Dresdner Nachrichten : 04.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-01
- Tag1924-01-04
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- Dresdner Nachrichten : 04.01.1924
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Ser«». 1 Z«m»ar 1924 — Dre»d«er Xachrlchi« — Nr.« Seite Me Sroße Koalition in Sachsen gesichert. Ae voraussichtliche MMerlIfte. rre»0««,4. Ja». sX» U<r »acht»). Die »nr v!l»«»« «ine, f»ge»«n»1en »ratze» a»al«t»a« t» Sachse» «.»geleitete» »»» eifrig »«iriebene» vcrha»dl»«ge» «wische» de» drei «Utelparteie» »ade» h««te ,« «ine« «rgedni» geführt. «uh tze« »er seitherige Fi»an»«l»ister Heidt ,,« MiuifterprLst. tze»te» gewühlt «erde» dürft«. Sr wird sei» Sadiuett wie folgt »Ude«: «rdalte»r Müller, Shemnitz sgemäß. S-z.s. Inneres? Mi«lfterlald!r«ktor Dr. Dehae lDew.s. Finanzen? Rechtsanwalt Dr. « ais« r iD. «».). Jnftiz? S-l» «Ich lSo,I. «trtschast? SlSuer sSoz.'. Arbeit? Ministerialdirektor Dr. Schultz«, Kultus. Fellisch. der der radikale« Chemnitzer Richtung an gehört. ist als Konzession au d!e soz'alistlsil'e Mlttclgruppe akzeptiert worden. Ob der Landtag »ach Bildung des Kabi nett- aufgelöst wird, steht «och dahin. Die Möglichkeit ist durch aus noch Vorhände«. Zu erwarten ist. dah nach Bildung dieser Regier««« ei» Grund sitr das Fortbestehen des Ausnahme« znFandes als nicht mehr vorhanden erachtet wird, und das, da her seine Anshebung in absehbarer Zeit erfolge» dürste. Der »Vorwärts" wamk die Sozialdemokratie vor Regierungsverzicht. Berlin, ö. Han. Der „Vorwärt s" veröffentlicht heute einen Artikel, der sich mit den augenblicklichen säwsischen Verhältnissen befabt und dessen Verfasser. Richard Jllge-Leipzig. lebhaft für die große Kolitis» von der Sozial, oemokrati« bis zur Deutschen Bolköpartei auch in Sachsen eintritt. Das kurze Gastspiel der Kommunisten iu der Regie rung habe ebenso wie in Thüringen gelehrt, das, ein Zu» sammenarbeiten mit den Kommunisten nur möglich sei. wenn sich die Sozialdemokratie der kommunistischen Politik und Taktik völlig unterwerfe. DaS habe aber selbst der linke Flügel der Partei in Sachsen nie gewollt. Für die Sozial- demokratte ergäbe stch. da sie über keine Mehrheit zur Regie- rung-btldung verfiige. ganz von selbst die Notwenbiakett, mit bürqerltcheu Parteien eine Koalition zu bilden. Da e» nun iu Sachsen keine andere Lösung mehr gäbe, mülle e» eben mit der «rosten Koalition gehen, wie e» auch in Preuße« seit mehr al- zwei Jahren mit der groben Koalition ge- gangen sei. SS märe deshalb daS richtlaste, wen« stch der Landespartettag am «. Januar ohne Landtag-anslvsnna sür bl« große Koalition entscheiden würde. Neuwahlen würden an dem Verhältnis der Sozialdemokratie zu den Kommu nisten nicht- ändern. Sie würden höchstens dt« bestehende Kluft noch tiefer machen. Der Verfasser warnt noch eindringlich davor, es soweit kommen zu lassen, daß die NegierungSmacht ans den Händen der Sozialdemokraten, in denen sie wenigstens zum Teil ver- bleiben müsse. ausschließlich in die der bürgerlichen Parteien übergehe. Der Einfluß der Sozialdemokratie wäre dann völlig gebrochen und auogcschaltet. So.ziol-emostralen für die Lantzfaq»auslSsung. In einer Delegiertenkonferenz des v. Unterbezirks der V. S. P. D. im Wahlkreis Ostsach>c» wurde gegen nur ach» Stimmen eine Entschließung angenommen, die Auslösung des Landtages zu fordern. Die „Säuberung". Wie der ReichStagöabgeorLncte Tittmaun in seinem auf- schciierregenden Artikel über die augenblicklichen Verhältnisse in der V. S. P. D. Lachsen schon angcdeutet hatte, sollen bei bevorstehenden Wahlen alle ..rechtsstehenden" Genossen von den Kandidatenlisten ausgcmcrzt werden. Tag diese Absicht nicht nur besteht, sondern daß sie von der radikalen Mehrheit auch in der rücksichtslosesten Weise durchgesctzt wird. daS be- iveist der AuSgang der letzten Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins kn Plauen t. V. Dort wurden, nachdem mit 195 gegen 50 Stimmen eine Entschließung gegen den Artikel Dittmanns angenommen worden war. als Kandi daten sür die NeichStagSwahlen Graupe und Levi und für die Landtagswahlen Frillch-Plauen und Hartzsch-Mühlau ans- gestellt Tie Kandidaturen der bisherigen Reichstagsabgeord- ntten Jäckel und der Landtagsabgeordncien Schnirch und Schur ig sind damit erledigt. Die ehemaligen „ttnabhängi- gen" Jäckel und Schntrch sind also schon längst nicht mehr radikal genug. Der thüringische Skanöal. Berliner Verhandlungen mit der thüringischen Vegiernng. (Drahtmeldung untrer Berliner L ch r t k t l«i t u « g.) Berlin, 8. Jan. Wie cö heißt, ist zwischen der Reick,S- regieruna und der thüringischen Negierung vcrclnbart worden.! daß die Mitglieder der thüringischen Regierung am Sonn, abend nach Berlin kommen, um in einer Aussprache mit der Reichsrcgicrung die gegenwärtigen Mcinungs-^ Verschiedenheiten zu klären. Erst nach Beendigung dieser Be. fprcchung wird die Rctchsrcgi.rnng über ihre weitere Haltun-? Beschluß fassen können. Der thüringische Innenmln ster Hermann im UnkersuchungsgefLngnis. (D r a h t m e l d u n g unsrer Berliner S ch r t s t l c i t u n g.) Berlin, ü. Ja«. Der thüringische Innenminister Her «a u u ist aus Antrag des Weimarer Oberstaatsanwaltes in das Weimarer Untersuchungsgefängnis ühergeführt worden. Die Untersuchung gegen ihn soll mit allergrößter Beschleunigung durchgrsührt werden. Das Staatsministerinm wird erst dann zn den Vorgängen Stellung nehmen, wenn das Ergebnis der Untersuchung vorliegt. ; Gedrückte sozialistische Stimmung in Thüringen, r Sozialistisches Wahlabkommeu mit den Kommunisten. Weimar» 8. Jan. Ueber die Wirkung der jüngsten Ent hüllungen wird gemeldet: Die Stimmung iu de» sozialdemo kratische» Kreise» ist äußerst gedrückt, da die Partei Lurch das Verhalten ihrer Ministergcnosse» aus das äußerste b.otzgestcllt ist. In bürgerlichen Kreisen ist man im Gegensatz dazu befriedigt, daß die Bombe errdllch geplatzt ist und her Weg zu einer gesunden Neuordnung der Verhältnisie frei -u werden scheint. Wie es beißt, soll die SänberungSaktiou durchaus noch nicht beendet sein, sondern weitere Ver. Haftungen sollen bevorstehen, La noch verschiedene andere Mitglieder der Regierung in die trübe Angelegenheit ver wickelt zu sein scheinen. Die Sozialdemokraten haben in Thüringen am Mittwoch ein Wahlabkommen mit den Kommu nisten geschlossen, um eine bürgerliche Mehrheit in Thüringen bei den Wahlen zu verhindern. Die Auslösung -es bayrischen Sandkags im Derfassungsousschlch. München, 8. Jan. Im Berfasftrngsausschnß SeL Landtags haben heule die Verhandlungen über die Anträge begonnen, die sich mit der Frage der L a n d t a g s a n f l ü s n n g beschäf tigen. Die Bäurische Volkäpartci erklärte, sic hafte an der umgehenden und bedingungslos.'»« Auflösung des Landta s fest. Die Redner der übrigen Parteien widersprachen der Be hauptung der Bäurischen Vollopartei. daß die AbäilderungS- antrüge eine Verschleppung der Landtagsauslösung bedeuten würden. Ein Antrag des Abgeordneten Held lBayr. Vp.> »rill die Negierung ermächtigen, die zur Ansnleichung des bayrischen Staatshaushalts erforderlichen Maßnahinen dnrch- zusühren, und ein Auirag der Demokraten besä t, daß die Regierung über die zum Ermächtigungsgesetz angenvuimcncn Anträge nicht hinausgehen dürfe. Fnianzminister Dr. Krausneck erklärte, dah die Regierung sich mit der Ab änderung des Finanzgesctzes und des Ermächtignngs-'Lsctzcs nicht abfindcn kö n n e. Sic miissc, na^ dem der Landtag versag» hätte, sich über alle Bedenken hinrvcgsctzcn, und sie habe bereits von sich aus gehandelt, so vczsiolich des Personal abbaues. Gegenüber einem sozialistischen Redner erklärte der Finanzminister. daß gerade die Sozialistische Partei denAn ja n ad e r Inflation verschuldet habe. In bezug auf die Frage der Aufwertung der Hypotheken erklärte der Minister, man scheine im Reiche jetzt der Meinung zu sein, Satz ein gesunder Mittelweg eingcschlagcn werden müßte. Die Anklage gegen Hikier noch nicht eingereichk. München, 3. Jan. Ein hiesiges Blatt wollte wißen, daß der Prrzctz gegen Hitler vor dem Volksgericht in München am Sk o. M. beginnen werdL. Tiefe Melkung ist nach den »Münchu. Neuest. Nachr." unrichtig. Das Gcrichr Hut vikkmeür den Termin für die Verhandlung ttvcrtzanpi noch nicht fest gesetzt, weil die Anklage noch nLcht etngereicht ist» 1M.T.BJ Haftbefehl gegen Graf von MvoNn-Sckark. München. 8. Jan. Das Vo'.ksgericltt zu München erließ gegen den im Jahre 1900 in München geborenen KarlLcon Graf von Moulin-Ecknrt einen Haftbefehl wegen Hochverrats. (W. L. B.) Oertliches «atz Sächsisches. Eine Verfügung de» Vehrkreiskommandeur» über die Wahlbeteiligung der Parteien. Für die bevorstehenden Gemeinoewahlen im Freistaat Lachsen bestimme ich hinsichtlich der Wahlüetättgung sä Mt l ich er Parteien folgendes: . . . ^ . 1. Auch den Mitgliedern der Parteien, deren vrganisa tionen und Einrichtungen verboten sind, ist es gestattet, Wahl organisattonen lBereinigungcn. Ausschüsse usw.j zu bilden Sie müssen sich ausdrücklich als solche bezeichnen und dürfe, sich lediglich mit der Vorbereitung und Durchführung de, Wahl befassen. S. In Abänderung meiner Verordnungen über Ge nehmigung von Versammlungen sind Wahlversammlungen sämtlicher Parteien nicht genehmigungspflichtig. Sie sind aber mindestens 48 Stunden vorher bet oer zuständigen Amt e hauptmannichasl oder den Polizeibehörden der Städte mir revidierter Städteorduung anzumelben. 8. Aus Anlaß 1er Wahlen herauogcgebene Flugblättei Handzeticl. Wa h l zeitungen nud ähnliche Kundgebungen bc dürfen vor ihrer Vervielfältigung und Verbreitung der Ge > nehmigung der unter Punkr 2 ge,ianntcn Behörde». 4. Eine Betätigung der Parteien, deren Organisation, i> und Einrichtungen von Verboten betroffen sind, aus Aniin, oer Wahlen z. B. in Wahlversammlungen und durch Heran- gäbe vv» Flugblättern usio. bars nur von len unter Punkt erwähnten W a h l organisaftonen ausgchen. ö. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündui in Kraft und erlischt mit 1er Beendigung der WahlhnuÄlun Dresden, den 3. Januar iS2tl. Ter Befehlshaber, gez. Müller, Gencralleiitnanl. Die präfidenken des Evangelisch-lutherischen Landes konsistoriums wieder im Dienst. Das Reichsgericht entscheidet gegen die sächsische Regierung. Bekanntlich hatte die sächsische Negierung auf Grund dr sächsischen Altersgrenzengesetzes die Pensionierung Ses Ptt sidenten und des Vizepräsidenten des Evangelisch-lutherisch. Landoskvnsistoriums verfügt. Nachdem das Reichsgericht eu schieden hat. daß die Anwendung des genannten sächsisch»'! Gesetzes auf die Mitglieder des Landeskonsistvriums w>> Artikel 173 der Reichsvcrfassung nicht vereinbar ist. habe Präsident D. Dr. Böhme und Vizepräsident D. Jhmel mit Beginn des neuen Jahres ihre AmtsgcschSste wieder übe nommen. Artikel 173 bestimmt, daß bis zum Erlaß eines Reich s ge setz es die bisherigen aus Gesetz, Vertrag oder besondere Rechistiteln beruhenden Staatlsleistuugen an die Religion-, gescllfchaftcn bestehen bleiben. Das Rcichsgesetz ist aber »och nicht erlaßen. Die sächsische Regierung hat also durch ihre Eigeumächtigkelt wieder unnötige Beunruhigung in weile Kreise der evangelischen Bevölkerung Sachsens ge Jagen, die vermieden worden wäre, wenn sic sich streng auf den Loden der Reichsversaßung gestellt hätte. Graf v. Vrühl-Renard s. Aus Schloß Grotz-Strehlitz in Oberschlesien verstarb am 31. Dezember, kurz vor Vollendung seines 71. Lebensjahres. Karl Graf v. B r ü h l - N e n a r d, Herr aus Seifersöorj bei Nadeberg und Kideikommitzlierr auf Grotz-Strehlitz. Mi. § dem Grasen v. Brühl-Nenard ist ein Edelmann im wahrst," j Sinne des Wortes heimgegangen. Er hat in der Oeffentiiü , kcit jahrzehntelang viele Aewtcr bekleidet, vor allem ave - durch seinen unbegrenzten Wohltätigkeitssinu sich ein dauern des Andenken in den weitesten Kreisen gesichert. Tai" > zeichnete den Entschlafenen — äußerlich eine imponierend '.Erscheinung — eine bestrickende Liebenswürdigkeit, Schlich- .heit und Herzensgüte aus. Ter Verstorbene entstammte de > dritten Linie des bekannten sächsischen Uraöelsgeschlechts un , war geboren am 22. Januar 1853 zu Dresden. Durch sein , Mutter, eine geborene Gräfin Renard, kam er iu den Best - des 70M im umfassenden gräflich Rcnaröschen Fideikommisse j in Groß-Strehlitz und nahm infolgedessen im Jahre 1909 de , Doppelnamen o. Brühl-Renard an. Nack) Beendigung d, Uuivcrsltätsstudien hatte er sich dem diplomatischen Dienst deS Deutschen Reiches gewidmet, aber als Legalionslekretä seinen Abschied genommen. Er war Rittmeister der Rescrv im 2. Garde-UlLncn-NcgtMent. Im Jahre 1901 wurde er ol- Vertreter der Rittergüter im Meißner Kreise in die Erft ^ Kammer gewählt und gehörte ihr bis 1918 an. Irr Land tage 1SY1/2 war er Mitglied der vierten Deputation und Landtage 1908/4 bis 1910 Mitglied der zweiten D-eputatipn, Sekt 20 Kahren war er Mitgliä» der BezirkSoerfamm- kung Dresden-Neustadt. akS solches sine Jeßtlaug ststlver tretender Vorsitzender und Mitglied des VezkrkSauäschul'ftH. Der Landesverekn für innere Mission verliert in dem Verstorbenen einen ihrer bedeutendsten Förderer Graf v. Brülil-Nenarb war der Vorsitzende der Anstalten de: inneren Mission, die sich ftn Rödertale befinden, des Kinde; erhvlungshcims „Bethlehemstist", Augustusbad, der EpNep tischenanstalt Kleinmachan und des F-rauenhcims „Tobia. Mühle". Ueber 80 Jahre lang hat er diese Anstalten betreu Die Schliebung -er Deuischen Bücherei m Leipzig. Wie gemeldet, ist kurz vor den WeihnaclftSseietlagen die Deutsche Bücherei in Leipzig — Deniichlcmds Nationaibibltothet — geschlossen worden, weil die Mittel zur Fortführung des Betriebes sehlen. Ueber den unersctzlichcn Verlust, den diese Schließung sür die wissenschaftliche Arbeit, das geistige Leben und die geistigen Arbeiter Deutschlands be deutet, wird uns geschrieben: Als nach der politischen Einigung Deutschlands das Be wußtsein der geistigen deutschen Einheit innerlich zn wachse» begann, fand es nach verschiedenen Ansätzen endlich auch seuicn Ausdruck in der Sammlung alles deu.schcn Schrifttums, in der Gründung der Deutschen Bücherei zn Leipzig. Eine solche Einrichtung besaßen Nationen mit älterem Voltsbewußtsein wie die Franzosen und Engländer schon längst in der Pariser Nattonalbiblicthek und der des Britischen Museums. Viel zeitiger hatte sich das gleichzeitig mit »ns geeinigte Italien die Nationalbibliothck in Florenz sür sein Schrifttum ge schaffen. Tie Amerikaner sammelten alle Amerikana in der Kongreßbtbliotl>ek in Washington, die Schweiz alle Helvetica in der Landesbibliothek in Bern. Das späte Entstehen der Deutschen Bücherei setzte sie den alten Büchereien gegenüber Zn den Vorteil der neuesten und vorzüglichsten Einrichtungen, was jeder bestätigen wird, der in Paris und London selbst gearbeitet hat. Mit dem Erstehen dieser Bücherei empfand der geistige Arbeiter den Stolz über einen Wert, den auch kein verlorener Krieg oder Umsturz umwerten konnte. Nun soll der geistige Arbeiter, neben einem Teil unserer Jugend einer der letzten Idealisten tm heutigen Deutschland, durch die Schließung der Deutschen Bücherei auch diesen Wert verlieren. Geradezu fieberhaft hat nach dem Kriege auf alle» geistigen Gebieten eine Tätigkeit eingesetzt, wie um hier am ersten di« Verluste «tedereinzübringrn. In allen akademischen Ferien stiege» Gelehrte, Politiker, wissenschaftlich arbeitende Kauf leute, die nicht das Glück hatten, am Platze zu wohnen, in Leipzig ab. nm ans der Dentschen Bücherei zu arbeiten. Hin- rtcks wöchentliche- Verzeichnis hatte frül>er in anerkennens werter Weise die Neuerscheinungen angezeigt: setzt unter- richtete da- ausgezeichnete BerzeichniSberDeuischen Bücherei über alles, was neu erschienen war. Hier war nuu alle- sofort «inzusehen, währcnb andere vlbNotheken das «vtwendtgst, «rbritvmalertal nicht anschaffen konnten, ge- kchwetgr denn, daß rS der Einzelne hätte besorgen können. Von der Deutschen Teifenzeitung b«s zur Zeitschrift für Asinrfp- logie waren hier alle Zeitschriften zn bekommen, voll ständig, nicht nur in Auswahl, daS Material über die Kriegs- schuldsrage, den Nuhrcinbruch, das AuslandSdeutschium bis zur Einsteinschen Relativitätstheorie, Als die Deutsche Jugendbewegung z. B. darangehcn wollte, sich ein Archiv ihres Schrifttums anzulegcn, sah sie zu ihrem Erstaunen, daß es aus der Deutschen Bücherei schon vorhanden war. Die Opserwilligkeit der deutschen Verleger und die rüh rige Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei haben dafür gesorgt, daß die Deutsche Bücherei die einzige Bibliothek ist, die zur Beschaffung der Bücher keine wesentlichen Mittel ailfzuivcnden hat. Die Anstalt hat auch keine nennenswerten sächlichen Ausgaben. Die einzige Sorge ist der Personaiclat. Die drei Geldgeber der Deutschen Bücherei, das R e i ch, der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig, müßten es doch ermöglichen können, daß dieses einzig da stehende und erstaunlich anfgeblülitc "Archiv den geistigen Sir bciteru wieder zugänglich gemacht wird. Ihre Arbeit, ihr Schassen wird diese Kapitalanlage der Allgemeinheit reichlich verzinsen. Tenn der Zustand, dah eine Büchere» von derart lunsassender "Anlage sich der allgemeinen Benutzung ver schließen muß, ist als empörend zu bezeichne!«. Wenn die Festigung der Mark das deutsche Wirtschaftsleben wieder in geregelte Bahnen zu lenken scheint, so müssen gleichzeitig alle Kräfte zusammenwirkcn, daß auch der deutsche Idealismus »nd das geistige Schaffen sich hoffnungsvoll weiterentwickeln können. Kunst und Wissenschaft. s Dresdner Theater-Lpiclplan sür heute. Opernhaus: -Madame Butterttn" <r--8>: Schauspielhaus: .Maria Stuart" i7>: Neust. Schauspielhaus: „Prinzessin Huschewind" <>-4>. „Die Fee Cavrice" l^8i- Restdenz- theater: .Herr v. Nnßknackcr" Otzi: .Mädi^ 1><N: N - u e» Theater: .Der Schildpattkamm" l^8>. ß Mitteilung der Sächsische« StaatStheater. Opern- hauS. Morgen. Sonnabend iS.j. in neuer Etnstudielung und Inszenierung: „Falstaff" von Verdi mit Burg in der Titelrolle. Stacacmann sFordi. Liesel v. Schuch iAlicej. Grete Nikisch lAennckcnj. Irma Tervani sFrau Outklqi. Helene Jung sKran Meg Paget. Ludwig Eybisch sFcntonj, Tetzmcr iDr. KajuSj. Lange lBardolphj. Puttlitz sPistolj. Einstudierung der Ehöre: Karl Pcmbaur, Einstudierung de- HallettS: Rudolf Hornuff. Bühnenbild: Max Hasatt und Arthur Pältz. Trachten: Leonhard Fanto. Mustkaltfche Lei tung: Fritz Busch: SpieNcttung: Akt» Mora al» Gast. An- fang 7 Uhr, Der erste Konzertmeister Adolf Schicring ist wir dem 31. Dezember 1923 aus der musilalischen Kapelle de> StaatStheater ausgcschtedcn. um einer Berufung als ersie> Violinlchrer an das staatliche Konservaivrium iu Wurzln» Folge zu leisten. i- S lLsee-Onintet» der Llaatseper. Dritter Kammermusikai, u Mittwoch, n. Januar, Nhr, Vereins,aus. Dcrke von .>>, > Huber «Quintett), Beethoven tTrio für Klarinette, oiM», KMtici Ludwig Lvohr tLcptett Op 147). ß Mitteilung des RestbenztheaterS. Allabendlich U»r gelon, die Operette „M ,'t d 1' zur Ausführung. Heute, Freitag, singt e neuverpstichtelc Operctientenor Heinz Steinbrecher erftinaii,, Graten Anatol in „Mädi". — Das Weihnachtsmärchen „H >. r r v : Autzki, acke r" wird bis mit >8. Januar täglich uachutttb >. z§4 llhr zu kleinen Preise» gegeben. ß VersShnuugskirche. Die ttautoreigekelischast wiederholt >» sonntag. de» 8. Januar, abends « Uhr, ibr Weilmach-.skonzert. i> wird dcu.sch Weihnachtsmusik des 18. »nd 17. Jahrhunderts gebo,.> Reinertrag zugunsten der Aolge»>ci„ichaft. .Utrche gcheizi. s- Dresdner r,nkanßler - «rrein. Der sechste UebuitgSabc.i heute. Freitag, tm Palmcngarteu bringt folgende S! e > hetten: Sonate in C-Moll für Klavier und Bieltne von Wilhet. Hinkens tEiscnach) sowie „Mona Lisa"-Lic-er von Otto Ho kl sie in (Dresden). Am Schlüsse steht das Klarierquartctt in C-Lftob von Brahms. AuSsiihreude: Frau Biereck tStaatSoper) sür die er,i mal,,, im „T.-B." gesungenen Lieder, ferner Hosmann-Ltirl (Violine Geier iBratsche), Schilling (Ecllo», Sollstcin und Petzet (Klavier/ Der 7. Uebtingsabend findet am 1. Februar statt. 7 Blascwitzcr Knnstabcnde. Am dritten Abend ein,- längeren Reihe von literarischen und musikalischen Kims: abendcn, die den Bewohnern des vornehmen östlichen Vo. orts Genuß und geistige Anregung bieten sollen, trugen a, Mittwoch Lore Lürmann und Werner v. Bin men thal Dichtungen aus älterer und neuester Zeit vor, die jede in ihrer Sonderart — daö Problem von „Tod uu Lebe»" zu beleuchten und zu lösen suchten. Hölderlin smi einem Briefe au» „Hypcrion"'). Nietzsche (mit Abschnitte« au „Also sprach Zarathustra"), Reiner Maria Rilke l«D' Blinde"), Hugo v. HofmannSthal Uver Tor und ddr Tod' an- als ganz Moderner Joseph Winkler tmit einer außei ordentlich bildkräftigcn Ballade vom Unteraang der „Lus, tania") kamen zu Worte. Bei aller Unterschiedlichkeit de Stimmungen und AuSdruckSsvrmrn klang doch ans allen diese Dichtungen -er eine Gedanke heraus, daß nur daSjenig Leben al» wirklich gelebt gelten darf, da» angcslcht» der Bei aänglichkett alle» Irdischen von der Sehnsucht nach etwa Höherem, Geistigem. Unvergänglichem. Jenseitigem erfüllt l und durch Wirken und Schaffen in Lieb« und Selbstaufopft rung dir Schrecken de» Tode» zu überwind»» sucht. Lore Lür> wann traf bei Hölderlin und «Usk l"«te t« der Gestalt».«-
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