einmal vor der Antastung der deutschen Wirtschastssub stanz zu Ncparationszwcckcn gewarnt. Die deutsche Wirtschaft würde zugrunde gehen, wenn sic entweder direkt Substanz an daS Ausland abliefern sollte, oder wenn man sich dazu entschließen würde, die deutsche Zollhoheit durch das Ausland einschränkcn zu lassen. Englische Ausssssungeir über den neuen Marlisknrz. London, 1. Juni. Die englischen Zeitungen beschäftigen sich lebhaft mit dem neuesten Zusammenbruch der Mark. Der jüngste Tiefstand der Mark, der den der öster reichischen Krone übcririfst, wird damit begründet, datz eS die NcichSbank ausgcgcben habe, die deutsche Währung zn stützen, und fick ein sür allemal weigere, Gold auS ihren Beständen zn wetteren Stützungsaktionen, zur Verfügung zu stellen. Einige Blätter behaupten, datz der neue Zusammenbruch der Mark die in englischen WirtschaftSkreiscn verbreitete Neigung nur noch weiter verstärken werde, Geschäfte mit Deutschland nnr noch in irgendeiner wertbeständigen Währung zu machen. Der Rationalliberale Verband Englands vcrurkeilk die Besetzung des Ruhrgebiets. London, 81. Mai. Die heutige öffentliche Schlußsitzung dcS N a t i o n a l l i b c r a l e n Verbandes in Buxtvn befaßte sich u. a. mit der Besetzung d e s N u h r g e b i e t s. Bon- Ham Earter, die Tochter Asquithö, die Präsidentin des Natio- nalliberalcn Verbandes der Frauen ist. krackte eine Ent schließung ein, die die Besetzung des Ruhrgebiets verurteilt nnd die Lethargie «nd anscheinende Impotenz der britischen Negierung angesichts dieser ernsten Bedrohung der Interesse» der Nationen sehr bedauert. Äonham Carter erklärte: Wir alle sympathisieren mit den französischen Bedürfnissen und den französischen Befürchtungen, wir bedauern und mißbilligen jedoch die französische Methode. Frankreich hat die menschliche Natur vergessen. Welche Vorteile hat eS, die deutschen Rllstun- gen herabzusetzen, wenn man an jeder deutschen Grenze ein Arsenal erbaut? Die Sntschlietznng wurde gegen »ur eine Stimme angenommen. sW. T. BF Rukrarbetterverlreter im Aetchslag. (Dratztmelbung unsrer Berliner Schrtstlettung.) Berliu, 1. Junt. Gestern waren 120 bis 180 Arbeiter- Vertreter aus dem Ruhrgebtet im Reichstag ver sammelt. Die Minister Sev « rtng und Oeser waren auf- aefordert worden, tn der Bersammlung zu sprechen. Sie haben dies aber abgelehnt, sich tmgegeL bereit tzxkMt, A«e Deputation zu empfangen, ^
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