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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188106142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-14
- Monat1881-06
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.06.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ueterti« »»t Lrpetiti«» IohanaeSgaffe 33. -Prtchümlöe» -er Nedartioi» vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. m» Was»»»« n»»r^u»tlrr »k «ch» „r»l»»Uch. A»««h«e der für Dt« «iichftfalGe»»« N«««er D«ftt«»trn A»ser«te a« Wachrutagr» »t» 3 Utzr Nachmittag«, «»La«»» «»DKeftta,«» srittzDt»'/,»U«r. 3» de« Miilr» für 3«s.-A«iiahmr-. Dtta »«««, UniverfitLtsstraße 22, L«»t« Lüsche, Katharinenstrabe 18, p. «ur bt« '/,S Utzr. 'timigtr.Tagcblalt Anzeiger. Organ siir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LSSSV Ldonne»eutv»rris Viertels. 4'/, iacl. Brinaerloho 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ad«e Postdeiörderung 39 Mk. »lt Postbeförverung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unjerem Preis- Verzeichnis Labellarischer Lay nach höherem Daris. Krclamrn unter den Uedactionsltrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die vrprdttta» -u senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruemiwernivia oder durch Post nachnahme. ^ 185. Dienstag den 14. Juni 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vetimtmich»««, die Grrtcht»»« «t»«< -t«chtrag» zur Gparcaffeu» »rd»««G der Stadt Letpztg »o» UL. Ju»t 1877 betreffend. Zu der unter dem 24. Zum l87? revidirten Sparcassen ordnung der Stadt Leipzig ist bezüglich de- die Ansammlung eine« Reservefonds und die Verwendung der weiteren Ueber- schüffe betreffenden tz. 13 im Einvernehmen mit den Herren Stadtverordneten ein Nachtrag errichtet worden. Nachdem dieser Nachtrag auch die Genehmigung deS Königlichen Ministern deS Innern gefunden hat, bringen wir denselben nachstehend seinem Wortlaute nach zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 10. Juni 188l. Der Rat- der Stadt Letprtg. Ilr. Tröndltn. CichonuS. -tachtrag >»r Gpareaffeuorduuug der Stadt Leipzig vor« 2L. Juui 1877. >a Stelle des bisher gellenden tz. 13 der Sparcassen ordnung vom 24. Juni 1877 soll von jetzt ab folgende Be- stimmung treten: 8. IS. Um die Haftbarkeit der Gemeinde den Interessenten gegen über möglichst zu verringern, sind bi« zu dem Gesämmt- einlagenbetrage von 16.500,000 Mark die erzielten Ueber schüsse zu einem Reservefonds nach Höhe von >0 Proccnt deS Einlagenbetrages, also nach Höhe von 1,650,000 Mk. an gesammelt worden und soll von dem Über die Summe von 16,500,000 Mk. hinaus fortwachsenden Einlagencapitale ferner hin der Betr^ von 5 Procent auS dem jährlichen Rein gewinn dem Reservefonds zugesührt werden. Dir weiteren Ueberschüsse können von der Stadt zu kom munalen Zwecken, insbesondere für Schulen und Stiftungen. Arnicnwesen und Woblthätigkeit-zwecke, dergestalt verwendet Werden, daß die Stavtcasse um den hierdurch gedeckten Auf wand für solche Zwecke erleichtert werden kann. Hierbei wird beskimmt, daß der einmal in Höhe von 40 Prvcent angesammelte Reservefonds im Betrage von 1,650,000 Mark jeden Fall« auf dieser Höh« zu erhalten ist, ir. *> "selbst danu, wenn die Spareinlagen unter oen Betrag ^on 16,500,000 Mark herabsinken sollten, daß hin gegen. wenn der Reservefonds in Folge nothwendig werdender Ersatzleistungen oder sonst unter den Betraavon 10 Procent de« Einlagenbestandes von 16,500,000 Mark und von 5 Procent de« über diese Summe hinausgehenden Theil« der Spareinlagen herabsinken sollte, die Ueberschüsse von Neuem dem Reservefonds so lange zufließen wüsten, bi« die festgesetzte Höhr desselben wieder erreicht ist. Hierüber ist unter anzuhofscnder Genehmigung de« könig licheu Ministerium deS Innern gegenwärtiger Nachtrag zur Sparcassenordnung vom 24. Juni 1877 errichtet und vorschriftsmäßig vollzogen worden. Leipzig, den 23. April 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Die Stadtverordneten (l-8.) Vr. Georgi. daselbst. (I-. 8.) vr. Schill. Harrwih. Vorstehender Nachtrag zur Sparcassenordnung der Stadt Leipzig wird hierdurch bestätigt und hierüber gegenwärtiges Decret auSaeserligt. Dresden, den 7. Mai 1881. Ministerin» de« Innern. (I,. 8.) v. Nostitz-Wallwitz. Fromm. Karschnerstraße, MendelSsohnstraße, Moritzstraße. MoscheleS- iraße, Naundörfchen, Plagwitzer Straße, An der Pleiße, Ponia- towSkystraße, Promenadenstraße, Ranstädter Steinwea. Rosen- Ihalgasse, Bor dem Nosentbaltbore, Rukolphstraße, Schrebcr- aäßchen, Echrederstraße, Sebastian-Baustraße, Seitenstraße, Waldstraß«, Weststraße, Wiesenstraße, Zimmerstraße. Südlicher Theil: Albertstraße, Arndtstraße, Bayerische Straße. Brandvorwerk- iraße, Brandivea. Braustraße, Kleine Burggasse, Elisenstraßc, Eniilienstraße, Fichtcstraße, Floßplatz, Harkortstraße. Hohe Straße, Kaiser Wilhelm-Straße. Kochstraße, Körnerstraße, Kronprinzstraße, Lntzowstraße, Mablmannstraße. Moltkestraße, iNühlgasse, Münzgasse, Obstmarkt, PcterSsteinwca. Pleißcn- gasse, Scheukendorsstraße, Schletterstraße, Schlenßiger Weg, Sidonicnstraße, Sopbienstraße, Südstraße, Straße L, Wind- »iüblenstraße, Zcitzcrslraßc. An Stelle deS auf Ansuchen von der Function eine« Leichcnschauarzte« entbundenen Herrn vr. woä. G. D««as ist der Polizeiarzt Herr vr. mocl. Grast Sch»tedt, Peter» straße 24, lll. wohnhaft, al« Leichenschauarzt für unser Peter« Stadt- und Vorstadtviertel in Pflicht genommen worden. Leipzig, den 10. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Kretschmer. Vel»m»tmrchiig, die La»dtag«»ahien betreffend. Die Listen der in dem I. und III. Wahlkreise der Stadt zig wohnhaften für die Landtagswahl stimmberechtigten onen liegen von Montag, den 13. ds«. Mt«, ab bi« »tt Sonntag, den iS. ds«. Mts., von 8 bi« 12 Ubr Vormittag« und von 3 bi« 6 Uhr Nach mittag» im Stadthause, Obstmarkt 3, l. Etage, Zimmer Nr. 87, für die Betheiligten zur Einsicht auS. Reklamationen sind nach tz- 26 de« Wahlgesetze« vom S. Dccember 1888 nur bi« zum Ablauf de« 7. Tage«, also bi- mit Sonntag, de» IS. Innt, Nachmittag« 6 Uhr, eipzig, den 11. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Nitzsche. Der I. Wahlkreis «»tzgt folgend« Stadtthetle Die ganze innere Stadt »nd von de» Bor- stöidte» folgende Straßen: AugustuSplatz 3b. 4. 5 «nd 8, Bahnhofstraße, Berliner Straße, Blüchervlatz. BlUcherstraße, Eberyardlstraße, Erlen- straße, Eutritzschcr Straße, Am Exercirplatz, Gerbcrstraße, Georgenstraße, Gothische« Bad, Humboldtstraße, Keilstraße, Lühr'S Platz, Löhrstraße, Lorhingstraße, Nordstraße, Packhof straße, Parthenstraße, Psafsrndorser Straße. Uferstraße. Winter gartenstraße. Porkstraße, Zöllnerstraße. Der Hl Wahlkreis »»faßt folgend« Stadtthelle Westlicher Theil: Alexanderstraße. Alter AmtShos, Auenstraße, Bi«marckstraße, Eanalstraße, Centralstraße, Eolonnadenstraße. Davidstraße Dorotheenstraße, An der alten Elster, Elsterstraße. Erdmann, traße, Kärberstraße, Flrischerplatz. Frankfurterstraße. Frege- fräße, Gustav Adolph - Straße. Hanptmannstraße, Hillrr- tratze, Iaccbstraße, Iohannapark, Leibnizstraße, Lessingstraße Aiebsahls-Vekanntmachung. Gestohlen wurden allbier erstatteter Anzeige zusolge: 1) ein Winterüherziehcr von dunkelbraunem Diagonalstoff, mit «ammclkragen, zweireihig, Seitentaschen mit Klappen, einer äußeren linken und einer inneren rechten Brusttasche, schwarzem WollatlaS- utter und schwarz- und weißgestreifteni Acrmelfutter, an« einer Löhnung tn Nr. 16 der Slernwartenstraße, innerhalb der letzten 5 Wochen; 2) eine goldene Damenuhr, tn welcher sich der Name „älartlut Aokrstückt" eiugravin befindet, nebst goldener Kette und Medaillon in letzterem befindet sich eine weibliche Photographie), aus einer Löhnung in Nr. 7 der Fregestraße. vom 27. vor. bis 8. ds Mw.; 3) eine silberne Cyltnoeruhr, ohne Goldrand mit Sccunde, Rückseite mit Blumcngraviruna versehen, im Inneren deS Deckels die Nr. 2194 eingekritzelt, in der Frankfurter Straße, bez. Prome- nahe, in der Nacht vom 28. zum 29. vor. MlS.; 4) ein Unterbett mit blau and weiß brcitgestreistem Inlett, eine braun gefärbte Vettdrcke mit weißer gedruckter Kante, zwei gelb und rothgeffreifie Fußdecke», «ine dergleichen mit gelb und braun gestickter Kante, ferner ein fast neuer braungcslockter Winter- Überzieher mit Sammetlragen, schwarzem Wollatlassutter, emer inneren und einer äußeren Brusttaschc und Seitentaschcn mit Klappen, ein dunkelblauer Winterilvrrzicber von glattem Stoff, mir schwarzem Sammetkragen und Seitentaschen mit Klappen und eine dunkelgraue Ttosswrstk, mittelst Einbruchs aus einer Boden- kammer in Nr. 13 der Tdalstraße, innerhalb der letzten 14 Lage; 5) eine Ktnderwagrndrcke von blau- und brauncarrirtem Fit blau eingefaßt, aus der Hausflur des Grundstücks Neumarkt Nr. 4 am 5. d. MtS.: 6) eine N»"<>hl »lte LUder«ünze«, unter Anderem ein sogen. Lt. G,«rgSt^tzr ^Rückseite §tt einem Adleri, e'-'.t chttrpsülzische Münze, achtecki», mit Wappen und der Jahreszahl 17t13, ein silver- ner Kronenthaler, mit dec Jahreszahl 1735, eine silberne frau- tüstsche Münze, auf der Vorderseite das Brustbild des KSnigS eonis XVI.; serncr eine große silberne Münze, mit dem Brustbild- deS Lchwedenk-nig« Gustav Adolf, mit «heilweise hebräischer Inschrift: ein fürstlich IseaburgischcS Zwölfkrriizcrstnck, eine hebräische Münze und ein Silberrtng ans einer Wohnung in Nr. 6o der Dorotheenstraße, innerhalb der letzten 10 Wochen; 7) ein goldener Damenrtng, mit Plättchen, mit Türkisen und weißen Perlen besetzt, auS einer Wohnung in Nr. 15 am König-. ' ch, am 14. v. M.: 8) drei Packcte Cigarren, 4 100 Stück, jedes der Packele mit der Stiquette „Tranquillo", ferner eine Kiste, 10« Stück Cigarren enthaltend, mit der Etiquette „Palmito", auS einer Bodenkammer in Nr. 12 der Windmühlenstraße am 9. d. M.; 9) ein Geldbetrag von 7 Mark und einigen Pfennigen, in diversen Silber- und Kupfermünzen, auS einer Wohnung in Nr. 53 der Südstraße am 10. d. M. AbendS; 10) ein Frauciijaqukt von schwarzem, geriestem Stoff mit PcrlcnauSpiitz a»S einem Danzlocal in Nr. 33 der Dresdnerstraße am 7. d. M. AbendS: 11) vier Stück rohe Kalbfelle, auS einer Remise in Nr. 114 der Berliner Straße, in der Nacht vom 8. zum 9. d. MtS.; 12) ein Handkürbchen, gelb gestrichen, mit schwarzem Rande, enthaltend 11 Stück vier, von einem Berkaussstande aus dem Marktplätze, am 11. d. MtS. Vormittags; 13) ein neuer schwarzicidener negenschlr« mit schwarzem Stab und mit Elfenbeingriff, an demselben die Buchstaben 8. 0 gravirt, in der Schillerstraße, an, 12. d. MtS. SlachmittagS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Dieb sind ungesäumt bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 13. Juni 1881. Da« Poltzet-Amt der Stadt Leipzig, i. r. Iunck, Polizei-Rath. Kneschke. Centrum zu arbeiten, dem nicht Kaiser und Reich, sondern Papst »nd Kirche über Alle« geht! Auch die „Sorte von conservativrn Protestanten", welche in unvergleichlicher Verblendungen»!» Kurzsichtigkeit mit den lUlraniontanen gemeinschastlichc Sache uiache», könnet» sich freuen über ihre BunteSgenossenschast. In deinsciben Blatt, in welchem der Slreiszüglcr allen Parteien außer den, Eentrum daS „Gewissen vor Gott und ein Herz fürs Volk" .rbspricht und vom Reichskanzler sagt, daß „er die Rechte des Reichstage» beschneidrt wie ein Jude die Goldstücke", stellt zu lesen, der heilige Vater habe die Verehelichung der katholischen Prinzessin Maria Windischgrätz mit dem protestantischen Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin nur unter der aus drücklichen Bedingung gestattet, daß alte Kinder dieser Ehe, also nicht bloS die Töchter, in der katholischen Religion er zogen würden; eS sei TieS ein eclalanter Beweis für die Geltung deS Grundsatzes, daß ohne Au-nahme überall in ge mischten Ehen, auch bei hohen und vornehmen Personen, alle Kinder katholisch werden müßten. Doch was Hilst», die Augen Denen zu öffnen, die nicht ehen wollen! Bei einer gewissen „Sorte von Protestanten" ödtet der Haß gegen den Liberalismus in allen Gestalten elbst da- protestantische Gewissen I Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 14. Juni. Wie zuverlässig die Stütze sein wird, welche der ReichS- kamler in dem Cent rum für seine Politik zu gewinnen hofft, Das zeigt sich schon jetzt, wo das Bündniß erst i»> Werden ist. Als Hauptverdienst de» Centrums macht die CaplanSprcsse nicht etwa dessen Fähigkeit geltend, den Kanzler in seinen positiven Reformen zu unterstützen, sondern vielmehr seine Widerstandskraft ihm gegenüber. DaS Volk hat eS in der Hand, heißt e-, zwischen dem Reichs tag und dem Reichskanzler zu entscheiden. „Es kann vcr- judelte Fortschrittler, wetterwendische Nationallibcrale, un zuverlässige und gefügige Frciconservative — aber eS kann auch CentrumSmänncr wählen, die ein Gewissen vor Gott, ein Herz fürs Volk und eine Stirn vor dem Reichs kanzler haben." Dieser „schincicbelt unausgesetzt dem armen Manne, aber daS Volk wird wissen, waS eS zu thun hat" Wir wünschen dem Kanzler Glück zu solchen Blinkeögenossen, die ibre Macht beim Volk durch Verdächtigung seiner Person und seiner Maßregeln beim Volk glauben bewirken zu müssen. Daß auch aue Parteien a>ißer dem Centrum in der schmutzigsten Weise verleumdet werde», kann uii» bei dem Begriffe, welchen die Jesuiten von der „Wahrheit" haben, nicht Wunder nclnncn. Aber es ist doch stark, baß ihnen nicht nur „ein Gewissen vor Gott, ein Herz sürS Volk" so ganz im Allgemeinen abgebrochen wird, sondern daß der bekannte politische „Streiszügler" so plump der Wahrheit inS Angesicht zu schlagen wagt, wie er eS in seiner letzten HerzcnScrgießnng thut. „Will da» Volk", sagt er, „da» TabakSinonopol und son stige neue Steuern u. s. w.. dann wähle eS Liberale und eine gewisse Sorte von Conservativrn." Die gläubigen Schafe sollen also glauben, daS Cenlrum solle sie vor neuen Steuern und dem Tabak-monopol schützen. daS die Liberalen und eine gewiss« Sorte von Coniervativrn ihnen bringen wollen! Welche Dummheit und Unkenntnis ber Thatsachen setzt dieser Hirt bei seinen Schafen voran»! Fürwahr, wollten die Liberalen da» Tabaksmonopol und sonstige neue Steuern be willigen, so würde Bismarck nicht daran denken, mit dem Ge. Majestät der Kaiser traf am Sonntag vormittag >0 Uhr 10 Minuten bei prachtvollem Wetter im vesten Wohl befinden mit Gefolge in EmS ein. Zur Begrüßung Sr. Majestät waren der König von Schwede» mit Gefolge, der Oberpräsident von Bardelcbe», der Regierungspräsident von Wnrmb, der Landrath RolSboven. der Bakccommissar von Lepet, der Bürgermeister Spangcnberg, die Geistlichkeit, die Generalität au» Coblenz und ein distingnirteS Badepublicum aus dem Bahnhose anwesend. Unter den Lochrufen der zahl reich versammelten Bevölkerung begab sich Se. Majestät in einem offenen Wagen durch die prachtvoll geschmückten Straßen der Stadt nach dem Curhau». Die soeben dem Reichstage zugegangene deutsch-rumä nische HandelSconvention kennt noch keinen .König" von Rumänien, sondern nur „Seine Hoheit den Fürsten von Rumänien". E« erklärt sich Die» daraus, daß der Pertrag, der mit demjenigen von 1878 inhaltlich identisch ist. auch formell nicht abgeändert werden durfte, weil die Autarkster Kammer ihn bereit» damals verfassungsmäßig genehmigt batte und e« sich s Z. »ur um die einseilige.Ein'"-tu»g der Zustimmung de» deutschen NcicbStag» bandelte. Sobald dieselbe erfolgt, ist der Vertrag perfect und eS bedarf nur der Ratisicirnng durch die beiderseitigen Monarchen. Im Reichs tage wird man sich wohl oder übel damit zufrieden geben müssen, daß zur Entkräftung der Bedenken gegen die mangelnden Garantien, welche für die Behandlung deulscher Juden rumänischerseitS gegeben werden, auf den Artikel 44 de» Berliner Vertrages vom 13. Juli 1878 und die im Anschluß hieran vollzogene Acnderung der rumä nischen Verfassung verwiesen wird. Man kennt hier die Hinterziehungen und Kniffe, welche Parlament und Executiv- bchördeil Rumänien» bei den Naturalisationsgesuchen der jüdische» Einwohner auwei,den und welche die „Emancipation" zu einem leeren Begriff machen. Dennoch hat die deutsche Volksvertretung keinen Einfluß aus eine dem Sinne der ge schlossenen Verträge besser entsprechende Gcsetzesbandhabuiig de» fremden Staate», und sie kann auch bezüglich der vor liegenden HandelSconvention »ur die Hoffnung auSsprechcn, daß deutsche Untcrthanen jüdischer Conscsston keine Zurück setzung auS Anlaß ihre» Religionsbekenntnisses erfahre». WaS nun die Convention selber anlangt, so wird man nach den Ziffern des deulsch-rumänischcil Handelsverkehrs zugeben müssen, daß hier eine vertragsmäßige Regelung dringend nothwendig war Deutschland nahm ini Jahre 1880 an der Gesammteinsiibr nach Rumänien im Werthe von 225 Mill. Franc» mit 24 Millionen Theil, wobei zu beachten ist, daß die Ziffern unsere» Export» dorthin erheblich hinter der Wirklichkeit Zurückbleiben. Denn sie umfassen nur die direkte Einfuhr nach Rumänien, während der größere Theil de» deutschen Export», welcher bis Wien per Bayn geht und daselbst aus die Donau verladen wird, als österreichische Erzeugnisse bei den rumänischen Zoll stellen nolirt wird. NcbrigenS sind die Handelsbeziehungen der europäische» Mächte zii de» Fürstcnihümern der Moldau »nd Walachei bi» zu der im Jahre 1874 anerkannten han delspolitischen Vcrtragssähigkcit Rumänien» stet» in den Handelsverträgen mit der Türkei geregelt worden. Die erste Uebereinkunft, welche Rumänien sclvstständig mit einem andern Staate abgeschlossen hat, ist die mit der Regierung von Oesterrcich-tlngarn vereinbarte Convention vom 22. Inn» 1875. Die Bischöfe von Augsburg und Passau verbieten dem Klerus die Bctheiligunq an der Wahlagitation, und wie eö den Anschein hat, will die Mehrzahl der bairischen Bischöfe ein osficiellcS Anathema gegen die „Extremen" er lassen. In der „AugSb. Postztg." findet sich ein offenbar inspirirter Artikel gegen die „Rabiat-Katholischen", die in ihrer Presse die Bischöfe lind die Mehrzahl der Kammcr- patrioten verlästerten und verketzerten. Es wird an die Ab weisung der Cigl'schcn Bestrebungen durch den Papst Lev XUl erinnert, und dann heißt eS: Das Maß ist voll geworden, und der Zeitpunkt scheint jetzt siir die Executive gekommen zu sein. Wie wir nämlich an« gulcr Quelle vernebmei,, fassen die bairischen Bischöfe die Sach« endlich sehr ernst aus, und dürste diese Angclcgcnheii einen Haupigcaenstand der Beiorechung bilde», wenn sie im Lause diese« Jahre« sich etwa in Eichstätt zusämmenfinden. Der Episkopat Hai eS sali, sich der Reihe nach von sogenannten katholischen Blättern gleich Schuljungen direct und indirect abkanzeln und seine Autorität vor dem Volke untergraben zu lassen. Dieser Verkehrung aller von Gott gewollten Ordnung muß ein Ziel gefitzt werden. Darum werden die Bischöse bei solchem entschiedene» Vorgehen den gesammlen besseren Dheil de« KleruS und Volke« sür sich haben; denn e« ist nicht wahr, daß die Mehrzahl der Katholiken aus Seiten der „Extremen" steht. Natürlich, da dir Bischöse in da» ministerielle Fahrwasser cinlenken wollen, ist ihnen die extreme Agitation sehr unbe quem, und sie werden Alle» versuchen, die Führer der letzteren bei den Wählern zu bekämpfen. Diese erbaulichen Zustände im ultramontanen Lager scheinen auch Herrn Jörg zu ver anlassen, aus die von ihn, seither innegebabte Führerrolle zu verzichten und überhaupt ein Landtag- Mandat nicht mehr anzunchliicn. Der kluge Herr sieht ein, daß er mit seiner Leitung der Fracticn Fiasco gemacht hat; er kann aber so wenig seine oppositionelle Stellung ansaeben. al« in da« Laaer der Ertremen übergehen. Darum salvirt er sich, licht sich au» dem Kriege Aller gegen Alle zurück und sieht sich, wie verlautet, nach einem RcichStagS-Mandat um. Man schreibt unS auS Wien vom 12. d.: In dm hie 'igcn politischen Kreisen ist seit gestern von der Bildung einer neuen Partei die Rede, welche in der nächste» ReichS- ralhSsession eine vermittelnde Rolle übernehmen soll. Diese Partei beabsichtigt, sicb in allen Fragen ein völlig objektive» »nd unabhängiges Urtbcil Vvrzubkhallen. we-balb sie auch die Bezeichnung „Partei der Unabbängigrn" führen wird. Als ibr Führer wird bereit» Gras Cvronini, der frühere Prä- "idcnl de» Abgeordnetenhauses, genannt, welcher, wie die ossi- ciöscn Organe bemerken, von allen Abgeordneten der linke» Seite der versöhnlichste ist und zur Regierung wie zur Rechten in freundschaftlichen Beziehungen steht. Man gicbt sich rer Hoffnung h>». daß diese neue Partei der „Unabhängige»" namentlich dazu beitragen werte, das nationale Ausgleichs- Programm der Regierung a»s liberaler Basis durchführen zu bclseii. Die czcchischcn und übrigen nationalen Journale ver halten sich dieser Nachricht gegenüber noch ziemlich zurück- baltend. Die österreichische „Stahlbronce- und Geschütz- rage", welche durch den Tod deS Generals UchatiuS ur plötzlich in die Oesscntlichkcit geplatzt, will noch immer nicht zur Ruhe kommen. Dabei hat man Gelegenheit die über raschende Wabriiehniung zu macheii, daß gewisse notorisch hochofsiciöse Wiener Blätter sich in den boShastesten Scilenhicben und Angriffen gegen da» Kriegsministerium und die gesammte Ar me «Verwaltung ergehen dürfen, eine in der Thal ganz rige»thümliche ossiciose Polemik, weiche wohl, gegenüber der Gepflogenheit in anderen Staaten, eine Speciatitat der Wiener Prcßvcrbältnisse zu sein scheint. Allerdings komme» dabei ganz eigenthümlichc Geständnisse und Enthüllungen zu Tage, die um so bedenklicher, weil sie gerade von enlfchiedcn ofsiciösen Organen auSgchen. Ta erfahren wir beispielsweise, daß eS »»l der Wehrhaftigkeit PolaS, deS einzigen österreichischen KriegShafenS, ziemlich weifelhast bestellt ist. Die Lage jene« KriegShafenS wird von jenen ofsiciösen Stinimen eine so „unglückliche" genannt, „daß - eine scinklichc Flotte mit den neuesten weittragenden Marine geschützen „ach der Vernichtung einer einzigen Außcnbattcrie ihre Geschosse ohne weitere Schwierigkeit in daS Hafenbecken von Pota und in diese» selbst werfen kann." — Unter solchen Umständen mußte wohl da« KriraSministerium sür dir Wehr haftigkeit PolaS durch den Ankauf von Krupp'scheu Küsten geschützen sorgen, nachdem eS in Bezug auf solche mit der Weitcrentwickcluna der „UchatiuS-Ersindung" nicht vorwärts gehen wollte. Ucvcrau« interessant ist auch, wa« die ossi» «löse alte „Presse" von der Aufnahme und Beurlbei- lung österreichischer Erfindungen seiten» der maßgebenden obersten Militairbchörten be»ichlct: „Der österreichische Wassenfabrikant Krnka." sagt wörtlich da» genannte officiöse Blatt, „batte schon in den fünfziger Iayren der Heeresverwaltung daS Modell eines Hinterladers vorgelegt, aber er ward so lange als „Narr" behandelt, bis unS die Erfahrungen vvn Königgrätz ii» Jahre 1866 eines Besseren bezüglich des Hinterlader» belehrten, ja selbst dann ließ man Krnka mit seiner Ersinduiig nach Rußland gehen. Aehnlich gelangte Martini nach England, Kropaczek nach Frank reich u. s. w." Diese Aeußcrungen stimme» ganz mit denen, die wir vor einigen Tagen an dieser Stelle über di« ver blüffende» Auslassungen österreichischer Generale hinsichtlich des preußischen ZündnadclgewchrS vor Beginn de» Feldzüge« von 1866 gemacht. AuS Rom wird gemeldet, daß dort demnächst eine poli» tifch-militairische Schrift de» früheren italienischen KnegSministerS, General Luigi Mczzacapo, erscheinen werke. Derselbe hat schon seiner Zeit auf die Brocbure de» österreichischen General» v. Haymerlc geantwortet, die unter dem Titel -1»rllic»o re»''Aussehen erregte. Die daraus erfolgte Antwort Mezzacapo'S, welche die Ucbcrschrist führte: „8i»mo prouti" (Seien wir bereit), ließ allerdings die „sreund- schastlichcn Beziehungen zwischen Ocsterreicb und Italien in einem ziemlich zwcisclyaslcn Lichte erscheinen. WaS nun die gegen wärtig angekündigte Schrift Mezzacapo'S betrifft, so wird sie, wie die „Italic, militare" erfahre», sür umfassende militairische Rüstungen aus der ganzen Halbinsel eintretcn und den Nach weis sübren, daß diese unternommen werden müssen, sali» Italien seinen Rang als Großmacht behaupten und nicht die Achtung der Nation völlig einbüßc» wolle. WaS die Kosten der Rustungen betreffe, so will Mezzacapo „an der Hand der Geschichte" beweisen, daß e« glückliche Kriege gegeben, deren schließticheS Ergebniß die Kosten um mehr als taS Hundert fache ausgewogen hätte. — Bisher hat aber Italien solche „glückliche" Kriege nicht geführt. Nach einer Meldung aus Aden vom >2. Juni sind die Mitglieder der zur Erforschung de« Innern dev Landes von Assab au- abgegangenen italienischen Expedition, bestehend au» einem Unterosficier, 4 Soldaten und lO Sce- soldaten, von den Eingeborenen niedergemacht worden. Nähere Nachrichten über den Vorgang selbst, sowie über Zeit und Ort, wo derselbe sich zutrug, find noch nicht cingegangen. In einer am Sonnabend in Pari» abqehaltcne» Ver sammlung der vier Gruppen der Linken beantraglc Bardoux eine Resolution, in welcher der Präsident ersucht wird, die Wahlen aus de» 17. Juli seslzilsetze» Der Antrag wurde von den Detegirten der äußerste» Linken und der repubkikanischen Union unterstützt. Die Linke aber und VaS linke Centrum erklärten, der Antrag komme ihnen unerwartet und sie müßten denselben zunächst prüfen. In Folge Dessen wurde keine Entschließung gefaßt und wird sich die nächste Versammlung der vier Gruppen mit der Bcrathung der Motion beschäftigen. — Der Ministcrrath soll geneigt sein, die Wahlen dem Bardoux'schc» Anträge gemäß früher anzu- brraumcn. im Fall die Kammer der Deputirten diesen Antrag zu dem ihrigen macht. Die „Röpiihlique Frcmoaise" veröffentlicht einen Artikel, der da« zukünftige Wahlprogramm der Gam bet listen skizzirt. Obenan steht eine Reform de» Senate». DaS Organ Gambctta'S empfiehlt zwar die Beibehaltung dieser Körperschaft, tritt aber sür die Einschränkung der' Mandats« dauer der jetzt lebenslänglichen sowie der gewählten Senatoren auf sechs Jahre ein. Di» Waüt Derjenigen, welche die bis herigen lebenslänglichen Senatoren zu ersetzen bestimmt sind, soll durch beide Kammern vereint, nicht bloS durch den Senat erfolgen. Endlich soll die Grundlage der Scnatorenwahl in den größeren Gemeinden durch eine Vermehrung der Zahl der Wahlmänner in angemessenem vrrhätlniß ausgedehnt werden. „La Revolution Sociale", ein Blatt, da» seit zwei Jahren in Pari» erscheint und sich selbstgefällig .Organ der Anarchisten" nennt, ergeht sich in Ausreizungen zum Morde, welche sogar die WulhauSbrüche der Londoner
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