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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-10
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1881
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»rschetut täglich früh «»,. Uhr. UMttti«» «ch Lrpetiti«» chrechftundt» der Led«N<»: i ««mittag» 10-12 Uhr. - ' Nachmittog» 4—6 Uhr. ^ ^ «LLL«'* ^ ^ b«r für »te uächstsolgenbe «»«»«.» bestimmte» Juierckte «» W»che»ca«rn »t« 5 Uhr R«ch»tttaa«, «» Gauu ^Festta,en früh dt»'/,» Uhr. 2» de» ^llitle» stir Ins.-Lnnahme: vtt« i^iem», Universttätsstraße 22, roll Edsche, Kathartarnstraße 18, p. or dt» '/»» Uhr. UkipMtrTagtblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- undGcschaftsverkehr^^^ e» Auflage LV^SQ. Ld«»e»t«t»Prri» viertelj. 4 V« tnel. Brfttgeuloh» b ML. durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 2b Pf. Belegexemplar 18 Pf. Gebühren lür Extrabeila ohne Postbefürdrrung 39 M «tt Postdesörderung 48 ML Inserate Sgespalteire Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer Satz nach höhere» Paris. Lerlamen unter den Urdactiousstrich die Spaltzeile bO Pf. Inserate sind stets am die Expeditta« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praevumeromilo oder durch Post- Nachnahme. ^§191. Sonntag den 10. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Ich sehe zur Veröffentlichung der Erklärung «ich veranlaßt, daß mein an den hiesigen Stadt rath gerichtetes Gesuch, von meinem Amte mich, sobald wegen Wiederbesetzung Verfügung getroffen worden, zu entlassen, in keinem Zusammenhänge mit den neuerlich von hier aus erfolgten Aus weisungen steht. Leidig, S. Juli 1881. Polizeidirector vr. Rüder. Indem wir nachstehendes Regulativ zur Nachachtung für Ille, die e- angeht, öffentlich bekannt machen, bemerken wir zugleich, daß wir nicht nur unsere Wackr mit der Eontroie der pneumatischen Bierdruckapparate hinsichtlich ihrer regel mäßigen Dampfreinigung beauftragt haben, sondern auch nach Verlaus von drei Monaten durch eine sachkundige Persönlich keit. deren Verpflichtung wir seiner Zeit noch zur öffentliH» Kenntniß bringen werden, die Durchführung aller im Regu lativ neu angeordneten Einrichtungen an den Bierdrsck- apparaten noch besonder- überwachen lasten werden. 2r>pz>g- den 24. Juni 18Sl. Der Rath der Stadt Leipzig. sch -eßevtllche Sitzung -er Stadtverordneten «tttstsoh, a» LS. J«lt ». Adead» «»/, Uhr t« Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: 1. Gutachten de» Bau-, Oekonouüe- und bez. Finanz «Aus schüsse» über: ». einen ArealauStausch mtt dem Gute Wahren; d. den Ankauf der sogen. Postwiese; e. Be seitigung de» EanalresteS in Lehmann» Garten, ll. Gutachten de» Oekouomie- und Verfassung» - Au-schufseS über daS vom Collegium beanspruchte Zu,limmung»recht » Anlage bez. Aenderung von Pferdebahnlinien. iutachtea de- Bau- und vez. Ga»-AuSsckuffeS über: ». die Anlage eine- Versuchsbrunnen» behufs Erweiterung der Wasserleitung; d. eine projectirte Vorrichtung im Neuen Theater zum Anzündea der Gasflammen durch elektrische Funken. Gutachten de» Finanz-Au-schuffs» Über: ». die Etatisirung de» neuen Diaeonat» an der PeterSkirch«: d. die Fest stellung der Gemeindesteuern für den ll. Termin. Gutachten de» Verfassung»- und Finanz-Ausschusses über: a. die Reorganisation de» Copistenivesen» beim Rothe; d. die Aushebung der Resthebestelle bei der Etadtsteuer- Einnahme. M. IV. Vekanntmachung, atz» Ordnung vom öffentlichen Kenntnis Ans Sond ro» ff. iSI. 2 der Ersa 28. -Eeptemb« 187» w»rd hierdurch zur ös gebracht, daß diejenigen innerhalb -es Leipziger Regie« rnagsdeztrke» gejtelinngSpflichttgeu jungen Leut«; «eiche ihr« wiffenschasllich« Befähigung für den einjährig freiwillige» Dienst in der bevorstehenden Herbstprnfung Nachweisen wolle», ihr Zulassungsgesuch, in dem zugleich bemerken ist. in welchen zwei fremde« Sprache« der Meldend« geprüsl sein will, spätesten» hi» z«a» L. August diese» JahreS schriftlich und «ater geaauer Angabe der Adresse, an die Unterzeichnete königl. Prüsungs-Eommisfion, Roßplatz Nr. ll, l. Etage, gelangen zu lasten haben. Der Meldung sind im Originale beizufügen: ») MilitairgeburtSschein; d) Einwilligung-attest de» Vater oder Vormunde» mit der Erklärung über die Bereit willigkeit und Fähigkeit, den Freiwillige» während einer einjährigen actlven Dienstzeit zu bekleiden, au»znrUst«n und zu verpflegen; c) Führung-au-wei» aus die ge lammt« seit Vollendung d«S schulpflichtigen Alter» ver flossene Zeit (durch Zeugniste von höheren Lehranstalten, der Potizeiobriakeit oder Dienstbehörde); ä) ein selbst geschriebener Leben«lauf. Im klebrigen wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß Anmeldungen nur von Denjenigen berücksichtigt werden können. welch« da« L7. Lebe«Sjahr dt» »um L. L«g«st l. I. »plleude«, t» da« 20. «, ' ' ' rtuaetrete» sind. Zur Prüfung selbst erhalten di« Angemeldetm seinerzeit Vorladung. Leipzig, am 4. Juli 1881. K»«tgliche Brüfu»»».Eo««tffio« für Gtajührlg- Aretwtllige 1» Regierungsbezirke Leipzig. LeuSmann, von Seckendorfs. Oberstlieutenant. Regicrung»rath. Graul. Vekavvtmachnng. In Gemäßheit des tz, 1 der Instruction für die Aus führung von Wasserrohrleitungen und Wasscranlagen in Pnvatgrundstückcn vom l. Juli 1880 machen wir bekannt, daß der Klempner Herr Heinrich Lederrcht SigiSmund Tornelta» in Reudnitz. Heinrichstraße 37, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und de» Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachge wiesen hat. Leipzig, den 6. Juli 1881. Der Rath -er Stadt vr. Georgi. tm. Vekanntmachnna. In Gemäßheit der 88 2 und 7 de« Regulativ» für Ga», rohrleilungen und GaSdeleuchtuugSanlagen in Privatarund- stücken vom 2. März 1883 machen wir bekannt, daß der Klempner Herr Ar«»z Sari Heidler, hier, Elsterstraße 43, zur uebernahme solcher Arbeiten " den Besitz der hierzu wiesen hat. Leipzig, am 6. Juli 188t. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Alt«. bei un» sich angemeldet und erforderlichen Vorrichtungen nachge- ist Di« llung einer Thourohrschleuß« am Rabensteinplatz« und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herr«, hiervon in Keuntniß «setzt. Lvpzig. 6. Inli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Gesrgi. Sichardw. de». »In Zehnmarkstück, ein vr. Kretichmer. und die Reinhaltung mit einem Mannloch, durchstecken zu können, Soweit da» Bier kommt, sind Georgi. Ortspolizeiliches Regulativ, >te Gt«riöht«ag und Reinhaltung der pnennra- ttschen Bierdruckapparate in Leipzig betreffend. Die zur Speisung de» Windkessel» erforderlich« Lust darf nur aus dem Freien entnommen werden, und zwar: wenn von der Straße, nur in Etagenhöhe, bis wohin der auf- angende Luftschiauch zu fuhren ist — wenn au» Höfen oder Gärten, nur von solchen Stellen, die genügend Garantie für die Reinheit der Lust bieten. 8 2. An der EintrittSöffnung der Luft in den Luftschlauch ist, um den Staub zurück zu halten, ein seines Drahtsieb anzn- legen und deshalb der Oeffnung eine trichterförmige Erwei terung zu geben, da» Rohrende auch so unizubiegen, daß e» sich nach unten zu öffnet. ^ 8 3 Zwischen Luftpumpe und Windkessel ist ein Oelsammler und ein Apparat zur Filtration mit Watte anzubriagen. 8 4 Um den unter Umständen eintretenden Uebertritt von Bier auS dem Faste nach dem Windkessel zu verhindern, ist ein stückstauventil zwischen Faß und Windkessel anzubringen. 8 5. Um die Windkessel von allem von der Luftpumpe her oder auch vom Faste her eingedruugenen Schmutze reinigen controliren zu können, sind die Kessel groß genug, um bequem einen A»p» zu versehen. 8- 8. mit den Rohrleitungen in Berührung diese lediglich au^ Zinn oder GlaS herzustellcn ohre zu verstehen, welche aus wegen inwendig bloS verzinnte Bleirohre. 8 7- Die Bierleitungen zwischen Faß und Buffet, einschleßlich etwaiger durch den Eisschrank geführter Spiralen, dürfen nur ansteigend, nicht lheilweise fallend oder im Bogen, h« gestellt werden. S- 8. Die Bierrohrleitungen lind mindesten» aller acht Tage einmal einer Reinigung mittelst Durchleitung von unter zwei bi» drei Atmosphären Üeberdruck stehendem Wasserdamps und mittelst NachspiilenS von kochendem, später von kaltem Wasser zu unterziehen. Die zur Reinigung anzuwendenden Apparate müssen vom Rathe genehmigt, bez. concessionirt sein. Die Wirthe haben über die vorgenommenen Reinigungen rer Bierlertungen ein Revisionsbuch zu halten und dem äthe auf Verlangen vorzulegen. AlS gültige Einträge im Revisionsbuche werden nur solche angesehcn, welche durch dom Rathe verpflichtete Personen bewirkt worden sind. 8- v Ueberhaupt wird den Besitzern von Bierdruckapparalen die peinlichste Reinhaltung aller Theile der letzteren, in», besondere der in da» Bier selbst eintauchcnden Rohre, zur Pflicht gemacht. 8 io. Die vorstehend» neu angeordneten Einrichtungen an den Bierdruckapparalen sind längsten- binnen drei Monaten, von der erstmaligen Veröffentlichung diese- Regulativ» an ge rechnet, fertig zu stellen. 8 n Dem nach Ablauf vorstehender Frist mit der Revision sämmtlicher Bierdruckapparate zu beaustragenden Sachver ständigen steht da« Recht zu. sich, da nöthig, durch Weg, nähme von Stücken der Melallrohre von deren Vorschrift» mäßiger Beschaffenheit zu überzeugen. 8 12 Dchänkwirthe. welche bei Benutzung pneumatischer Bier druckapparate obigen Vorschriften zuwiderhandeln, werden für jeden Fall mit Geldstrafen bi» zu 15V Mark oder entsprechen der Haft belegt, haben auch die Kosten der Revision ein schließlich der Anwendung eines Reinigungsapparates zu tragen Außerdem haben sie die Wegnahme unvorschristSmäßiger Bierdruckapparate zu gewärtigen. Leipzig, den 24. Juni 1881. Der Rnth der Stadt Leipzig. I>r. Georgi. Kretschmer vier goldene —„ „ne'süb»ne Ta.coenuhr.^eine.n enttvliend Tirol,hule, Schmuckuder ^ drille, eine Krone und Thal eines goldem» ein kleiner Hand- rin Fünfmarksluch »'"' Atrich- ' > § ^ Winicrroch em köffrrchen, eine ^orallenkette. e P n.,»erbosen, ein Handwagen, goldenes tlhemisseiknüpschen. echs Paar U, le h ' ^börsi mit Geld. -Ä» r..°. In Gemäßheit de« 8 1 der Instruction für die Au»- vo« Wafferrohrleitungen und Wafferaniagen in sühnmg von lkvasterrohrleituna Privatgrundstücken vom 1. Juli >880 und der 88 2 und ve» Regulativ» für Ga<rohrleilungen und Ga«b«ieuchtun anlaaen in Privatgrundstücken vom 2. März 1883 ma wir vekanat, daß der Gasingenieur Herr Ad»iph Schtppke j in Firma und d« Schlaffer 1 ' Herr Srnft Rndert Krake 1 Grimmmscher Steinweg 84, znr Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemcldet und de» Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen haben. Leipzig, den 8. Juli 1881. Der Rnth der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Attm. riM. an Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 10. Juli. D,r ruchlose Mensch, welcher den Präsidenten Gavsield mit meuchclmörderischcr Kugel bat da» man jetzt noch nicht mit Sicherheit dw G-uesuug teS Präsidenten erwarlen kann ^e,' cacnden Aclenstückcn ein ankerst.exaltirter Kops rn sein. Der El,es der staatlichen Geheimpolizei. Mr. -Brooks, der Guiteau's Fall sorgsältig geprüft hat, drucktdicMc'nu»^ aus daü Guitcau keine Mitwister Halle und allein an dem Dleinung nach Guitcau wahnstiinig ül oter nicht. Die Be amteu teS Washingtoner Gefängnisses bezeichnen ihn atS ercentrisch und nicht als wahn,innig. 3n >eder Aussage d.e er bis jetzt gemacht hat. erklärt Gu,trau dag ta« Eomplot von ih». allein ausaevacht und durcbgc,Uhrt worden E> srägt alle seine Besucher, w.e der Pra,ident s'ch b-stnb-t b dauert, daß er nicht tovt ist, und sagt, er wünschte, er hätte eine dritte Kugel auf ihn abgescuert, um seinen Leiben ein Ende zu bereiten. Werken die Verbindungen dieses Scheusals jemals ganz taS Tageslicht gezogen werden? Man weiß ja, wie un- „verlässtq die ersten, in der Aufregung zusammengesteltten Nachrichten über solche Vorsälle gewöhnlich sind, und man muß abwarlen. ob sich nicht dock noch Anzeichen ergeben, dag der Mörder doch im Einversländniß mit Anderen gehandelt. Bis jetzt ist desgleichen noch nicht bewiesen. Betrachicl man die Lage der "Parteien, so lassen sich leicht die Dortheilc erwäge», welcbc einer Partei durch den Tod deS Präsidenten entstehen konnten. Zunächst sind die politischen Gegner Garfietd'S die Demokraten, d. h. die Freihändler und Föderalisten der Siidstaaten. die Partei der ehenialigen Sklavenhalter und Baumwollcnbarone. Wenn die Demo kratcn scbon bei der letzten Präsidentenwahl, bei ver- hältnißmäßig ruhiger Zeit, unterlagen, wie hätten sie jetzt legen solle», wenn durch Garfield's Tod die Sympathien für die republikanische Partei in dem ungeheuren Maße gestiegen wären, wie eS bei solchen Fällen geschieht? Ohnehin wird die Partei der Demokraten schon seit längerer Zeit tagtäglich geschwächt durch die einwandernden Deutschen, welche sich jetzt in großer Anzahl in den südlichen Staaten niederlassc» und ihrer politischen Schulung nach wenig Sympathie für die Demokraten, desto mehr aber für die Republikaner empfinden. Se.bst wenn also Präsident Garsield gestorben wäre oder noch sterben sollte, so würde kein solcher Umschwung eintrcten. daß die Demokraten zum Siege gelangen könnten. Die übrigen Parteien, die Greenback- und die socialistische Partei sind überhaupt noch nicht stark genug, um aus einem Um chwung Nutzen ziehen zu kennen. Nur eine große Fraction bleibt, die aus dem Tode Garsield'S Vortheil ziehen könnte, und daS ist die große und eifrige Partei der Aemter- und Bcutejäger, welche zwar keine politische Vereinigung bildet aber die natürliche Vereinigung aller jener Leute ist, die in den Bereinigten Staaten als die Träger deS bekannten CorruptionSsystems angesehen werden müssen, jener Leute, welche »ach den Wahlen, wenn ihre Partei siegreich war. die „Beute", d. h. die Acnitcr, auS dem Rcichthum deS Staates unter sich zu vertl,eilen pflegten. Diese Leute, die wie die Schakale überall erschienen, wo etwas zu holen war, hatten der großen Republik jenen Übeln Ruf eingetragen, den sie eine Zeit lang besaß. Man wußte, daß i» der Justiz, im ^ er. ui der Verwaltung überall die größte Corruption «rrsckte, daß überall die „hervorragenden" Politiker ihre reaturen mit selten Aemtcrn bedachten und daß diese die Aemter als melkende Kühe betrachteten. Justitia hatte natiir sich die bekannte Binde vor den Augen und sah nichts. Die Herrschaft deS Tamniany-RingS und deS Millionendiebs Tweed in Ncw-7>ork bewiesen, wie weit diese Verhältnisse sich ent wickeln konnten. ES kam so weit, daß man nirgends an Ehrlichkeit mehr glaubte und daß man bei sonst ganz achlungSwcrthen Leuten schwächen fand, die sicherlich nur von der allgemeinen üblen Atmosphäre hrrruhrten. aber eben doch ein bedenkliches Zeichen de» sittlichen Niedergang« waren. Wir erinnern an die skandalösen Vorgänge bei der Wahl de« Präsidenten HayeS Endlich ermannlcn sich die Gerichte und brachten einige der Koryphäen de« BculcjagerthumS zu Fall; man faßte wieder Muth und mit Garsiclb bestieg endlich ein ganz energischer Kämpfer wider die Corruption den Präsidentenstuhl. Man sah nach dem Siege Garsield'S nicht wieder jene« widerliche Schauspiel, nämlich daS Niedrrsloßen der Raubvögel aus die „Beute". Garsield war streng genug, seinen eigenen Partei acnossen gegenüber rücksichtslos auszuirelen. In weiten Volks krelscn begann man von Garsield Große» zu hoffen; man laubte. endlich den Mann gesunden zu haben, welcher politische, sondern eine schmutzig-rgoistische gewesen und der Nord eine Thal der niedrigsten Rachsucht. Gern aber Kossen wir, daß die ersten Mittbcilungen richtig sind, daß der Meuchelmörder ein Verrückter ist, und daß die ilnicn keinen Menschen aus ihrem Boden hat, der bei ge- undcn fünf Sinnen sich nicht entbHdel. einen Mordansall aus einen Präsidenten zu machen, au dessen Schmerzenslager daü Land durch seine allgemeine Theilnahme bciundet, wie chr eS ihn verehrt und wie große Hoffnungen e» auf seine aulere und selbstlose Amtsführung gesetzt hat. In Graz fand am Donnerstag eine Versammlung deutscher Universitätsstudenten stall, welche sich der von dem czcchi scheu Pöbel m Prag gemaßregetten Brüder aus das Wärmste annahmen. ES wuiwe folgende Resolution gefaßt: Die deutsche Studentenschaft der Univarsitöt Gra^, bedacht aus Wahrung der Ehre und Solidarität der deutsche» Studentenschaft Oesterreich», drückt hiermit ihr« tiejste Entrüstung aus über das u». qualificirdare Benehmen der Lzccheu gegenüber den deutschen Stu denten Prag- und bedauert zugleich, daß trotz der Skandale gegen die Professoren KlcbS und I)r. Mach keine Vorsorge getrosten worden ist, die Deutschen vor ähnlichen Insulten einer irregeleiteten Masse zu schützen. Die deutsche Studentenschaft zu Graz sieht darin den Beweis dessen, daß lne Deutschen Oesterreichs nur aus ihre eigene Kraft und Stärke angewiesen sind, und hasst, daß durch die Vorgänge in dem letzten Jahre daS Rationalbewußtsein auch bei den Deutschen Oesterreichs endlich kräftig aufloderu werde — das nationale Bewußtsein, welches leider so lauge zum Schaden der Deuilchen und zur Aufmunterung der Gegner derselben geschlum mert hat. Rector Baron Ettinghausen, welcher der Dcrsamm- lunz beigcwohnt hatte, dankte den deutschen Studenten für ihre Haltung und die energische Vertretung deutscher Inter esse». Depeschen deS Grazer Correspondentcn der Wiener lande sc,, den Augiasstall der Eorruplion auSzuseqcn, man erhoffte eine schöne Zukunft de« wirthschastlich so kräftig aus blühenden FreiitaateS — da erscheint ein Meuchelmörder, der den Pra,identen so schwer verwundet, daß man heute noch an 'einem Auskommen zweifelt. Es aiebt keine politische Partei, dw Garneld bekämpft und dabei hoffen könnte, von seinem Tode Vorthe,i zu z.cben. Aber die ungeheure Clique der corrum- xirte,, Aemter,-ger. weiche durch Garsield'S energische Haltung n, ihren Hoftnungen getäuscht worden ist. wird allerdings den Präsidenten mehr als jeden anderen ehrlichen Menschen Haffen. "ne Verschwörung zur Ermordung de« Staat», oberhaupt» stattgefundm hätte, so wäre ihre Thätigkeit keine „N. Fr. Pr ", welche auSsührlicherc Berichte enthielten, wurden , inhibirt. — In Prag ist die Ruhe wieder her- gestellt, und der wohldressirte czechischc Pöbel Heft die aller dings ziemlich beseele Toga des Friedens wieder angethan. Gegenüber den Versuchen der czechischen Blätter, den Vorwurf der Mitschuld an den blutigen Vorgängen der letzten Tage von sich abzuwälzen, dürste eS angezeigt sein, den -Herren' nach- stehenden Passus auS dem die Kuchclbater Vorfälle schildern den Berichte der „Narodni Lifly" entgegen zu halten. Darin heißt eS wörtlich: „Mit Blut und Koth übcrströmt, suchten die armen Teufel von Studenten Schutz und Unterkunft in den benachbarten Dörfern. Doch wurden ihnen die selben nicht gewährt. So kläglich endete die freche Provokation der deutschen Studenten!" Welche» blutdürstige, den Schandthaten de» Pöbels entgegengebrachte Wohlwollen spricht au» diesen wenigen Zeilen! Wenn übrigen» die czechischen Organe neuerdings versichern, bei den Excessrn sei nur und ausschließlich der Pöbel thLtig gewesen, so widerspricht dem ein zweiter Bericht der „Narodni Lisch", in welchem e» heißt: „Die Intelligenz unsere» Volke« war in Kuchelbad versammelt." Für die Haltung der SichcrbeitS-Bebörde ist die Thatsache charakteristisch, daß der czechiscye Pöbel, der vor der Podokalcr Brücke ausgestellt war, um die aus Kuckclbad hcimkehrenden Verwundeten zu erwarten, durch volle vier Stunden unbehelligt in der Lage war, Steine zu sammeln, um damit die Heimkehrenden zu begrüßen. Ein Dutzend SicherhritSwachleute hätte genügt, die Zu ammenrottung zu vereiteln. Das leitende Wiener deutschliberale Blatt beschäftigt sich mit dem Eindrücke, welchen die Prager Excesie in Deutschland hervorgebracht haben. ES erscheint dem Blatte als ein Trost, daß endlich die Tragweite des Kampfe», welchen daS Deutschthum in Oesterreich zu bestehen hat. den Blut»- und Stammesverwandten in Deutschland zu vollem Verständ nisse gekommen ist. Wir würdigen — schreibt die „N. F. P." — diese Kundgebungen nach ihrer ganzen Bedeutung, denn sie sind beredte Zeugnisse für die Gerechtigkeit der Sache, welcher wir dienen; sie stählen in mit den Muih und die Kraft deS Widerstandes, welchen wir »och zu leiste» haben werden, bis es un» beschieden sein wird, die Stellung wieder cinzunchinen, welche un» in Oesterreich gebührt. Allein nicht um die flüchtige Genugihuung handelt es sich für un», daß un» in der Drangsal, welche wir durchleben, Worte der Theilnahme und de» Beileids gespendet werden; wir würden diesen Kampf durchkämpsen müssen, auch wenn kein ermunternder Zuruf, kein Zeichen der siie un» zu Theil würde. Etwa« Größeres ist es, um da» untere üscele bangt: der deutsch-österreichische Bund bildet einen Theil unserer Sorge, und der Gedanke, daß auch auf ihn die Folgen der trostlosen Verhältnisse, unter welchen wir zu leiden haben, sich erstrecken könnten, kürzt uns den Schlaf der Nächte, so daß wir mitunter mit dem Dichter klagen Mächten: „Denk' ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlas gebracht" Die Steine, welche in Kuchelbad aus die Köpfe deutscher Stu denten niederregneien, haben endlich auch im Deutschen Reich« den Schlummer indifferenter Politiker verscheucht. So lange wir um die Grundsteuer, um das achte Schuljahr, um die Lompetenz von Rcichsrath und Landtag aus der Tribüne kämpften, so lange uns durch Polen und Czechcn im Parlamente daS Wort abgeschnitten wurde, hatte man für un» nur nichtssagendes Kopsschütleln, kein Zeichen der Sympathie oder Ermunterung ward un» zu Theil. Aber Steine sprechen eine nachdrückliche Sprache, und wenn wir bitter sein wollten, so könnten wir angesichts der Mundsperre, die über uns verhängt ist, beinahe das Wort des Evangeliums citiren: „Wenn Menschen schweigen, werden Steine reden." Nun weiß man in Teurichland, wofür die Deutschen in Oesterreich kämpfen, man begreift, daß etwas Großes aus dem Spiele steht, daß es eine Anomal,« ist, die Sorge um die Erhaltung des deutsch - öster reichischen Bündnisses Polen und Lzechen anvertrauen zu sollen. Wenn selbst die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", da« Organ de« Fürsten BiSmarck, welche« vordem den «rasen Taasse nicht laut genug zu preisen wußte, sich bemüßigt fühlt, ihre Stimme für die Deuttchen in Oesterreich zu erheben, so gehört kein großer Scharfsinn dazu, um zu errathen, daß die erufthaftrn politischen Kreise in Teutlchland mißtrauisch die Fundamente des deuilch-österreichische« Bündnisse- zu prüfe« beginnen. Wir lieben es nicht, unsere Phan- tasie an Eonjecturen zu erproben, und es liegt uns fern, au» dem Umstande, daß Heuer di« Zusammenkunft der beiden Kaiser von Oesterreich-Ungarn und Deutschland unterbleibt, irgend welche Schlüsse »u ziehen. Es ist auch nicht unser« Sach«, den Politikern in Deutschland zu zeigen, welch« Gefahren dem deutsch, «ster- relckischen Bunde drohen. Da da« Deutsche Reich der Freund, lchast Orfterreich-Ungarns nicht minder bedars, als Oesterreich- Ungarn der seinige«, so mag man in Berlin selbst darüber nach- denken, ob di« Herren Duaaiewski, Prazak, Rieaer dir Präsumtion für sich haben, daß sie überzeugte Anwälte der Allianz mit Teuilch- land sein könnten. Un- handelte es sich darum, zu zeigen, wie wenig man bisher in Deutschland den Sinn unserer heutigen inneren Politik begriff, und zugleich unsere Genugthunna varüver auszudrücken, daß endlich die bessere Einsicht bei unseren Stammes- genossen tm Deutsche» Reiche z» dämmern beginnt. Ja wohl, das Wort des Evangelium« hat sich a» den Steinen von Kuchelbad be währt; der czechische Janhagel hat Wunder gewirkt. Mau miß-
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