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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-11
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Expedition Iohanne-gasse 33. Aprechstonden der Redaction: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmütag« 4—6 Uhr. NtlS»,»« ei«s>kln»dler macht ftch »k ««dactio- »ich! »«rdta»kch Unn «UN So« atme der sür die nächstfolgende nnnner bestimmten Inserate an Wochentage» dt» S Uhr «achmttlag». g« Lonn- »ud Festtagen früh di« ' ,S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Tlnnahme: Lite Klemm, Universität-straße 22, tont» Lösche, Lothar,nenstraße 18, p. nur dis ft,S Uhr. UchjigcrTagclilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LSSS«. Abonnemrntapreis Viertels. 4V, incl. Brinaerlohn ü Mk.. durch die Pojt bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren tür Eitrabeilage» ohne Postbefürderung 38 Mk. Mit Postbeförderung 48 Mk. Inserate bgespaltene Petitzeile 80 Pf. ArStzere Schriften laut unserem Preis« Verzeichnis. Tabellarischer Cap »ach höherem Tarif. Reklamen unter den Redartionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneumiwramlo oder durch Post- nachnahme. 1S2. Montag den 11. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachimg. Nach alter Vorschrift ist eS hier bei Strafe verboten, BlunrentSvfe, Gläser oder andere Sachen ohne aehSrtge Verwahrung durch Gitter oder eiserne Stäbe — nicht Draht, Schnüre oder Bindfaden — vor de» gensteru aufzuftellen, und zwar sowohl nach den Straßen heraus, als nach den Höfen. Bereits unterm 26. Juli 1820 hat der Rath diese schon damals bestehende, aber nicht gehörig befolgte Bestimmung unter Verweisung auf die „gan; welche durch unverantwortliche das Aiisstellen solcher Unvorsichtigkeit Sachen ohne Verwahrung begangen werde, eingeschärst und Zuwiderhandlungen mit 5 Thaler, nach Befinden höherer Strafe bedroht. Seitdem ist die gedachte Vorschrift vielfach erneuert worden und e» ist inmittelst die Bestimmung in tz 366. 8 des Straf gesetzbuchs hlnzugetrete», wonach »lil Geldftrase bis zu 60 Mk. oder Hast bis zu 14 Tagen zu bestrafen ist, wer nach einer öffentlichen Straße oder Wasser straße oder nach Orten hinaus, wo Menfcben zu verkehren pflegen, Sachen, durch deren Umstürzen oder Herabsallen Jemand beschädigt werden kann, ohne gehörige Befestigung ausstellt oder aushängt, oder Sacken aus eine Äeise ausgicßt oder auS- wirft, daß dadurch Jemand beschädigt oder ver unreinigt werden kann. Dessen ungeachtet sind neuerlich wieder zahlreiche Zuwider handlungen, darunter viele Fälle, in denen Blumentöpfe guf die Straße herabgesallen sind, bei uns zur Anzeige gekommen. Wir bringen daher die vorgedachten Bestimmungen zu strengster Nachachtung mit dem Bemerken hierdurch wieder holt m Erinnerung, daß wir mit Rücksicht auf die Gefährlich keit der fraglichen Uebertrctung dieselbe jederzeit unnacb- sichtlich mit Geldstrafe biS zu Btt Mark oder Hast hi- ;« 14 Tagen ahnden werden. DaS Strafgesetzbuch geht weiter, als die hiesige polizeiliche Vorschrift, indem eS auch die Fälle unter Strafe stellt, in welchen Gegenstände im Innern der Gebäude an den Fenstern ohne genügende Befestigung so ausgestellt werden, daß sie auf die Straße herabsallen können. Daher ist dw jo vielfach achrauchte AnSrede hinfällig, daß ein herabgefallener Blumen- wpf nicht vor dem Fenster, sondern nur am Fenster gestanden habe und durch Zugwind oder Sturm, durch Unvorsichtigkeit der Kinder, durch zufälliges Zuschlägen eines Fensterflügels und dergleichen hinausgeworfen worden sei. Für die Befolgung der bestehenden Vorschrift ist, wie hierniit bestimmt wird, der Inhaber der betreffenden Woh nung und, wenn diese eine Familicnwohnung ist, das Haupt der Familie verantwortlich. Wird durch daS Herabsallen eines Blumentopfes oder anderen Gegenstandes Jemand verletzt, so bewendet eS nicht bei der polizeilichen Bestrafung, sondern die Sache ist an die Königl. Staatsanwaltschaft zur Entschließung wegen crimineller Bestrafung abzugeben. Leipzig, am 5. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Harrwitz. Bekanntmachung. DaS 15. Stück des diesjährigen ReichSgesekblatteS ist bei un« eingegangen und wird biS zum 3«. diese» Mouat» auf demRalhyaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1430. Handelsvertrag zwischen Deutschland und Oester reich-Ungarn. Vom 23. Mai 1881. Nr. 1431. Handelsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz. Vom 23. Mai 1881. Verabredung zwischen Deutschland und der Schweiz, betreffend den gegenseitigen Schutz der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst. Bon, 23. Mai 188l. Nr. 1433. Uebereinkunst zwischen Deutschland und Belgien wegen weiterer Regelung der gegenseitigen Handels beziehungen. Vom 30. Mai 1881. Leipzig, den 7. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Nr. 1432. Bekanntmachung. ES soll ein neuer Fahrweg von der Kreuzung des Hohl weg» und StötteritzerwegS in Neureudnitz nach der Eisenbahn- Unterführung des alten Thonberg-Stötteritzer FußweaS her- gestellt und die damit verbundenen Erd- und MacadamiprungS- Arbeiten an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im Ralyhaus, 2. Etage, Zimmer Nr. 14 aus und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Erd- brz. MacadamisiruagS-Arbetten bez. Kteftfusiwege de» Thoadrrg - Stötterttzer EommunicationSwegS" versehen ebendaselbst und zwar biS zum 20. Juli d. I. Nach mittag- 5 Uhr abzugeben. Leipzig, den 8. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Hie Zinsen der Arrge'schen Sttst»»g zur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten, welche minbestcnS 20 Jahre hindurch bei einer oder doch »nr bei zwei Herr schaften in hiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, sind am SO August d. I. in Beträgen von mindestens 3V Mark zu vertheilen. Empfangsberechtigt sind nur wirklich« Dienstboten, d. h. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind bi« zum 31. Juli d. I. unter Bei fügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei unS anzu- bnngen. Spätere Anmeldungen sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche auS obiger Stiftung bereit» einmal belohnt worden sind, können nicht verücksichtigt werden. Etipjig, den 28. Juni 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Vauplatz-verSkigerung. Nachdem der Zuschlag de« am 10. Mai d. I. zum Verkaufe versteigerte», an der Ecke der äußeren Frege- strastr und der Strastr an der alten Elster gelegenen VauplatzeS Rr. 24 res betreffenden ParccllirnngsplaneS von uns abgelehnt worden ist. entlassen wir in Gemäß, heit der Versteigerungsbedingungeil die Vieter hiermit ihrer darauf getbancn Gebote und beraumen zum Verkaufe diese» Platze» von 734 Quadratmeter Flächengehalt anderweiten DersteigerungStermin an Rathsstellc, RathhauS, 1. Etage. Zimmer dir. 16, auf Donnerstag, den 14. dies. Mon., Vormittag» 11 Uhr, an, in welchen« der zu versteigernde Bauplatz mit 27,630 Mark (38 Mk. per Ouadralmclcr) auSgeboten werden wird Der pünctlick zur angegebenen Stunde zu eröffnende Termin wirb geschloffen, sobald bei der Versteigerung ein weiteres Gebot nickt mckr erfolgt, bcz. wenn daS Angebot nickt übersteigert werden sollte. Die BcrsteigerungSbctingnngen nebst PareellirunaSplan liegen in unserem Bauamt, Tiefbauverwaltung, Rathhaus, 2. Etage. Zimmer Nr. l 1, zur Einsichtnahme auö und werden ebenda auch autographirlc Exemplare derselben gegen Be- Zahlung von 60 Psa. abgegeben. Leipzig, den 4. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Ecrutti. Steuer-Zuschlag zur Deckung dcS Aufwandes der Handelskammer. Aus Grund von Pkt. III des Gesetzes vom 2. August 1878, einige durch die Reform der direkten Steuern bedingte Abänderungen gesetzlicher Bestimmungen beir., hat die Handelskammer beschlossen, zur Deckung ihres Verwaltungs-Aufwandes, einschließlich des Auf wandes der Börse, von ihren Wahlberechtigten, d. t. von denjenigen Kausleuten und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der Amts- hauptmanistchaft Leipzig, welche in Spalte ä des Einkommensteuer« LatasterS (Einkommen aus Handel und Gewerbe u. i. w.) mit mindestens 1900 .>6 eingcschätzt sind, für das lausende Jahr einen Steuerzuschlag von vier Pfennig auf jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der in 8. 12 de- Eiiikommensteuergcjctzes enthaltenen Scala aus das in Spalte «I des Einkommensteuer-Katasters eingestellte Ein kommen jede- BeitragSpslichtigeii entfallen würde, mit dem aus den 15. Juli d. I. austeheuccn Hedetermme erheben zu lassen, und e« wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 16. Juni 1881. Der Vorsitzende der Handelskammer. vr. Wachs inulh. vr. Gensel, S. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 11. Juli. Die beginnende Wahlbcweguna trägt einen keineswegs erfreulichen Charakter au sich. Ulster gesäinmtes politisches Leben tritt in der letzten Zeit immer mehr unter den ver giftenden und überaus verderblichen Einfluß der Wahl agitation. Leider sind wir ja schon dahin gekommen, daß derselbe sich nicht nur in der Presse, in den parlamentarischen Reken kund giebt, daß er sogar in parlamentarischen Ab stimmungen und selbst schon in dem gesetzgeberischen Vorgehen der Regierung inik einiger Deutlichkeit zu spüren ist. Je entschiedener wir auf dein Standpunkte der constilutioncllen Regierung des Staates stehen, um so weniger können wir der Meinung sein, daß von derselben solch demora- lisirendeS Dcniagogenwcscn unzertrennlich sei, wie cs sich jetzt allentbatben in vollster Blüthe zeigt. Wir wollen de» stampf der politischen Gegensätze sich immer frei entfalten sebn, energisch und unerbittlich treffe man den Gegner, aber soll dieser Kampf zur Stärkung dcS politischen BolkSbewußtseinS, zur heilsamen Entwickelung des politischen Lebens führen, dann werde er mit offenem Bisir und mit ehrlichen Waffen geführt. Eine gute Sache wird auch um gute Waffen nickt verlegen sein, lieber die Wirkungen einer demagogischen Führung des Partcikampses aus die Ent wickelung des cvnstitutionellcn Lebens ließe sich ein langes Capitcl schreiben, darum sollte der Liberalismus dergleichen den Gegnern überlassen. Im Interesse der Sache dc- Liberalismus möchte» wir ein Wort einlegen sür eine öffent liche politische Discnssion, die auch in Zeiten des verschärften Gegensatzes nicht den Maßstab der objcctiven Richtigkeit und der begründeten Ucberzeuaung verliert, sich allein »ach dem Maße der agitatorischen Wirkung messend. Die Kasseler BezirkSrcgierung hat eine Verfügung er lassen, welche die bei der neulich im Wahlkreise Rinteln- HofgeiSinar vollzogenen NcichStagsersatzwahl agi- tircnd bervorgetretencn Lehrer nachdrücklich verwarnt. „Daß ein solches Gebahrcn," heißt eS darin, „im Dienste irgend welcher politischen Partei in hohem Grade geeignet ist, Zerwürfnisse zwischen dem Lebrcr und einem größeren oder geringeren Theile der Gemeinden hcrvorzurufcn, welche das gedeihliche Zusammenwirken von Schule und Haus gefährden und die Autorität dcS LchrcrS bei der Schuljugend, sowie daS allgemeine Vertraue», dessen er zur Führung seines Amtes bedarf, bedenklich erschüttern, bedarf »m so weniger einer weiteren Ausführung , als die neueste Erfahrung dies tat sächlich wieder bestätigt hat." Für die Folgezeit werden tiS- ciptinariscbe Maßnahmen gegen derartige „Ausschreitungen" der Lehrer angedroht. Sehr richtig bemerkt hierzu die „Hessische Morgenzeitung ", daß diese Verfügung weniger Eonimentare Her vorrufen würde, wenn in älmlickcr Weise der conserativcn Wahl agitation der Geistlichen Einhalt gelban würde Es ist eine sehr unsichere und nur durch den feinsten Takt sestzustettendc Grenze, bis zu welcher die Betbciligung von Personen mit ösfcnllicher Autorität an der Wahlagitation zulässig erscheint, und die über den Parteien stehende Regierung hat darum diese Grenze in ihren Maßnahmen mit vorsichtigster Abwägung zu ziehe». ES muß aber aussallen, daß man immer sehr bald mit Maßregeln bei der Hand ist. wenn es sich um eine Agitation sür Parteien handelt, welche der Regierung nickt gcnebm sind, daß man sich jener Grenze aber im entgegengesetzten Falle nur schwer erinnert. Vielleicht könnte die Abi Heilung für Kirchen- und Schulsachen der Rcgiernrg in Kassel den Blick auch einmal nach oben richten und sich fragen, ob eine solche Verquickung der wichtigsten Berwallungsfragen mit Rücksichten der Wahlagitation, wie sie in dem Sckulertaß des Herrn v. Pultkamer vorlicgt, den Lehrern ein Beispiel besonderer Zurückhaltung aus dein in Neve stehenden Gebiete gebt, und ob nicht auch dergleichen geeignet sein kann, daS öffentliche Vertrauen, dessen die Schule oedarf, einigermaßen zu erschüttern. Zwischen der preußischen Regierung und der Curie 'o.len wieder einmal vertrauliche Verhandlungen stattsindc», wegen deren der Eultusminister nach seiner Rückkehr von Ems einige Tage in Berlin verweilte und in Tätigkeit trat. Die bezüglichen Beratbnngen sind, wie daS ,,B- T." ver nimmt. damals abgeschlossen worden und die Reise de« Skaatsininisters v. Goßlcr nach Kissingen hängt damit nicht zusammen, sondern war schon auf ärztlichen Rath vor der Ernennung des Ministers beschlossen. Als selbstverständlich wird eS bezeichnet, daß in Kissingen zwischen dem Reichs kanzler und dcni Ressortminister Besprechungen stattsindcn werden, sobald sich innerhalb der vicrwöchenllichcn Curzeik Veranlassung dazu von Neuem bieten sollte, lieber den Inhalt jener Verhandlungen mit Rom gehen die Angaben aus einander; allgemein wird die Ansicht ausgesprochen, daß die Einsetzung eines dem Staate genehmen CapitularverweserS in Trier zur Beratbung stand. Von anderer Seile hört man auch von dem Willen der Curie sprechen, die Oberen zur Anzeige der anzustellendcn Geistlichen zu ermächtigen, ohne daß ater für Letzteres bestimmte Angaben gemacht werden können. Trotz teS kleinen Belagerungszustandes entfaltet die So- cialdemokratie in Berlin eine großartige agitatorische Thätigkeit. Am Freitag Abend wurde eine von etwa 200 Personen besuchte Arbeiter-Versammlung nach etwa ^ständiger Dauer polizeilich ausgelöst. Der Buchdruckcrci- besitzer Robert John, Verleger einer neuen „Arbeiter-Zeitung", genannt die „Deutsche Social-Reform". hatte die Versamm lung durch Placate an den öffentlichen Anschlagssäulen be rufen. Die Versammelten, zum größten Tbcil Socialdeino- kralen, verließen unter Hochrufen aus die Socialdcmokratie, Lassalle, Bebel, Liebknecht :c. daS Local. Die anwesenden Polizeibeamleu versuchten die Hockruser zu verhaften, dieselben entzogen sich jedoch heldemnüthig durch schleunige Flucht ihren Verfolgern. TaS schon erwähnte Schreiben deS preußischen KriegS- ministeriumS in der Frage der Entfestigung Sonder- burg-Düppels und der Befestigung Kiels, ist an den Magistrat der Stadt So »der bürg gerichtet und hat folgen den Wortlaut: „Berlin, den 2. Juli 1881. Dem Magistrat erwidert das Unterzeichnete Departement auf daS an das KrieaS.ninlstcriuni gerichtete Schreiben vom 20. vor. MtS. ergebenst, daß laut Allerhöchster Cabinetöordre vom 3. März d. I. die Befestigung von Kiel nach der Landseite und das deinnächstige Ausgebc» der BescstigungSwcrke von Sonderburg- Düppcl genehmigt worben ist. Gegenwärtig ist das Depar tement nicht in der Lage, über den Zeitpunct deS Beginnens der Entfestigung von Svndcrburg-Düppcl und über die hier mit etwa in Zusammenhang stehenden Aenderungen in den Garnison-Verhältnissen genauere Auskunft ertheilen zu können, dasselbe wird jedoch nicht unterlassen, sobald Entscheidung über diese Fragen getroffen, die Eomniandantur zu Sondcrburg anzuweiscii, dem Magistrat entsprechende Milthcilung zu machen. KricgS-Ministerium." Wie die (ossiciösc) italienische Telegraphenagentur „Stefans" vernimmt, hat Fü rst Bis m arck an den italienischen Minister des Auswärtigen, Mancini, einen sür den letzteren sehr schincichelhasten, sowie für Italien sehr freundschaftlichen Brief gerichtet. Derselbe ist jedenfalls die Erwiderung aus die von Seiten Mancini's erfolgte Anzeige seines AmlSan- tritteS. „W. T. B." hat übrigens die von der „Agcnce Havaö" und dem österreichischen „Correspondenz-Bureau" übernommene Meldung den deutschen Zeitungen nicht über mittelt. Ter bisherige Statthalter von Böhmen, Baron Weber, wurde bekanntlich in den Ruhestand versetzt. Er hat daS vierzigste Tiensljahr bereits zurückgclegt und wiederholt um seine Pcnsionirung gebeten. Aus ausdrücklichen Wunsch deS Kaiser» zog er sein EntlassungSgesuch immer wieder zurück, bis ihn die jüngsten Prager Ereignisse erkennen ließe», daß seines Bleibens auf dem Prager Posten nicht inehr sei. Baron Weber begann seine Bcamtenlaufbahn bei der böhmischen Statthalter« und kam dann zur Statthalter« nach Wie», wo er von Stufe zu Stufe emporstieg, bis er als Viccpräsi- dent der Statthalter« zum Leiter derselben ernannt wurde. Unter dem Ministerium Hohenwart wurde er wirklicher Statt Haller von Niederösterreich. Bald nach dem Amtsantritt Vcö Ministeriums Auersperg nach Brünn versetzt, blieb er dort kan», zw« Jahre und kam dann aus den Statthaltcrpostcn nach Prag. Baron Weber, der gegenwärtig im 64. Lebens jahre steht, wurde wiederholt als der Minister deS Innern bei Bildung eines Bcamten-Ministeriums bezeichnet. Der croa tische Landtag beendete am Sonnabend die Beratbung über die Fi um an er Frage und nahm den Be richt deS Ausschusses, in welchem festgestellt wird, daß von einer Fälschung des AuSglcickögcsetzeS von 1868 keine Rede sei, mit 18 gegen 10 Stimmen an, nachdem von den Ver tretern der Regierung nach gewiesen worden war, daß der tz. 66 des AnSglcichsgcsctzcs in seiner gegenwärtigen Fassung durch die Willciiseinigung aller berufenen Factoren zu Stande gekommen ist. Wie dem „B. T." auS Petersburg gemeldet wird, glaubt man, daß die Einäscherung der Stadl Minsk ein Werk der Nihilisten sei. wogegen jedoch das Factum spricht, daß die zahlreich vorher ergangenen Drohbriefe, welche den Brand ankniidigten, nicht vom Nihilisten-Coniile unterzeichnet waren. Angesteckt wurde daS Feuer an verschiedenen Stellen; eS sind circa buntert Häuser niedergebrannt. Die Verluste betragen angeblich vier Millionen Rubel. Unter der Bevöl kerung herrscht die größte Panik. — ES verlautet, daß ver schiedene Personen des Artillerie - RessortS (Pulverfabriken, Gewebrsabrikcn :c.) ihren Abschied erhalten werden. Die russische „St. Petersburger Zeitung" fügt hinzu, dieselben hätten es verstanden, sich während ihrer Thatigknt ein großes Vermögen zu erwerbe». Die „Agence Havas" meldet auS Konstantinopet: Die Pforte gab »cuerdingS der französischen Regierung die Zusicherung, daß sic Nicht« verabsäumen werde, uni die Gc- inüther der Bevölkerung von Tripolis zu besänftigen. Die dort bingesandten türkischen Truppen sollten lediglich die össcntlichc Sickerbeit ansreckterhalten. — Wie verlautet, wird der französische Geschäftsträger in Pcra gegen die Ge rüchte. als hätte Frankreich aggressive Absichten bezüglich Tripolis, Verwahrung einlegen. Den auS Ssax in Paris eingelangten Nachrichten zu folge haben die französischen Panzerschiffe Sfax bombardirt. Die Forts, eine große Moschee und ein Theil des musel männischen Stadtviertels wurden zerstört. Die Insurgenten leisten noch Widerstand. Berichten auö Tunis zufolge erhiel ten neue Truppen (eS heißt 120,000 Mann!) Befehl, nach Ssar abzugchcn. Eö geht daS Gerücht, daß der Äutstand im südlichen Tbeile der Regentschaft im Zunchmen sei. — Pariser Nachrichten zufolge, denen freilich die ossicielle Be stätigung noch fehlt, soll Ssar nach kurzem Bombardement bereits vesctzt worden sein. Während des Bombardements wären mehrere Europäer von Muselmännern ermordet worden.- — Trotz aller Dementis gilt in Paris als sicher, daß der; Civil - Gencralgouverneur von Algerien, Albert GrSvy,- sogleich nach dein Eintreffen deS neuen CoinmandcurS deS algerischen ArineccorpS, Saussicr, Algier mit Urlaub ver lassen wird. — Die gainbetlistischen Organe verthcidigen mehr als jemals den KriegSminister Farre gegen die so wohl verdienten Angriffe der unabhängigen Prc»c, während sie zugleich fortsahrcn. Barthölemy Saint-Hilaire zu besäyiinpsen und zu beschuldigen, daß er durch seine vorsichtige und gemäßigte Politik gegenüber der Türkei die Würde Frank reichs verletze. TaS eigcnthüinlichc Schauspiel, welches in den letzten Tagen Marseille und Toulon bieten, woselbst auS Tunesien cinlressende Truppen landen, während andere sich dorthin einschifsen, macht aus die ösicntliche Meinung sichtlich einen peinlichen Eindruck. Man begreift nickt, weshalb Gam- betta so hartnäckig sortsährt, den KriegSminister zu prole- gircn lind sich dadurch selbst in den Augen der Bevölkerung zu compromittiren. London befand sich am Sonnabend in großer Auf regung und zwar über zwei große Ereignisse, die Verhaf tung deS Eiscnbahnmördcrö Lefroy Maple ton und die Revue der Freiwilligen in Windsor. Säinmtliche Journale sprechen sich in den Leitartikeln in zufriedenster Weise über die Revue auü. Keine Nation könne ein solches Schauspiel auftvcisen. 52,000 Mann, von denen jeder aus eigene Kosten Soldat ist, ist die größte Armee, über die jemals in England aus Einem Platze Revue gehalten wurde. Der „Standard" schreibt, „heute wird die Nation der „Shopkeeper" (bas Krämcrvolk) der ganzen Welt ein Schau spiel darbietcn, wie selbst die kriegerischsten Nationen die« nur selten können." Die Bescheidenheit der Engländer in niilitairischcn Dingen ist sonst sprüchwörtlich; um so mehr muß diese chauvinistische Sprache befremden. Aus dem Eontinente wird man natürlich die imposante Massirung dieser 52.000 Mann ein wenig belächeln. Tie New-Aorker Handelskammer nahm am Donners tag eine Resolution an, welche ihren Abscheu gegen das Attentat und ihre Sympathie sür den Präsidenten Gar- sicld und seine Familie auüdrnckt. Zugleich wurde mit- gethcilt, eine Anzahl Herren habe beschlossen, die Summe von 250,000 Dollars auszubringcn und in StaatSobti- gationcn anzulcgcn. deren Zinsen in Würdigung des edlen Charakters deS Präsidenten an die Gattin Garficld'S und nach deren Tode an ihre Kinder gezahlt werde» sollen. 40,000 Dollars wurden sofort gezeichnet. — Telegraphisch wird uns neck auS Washington vom Sonnabend gemeldet: „Nach dem heute früh 8 Uhr 30 Min. über den Zustand des Präsidenten Garfie ld veröffentlichten Bulletin hat der Präsident eine gute Nacht gehabt und ist der allgemeine Fortschritt in der Neuerung sehr befriedigend. — Ter Staatssccretair Blaine hat heute Morgen an die Vertreter der Unionsstaaten im Auslande telegraphirt, daß mit jeder Stunde mehr Hoffnung aus schließtiche Genesung des Präsidenten Garfield gewonnen wird. DaS Wetter sei heule günstiger." Die Landtagswahl in Leipzig. Au der morgen, Dienstag, wäbrend der Stunden von 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags stattsindcndcn LandtagSwahl ist auch unsere Stadt belhciligt, indem sowohl im 1. städtischen Wahlbezirk, welcher die durch die Prome naden-Ringstraße begrenzte innere Stadt und die Nordvor stadt umfaßt, als auch im 3. Bezirk, der sich aus der Wcst- vorstavt und dem mit der Linie Windmühlenstraße- Bairische Straße abgrenzendcn westlichen Theile der Sübvor- stadt zusammcnsetzt, die Mandate der bisherigen Vertreter er loschen und Neuwahlen zu vollziehen sind. Wenn wir nun auch nicht daran zweifeln, daß die alle Zeit gut reichstreue und srcisinnigc Wählerschaft Leipzig« auch morgen mit über wiegender Mehrheit ihr Votum in demselben Sinne abgebcn wird, in welchem seit der Begründung des Norddeutschen Bundes alle politischen Wahlen in Leipzig ausgefallen sind, im Sinne de« gemäßigten Liberalismus und entschiedener Hingebuiiq an Kaiser und Reich, unter deren mächtigem Schirm und Schutz die versassungSniäßigcn Rechte der Einzelstaaten sicher ge wahrt sind, so wollen wir doch noch mit einigen Worten der Wahlvorschläge gedenken, welche von Scitcn tos erweilertcn, a»S ciiicr großen Anzahl hervorragender und geachteter Vertreter aller BerusSständc bestehenden Wahlausschusses der gesammten liberalen Partei der Wählerschaft gemacht werden. Für den 1. Wahlkreis empfiehlt der Wahlausschuß der nationalliberalen Partei die Wahl des Herrn Kaufmann und Stadtrath Döhlingcr hier, Inhaber der Firma Linnecke L Geibel. Es ist von jeher bei LandtagSwahlcn in Leipzig daran scstgehattcn worden, Laß unter den drei von der Stadt in die Zweite Kammer zu entsendenden Abgeordneten sich zum Mindesten ein Vertreter des HandclsstaiideS befindet, dessen Interessen bekanntlich in Leipzig sehr bedeutende sind, und man hat jetzt an dieser Praxis seftgchaltcn, obgleich die Ermittelung eines geeignelen Cankidatcn keine leichte Aus gabe war, da auch dieses Mal wieder die Erfahrung ge macht wurde, daß es großen Schwierigkeiten begegnet, ein Mitglied dcS hiesigen HandelsstandeS sür die Dresdner LaiidtagSthätigkcil zu gewinnen. Es gebührt daher Herrn Döhlingcr Dank und Anerkennung für die Bereitwilligkeit, mit welcher er dem an ihn seitens seiner Mitbürger ergangenen Rus, eine Landlagä-Candikatur anzunehmen, entsprochen hat. Die vierjährige hingebenke öffentliche Thätigkeit, welche Herr Döblinger bisher schon in seiner Eigenschaft al» Mit-' glied de« RalhsccllegiumS und der Handelskammer im Dienste der Gemeinde und dcS HandelsstandeS entwickelt hat. die reiche Erfahrung und GcschästSpraxiS. die ibm zur Seite stclieii, geben den Mäkler», wenn sie ihre Vertretung im' Landtage in seine Hände lege», die Bürgschaft, daß ihre Interessen dabei in jeder Beziehung wohl gewahrt sind. Die^ Mitglieder des Städtische» Vereins und deS Reichsverein« werden sich bei Abgabe ihrer Stimmzettel zudem erinnern,- daß Herr Stadtrath Döhlingcr Mitglied des Vorstände«
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