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Dresdner Nachrichten : 29.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192309296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-09
- Tag1923-09-29
- Monat1923-09
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 29.09.1923
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7tr. 269 Dresdner Nachrichten. ?9. Sept. 192Z Seite 2 Scharfe englische Kritik an Baldwin. Asquiih zum Amfall -er Londoner Regierung. von»»«. 28. Sept. ASquith hielt gestern im National» liberalen Klub in London eine Rede, in der er u. a. aussühne, die Liberale Partei trage, Gott sei Dank, keine Berantmvrtung für die Geschehnisse der letzten vier Jahre. Am 8. August ver» kündete der Premierminister ösfeutlich. daß die Politik der britischen Regierung ernstlich auf die Regelung de» Repara tionsproblemS und die Schäftung gesunder, stabiler Wirtschaft, licher Verhältnisse tu Europa gerichtet sei. Bereits im letzten Januar habe die französische Regierung die Absicht kund, gegeben, da» Rnhrgcbtet zu besetzen. Die britische Regierung habe jedoch klugerweise abgelehnt, a» dem Abenteuer teil- zuiiehmen, habe aber monatclaug keinen Finger ge» rührt, Im Juni habe Deutschland Vorschläge gemacht, die nach Ansicht der britischen Regierung eiuc Grundlage siir Ver handlungen geboten hätten. Bi» jetzt, Ende September, sei aber noch keine Antwort der Alliierte« erfolgt. Der Gedanke der am Li», »lull von der britischen Regierung an geregten Kollcktivantivort wurde vollkommen unbeachtet ge» lassen. Drei Wochen später habe Lord Snrzou eine Note ab gesandt, in der, soweit man wisse, erstmals die Legalität der Besetzung des RuhrgebietS angesochten und die Möglichkeit einer separaten AktionEngland» erwähnt wurde. Poincarö habe mit der Bestreitung aller Behauptungen Lord Eurzonö geantwortet. Die britische Regierung habe sich daraufhin wiedcrzurRnhe gelegt. Andere Leute hielten keinen Winterschlaf. Poincarö beispiels weise blicS mit ungemlndcrtem Eifer Woche für Woche im Verlaufe seiner angenehmen Sonntngnachmittage in dasselbe Horn. Erst nach der letzten unnachgiebigsten Siede Pvincarös, als die Mark unter dem Zeichen des Zusammenbruchs stand, habe Baldwin auf der Rückreise nach London in Parts hinetngcschaut, und zwar hätten nach einer kurzen Unter redung die beiden Premierminister, wie offiziell berichtet werde, die Entdeckung gemacht, das, ihre Meinungen und Ziele n i ch t v o » e t n a n d e r a b w t ch e n. WaS bedeute das alles? Was sei geschehen, um zwei Standpunkte zu ändern? Ein neuer Faktor sei vorhanden: der passive Widerstand sei end gültig zusammcngebrochen und das Unheil sei bereits im Gange. Im Verlaufe seiner Rede sagte Asgutth zur Besetzung KorsuS. mitten im Frieden sei daS Gebiet einer kleinen Macht durch eine Großmacht gewaltsam besetzt worben, wobei eine offene Stadt beschaffen wurde und unschuldige Menschen um kamen. Aehnliche Gewalttaten seien auch in der Ver- gangenbett vorgekvmmen, und die Geschichte Englands sei nicht vollkommen frei davon. Aber daS wesentliche sei, dab eS sich bei der Besetzung Korsuö um etwas handelte, was der Völkerbund gerade unmöglich machen sollte. lW. T. B.) Die Kritik der englischen Presse. London, 28. September. „Dailn Telegraph" sagt zu den Bemerkungen des Premierministers über seine Unter, redung mit Poincarö, daS, was er gesagt habe, sei fast ein Assrout gegen die Intelligenz seiner Zuhörerschaft gewesen. Seit neun Monaten habe man daS erstaunliche Schauspiel ver folgt, daß Frankreich den Fricdensvertrag von Versailles zer reiße und Heere in das Herz des industriellen Deuff^'^nd sende. Dian habe gesehen, wie der Rat der englischen Negie rung von Poincarö verworfen und ve>G"ttet wurde. Man habe gesehen, wie im Rnhrgcbiet eine Politik reiner Kerstö, rung in Wirksamkeit gesetzt wurde, die nicht nnr die Fähigkeit Deutschlands, Reparationen zu zahlen, gebrochen habe, sondern ganz E uropa ein Beispiel von Vandalismus gezeigt und ver hängnisvolle Wirkungen ans den Handel nnd den Erwerb in England ausgciibt l»abe. Man habe das Schauspiel erlebt, daß ein britischer Außenminister Vorschläge unterbreitete und Kompromisse anbot, die von den sogenannten Alliierten ver- worsen wurden, und wie schließlich Deutschland zum Bankrott getrieben wurde, während die britische Negierung im kritischen Augenblicke n ich t ein Wort zu sagen hatte. Und dann habe Baldwin die Kühnheit zu erklären, daß er bei der einen kurzen Unterredung bet einer Durchfahrt in Paris die Atmosphäre des Vertrauens, die verloren gewesen sei. wteder- hergestellt habe. Es bestünden ketnerlri Anzeichen, baß Poin carö beabsichtige, seine Politik der Annexion und des Terrorismus abzuändern. — Zu den Worten BaldwtnS, di« Probleme, denen man gegenüberstehe, wllrden schwieriger sein, wenn etwas geschehe, was die beiden Länder getrennt halte« könnte, fragt die .D a t ly E h r o n i c le" : Ist denn die Be- setzung de» RuhrgebietS nicht»? Ist der Bruch de» Frieden», vertrag» nichts? Bedeutet es nicht», daß Frankreich eine Politik der Gewalt führt, die für England verhängnisvoll ist? — «W e st intnster Gaz « tte" schreibt: Die meisten Leute mü». den Baldwin» Rede mit größter Berwundcrung lesen. ES sei letzt hohe Zeit, daß Baldwin erkenne, dab man leine be. friedigend« Lösung erhalten werbe, wenn man auf die Me- thvden znrückgrrife, die die Koalition in Mtbkrrdtt gebracht haben. Es sei sehr z» bezweifeln, ob Baldwin de« Ernst de» «ugcublickes erkenne. Deutschland stehe am Rande des Bürgerkrieges. Das Blatt hebt die Bedeutung der Entente für den Wiederaufbau Europas hervor. Sie müsse jedoch wirkliches Einvernehmen darstcllcn und rin Ueberctnsttmmen über die politischen Richtlinien bedeuten, die Baldwin in de« verschiedenen Orten dargelcgt habe. Baldwin müsse sobald wir möglich der Oeffentlickikeit bekanntgeben, wozu er da» Land verpflichtet habe. sW. T. B.s London, 28. Sept. Die »Times" schreiben in einem Leitartikel ». a.: Weder ein bayrischer Putsch noch eine rheinische separatistische Bewegung könne Deutschland au seinen Schwierigkeiten helfen. Die Bezahlung von Repa rationen würde ihm nicht erlassen werden und eS sei klar« Pflicht, jetzt zusainincnziikomincn und Deutschland genaü wissen zu lassen, was von ihm erwartet wird. Deutschland hat ein endgültiges nnd vernünftiges Angebot vom 7. Juni ge macht und ans diese Rote hat noch keine alliierte Macht geant wortet. Zweifellos hat sich die Lage geändert und ändere sich dauernd. Die Ansichten, die im Januar bestanden haben, könnten und würden tm Oktober eine Aenderung erfahren. Die Anwesenheit der Premierminister der Dominion» ln Lon don biete eine neue Gelegenheit für Großbritannien, sein« Haltung bet der Frage des Reparationsproblems geltend zu machen und mit Unterstützung des gesamten britischen Gemein wesens eine Rolle bet seiner Lösung zu spielen, waS seiner großen Tradition würdig sei. sW. T. B.s Dölkerbundsral und -eulsche Mln-erheilen in Polen. Genf, 27. Sept. Der BölkerbundSrat nahm heute zu den beiden Gutachten des Internationalen Ständigen Ge richtshofes über Fragen der deutschen Minderheiten in Polen Stellung. Lord Robert Ereil ergriff das Wort, um auf die Notwendigkeit einer raschen Lösung der Fragen, die sich aus dem deutsch-polnischen Minderheiten- vertrage ergeben, Pnzumeisen und als beste Lösung direkte deu t sch - p o l n t sch e Verhandlungen zu empfehlen. Er beantragte die Annahme folgender Entschließung: 1. Der Rat nimmt von dem Gutachten des Internatio nalen Ständigen Gerichtshofes vom 15. September über Artikel 4 Kenntnis. 2. Er nimmt Kenntnis von der Note deS englischen Ber- tretcrs vom 18. September über die Anwendung des Artikel-S deS MinderheitcnvertrageS. 8. Er fordert seinen Berichterstatter auf, der polnischen Regierung leine guten Dienste für eine Prüfung dieser Fragen, sowie für die Anbahnung von Verhandlungen zwischen der polnischen und der deutschen Regierung anzubieten. 4. Er ersucht den Berichterstatter, bis zur nächsten Tagung einen neuen Bericht vorzulegen. Sklrmunt behielt die Stellungnahme ber polnischen Negierung vor. Er forderte Beringung der letzt von Cectl eingebrachten Entschließung, bis er Instruktionen von der polnischen Negierung erhalten habe. Eectl bestand auf der sofortigen Annahme der Entschließung, Hanotaux unter stützte jedoch nnchdritcklichst den polnischen Bcrtreter. Nach» dem der Präsident ausdrücklich festgesteNt hatte, baß eS sich nur um Anregungen handle, wurde die Entschließung EecilS angenommen. (W. T. B.) Lie Anträge gegen den Ausnahmezustand im Reichstag. Einsicht in die Gehetmpapier« ber Eouberbündler nehme» tonnte und zu dem bemerkenswerten Schluß kam. daß ^je gesamte ScparaclonSvewegung vollständig von den Franzosen auSgehalleu und bezahlt" werde. Die französische Politik, die eben erst wieder den klarsten Beweis ihrer unbeugsamen Hartnäckigkeit und Folgerichtigkeit gibt, hält trotz aller Ad- teilgiiungen unverrückbar an Foch» Denkschrift für die Brr- saillee Kvnserenz fest: Lvenn wir den Rhein nicht dauernd behalten, dann gibt e» keine Reutralttäl. keine Abrüstung, keine schriftliche Klausel, durch die Deutschland verhindert werden konnte, sich des Rhein- zu bemächtigen und un» von dor: a»S anzngreifen ' Der von Frankreich abhängige Rhein- staa: ist daS französische Ziel, mit dem wir unbedingt rechnen »uiffen. und die durch die Rheinland-Kommission erlassene Verordnung über daS rheinische Notgeld ist der erste Schritt zur Durchführung deS ersten ProgrgmmpunkteS DortenS, einer rheinischen Währung, ebenso wie die Verordnung über die Ersetzung mißliebiger deutscher Begmier durch „den Alli iert.'» genehme Personen" dazu bestimmt ist, den Separatisten den Weg in die rheinische VerivaUung zu ebnen. Nichts wird die Franzosen daran hindern. Dorten nnd seine Spießgesellen zum .siele zu führen, wenn sie den Augenblick siir gekommen halten. Dorten glaubt, daß seine Stunde geschlagen habe. Er braucht siir seinen Rbetnstaat zwar ein rheinisches Volk. daS er im Augenblick nicht hat. Aber er hofft eS zu finden, nach dem ieyk da» Rhein- nnd Riibrvvlk. durch die neunmonatige wirt'chaflilche und geistige Absperrung zermürbt, im Ver trauen auf die Unterstützung deS übrigen Denischland wan kend geworden, führerlos nach dem Ziisaiiimenbrnch deS Kampfes um sein Deutschtum teils den lähmenden Einflüssen der Natlosigkeit un- der Resignation vreiSgcgeben ist, teil» in Ver'iiveislung nach irgendeinem AnSweg sucht, der erträg liche Zustände scha'st. W"S wäre dabei erklärlicher, als daß sich der Gedanke Bahn blickst, daß eine staatsrechtliche Aeude- rung Erleichterung un- Neitung bringen kann, daß der Glaube, daß es anders werden müsse, Einflüsterungen Ein gang verschafft, denen man sich bisher verschlossen hat. Waren es bisher nur vereinzelte Mitläufer des kleine« und be sonders gewerblichen Mittelstandes, die aus Mangel an poli tischem Instinkt »nd in dem Streben nach „Ruhe und Ord nung" den Verheißern einer sorglosen Zukunft nicht zu wider stehen vermochten, so lieg! jetzt doch zweifellos die Gefahr nabe, daß dieser kleine Kreis an Nmsang zunimmt. Niemand wird, niemand kann erwarten, daß ein Volk, das neun Monate lang in einem beispiellosen Heldenkamps um sein Deutschtum gekämpft bat. am Sonntag mit fliegenden Fahnen in das Lager der gehaßten Verräter übergeht. Dazu sind Haß und Verachtung z» groß. Tiber sollte eS mit Hilfe der Franzosen, mit Hilfe deS vergewaltigten „Selbstbestimmungs- rechis" und mit Hilfe der aus dem ganzen Lande zwammen- gelrommelieu Verräter zu einem Streich kommen, der nicht pariert werden kann, sollte auch Degvutte die Stunde des Rhein - Ruhr - Staates für gekommen erachten und unter Riederhaltniig jeder Gcgenbeweginig die Etablierung einer separatistischen Regierung ermöglichen, so wird mau doch bei der Gefahr der augenlsticklichen psychologischen Einstellung mit der Befürchtung rechnen muffen, daß die Gegenbewegung allmählich abbröckelt, -aß sich mebr und mehr die politisch Lauen und Indifferenten aut den berühmten ..Boden der Tat sachen" stellen und in wirtschaftlicher Tätigkeit einen Ersatz für daS verlorene Hcimatidcal suchen. Wir müssen heute angesichts des ZusgmmenbrucheS der großen Idee des auch in seiner Passivität aktiven Kampfes um Recht und Freiheit, angesichts deö finanziellen und wirtschaft lichen Niederganges iin unbesetzten Deutschland, angesichts des undiirchdringüchen Dunkels, in daS die deutsche Zukunft eingehüllt ist, mit Möglichkeiten rechnen, die noch vor wenigen Wochen undenkbar waren. Und so ist eS durchaus möglich, daß sich aus dem deutschen EhaoS und ans dem im Rheinland«: nnr zu erklärlichen Gefühl der Hilflosigkeit ein von den Fran zosen gewollter und erst ermöglichter UeberrgschnngSsieg er gibt. Weniger als je kann heute die Ncichsregierung den kämpfenden VolkSgcnoffen am Rhein Hilfe leisten, weniger denn je hat sie die rheinische Bevölkerung in der Hand, nach dem sie sich zum mindesten für den Augenblick jeder Ein wirkung begeben hat. Um so klarer tritt jetzt aber die Ver antwortlichkeit der Parteien im besetzten Gebiete hervor, nicht-? unversucht zu lassen, um die ebenfalls für Sonntag in Düssel dorf angesetzte Gegenknndgebung zu einem machtvollen Prell bock zu machen, an dem sich die verräterischen Pläne zer schlagen. Aber auch rvenn eS zu einer französisch-scparaiisti- schen Ueberrumpelung kommen sollte, so mögen es sich die deutschen Parteien vor Augen halten, daß ein Rhein- und Ruhr Staat jede Lebenssahigkeit verliert, wenn sie nicht wankend werden, daß sie allein berufen sind, dcm deutschen Vaterlande die wertvollsten Gebiete zu erhalten, ohne die cs nach den Erklärungen der Reichsrcgieruua keine endgültige Rettung gibt. Die Deulsche Volksparlei in Bayern. Vom Wahikreisverband Ostsachsen der Deutschen VvlkS- partei erhalten wir die folgende Zuschrift: Unter der Ueberschrist „Bayrische Sezession aus der Deutschen VolkSvartei" verbreitet ein Teil der deutschen Presse Mitteilungen, die in dieser Form ihrer Veröffentlichung viel fach zu Jrrtümeru Veranlassung gegeben haben. Richtig ist, daß eine von Herrn Geh. Rat Sachs-Nürnberg nach Bamberg einbernsenc Vertreterversammliing der Deutschen Volks partei des Wahlkreisverbandes Franken den Beschluß gefaßt hat, vorläufig aus der Reichspartei auözuscheidcn und sich als „Nationalttbcrale Lcindesparici Bayerns" zu konsti tuieren. Inhalt und Tragweite dieses Beschlusses aber wer den erst durch folgende drei Tatsachen richtig aekennzeichnet: 1. Zum Führer dieser neuen bayrisch-föderalistischen Rechtsgruppe wurde der ehemalige Demokrat Prof. Lcnt- Eriangen gewählt. 2. Ter Wahlkreis Franken hat bei den letzten NeicliStags- wahlcn drei Tcutschuaiivnalc. zwei Demokraten, fünf Zen- trumsmitgliedcr tBayrische Volksparteij und sechs Sozial demokraten, aber kein einziges Mitglied der Deutschen Volks- partci in den Reichstag entsandt. Im Wahlkreis Franken hat die Deutsche Volksvartel bisher bei sämtlichen Wahlen ihren überhaurst geringsten Anhang gehabt. st Tie bisher voltsparlcilichc Organisation des lränkischen Wahlkreises befindet sich in ihrer politischen Einstellung in ausgesprochenem Gegensatz zu der übrigen Landesorganisa- tiov der Deutschen VolkSvartei in Bauern, deren Schwerpunkt in München liegt. Tie dortige Organisation hat aerade dieser Tage ihre Stellung zu den jüngeren politischen Ereignissen dahin umriffen, daß sic die Politik deS derzeitigen ReickiS-- kabinettS als in de» tatsächlichen Verhältnissen vollauf be gründet und allein möglich ansielst, diese Politik aufs ent schiedenste unterstützt und die banrffche Reglcruna auffordert, das Kabinett Stresemann auch ihrerseits — entgegen den For derungen der rechtsradikalen Partei in Bauern — nachdrück lich zu unterstützen. Von einer allgemeinen ..bäurischen Sezession" aus der Deutschen VolkSvartei kann demnach keine Siede sein. Der „Völkische veobachler" über angebliche monarchistische Absichten v. Kahrs. München, 28. Scvt. Die Korrespondenz Hofsmcmn meldet: Der „Völkische Beobachter" veröffentlicht unter der Uebcr- schrift „Eine Erklärung Dr. v. Kahrs" Behauptungen über angebliche Aeußcrungcn des Generalstaakskommtssars. Diese Erklärung soll die Absicht v. Kahrs verraten, viel leicht schon sehr bald die Ausrufung der Monarchie zuzulassen. A»f Befragen hat ber Generalstaatskommtffar erklärt, daß seine persönliche Stellung zur Monarchie all gemein bekannt sei, daß er im übrigen aber keine Zeit habe, sich mit Pressemeldungen zu befassen, die mit seiner Auf gabe als Generalstaatskommtffar nichts zu tun haben. iWrv.j verbot des bayrischen Velriebsrätekongresses. München, 28. Sept. Der geplante bayrische Netricbsräte- kvngreß ist verboten worden, ebenso die für Sonntag vom republikanischen RcichSbund angekündtgte Morgenfeier. Berlin, 28. Sept. Zu Beginn der heutigen ReichStags- sitzittig beantragte der deutschiuuionale Abgeordnete NcuhauS- Düsseldorf, die allgemeine politische Aussprache, die für Dienstag vorgesehen ist, heute sofort zu eröffnen. Er wandte sich dann nochmals gegen die gestrigen Ausführungen des ZentrumSabgeordnctcn Marx über daS Rheinland. Der Abgeordnete Marx habe davon gesprochen, daß sich die Rhein länder die bisherige Behandlung durch Preußen nicht länger gefallen lassen und ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen würden. Wenn irgendein Parteisekretär Müller oder Schulze diese Ausführungen gemacht hätte, so würde er sie nicht tragisch genommen haben, aber der Mann, der sie machte, sei der Vor sitzende der Deutsche» Zentrumspartei und ihr Fraktions- sührer. Darum sei er der Ansicht, daß diese Ausführungen in diesem Augenblick zum mindesten geeignet seien, im 2ihe in lande große Verwirrung hervorzurnfen. Noch heute müsse der Z c n t r u m ö p a r t e i Gelegenheit gegeben werden, sich zu diesen Dingen zu a u ß c r n. Er nehme allerdings zunächst an, daß der Abgeord nete Marx nicht für die rheinischen Separatisten habe sprechen wollen, aber die angcstiftcte Verwirrung sei so groß, daß heute die politische Aussprache zugelasseir werden müsse. Abg. v. Gerard tZ-> erklärt für seinen Fraktionskollegen Marx, daß eS sich um eine entstellte Wiedergabe von dessen Worten handle. Das Zentrum ließe sich in seiner Treue zu Preußen und zum Reiche von keinem anderen übertrcffcn. Gerade aus das Zentrum sei die Schaffung des Ministeriums für die besetzten Gebiete zurück- zuführen und er bitte dringend, besonderen Wert auf den Auf ruf gerade des Ministers für die besetzten Gebiete zu legen, aus dcm nichts als Reichstrene und Vaterlandsliebe spreche. — Ter Antrag, sofort die politische Aussprache zu eröffnen, wurde darauf gegen Deutschnationalc, Deutsche VolkSvartei und Kommunisten abgelehnt. Angenommen wurde in allen drei Lesungen der Ge setzentwurf über die Aenderung des Vankgesetzcs, durch den die NetchSdank in die Lage versetzt wird, gleichzeitig mehrere verschiedene Diskontsätze sestzustellen, weil für die neu einzusührendcn wertbeständigen Kredite ein niedrigerer Diskontsatz als für Papiermarkkredite erforderlich ist. Die Vorlage tritt am 1. Oktober d. I. in Kraft. Angenommen wird weiter ein Antrag des Zentrnins, der die Ncichörcgicrung ersucht, die in Betracht kommenden NcffortS anznwctscn, zur Wiederbelebung der industriel len gewerblichen Tätigkeit t in Ruhr- und Rhe tilge bict mit möglichster Beschleunigung öffent liche Aufträge bercitzustellen und zu ihrer Ausführung Material und Lvhuvorschüsse zu gewähren. ES fvlgl die Begründung der Anträge ans Aushebung der Ansnahmcverordnungen. Abg. Kocnen begründet die kommunistischen Anträge und erhebt Protest gegen die Militärdiktatur, der man Deutschland jetzt ausgeltesert habe. Aba. Gras iD.-N.j bearttndet den deutschnationalen An trag. Dieses Kabinett sollte angeblich daö stärkste Kabinett, ta „daS Kabinett ber Tat" sein. Die Früchte dieser Tatkraft liegen nun vor unS. Außenpolitisch völlige Kapitulation. Wir Deutschnationalen müssen das, was bereits geschehen ist. als Kapitulation vor Poincarö. vor dem französischen Mili tarismus bezeichnen. Und innenpolitisch? Verhängunq des Ausnahmezustandes über das ganze Reich Die Regierung bittet »in Unterstützung und Vertrauen! Wo soll daS Ver trauen Herkommen? Ich wünschte, nur «in Teil der Energie nach Innen wäre gegen unsere Feinde zur Anwendung ge kommen. Die Veranlagung deS Deutsckien schreie geradezu nach einem Diktator. Wo Unruhen zu befürchten sind, da ist der Ausnahmezustand freilich angebracht. Unser Antrag, die Ausnahmeverordnung aufzuheben, deckt sich nur zum Teil mit dcm Antrag der Kommunisten. Wir verlangen nur die Aufhebung der Verordnung des Reichspräsidenten, nicht die Aushebung des Ausnahmezustandes tu Bayern. Das Vorgehen der bayrischen Negierung ver stehen und billigen wir. Jetzt zum ersten Male sehen wir. daß der deutschvölktsche Gedanke von Bauern ausgehend mar schiert. Ich erwarte und hoffe bestimmt, daß die Reichs» regicrung der Entwicklung in Bayern, wie sie sich letzt zeigt, nicht hemmend in den Arm fällt. Wir warnen davor, unter dem Drucke der Sozialisten von Berlin aus hindernd ober hemmend in Bayern einzugretsc». Wir müssen mit der Mög lichkeit rechnen, daß die der Tätigkeit entwöhnte Ruhrbcvölke» rung sich unter der Gencralstrcikhctze oder auch ans vater ländischen Gründen zn strafbaren Haudlungcn hiu- reißcu läßt. Dieser seelischen Bersaffnng gegenüber sind die furchtbaren Todesdrohungcn nicht angebracht. Wir wollen, daß die durch den Lauf der Geschichte hundert- und tausend fach widerlegte sozialistische Anschauung ersetzt wird durch die nationale, die völkische Anschauung. Das ganze Volk, nicht einzelne Kreise müssen wieder wehrhaft gemacht wer den. Wir fordern daher Wiedereinführung der gllgrmcincn Wehrpflicht. ES muß sich endlich eine Negierung bilden, die entschlossen ist, auch der letzten Entscheidung nicht auSzu- weichen. Es muß in dem aiten Geiste Eiailsewitz' gehandelt werden, der schrieb, daß ein Volk unüberwindlich ist in dem Kampfe um seine Ehre und Freiheit. Daher, so schloß der Redner, muß eine neue Regierung her. iLebhaster Beifall rechtst — RcichSinncnmtnistcr Sollmann erklärt«, auch die Ncichsregierung habe den dringenden Wunsch, dem Reichstage baldigst Aufschluß zu geben über die weitgehen den politischen Entschlüsse, die sie habe fassen müssen. DaS geschehe zweckmäßig im Nahmen krie r großen poli tischen Aussprache, die für Anfang der nächsten Woche in Aussicht genommen sei. — Abg. Dr. Scholz lD. B.s schloß sich diesem Wunsche der NeickSregicrung an. Die heute auf der Tagesordnung stehenden Fragen und die allgemeine poli tische Besprechung lassen sich nicht trennen, deshalb beantrage er Vertagung der weiteren Aussprache ans Dienstag. DaS Hauö beschloß demgemäß. — Nächste Sitzung Dienstag 8 Uhr mit der Tagesordnung: Entgegennahme einer R e g i e r u n g ö e r k l ä'r u n g. 147 Millionen Golvmark weribeflän-ige Anleihe. Berlin, 28. September. Wie cS heißt, sind insgesamt 147 Millionen Goldmark, etwa 85 Millionen Dollar, ans die wertbeständige Anleihe des Deutschen Reiches gezeichnet worden. Das spezialisierte ZcichniingscrgcbniS steht noch a«S, so daß z. Z. noch nicht zu sagen ist, wie viel hiervon auk sret- willigc Zeichnungen nnd wie viel aus Hingabe von Gegen» werten auf Grund der Verordnung über die Abltcserung von ansländischen VcrmöaenSgegenständen entsällt. Verbvl -er „Deulschen Tage" in Preußen. Hannover, 27. Sept. Der „Deutsche Tag" der vom ff. bis 8. Oktober in Hameln stattsindcn sollte, ist abge sagt worden — Von unterrichteter Seite wird außerdem mitgetcilt, daß der preußische Minister des Innern. Severing. auf wiederholte Vorstellungen von sozialdemokratischer Seite die „Deutschen Tage" in Preußen allgemein ver boten bat.-
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