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Dresdner Nachrichten : 16.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192310166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19231016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19231016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-10
- Tag1923-10-16
- Monat1923-10
- Jahr1923
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- Dresdner Nachrichten : 16.10.1923
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288 Dresdner Nachrichten. 16. Okt. 1S2Z Leits 2 Aufsehen erregt, hat sich Ser Kanzler gewissermaßen zu einem konzeiltrtschei, Angriff gegen Sie Grundübel der deutschen Wirtschaftsnot entschlossen. KabinettSberatungcn, die noch »»> Sonnabend „nch der kurzen AbsttniuiungSsivnng PcS Reichs tage» statt,anden, haben Pen Cnlivurf über die Neuregelung der Arbeitszeit. die Rtchtlinlen für die künftige WohnungS- poliiik der Negierung, den Abbau der DemobilmachungSver- vrdnung. soivi- die Bekämpfung der Preistreiberei durch Kar teile und Konventionen zum Gegenstände gehabt, und man kann lagen, daß weingstens auf einigen dieser Gebiete wert volle Beschlüsse geiaht worden sind, denen die entsprechenden Bervrdnnngcn Nachfolgen werden. Darunter gehören vor allem der endlich erfolgte Bruch mit dem schematischen Acht stundentage. der es den lebenswichtigen Betrieben nach Be darf ermöglicht, ihre Leistungen zu steigern, weiter das Vor haben, durch eine zeitgemäße MietpreiSsteigernng als dem natürlichsten Mittel die völlig eingeschlasene WvhnnngSbau- taii ikeit neu zu beleben, und schließlich die auf die Dcmobil- machuiigSvcrordnniig bezüglichen Neuerungen, nach denen die Arbeitgeber nicht mehr gezwungen sein werden, bei einzelnen Entlassungen von Arbeitnehmern die Arbeit zu strecken, und »ach denen Crwerbsloienfiirsorge ohne alle Gegenleistung nur noch für den Fail geleistet werden darf, daß die Gemeinden für ihre Arbeitslosen tatsächlich nichts zu tun haben. Gerade diese letztgenannte Bestimmung kann nicht warm genug be grübt werden,- denn sie wird zu weitgehende» Ersparnissen in den GemeindehanSbalien verhelfen, die nun nicht mehr mit Ausgaben für notwendige, aber untergeordnete Dienste, für die bisher voll bezahlte Aushilfskräfte eingestellt werden »rußten, belastet zu iverden brauchen. freilich wird man den vollen Wert Kiefer Verordnungen ent nach einige» Wochen praktischer Auswirkung beurteilen können. An ihrer Durchführbarkeit besteht an sich keinerlei Zweifel, auch nicht hinsichtlich der heilsamen wirtschaftlichen Folgen, die sich von ihnen herleiten müssen. Bedenken muß e» nur jetzt schon erregen, ob ihre Durchführung auch allent halben inil dem nötigen Ernst und mit bestem Willen in An- griss genommen werden wird. Im Norden und Süden des Reiches wird man ihr keine Hindernisse in den Weg legen. Im kommunistisch-sozialistisch regierten Mitteldeutschland da gegen werden die Sonderverordnungcn der Reichsregierung auf heftigen Widerstand stoßen. Hier haben die Negierungen und die sie stützenden Parteien seit Jahr und Lag den Glauben an die Unantastbarkeit de» Achtstundentages, an die Unum stüßlichkett der DemobtlmachungSverordnung, an die Selbst Verständlichkeit der leistung-lose» ErmerbSiosrnunterstützung unter den breiten Massen gelehrt, und erst vor wenigen Tagen bat der sächsische Ministerpräsident in seiner Negierung- erklärung unterstrichen, daß man in Sachsen „mit aller Energie für die Erfassung der Sachwerte, für die PrvdukttonS- kontrolle. für die Erhaltung des Achtstundentages einzutretrn gedenkt. Das alles sind Dtnge und Ziele, die zu den Wtrt- schaftSplänen des neubevollmächtigten RetchSkabinettS dem Sinne und -er Sache nach in diametralem Gegensätze stehen. Wie will eine Negierung ihre Versprechen an die irregeleiteten Massen anders etnlüsen als dadurch, daß sie den kaum erst überwundenen KonsliktSzustand mit dem Reiche erneut aus» leben läßt? Und bedauerlicherweise bestehen An»«tchen, baß die sächsische Negierung diesen Weg der Gegnerschaft zum Reiche unter Vcranickung der rein wirtschaftlichen Kragen mit politischen Angelegenheiten wieder zu beschreiten gedenkt. Dafür spricht ihre ausfällig schroffe Stellungnahme zu der ans Grund eines Beschlusses des StaatSgerichtShofeS erfolgten Haftentlassung des Freikorpssührers Roßbach und die von ihr nicht verwunderliche Nuffassling zur Aufhebung der sicherhettS- und verfassungswidrigen proletarischen Hundertschaften. Daß man in Thüringen anders denken sollte, ist nicht anznnehmen. Wir stehen also unmittelbar vor der Gefahr eines neuen, äußerst bedrohlichen Konflikte- zweier Länder, oder besser, üeS mitteldeutschen sozialistisch-kommunistischen Blockes, mit dem Reiche, der auch aus die einheitliche Durchführung der Wirt schastiichen SrmächiigungSverordnungen dunkle Schatten vor auswirst. Gelingt eS dem ReichSkabincit, diese Gefahr zu bannen, »nd, ivaü, wie erwähnt, für seine Existenz bedauer licherweise von ausschlaggebender Wichtigkeit ist, trotz aller mitteldeutschen Zwischenfälle die Sozialdemokratie bei der Stange zu halte,, und in ihrer Gemeinschaft jene Wirtschaft lichcn Neformpläne üurchznsctzen. dann darf es immerhin von sich behaupten, Deutschland wieder auf den Weg der Ordnung gebracht zu haben. Scheitert eS an dieser Aufgabe, dann wäre damit ein neuer Beweis dafür erbracht, daß ein linkSbelasteteS Kabinett das deutsche Bock nicht retten kann. Die nächsten Tage schon werden eS zeigen, in welcher Richtung die neue Fahrt geht. Die französische Verhinderung des Ruhraufbaues. Die politischen Ziele -er Eisen-ahnre-le. Berlin, 15, Okt, In einer Erklärung von sachverständiger Teil.' anläßlich des Ausrufes deS ReichSverkebrSministerö an das Evenbahnpersonal zur Ausnahme des Dienstes bei der Reale heißr eS ». a.: Die Erivartuna. dqß nach Aufgabe des passiven Widerstandes alSbald eine Verständigung über die dringendsten praktischen Fragen zwischen Paris und Berlin sich anbahnen werde, erfährt keine Bestätiguna. Dies trifft leider auch für die Rhein- und Nubrbahnen zu, deren volle 'Inbetriebsetzung erst den ungestörten Gang des Wirtschafts lebens der betroffenen Gebiete ermöglichen würde. Unter deutscher Verwaltung mit dem bewährten deutschen Personal würde, wie sicher behauptet werden kann, diele Arbeit bereits in bestem Zuge sein, da auch die Wiederaufnahme der Repara tionen nicht in letzter Linie eine Tranövorttrage ist. Denn zu allererst muß der Eisenbahnverkehr in Gong und auf mög- luhste Höhe gebracht werden, da ohne die Möglichkeit geregel ter Zufuhr von Rohstoffen und Abfuhr der geförderten Kohlen, ohne einen Austausch der erzeugten Produkte ieder Versuch, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, sich bereits in seinen Ansanaen totlanfen müßte. Nach Einstellung des passiven Widerstandes ans deutscher Seite sucht man die französisch-" belgische Eisenbahnregie erst richtig in den Sattel zu heben. Bor der Ausgabe des passive» Widerstandes kouutc die Regie einen Zweck Imdcn alo politisches und militärisches Kamps- miiiel. Heute ist für sie in dieser Form kein Grund mehr vorhanden. Sie dient nur noch dem Zwecke politischer Ab-, schuurung und der Bildung eines selbständigen Rhein-Nuhr- EisenbahnneijeS nnier anSschlaggcbendcm französische« Ein fluß. Daraus bat der französische Vorsitzende der Rlicinlands- komuinnön Tirnrd seinen AuSsragern gegenüber kein Hehl gemacht. Tie jetzigen Hemmungen der ArbeitSwiedcrauf- nahme ond Wiederherstellung des Wirtschaftslebens sind in erster Linie auf solche französischen Absichten. Bedingungen und Maßnahmen zurückzufübren. Das Interesse der Regie an einer schnelle» Wiederbelebung scheint nicht das aleiche wie das Deutschlands zu sein. Tie deutsche Negieruna wird kein Mittel unversucht lassen, um den Ausgewiesenen und Ge- fangciten ihre Arbeit und Freiheit ivieücrzugeben- Aus Frankreich aber fallt die Verantivortung dafür, daß bi-e Her stellung normaler VerkehrSvcrhältnisse im Rhein- und Ruhr- ^ gebiet zugunsten der deutschen Wirtschaft und aller an den «- deutschen Reparationen interessierte» Länder seither ge- ^ scheitert ist. (W. T. B.» Die Nezie deschuldigl die deutsche Ler»«lNr»n- der Pers»nalver»ch«en-ung ,L"rn hl Meldung unsrer Berliner Schrlftleitung.) Berlin, 15. Okt. Die Zahl der im Verlause des passiven Widerstande? ans dem besetzten Gebiete auSgcwiesencn deutschen Eisenbahner beziffert sich mit ihren Ange hörigen auf 75 000. Obgleich der passive Widerstand zu Ende ist. kann mit weiteren Ausweisungen gerechnet wer den Fiir die Wiederaufnahme des Dienstes kom men die Ausgewiesenen nicht in Frage, sondern nur die un besetzten Gebiet wohnhaften Beamten und Arbeiter. Diese sind ciusgrsordert worden, sich zum Dienst zu melden. Von den sich Meldenden wird aber nur ein Teil wieder eingestellt. Franzosen und Belgier haben etwa 20 000 Ausländer ein gestellt, dazu etwa 10 000 Leute aus anderen Bernsen, die zu Hilfsdiensten verwendet werden. Die Regie will mit weniger Leuten auSkommen als die deutsche Ver waltung. Sie behauptet, daß unter der deutschen Verwal tung Lenteübersluß bestanden habe und daß sic mit 10 Proz. des früheren Bestandes den Betrieb ausreckterhalten können. Zu dem Zwecke habe sie den zehnstündigen Arbeitstag anstatt deS achtstündigen eingesührt. Von deutscher sachverständiger Seite ist indes berechnet worden, baß auch dann noch ein 80prvzentiger Personalbestand nötig sei, wenn dem wirtschaft lichen Bedürfnis des NuhrgebictS entsprochen werden soll. Vielleicht wollen die Franzosen aber gerade die Wiederaus, richtung der Wirtschaft im Nuhrgebtet hintertrciben. Neve sinnlose Eingriffe in -is Wirtschaft. Berlin, 15. Okt. Dem Vernehme« nach beabsichtigt die Regie, einstweilen nur den Verkehr auf den großen Ost- West st recken zu verstärken. Solche Maßnahmen allein sind »ach Ansicht führender WirtschastSkreise nicht geeignet, eine Rückkehr zu normalen Zuständen z» gewährleiste». ES ist deshalb beantragt worden, daß mit größtmöglichster Be- schleurnguug alle stillgelegten Strecken wieder in Verkehr genommen werden und baß die Anschlüsse nach dem unbesetzten Gebiet sichergestellt werden. Wetter müssen auch die Anschlußgleise der Zechen wieder sreigcgeben werden. Die schnelle Wiederherstellung des Eisenbahnverkehrs ist für das Nuhrgebtet vor allem deshalb außerordentlich wichtig, weil gerade in diesen Tagen die Äer- sorgung des Rnhrgcbietcs mit Lebensmitteln, insbesondere Kartoffeln, erfolgen muß. Eine Besserung der Gesamtlagr kann aber auch nur dann eintreten. wenn die militäri schen Eingriffe in die Wirtschaft ein Ende finden. Die gestern erfolgte Besetzung der Zechen Gras Veust und Herku les haben «enc Erregung unter der Arbeiterschaft hervor» gerufen, da «ine solch« Besetzung nach Ausgabe des passiven Widerstandes völlig stunlos ist. Ein weiterer Eingriff ist bei Krupp erfolgt. Dort sind für die Zwecke der Eisenbahnrcgie 21 Gütcrlokomotiven und 172 Güterwagen weggenommen worden. (W. T. B.t Der Erlab des Reichsverkehrsministers für dle Dienst ausnahme bei der Regie. Berlin, 11. Oktober. Die Bedrängnis deS besetzten Ge bietes hat den NeichSverkehrsminister Oeser veranlaßt, an das Personal eine Aufforderung zu richten, in der es u. a. heißt: DaS im besetzten Gebiet anwesende Personal der zur zeit nicht im Betriebe der deutschen Verwaltuna befindlichen Bahnstrecken wird angewiesen, sich vom Mittwoch de» 17. Ok tober an zur Aufnahme deS Dienstes bei der Regie z» mel den. Gegen die Ableistung deS geforderten Diensteides ist nichts mehr einzuwcnden. nachdem der Letter der Regie öffentlich erklärt hat. daß die eidlichen Verpflichtungen, die die Regie von den deutschen Eisenbahnern bei der Wieder aufnahme der Arbeit verlangt, einen rein beruflichen Charak ter haben. Nach dieser Erkläruna kann die Abaabe des Eides die gegen das Reich bestehenden und weiter bestehen bleiben den Treu pflichten nickt aufheben. Namens der Reichsregierung stelle ick dabei fest, baß die Regierung die Regie als eine nur vorübergehende Verwaltung ansehen kann und daß der gegenwärtige Betrieb durch dir Regie dir Rechte des Deutschen Reiches an den besetzten Bahnen nickt berührt. Stresemann ü-er die Verhandlungen -er In-ustrielten. In Beantwortung einer Frage nach der Stellung der Reichsregierung zu de» Verhandlungen der Industriellen mit Degoutte gab der Reichskanzler dem Berliner Ver treter der „Köln. Ztg." eine längere Darstellung, ln der er sich entschieden gegen die Auffassung wandte. alS ob St in ner und die übrigen Vertreter deö Bergbaues ohne Wissen oder gar gegen den Willen der Negierung mit Degoutte verhandelt Hütten. Auf die Frage, wie die ReichSregieruna bas Abkommen de- Otto-Wolff-Son- zern» mit General Degoutte betrachte, gab der Kanzler jedoch klar zu. daß diese Verhandlungen ohne Wissen der Regierung eingelettct wurden. Er führte dazu an-: Herr Otto Wolfs hat «n» von de» getroffenen Ab machungen Mitteilung gemacht. Sie waren aber voll endete Tatsache, als wir davon Kenntnis erhielte» Sie Regierung zn den Die Entente und das Ermächtigungsgesetz. Englkjche Svffnungen UN- französische Befürchtungen. London, 15. Okt. Sogar RothermercS „Sunday Picto- ricil" erklärt, Stresemann beabsichtige nichts ungeschehen zu lassen, um die Staatsmaschinerie wieder in Betrieb zu bringen. — „Daily Telegraph" sagt, niemand könne Voraus sagen, ob durch diese neue Vollmacht die deutsche Regierung jene? Mindestmaß an nationaler Einigung und Selbstver trauen zustande bringt, ohne die die Lage unhaltbar zu sein scheint. ES müsse die ernste Hoffnung jedes Mannes sein, der die Lehren in Europa beherzigt hat und der dle dunkle Be deutung der Tatsache erkennt, -aß der russische Rubel jetzt weit mehr wert ist, als die deutsche Mark, daß diese kolossale Aufgabe glückt. — Ter Pariser Berichterstatter Ser „Tim es" schreibt. Frankreich beobachte die Gewährung der Vollmachten an Stresemann mit gemischten Gefühlen. Werde er znm Thiers Deutschlands werden? Tie fran zösische Regierung werde abwarten, um den Kanzler an der Arbeit zu sehen, bevor sie zu einem Beschluß gelangt. Wenn Stresemann mit wirklicher Autorität einen aufrichtigen Ver such unternehme, Steuern einzusammcln und finanzielle 'Reformen auszuführen, und dann den Alliierten genügend garantierte Zahlungen Vorschläge, werde es das Experiment mit wohlwollendem Interesse verfolgen. Es bestehe aber die einzige Befürchtung, daß der Reichskanzler der Ansicht sei, baß Reparationen, ja sogar Sachleistungen im gegenwärtigen Augenblick nicht wieder ausgenommen werden könnten, und es müsse zugegeben werden, daß Frankreich keine großen Hoffnungen hege, daß dieser Wechsel von Nutzen sein werde. Bochum ohne bürgerliche Zeitungen. Vochnm. 15. Okt. Das volksparteiltche Organ „Der märkische Sprecher" ist von der BesatzungSbe Körbe für unbeschränkte Zeit verboten worden. Damit ist das Er scheinen aller hiesigen bürgerlichen Zeitungen von den Fran- Apje» NNtttHundcu. lW. T. v.j Der telgische Reparationsplan in -er Aepko. Paris, 15. Okt. Nach einer HavaS-Melbung aus Brüssel har die belgische Negierung den Kabinetten in Paris, London und Rom mttgeteilt, daß, da Frankreich, England nnd Italien nunmehr den Vorschlag der Brüsseler Regierung angenommen hätten, das NeparationSprobl;« durch die Rcparatiouökommissiou geprüft iverden solle. Ter belgi sche Delegierte Delacroix wurde beauftragt, unverzüglich die Rcparationskommission hiermit zu befassen. lW. T. B.j Zur Abwechslung einmal Milleran-. Die üblich« SonntaaSrede. Paris, 11. Okt. In Vieux im Departement Eure hielt heute der Präsident der französischen Republik Millerand aus einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl eine Rebe, in der er sich hauptsächlich mtt der inneren französischen Politik befaßte. Ter Präsident schloß mit folgenden Worten: Mit gutem Recht, stolz auf einen Sieg, den eS so teuer erkauft hat, ist das französische Volk entschlossen, sich keine der ge- wonnen cnFrüchteentreißenzulossen. Es weiß, daß der innere und äußere Frieden die Eintakeit unter den Bürgern und das Einverständnis mit den anderen Völker» die Grundbedingung für eine gedeihliche Arbeit nnd de« so zialen Fortschritt ist. lW. T- B.I Festlicher Empfang Mafaryks und Venefch» ln Pari». Paris, 15. Okt. Der Präsident der tschecho-slowaktfchen Republik Masarnk traf heute, von Montreux kommend, zum offiziellen Besuch der französischen Republik in Parts ein und nahm im Außenministerium Wohnung. Er ist begleitet von dem Minister für auswärtige Angelegen heiten Dr. Be ne sch. Ihnen zu Ehren findet morgen abend im Elysee in Anwesenheit ÜeS diplomatischen Korps et« ofll-I5lla^l statt. lW. T. BI können selbstverständlich die Stellung der Reparationsleistungen nnd anderen Frag zieren. Ich muß de« Abschluß derartiger Verhandlungen ohne vorherige KeuntniSgabe an die ReichSreaiernna be dauern. So wenig wir in der Lage sind, unmittelbar auf die Verhandlungen einzumirken. so selbstverständlich ist eS. und man nimmt da» auch auf französischer Seite an. daß Ver- Handlungen von lokalen Behörden oder von Oraantsationen nur im Einvernehmen mit der NeichSregicrung geführt iver den. Diese Einstellung muß »,n so mehr für alle Berhandlun- gen maßgebend sein, alö mir sämtlich doch die widerrecht liche Besetzung und die heutigen Verhältnisse im Rbelw- land nur als eine vorübergehende Erscheinung an- sehen, der die Einsetzung der rechtmäßigen Autorität und Souveränität der Retchsreaierung folgen muß. Zu dem Wunsche der Arbeitgeber. die SV-ftündige Arbeitszeit im Bergbau einzuführen, bemerkte der Reichskanzler: „Auch für die Wirt schaft im besetzten Gebiet gelten lediglich die deutschen Gesetze. Sie wissen, daß die großen Anstrengungen der letzten Woche der Ausgabe gewidmet waren, eine Verein- barung der Parteien über ein neues ArbettSzeit- gesetz zustande zu bringen. Nach den Richtlinien. Uber die man sich geeinigt hat. ist anzunehmen, daß sich auf der Basso dieser Richtlinien sowohl in bezug auf die Intensivierung der Arbeit alS auch in bezug auf die Verlängerung der Arbeitszeit eine Einigung wird erzielen lassen. Eine einseitige Verlängerung der Arbeitszeit von Arbeitqeberseite ist selbstverständlich unmöglich. Ich habe eS auch für psycho logisch nicht zweckmäßig gehalten, überhaupt von Arbettgeber- seite in diesen Dingen vorzugehen. anstatt di« in Fluß befind liche reichsgesctzltche Regelung abzuwarten. Anderseits «nst hervorgehoben werden, baß eine Anffordernng an General Degoutte, z» diese» Dingen im Sinne der Billigung Stellung zn nehmen, niemals ersolgt ist Daß diese Frage überhaupt zur Kenntnis de» General» Degoutte gekommen ist. halte ich persönlich für bedauerlich, da sicherlich kerne Veranlassung besteht, daß irgendwelche innerdeutschen Fragen, die nicht direkt mit der Neuordnung der Verhältnisse im Wirtschafts gebiet zusammenhängen. vor die französischen Behörden ge bracht werden. —, Versünsfachung -es Personenkariss -er Eisenbahn. Die Gütertarife nahezu verdreifacht. Zerli«, 18. Okt. Von Donnerstag, de» 18. Oktober, ab werden die Schlüsselzahlen siir die Eisenbahntarise im Persone »verkehr 80» Millionen, im Güter verkehr 1000 Millionen betragen. Die Steigerung der Schlüsselzahlen ist die Folge der Markverschlechternng der vergangenen Woche. Die Herabsetzung der deutschen Gold» kohlenpreil« hat bei der Bestimmung der Schlüsselzahlen ver billigend eiugewirkt. Sie konnte aber nur von geringem Ein» luß sei», da die Reichsbahn infolge der nach wie vor un verändert bestehenden Abschließuug des RuhrgebieteS ganz überwiegend auf ausländische Sohle« angewiesen ist. (W. T. B.) DerAusnahmezuslarid gefällt -em,»Vorwärts" nicht mehr. Berlin, 15. Oktober. DaS energische Vorgehen deS Wehrkreiskommandos 1 veranlaßt heute den „Vorwärts" zu Ausführungen, die darlcgen sollen, daß der Belagerungs zustand unhaltbar sei, da er nur gegen Republikaner an» gewendet würde, mährend in Bayern daS anttrevublikanische Treiben weltergehe. Heute komme man um die Tatlache nicht herum, daß das Reich vor Bayern politisch kapituliert habe. Die Dinge hätten sich so gestaltet, daß überall mit dem Be lagerungszustand regiert werbe, nur nicht in Bayern. Daß nur Sachsen und Thürinaen, überhaupt Länder, ln denen Sozia listen regieren, die Nadelstiche deS Ausnahmezustandes er tragen sollten, Bayern aber, gegen dessen einseitiges Vorgehen der Ausnahmezustand gedacht war. von seiner Anwendung verschont bleibe, sei ein unhaltbarer Zustand. Deshalb müsse die Aufhebung deS Ausnahmezustandes verlangt werden- ^ Die Auffassung der Reichsregierung. Berlin, 15. Okt. Wie die Blätter hören, betrachtet die NeichSregicrung das Verbot der proletarischen Hundertschaften in Sa^'-i, durch den Befehlshaber des Wehrkreises IV alS rechtsgültig. Die Reichöregicrung werde dafür sorne«. baß Ruhe »nd Ordnung i« Sachsen ansrechlerhalten werde«. Nötigenfalls werde sie daS durch Verstärkung der Wehrmacht z« erreiche» suche«. Aushebung eines kommunistischen Delriebs- räiekvngresses in Kil-esheim. Hannover, 16. Okt. Der kommunistische Betriebsräte« kongrcß für Niedersachsen war gestern nach Hannover be rufen worden. Die Veranstalter dirigierten aber ihre Ge- folgschast nach Hildcshei m. Dort wurde die Tagung auf gehoben. Es wurde» 72 Mann, daruuter namhaste Kommn- «istcusührer aus Hannover, sestgenommen. Man beschlag nahmte zahlreiches Material, daruuter MobilmachungSplän«. Gleichzeitig wurde durch die Polizei der Versuch verhindert, den in Hildcshcim gesprengten Kongreß in Alfeld fortzu setzen. In Gerzen bet Alfeld wurden A4 Verhaftungen vor- genommen. Eine größere Anzahl der Teilnehmer konnte durch die Fenster flüchten. (W. T. V.j Unruhen in Frankfnri a. M. Frankfurt a. M., 15. Okt. Am Sonnabend kam eS hier zu großen Unruhcn, die in der Nähe der Konstabler-Wache und in Bornhetm einen bedrohlichen Charakter annahmen, In Bornheim wurde ein Lebensmittelgeschäft geplün- dert und einer Bank die Scheiben cingeschlagen. In der Alt stadt kam es am Rvmerberg zu groben Demonstrationen, bet denen ein Demonstrant durch einen Lungcnschuß erheblich ver letzt wurde. Polizetbeamte wurden durch Steinwürse verletzt. Unverantwortliche Hetzer hetzten das Publikum gegen die Sicherheitspolizei auf, der eS mit voller Energie schließlich ge lang, die Demonstranten zn zerstreuen. Größere Schäden find nicht vorgekomme». ? Rücktritt Fimmen» aus dem Sekretariat der Gewerk- fchaftsinternalionale. Amsterdam. 15. Okt. Aut einer Sitzung deS Sekretariats de- internationalen GewerkschaftSbnndeS wurde beschlossen, daß der Sekretär des internationalen GewerkschastSbundrS Ftmmen, der bereits vor einiger Zeit seine Demission ge- geben hatte, am 1. November sein Amt ntebeoleaea soll. lW. T. B j Lin Münchener Arzk zur Behandlung Trohkis. München, 15. Okt. Geh. Rat Prof. Sauerbruch auS München hat sich mit seinem Assistenten im Flugzeug nach Moskau begeben, um den av Magenkrebs erkrank te» Trotzki-u bebaAdet», (W. L
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