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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188106111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-11
- Monat1881-06
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ueterti«» und Lrpeditioa JohamreSgaffe Ä. -Prechft»n-rll -er liedakiwa: vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 4—6 Uhr UM n, »MIß«»« «t»ae<<m»»rr vlMnacrwt« «ich« sich d« N«v»cüsi> »Ich« »«rbinduch. »er ftr »te »itchftfslgende «»»»er »estt«»tr« Inserat» an Wochentage« »t» S Uhr Nachmittag», a» Tann» un» Festtagen früh sis '/,S Uhr. I« Heu Filialen für Ins.-^nuahmr: Dtta Ulemm, Universität-straße 22, Lauts Lösche, Katharioenftraß« 18, p. «nr dt» ',.8 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LS,»SV. Aboiillrmrutsprris Viertels. 4'/, Mk., incl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2ö Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbesörderung 39 Mk. Mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate Ogespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis Tabellarischer Satz »ach höherem Tarif. Krelamrn unter den Nedactionsllrich die Spaltzeile üO Ps. Inserate sind steiS an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrueuuilwriuulo oder durch Post- nachnahme. 182. Sonnabend den 11. Juni 1881. 75. ZahMNg. ZU gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 12. Juni, Vormittags nur bis ^r> Uhr geöffnet. Expedition dos I^elprlKsr ^aKtzbluttes. Amtlicher Theil. Vrkanutmachllng. Bei der am heutigen Tage ersotgten planmüßigen AuS- loosung8etp;tger Ltadtschu»dscheine sind gezogen worden: Don der Anleihe de- IahreS L8S« die in Serie 93 enthaltenen Nummern je IS«« Mark Vit. X Nr. 461 462 463 464 465; l- »ttO Mark Vit. v. Nr. 1381 1352 1383 1384 1385 1386 1387 >388 1389 1390 1391 1392 1393 1394 1395; je LS« Mark Vit. 6. Nr. 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860. Don der Anleihe deS IahreS L8S« je SV« Mark Skr. 402 882 894 966 994 1206 1397 1475 1761 1764 1827 2243 2262 2414 2452 2508 2573 2720 2813 2980 3264 3302 3323 3506 3587 3903 5534 5550 5700 5810 6053 6324 6440 6487 6533 6871 7075 7101 7151 7275 7506 7573 7785 7786 8198 8454 8472 8666 8788 8942 9522 9681 10164 10429 10910 10955 10969 11028 11735 11852 12099 12346. Don der Anleihe deS IahreS 18«A je IS«« Mark Nr. 92 26 l 309 408; ie s«« Mark Nr. 12840 13026 13148 13173 13183 13321 13805 13827 13861 13904 13970 I4I66 14341 I445V 14482 14597 14727 14862 14863 15181 15186 15246 15251 15328 15334 15355 15443 16105 16297 16359 16517 16551 16562 16857 16977 17083 17090 17119 17,45 17188 17423 17460 17533 17705 17751 17888 17902 17930 18039 18048 180«» »»SdS 18I»8 18430 1851« 1858S 18«1» 18726 1^815 19042 19087 19185 19314 19329 19408 19750 1S78S 19974 20232 20383 20835 21104 21590 21599 21786 21871 22001 22034 22169 22477. Do« der Anleihe deS IahreS L8«S(Theateranlethe) je saa Mark Nr. 88 10l 189 281 500 502 604 833 928 1243 1317 1396 1648 1655 1873 1723 1772 1990 2002 2172 2720 2766 3110 3271 3424 3544 3633 3656 3700 3944 3965. je LS« Mark Nr. »138 X. 4138 v. Don der Anleihe deS Jahre- I8«8 je 1»«« Mark Nr. 2l7 235; 1- »«« Mark Nr. 13 465 686 718 733 954 1048 1592 1747 1875 2307 2387 2728 2758 3167 3720 3312 3839 4114 4213 4660 4740 4758 4783 5113 5691 6457 «912 7135 7874. Do« der Anlethe deS IahreS 187« zu S««v Mark Nr. SI5; ,e I««« Mark Nr. 334 569 708 792 911 ,950; fe s«« Mark Nr. 161 810 833 853 889 1076 1414 1524 1561 2765 3122 3174 4616 4853 4950 5349 5519 »666 5677 6199 6670 6725 «814 7027 7583 7713; je I«v Mark Nr. 26 204 218 406 458 672 904 968 1465 1636 1870 1927 2056 2439 2828 2852 2858 3733 3838 3982 4379 4766 5185 6918 7159 7203 8308 9670 9728 9733. Der Nominalbekraa dieser Schuldscheine gelaugt gegen NtUkgab« derselben nebst den dazu gehörenden Talons »nd Coupon» vo« SL. Decenehrr diese« IahreS ah, mit wrlchem Tage die Verzinsung der Capital« aufhört, bei unserer Stadtcasse zur Auszahlung. Hiernüchst werden die Inhaber der bereits früher auSge- loosten Schuldscheine der Anlethe de« Jahre« 18S« zu LS«« Mark Ser. 18 Nr. 67; je S«« Mark Ser. I» Nr. 198 202 205 210, S«. 7« Nr 1123 1124 1125; je LS« Mark Ser. IL Nr. 265 26« 2«7 2«8 289 270 273 275 27« 278, Ser. SS Nr. «87. Ger. SS Nr. 1082 1091 1094. Der «aleihe deS Jahre« ISS« je SV« Mark Nr 119 622 1220 1363 1829 2961 4577 5066 5075 5695 «421 «746 7601 7945 8977 9001 10499 1066« ,0824 10840 10864 11083 11431 12402. Der Aaleihe de« Jahre« LS«« zu IS«« Mark Nr. 207; ,e SO« Mark Nr ,304« 13242 13302 > 3382 13582 13719 14300 14936 14958 15203 15491 ,5908 15933 15935 15995 16370 1639« 16845 1684« 1697» 17268 173«3 17592 17«87 1795» 1860» 18828 1939« 19552 20176 2l«07 22365 22»18. Der «nlethe de« Jahre» I8«S je »«« Mark Nr. 1638 2293 2602 3133 3»28 851o 351» 3711 385» 393«. Der «nlethe de« Jahre« ISSS je so« Mark Nr 160 77« 1077 20»9 2292 »7S« »393 «217 7070 7835 782« wiederholt aufgesordert, de» Betrag dieser, seit Ihre« NSck,ahlu»g«tern»iae »»» der verzins«»« an«, geschlossene» Schulvfcheine zu erhebe». Wegen der Leipziger Stadtschuldschein« der Anleihe vom 1 Juli >85« Nr 6»92 und der Anleihe vom 9. April l8«4 Nr. l»V34 14035 und 15828 über se 300 Mart ist da» U»saedot«»eefahre» zum Zwecke der lkrastloserklürung derselben beim König,. Amtsgericht Leipzig anhängig. Leipzig, am 9. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Seidemann. Stadtcasfirer. Revision der LandtaaSwahllistea betreffend. In Gemäßheit tz. 24 de« WahlaesetzeS vom 3. December 1868 sind die Listen der bei den Landtag-Wahlen stimmbe rechtigten Personen alljährlich im Juni, in Folge Verordnung de« Königlichen Ministerium» de» Innern vom 21. April a. c. aber diese» Jabr mit Rücksicht auf die vorzunehmendcn Ergänzungswahlen spätesten» bi» zum 12. Juni laufende» Jahre» zu rcvidiren. Indem wir die Stimmberechtigten nach tz. 11 der AuS- iihrung-perordnung zum Wahlgesetz aus die jetzt stattsindende Revision der Wahllisten aufmerksam machen. bemerken wir zugleich, daß die alten Wahllisten für die drei Wahlkreise der Stadt Leipzig im Stadthause. Obstmarkt 3. I. Etage. Zimmer Nr. 87 vom 2. bi» mit 11 Juni u c. Vormittag» von 8—12 Uhr und Nachmittag» von 3 — 6 Uhr auSliegcn. Gleichzeitig weisen wir aber auch daraus hin, daß den Anträ gen behuf» Ausnahme in die Wahllisten oder Streichung Solcher, denen daS Wahlrecht nicht zusicht, die Nachweise der Wablsähigkeit beziehentlich de» Mangel» der Wahlberechtigung bcizusugen sind. 41 »Herden, machen wlr aber noch daraus auf merksam, dass die für den I. und III. Wahlkreis in weichen diese» Jahr die ErgänzungSwahlcn stattsindcn) neu aufjustcllenden Liften vor dem noch bekannt zu machenden Wahltermine nochmals sieben Tage lang zur Einsichtnahme auSgelegt werden. Leipzig, den 31. Mai 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. N. ^eldorrpachlung. Folgende der Stadtgcmeinde Leipzig gehörige Aeldpar- cellen in Gohliser Flur: Flurbuchs von 13 Ack. 7 UM. — 7 kn 20.7 » Nr. 481 deS alten 350 des neuen 482 de» allen 334 de» neuen 483 de» alten 345 deS neuen 484 deS alten 3»0 de» neuen 485 de« alten 29» de« neuen 488 deö alten , 1 » 19 » «»0 « 58.9 - 113 — 2 . »2.2 112 . —3 - 52.7 26 — 2 . 81.« 27« de« nenen * .3. 5. -1.87.0. Flächengehalt, sollen einzeln zum Feldbau, mit Ausschluß jeder anderen BcnutzunqSweise, ans die neun Jahre ISSS bl- mit ISttv DtenStag den IS. Junt d. I., Dorm. II Uhr, an RathSstelle auf dem Rathhause, l. Etage, Zimmer Nr. l«, an die Meistbietenden ankerivetl verpachtet werden. Die Verpachtung»- und BcrstcigerungSbedingungcn, sowie ein SituationSplan liegen in unserer Ockonomie-Jnspection im alten JohanniShoSpitale zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 25. Mai 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Ecrutti. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 11. Juni. Der Bey von Tunis ist ein französischer Vasall geworden; die Proteste der Pforte sind verhallt und daS Ministerium Cairoli ist gestürzt worden; kurzum, die Franzosen haben einen leichten und doch großartigen Erfolg erzielt. Wenn wir nun sagen, daß die glücklich beendigte sranzöjischc Expedition nach Tunis für uns Deutsche eine große Be ruhigung in sich schließt, so klingt da» paradox, aber eS liegt doch eine unzweifelhafte Wahrheit darin. Die Geschickte der Franzosen und der Deutschen, dieser beiden großen Nachbarvölker, weist ungeheure Kämpfe aus und bei dem mehr centralis,rten Frankreich tritt unverkennbar da« Bestreben hervor, sich ans Kosten Deutschlands zu ver stärken. ein Bestreben, dem durch die vielkundertjährige Zer rissenheit Deutschland» nicht wenig Vorschub geleistet wurde. Den Deutschen den Rhein zu entreißen, ihnen auch da» rechte Rheinufer aozunehmen, war der offene Ptan der französischen Könige und die Franzosen vergossen nicht weniger Blut für die Befriedigung, wie die Deutschen für die Abwehr dieser Herrschergelüste. In den zahllosen und blutigen Kämpfen, die durch den Ehrgeiz französischer Könige yervoraerusen wurden, vergeudeten die beiden Völker ihre besten Kräne; es stoß ihr edelste» Blut. Diese Kämpfe nahmen so sehr alle Kräfte der beiden Nationen in Anspruch, daß sie versäumten, sich Colonien zu erwerben, al» in dem Zeitalter der Ent deckungen die anderen Völker so zu sagen die Welt unter sich theilteu. Auch die darauf folgende Blüthe de» Eolonialwesen» zog die Aufmerksamkeit der beiden Nationen nicht aus sich. Die Spanier machten sich Amerika mit seinen reichen Schätzen im Süden, die Engländer im Norden dienstbar, in Asien und Afrika setzten sich Holländer, Engländer und Portugiesen scsi; die Engländer nahmen einen ganzen neuen Weltthe»! Austra lien, für sich in Anspruch, Franzosen und Deutsche aber kämpslen weiter und schwächten sich, während Andere auS fremden Welttheilen neue Kräfte zöge». Im Jabre 1870 richtete Napoleon lll. al» Beherrscher der Franzosen zum letzten Male seinen Blick aus den deutschen Osten» seitdem ist die Möglichkeit ausgeschlossen, daß wieder ein Napoleon oder ein Ludwig XIV. aus Grund deutscher Zerrissenheit Deutschland mißhandeln kann. Und die Expedition der Fran zosen nach Tunis beweist un», daß sie von der alten unheil vollen Neigung ihrer Väter zurückgekommen sind: sie suchen Stärkung für ihr Gemeinwesen nicht mehr auf Kosten Deutsch lands. sondern anderwärts. Frankreich hat Fuß gefaßt in Hinterindien, in Eocknnchina, auf den Neu Hebriden, ,n Neu-Ealcdonien, in Tonkin und in Anam. und c» hat soeben Tunis besetzt, so daß mit Algier der wichtigste Theil der nordasrikaniscken Küste in seinen Händen ist. Und eS ist nickt etwa ein Zufall, sondern e« ist die Folge weiser Ueberlegung, welche den gegenwärtig die Situation bebcrrlchenden französischen Staatsmänner» die Erkenntnis gebracht bat. daß der alte Hader mit Deutschland nur unheilvoll für beide Nationen sein kann. Deshalb hat man sich abgewendet von ber alten Ueberliefcrung, von jener falschen Doctrin, daß ein starke» und mächtiges Frankreich bedingt sei durch ein schwache» nnd zerrissene» Deutschland Die tunesische Expedition liefert den besten Bwei», baß die Blicke Frankreich» nicht aus den Rbein gerichtet sind, nnd wir gehen nicht zu weit, wenn wir sagen, daß in dem AuS- gang deS FeldzugeS eine Beruhigung für Deutschland liege, eine Beruhigung, welche weder durch den Lärm einer chau vinistischen Presse, noch durch gewisse, in der Erregung hingemorsene Aeußerungcn einzelner Politiker erschüttert iverden kann. Kaiser Wilhelm empfing am Mittwoch den Botschafter Rußlands am Berliner Hose, von Saburow, welcher im Austrage de» Kaiser» von Rußland da» lebensgroße Por trait Kaiser Alexander'« II. von Rußland überreichte. Von Petersburg au» wird dem Gerüchte widerspreche», daß zwischen den Höfen von Petersburg und Berlin eine Erkal tung eingetrelen sei. Auch in Berlin ist — so verlautet ossiciö» — Nickt» davon bekannt geworden, vielmehr kcrrscht seit der Reise unsere» Kronprinzen nach Petersburg die Mei nung. daß die Besorgnisse wegen der angeblichen Deut sch - scindtichkeit Alexander» lll. sehr übertrieben gewesen seien und daß Kaiser Alexander lll. ein srcundilachbarticke- Verhältniß mit Deutschland und Oesterreich zu unterhalte» wünsche. Indessen hat die Ernennung Jgnaticsf'S ziln, leitenden russischen Minister trotz der Loblieder, welche die Regierung» - Presse auf den Mann von San Ste fano singt, keinen sehr angenehmen Eindruck machen können, denn Jgnatiess ist nicht blo- ein ein zeln stehender Mann durch seine besonderen Fähigkeiten zum Minister ernannt, sondern er und seine Partei, die All- russcn von der Schule Katkow'», haben sich des Staatsruders bemächtigt. Nun sind zwar die Umstände augenblicklich nicht danach, daß Rußland, welches seit dem letzten Kriege »och au» vielen Wunden blutet, schon jetzt daran denken könnte, von Neuem Krieg anzusanacn. Indessen die feindselige Ge sinnung der allrussischen Partei gegen Deutschland lst eine bekannte Thatsache. Ihr LieblingSptan ist seit lange, daß Rußland und Frankreich gemeinschaftlich über Deutschland hersallen. Freilich sind für jetzt auch die Franzosen friedlich gesinnt und Alexander lll. würde sich auch dafür bedanken, sich mit der sranzösischen Republik zu verbünden, welche den russischen Nihilisten eine nur zu große Gastfreundschaft be weist. Bci.ubigeiid aber kann für Deutschland die Herrschaft der allrussischen Partei am Petersburger Hose unmöglich wirken J<znatiefs soll bemüht sein, möglichst vielen seiner Anhänger «teilen zu verschaffen. Die alten Freunde de» Zaren ziehen sich zurück und der Kaiser soll seine wachsende Vereinsamung schmerzlich empfinden. Ganz Berlin beschäftigt sich mit der Person de» Fürsten Milan von Serbien Bon Interesse dürste eine Unter redung sein, welche der Ncdacteur der „Pestcr Corresp." mit einer der wichtigsten Personen des Gefolge» des Fürsten, einem nahe» Verwandten desselben, im Schlöffe zu Ofen gehabt hat. Der Redakteur des genannten Organs berichtet darüber: Ich nahm im Laufe de» Gespräches Gelegenheit, von einer Publikation zu sprechen, welche den Zweck der Reise de» Fürsten »nd die TiScuision über die Absicht, Serbien zum Königlhum zu erheben, eingehend bespricht. Die Anlwort de» betreffenden Mit gliedes der fürstlichen Familie lautete: „Die Phantasie einiger Organe der Presse und ihre sympathisch« Auffassung sind zu weit gegangen, wir sind nicht hierherackommc», »m eine Königskrone zu suchen! Da Sk. Hoheit der Fürst Milan sich nach Petersburg begiebt, um den Zaren Alexander zu seiner Thron besteigung zu beglückwünschen, so war eS ganz natürlich, daß hier mit der Besuch der Souveraine von Oesterreich-Ungarn und Deutschland verbunden wird, welche Reiche bet dieser Reise zu paffsten sind. Ich bemerkte, daß dieser Zweck der Reise nicht unvereinbar sei mit einer eventuellen Verständigung mit den drei Kaisern betreffs einer Erhebung Serbien» zum Königreich. Hieraus wurde mir die Antwort (lächelnd): „Unvereinbar wäre dies allerdings nicht, doch ist da- Gerücht selbst durchau» nicht begründet." Die Unterredung war hiermit, insoweit dieselbe von politischem Interesse, beendet. Als der Redacteur der „Pest. Eorr." das Schloß verließ, fand er noch Gelegenheit, einen der höchsten Beamten de» »r dieser Sache intercssirten österreichisch-ungarische» Ministeriums zu besuche». In der Unterhaltung mit dem selben gewann er die Gewißheit, daß der Verwandte deS Fürsten ihm in dieser Sache nicht» verschwiegen, denn der betreffende hohe Beamte zögerte nicht, ihm die Versicherung m geben, in der Unterredung mit Sr. Majestät habe der Fürst von Serbien erklärt, er stehe der Agitation betreffs der Erhebung Serbiens zum Königreich, wie sich eine solche in gewiffen Kreisen de» Parlament» bemerkbar gemacht, gän; Uch fern DaS Projekt be- Nordostseecanale», welche- seit ungefähr sieben Jahren stark zurückgedrängt war, tritt seit Kurzem wieder in den Vordergrund, und seine Anösuhruilg gewinnt von Tag zu Tag mehr an Wahrscheinlichkeit. Während »och vor einem Jahre die von den Unternehmern Dahlstrvm und vr. Bartling ausgestellten verschiedenen Entwürfe um den Vorrang stritten, gewinnt eS jetzt den Anschein, alS ob daS Bartung'sche Pro>ect bereit- den Sieg errungen habe. Wenigsten» findet diese- Projekt bci dc» Reich»- und Staatsbehörde^ nicht nur Anklang, sondern dürste auch aus alle mögliche Unterstützung staallicherseits rechnen können. Der preußische Minister für öffentliche Arbeiten hat sich bereit», wie verlautet, vo» dem Unter nehmer die Zeichnungen über den Canal selbst und die damit verbundenen großartigen Anlagen, z. B. die projectirte» Docks bei Glückstadt, erbeten. Nicht uninteressant ist auch, daß Felbinarschall Graf Moltke, durch dessen Einredcn einmal im Reichstage und dann im Canatverein da» Eanal- prvject zwei Mal in» Stocken kam, sich neuerdings darüber günstiger ausgesprochen haben soll. Neoen inneren Vorzügen deS Bartling'schen Projekte» hat e» namentlich den Borthcil, daß da» gesanimte Anlage-Capital für den Canal, die Dock» rc vollständig gedeckt ist. Die von der englischen Gesellschaft, deren Vertreter Vr. Bartling ist, entworfene Canaltinie zieht sich von der Strommünvung bei Glückstadt über Cremp. Krllinghusen. Neumünster nach dem Kieler Hasen; sie ist l5 Siiometer kürzer al« die Dahlström'sche Linie Brunsbüttel RendSburg-FrietrichSort. 1» Fürst BiSmarck scheint nicht den geringsten Zweifel hegen, daß die HamburgrrBürgerschast entsprechend dem Anträge d-S Senat» den Vertrag wegen de» Zoll anschlusse» gutheißcn wird, und auch in Abgeordneten kreisen nimmt man an, daß der Kanzler mit dieser Erwartung nicht sebl gehen werde. Man rechnet eine ziemlich starke Majorität heraus, die sich i» der aus nächst,,» Mittwoch an- gcsetzten Sitzung der Bürgerschaft für die Annahme ent scheiden soll. Hie einzige Sorge derjenigen Männer, die sich endlich mit schwerem Herzen für den Zollansckluß erklären wollen, ist nun nur noch die, daß die vom Reichskanzler per- önlick ausgesprochenen Verkeißungc» und Eoncenioiien be treffs der ziikünsligen Praxis im Zollverkehr »ack Möglichkeit auch für die Zeit, wo Fürst Bismarck selbst nickt mehr an ein Versprechen und die »lüiidlichcu Abmachungen erinnert oerden kan», sicher gestellt werden. Gewinnen sie auch kier- ür eine Mebrkeil m der Bürgerschaft, so kam» koch noch leicht eine Verzögerung in den Vcrkantluiigen eiiilrelen. welche es dem gegenwärtigen Reichstage absolut unmöglich macht, sich »och mit brr Sache zu beschäftige». Die Hamburger Angelegenheit ist für die ossiciö se Presse eine unerschöpfliche Fundgrube, um den Erfolg deS Reichskanzlers in das richtige Lickst zu setzen. Heute wciitct sich eine iuspirirte Note an die Adresse der Fortschritts partei: Die Fortschrittspresse ist — so schreibt die „N. N. Z." — eifrig bemüht, alle Versicherungen über Erfolge der Regierung in der Hamburger Angelegenheit so zu deuten, als seien eS Erfolge über Hamburg, während vo» Regicrungsseile alle Erfolge nur in dem Cnmc bchaupiel worden sind, daß die Fortschrittspartei i» ihren Angriffen gegen die Regierung unterlegen sei. DaS Be- mühen der Fortschrittspartei, diese Niederlage womöglich von sich abzuwälzen und die Hansestädte selbst als unlerticgend darzustellen, ist sehr natürlich, den» selten ist so ein cclatanter Gegensatz zwischen den früheren fortschrittliche» Rodomonladen und der acht Tage daraus solgcnde» Ernüchterung cingelrele» als eben jetzt. Glücklicher weise die»! auch der vom Hamburger Senat veröffentlichte Schrift wechsel zwischen dem Reichskanzler und dem Vertreter der Ham burger Negierung dazu, die Stellung der Reichsregierung inS richtige Licht zu setzen. Er zeigt, wie die Regierung bemüht ist, de» Inter- essen und Wünschen Hamburgs nicht minder wie denen anderer Bundesgliedcr entgegen^,kommen. Er zeigt aber auch, wie dieser Eifer sich nur beihüligen kann, wen» dir Zugeständnisse nicht als Ailknüpsungspilnct sür politische Bestrebungen wie die der Fortschritts partei benutzt werde». Nack rmer Meldung au» Peking ist am 29. April bei Hongkong die deutsche Bark „ Occideut" von chine- ischeu Piraten geplündert worden. Der kaiserliche Ge- andte, Herr v. Brandt, hat sofort die erforderlichen An träge ai» die chinesische Regierung gerichtet und da» Eonsutat in Canton angewiesen, gemeinsam mit den LandeSbchörden und eventuell mit Hülse eines deutschen Kriegsschiff» die Sache energisch zu verfolgen. Dem ReichSlage ist der an, 23. Mai 1881 in Berlin Unterzeichnete Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn zur persaffunqümäßigen Bc- schlußnahme unterm 7. Juni zugcgangc». Desgleichen der Handelsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz, sowie die in, Anschluß hieran getroffene Verabredung in Be treff deS gegenseitigen Schlitzes der Reckte an literarischen E rzeug nisscn und Werken der Kunst. Beiden Verträgen sind Denkschriften bcigegrben. In de», Augenblicke, wo sich daS politische Interesse mehr und mehr dem voraussichtlichen Nachfolger de» Herrn von Putt kam er, dcm Negierungs-Präsidenten von Wolfs in Trier, zuwendet, werden einige Daten über den Lebenslauf diese» Beamten willkommen sein. Herr v. Wolfs ist am 7. Juni 1828 geboren. Nach Absolvirnng seiner juristischen und camcralistischen Studien bestand er, 25» Jakrc alt, sein juristischeSAffefforexamen, ging indessen bald zum VcrwaltungS- sach über. Er war zunächst zwei Jahre bei der Regierung zu Potsdam beschäftigt und wurde alSdann alö HülsSarbciter »,ö Ministerium deS Innern berufen. Im Jahre 185,9 trat er zur Prvvinzialvcrwaltung in Frankfurt a. O. über, in welcher er vier Jahre hindurch eine, wie man sagt, erfolg reiche Thätigkcit entwickelte. Nachdem Herr v. Äeolss 1864 zum Negierungörath befördert worden war, erhielt er im fol genden Jabre abermals eine Berufung in baS Ministerium keS Innern, und zwar als Geh. Regierung?- »uv Vortragen der Rath. 1870 wurde er zum Geh. OberregierungSrath er nannt. AlS Regierungspräsident von Trier ist Herr v. Wolfs der Nachfolger deS Hern, v. Ernsthausc», der von dort in die RcichSlcmde übcrtrat und seit etwa Jahresfrist Ober- Präsident der Provinz Westprenßci, ist. Ucbcrblickl man die bisherige Laufbahn deS zukünftigen EiiltuSministerS, so kann inan sich deS Eindrucks nickt cntscblagen, daS Herr v. Wolfs eine Bcanitcncarriäre im großen Stile gemacht hat. in deren gleickniäßigen Frieden kann» je eine stärkere Welle der Well da draußen, der politischen wie der socialen, bineingestntkcl ist. Den Namen cincS Streber» wird er nach den gcincffenen Stadien seiner einzelnen Beförderungen gewiß nickt verdienen. ES mögen ihm mancke Alters- und Bernfsgenoffeil ans der Leiter der Titel und Würden schnellfüßig vorangeeiit sein, deren Namen jetzt die Vergessenheit deckt, während er als 52er in daS Ministerium ciutrilt. Als Staatsmann hat sich Herr v. Wolfs erst die Sporen zu erkämpfen; die Liberalen werden voraussichtlich nickt enttäuscht sei», wenn sie möglichst wenig von ihm erhoffen, doch bringt er als kein übleS Zeug- niß den Groll tcr Ultraniontanen mit, denen er sich in Trier al« schneidiger Hüter der maigcsctzlichcn Errungenschaften gezeigt hat. In der neuesten vom fortschrittlichen Cciitralwahl- Eomilü ausgestellten Liste von Candidaturcii für den Reichstag sinken wir auch rin Mitglied der süddeutschen VelkSpartci, Posthalter Retter, der siir Eaunstadt LudwigS- tust cantidirt. Wer weiß oder sich erinnert, waö die süd deutsche, specicll schwäbische Demokralic nickt nur »ach Ibi',6. sondern auch nach 1870 und bi« aus den heutigen Tag n» Preußenhaß und Fanatismus gegen die nationale Einigung geleistet hat, der wird mit Erstaunen ein Mitglied dieser Partei unter den Eandidalen tcr „deutschen" Fortschritts partei erblicken. So wird von dieser Seite de», deutschen Liberali-iittiS schon zugemulhet, für da» Programm der „Frankfurter Zeitung", die würltcmbergische Tcinokratie und den ödeste» ParticulariSmuS einzutreten! Der „Voss. Zeitung" wird au« Schlesien geschrieben: „Der „Bote aus dem Ricsengebirqe" macht Keule offen Front gegen die Wiederwahl Vr. vo» Bunsen'S zum ReichstagS- abgeordnclcn, indem er daS Programm der Nationallibcralen acccptirt und behauptet, nur die fortschrittlichen Elemente des liberalen Wahlvcrems seien sür Vr. von Bimsen- Wieder wahl. während die allgemeine Stimmung dc» Kreise« Hirsch berg-Schönau einen gemäßigt liberalen Mann verlange, der specicll den gewerblichen und industriellen Verkältniffcn teS Wahlkreises Rechnung trage. Nur wenn aus die Eandidatur de» vr. G. v. Bunsen verzichtet werde, sei e» zu vermeiden.
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