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Dresdner Nachrichten : 23.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192310236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19231023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19231023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-10
- Tag1923-10-23
- Monat1923-10
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- Dresdner Nachrichten : 23.10.1923
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«^> c-> e c-^ r-. c: R 5r -c> L- k- v,' »-! »em Reiche geMtzrk oer letz» auSgebrochen tsk, und den zu ver- „loiöen venerai v. Lvssoiv ernstlich bemüht war. ES man hier ooüig dahingestellt bleiben, wie tief die bayrische Nervosität h..-iiii> beruiirl ivinde, dasi man die Frage des General- r tt'osiow zu einer Prestigefrage machte, während man der säch- s>s< » stkegieriing gegenüber. deren Mitglied offen znr Nicht- t>> olaiing de.> 2tt'rvvls der proletarische» Hundertschaften ans» pn röeri I .itie, niu größter Schonung verging. Jedenfalls l. , ,ii sich hierbei die van Bayern behaupteten sozialistischen r ii i ie «. im verkennen. Man hätte vielleicht, was für die n>. ne e!eil der schwersten ausienpolittschcn Entscheidungen ge einibei Frankreich wünschenswert gewesen wäre, den e neu Ausbruch der inneren Krise vermeiden können, die ei,d ulkige Eiitscheidnng über die Stellung der Sozial» d. i Tratte zur Reichsregicrnng hätte sich aber dach schließlich , > , vermeiden lassen, da die unverhiillten Gegensätze zur gr n Kaalttia» sawvbl Bayerns wie besonders des groben r.i.u Machtdiocks in Lachsen und Thüringen zn einer klaren r ^ -ung diänglea und die ewige Rücksichtnahme der KoalittvnS- li '.guiten auf die Entwicklung in Lachsen und Thüringen im tzttiei» mit der ständig sarischreitenden Radikalisierung der Ca.ialdemakraiie tu verlmiigniSvallsler Weise die AktionS- sai'ml.'i! der bieichsregieruiig behinderten. DaS zeigte» ins- le:Uudere die Generalstreikdrahungen für den Fall eines < reisenS gegen Lachsen wie auch die sozialistische Partei» sardernng „gsh der Aufhebung des AnsnghmeznstandeS. Nichts tan» darüber Iiinivcgtänschen, das? alles nach der graben Aus- eiuanberietzuiig Marxismus aber Llürgertum drangt, und man kann dabet nur den dringenden Wunsch begen. dab das ahne die allerschwerstcn Erschiilterungcn abgeht, bei denen Reich und Volk ans der Ltreeke bleiben. Tie iniierpolitische Lchicksalöstunde des Deutschen Reiches iü auae'.'rachcn, und »iemand kann beute prophezeien, wie sie a. ' . -ln zwei grundlegenden Tatsachen wird aber bei dem schweren Konflikt nicht zn rütteln sein. T as ist einmal ded unbedingte Bekenntnis deS baiirischen Gencralstaats- k."u ^arS n. Kaiir zum Reiche und anderseits die Tatsache, dag Bayern sich walil kaum der gegenwärtigen Koalitions regierung im Reiche unterwerfen wird, obwohl eS sich m t dm Ankündigung. dab die augenbliekttchcn Mabnahm'v nur d,.i zur WiederberskeUnug des Einvernehmens mit dein Reiche im-ttling haben sollen, einen Ausweg gelassen hat. Man wild sich aber nicht darüber täuschen dürseii, dab 'Bauern diesen -iue-wci der gegenwärtigen Reichsregiernng gegenüber nicht I- .lireiten wird. Schließen doch auch die demokratischen Münchner Neuest. Nachr." einen Artikel, der der Auslösung in Lach en die zielbewnbte Arbeit der bayrischen Regierung zur Gesundung des Landes gegcnübersiellt, mil den, Satze: „Trotz den Herren Gebier und Sollmann wird der nationale Bedanke von Bayern aus seinen Weg ins Reich nehmen: er h..t ihn schon angetreien, und er wird auch nicht nusgehaltcn durch RegiernngSkoalttionen, welche die Geschäfte der Sozial- d Molinien besorgen. DaS sind Tatsachen, die man in Berlin »ichc vergessen möge." Gegenüber dieser lniyrischen Ent- > üuibeir, alles für eine Acnderung der Reichsregiernng u tz.'ti, befindet sich die Koalttionöregternng Stresemann i i einer Lage, die sie zn den aklerschwersten Entschcidiiiigen drängt. Sie Inn ihre Auslassung klar knndgcgeben, dab die Battiing 'VanernL einen schweren Verfassungsbruch bedeutet, UN.' 'ie I>ak eine» Ausruf an die bayrischen Truppen erlass''!», der 'de zur Iunehaltung ihres Reichseides mahnt, denen Ber- e eiulichima in Bayern aber verboten worden ist. Der Kon. ttik: lun damit eine Schärfe erreicht, die kaum noch Überholen m. men kann. Die NeichSregiernng kann die Reichswehr gegen mauern mobilisieren, mnb aber dabet mit bewaffnetem Widerstand rechnen. Lie kann andernfalls Bayern, wie cö m. ich. wehrmintster angeblich angekündigt hat, wirischaft- a e.bttlnuiren, würde aber damit wohl nur erreichen, dab m- m rei s von groben und wichtigsten Gebieten abgelchniirie utz ein kleines Riimvflan- würde, in dem daS wirtschaftliche u oaUkommen versiegen mtibte, zumal die Haltung der eu sliddeiitschen Länder nicht einivandfrei feststeht. Und m - u einem Augenblick, in dem von Lachsen und Thüringen m-' die kommunistische Gefahr droht, die bereits dazu geführt Hai, dab ReichSwehrtruppen in Meisten beschossen wurden. Krieg gegen Bayern ist die Folge, wenn das Kabinett . . uanii 'einen Borsav auSsiihrt, die Reichsautorität unter 'den Umstanden zn wahren. Innerer Krieg mit all seinen Folgen lür Land, Bvlk und Wirtschaft. Kommt es aber zu -i-.'iem Entsthlnst nicht, der wohl gerade in der Partei deS tt uh.ttanUers heftigsten Widerstand finden würde, so bedeutet da.- das Ende des gegenwärtigen Kabinetts und der groben noattUon, die dann nur von einer rein bürgerlichen oder rein miumcheil Koalition abgeldst werden könnte. Auf keine» stall aber wird eS eine Losung dieser schärfsten Krise deS ohne schwere Erschütterungen geben, die das Deutsche iu einde wirtschaftlich, finanziell, politisch verzweifelten Lmm treffen. Und ein Tvllarsland von ZI), ja sogar 60 Mil liarde., kündet „Sturm". Für uns hat heute die Schicksals- M'nde aeichlagen, die unbedingt klare Entschlüsse fordert. Die grobe Kcustttioil war, daS must man ohne Uebertreibnng fest- steüen, der größte Versager einer Regierung. Ihr Ver ist-,'müden wäre ein erster und bedeutungsvoller Schritt zur Klärung unserer inneren Verhältnisse. Die Frage ist nur, an man diese Klärung nicht ohne diese furchtbare Krise Hütte ermist,e„ können, zumal sic einmal bereits vor dem erneuten .-i'i'aminenleimen der Koalition in greifbarer Aussicht ge standen batte. Hüqemem knlische Silualion im Ruhrgebie!. Berlin, W. Dkt. Von gut unterrichteten Kreisen des Ruhr- gelnmo wird uns miigeteilt: Tie Entwicklung der Verhältnisse ui und der Aachener Handstreich haben die ohnehin kriii'chr Lünation ini Üluhrgebiet bis zum Ae »bersten verschärft. In allen politisch führende» Kreisen wird mit aroster Eindeutigkeit betont, das, das Iusammcntressen der Ereignisse in Mönchen und Aachen der schwerste Schlag war, der de»o besetzte Gebiet in diesen cntscheidnngs- schweren Ltnndcn hat »ressen können. Die Ansiassnng wcite- sc r Kreise geht dahin, das, die mastgebendcn französischen Kreise die weitere Entwicklung der innerdeutschen Verhält nisse a b iv g r t e » wollen. Der Aaci»cner Handstreich wieder um wird mit der Iuipitzung der Lage im Reich in direkte Ner- bindnng gebracht. Darüber darf kein Iweifel bestehen, dah die Auswirkung der Lage das Nuhrgebiet am schwersten be lastet. Wenn auch die separatistische Propaganda im Rnhr- gAAi in den letzten Wochen sich gesteigert hat, so besteht doch u besonderen Befürchtungen von dieser Seile her kein Änlnst, st agcgcu darf nicht vcrlxhlt werden, dab die politisck»en Kreise deo Airolaiides, die hinter den Sonderbündlern stehen, fetzt ii.it allen Mitteln dahin arbeiten tverden. um auch die Ab- irennnug des Ruhrgebiets politisch dnrchzniührcn. Der An.'ggng der lausenden Verhandlungen wird erweisen, wi, smrk die Kreise sind, die vorläusig ans indirekten, Wege die poli'ischc Abtrennung des Ruhrgebietö dnrchznsiihrc« ver suchen. Wie miigeteilt wird, haben die groben Werke Hoesch und Union Feierschichten für die ganze Woche eingelegt. Verpachtung rhemischerEisenbahnwerkstiitlen Köln. 21. Okt. Tie französisch-belgische Eisenbalinregte hat in der letzten Beit eine Reihe von rheinischen Eisenbahn- Haiiptiver'slältcn französischen und belgischen Privatfirmen vmvachtct. Lo wurde den Wcrkstättcnarbcitcru der Haupt- werkstatt Trier, als sie sich zum Wiederantritt melden wollten, cri'ittiet. das, die Werkstätte dem Strahbnrger Privatuntcr- »ehmcn Gravenftaden übergebe» worden lei. Die Werk- leitiüig legte keinen Wert auf die Einstellung ehemaliger Werkstättcnarbctter. Dlc Einstellung erfolgte lediglich nach beruflichen und handwerklichen Fähigkeiten. Man nimmt an, dab in der Hauptsache sranzöstfche und belgische Arbeitslose znr Einstellung gelangen werden. Die neue Werkstätte in Fittich ist an die Belgische Sociöts anonyme de Eockerill, t ie Hauptwerkstätte Crefeld - Oppum an Schneider- Ercusot und die Werkstätte von Darmstadt einem Pariser Ilntcriichmcn übergeben worden. Die Derpflichkung -er bayrischen Truppen. Der Wertlani -er Erklörung. MSuchen, rr. Okt. Die Verpflicht«,« s«r bayrisch«« Neicho»etr«r«ppe« «a sämtliche« bayrische, «t««borte» ist i» dcr Weife var sich «ega««en. bast de« »icich«wetz,tr»»pe« »er Wortla«t deS A«fr«sö der bayrischen Staatsregler««« be, ka»«tge«ebe» w«rbe. Die Verpslichtnngssvrmel »«tet s»l» gendermaße«: ,A«f Gr««d b«S mir »»r«e1ese«en Ausrufs de, »«yrsschen LtaatSreglerung bekeune ich. das, ich von ber ba, rische» Staatörcgierung als der Treuhänder!«, beS deutsche» Volkes bis zur Wiederherstellung des Einvrr- ständnisscs zwische« Bayer« »nd Le« Reiche in P,licht ge- iioinme» bin. und erneuere meine Slerpslichtung z»m Gehor sam gegenüber meinen Vorgesetzten." Die Verpflichtung dcr Münchner Garnison nahm üer Stadtkommandant Grneralgvnverncur Dann er im Hofe dcr Kaserne des früheren 2. Infanterie - Regiments vor, wo die Truppen in voller Ausrüstung Aufstellung ge nommen hatten. Nach einer Ansprache des Generals von Lossow spielte die Musik das Dentschland-Licd. Den Schlusi deS feierliche» Aktes, der ohne Störung vor sich ging, bildete et» Vorbeimarsch der Truppen vor General von Lossow. sW. T. B.s Der»sf*nllichun«s»«rh»I fttr »«n Ausruf »«r Äeere»lril«n>. IStgner Drcihtberlcht ber .DreSbner Nachrichten".) Nürnberg, SS. Okt. Die Staatspolizei Fürth-Nttrn- bcrg hat ans Weisung des Generalstaatskommissars die Ver öffentlich nng deS AnfrnsS der Heeresleitung an die Rcichsivehr verboten und zugleich eine Veröffent lichung dieser Anordnnng untersagt. Amtliche Berliner Feststellungen zum Fall Lossow. Berlin, 22. Okt. Gegenüber einer von der amtlichen bay rische» Korrespondenz Hofsmann verbreiteten Darstellung deö Falles Lossow wird festgestcllt: Die Behauptung, der NeichS- wehrminister habe nach Verhängung deS ReichöauSnahme- zustandeS dem bayrischen Gesandten zugesagt, er werde dem General v. Lossow keine materiellen Befehle über die Hand- babuilg deo AuSnahniczustandeö gehen, ist unrichtig. Der Reichöwehrininister Hot am 27. September lediglich zugcsagt, das; er a n d i c se m T a g c dem General v. Lossow keine mate riellen Befehle geben werde, »m ihm die Vereinbarung mit dem banrlsct>en GencralstaatSkomunisar über die vollziehende Gcioalt zu erleichtern Die rechtlick»« Stellung des Generals v. Lossow wurde am 27 .September dahin fcstgelegt, das; ihm alle Militär- nnd Iivilbehürdcn des Wchrkreiobezirks unein geschränkt nntcrstehen. Eine Bestätigung dieses Befehls durch den General v. Lossow ist erfolgt. Bezüglich des Verbotes deS „Völkischen Beobachters", das für daS ganze Reich er lassen war, war dem Wunsche der Münchner Stellen nach Be fristung deö Verbots durch die Zusage Rechnung getragen, eS nach acht Tagen wieder anfzuheben. Erst alS trotz dieses Ent- gegenkommens daS Verbot nicht gusgesührt wurde, erliest der Miiilster den Befehl, eS nötigenfalls mit Waffen» ge walt durchznscbcn. Zur Unterredung deS Netchsrvehr- nttittsterö mit dem General v, Kressen stein wird bemerkt, das; der Minister niemals behauptet hat, auf eine private Anf- sordcrnng des Generals hin nach Augsburg gefahren z» sein. tz>egc»itt>er der Behauptung, die Anordnung des banrisclnm GesanumlnisteriumS. durch welche die Dienstenthcbniig des Ge nerals v. Lossow für Bayern in Wirksamkeit gesetzt wurde, stelle einen B r u cl> d e r R e i ch s v e r f a s s » n g dar, wird be tont, dak die durch die oberste Neichsstelle verfügte Dicnst- enthcbnng des Gcneralö v. Lossow durch landesrechtlichc Ver fügung nicht aust.r Kraft gesetzt werden kann. Die Mast- nalimc der bayrischen Etaatsrcgierung, den bayrischen Teil der Rcicholvchr als Trenhänderin des deutschen Volkes in Pflicht zu nehmen, kann nicht aus Art. Z8 der Reichsversaisnng gestützt werden, weil nach Art. 47 der Reichsversasiung der ReickS»rSSLent den Oberbefehl über sie «esamte »ehr««ch» deS «etchrS hat. >A. T. «.» Sine dayrische Erklärung gegenüber -en Reichskanzler. München, A. Okt. Der Vorschlag, den Konflikt vor br« NetchSrat zu bringen, wirb von der bayrischen Regierung nicht ungünstig beurteilt. Bon aait-ichcr bayrischer Sette wird erklärt, daß Bayern, wenn man ihm die Möglichkeit zum Ausgleich gebe, sofort dazu bereit sel. — Auch der am Sonntag vom Reichskanzler empsangene oayrtsche Gesandte in Berlin v. Preger gab Dr. Stresemann gegen» über die Erklärung ab. das, Bayern nicht dir Absicht habe, sich zn separieren, nnd auch nicht beabsichtige, bi« Truppe« auf Bayern zu vereidigen. München. 22. Okt. Gegenüber einem AuSgletchSversuch bemerkt die „Bayrische Staatözcitung", dcr bayrische Gesandte v. Preger dilrfte bei den Erörterungen im RcichSrat da» gegen Verwahrung cinlegen, das; mgn versuche, den rein politischen Eharakter der Angelegenheit bet» feite zu schieben und ihm einen militärischen Anstrich zu geben. Hier liege die Wurzel deö Konflikts, der wohl bei» zulegen sei, wenn man die Dinge so betrachte, wie sie sich akten- mähtg entwickelt hätten, und nicht Kompetenzen in Anspruch nehme, die tn diesem Falle durchaus unberechtigt wäre«. Die süddeutschen Staafvpräsidenlen aus dem Loden der Reichseinheit. Stuttgart, 22. Okt. Die Staatspräsidenten von Württem» bcrg, Baden nnd Hessen und Mitglieder der Regierungen dieser Länder hatte» sich heute hier zu einer Besprechung der angcnbtickiichen poltlischen Lage znsammcngefunden. Der An. trag des wlirtteinbergischen Staatspräsidenten auf sofortige Einberufung des ReichsratS zur Besprechung der gegen, wärtigen politische» Gefahren wurde allerseits ge. billigt. Die Beratung ergab, das, alle Anwesenden vor- behatttos aus dem Boden der NeichSeinheit stehen, nnd dast alle Versuche, die gewollt oder nngcwoll« «eeignet sind, die NeichSeinheit zu zerstören und die Autorität der Rcichsregiernng zu untergraben, von ihnen verurteil» werben. sW.T.B.» Die Derilschnalionale Dolksparlel über -en Mul zum riücklrM. Berlin, 22. Oktober. Die Dcntschnationcrle Volks- Partei stellt in einem Ausruf fest: Tic Handlungen der bay risch», Regierung gehen nicht gegen daS Reich, nicht einmal gegen die Rcichsregiernng im EKinzen. Hier ist cs vielmehr die Rcichöregierniig, die den Konflikt heraufbcschwört, bei dem noch dazu die Mehrheit deS Volkes nicht hinter ihr steht, das den Versuch der militärische» disziplinarischen Vergewalti gung durch den regierenden PartctauSschust der grasten Koa lition nicht gntheistt. Die N e g t e r n n g S t r e s e m a n n, die diese» Versuch gemacht hat und mit solch niederschmetterndem Erfolge, ist zum zweiten Male endgültig erledigt. Wir sind überzeugt, dast eine entschiedene, weise, ihre staat-politische Pflicht erfüllende Rcichsregiernng auch den General v. Sccckt, den Ehef der Heeresleitung, nicht in diese militärische Zwangs- läge htneingeraten lieste, die staatsrechtlich unmöglich und tn ihren Folgen unabsehbar iverdcn kann. Diese Folgen aber müssen auf jeden Fall vermieden werden. Wenn der General von Lossow auch formell unrichtig gehandelt hat. die Schuld daran trägt ganz allein die Rcichsregiernng, die den Vogen überspannt hat. Die militärische Disziplin lässt sich nich> mist» brauchen, sonst zerbricht sie. Die Reichswehr, das letzte all« Deutschen einigende 2)and, die letzte Bürgschaft aegen Umsturz und Revolution, must gesichert bleiben. DaS Partcircgtmcnt ist unerträglicher denn je. DaS deutsche Volk verlangt seine Geschicke anderen Männern anzuvcrtraucn. StaalSmänntsche Pflicht derer, die heute noch aus den Ministcrstühlcn sitzen, ist eS, den Mut zum Rücktritt aufznbringen. Die Auffassung Bayerns. Nach Unterredungen im Gencralstaatskommissariat mit mehreren Ministern und führenden Parlamentariern von Joses M. Jur inek sMünchens. Drei Fragen waren eS, die ich den führenden politischen Persönlichkeiten vorlegte, und die ich auch rückhaltlos beant wortet erhielt. Vas ist geschehen? Bayern hatte sich auf legalem Wege durch Beschluß beS MinistcrrateS und dcr NegicrungSkoalitton vor etwa vierzehn Tagen einen Diktator in der Person deS ehemaligen Ministerpräsidenten und derzeitigen Regierungspräsidenten von Oberbayern Dr. v. Kahr eingesetzt. Am nächste» Tage er nannte die Reichsrcgicrung für das Reich ebenfalls einen Diktator, der in einzelnen Ländern Militär- und Ztvilstaats- kommissare einsetzte. Für Bayern aber nur einen Militär- komlnisiar in der Person des EhcfS der bayrischen Reichswehr, des Generals v. Lossow, zudem eines der populärsten bayri schen Militärs. Tic Rcichsregiernng war also vollkommen damit einverstanden und erklärte eS auch öffentlich, dast es für Bauern keinen Zivilstaatskommissar bestelle, und Lossow und Kahr ruhig neben- und miteinander arbeiten sollen. Da brachte am zweiten Tage dcr Diktatur Kahr der „Völkische Beobachter" in München, das Organ der Nationalsozia listen, schwere Angriffe gegen führende Persönlichkeiten im Reiche, ivaS dcr NcichSdiktator mit dem Verbot dieses Blattes für das ganze Reich beantwortete, das General v. Lossow, eventuell mit Hilfe der Reichswehr, durchführen sollte. DaS 'Verbot einer Zeitung ist aber keine militärische, sondern eine Pvlizciangclegcnhcit. Und die Polizeigewalt lag nicht bei General v. Lossow, sondern bei Tr. v. Kahr. Lossow gab den ihm gewordenen militärischen Befehl an Kahr weiter, der seinerseits sofort mit Berlin in Verbindung trat. Damit war für den Mtlitärkvmmiisar die Sache erledigt. Und hätte auch in bestem Sinne erledigt sein können, wenn nicht jetzt in Berlin Kräfte eingesetzt hätten, die das Nad zum Rollen bringen und den bayrischen Diktator zum Sturze treiben wollten, wett er als Hauptpunkt seines Programms den rück sichtslosen Kampf gegen den Marxismus aufstellte. In Berlin versuchte man durch ein im Reichswehrmint- sterium hergestelltes ,Zntervtew" in dcr Presse gegen Lossow Stimmung zu machen in der Richtung, dast Lossow, da er einen militärischen Befehl nicht ausgcführt habe, abgesägt werden müsse. Sluf dem Umwege über da? Boulevardblatt „Echo de Paris" erfuhr man dann, dast Lossow abbcr nfen werden würde. Die bayrische Ne gierung hielt Nachfrage tn Berlin und bekam die Antwort: Kein Wort wahr, alles in schönster Ordnung. Da ereigneten sich die Dinge in Sachsen. Man erinnerte sich in Berlin eines gewissen Lossow nnd rechnete also: Erst gegen Bayern, um dann atlch gegen Sachsen vorgchen z» können. Am Donnerstag, den )». Oktober, wurde durch einen seiner Untergebenen General v. Lossow der ultimative Befehl Übcr- bracht, er habe unverzüglich sein Rücktrittsgcsnch cinzureiche«. Dcr Reichswehrmttttstcr Dr. Gestlcr war nach Augsburg ge fahren, nicht, um mit Lossow die Angelegenheit zu bereinigen, sondern um von Lossow zu hören, dast er zuritcktrttt. Da diese Anssordernng in der Tat mit der Androhung der Blockade Bayern gegenüber verbunden war, hat Lossow der bayrischen Regierung loyalerwelse davon Kenntnis gegeben. Der Ministern,« trat zusammen, es wurde in Berlin telephonisch angesragt nnd vom Reichskanzler kam die Antwort, er wisse von nichts; im Reichskabinett sei die Sache auch nicht behandelt worden. Das war für die bayrische Rcgicruna Grund genug, den bayrischen Gesandten in Berlin zu beauftragen, am Morgen des 18. Oktober dem Reichskanzler offiziell mttzu» teilen, dast die bayrische Regierung mit einem Reichswehr- minister, der ohne Wisse» des RcichskabinctlS einem Lande gegenüber mit den schwersten Drohungen arbeitet, nichts mehr zu tun haben will. Als man am Sonnabend früh aus der Presse von üer be» vorstehenden Abberufung Lossows erfuhr und in Berlin an» fragte, erhielt man vom Reichskanzler den Bescheid, keinen Beschlust im Ministcrratc zu fassen, da ein Unterhändler unterwegs sei. Um S Uhr am Sonnabend, den 20. Okto ber, trat dcr „Unterhändler" ins Dienstzimmcr des Generals v. Lossow — es war ein Hanptmann der Berliner Reichs wehr — »nd »verbrachte die Amtsenthebung für de« Ches der bayrischen Reichswehr. Was ist vorausgegangen? Hier muh die politische Wertung einsetzen. Nach dem in Berlin der politische Fehler gemacht word:n war. eine zivile Polizeisachc tZcitiingsverbot) militärisch erledigen zu wollen, hätte eine Verständigung bei gutem Berliner Willen schon bei dem ersten telephonischen Gespräch deS Gcneral- ttaatskvinmissariats mit Berlin erzielt werden können. Das Vorailsgcgangenc in politischem Sinne besteht darin, dast ein Mißbrauch der militärischen BcfehiSgcivalt gegen Bayern nor- lag, dast man einen Befehl gab. über dessen Ausführ barkeit in Berlin man sich nicht klar war. nnd nun den ausgibt, der den Befehl nicht vollzogen hat, da er gar nicht tn seinem Macht- nnd Kompetenzbereich lag. DaS ist dcr springende Punkt. Im NeichSwehrministerinm nicht nur, sondern im gesamten Reichskabinett hat man dies auch cingcsehcn und hat bereits zngegcbcmFincn politischen Fehler gemacht zu haben. Man hat aber aus dieser Erkenntnis nicht die Konsequenzen gezogen, sondern ist im politischen Miß brauch weiter fortgefahren. Was muh die Folge sein? Austragung dieses Konflikts vor aller Oeffentltchkeit. Dt« Schuld hat die Rcichsregiernng aus den oben angeführten Gründen und weil cs sich hier zweifellos um das Aubspiele« eines nationalen Landes gegen Sachsen handelte. Eine Negie rung wäre unmöglich, wenn sic sich die Behandlung gefallen liehe, die man von Berlin aus Bayern gegenüber beliebt hat. ES ist wahr, dast Bayern die Verkehrs-, Post- und Noten- blockadc angedroht worden ist. cs ist wahr, das, Lossow durch einen Untergebenen ausgcsvrdert wurde, sein EntlassungS- gesuch sofort und unverzüglich ciitznrcichen, „der NcichSwehr- minister wartet auf die Entgegennahme", eS Ist wahr, daß schon vor 14 Tagen in einem Pariser Blatte dcr Schritt GcstlerS angekündigt wurde, und dast 14 Tage lang alle Mah nungen und Warnungen der bayrischen Regierung in de« Wind geschlagen wurden. Bauern kann den General v. Lossow nicht fallen lassen; eS hat ihn als bayrischen LandcSkommandantcn ver»Uigt mit dem Befehl, das bayrische Relchswehrkontingent aus di; bäu rische Negierung zn verpflichten. Nicht In München, sondern in Berlin sind Wurzel, 'Anfang und Fortsetzung zu suchen: Bayern blieb nur dcr einzig mögliche Schs"^n„nkt übrig. ES geht nicht um die RcichSetnhcit. cs geht um den Kops be- einztg Schuldigen!
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