Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188106063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-06
- Monat1881-06
- Jahr1881
-
-
-
2526
-
2527
-
2528
-
2529
-
2530
-
2531
-
2532
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grfoheint täglich früh 6-/, Uhr. lledartion und Lrprdition Johannk-qasir 33. Sprechstunde» der Urdactiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. tzin st» Nuckgod« ein^rsautlkr Maiiiocript« «acht st- tu Kidacuo» > i<i» »irdinrUch. Annahme der sür die nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentage» bis 3 Uhr Nachmittags, au Lonn- und Festtage» früh bis '/.st Uhr 3» dt» Filiale» für Ins.-Ännahme: Ltto Alcmm, UniverkitätSstraße 22, Louis Lösche, Kalhariiienstraße 18, p. nur bis ',3 Uhr. aWgcr.TGMM Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage Aboniirmentspreis viertelj. 4'/, Klk., iticl. Brinaerlohn b Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 23 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Poslbesördcruiig 30 Mk. mit Postbesördcrung 48 Mk. Inserate ssgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Prcis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Nrrlainrn nnter den tledactionsstrich die Spaltzeilc I>0 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu sendeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumernmlo oder durch Post Nachnahme. ^ 157. Montag den 6. Juni 188 t. 75. Jahrgang. Leipzig, 6. Juni. Die nationalliberale Erklärung hat, soweit wir die Aeußerungen der Presse verfolgen konnten, in den zu unserer Partei gehörigen oder u»S nahe stehenden politischen Kreisen allenthalben eine anerkennende nnd freundliche Auf nahme gesunden. Es werden manche Ausstellungen im Ein zelnen gemacht, im Ganzen aber ist in den Kreisen, auf deren Zustimmung wir überhaupt rechnen können und Werth legen, der Eindruck offenbar ein sehr günstiger gewesen und die Wir kung aus die weitesten Kreise dcS Volkes kann unmöglich anS- bleiocn. Als eine hochbcachtcnSwcrthc Kundgebung ist die Er klärung auch von gegnerischer Seite anerkannt worden. Daß das Schriftstück weder den Deutschconscrvaliven und Ultra montanen, noch der Fortschrittspartei Genüge thut und von diesen Seiten mit dem sür unsere Partei gewohnten und sehr unschädlichen Spotte iibergossen wird, ist selbstverständlich, und wen,» cS nicht so wäre, dann wäre die Stellungnahme der nationallibcralen Partei grundverfehlt. Bon der rechten Seite wird nnS versickert: mit einer Partei, die noch immer mit beiden Füßen auf liberalem Boden steht, sei sür eine gesunde heilsame Reaclion, wie sie die kranke Zeit er fordere, Nichts zu machen; von der linken Seite wird uns zugerusen, eine Partei, die auch seht noch nicht zur grundsätzliche Opposition und Negation überzugehen vermöge, sei sür eine politische Freiheit, wie sie der Radikalismus an strebt, unbrauchbar. Diese Kritik von der äußersten Nechtcn und Linken beweist uns nicht minder als die Zustimmung von Gesinnungsgenossen, daß die Verfasser der Erklärung daS Nichtige getroffen, daß die Partei auch in den jetzigen schwierigen Zeilen ihre Stellung sicher und glücklich gewählt hat. Die nationaliiberale Partei ist von jeher eine Partei der Vermittelung gewesen und wollte rS sein; daß sie Verhöhnung und Anseindung von reactionairen wie von radikalen Parteien zu erleiden hat, ist eine nothwcndige Folge dieser Stellung. Sie hat sich dergleichen nie ansechten lassen und wird auch ferner conservativen wie fortschrittlichen Haß und Spott zu ertragen wissen. Wir können nur wieder holen, die Aufnahme und Kritik, welche die Erklärung bei Len Preßorganen der verschiedenen Richtungen gesunden, nicht minder die zustimmende als die tadelnde, ist nnS der überzeugende Beweis, daß die nationalliberale Partei den richtigen Weg cingehalten hat. Auch das Organ Bennigsens, der „Hannoi. e c'sche Courier", unterzieht die Erklärung der national- liberalen Partei einer Betrachtung, welche einige be- herzigenSwerthe Sätze enthält. Er sagt: Haben die früheren Angriffe von allen Seiten uns in unserer Entschlossenheit nicht zu schwächen vermocht, so werden eS die jetzigen noch weniger tlmn, wir erwarten getrost die Antwort des Volkes aus unsere Erklärung, die wieder einmal bewiesen hat, wie es um das wüste Geschrei von dem Niedergange und der Verzweiflung der nationalliberalcn Partei eigentlich steht. Treu hat unser edler Führer, Herr von Bennigsen, in allen Nöthen zu uns gehalten, treu halten wir zu ihm, treu halten wir, um die schöne» Worte des Manifestes zu wiederholen, an unseren Zullen und Wegen „auch in der heutigen Zeit unerschütterlich fest, wo wirthschastliche Sorge wie politische Enttäuschung und Verbitterung das ruhige Urthcil zu verwirren und die Bevölkerung in großer Zahl dem politischen Leben zu entfremden oder extremen Richtungen nach rechts oder links zuzutreiben drohen Wir halten fest an der Zuversicht, daß unsere Auffassung bei un serem Volke in Stadt und Land noch im lvcitestcn Umfange volle Zustimmung findet. Unabhängig, in sich geeinigt, srei von Ermü- düng wie von Verbitterung, zu ernster Arbeit entschlossen, wird die nationalliberalc Partei auch unter gesteigerten Schwierigkeiten, deß sind wir gewiß, wie bisher so auch ferner ihre politische Pflicht er füllen". Wie eS heißt, soll dem Reichstage nun doch noch, und «var unmillelbar nach Pfingsten, die Vorlage, bclr. die Errichtung deS RcickStagSgebäudeö ans dem Terrain deS Raczynski'schcn Palais, zugehen. Wenn sich die Nachricht bestätigt, so würde sie beweisen, daß der Reichskanzler seine neuliche Drohung von der Verlegung der Rcichsbchörken auS Berlin, von welcher längst nicht mehr gesprochen wirk, auch seinerseits vergessen habe. Berlin erwartet fürstliche Gäste. Der Besuch deS Fürsten Milan von Serbien steht in Aussicht und auch der König der Hawaiischen Inseln, Kalakaual., gedenkt auf seiner vor längerer Zeit angctretcnen Reise durch die Welt Ende dieses MonatS nach Deutschland zu kommen und bei dieser Gelegenheit Berlin zu besuche». Wie eS heißt, würde Fürst Milan als „König" von Serbien auS dem Abendlande in sein Vaterland zurückkehren. Von der Absicht, cinen neuen Antrag auf Einführung der vierjährigen Legislaturperioden zu stellen, scheint man in conservativen Kreisen zurückgekommen zu sein; we nigsten« hat ncucrdingö davon Nichts mehr verlautet. ES ist schon mit Rücksicht auf die parlamentarische Geschäftslage und auf die geringe Aussicht, im gegenwärtigen Augenblick mit einem solchen Antrag durchzutringen, wünschenswert^ daß sich die Conservativen diese Enthaltsamkeit auserlcgen. Die neuesten Berichte aus Hamburg stimmen darin überein, daß die Genehmigung deS Zollanschluß-Ver trag« in den letzten Tagen sehr an Aussichten gewonnen hat und daß mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, die Zustimmung werde, wenn auch mit schwerem Herzen, «rthettt werte». ES scheint sich die Neberzcugung Bahn zu brechen, daß man bei der Entwickelung, die jetzt die Angelegenheit genommen, cS nickt verantworten könne, die Sache aus die Spitze zu treiben und damit weitere Gefahren und Krisen beraufznbeschwören, die einen für die Stadt verhänanißvollen AuSgang nehmen könnten. Friede mit den, Reich! scheint die Losung, die immer mehr Anhänger findet, je mehr die leicht begreif- liche Aufregung und Mißstimmung ruhiger Ueberlegung Platz macht. Wir würden diesen FriedrnSschluß mit großer Genuglhuung begrüßen; würde er dock den denkbar uncrguick liebsten Street au« dem Wege räumen. Ob c- wünschenS werth uud geboten war, diesen Streit überhaupt hervor zvrvfen, ist eine Frage, die wir heute nickt untersuchen wollen; sie hat bei dem heutigen Entwickclung-stadium dieser Anaelegenheit kaum mehr Interesse. Auch sür den Reichstag, so sehr auch sür ihn da« beträchtliche Geltopser in« Gewicht fällt, scheint un». wenn die Hamburgtsckcn Faktoren zugestimmt haben, «in, Wahl kaum mehr vorhanden zu sein. Es heißt, daß der Commandirrnte de« XIII. (wtlrttem belgischen, Armeekorps, prenß. General v. Schachtmryer.an läßlich der mannigfachen Schwierigkeiten der Wirksamkeit eine» borkigen CorpSccmmandeur« daran denke, seinen Posten aus zuaeben. In Württemberg ist, wie die „Voss. Ztq." hervor hebt, die oberste Autorität sür da« dortige Armeecorp« irischen dem noch sortbestchcnden wllrttembergischen Kriegs inn,isterium und dem General-Commando gethcilt, ein Vor- hältmß. welche« den Keim zu Verwickelungen in sich trägt, wie sie bereit« in der Stellung deS früheren coininantirciiden Generals von Stülpnagel zu Tage traten. ES hat nicht an Vorschlägen gefehlt, die auf eine zweckmäßigere Verbindung deS würtlemvcrgischem ArmecccrpS mit dem übrigen RcichS- heerc im Wege eines neuen Vertrages gerichtet waren. Schwäbische Abgeordnete haben sogar dem Wunsche Ausdruck gegeben, die bisherige thcilwcise Selbstständigkeit der würtlem- bergischeu Militairvcrwallung gänzlich zu beseitigen. Die politische Welt von Paris ist im Augenblicke allein von der Listenabstimmung in Anspruch genommen. Gam be t t a läßt alle Minen springen, um den Senat zum Nack geben zu zwingen. Dabei spielen die geheimen Fonds, dio Abschnitte; der ersten enthält «ine vorzügliche Auswahl von achtzehn in der Matthäikirche zu Leipzig vo» Pastor Iw. Evers gehaltene» Predigten: der letztere enthalt zunächst eine Predigt, gehalten in feiner früheren Wirksamkeit, am achten Sonntag »ach Trinitatis 1870, als am allgemeinen Bußtag während des Krieges, mit den« Thema: „Unser gemcinjaincs Kriegs- und SiegcSgebet zu dem Herrn der Hecrschaaren, — eine Predigt, durch welche wir wieder hineingesührt werden in iene große Zeit, wo ein Golte-Hauch unser ganze« Volk zu wahr!,aper Begeisterung entstammte, wo sich ein Sieg »ach dem anderen a» uniere deutschen Fahnen heftete, und wir, von den Höchsten bis herab zu den Niedrigsten, dankbare» und demülhigen Herzen« uns vereinten zum Lobe und Preise Gottes. 4. an» finden wir in dem zweiten Abschnitt dieser Sammlung die Ansprache bei dem außerordentlichen Gottesdienst am ü. Juni 1878, nach dem Attentat aus unseren Kaiser, welche aus Alle, die seiner Zeit Gelegenheit hatten sie zu hören, euic» Vom Gambctta vollständig ergebenen Minister deS Innern zur I »naiislöfchlichen Eindruck Hintersassen habe» wird. Ferner sind darin Versügung stehen, eine Rolle, Und eS aiebl nur wenige Blätter, I enthalten: Festpredigt zur zehnjährigen Jubelfeier des Haiiplvereins —Lei' « 1 ^ , I r.:- Itirclii' INI iräniareim welche sür den Senat Partei ergreifen. Der Senat zeigt sicb I für innere Mission der cvangelisch-luthersschen Kirche ^nMeicti bis jetzt stramm, da er fürchtet, daß die Listenabstimnmng zu! wachsen, gehalten zu Dresden am 2o. April 187 . ^" ig z ' ' - " tO äbriae iVrrs'ckait '"»stau ASo>s-Fc„e in Schnccberg. gehalten am A>. Iu»1880. — 13,ai)r,ge Herrsch» N > Predigt, zum Iahrcsfeste der Thüringischen Conferenz sür uinere Mission, gehalten zu Sondershausen am 15. Juli 1^0. Predigt gehalten auf dem MissionSsest Hu Königstein am 10. Lctoder 1880; und endlich: Ein Vortrag, gehalten in der Vcrsamniliuig des Leipziger Zwcigvcreins der Gustav Adolf-Stiftung am Itt Decemher 1879, im Saale des evangelischen VereinshauseS: „Der Sonntag i» seiner socialen und religiöse» Bedeutung." Wie ans diesen Mittheilungen erhellt, 'ist der erste Abschnitt dieser Sammlung insbesondere erbaulicher Nalur und zeugt, wie wir hier gleich auSsprcchcn wollen, von dem positiv christliche» und doch milde» Standpunkte des Verfassers, von einer Thätigkeit, durch welche bekanntlich ei» »cucS geistiges Leben in der Malthäi-Gemeinde her- vorgerusen undrcgeS kirchliches Interesse geweckt worden ist, i» K reisen, die sonst der Kirche fern standen. — Der zweite Abschnitt dagegen, welcher durch die ersten beiden Stücke uns zurückversetzt in eine Zeit, die unser gesammtcS Volk tief bewegte, dann in den auswärts gehaltenen Predigten einsührt in ein weite» Gebiet evangelischer Liebesthätig- keit, und in de». Bortrag endlich: „Der Sonntag in seiner sociale» und religiösen Bedeutung" eine außerordentlich wichtige Frage unserer Zeit erörtert — ist nicht nur erbaulich, sondern gleichzeitig von hervorragend allgemeinem Interesse. Wir wünsche» von Herze», daß diese zweite Samnilung Predigten von Pastor 1>r. EverS von demselben Segen wie sein lebendiges Wort begleitet sein und Eingang finden möge ln recht viele Familien, und daß sic diene den Verirrten als Leitstern, den Betrübten zum Tröste, den Verzagten zur Ermunterung und allen Denen zur Stockung, die unverbrüchlich sesthaltcn an ihrem Christenglauben. Tann wird dieses Buch eine Botschaft dcS Heiles und Segens sein und das Titclwort desselben sich erfüllen: „Siehe, ich verkündige euch große Freude!" emcr Diktatur führen könnte. Tie 19jährige Herrschaft Napoleon's HI. hat die jetzige Generation an solche Zustände gewöhnt. Falls die Listeiiabstimmung im Senat durchgeht, wird Gambctta auch ans Corsica alö Cantidat austretcn: DieS ist allerdings sehr bezeichnend. UcbrigcuS herrscht nnter den Senatoren große Aufregung über daS Schicksal dcS Gesetzes. Mehrere Senatoren, die Grevy besuchte», versickern, der Präsident der Republik sei nach wie vor sür die Ab stimmung nach Arrondissements und habe ihnen Dies offen zugestandcn. Tie französische Kammer wird demnächst cincn sehr heiklen Antrag zu verhandeln haben. ES ist dies der Antrag Laisant'S über die Verminderung der activeu mili- airi scheu Dienstzeit von fünf auf drei Jahre. Tie mcisten der gegenwärtigen Abgeordneten haben diese Vermin derung in ihr Wahlprogramin ausgenommen und deren Durch- iübrung versprochen. Die Wähler, deren große Mehrzahl sich sür diese Frage viel mehr inlcrcssirt als etwa für daS Listenwahlgesetz, erwartet mit Bestimmtheit die Erfüllung dieses Versprechens. Nun behaupten aber Fackkenner, daß eine Verminderung der activen Dienstzeit sür die Armee ver- hängnißvoll sein würde, und Gambctta hat sich so sehr zu dieser Meinung bekehrt, daß er mehreren seiner Freunde erklärte, im Nothfalle gegen den Antrag das Wert ergreifen u wollen. Di« gemäßigten Republikaner sind darob in großer "erwirrung. Die in Paris aus Afrika eingelaufencn Nachrichten laute» befriedigend. Da der Krieg gegen Tunesien sür beendet gilt, so wird ein großer Thcil des ExpedilivnScorpS in diesen Tagen nach Frankreich zurückkcbrcn. In Tunesien werden vorderhand 10,000 Mann gelassen. Mustapha, der erste Minister dcö Bcy von Tunis, ist »ach Paris eist. Der Bey fährt fort, alle dem Residente» Roustan mißliebigen Beamten abzusetze». G ladstone'S im Unterhaus«: abgcgcbcnenc Erklärung, daß die englische Regierung keinerlcr Magnat,men gegen die Landliga beabsichtige, erregt allgemeines Bedauern, ob- zlcich die Ansicht der Regierung völlig constitutionell ist. da ein Verein von der Executive allein unterdrückt werden kann, vndern nur durch eine parlamentarische Entscheidung. „Daily NcwS" macht indircct dem Cabinct Vorwürfe wegen seiner Mitde und deutet an, daß sctbst die Opposition das Cabinct in patriotischen Maßregeln unterstützen würde. Inzwischen nehmen die Zustände in Irland allmälig einen Charakter an. der von kein eines offenen Aufruhrs nicht mehr weit ent crnt ist. Fast jede inländische Post meldet neue blutige Zu ammcnstöße zwischen Volk und Polizei. — Die in dem Pro teste gegen Johann Most refcrvirten gesetzlichen Punctc werden bald nach Pfingsten dem englischen Gerichtshöfe sür Orcurn Oases Rsssrreä zur Entscheidung vorgcleat werden DaS Tribunal wird auS 13 Richtern bestehen. Most wird dabei durch drei RechtSbcistände: Benjamin, Sullivan und Willis, vertreten sein Im Lause dieser Woche werden in Bulgarien die Wahlen sür die am 13. Juli in Sistowo zuscimmenlreteiide große National - Versammlung stallsinden. welche über die von dem Fürsten Alexander beantragte BcrsassnngS Acnderung und über die dem StaatSobcrhauptc zu über tragende siebenjährige TictcNur zu beschließen haben wird. Wie der Marschall Mac Mahou vor den Wahlen im Iabrc 1877 die französischen Departements bereifte, so bereist heute Fürst Alexander Bulgarien im Interesse seines „Septennats". Nach Wiener Berichten dürste jedoch der Battenbcrger in seinem Vorhaben ebensowenig vom Glücke begünstigt werden wie sein französisches Vorbild. Tie Absicht der Verfassungsänderung begegnet im ganzen Lande ener gischem Widerstande. Die OppösitionS-Führer bereisen nämlich ebenfalls daS Land und predigen de» gesetzmäßigen Widerstand, warnen jedoch vor Gewaltlhäligkcilcn unk Ausschreitungen, in welchem Beginnen sie, wie die Sprache dcS „Goios" ersehen läßt, von den fortgeschrittenen und panslavistiscben Elementen in Rußland unterstützt werden. Officiöse Eorre spondenzen aus Sofia dagegen schildern die Lage des Fürsten als gesichert. Bestimmt verlautet dagegen, daß der Bau des RegierungSpalaste« in Sofia (der Fürst wohnt in der Kaserne) — eingestellt ist. Pastor vr. Evers' zweite Sammlung seiner predigten. r. Ta« Gebiet der erbaulichen Literatur hat eine neue, höchst werthvolle Bereicherung erfahren. Im Berlage von B. G. Teudner ln Leipzig ist in dielen Tagen eine zweite Sammlung Predigten von vr. Karl EvcrS, Pfarrer zu St. Matthäi in Leipzig, erschienen. Die erste Sammlung wurde bereit« im Jahre 1877 durch den selben Verleger veröffentlicht und nicht nur von der Matthäi (Gemeinde, sondern überhaupt von allen Denen, welche dem al« Kanzelredner und Seelsorger gleich vorzüglichen Pa,kor vr. Ever« näher getreten waren, mit herzlicher Freude begrüßt. Durch die nun unter dem gleichen Motto, unter der We,hnachr»bot schaff: „Liehe, ich verkündige euch große Freude" heran», gegebene zweite Sammlung seiner Predigten dal der Versasser jedenfall« einen oft ausgesprochencn Wunsch seiner zahlreichen Freunde erfüllt; den» Manchem, wenn er inmitten der nach viele» Hunderten zählenden Andächtige» m der Mottkäikirckie dem von echt evangelischem Geist« durchdrungenen und ergreisenden Worten lauschte, wird sich der Gedanke ausgedräugt haben, daß e« ein von reichem GotteSsegcn begleitrte« wert sein müßte, dieselben weit über die Mauern der Kirche hinan« ,u tragen und auch sür die Hörer selbst, ,u erneuerter Anregung, dauernd zu erhallen. Dieser Gedanke ist nun in dem un« vorliegenden Bande weiter verwirklicht worden. Derselbe zersüllt in zwei Leskilg-Vercin. gewähren. Daß diese Strafbestimmung auch bei der falschen Buchung nur einer einzigeii Post zur An wendung gelangt, bat der III. Stras-Senat des Reichsgerichts in der Strafsache wider den Kausmann Wilhelm G. von E. durch Urthcil vom 2. April dS. IS. entschiede». Der Angeklagte hatte durch eine der wahren Sachlage widersprechende Um buchung eines Postens von 3000 Mark in Kladde und Hanpt- bnch sein Vermögen um eben diese Summe erhöht nnd hier durch bewirkt, daß seine Bücher nickt mehr eine Uebcrsickt dcö VermögrnSziistandcS gewährte». Diese Feststellung trägt die Verurlhcilliiicf. Ein für die Vermögenslage erheblicher Factor ist unricktig gebückt und ist erster«: hierdurch ver schoben. Daß an fick nach dem Umfange eines Geschäfts nnd dcS darin angelegten Vermögens schon eine »»richtig zu Gunsten, statt zu Laste» deü Inhahcrs erfolgte Buchung von 300» Mk. den Vormö.zensstand ändern und einen Alsschluß herdci- sichren kann, welcherdieVermöczcnSlage wesentlich andersdarstellt, somit eine lieber»cht über einen wirklichen VermögenSzllstaiid auSschließt, kann keinem Zweifel unterliegen. Auch kann kein Bedenken daraus riitnomnien werden, daß Angeklagter die »n November 1877 vorgcnommenc Umbuchung später — näm lich 1879 — geändert nnd den betreffenden Posten wieder ans taS Conto seines Vaters übertragen bat. Für ta» Ver brechen deS bctrügerischcn BankernltS, begangen durch unrichtige Führung oder Veränderung der Bücher, muß aller- ZiigS gefordert werden, daß jene Bnchsührniig in der Absicht, die Gläubiger zu hc»achtl,eiltgen. ihren Grnnv bat nnd ihre Folgen noch bis zur ZahlungSoinstolluiig forldanere; für das Vergehen des einfachen B an kern t ts durch iiiiordenlliche Buchführuiig ist dagegen nickt Boraussetzuiig. daß die Bücher die Ucbersickt auch noch im Moment der Zahlungseinstellung vermissen lassen. Tenn wenn vom Gesetze ein Causal- znsamnicnl'ang zwischen der unordciillichci, Buchführung und ker Zahlungseinstellung nickt gefordert wird, wenn vielmehr schon die lc'ichtserlige, die Gläubiger gefährdende Handlungs weise ini Falle ver ZahlungSoinsiellling bestraft werten soll, so kann nickt sentscheidend sei», daß eine B»ch- siihrnng. wclcke zu einer bestimmten Zeit in Folge ibrcr Unordnung eine Uebersickt deS BerniögcnSzustandcs nicht gcwälirt hat. später soweit vervollständigt nnd richtig gestellt ist. daß sie bei der Zahlungseinstellung selbst dcn Vcr- mögcnSzustand erkennen läßt. Zu diesem Ergebnisse führt auch die Erwägung, daß eö an der Hand der Bücher möglich sein' soll, tie ka>kf»lä»ilischen Opelntionen deS Genieiiifchnlkners zu verfolgen und die Entwickelung deS Geschäfts zu über sehen. Die Bücher sollen nicht bloö den augenblick lichen SlaluS deö Vermögens erkennen lasse», sondern auch die Faclvrcn zur Anschauung bringe», welche die der zeitige Gestaltung der Vermögenslage berbeigcsührt haben. Nur etwa tan», wenn die gegenwärtigen rechtlichen Beziehungen dcS Geniciiiscknldners in keiner Weise mehr in die Zeit znrückrcichen, in welcher die Bücher iniricblig geführt worden sind, kann die Frage entstehen, ob nicht der späteren richtigen Buchführung allein Bcteutung ziizumessen sei. Daß ei» solches Verbällniß aber in gegenwärtiger Sache vor- liegcn sollte, ist bei dein kurze» Bestände dcS zur Frage stehenden Geschäfts nach der Natur der Sache nicht anzu- nehmcii. Aus Stadt und Land. *** Leipzig, 3. Juni. Die Bitte deS hiesigen, unter dem Präsidium dcö Herrn Geh. Rath Pros. Vr. Windf'cheid stehenden Thicrschutz-BcrcinS, ihm ohne Scheu mög lichst jeden Fall von boshafter Thicrguälcrci zur Kenntniß zu bringe», in» die Bestrafung der Uebeltbäter veranlasscn zu können, hat bisher einen recht ersrcuIichenCrsolggehabt. An- Trotz deS Umstandes, daß der Freitag vor Pfingsten sür VercinSversammlungen ernsterer Art kein sehr günstig ge legener Zeitpunct ist und trotz der sommerlichen Hitze, war doch der Besuch deö wie immer iin Saale deS Marieiigartcn an gedachtem Tage arrangirtcn öffentlichen Vortragsabends ein recht erfreulicher. Zunächst lernten wir in Herrn vr. Adolf Hoppenstedt cincn eben so fesselnden unk gediegenen Redner wie gründlichen Shakcipearologcn kennen. TaS Thema seines Vertrags war „Shakespeare als Historiker". Ter Redner entwickelte zunächst i» überzeugender Weise, wie unvergleichlich wichtiger und lohnender, aber auch bei weitem schwieriger für den Dramatiker die Ausgabe sei, nicht bloS allgemein menschliche Probleme zur Grundlage und z»m Gegenstände seiner Dichtungen zu machen. sondern diese Probleme auS der Ge schichte seiner Nation berauSzugestalten und so dieser Nation die herrlichsten nnd die schlimmsten Thatcn aus ihrer eigenen Geschichte in unvergänglichen Kunstwerken vor die Seele zu I erkennenSwertb ist aber dabei die Unterstützung dieserBcstrcbiingcn . machte daraus aufmerksam, wie »iiseren großen I p^rch die hiesige Polizeibehörde sür den S tattbezirk und durch die clasnschen Dichtern der ^orwurf nicht erspart bleiben könne, 1 königl. AinlShauplinannschafl für die Landdislricte. dies gänzlich versäumt zu haben, wie cS ferner in der Regel als ein schwerer Mißgriff bezeichnet werden müsse, antike Stoffe, vielleicht gar »och in mehr oder weniger moder nmrter Auffassung, zu dramatissren. Solche gottbegnadete Dichter des nationalen historischen Drama entstünden nur von Zeit zu Zeit. Ter unter allen aber unvergleichlich am höchsten flehende lei ja Shakespeare. Nun stellte der Redner in einer lichtvollen, von der geistreichsten Durchdringung und Beherrschung seine» Stoffes zeugenden Entwickelung der i» den acht KönigStramcn Shakespeare'» zur Darstellung ge brachte historische Ikce den Zuhörern die volle Wahrheit seiner Behauptung in der spannendsten Weise vor Augen. Diese Entwickelung auch mir in den Hanplzüge» hier wieder zugeben, würde der Raum leider nickt gestatte». Diese Apologie LeS national-historischen Drama- diente gewissermaßen zugleich alö Vorbereitung sür den zweiten Gegenstand dcS AbcntS, da» sünsactige Trauerspiel: „Kaiser Heinrich'» Tod" vo» einem Dickster, der vorläufig dem P,ibli- cunr gegenüber seine Anonymität wahren will. Diese» Trauer spiel ist mit zwei andercn: „Die Sachsen" und „König Hein rich und Gregor", wclcke in ihren Hanptscencn bereit» früher ffn Lcssing Verein recitirt worden sind, trilogisch vcKbunden. Dieses Schlußssück der Trilogie ist dem Consliclc Hcinrich'S IV mit seinen beiden Söhnen Conrad und Heinrich gewidmet. Der vorgctragene dritte Act de« Stücke« zeugte von edler Tietion und kräftiger dramatischer Gestaltungskraft. Er schildert zunächst den Conslict Heinrich- IV. mit seinem Cobnc Conrad, der znm Untergänge Conrad'S sübrt. Zwischen die beiden .L>a»ptscenc», welche die Situation vor und nach der entscheidenden Schlacht zur Darstellung bringen, fällt noch die Scene einer zweiten Handlung, der in dem Zusammentressen Hcinrich'S mit Peter von AmicnS sich vorbereitende I. Kreuzzug: denn die Trilogie soll nicht nur 50 Iak>rc bcißer Kämpfe in Deutschland darstclle». sondern auch die geschichtliche Wendung, die sich in Folge dieser Fried lossgkeit durch die Sehnsucht nach höheren idealeren Friedens zielen, den Zielen der Kreuzzügc, in Deutschland und Europa vollzieht. Die Besprechung deS Stücke« und die Rccitation de« 3. Actcö wurde von dem Mitglied« unserer Bühne, Herrn Gr und mann, in der vortrefflichsten, vom reichsten Beifall belohnten Weise durchgcsührt. II. V. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtllch verfolgt.) Nack ß 283, 2, de« Str.-G.-B. werden Kausleulc, welche ihre Zahlungen eingestellt haben, wegen einfachen Banke- rutt« bestraft, wenn sie ibre Bücher so unordentlich geführt haben, daß diese keine Uebersicht de« Bermögrn-zusiantc« So find wir heule in der Lage, berichten zu könne», daß in jüngster Zeit die letztgenannte königliche Behörde einen (Knecht, welcher die Pferde seines Herrn in briilalstcr Weise mißhandelte, z» drei Tagen, einen andern zu fünf Tagen Ge fängnis; und einen drillen zu 10 Mark Geldstrafe vcrurthcilt hat. lieber die vom hiesigen Polizcicnntc verfügten Be strafungen geben die regelmäßigen Monatsberichte Ausschluß. * Leipzig, 5. Juni. Der in der vorigen Nummer an- gedeutete Transport neuer nnd seltener Thicre sür den hiesigen Zoologische» Garten ist noch gestern Abend glücklich hier kiiigetroffcn und in der Thal hat damit das Etablissement eine höchst heacktciiSwcrthc Bereicherung erfahre». Es sind ohne Ausnahme schöne Thicre; der Elcphant tomml direct von der Insel Ceylon nnd hat die erste Nacht in Leipzig in einem gesunden Schlaf vollbracht. Heute früh fübtte sich das äußerst kluge und drcssirtc Thier in seinem neuen Heim ganz »nintcr und wohl; rS streckte seinen Rüssel nach den zahlreich Anwesende» aus, um etwaige ibm zugcdackste Leckerbissen flugs nach dem »ncrsältlicben Magen zu dirigire». Auch die beiden Lamas sind prächtige Thicre; der Pfessersrosser prangt mit schönem Gefieder. Unser Zoologischer Garten in feiner jetzigen Be schaffenheit und bei so tüchtiger Direktion darf sich 'cken hiniichllich des wol'lgepslegtc» und schönen Tbierbcstandes selbst größeren derartigen Etablissements zur Seile stellen und eS wäre nur zu wünschen, daß das Publicum die mit be deutenden sinanzicllen Opfern verbundenen Anstrengungen des Herrn Pinkcrt auch durch zahlreichen Bestich würdigte. ** Leipzig, 5. Juni. Am letzten Osterfeste, daS be kanntlich unlrr wunderhübschem Weller verlief, Hörle man mehr als tausendmal die Bemerkung: „Wer weiß, ob wir zu Psiiigsicn solches Weller babcn!" Diese Zweiielsäußeriiiig scheint, waS wenigsten- da» heute angebrochene Fest anlangt, Bestätigung nicht sinken z» solle», denn herrlicher und milder konnte i»ai,inirsettcncinc»Psingsimo> gen haben. Tic Felgctavon war, daß schon in den frühesten Morgenstunde» Taiilende von Leipzigern aus de» Beinen waren, um ciilwetcr hoch zu Roß oder zu Wagen oder aber aus „Schusters Rappen" die Herr licke GottcS- natur zu durchstreifen und die Luft in vollen Züge» zu genießen. Aber auch nach vielen Tausenden zählten Tiefenigen, wetckn: sich bereit- gestern Nachmittag nnd Abend sowie beute früh zur Eisenbahn verfügte» nnd mit den fahrplanmäßigen oder den zahlreichen Extrazügen nach allen Himmelsrichtungen bin eine Psingstreise antratcn. Die Beamten aller Bahnen batten keine leichte Ausgabe, die Unmassen von Reiselustigen in der gewohnten rakchen Weise ;» befriedigen, denn cm großer Tbeil der Ausflügler halte seine Faniilienglicker mitgenommen und zwar bis auf den jüngsten Spreu, so daß zablreiche Kinderwagen und ähnliche Vehikel »eben Kisten, Kasten,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht