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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-04
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1881
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Utdactio« und Expedition Johannelgasse 33. Sprechstunden der Uedaction Vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag» 4—L Uhr. tzttr di» Nii<k»»d« ei»,«s»»»«er v!a»,krt»t« du Strd»ctw» »icht derttoriich. A««ah«e »er fSr Pt« ,-chftf«lße«»e R»««rr Peftt««te« Jnserote an «ochentage» Pt» 3 Uhr Ra»«tttig». an Sonn- und Kesttageu früh bt« 'i,S Uhr. 3n den Minien für Ins.-^nnnhme: vtt» -Inn«, Univ«sität»straße 22, L«ut» Lisch«, Kathariueustraßc 18, p. nur bt» „3 Uhr. ttVigtr.Tagclilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L«,»S«. Abounementaprei» Viertels. 4'/, Md.» iacl. Bringer lohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Numnier 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» ohne PostbefSrdcrung 30 Mk. »il Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Prtitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis. Verzeichnis. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, lirrlamen unter de» Kedartionostrich die Dpaltzeile V0 Ps. Inserate sind stet» an die ExpeSttio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuumernoüo oder durch Post» Nachnahme. ^?I85. Montag den 4. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. die Kohleufuhr«« für die Gasanstalt betr. Die in der Zeit vom 1. September l88l bis einschließlich den 31. August 1882 erforderlichen Koblensuhren und zwar von ca. 424,000 Ctr. vom Thüringer Äabnhofe und von ca. 235,000 Ctr. vom Bahnhof der SlaatSbahn am Bayerischen Platze bis in die Gasanstalt sollen im Ganzen oder gethcilt an den Mindestsordernden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Submittenten und jeder sonstigen Entschließung vergeben werden. Tie Bedingungen sind im Bureau der Gasanstalt einzu sehen. die Offerten aber längstens bis z« dem 1«. Juli d. I., Abend« « Uhr, versiegelt und mit der Aufschrift: „Kohlenfuhren" ver sehen an die Nuntiatur der Rathsstube abzugeben. Leipzig, den 2. Juli 1881. DeS Rath- Deputation zur Gasanstalt. Steuer-Zuschlag zur Deckung de- Aufwandes der Handelskammer. Auf Grund von Pkt. 111 de- Gesetze- vom 2. August 1878, einige durch die Reform der directen Steuern bedingte Abänderungen gesetzlicher Bestimmungen betr., hat die Handelskammer beschloslen, zur Deckung ihres Berivaltungö - Aufwandes, einschließlich des Auf. ivandeS der Börse, von ihren Wahlberechtigten, d. i. von denjenigen Kausleutea und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der Amts- hauptmannschast Leipzig, welche in Spalte <l des Einkommensteuer- Kataster» (Einkommen au- Handel und Gewerbe u. s. W.) mit miudestenS 1900 .Si eingeschätzt sind, für das lausende Jahr eineu Steuerzuschlag von vier Pfennig aus jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der in 8- 12 des Einkommensteuergesetzes enthaltenen Scala auf das i» Spalte >1 des Einkommensteuer-KatasterS eingestellte Ein- kommen jede» Beitragspflichtigen entfallen würde, mit dem auf den 15. Juli d. I. anstehenden Hebetcrmine erheben zu lassen, und e» wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 16. Juni 1881. Dcr Vorsitzende der Handelskammer. 1>r. WachSmuth. vr. Gensel, S. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 4. Juli. Nachdem in den jüngst eingetrofscnen amerikanischen Zeitungen nähere Miltheiiungcn über den Kampf deS Präsidenten Garsield mit den New-?)orkcr Senatoren Crekling und Platt nach Europa gelangt sind, sieht man, daß e» sich dabei um eine äußerst wichtige Angelegenheit gehandelt, nämlich uni die Frage, ob der Präsident Garsield geneigt ist, gleich seinen meisten Vorgängern die alte Beamtencor- ruption weiter bestehen zu taffen, oder ob diese am Mark deS amerikanischen Gemeinwesens fressende Schmarotzerpflanze endlich einmal eine entschiedene Hand gesunden hat, die sie mit kräftigem Schnitt ausrodet. In der Thal hat die ent schiedene Haltung deS Präsidenten Garsield gegründeten Anlaß gegeben, zu erwarten, daß die „Vcrtheilung der Beute", wie man drüben die Acmterbesetzung nach dem Wahlsiege nennt, künftig nicht mehr mit der alten GemüthSruhe vor sich gehen wird, wenn auch keine allgemeine Reform in Angriff ge nommen worden ist. Die Gegner bei dem Kampfe waren eigentlich Garsield und — Grant, Letzterer unsichtbar hinter seiner Crcatur Crekling. Präsident Garsield hatte zum Chef deS New-Uorker Zoll amtes einen Mann eingesetzt, der sich al- heftiger Gegner Grant'S in der republikanischen Partei bewiesen und auch die Nomination Desselben zum Präsidentschafts - Candidatcn ver- hindert hatte. Man kann sagen, daß Garsield einen seiner Günstlinge an Stelle eine- Günstlings eine- Senators setzen wollte. Aber das Wesen der Beamtencorruption in Amerika lag darin, daß gerade an Macht weit unter dem Präsidenten stehende Beamt« in den Aemtern schalteten und walteten wie eS ihnen beliebte; daß Senatoren sich durch Besetzung nie derer Aemter einen förmlichen Hofstaat schufen und daß sie als Belohnung für ihre Dienste bei der Wahl nur solche Aufsichtsbeamte erhielten, die ihnen genehm waren. Die Präsidenten selbst begünstigten nur indircct dieses CorruptionSsystem. Genug; als der Chef deS New-Aorker Zollamts kein Mann nach dem Herzen deS Herrn Grant war, mußten die Herren Crekling und Platt den heftigsten Widerspruch erheben. Obwohl nun diese beiden Senatoren Parteigenossen de- Herrn Garsield sind, so blieb ihr Einspruch dennoch unberücksichtigt. In der Erregung und auch wohl in der Absicht, durch eine glänzende Demonstration dem Ansehen deS UnionSpräsidenteil Abbruch zu thun, legten die beiden Herren Senatoren ihre Mandate nieder, um durch eine glän zende Wiederwahl dem Herrn Präsidenten zu beweisen, daß das Volk seine RegierunaSweise nicht billige. Allein das Volk bewies gerade Vas Gcgentheil. Denn die Herren Crek ling und Platt wurden nicht wieder gewählt und Garsield erhielt durch diese Wahlen ein Vertrauensvotum. Diese Ereignisse sind nickt unbedeutsam für die fernere Entwickelung dcr Union. Sollte sich ein Präsident gesunden habe», der mit dem alten korrupten und corrumpirenden System gebrochen hat; sollte die Affaire Garfield-Crekling die erste Bresche sein, die in den Wall der verhärteten Miß bräuche geschossen wurde, so könnte Dies zu der Hoffnung berechtigen, daß mit der Zeit der schmähliche NepotiSmuö ver schwinden werde, der nun schon seit langer Zeit daS politische Leben Nordamerika« beherrscht. — Der Fall Crekling dtlrf'Ie gerade beweisen, daß in Amerika, im Land« der freien In stitutionen, die Mittel vorhanden sind, die einmal e« gestatten, den bisherigen Weg zu verlassen, und die dann auch Garan tien bieten, daß der Einfluß eine« einzelnen Staatsmannes nie so groß werden kann, daß er alle Interessen der Anderen zu Boden drückt. Man thut gut, nicht von vorn herein in dieser Beziehung sich allzu sangumischen Hoffnungen hinzugebrn. denn wenn da« gegenwärtige Staatsoberhaupt auch vom besten Willen beseelt ist. so wird sich daS in vielen Jahr zehnten eingeträufelte Gift, da« alle Adern de» Staat», körper» durchdrungen hat, nicht so leicht und so rasch wieder entfernen lassen. Aber erfreulich ist eS daß überhaupt ein Anfang gemacht wird. Wie man sieht, gehört vazn nur Muth und Energie, denn die öffentliche Äkeinung. die su' zwar durch Gewalt leicht hinter- Licht führen läßt, aber b freiem Vergleich zwischen dem Guten und dem Schlichten sich instinctmäßig gewöhnlich für daS Elftere entscheidet, wird in diesem Falle niemals die Corruption unterstützen ind wird Triumph und Niederlage gerecht vertheilen. Und DaS zum Heile de» Staates, denn Amerikas vereinigte Staate» kranken an dieser Corruption mindestens ebensosehr, wie sie einst an dcr Sclaverci gekrankt haben. Die „KönigSberger Hartung'sche Zeitung" hat nne selt same Acußcruiig des Finanzniiiiisters Bitter, der bekannt- lich zur Zeit in Königsberg verweilt, erfahren. Danach wäre die Einführung deS TabakmopolS unabweisbar, aber selbst wenn sic erfolgt sei, könne für die erste» Jahre von einer Steuererleichterung und von einer Ile.'«»ahme der Schul lasten auf den Staat nicht die Rede sein. Daß ein« weitere Steigerung dcr Einnahmen auS dem Tabak im Plane dcr Negierung liegt, hak neulich auch die .Nordd. Allg. Ztg." mikgetheilt. Man glaubte jedock aus ver schiedenen Anzeichen schließen zu dürfen, daß zur Zeit »icht an daS Monopol, sondern an eine andere Steuer-Modalität gedacht werde. Ist die Acußcruug deS Finanzministers richtig wictergegeben, so würden wir also doch vor der Frage deS Monopols stehen. Der Reichskanzler wird sich aber doch wohl erst die Zusammensetzung des neuen Reichstags be trachten, ehe er mit Monopol - Projccten hervortritt. Mit Aeußcrungen wie: Steuererleichterungen könnten auch nach Einführung deS Monopols nicht in Aussicht gestellt werden, wird die Stimmung gegenüber diesem Project >edenfallS nicht verbessert werden.' 2m Ucbrigcn ist immer an die Zu sicherungen zu erinnern, welche die Negierung bei dem jüngsten Tabaksteuergesetz gegeben, dasselbe sei anzusehen als der ernste Versuch, unter Abweisung deS Monopols zu einer dauernden Regelung dcr Tabaksteuerfrage zu gelangen. Der EultuSministcr v. Goßler ist nach Kissinaen abgereist. ES wirb keine ungerechtfertigte Vermuthung sein, wenn man animnmt, daß der Zweck seiner Reise die Be» rathung mit dem Reichskanzler über die fernere kirchen politische Thätigkeit ist und daß der fränkische Badeort, wie auch früher schon, für die preußische Kirchenpolitik von folgen schwerer Bedeutung wird. Als ein hervorstchender Charakterzug der gegenwärtigen Wahlbewcgung läßt sich schon jetzt eine ungewöhnlich starke Zersplitterung der Stimmen erkennen. Die Versuche, zu eine», festeren Zusammenschluß verwandter pcktt- lischcr Richtungen oder zu allgemein gültigen Wahlverftän- digungcn zu gelangen, sind fast allenthalben gescheitert. Sociaibemokraten, Demokraten, Fortschritt, Secession, Natio nalliberale, Freiconservative, Conservative, Centrum u. s. w. gehen fast überall selbstständig vor und stellen ihre eigenen Candidaten auf, wo sie irgend eine Aussicht haben. Wahlkreise, wo sich schon jetzt fünf bis sechs Candidaten gegcnüberstchen, sind gar keine Seltenheit; solche mit nur zwei Canbidaturen werden nicht häufig sein: Wahlkreise, wie cs deren srüber genug gab. wo nur ein Bewerber in Frage kommt, existiren jetzt nirgends. Tie Stichwahl wird diesmal eine ganz hervorragende Rolle spielen; eS ist mit Sicherheit aiizunehmen. daß diejenigen Wahlkreise, in denen die Entscheidung gleich beim ersten Wahlgang erfolgt, die Minderzahl bilden werden. Und da muß eS dcr feste Vor satz und die ehrliche Absicht aller verwandten Rich tungen, namentlich unter den Liberalen sein, wenigstens bei der Stichwahl die FractionSeisirsucht zu vergessen und mit aller Kraft für den nächststehenden der beiden Bewerber einzutreten. DieS ist ja an sich selbstverständlich, aber trotzdem ist die Mahnung durchaus nicht überflüssig. ES pflegt sich in einen, Wahlkamps — und zumal in einem so erbitterten wie der gegenwärtige ist diese Gefahr groß — viel Leiden schaft, Verstimmung und Parteihaß anzusammeln, und eS ist ein im menschlichen wie im politischen Leben oft beobachteter, wenn auch nicht löblicher Zug, in der Verstimmung und Verbitterung lieber einem entschiedenen Gegner einen Vortheil zu gönnen als einem sonst befreundeten Nachbar, mit dem man sich vorübergehend entzweit. Die Parole dcr Wahlent» Haltung ist in solchen Fällen schon häufig auSgegeben worden, wo sie sachlich im höchsten Grad verwerflich und nur durch den zurückgebliebenen Bodensatz von Aerger und Nnmuth zu erklären war. Je weniger wir bei den gegenwärtigen Wahl vorbereitungen bemerken, daß irgend eine Partei Entsagung übt, um so dringender muß inan jetzt schon an diese Pflicht mahnen, wenn einmal die Entscheidung so weit gefallen, daß nur noch zwischen zwei Bewerbern die Wahl ist. Man meldet der „Nat-Ztq" auS Wien, 2. Juli: Heute sind die „Neue Freie Presse", die „Wiener Allgemeine Zeitung", daS „Neue Wiener Tagblatt" und die „deutsche Zeitung" confiScirt worden, well sie die gegen die Regie rung gerichtete Resolution deS Wiener GemcinderathS betreffs der Prager Excessc reproducirt haben. Eine Studenten- Versammlung, welche in der gleichen Angelegenheit Stellung nehmen wollte, wurde verboten. In Prag hat ein neuer Auflaus stattgefunden; der auf daS deutsche Casino beabsich- tigte Sturm wurde gewaltsam verhindert. Die Excedentcn tragen Abzeichen. Eine Deputation deutsch-böhmischer Ab geordneten begiebt sich zum Kaiser. Die schlimmen Nachrichten auS der etwa 7000 Einwohner, darunter viele Europäer, zählenden tunesischen Hafenstadt SsflkeS und auS Gäbe- erregen in Paris die lebhafteste Sensation, weil daraus erhellt, daß eine neue tunesische Expedition unvermeidlich ist, und daß jetzt energische und umfassende Anstrengungen gemacht werden müsse», um zu verhindern, daß die ganze Lage Frankreichs in Afrika ernstlich gefährdet werde. Außerdem erscheint ein Conflict mit dcr Pforte wegen Tripolis jetzt kaum mehr vermeidlich. Der Ausstand im Südosten von Tunesien wird von dem französi schen Eonsul in SsLkeS alö da» Werk der Pforte bezeichnet. Daher muß die Eventualität in- Auge gefaßt werden, daß Frankreich sich im Interesse der Sicherheit von Tunesien und Algerien gezwungen erachten wird, den nach Tripolis ge sandten türkischen Kriegsschiffen den Weg zu versperren. ES heißt, der Civil-Generalgouverneur von Algerien, Albert Gredy, habe seine Entlassung eingercicht, und der Krieg». minister General Farre habe ebenfalls fein Portefeuille niedcrlegen wollen, sei aber von seinen Collcgcn ersucht worden, mindestens die Debatte über daS Budget de- Kriegs- ministeriumS abzuwarten. Nachdem soeben die ersten fran zösischen Truppen auS Tunesien zurückgekehrt sind und durch ihren „Triumpheinzug" in Marseille die vielbesprochenen Ruhestörungen und tumultuariscken Scenrn zwischen Fran zosen und Italienern hervorgerufen haben, muß bereit» di« Eventualität weiterer militairischer Operationen ernsthaft in Betracht gezogen werden! Die Ungerechtigkeit, mit welcher der große Proceß in Konstantinopel am zweiten Tage geführt worden, erzeugt sowohl in Konstantinopel selbst wie m England lebhaften Unwillen. Der „Standard" sagt, man würde keinen Hund auf die Zeugnisse hin hängen, womit die Richter sich begnügten. D' S Mittheiluna, daß Lord Granville mit dem englischen ^olschasler in Konstantinopel, Lord Dusferin, wegen Mikhat's correspondire, hat Befriedigung gefunden. „Daily NcwS" schlägt vor, Abdul Aziz'S Leichnam möge aufs Neue unter sucht werden. DaS über Johann Most gefällte Urtheil wird in England von Einigen für gerecht, von Anderen für hart und über trieben angesehen, und zwar ohne Unterschied der Parteisarbe, da die liberale „Daily News" und der conservative „Globe" sich aus dem gemeinsamen Felde deS Bedauerns über Coleridge'S Ungerechtigkeit zusammensinden. Die „Daily NewS" ist förm lich untröstlich über diesen Ausgang, behauptet, daß die Ge- schwornen stark beeinflußt waren, klagt die deutsche Regierung an. weil sie den „Herrn Most" mit einer Brutalität vorher behandelt habe, zu der sich ein englischer Staatsmann, sei er Whig, Thory oder Radicaler durch keine menschenmögliche Rücksicht verleiten ließe. Dem gegenüber aber vertritt der „Standard" entschieden den Slandpunct deS Lord OberrichterS und schlagt daS Gerede von der Bedeutungslosigkeit Most'S mit der Bemerkung nieder, daß Wilkes Boolh gleichfalls für einen albernen Fant galt, bis er — Lincoln ermordete. — Der Thäter des Eisen bahn morde« ist trotz aller von der Polizei angewandten Mittel immer noch nicht entdeckt und im Publicum erheben sich laute Klagen über die Kurzsichtigkeit und Fahrlässigkeit der englischen SicherheitSbeamten. Die Zeiten sind freilich schon tauge vorbei, da man die englische Hermandad für allwissend erachtete; da e< für das Zeichen eines höheren SchurkcntalcnteS galt, ihr ein Schnippchen zu schlagen; da sie in den Annalen der Londoner Spitzbuben- literalur die Rolle der unvermeidlichen und nie fehlenden Nemesis spielte. Gerade in den letzten zwei Jahren hat ihr Ruf empfindlich Schifsbruch gelitten. Nachrichten auS Konstantinopel zufolge haben, wi« der „R. Anz." meldet, die türkischen Behörden, auS Anlaß wieder holt vorgekommener Zuwiderhandlungen, die für die Pas- sirung der Dardanellen und de- BoSporu» für Han- delSschisfe geltenden Vorschriften neuerdings in Erinnerung gebracht. Die mit der Bewachung der Meerengen betrauten Misilairbehördcu haben Weisung erhallen, gegenüber den- jenigen Schissen, welche ohne vorherige Erfüllung der vor- geschriebcuen Formalitäten die Meerengen zu passiren suchen, mit aller Strenge vorzugehen. Bon gut unterrichteter amerikanischer Seite wird dem „Berliner Tagebl." über daS Attentat auf den Präsidenten Garsield geschrieben: In Abwesenheit jeder positiven Mit!Heilung über die Motive deS ThäterS. dessen Namen Wolsf's Bureau nicht einmal zu übermitteln gewußt hat, läßt sich schlecht eine Meinung bilden. Soviel aber sicht fest, daß politische Motive der Beweggrund nicht gewesen sein können, eS sei denn, daß in wahnsinniger Verblendung der Mörder ein ihm vermeintlich persönlich zugefügteS Unrecht — etwa eine Entlassung auö dem Amte oder eine Nicktberusung in ein Amt — für eine politische Partei fache cmsicht. Die Demokraten Nordamerika- konnten seit dem Antritt Garsield's mit siegesbewußtem Lächeln dem Zerfall der republikanischen Part« zusehen; die Republikaner, wenn auch untereinander zerfallen, würden einen Mord, der einem Selbstmord gleich kommt, nicht begehen. Es bleibt demnach nur die Annahme, daß ein Verrückt« auS persön sicher Rache die grausige Thal vollbracht hat. Praktisch wird sich die Sache nunmehr aber wie folgt stellen. Bleibt Garsield am Leben, so hat er von nun an die festgeeinte republikanische Partei hinter sich. Der Amerikaner ver abscheut fast mehr noch als der Europäer jeden Ge waltact. Garsield hat von diesem Moment an die Sympathien des ganzen Lande» auf seiner Seite. Stirbt er aber an den Folgen seiner Verwundung, so wird sein Nachfolger, dcr jetzige Vicepräsident General Arthur, einer der stärksten Parteigänger Grant'S, also deS Flügels der republikanischen Partei, welche Garsield so heftig bekämpft. Arthur hat selbst in diesem Kampfe Partei gegen Garsield genommen. Die letzten Zeitungsberichte ließen indessen bereit- eine merkliche Abkühlung der Erregung bemerken. Daß seit dem neue Momente hinzugetreten wären, die Spannung wieder zu verschärfen, hat der Telegraph nicht gemeldet. Es läßt sich also — wie schon gesagt — nur annehmen, daß in der Thal persönliche, allerdings auS politischen Verhältnissen erwachsene Motive vorliegen. Auszug aus dem Protokolle üdrr dt« Plenarsitzung de» NatheS vom lö. Juni lr»r>l.*- Die Stadtverordneten haben die anderweite Rathsvorlage wegen Umpflasterung des BlücherplatzeS rc. mit einem Auswand von 44,950 ./t genehmigt und bewendet eS nunmehr bei der bereit» be. gonnenen Ausführung, nachdem noch Verordnung an die Stadtcasse erlassen wordm ist. Hieraus tritt inan dem Gutachten der Steuerdrputation, die Be setzung der 1. Einnehmerstellr und Aushebung der Resthebestelle de treffend, bei und ist wegen de- letzteren PuncteS Zustimmung der Stadtverordneten ttnzuholen, desgleichen erklärt man sich nach den Anträgen der Stcuerveputation damit einverstanden, daß zur gell von der Neuschaffung zwei« etatmäßiger Stellen bei der Voll- streckungsabtheilung abgesehen werden soll. Da» von Herrn Münch-Ferber eingereichte Project der Anlegung ein« Querstraße in dem zwischen Koch-, Arndt-, Kais«-Wilhelm- und Moltkestraße gelegenen Baublocke wird, nachdem man noch «in Gutachten deS Herrn Stadtbezirttarzte» hierüber eingeholt hat. ab- gelehnt, ebenso beschließt man, vor ErtHeilung der Lauerlaubniß zu zwei am Roßplatz projectirtea Neubauten» »och den Herru Stadt- bezirkSarzt gutachtlich zu hören. Dem Gutachten der Neubauten, und Gtraßenbaudcputation, weaen Belassung von Vorgärten in der äußeren Waldstraße »wischen Straße 6 und dem Rosenthale unter den von Herrn Prof. Frege gestellten Bedingungen, tritt man bei und soll hierbei auch die Regeluna der Frag« de» Schleußenbaue» ans jenem Tratte unter Berücksichtigung der bereit» mit Herrn Prof. Frege gevflogeuen Ver handlungen ersolgen, womit di« Straßenbaudeputation beaustragt wird Die Tiesbauoerwaltung hat auf Grund der Beschlüsse de« Rathe« und Stadtverordneten - Collegium« den Plan der Tieferlcguug de« Obstmarktc» nebst neuem Kostenanschlag ««»gearbeitet. Danach be- tragen die Gesammtiosteo 395,385 ^l 75 wovon 157,166 »l *) Liugegangen bet d« Redattio» am 17. Juni. 15 ^1 » conto Stammvermögen und 238,219 X 60 a conto Betrieb zu verrechnen sind. Man »«willigt diese Beträge vorbe- hältlich der Zustimmung der Stadtverordneten, beschließt auch, einen Techniker mit der Schätzung des Werthe« der Wasjerlrast d« Non- nenmühle zu beauftragen, nachdem man zuvor noch von dem DiS- losition-plane der Tiesdauverwaltung über die Reihenfolge und Anordnung dcr verschiedenen hierbei nolhwendig werdenden Arbeiten Kcnntniß genommen hatte. Den Polizciamtsregistratoren der Ein- wohnerstube beschließt man für Ausstellung der Geschwornentiste im Jahre 1880 eine Entschädigung von 330 zu gewähren, genehmigt odaiin mehrere Unterstützungen au» der Mende'schen Stiftung und vergiebt die Lieferung der Oesen für daS Alumneumgebäude der Thomasschule nach dem Anträge deS Herrn Referenten. Bon der Finanzdeputation ist unter Theilnahme von Abgeord neten de» Stadtverordneten-Collcgiums die Stadtcasse revidirt und Alle» in Ordnung befunden worden, wovon man Kenntniß nimmt. Zum Schluß genehmigt man noch nach dem Anträge der Straßen- baudeputation und des Herrn Reserenten dcr IX. Registrande die Detailpläne der Pserde-Eisenbahn-Gesellschast bezüglich der in der Windmühlenstraße einzulegendrn Geleisanlagen v«m 18. Juni 1881.*) Der Verein für Familien- und BolkSerziehung hat eine Anzahl Berichte üb« seine Thäiigkeit in den letztvergangenen Jahren über- endet. Man beschließt, demselben hierfür zu danken. Ferner nimmt man Kenntniß von der cingcgangenen Anzeige über die Wahl deS Direktors des Königl. ConservatoriuinS und der von Sr. Maj. dem Könige erfolgten Bestätigung der Wahl. Hieraus beschließt man allenthalben nach dem Gutachten der inanz- und Krankenhausdcputation über die Betheiligung deS lacobShoSpitaleS am Erlöse auS den Plätzen an der Jacobsttaße. ibenso genehmigt man mit einer Modisication die Verhandlungen der Oekonomie-Deputation wegen Ausführung eine« größeren Areal- austauscheS io Lindenauer Flur und eines dergleichen mit dem Ritter gute Wahren. Genehmigt auch einen Neubau an der Promenade nach Maßgabe dcr cingereichten Pläne, jedoch vorbehältlich der Zu- tinimung der Stadtverordneten, zur Anbringung eines 50 Tenti- meter über die Fluchtlinie hervorragenden Portales. Die von den Stadtverordneten genehmigte Einführung der Wasser- leitung in einen Tract der Leplaystraße ist nunmehr zur Ausführung zu bringen. Den Neubau der Capelle und Leichenhallen auf den, JohanniSfriedhos beschließt man vorbehaltlich d« Zustimmung der Stadtverordneten und nach dem Antrag dcr Hochbauvrrwaltung um 6 Meter von den Grabreihen zurückzurücken. vo« 22. J«nt 1881. Die Stadtverordneten haben den Verkauf zwei« Billenplätze an der Hille» und Sebastian-Bachstraße, zweier Bauplätze än der Secburgstraße und zweier dergleichen an dcr allen Elster genehmigt und ist mit den Betreffenden nunmehr Vertrag «bzuichlleßen. Da gegen haben sie den Zuschlag eines Eckplatze« an der alte« Elster abgelehnt und nur unter der Voraussetzung der Zahlung eine» Kaufpreises von 38 pro O».-Meter den Rath zum Verkauf ermächtigt. Dem betreffenden Bieter ist hiervon Eröffnung zu machen und ist er zur Erklärung auszufordern. Wegen der Verwendung von Schlackengußsteinen beschließt man, den Stadtverordneten zu antworten!, daß dieselben, insoweit der Borrath an solchen noch reicht, zu einzelnen Pflasterungen »och verwendet werden sollen. Von den Beschlüssen dcr Stadtverordneten bezüglich der Reguli- rung dcr Trottoirs aus dem Peterssteinweg und in der Schützen- straße ist die Tiesdauverwaltung in Kenntniß zu setzen. Weiter haben die Stadtverordnete» dcr Verwendung von 600 zur Herstellung gepflasterter Uebergänge in d« Carolinenstraße und von 715 Xl zu Reparaturen an dem Elsterabfallgraben zugcstimmt und ist in beiden Fällen Verordnung zu erlassen. Bei dem Abstrich der Stadtverordneten für Neuherstellung de- Treppenhause» im Museum saßt man für dies Jahr Beruhigung, will jedoch die Hoch- bauverwaltung mit ein« Begutachtung beauftragen, wie weit ein« Reinigung dcr Treppe in diesem Jahre noch vorgenommen wrrden kann. Von ein« Anzeige de« Theater-Inspektors, daß da» nach Berlin verliehene Nibelungen-Inventar unversehrt zurückgekommen sei, nimmt man Kenntniß, ebenso wie von ein« Zuschrift des Herrn Ministers von Falkcnstein, in welcher er für das au» Anlaß seine« 80. Geburtstage» vom Stadtrath an ihn gerichtete Gratulation»- schreiben dankt. Hieraus beschließt man, dem Gesuche de» Borstande» de» Allge- meinen Turnvereins um Uebernahme mehrerer größerer Reparatur- arbcitcn an dcr Turnhalle aus Stadtkosten vorbehältlich der Zu stimmung der Stadtverordneten zu willfahren. Ebenso genehmigt man nach dem Anträge d« Gcwerbrdeputation die Errichtung eine» Lrtsstatut» bezüglich dcr Erlaubnißeriheilung zum Betriebe eine« Psanvleihgcschäftes, welche an den Nachweis de» Bedürfnisse» ge- knüpft werden soll. Weiter verwilligt man nach dem Anträge der Feuerlöschdeputa- tion 4525 85 zum Ankauf zweier Garnituren für die 2. und 3. Dampsspritze z» Lasten des Betriebe» und ist Zustimmung der Stadtverordneten hierzu einzuholen. Den Hausstand nebst Niederlage im Grundstück Reichsstraße 51 scblägt man dem Höchstbietenden zu, genehmigt die Vorschläge der Wahldcpiitatio» bchuss Ernennung der Wahlvorsteher zu den be vorstehenden Landtagswahlen und vergiebt nach den Anträgen dcr Herren Deputirten die Neudielung der Plagwitzer Brücke, sowie die Pflasterung des BlücherplatzeS. Die Erklärungen dcr Kirchenvorstände zu St. Thomä und St. Nicolai, nach welchen dieselben bereit sind, für sechs neu anzu stellend« Bläser einen «höhten Beittag zu zahlen, beschließt man den Stadtverordneten mitzutheilen und sodann die früheren Beschlüsse bezüglich de» Stadtorchesters weit« auSzusühreu. Wegen der mit Ende diese» Jahres aus dem RathScollegium auSscheidendcn unbesoldeten Herren RathSmilglied« ist den Stadt- vcrordnetcn Anzeige zu erstatten und sind dieselben um Vornahme der Neuwahlen zu ersuchen. Zum Schluß werden noch eine Anzahl Unterstützungen an Be amte, sowie Gratifikationen wegen stattfindendn Jubiläen vcr- willigt. v-m 2S. Juni 1881.-) Die Stadtverordneten haben 1) die Herstellung ein« Thonrohrschleußc am Rabensteinplatz, 2) die Reparaturen an den Privetgruben der Turnhalle und im Fcttviehhose genehmigt. ES ist in beiden Fällen mit der Ausführung »u beginnen und Verordnung zu erlassen und vergiebt nian den Schlcutzenbau aus Grund der inzwischen eingeforderten Offerten au den Mindest, fordernden. Weit« haben die Stadwerordneten die Abtretung eine» kleinen Arealstreisens an Herrn Zimmermeist« Jffland unter d« Voran», setzung genehmigt, daß derselbe hierfür 500 zahle. L» ist seine Erklärung hierzu einzusordern. Hieraus genehmigt man die Verhandlungen mit Herrn Mehl garten in Gemäßheit de« Gutachten» der Neubauten- und Straßen- baudeputation im Principe, tritt auch den Anträgen dieser Deputation behufs Erwerbung de» zum Durchbruch der Sidonirnstraße ersorder- lichru Areal« mit einer Modifikation bei. Mit den Stadtverordneten ist seiner Zeit hinüber zu communiciren. In gleicher Weise genehmigt man die Verhandlungen mit dem Vertreter der StaatSregieruna in Sachen der Ausnahme der städttschca Irren in die königl. Jrrenklinik hier und ist uunmehr Zustimmung der Stadtvrrordnetcn einzuholen. *) Elngegangen bei der Redactton am 23. Juni 1881. —) Eingegangen btt der Redaction am 28. Juni 1881.
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