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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188106090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-09
- Monat1881-06
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1881
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Halter LLtAb. 50.40. Pr. 4 63^0. Lerra- ndel«. lreda- «5.-. eSdner »adelt, -sellich. «5.-. iarische rin—. » St.- 90.-. -tmana , r. s. l?5.?0. 102.20. Desterr. 67.7b. ^ St., s. Prä- »Ü« IH. 80.10. 175.60. bratsche 664.S0. Kainzer deutsche Dort«. 102.« 102.20 103. ,101.50 ^103.40 106^0 ^ 96^0 10l.Lü 95. 101^0 Z. 0 0 3980 reiS». ».75 agerbler» 5 2. lS3.50 ^ 254. 138. 128. k 103.25 r».75 «. 145. 116. ei —. ch.-Fadrik 44.25 ch.-Fabrik :) 23.75 n 134.75 m)l24.2ä I) SO. (SchS» (Heyde» ». x ,v. 82. Sicht. nie 67',^ 1. Orieat» Hessische . Darm- dit 310»/» t» 225'/» t« 94.75. iaiNbarde» er 319.50. ). Silber ieichSbaälk- 91'/» voa 1872 Uagarische 1-835 ^l. »er Herbst NL2a>». silung: —. Innt-Inli »er >t«M»a: 4. Ztuü-Jall »»»llr»- «o^Sese». »erikal; i» eiand" »»» »ft-Dampser satia" »»» vo» Lider- Oaeb«: i» Nr»-Pork; >on London. on-Dampstr Srschei»t täglich früh 6»/, Uhr. Letstrtio« »ot LrPktttio JohanoeSgaff« 33. LPrrchüunikn der fledactid»: Bormillag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—S Uhr. WN dt» »de»,»« et»,«»«»»,rr »l« Ach««»»» »ich« »er»i»üach, W»»chh»r »er fttt dt« «tchftfal,»»»« «»»»« deßtt««tr» zuerst« O, «ochrutagen di« S Udr NnchmittanS, «»L»«»- vn» Festtage» frsttz di«Uhr. 2» te» ^Uialru für 2»s.-^»««tz»e: Ott» RIemm, UniversttätSstraße 22, L»»t« Lisch«, Katharinevstraße 13, p. >»r »«« '/,« Utr. UchMer TaMM Anzeiger. Liga« für Politik, Localgeschichte, tzandels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage Ad«llllkmrnt»rei« viertelj. 4'/, Klk., incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesürderung 39 Ml. «it Postbesürderung 43 Mk. Inserate bgespaltcne Petitzeile 20 Pf. Größere Schnsle» laut »aserem PrriS- verzeichniß. Labellarischer Satz nach höherem Taris. Lecliunrn unter den Nrdartion-Krich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht grgebrn. Zahlung pruemiluernmlo oder durch Post- Nachnahme. M. Donuer-tag dm 9. Juni 1881. 75. Jahrgang Amtlicher Thetl. Vetsmltmchimg. In Gemäßheit de« tz. 1 der Instruction für die Aus führung von Waflerrohrleitungen und Wasseranlagen in Pxivalgrundstücken vo« 1. Juli 1880 machen wir bekannt, daß der Klempner Herr G»ga» Adolf Fro«««lt hier, Brüderstraße Nr. 7, Lebernabme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, am 2. Juni 188t. Der Nath der Stadt Leipzig. Altmann. Ilr. Trvndlin. Vekanntmachung. Die Fahrstraßen und Fußwege über den Vlücher-Platz sollen umgepflastert und die damit verbundenen Stcinsetzer- ardeiten an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Rathhau-. 2. Etage. Zimmer Nr. 14. au- und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung de« Blücherplatze«" ' versehen ebendaselbst -und zwar bi» zum 12. 2«»t l. 2.. SlachmittagS S Uhr abzugebev. Leipzig, den 2. Juni 1881. Der Aath der Stadt Letpjtg. ti. 1)r. W vr. Georg, öangemann. , Vrkanntmachung. Der Fond« für da« Leibuiz-Denkmal ist von 42.722 Mark 23 Pfennige a« Schluffe de« Jahre« 1878 auf 45,888 Mark «3 Pfennige am Schluffe de« Jahre« 1880 angewachsea. Leipzig, de» 4. Juni 1881. Der Aatd der Stadt Leipzig. vr. Georgs Stöß. Der seit 8. Unaust 1880 im Keorgeuban» hier detinirt gewesene Lorrectionür Earl Eduard Schmidt von hier hat sich ohne Lrlaubniß seit 24. April d. I. tntsernt und ist sein dermaliger Aufenthalt unbekannt. 2Sir rrsucheu den pp. Schmidt im Brtretung-fall fest zunrhme» uud Nachricht anher zu gebe». Leipzig, am 7. ^mi 1861. Da« Polizei-«»» der Lt«dt Leipzig vr. Rüder. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, S. Juni. Die Nltr »montanen werden bei der Besteuerung der Getränke de- „armen Manne-" ein gewichtiges Wort mit spreche». Fürst Bi«marck selber war e-, der oie Revision der Getränkesteuer als eine Aufgabe für den nächsten Reichstag bezeichnet hat, und zwar that er Die« auf seinem der Zweck der Reform ernst gemeint sind, muß die Zukunft lehren; für die ausschlaggebende CentrumSpartei liegt jeden falls kein AntriebzurMitwirkung vor. nachdem als Zielpunct der Revision die Ausscheidung eine« particularistischen Element- a»S den Reichsinstitutionen, eben der Matricularumlagen. hin- gestellt worden. Di« Ultramontanen haben «S sich Opfer genug beim Zoll tarifSgesetz von 1879 kosten kaffen, um die Ersetzung der Matncularbeiträge durch di recte Einnahmen de« Reichs zu Hintertreiben; und wie sollten sie jetzt einer Gesetzgebung m derselben Richtung genmgter sei», «imal Fürst BtSmarck nicht entfernt daran denkt, irgend einer Partei, weder dem Eentrum noch den Liberalen, die constitutionellen Garantien zu de- willigen, ohne welche diese die Aufhebung der Matricular- umlaaen nicht zugestehrn können? Bei solchen Schwierigkeiten der Sachlage fleht man in parlamentarischen Kreisen mit um fo größerem Interesse der Denkschrift entgegen, welche der frriconservativ« Herr v. Kardorff Uber tue Reform der Getränkesteuer demnächst zu veröffentlichen beabsichtigt. Mit glieder der deutschen Reich-Partei wollen glauben machen, daß in diesem Schriftstück die Ideen de- Fürsten BiSmarck niederaelegt werden würden. Indessen, um diese Ankündigung auf ihren wirklichen Werth hin prüfen zu können, müßte» die Vorschläge de« oberschlesischen FinanzpoutikerS im Wortlaut vorliegen. Einstweilen ließe sich als Motto für di« in Aussicht gestellte Schrift wohl die Mahnung empfehlen: Voottgin terrvnt! Denn Herr v. Kardorff hat schon maucbe stenerpolitischrn Pläne in die Löwenhöhle wandern lasten, aus der sie ihm als Fetzen und Maculatur zurück kamen. E- ist noch erinnerlich, wie er im vergangenen Herbst in den Spalten der „Schlesischen Zeitung" Vorschläge veröffentlichte, die auch dem Reichskanzler unterbreitet wurden, die aber in dem großen Papierkorb von Friedrich-ruh ihr ver schwiegene« Grab sandm. Damals glaubte Herr v. Kardorff die Lösung de« Räthsel« gesunde» zu Häven, wie ein« erhöhte SpirrtuSsteuer möglich sein sollte, ohne die Landwirlh- schaft zu stark zu belasten, und er empfahl al« da« geeignetste Mittel «in au-gebildete- System der Exportbonifikationen, um der deutschen Spritindustrie den ausländischen Markt offen zu halte«. Inzwischen aber hat der Reichskanzler die Entdeckung «macht, daß der Schnap« „als da« Getränk de« armen Manne«" geschützt werden müsse, «nd e« fragt sich, ob Herr v. Kardorff di« genügend« Geschmeidigkeit besitzt, um in seinen «ne» Vorschlägen diese« Dogma zu berücksichtigen und sich so einer größeren Aufmerksamkeit seiten« de« leitende» Staat«. mauueS zu vergewissern. Immerhin ,st e« al« ein Gewinn für di« Ausbildung un. s«re< Steuersystem-. an besten ResormbrdUrstigkeit Niemand rweiselt. zu betrachten, daß Fürst BiSmarck selber der Er kenntniß sich zugänglich erweist, wie wenig mit dem Stück und Flickwerk der immerfort wiedertehrrnben Braustruer geholfen ist. Wie diese Fragen in umfassendem Ginne zu lösen sind, dafür hat die Erklärung eine Richtschnur geliefert, welche di« Abgg. v. venda und Reinecke Namen« der nationalliberalea Partei bei der Berathung eben jener Bransteuer abgaben. E« war vielleicht nicht einmal da« Wichtigste an dieser Erklärung, daß sie di« stärkere Belastung de« Spiritus als unumgängliche Vorbedingung der Biersteuer erhöhung forderte, sondern ihr Schwerpunkt lag in dem ver langen, daß zunächst die wirthschaftliche Mainlinie beseitigt wird, die noch immer quer durch da« Reich sich hinzieht, daß also der Begriff der „Brausteuergemrinschast" au- den .berechtigten Eigcnthüiiilichkciten" unserer Verfassung ver- chwindet und die Südstaaten ihre Reservatrechle hin- ichtlich der Getränkcbesteuerung ausgeben. Mancherlei pricht dafür, daß besonder« die n a t i o n a l l ib e r a l c Partei, wenn diese Zielpunkte sestgehalten werden, auch ein lhunlicheS Entgegenkommen gegen jene von den Großgrund besitzern de« Ostens wie von der Regierung vertretene Ansicht leigen wird, nach welcher die Brennerciproducte nicht an der Quelle, sondern erst lin Eonsum von der Steuer getroffen werden sollen. Liberale Führer verschließen sich nicht der Er wägung. daß, wenn «S gelänge, gegen diese schwerwiegende Eouccsuon den Inhalt der Reineae-Benda'schen Erklärung zu verwirllichen und gleichzeitig für die Aufhebung der Matri- cularbeiträge konstitutionelle Sicherheiten in anderer Richtung l» erhalten, damit ein bedeutungsvoller Schritt zur Ordnung unserer Finanzverhältniffe gethin wäre. Indesten sind daS Hoffnungen, die in den thatsäcklichen Verhältnissen, vor Allem in dem Widerstreben d«S Reichs kanzlers gegen Zugeständnisse an die liberalen Forderungen kaum einrn Schatten thatsächlichen Anhalts finden. Nach dem Drucke der von den nationalliberalen Abgeordneten beschlossenen Erklärung sind nach träglich noch die Unterschnsten folgender Abgeordneten ein gegangen: vr. Schreiner. Mitglied des Reichstag-. Steae- mann, Mitglied de« Reichstag-. Rautenstrauch, Mitglied d«S preußischen Herrenhauses. Sirbcrt, Mitglied de- bairischen Abgeordnetenhauses. Siedentopf, Mitglied de« preußischen Abgeordnetenhauses. Weyrauch, Mitglied der hessischen 2. Kammer. Bürklin, Mitglied der badischen 2. Kammer. Ed. Hauler, Mitglied der badischen 2. Kammer. G. Seybel, Mitglied der dadlschcn 2. Kammer. Wadsack. Mitglied der hessischen 2. Kammer. — lieber die Erklärung selbst schreibt die „Rationalliberalc (Korrespondenz": Zu den ungünstigsten Kritiken, welche die national, liberale Erklärung in verbältnißmLßig nahestehenden Kreisen gesunden, gebärt ein Artikel der Berliner „Tribüne", der den Bremer Ursprung verräth. In Bremen ist der Freihandel«. fanatiSmu» bl« zur Siedehitze gestiegen und die nationalliberale Partei besitzt dort die glühendsten Feinde, seit sie das Verbrechet begangen, in ihrem Programm den Satz aufzustellen, daß eS außer den Zollintereffen noch andere politische Fragen giebt, die den Lebensinhalt und da« zusammensassende Band einer nationalen und liberalen Partei bilden können. Dcr Bersaffer des fraglichen Artikels construirt sich die Dinge, wie er sie im zweimaligen Um kreis von Bremen erblickt, und kommt mit diesem engbegrcnzten Blick »u Resultaten, wie sie ihm passen und vor den Wahlen billig auszusprechen find. Hätte er dir neuesten StimmungSshniptone au- andern Gegenden, etwa die BertrauenSmännerversammlung im Wahl- kreis Alzn-Bingen oder die Nachwahl »um Abgeordnetenhaus« in Zauch-Belzlg zur Unterlage seiner Betrachtungen gemacht, so wäre er vielleicht zu anderen Resultaten gekommen. Der Bremer Politiker macht der nationalliberalen Erklärung vornehmlich zwei Vorwürfe, einmal den, die sofortige Abschaffung der Setreidezölle nicht ln den Vordergrund gestellt zu haben. Wir werden auf diesen Borwurs antworten, wenn einmal die fortschritt lichen und secessionistischen Wahlaufrufe vorliegen, mit denen man außerhalb Danzigs, Stettin», Bremens und Berlins sich an die Wähler wenden wird; auf Selten der Fortschritt-Partei kann man schon jetzt sehr deutlich städtische und ländliche Manifeste unter- scheiden; bei den Wahlaufrufen von Altenburg, Rinteln u. s. w haben wir wenig genug von der „Antikorngesetzliga' vernommen und in sehr bcmerkenSwerther Weise hat Herr Lugen Richter neulich daS weit harmlosere Petroleum in den Vordergrund geschoben; auch die Abstimmung eines hervorragenden Führer» der FreihandclSpartei sür den Traubenzoll giebt mancherlei zu denken. Wir werden wohl noch öfter Gelegenheit haben , darauf hinzuweisen wie der extreme Freihandel bisweilen da« Princip bei Seite zu setzen und den Um- ständen Rechnung zu wagen weiß. Der andere Borwurs ist der, daß die Erklärung dem „socialistischen Despotismus" zu wenig Widerstand leiste. Die Erklärung spricht aus, daß die Partei der socialistischen Bewegung nicht lediglich durch die Niederhaltung drohender gewaltsamer Autbrüch«, sondern vor Allem auch durch positive Maßregeln für da» Wohl der arbeitenden Elaste entgegen zu weteu bemüh» sein werde. Da» also M in jenen Kreisen schon für eine verdächtige Hin Neigung zum SocialiSmuS! Wenn die Bereitw-lliakeit, einer auf daS Wodl der arbeitenden Elasten abzielenden Gesetzgebung wohl- wollende Prüfung entgegenzubringen, schon alt SocialiSmuS verdächtigt wird, dann kann man wirklich aus daS socialpolitische Programm voa jener Seite gespannt sein. Die freiconservative „Post" unterzieht die natio nal liberale „Erklärung" einer eingehenden Betrachtung. „Trotz einzelner Bemängelungen — schreibt die „Post" — ebnet die maßvolle, nationale Gesinnung, welche au« der Erklärung spricht, unsere« Erachten- einem Zu sammenwirken mit den gemüßigt Conservativen doch die Wege. Unfern Parteigenossen wird daS Bestreben, eine geschlossene Front aller gemäßigten nationalen Elemente gegen den oppositionellen Radikalismus zu bilden, wesentlich erleich tert. Denn auch die Deulschconservativen werden, wenn ander- sie die jetzt bei ihnen vorherrschende maßvolle Rich tung festhalten und nicht die Partei m extreme Bahnen ge rathen lasten und so der Gefahr der Vernichtung bei einer veränderten Strömung an leitender Stelle au-setzen wollen, ein lebhafte- Interesse daran haben müssen, die Mittelparteien in einer solchen Stärke zu erhalten, daß sie ein ausreichendes Gegengewicht gegen da» Eentrum bilden und die Con servativen vor dem verbängnißvollen Loose bewahren, von diesem sich die Politik dorschreiben zu lasten. Manche con servativen Elemente, welch« im preußischen Landtage noch mehr al» im Reichstage sich geltend machen, drängen ohne bin mit aller Kraft nach jener Seite und der voraussichtlich scharfe Wahlkampf wird dieser Richtung noch Stärkung dringen. Demgegenüber werden dl« gemäßigten Deulschconservativen e« wie im Allgemeinen, so al- im Interesse der eigenen Partei liegend erachten müssen, wenigstens da. wo e« gilt, Fort- schrittler, Secessionlsten oder Particularisten zu bekämpfen, nicht blo« mit den Freiconserva- tiven, sondern auch mit den Nationalliberalen zu gemeinsamer Action sich zu vereinigen." Wie dem „B. T " an« Heidelberg gemeldet wird, hat der X. Abgeordnetentag deS deutschen Krieger bund e S, welcher zu Pfingsten daselbst tagte, den einstimmigen Beschluß gefaßt, daß der Deutsche Kriegerbund sich auslöse behus» Herstellung der allgemeinen Krieger-Vereinigung „Der deutsche Kriegervervand". Einen gleichen Dcschluß hatte schon di« „Allgemeine deutsche Krieaerkamcradschaft". di« zweitgrößte Kriegervereinigung Deutschland«, auf dem Krieqercongreß in Frankfurt a. M. am 9. und lO. Mai d. I. gefaßt. Die lang angcstrcvteVereinigung aller deutschen Krieger vereine dürste demnach zur Wahrheit werden. ES handelt »cd freilich noch behusS dcrverwirklickung derEinigung um nicht leichte Krieger und de» GroßhcrzogthumS Baden» so gut wie sicher, während der von Württemberg und Barern höchst zweifelhaft ist. da die Landesherren selbst der Einigung widerstreben. Nicht zu unterschätzen sind auch die person- ichen Sympathien und Antipathien der führenden Persönlich- keilen an der Spitze der verschiedenen verbände. Bisher ist e- denselben noch niemals gelungen, dauernd mit einander .u arbeiten. Erwägt man alle diese Schwierigkeiten, so kann man sich der Ansicht nicht verschließen, daß daS Krieger-Vcr- einSwescn an einem sür dasselbe kritischen Puncte angelangt ist. wo e« sich entscheiden wird, ob dasselbe eine abwärlS- zehend« oder aufsteigcnde Bahn einschlagcn wird. Ueber den Empfang der deutschen Pilger im Baltean liegen jetzt ausführliche Berichte vor. Da- Häuflein bestand nur aus 150 den niedrigsten Ständen angehdrigen Personen, von denen die Hälfte Priester und Nonnen waren. Da« war wirklich eine höchst winzige Vertretung de« «roßen katholischen Theil« von Deutschland. Wa« sind l50 Menschen angesichts der hochklingenden Aufforderung de» Papste« an alle Gläubigen, rum Jubiläum nach dem heiligen Rom zu wallfahrten? Spanier. Franzosen und Stbvcn kommen zu Tausenden, mit vielen Hundcrttauscndcn im Säckel alS PeterSpsennige. Ma die deutschen Pilger dem* Papste an' PclerSpfcnnigen mit- brachten, wird vorsichtigerweise nicht beziffert, «m sich nicht schämen zu müssen. Eme (Korrespondenz der „W. Z." beruhtet über den Empfang noch Folgende-: Wenn trotzdem der Papst und leine Press« den denlschrn Vitaer» diese« Mal eine ganz besondere Ausmerksamkeit schenkten, so geschah das, »veil e« der Politik de« Papste» in den Kram paßt, eme ge- eignete Gelegenheit zu finde» zur öffentliche». Besprechung der Ver handlungen der Lurie mit Deutschland. Daß man der zu diesem Zwecke am HimmelsahrtStage gebalteaen Papstrede im Batiean eine gewisse Bedeutung beilegte, zeigt schon der Glanz, mit dem man die Audienz instenirte. Nicht weniger alt 1?Lardinäle, eineMe»ae,B»chi)se und Prälaten umgaben den Papst, als er seine lalciaischckAlnsprache an dir deutschen Pilger hielt, welche pflichtgemäß Irin, Silb«>da»ou ver« ftai den, selbst die Priester nicht, weil Leo X1U. da» Lateiichjcheddach italienischer, von der deutschen ganz verschiedenen Weise auSspiicht. De» Wichtigste in dieser Papstrede ist die Tbatsache, dag der Papst zum ersten Male öffentlich in höchst eigener Person die deutsche Kirchen frage bespricht, daß er darin eingestcht. daß seine Frieden»- benihhungen, trotzdem er stet» predige: „Gebt dem Kaiser, wa« dem Kaiser gebührt", bislang erfolglos waren; daß er begreiflicherweise nicht weiter gehen könne und von seinen oberhinlichen Rechten kein Titelchen opfern dürfe, ober trotzdem die Hoffnung auf eine Verständigung mit dem erlauchten deutschen Kaiser und seinen Ralhaebern noch nicht ausgegeben habe. So weiß man denn endlich au» dem Mund« deS Papstes selbst, daß Deutschland bi» jetzt nicht ein einzige» princlpielleS Zugeständniß gemacht hat. Bedenkt man aber, daß der Papst bei Gelegenheit deS kaiserlichen Geburtstages am 82. März ein Handschreiben an Kaiser Wilhelm richtete, und dieser ihm in einem Briese anlworlete, welcher die Padcrborner Angelegenheit mit Besricdigung bespricht, so ist wohl anzuiiehmen, daß der in jener Sache emgcschlagenc Weg daS Aeußerste sein dürste, was man in Berlin zuzugestchen bereit ist. Man schreibt unS auS Berlin: Die auS Pest ringe- trosicnen (unseren Lesern bekannten) Berichte über den Em pfang, welcher dem Fürsten Milan von Serbien dort zu Theil geworden ist, sind durchaus dazu angcthan, unsere ncu- lichen Meldungen zu bestätigen, nach denen e- sich bei der Reise dcS Serbcn-Fürstcn nicht sowohl um eine Sondirung bclrefs- der KönigSsraae handele, als vielmehr in erster Linie cS aus einen wirklich politischen Zweck abgesehen sei. Die Aufmerksamkeiten, deren sich Fürst Milan in Pest zu erfreuen hatte, und zwar sowohl seiten» de» österreichisch ungarischen Monarchen wie seiten» dcS Minister» deS AuS wärtigen, Baron v. Haymerle, und de» ungarischen Minister Präsidenten v. TiSza, werden hier überaus bemerkt. An wohlorientirtcr Stelle weist man aus die Peinlichkeit der österreichischen Hosctiqucttc hin. um daraus, daß sie gegenüber dem jungen Fürsten theilweisc durchbrochen wurde, einen weiteren Beleg sür die sympathische Haltung dcS jenseitigen EabinetS gegenüber Serbien zu finden. Kaiser Franz Joses erkennt schon heule in einem Königreiche Serbien keinen Nebenbuhler, sondern einen zukünftigen Verbündeten. In Berlin aber ist von diesem Vorgang mit um so größerer Befriedigung Act genommen worden, je mehr man hier von jeher die vstcrrcichisch-unga rische Orientpolitik unterstützt hat und nach wie vor enl schlossen ist, Oesterreich mindesten» freie Hand zu lassen, wenn e« genölhigt sein sollte, seine aus dem Balkan gewonnene Stellung nicht nur zu vertheidigen, sondern nöthigensalls auch dieselbe zu erweitern. Mit einiger Spannung wartet man daraus, welchen Eindruck der Vorgang in St. Peters burg Hervorrufen wird. Wir hören be'itimmt, daß Fürst Milan'S Reise zuletzt auch über Petersburg oder Gatschina gehen soll. ES wird sich dann zeigen, wie weit man sich dort mil den Resultaten der Pester und Berliner Reise deS zukünftigen König- abzufinden versteht. An diesen Ergeb nissen selbst noch etwa» ändern zu wollen, dürste man sich russischerseitS selbstredend außer Stand fühlen. In Ungarn ist überall die Wahlbewegung im Zuge Die gewöhnlich, so befindet sich auch jetzt vor len Wahle» die Bevölkerung in einer solchen Aufregung, wie sic viclleichl »i keinem Lande Europa- vorkommt. Der Grund dazu liegt in dem Umstande, daß die Ungarn ihr Parlament al» den Mittel- puncl ihre« politischen Leben« betrachten; sie sehen dm Reichs taa al« die einzige Bürgschaft zur Aufrechterhaltung der ver- fassung-mäßigen Zustände und zur Wahrung der „ungarischen' Interessen in der Monarchie an. Die ungarischen Interessen missen öfter- geopfert werden, sowohl in der Diplomatie al« in der Armee, damit die Machtstellung de» GesammtstaateS keinen Abbruch erleide, und allein daS ungarisch« Parlament bildet im dualistischen Mechanismus Oesterreich-Ungarn- rin Gezengewicbt gegen die etwaigen Urbcrgriffe der maßgebenden Hos- und Militcnrkrrise. E< ist also kein Wunder, wenn der Wahlkamps in Ungarn mit der größten Erbitterung geführt wirk, da die eine Partei, die äußerste Linke, für die Unab- bängigkeit de- Lande», und die andere, die liberale Partei, sür die Erhaltung der erworbenen Freiheiten, die sie durch den Sieg der staatsrechtlichen Opposition al« gefährdet de- trachten, zu kämpfen meint. Von der gemäßigten Opposition ist nur dann die Rede, wenn eS sich um die Person de« Ministerpräsidenten handelt, denn da- ganze Programm der gemäßigterz Opposition besteht darin, daß sie TiSza durch «ennyev ersetzen möchte. Der gegenwärtige Wahlkamps wird zwischen der liberalen Partei und der staatsrechtlichen Opposition auögetragen und der Ausgang kann keinem Zweifel unterliegen. Die liberale Partei wird eine große Mehrheit erringen und die äußerste Linke einen bedeutenden Zuwachs erhalten, beide aus Kosten der progranimloscn gemäßigten Opposition. Im französischen Senate findet heute dieBcrathung Uber da» Gesetz die Listenwahl betreffend statt. Wie die Abstimmung im Senat aussallcn wird, darüber läßt sich noch nicht» mit Gewißheit sagen. Die Gambrtlistiscken Blätter äußern sich über den AuSgang mit wachsender Zuversicht und behaupten, daß die Fahnenflucht in den Reihen der Gegner der Vorlage täglich größere Dimensionen annimmt. Iule» Simon, auf den diese besonders gerechnet hatten, hätte die Absicht, zu sprechen, überhaupt ausgegeben und auch füglich nicht ander« thun können, da er sich noch vor nicht langer Zeit öffentlich und mit großem Nachdruck für da» Listenscru- tinium erklärt hat. Ter „Voltaire" glaubt sogar schon be rechne» zu können, daß der Bardoux'sche Antrag im Senat nach einer Debatte, welche nicht mehr al« einen Tag in An spruch nehmen dürste, mit einer Mehrheit von etwa zeyn Stim men votirt werde» wird. Anders denkt und hofft man dagegen in den Kreisen der gemäßigten Republikaner, deren Ansichlcn mit dem Referat übereinstimmen. welche» der ehemalige Minister deS Acußcrn, Herr Waddinalon, am Freitag Nach mittag im Senat verlas. Der Wadoington'schc Bericht geht aus die Verwerfung der ganzen Vorlage hinau». Die „Rüpublique" bezeichnet die Wadtington, Dusaure u. s. w.. die gegen die Listcnabstimmung sind, als „sattsam bekannte Indlvlduen, die zur Zurückgezogenheit verdammt werden, welche ihren Ehrgeiz kränkt, so lange Eintracht zwischen den Staatsgewalten herrscht". Zwischen dem Batiean und der Regierung der sran- zv fischen Republik hat sich eine nahezu wunderbare Intimität herau-gcstaltet. Die Firmelung des Sohne» de« fran zösischen Botschafter- beim Ouirinal. Marquis deNoailleS. und eine» Sohne- de» französischen MilitairatlachL», Major Brunet, welche am Sonntag in der Kirche S. Lmgi dei Francesi öffentlich erfolgte, lieferte dasür den Beweis. Bei der Echlußpredigt der feierlichen Handlung, welcher beide sranzösischenBottschafter — beim Vatwan und veim Ouirinal — beiwohnten, verkündete der celebrirende Abbü Druon, daß Se. Heiligkeit ihn beauftragt habe, den beiden Eonfirmanden den apostässKrn Segen zu ertheile». Nock nie hat der Papst irgend einen Diplomaten, welcher beim Ouirinal accreditrrt ist, ander- als stillschweigend mit dem Kirchenbann belegt betrachtet. Sänimlliche quirinalische Diplomaten wurdm vom Batiean aufs Strengste ignorirt. Und nun erthcilt man plötzlich mit öffentlicher Astcntation dem Sohne de- Marquis v. NoailleS, der auch zu diesen geächteten Diplomaten zählt, unverlangt den päpstlichen Segen. Das nennt man Zeichen der Zeit. Während die osficiöse Pariser „Agence HavaS" meldet, daß ein Theil deS tunesischen ExpeditionScorpS binnen Kurzem nach Frankreich zurückkchrcn werde, meldet ein " rivattelegramm des Pariser Correspondenten der „Bossischen eitung", daß man davon spreche, die französischen Truppen, die allerdings in Tunis nickt mehr viel zu thun zu haben scheinen, würden nicht zurückkehren, sondern theilweisc nach Oran dirigirt werden. Letztere» muß sür da» Wahrschein lichere gehalten werden, denn sämmttichc, auS verschiedenen Quellen stammenden Nachrichten auS Süd-Algerien lauten äußerst bedenklich. Die französischen Blätter haben bereits seit acht Tagen der Befürchtung Ausdruck gegeben, daß dort die jetzt nur vereinzelten aufrührerischen Erhconngcn leicht zu einem allgemeinen Aufstande führen dürsten; jetzt halten sie die« fast schon für Gewißheit, und die immer häufiger vor- kommcndcn Angriffe und Mordthaten geben dazu Berechtigung. DaS Anwachsen der Agrarverbrcchen und der Wühlereien in Irland, während daS Parlament die Landvorlage zur Abhülse erörtert, führt allmälig zu der Ucberzeugung, daß die Unruhen nicht sowohl eine Besserung der LandveryLltnisse, sondern vielmehr die vollstän dige Trennung Irlands von England bezwecken; man vcrmuthet die Existenz einer geheimen politischen Gesell schaft neben der Lanvliga, welche vorzugsweise zum Morde anreizt. Aussehen macht in London eine Stelle in einer Rede de« Bischofs Nulty in Dublin an den Vertreter der Landliga von Painstown und Rossanrce. Nulty sagte, die Kirche ist eine göttlich organisirtc Gesellschaft, die Landliga nur eine natürliche und menschliche Gesellschaft, aber sie hat die größtmögliche Achnlichkcit mit ihr. Wird die Landliga irgendwie unterdrückt, so erhält sic Unterstützung von der ganzen irischen Nasse in jedem Lande der Erdkugel. Ignatiess, der leitende Staatsmann des russischen Reiches, spielt den ProteuS. Er hat die liberale Falte seiner Toga geöffnet und eine Eonfcren; hiiiauSgcschüttclt, die demnächst über die Herabsetzung der LoSkausS- zahlungen und den Umfang dieser Herabsetzungen in den vrrschickcnen ReichSgcgendcn zu beratben anfangc» wird. TaS war kein übler Zug dcS ,g>alriol>schsten aller Russen" — bemerkt eine Correspondcnz der „K. Z." aus St. Petersburg — und er würde eine große Wirkung hervorgebracht baden, wenn die Ignatieff'sche Taktik nicht allgemein bekannt und man aus diese» Laviren nicht hinlänglich vorbereitet gewesen wäre. Ignatiess bessert das Manifest auS, an dessen Zustandekommen er nicht zum kleinsten Theile die Schuld trägt. Aber dicseBu-besserungen in Gestalt de» humanen und mancherlei Befürchtungen abschwächenden Erlasse- de» Ministers der in- neren Angelegenheiten nnd der„MiNheilung der Regierung" waren durch- au» erforderlich, um die nötljige Ruhe ln die aufgeregten VolkSniassen wieder einzlkhen zu lassen, denen die jetzt wieder in „Erfüllung ihrer Mission" im Lande berumschweisenden Propagandisten seit Alexan der'« m. Thronbesteigung unaushärlich in die Ohren raunen, der neue Kaiser wolle sie wieder »u Leibeigenen machen. Diese» Gerücht war unter dem Landvolk allgemein verbreitet und der jüngste Beseht de» Kaiser» wird hoffentlich die Besorgnisse der Bauern nach dieser Richtung hin zerstreuen. Ob er da» aber auch in Bezug aus die andern sehr zahlreichen Sorgen der Landbrbauer au-richlen wird, ist recht zweifelhaft. Manche Gegenden sind derarl verschuldet, und zwar nur durch die nicht ouszulreibendcn Abgaben an die Regierung, daß fünf, sechs, auch zehn Ortschaften zusammengenommen nicht die Schulden einer einzigen würden ab- tragen können, und der Regierung wird schließlich nicht« weiter übrig bleiben, al- die Rückstände den armen Gemeinden ganz zu erlassen und bei den wohlhabenden dergestalt herabzusetzen, daß Aussicht vorhanden sein müßte, ln guten Jahren die durch die letzten Mißernten hrrvorgerusenrn Differenzen auszugleichen. Die Berichte auS dem Innern lauten heute noch mehr al» unbefriedigend, ja, in verschiedenen Theilen de» Reich« herrscht nun schon seit geraumer 'seit ausgesprochene HungcrSuoth und die betreffenden Gouverneure ehe» rathlo» dem Elend gegenüber.
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