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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188106261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-06
- Tag1881-06-26
- Monat1881-06
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1881
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Erscheint täglich früh S'/. Uhr iletartien nnd Lrprditiou J»hau»e«gaffe 33. SPrechkundk» der liedartlon: Bormittag- 10—IS Uhr. Nachmittags -—3 Uhr. F»r ««» «itck-»»- rm«Na»»«« «»noIkNrIt t>k rikdaclwn »im »nM»tItch. I««»b»e »er für »t« «i»sts«I>r»br B«««er bestt«»te« A«ser«t« a» Vocheatagk» »iS 8 Utzr N«chmttt«ß». ,» r««u- un» Festtage» früh »t»'/,» Uhr. 2» de» Filialen fiir Jus.-Iinnahmt: vtt« Sle««, UutverfftätSstrabe L2. tont» Lösche, Kathariuenstraßr 18, p. nur »t» '<,8 Uhr. 'chüger JaMM Anzeiger. Liga» fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,880. Ldaunementopreio viertelt. 4»/, Md.. iacl. Briuqerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» »h«e Poslbeförberung 30 Mk. «tt PostbesSrderung 48 Mk. Inserate ffgeipaltrne Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften lant unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Leclamrn unter den Nedactionsstrich die Spallzeile KO Df. Inserate sind stets an die L-rpedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeranilo oder durch Pofl- nachnahme. ^-177. Sonntag den 26. Juni 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. I des lomgttcy wurltcmveraifchen (Ncfanvlen vor SeffeMche Äihinz l>er SIAerndnelr^^ Mittwoch, am SN. Juni Abends «V, Uhr I Entwurf eine» Gesetzes über die UttsaUversichcru In der am 23. d. M. unter dem Vorsitze dcS StaatS- ministerö v. Bötticher abgehaltenen Sitzung dcS BundcS- raths ersolgte zunächst die Mittheilung vö» der Ernennung des königlich württcmbergischen Gesandten von Baur-B reiten Weitere Mit- ReichtagS zu ») dem esetzcS Uber die Unfallversicherung der Arbeiter; d) dem Entwurf eines Gesetze» Uber die Abänderung von Be stimmungen dcS GerichtSkostcnqesetzc» und der Gebührenordnung tm Saale der I. Bürgerschule Tagesordnung: I. Gutachten de- Bau- und bez. Oekonomie - AuSsckuffcS I fürGernsitSvollzieher; c) dem Entwurf'eine» Gesetze« über die Be- über: n Concessioniruna eine- Neubaue« an der Pleiße I strasung von Zuwidcrhandlun-ze» gegen die österreichisch-unga- unter Gestattung eine« SäulenvorsprungS; d. die Fest-1 rischen Zollaesetze; M der am 30. Mai d. Z. Unterzeichneten stellung der Breiten für die Straßen aus dem ehemaligen I Ucbereinkunst mit Belgien wegen Regelung der HandelS- Sohlenbahnhofc; e. da« Budgetpostulat für Kitter in den I bezichungen; «) dem Vertrage mit Oesterreich-Ungarn wegen Lustkammern der höheren Mädchenschule; ck. die Vorbau-1 Ausdehnung deS Vertrages vom 25. Kcbrnar 1880 über die Veränderung an den VerkaufSgcwvlbcn in -der alten I Beglaubigung öffentlicher Urkunden am Bosnien und Herzcgo- Waa^. I wina. Der Gesetzentwurf zu d erhielt die Zustimmung und ll Gutachten de- Ockonomie-AuSschusse- über die Bewirth-1 soll ebenso wie die vom Reichstage unverändert angenommenen schaftung de» GraSdorscr Steiiibrnch». I Vorlagen zu c bis o zur Allerhöchsten Vollziehung bcziehungS- M. Gutachten dcS Ausschusses zur Gasanstalt über: ». die > weise Ratification gebracht werde»; die Abstimmung über Rückerstattung der von einem Adjaccnten der Georgen- t den UnsallvcrsicherungS-Gesetz-Enlwurf blieb dagegen für straße ausgewendeten Kosten für die dortigen Beleuchtung». I eine der nächsten Sitzungen Vorbehalten. — Dem königlich anlagen; d. Erweiterung der dritten Latcrncnwache ,m I Preußischen Oberstaatsanwalt in Kiel wurde auf seinen durch alten AmtShofe; c. eine Vorrichtung zum Ainünden der Iden königlich preußischen Iustizministcr übcrmiltcltcn Antrag Gasflammen iin neuen Theater durch elektrische Funken;! die Ermächtiguna zur strafrechtlichen Verfolgung emeS. Be ck. die Herstellung der Beleuchtungsanlagen in Lehmann'« I lcidigungen dcS BnndcSrathS enthaltenden ZcilungS-Artikels " ' ertheckt. Die neu eingegangenen Vorlagen, betreffend a die Ausprägung von ReickS-Gold- und Silbermünzcn im Jahre 1880; d) die Vereinbarung vom 25. Mai d. I. wegen deS Anschlusses Hamburgs an da« deutsche Zollgebiet; e) den Entwurf eine- Gesetzes für Elsaß - Lothringen über die Haftung der BrandversicherunqSgelbcr für die Ansprüche bevorrechteter Gläubiger; ck) Abänderungen und Ergänzungen dcS tz. 48 de» Eisenbahn-Bctrieböreglemcnts; e) die Abänderung der Bestimmungen über die Prüfung der Apothckcrgebülsen; s) die Revision der VollzugSbcstimmungen zum Eisenbahn-Postgesetz wurden — mit Ausnahme der ledig lich zurKenntniß genommenen Uebersicht z» a — den zuständigen Auöschüffen zuaetheilt. — Die Personalvorschläge deSBorsitzcndcn zur Wiederbelebung erledigter Stellen bei den TiSciplinar- kammern in Erfurt und Danzig gelangten zur Annahme. — Bon den amtlichen Mitlheilunaen ans den Jahresberichten der mit der Beaufsichtigung der Fabriken betrauten Beamten für daS Jahr 1880 ist, wie der Borsitzende zur Kcnnlniß brachte, der erste Band im Drucke vollendet und vertheilt worden. — Nach dem Gutachten de« III. und IV. AnvschusieS Garten. Erledigt hat sich die unterm 8. März ». e. angeordnete verhas. VUig de« Laufburschen Brust Her»««u Heffter durch Ausgreifung Heffter's. Leipzig, den 23. Juni 1881. Du« Polizei-«»« »er Etuvt Letz,,«» vr. Rüder. Hevge, Siefdr. Vekanntmachullg. Erde und Schutt zur Bodenausfüllung wird in den Baracken bei Gohlis angenommen und der Cubikmeter mit 30 vergütet. Leipzig, am 21. Juni 1881. Königliche «arntfonverwaltiing. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 26. Juni. ^ , in dem jüngsten Heft der „Preußi-1 beschlossen, daß für finnische Butter in Kübeln ^ci der schrn Jahrbücher" über die künftige Ent Wickelung der Einfuhr zur See unter Umständen ein Tarasatz von 1k Proc. Parteien in Deutschland Betrachtungen .angestellt, die daraus I Bruttogewichts gewährt werden kann. Weiteren Ausschuß- hinauSlauscn. daß sich voraussichtlich m Zukunst drei große I dlnträqeii entsprechend wurde beschloffea: u) den Herrn RcickS- Gruppen.. eine conservative. cmc ultramontcnie m.d eme cnt-1 s^zler zu ersuchen, Vorschrislcn zum Schutz gewerb- schieden liberale. gegenübcrstehen werden. Die Prophezeiung I iichxr Arbeiter gegen Gefahren für Loben und Gesundheit - "'Är wenig tröstlich; sie stimmt aber I nuSarbeiten zu lassen; d) dem vom Präsidium vorgclcgtcn ,,n Wesentlichen mtt Dem überein, waS auch von entschieden Entwürfe von Bestimmungen über die Beschäftigung jugend- liberaler Sette als nolhwcndigeS Ergcbmß der künftigen I ijcher Arbeiter auf Steinkohlenbergwerken die Zustiininnng zu Parteientwickelung dargcftelll zu werden pflegt. Die „Nat.-1 „iheilen; e. Eingaben, betreffend die Eiiiickränkung der ^^ ^^refpondcnz bemerkt dazu: Wir sind einstweilen I Auswanderung durch Abänderuiig de« Paßgesetzes vom durchaus nicht geneigt, zuzugeben, baß sich bei un« die Gegen-1 12. Oktober 1867 und die eventuelle Entschädigung der bei sätz« bereit« so schroff zuacspltzt haben, daß für die Parteien I UusallversicherungS-Anstallen beschäsligtcn Bcainic». dc»> Herr» der Vermittelung kein Raum und Boden mehr vorhanden I Reichskanzler zu überweisen. — Den Schluß bildeten Mit- ware, daß nur iioch die Extremen ohne tlcbergang sich zum I theilungcn über ringeganqene, aus Grund früherer Beschlüsse unversöhnlichen Kampf gegeniibertretcn könnten. Aber geben I tzen betheiligten AuSschüsien überwiesene Eingaben und die wir emmal diese Gruppen-Dreltheilung zu und ziehen wir die I Vorlegung der neuerdings einacgangcnen Petitionen, über Nutzanwendung daraus für die Liberalen. Da« Centmm ist I deren geschäftliche Behandlung Beslimnnmg getroffen wurde. der aesammten Volksvertretung, im Reichstag erschienen. Wie I W - i ! Haupt in einem Wahlkreise in Berlin, so hat der Antiscmilis- G ^ in diesem einige Aussichten. Befolgt also schon Herr L ^ k ^ v. Treitschke den weisen Satz, .'daß der Ltarke n.utbig zurück- ück^aul liberaler Seile attiuOkr^n '^oiche". so sicht eS mit den Hoffnungen der Rcactionaire in den der Hauptstadt sehr übel. Man wird bann wohl darauf ver sieben der Reiiernni midien e',,s!eniiwe„^N-,eteien r.,,. I ji<i>tcn müsic», sogenannte „genicinscunc" Candidatcn anszu- .... lchr I siellen. d. h. solche, für welche sowohl Deutsch- als Freieon ?i^e» in s>indweek-e ' ^!" dcn land-1 sxrvalive gestimmt haben würden, und man wird sich wohl uud 'ntt begnügen haben, wie der Anlisemilen- Ä ^ Krauch gemacht Wird Premier-Lieutenant a. D. Liebermann von Sonnen- ^bc" wft -rsahren; den l.bera -n Parteien w.rd ^ ^ ^ die SkccieS nach der politischen, socialen anzukämpfen. I- m-hr > unb AnstandSseite hin ein Zweifel gar nicht auskommen kann. Mit klug gespielter IfticksichtSlosigkeit löst Herr v. Goßler die Fäden, die ihn, ihm selber vielleicht zum Theil un merklich, auf sein hohe« Amt gelenkt und hinaujgczogen haben ES mag schon richtig sein, daß die Hosprcdigcrpartei cS be dauert, die mächtige Stütze des Herrn v. Puttkamer verloren zu haben, aber es ist ebenso richtig, daß sie geradezu enthu Aber groß genug wird ihre Zahl ohne Zweifel werden, um j? haben. a.dcr es ,st ebenso r.ch .g dag s.e geradezu enthu- im Verein mit dem Centrum. wenn nicht die Mehrheit so > 25^° Hoffnungen aus seinen Nachfolger setzt, der denn auch doch die Hälfte de« Reichstag- ,u bilden. Und daran jst ^taalSmann genug scm mag. um vor diesen stürmischen sic ihre Anhänger nicht nur aus ein politische», sondern auch auf ein wirthschaftlicheS Programm verpflichten wollen. Gleichwohl sind wir der Ansicht und Hofs nung, daß die Conservativen in der jetzigen starken Zahl, wie sie unter dem Einfluß des AttentatSjchreckens zu Stande kam. nicht wieder im Reichstag erscheinen werden und den" Radikalismus hervorkelwt. E» gehört viel S^ug erweis Da« ist da» pesfunistlscke Ge,ühl, in,l welchem HoffnungSscligkeit dazu, sich vorzustcNen. daß kr Libera-1'? Mangel,sch-k,rchlichen Kreffc» selbst gemägigtster Richtung ?,Smu« in der engen Begrenzung, wie er von secessionistisch- ^ Berufung de» neuen Cu tu«m.n.,tcrs aumcnommen wird, fortschrittlicher Leite aufgesaßt wird, jemal« so mächtig ^S Herr von Puttkamer begonnen, wwd Herr von Goglcr werden könnte, um den vereinten Conservativen und Ultra- d.e Revision der Fal ichcn Cynodalordnung und u,ontanen überlegen zu sein, wenn man durch Ucker,pannung ^ Sä».bcrung der Kanzeln und Lehr,iühlc von den ver.nemt- und Urbertreibung der liberalen Forderungen die gemäßigten ^ Pro estantcnvere.nl,chen Elementen D.e Bedeutung, d.e Elemente de» Volks zurückstößl und mit dem Grundsatz ein ^lonenwechscl hat, wird zu c.nse.t.-g vom Standpunet liberaler Mann müsse nothwendig auch ein Freihändler sein, Eulturkamps- allein ausgefaß , und doch ,tt den ganzen Süden und Westen unsere« Vaterland«« zurück- "'A. mwder w'cht.g d.e immer wettere Bersch,ebuna nach schreckt. Will man ein- liberale Gesammtpartei schaffe». m weAe d.e preug.sche Landeskirche dadurch gelangt stark genua. um den vereinigten R-action-partei-n die Spitz- >st s-ston heute klar: befr.-d.gcn «.kieken, so ist da- erste Ersorderniß eine möglichst weitherzige Ho,Predigerparte, so wenig w.e Huffaffung und Erklärung de» Begriffes liberal sind und bleiben m gegenseitige Achtung und Respectirung der verschiedenen L.^"«sStMchk«t d,e echten Erben de» ultramonkanen liskalen Dichtungen, gegenseitige Toleranz zwischen gemäßig- 7" ff- auch sonst so viele nnd so .nt,me Be- teren und extremeren Elementen. Allein der bisbenqe ver-1 -uhnmgSp-ncte habe«. laus der Bewegung im Lager de« Liberalismus hat un« nicht > ^ Der Lberprä,»dent von Hessen-Nassau, Herr v. Ende zu überzeugen vermocht, daß diese Gesinnung die herrschende I patte gegen mehrere Blätter Procrffc angestrengt, weil die ist: wir sehen vielmehr bei den Wahlvorbereitungen da» klein-1-r gewagt batten, eme Berliner Korrespondenz der.Hölnischci, liche FractionSintereffe immer weitere Fortschritte macken, I S«tung" nachz»drucken. in der seine gespannten Beziebungrn und darum fit.-chten wir, r« wird noch eine harte Schule I w dem Kafleler Milikairstand einer Besprechung unterzogen durchzumachen sein, eh« die richtigen Wege zur Bildung I worden waren. E« ist nun allgemein ausgefallen, daß Herr einer liberale» Gesammtpartei eingelchlagen werden. Wie die I»- «nd- gerade be, der .Kölnischen Zeituna" eine Vertagung Sach« bisher angegrifs» wurde, ist eher da« Geaeutheil die I der Verhandlung beantragt hat und zwar bi« zum November Folge gewesen. I diese« Jahre«. Dl« Sache wird verschieden gedeutet; und 1 während die Einen behaupten, e« zeige sich auch hier wieder einmal, daß man nur „die Kleinen hänge", wollen die Andere» wisse», Herr v. Ende werde der „Kölnischen Zeitung" gegen über den Wahrheitsbeweis nicht anlreten können und ziebc eS deshalb vor, die Sache aus Sauet Nimmermehrstag zu verschieben. Aufrichtige Theilnahme erregen in der diplomatische» Welt von Berlin die Privatnachrichten, welche über da» tragische Schicksal de» ehemaligen deutschen Gesandten in Kopenhagen, Frciberrn v. Magnu», eingetrossen sind. Der selbe ist aus seiner Billa iin Schwarzwald plötzlich in Wahn sinn (Tobsucht) verfallen und hat einer Irrenanstalt über wiesen werde» müssen. ES ist bekannt, mit welchem Eclat )>err v. MagnuS ans dem diplomatischen Dienst schied: er batte der französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt Huldigungen dargebracht, die sich, bei dem bekannte» Charakter dieser Dame, nickt mit seiner Stellung als Deutscher im AuSlande und noch weniger mit seiner amtlichen Eigenschaft vertrugen. Seine sofortige „Beurlaubung", die alsbald in dauernde Verabschiedung überging, war die Folge. DaS traurige Ende des früheren Gesandten muß um so mehr mit manchen Irrungen der Vergangenheit versöhnen, als die damaligen Exeenlricitäten durch den jetzt cmSgcbrochencn Wahnsinn wohl hinlänglich erklärt werden. An der politischen Wirksamkeit der Berliner Witz blätter wird anläßlich der Art und Weise der Berspottung der Candidatur Hcrtzog in einem Blatte eine sehr treffende Kritik geübt, welches christlich-socialer, anliscinitischer und conservativer Neigungen gewiß nicht verdächtig ist. in der „Berliner VolkSzettung". „Wir haben." sagt da» Blatt, „bei dem Kampf gegen diese neueste Bewegung, die sich gegen wärtig zur Wahlcampagne zuspitzt, wiederholt die Erfahrung machen müssen, daß mehr noch als selbst die ärgsten Zügcl- losigkeiken und Rohheiten der Feinde, sogenannte Freunde geschadet haben. lieber die Verdienste der Berliner Witzblätter um unser politische- Leben und die Sache, der sie dienen wollen, ließe sich ein große« Eapitcl schreiben." ES freut u»S, auch von sorlschriltlicher Seile einmal einem Widerspruch zu begegnen. Die „Krcuzztg." hält cS nicht für wahrscheinlich, daß der reußiscke Landtag bereit» im Octobcr einbcrusen werde» soll, um ein neues Kirchengesctz im Anschluß an daS vor jährige zu berathen. Diese Nachricht eine» Blatte», dem man doch wohl nähere Beziehungen zu den Kreisen de- neuen C»lt»Sm»iistcrS Zutrauen darf, ist sehr überraschend. DaS Juligesetz läuft «n seinen wesentlichsten Bestimmungen be- lannilich scyo» mit dem letzte» Tage diese« Jahres ab. Daß :!»crr von Goßler sein Werk damit beginnen sollte, diese- Gesetz nicht nur nicht mit einigen weiteren Zusätzen zu be reichern, sondern eS überhaupt verfallen zu lasse», wäre ein iberraschcndcr Entschluß, der einer Erklärung in hohem Grade «dürste. Man wird die Notiz der „Kreuzztg." vielleicht so auszusaffen haben, daß zwar die Verlängerung der Gültig >itödauer des bestehenden Gesetze» beantragt, weitere Zusätze aber zunächst nicht vorgeschlagen werden solle». Immerhin wäre die Bestätigung der Nackricht erfreulich, daß der Friedens chluß mit Rom nach dem Sinne der Conservativen nicht gleich mit voller Energie in Angriff genommen werden soll. Zu den Absonderlichkeiten, die in der österreichischen Mon archie bestehen, gehört n. A. auch, daß in einem Tbcile dcr- elben, in den Bocche di Caltaro. da» seil zwölf Jahren iir die ganze Monarchie geltende Wehrgcsetz noch nicht durchgesiihrt ist. Die urwüchsigen Söhne jene- südlichsien TheilcS Dalmatien« verweigerten rundweg jede regelmäßige Militairdienstleistnng, und als man sie doch zu einer solchen anhalten wollte, brach der bekannte Bocchesen-Ausstand an», der mit dem famosen Frieden von KneSloc endigte. Nun soll endlich auch dort da» Wehrgcsetz durchgcsührt und sollen die Bocchescn, die nach dem Gesetze ausnahmsweise nur in der (andwehr zu dienen haben, in diese eingereiht werden. Ein Theil jener wilden Bergbewohner ist angeblich bereit, sich unter gewissen Bedingungen einrcihcn zu taffen, die KrivoS- ziancr aber wollen nach wie vor Nichts davon wissen, und in österreichischen Blättern spricht man allgemein von rinem abermaligen Bocchesen-Ausstand und von blutigen Conflicten. die in Süddalmaticn zu erwarten wären. Die DonnerstagS-Sitzung der französischen Depu tirtenkammcr war einmal wieder voll von bitteren Wahr heiten über die kirchlichen Verhältnisse Frankreich- Die Klerikalen trotzen täglich und stündlich mit ihrem Vor rechte, weil daS französische Volk ein katholische« sei: jetzt wurde ihnen geantwortet, DaS sei reiner Schwindel; „n>enn Katholiken Diejenigen seien, welche die Satzungen der kcttbo lischen Kirche streng bofolgten und ihre Dogmen für unbc streitbar hielten — wie viel richtige Katholiken gebe es dann noch in Frankreich?" Die liberale Opposition verlangt mit jedem Jahre nachdrücklicher die Streichung de» CultuSbudgrtS die Negierung wehrt sich. so gut sie kann, gegen den Grund satz, dessen Folgen ihre zwei Seiten haben. Tie nächste Legislaturperiode wird, wenn sie »ach dein Sinne Gambetta's auSsalll, höchstwahrscheinlich aus diesem Gebiete durchgreifendere Beschlüsse fassen, als sie Grevy lieb und Fcrry annehmbar erscheinen dürsten- denn keine Strömung ,nacht mit jeden» Jahre mehr sich so bemerkbar wie die antiklerikale Grevy ist nicht streng katholisch, Ferry ist durch und durck Reformer und auS ErzichungSzwccken entschiedener Culturkäinpfer, die Gambetlislen und voran Gambctta selbst predigen den PositiviSmuS Comte'S und LittrL'S al» die einzig richtige Religion eine» wirklich republikanischen Volke-, und fr weiter links, desto stärker trete» die Gegensätze gegen die Leute vom „UniverS", vom „Monde" und der „Gazelle de France" bervor. Nur Rochcsort macht auch hier die gewöhn liche Ausnahme: er ist frivol und bigott, je nachdem es ihn, paßt. Madier de Monjau macht in den Wandelgängen der Kammer Prvselyten für die Abschaffung der französischen Botschaft am Vatikan und wird, wie der „TölSgrapbe" eben meldet, in einer großen Rede den Antrag aus diese Reform begründen. Auch D»eS ist eine Frage der Zukunft, aber die Zeit wird komme», wo dieser Posten gestrichen wird, darüber machen sich die Ultramontanen längst keine Täuschungen mehr; desto mehr aber werden sie sich anstrengcn. damit die nächsten Wahlen nicht nach dem Sinne Fern»'» oder gar Gambetta's «nSsallen. I« fester die Republik Wurzel saßt, desto mehr wird die Kirche, welche sich in Frankreich mit der Contre- rrvolntion solidarisch gemacht hat, an Boden verlieren. „Ir entschiedenerer R^ublikaner, desto weniger Römling, desto freier und aufrichtiger in Glauben»- und WiffenSsragen." Der Eensu«, welcher alle zeb« Jahre in ganz Gros britannien ausgenommen wird, zeigt, daß di« Bevölkerung Irland- seit 1841 von 8,196,KS7 auf 4,SK2.68l sich ver minderte. Irland verlor also in vierzig Jahren über drei Millionen seiner Einwohner au» einer Gesammlzahl von acht Millionen. In dem ersten Decennium. zwischen l54l und 1851. chob man alle Schuld dieser Maffen-Eillvölkeiung auf die HilngrrSnoth in Folge de» FehlschlagenS der Kartoffelernte, allein die unerbittlichen Ziffern belehre» uns, daß die Kar toffel allein nicht die Schuld der Entvölkerung Irlands trägt. Boa 1851 bis I86l, von 1861 bis 1871 und während der letzten l 0 Jahre verminderte sich die Bevölkerung Irlands ziemlich fleichmäßig. Und zwar nicht in Folge epidemischer Krank- feilen, oder auS Gründen, wie sie häufig den Fran- osen vorgeworsen werden, durch eine siricle Anwendung der Grundsätze von MalthuS, oder in Folge von Krieg und HunaerSnoth, sondern einzig und allein darin liegt der Grund der Entvölkerung de« Lande-, daß die Bewohner dasselbe in Massen verlassen und sich in Amerika oder i» den Eolonicn eine neue, bessere Heimath suchen. Dabei kommt aber auch die Thatsache zur allgemeinen Kcnnlniß, daß nicht die chlechtcstcn, die unbrauchbarsten Schickten der Bevölkerung da» Land verlassen, sondern daß der kleine Landmann, der »och einige Mittel besitzt, von den Küsten seiner Heimath licht, und daß gerade die elendesten, faulsten und unbrauch barsten Elemente der Bevölkerung Zurückbleiben und sich ver mehren, anstatt abzunchmen oder auSzuwandcrn. Der Ir länder. d. h. der reine keltische Irländer scheint, wie die letzten Erfahrungen lehren, gänzlich herabgckommen z» sein, und dessen Verschmelzen mit den Anglosachscn ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit; vielleicht kann nur sein Verschwinden, wie daS der Rothhäute in Amerika, die wirklich irische Frage definitiv lösen, welche »n Augenblick wieder einmal so heftig alle Ge» müther im britischen Königreiche erregt. Wie in den Niederlanden, so haben auch in Luxemburg in der vorigen Woche Ersatzwahlen für die verfassungs mäßig auSgeschicdcne Hälfte der Kammer statlgefunkc». DaS Ergedniß der Wahlen besteht in einem vollständigen Siege der Klerikalen, denen die Liberalen nur in der Stadt Luxemburg selbst theilweise da« Feld streitig gemacht haben. Die Geistilchkeit und ihr ganzer Anhang hatte sich diesmal mit aller Kraft am Wahlkampfe betheiligt, und der Bischof von Luxemburg war ihnen mit dem Beispiel vorangegangen, indem er eS in rinem besonderen Hirtenbriefe allen Gläubigen »r Gewiffcnssache machte, ihre Wahlpflicht nicht zu ver- änmen Die nächste Folge wird der Rücktritt de« jetzigen libe ralen Ministerium» Blochauscn und dessen Ersetzung durch ein klerikal - reaetionäre« Regiment sein. Die eigentlichen Regenten werden aber die Jesuiten sein, welche die letzte» Wahlen ins Werk gesetzt haben und sich mit großen Plänen in Betreff Luxemburg« tragen. DaS Ländckcn soll zu einem Hauptbollwcrk de« Orden« umgewandelt werden, der hier einen Theil der au« Deutschland und Frankreich vertriebenen Brüder mtterbringen, Schulen und sonstige Anstalten, vor Allem aber eine Universität in seinem Geiste errichten will. Bei diesen Einrichlungen hat man natürlich weniger die Bevölkerung de» kleinen GroßherzogthumS. als vielmehr diejenige der großen Nachbarreiche im Auge, nach denen man auf diese Weise von sicherem Versteck aus dic Fäkc» jesuitischer Erziehung und Propaganda spinnen zu können mcinl. Wenn die neue Luxemburger Regierung wirklich zur Durchführung derartiger Pläne die Hand bieten sollte, so könnte» leicht Eonflicte entstehen, denen die Neutralität und Selbstständigkeit dcS kleine» Lande« früher oder später zum Opfer fallen müßte. Jedenfalls bereiten sich in Folge der letzten Wahlen Zustände in Luxemburg vor, die auch von Dentzschland mit wachsamem Auge verfolgt werden müssen. Ans Stadt und Land. * Leipzig, 25. Juni. Seltsamerweise sind in der vor Kurzem geschlossenen Reichstagssession eine ganze Reihe von Petitionen nicht zur Berathung gelangt, trotzdem daß die darüber erstatteten schriftlichen Berichte der Pctitionö Com- missio» schon geraume Zeit vor dem Schluß de« Reichstage« Vorlagen. Dazu gehören vor allen Dingen die sehr zahlreich cinacgangene» Petitionen in Betreff der obligato rischen E i v i l e h r. Noch »n der Sitzung des Reichstage» am 14. Juni drangen die der liberalen Seile de« Hauses angehörrnden Abgeordneten Dr. Witte. Iw. chröder und Vr. Baumgarten, wie wir anS dem amtlichen stenographischen Berichte ersehen, mit großer Lebhaftigkeit daraus, daß der ComnnsfionSbericht über die gedachten Pclilioiwn zur Berathung gestellt werke» indessen die conscr- vativ-klcrikale Mehrheit halte sich, wie aus den Aeußcrungen ihrer Redner deutlich hervorging, da» Wort gegeben, die so wichtige Angelegenheit todl zu schweigen, da bei der den Petenten gegen die Civilehe abgeneigten Haltung der Negierung die für deren Beseitigung stimmenden Herren sicher in rin ihnen sehr unwillkommenes Dilemma gcrathen sein und da- Votum der Commission, welches dahin laulcte, daß über die Petitionen zur Tages ordnung überqegangen werde, voraussichtlich die Mehrheit im Plenum dcö Reichstages erlangt haben würde. Die co»scr- vativ-ultramontancn Abgeordneten scheuten sich unter solchen ttmstänteii, Farbe z» bekennen, viele der Conservativen mochlcn wahrscheinlich auch bedenken, daß ihnen die Abstimmung gegen die Civilehe bei der nächsten Wahl schaden könne, und so ist den» gekommen, daß die säinmlichen massenhaften Sturm Petitionen von conscrvativ-orthodoxer Seite in den Papicrkorb gewandert sind. * Leipzig, 25. Juni. Die Ausführung de« vom letzten Reichstage beratbenen und genehmigten Unfall-Ver sicherungs-Gesetzes wird dem Reiche oder den Einzel staaten nach einer Seite hin. die bisher noch wenig beachtet worden, beträchtliche Ausgaben verursache». Der Reichstag hat, wie wir auS dem amtlichen stenographischen Bericht er sehen. nach der Schliißabstimmung über das ganze Gesetz, welche- mit llb gegen ll)8 Stimmen angenommen wurde, noch eine von dem Abg. Winvthorst eingcrcichtc Resolution genehmigt, die dahin lautet, der Reichskanzler möge ersucht werden, dein Reichstage gleichzeitig mit den aus die Durch führung de» Unsall-VerficherungS-GcsctzcS abzielcnden GcsetzcS- vorlagrn Vorschläge darüber zugehcn zu taffen, in welcher Weise die durch den gesetzlichen Ausschluß der privaten Unfall - Versickerung« - Gesellschaften beeinträch tigten (Gewerbetreibenden zu entschädigen seien. ES be stehe« im Deutschen Reich« bekanntlich eine größere Anzahl solcher Privatgesellschaften und die zu gewährende Entschä digung wird sicher kein« geringe sein.
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