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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-13
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1881
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Nrtzitti«« und Lkprditüm Johannesgass« 33. Aprechstnndtu Ser sttdactioo: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag- 4—6 Uhr. >Rr st» RLS-«»« ei«ts»ndltr ««cht sich U« »t«t>«3i„ nicht »«chüchlich >»Wch«« »er skr »t« «rchfts»l,e»tz« »«««er »eftt««ten Inserate an «schentagen di» 3 Uhr Nachmittag», »»Sann- uu» Kesttage» früh »i« 's.» Uhr. 3u Sen Filialen für 3ns.-Ännahme: Vtta Klemm, Universitätsstraße 22, Laut» Lösche, Katharinenstrabe 18, p. «ur di» ff,3 Uhr. rwMr.Tagtblaü Anzeiger. Organ für Politik, L-calgeschichte, tzaadels- «nd Geschüstsverkehr. W«fl«ge LtzHUUrMUtGrei, Viertels. 4V, Mlt^ tmt. Brinaerlohn b Mk., tznrch di« Post bezogen 6 Mk. etiM»« Nummer 25 Ps. InstnUr Saespaltene Petitzeile SO Gröher» Gchrist» laut unsere« Preis- ver-eichnlß. PadeNarlscher Satz nach höherem Paris. NecUme« «nter den NeS»c1ion«ftrich die Spaltzeile bO Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu sraden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnovmnemväo oder durch Post» Nachnahme. M. Mittwoch den tS. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Da- 16. Stück des diesjährigen ReichsgcsetzblatteS ist bei im» eingegangcn und wird btS z«M 3. August dieses Jahre» aus dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffeutlrch auSHLngen. Dasselbe enthalt: Nr. 1434. Gesetz, betreffend die Feststellung eine» Nach trag» zum ReichShauShalt--Etat für daS EtatSjahr 1881/82. Vom 27. Juni 188l. Nr. 1435. Gesetz, betreffend die Abänderung von Be stimmungen de» GcrichtSkostengesetzcs und der Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher. Vom 2S. Juni l88l. Leipzig, den N. Juli >88l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Stög. Bekanntmachung. Die von un» am 14. Juni dS. JrS. zur anderweiten Ver pachtung versteigerten, der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen Nr. 481 des alten 350 des neuen 482 des alten 334 des neuen 483 des alten 3^5 des neuen 484 d«S alten 340 des neuen 485 deS alten 2S0 de« neuen 486 des alten 276 des neue» Flurbuch» v«rsteigerung»bedingungen die unberücksichtigt grblie- heuen Bieter ihrer Gebote hiermit eutlaffe». Leippz, de» 7. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. ' Stoß. Der von un» zur» Verkaufe de» a» der Ecke der äiuhere» Aregestrasie und der Strasie a« der alten Elster gelegenen Bauplatzes Nr. 24 des betreffenden ParcellirungSplancS aus Donnerstag den 14. dieses Monat» anberaumte DersteigerungStermin wird hier mit wieder aufgeboben. Leipzig, den 11. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cervtti. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. Juli. David Kalakaua, Seines Namen» der Erste, König und Beherrscher derSandwichs-Jnseln, hat, wie auS Rom gemeldcl wird, seine Reiseroute geändert und sich in Beglei tung seine» Staatsministers Armstrong und dcS Öftersten HartingS von Italien über Paris, ohne daselbst Aufenthalt nehmen zu wollen, nach London begeben. Der junge Souve rän! gedenkt dort einigen Sitzungen de- englischen Parlaments beizuwohnen, in denen Fragen, die sein Reich lnteressiren, zur Verhandlung gelangen sollen. Von England beabsichtigt er nach Schweden und Rußland zu gehen und dürfte sodann aus der Rückreise von Petersburg nach Berlin kommen. Seine Majestät wünscht Deutschland zu besuchen, um zu sehen, ob die Verhältnisse geeignet sind sür seine großen Pläne, welch letztere dahin zielen, den Strom der Auswande rung nach den SandwichS-Jnseln zu leiten. WaS den König auf diesen Gedanken gebracht hat, ist offenbar di« reißend schnelle Abnahme der einheimischen Be völkerung, der sog. Kanälen, der Nachkömmlinge der Ur- «inaeborenen jener Inseln. Diese Eingeborenen (polyncsisch- malayischer Raffe) sind jetzt schon unter 50,000 gesunken, Während sich Vor 50 Jahren ihre Zahl noch aus über 130,000 belief. Der berühmte Seefahrer Cook. der 1778 die Sandwichsinseln entdeckte, schlug vie Zahl der Bevölkerung «och auf 400,000 an. Woher diese rasche Abnahme kommt, weiß man nicht; die Kanälen sind zwar der fleißigste und in telligenteste aller eingeborenen Stämme, sie sollen aber die ihnen angewvhnte europäische Lebensweise nicht vertragen können. Die Könige der SandwichS-Jnseln haoen sich seit langer Zeit mit den Europäern befreundet; sie zogen Europäer in» Land, schufen ein Heer und eine Flotte, machten Europäer zu Ministern, riesen europäisch« Künstler herbei u. s. w. So kam man auch endlich dahin, den Sandwichsinseln eine Ver fassung zu geben, die leidlich freisinnig ist; man kann indessen sagen, daß diese« Reich constitutioneller regiert und verwaltet Wird, al» mancher Staat im alten Europa. Auch ist da stehend« Heer nur 75 Mann stark: alle- klebrige ist Bürger- miliz. Die SandwichSinscln weisen einen blühenden Handel aus und vor fünf Jahren überstieg der Werth der Ausfuhr den der Einfuhr um eine halbe Million Dollar». Der Beherrscher diese« wundersamen Staat-Wesen« reist »mn in Europa umher und sucht Bürger für seinen Staat zu werben. WaS man im Allgemeinen von den SandwichS- Jnseln hört, ist nicht ungünstig; sie sind fruchtbar und reich an vielen Artikeln, die im Landet vortrefflich zu verwerten sind. Dazu kommt, daß aus den SandwichS-Jnseln ganz ge ordnete Zustände herrschen; die Verfassung garantirl Religion« frühest; rS ist sür genügenden Unterricht gesorgt und eine den Verhältnissen nach ganz respectabl« Rechtspflege vor handen. Die Eingeborenen sind sanften Charakter» und durchaus zugänglich und freundlich, zeigen auch «roß« Neigung für alle» europäische Wesen. Die früher gebräuchlichen Opfer von Menschen hat man längst abgeschafft. Und bei alledem, bei diesem vollendeten Triumph der Zivilisation haben wir die seltsame Erscheinung zu der- zeichnen, daß die Eingeborenen auf den Aussterbeetat gesetzt sind l Dir» regt zum Nackdenken an. und e» würde osieiibar M>t sein, wenn die Behörden sich bestrebten, genaue Kund« »der di« Verhältnisse im Reiche Katakana'» zu erhalten. Denn bei der gegenwärtigen Lochfluth der Auswanderung werden zweifellos Tausende sich bereit finden lassen, unter nur einigermaßen annehmbaren Bedingungen nach den Sand wichS-Jnseln zu gehen und sich daselbst anzusieteln. Vor allen Dingen würde eS sich darum hanteln, genau zu erfahren, wie da« Klima auf den Europäer einwirkt und ob er dasselbe ans die Dauer zu ertrage» im Stande ist. Schließ lich müßte eine Garantie dafür geschaffen werden, daß die in Hawaii ankommenden Europäer nicht geprellt werden, in dem man Gelegenheit haben mußte, sich vorher über die Verbättnisse deS Lande» genau zu unterrichten. DaS wäre der vcste Schutz dagegen, daß sich, wie so oft, geldgierige Speculanten der Sache bemächtigten und dieselbe nach ihrem Belieben auSnutzcn könnten. Die Zustände mögen ans den SandwichS-Jnseln in so mancher Beziehung geordneter und sicherer erscheinen als in manchem Staate deS westlichen Theil- der »ordanicrikanischew Union, wo cS immerhin noch Territorien gicbt, die von der Civilisation dcS Osten- sehr wenig aufzuweisen haben. Aber Garantien müssen bestehe», bevor man den Mitbürgern, welche einmal zur Auswanderung genöthigt sind, rathen kann, die SandwichS-Jnseln zu ihrem Ziel zu machen. Der König Kala- kaua wird für solche Garantien sorgen muffe», wenn er mehr europäische Ansiedler in seinen Staat bekommen will, und er wird eS den Europäern auch nicht verdenken wollen, wen» sie lieber nach den Vereinigte» Staaten wandern, so lange in Australien, resp. in Hawaii auch kein festerer AnhallSpuncl geschaffen ist, als gegenwärtig. Der australische König wird sich jetzt sagen müssen, daß sein bloßer Wunsch, es möchten sich Europäer vei ihm ansieveln, noch gar Nichts bedeutet. Wenn Deutsche ihre Heimalh verlassen, um Hawaii zu besiedeln, so er weisen sie damit dem König Kalakaua nach Lage der Dinge eine große Gefälligkeit und seine Sache wird cS sein, zu be weise», daß er dleö auch so aufsaßt und daß er bereit ist, unseren Mitbürgern auf halbem Wege, wie man sagt, «t- gcgen zu kommen. Ucker die neue Phase der Donaufrage wird W» von guter Hand auS Berlin geschrieben: „Vor Kurznn waren wir in der Lage, mitzulhcilcn, daß seitens deS Wiener EabinetS neue Vorschläge jn Betreff der europäischen Donaucommifsiou gemacht worden sind, mit deren Prüfung die Mächte sich zur Zeit beschäftigen. Schon damals konnte daraus hingewiescn werden, daß die versöhnlichen Vor« sckläge des Baron» Hahmerle eS namentlich England schivcr machen wüüdcn, die Politik der Hemmungen und Ausflüchte sortzusetzen, welch« die bisherigen Arbeiten der verwöhnten Commission brach gelegt hat. Jetzt verlautet über den In halt der österreichischen Note einiges Nähere. Bekanntlich handelt eS sich in dic>er wichtigen Frage darum, daß neben und unter der europäischen Donaucommiiston, wie sie durch den Pariser Frieden von 1856 gebildet worden ist, eine engere Userstaatencommission, bestehend auS Oesterreich- Ungarn, Serbien, Rumänien und der Psorte (sür den Vasallen staat Bulgarien), errichtet werden soll, und baß die kleineren der genannten Staaten, von England offen unterstützt, dem berechtigten Verlangen deS Kaiserstaats entgegen sind, die entscheidende Stimme zu führen. In allen Stadien der in Galatz geführten Verhandlungen hat Deutschland mit größtem Wohlwollen die Rolle des Vermittlers durchgesührt. Es hat die befreundete Großmacht sogar dazu vermocht, von dem Anspruch aus da» Präsidium Abstand zu nehmen und statt dessen nur da» ausschlaggebende Votum bei Stimmengleichheit zu verlangen. Jedoch auch dieses Entgegenkommen 'genügte dem Cabinet Gladstone nicht, welche» die Verdrängung dcS englischen Einflusses von der unteren Donau, nicht mit Unrecht, fürchtet und dessen Vertreter im Lause der Conserenzen die merk würdige Entdeckung machte, daß die Userstaatencommission (ob wohl sie durch den Berliner Vertrag von 1878 vorgesehen ist) sich überhaupt nicht inS Leben rufen lasse, weil sonst die garan- lirten Aussicht-rechte der größeren Donaucommission verletzt würden. Aus diese» tobten Punct war die Angelegenheit ge führt, als sich die Commission vor einigen Wochen vertagte, und auf diesem lobten Punct würde sie sich heute nvch be finden, wenn nicht die neuen Vorschläge Oesterreich - Ungarns die Aussicht aus eine gedeihlichere Fortsetzung der Conserenzen eröffneten. Hatte man in London befürchtet, daß die engere Commission ganz unter der Botmäßigkeit deS Wiener Cabinet» gerathen und dieses die europäische Donaucvmmission nach und nach aus den Angeln heben könnte, so macht jetzt Baron Havmcrle das schwerwiegende Zugeständniß, sich ein ausge dehnte» Control- und UeberwachungSrechl der übrigen Mächte gefallen zu lassen. In welcher Weise dasselbe geregelt werden soll, darüber sind noch Bestimmungen zu treffen, die aber kaum Schwierig keiten machen würden, sobald sich die Mächte über daS Princip geeinigt. Und daß sie eS thun werden, darüber ist man in der höheren deutschen Diplomatie kaum im Zweifel. DaS Verhalten Oesterreich-Ungarn», welches von Position zu Position zurückgegangcn. mag auf daS rivalisircnde England (geschweige denn auf die kleineren Donanstaatcn) den Eindruck der Schwäche machen; indessen schon der Umstand, daß alle seine Schritte in dieser Angelegenheit unter der slelen Mit- wissenschasl und dem Bcirath de» Fürsten BiSmarck gethan wurden, sollte da» Schiefe dieser Auffassung darlcgen. Thak- sächlich hat daS Wiener Cabinet jetzt eine Position gewonnen, m welcher er da» ausschlaggebende England zwingen kann, mit ihm zu paclircn. Denn so wenig Interesse inan in Eng land für die Userslaatencommission zeigt, so viel Interesse hat man für den ungeschmälerten Fortbestand der europäischen Donaucommissio». DaS Mandat dieser letzteren aber läuft am 1. April 1883 ab und e» liegt aus der Hand, daß eö sür keine der Mächte von Vortheil sein kann, in den bevor stehenden bezüglichen Verhandlungen auf die Gegnerschaft Oesterreich-Ungarn» zu stoßen! Die kirckenpolitische Frage zeitigt wieder einmal eine Reihe von Gerüchten, denen gegenüber ein gewisses Miß trauen stets gerechtfertigt sein wird, die aber ankcrerseitS doch nicht so lurzerhand abzliweisen sind, weil sie mit zu den Anzeichen der Lage gehijoen. Kein Zweifel, daß der neue preußische Cultusministcr di« niemals ganz abgerissenen Untcr- handluiiaSsäden mit Rom straffer angezogen hak. Aber in welcher Richtung sich diese Unterhandlungen z. Z. bewegen, welche Erfolg« im Rahme« der bestehenden Gesetzgebung bereits erzielt worden und welche Consequcnzcn sich für die Gesetzgebung der nächsten Zukunft ergeben, darüber fehlt e» selbst dort an Klarheit, wo man sonst einen Widerhall der Sliiümüncjen innerhalb der Reaieruna smd... «... S-L-'s» L oTL L NS .vielen, di-genug sur s>§ « f-buna deS Herrn de Lorenzi N«L ->»- »--I-N de» '» In bura-LipPe) als Candidaten für d.e neuen Wahlen auszu- s.cOcn. 'st n.i vollgültiges "fr-ul.U daß die Scheidewand zwischen der alten Partn und °cm ° aeuveiaten Theile keine unübersteiglicbe ist, ckaillichen Hiele der Seccssiomstengruppe sehr wohl auch 'v?rLn1°7rdL' können auf dem Boden der migelwnMen vol irischen Partei. Hier scheint unS m der Thal emmai ?in wirklich praktischer Schritt im Smne der -.n.g-n und starken liberalen Parle- 6-schehen »n sein, welche man noch immer da suchen will, wo man sie me finden kann. °hnc se"> eigenes Selbst zu opfern: im Anschluß an d,c Fortschritts- Aus Berlin wird officiö» gemeldet: „Die Absicht, in Prag ein deutsches Eonsulat zu ernchwn, wovon mchr- U "gesprochen wurde. «Wirt nicht - DaS Ober eeamt beabsichtigt ein- amtliche Untersuchung d-- Sthrauben- bruch« der „Vandalia". um schzuMon. ob nboßr UnglUckSsall vorliegt, oder ob die betreffende Gesellschaft die Prüfung deS DampserS vor der Indienststellung vernach lässigte." Dir letztere Nachricht wird in Deutschland allgemein mit Freuden begrüßt werden. . Endlich veröffentlicht der „Preußische StaatSanznger" die Ernennung de» Herrn v. Wolfs zum Oberpräsidentcn der Provinz Sachsen. Niemals wohl ist eine amtliche Mit- IhejLuna weoiger überraschend gekommen, al- diese, aus welche die Politisch« Welt schon seit Monaten vorbereitet war. In Magdeburg hatte man sich üdriaenS schon au» inneren Gründen längst aus ein andere» Regiment aesaßt gewacht. Ter Vorgänger de« Herrn v. Wolfs. Herr v. Patow, gehörte bekanntlich zu den Ministern der liberalen Acra und war ein Gegner der WirthschastSresor,„Politik de» Kanzler». Paul Lindau, der jüngst dem Grafen Wilhelip BiSmarck im „Pcster Lloyd" ei» Loblied sang, hat m seinem Soinineraufcnlhalt Baden bei Wien die Ehre, de» Besuch des jungen Parlamentariers aus dessen Durchreise nach den südungarischen HerkuleSbädern zu empfangen. Bei dieser Gelegenheit mag erwähnt werden, daß ebenso groß wie die Intimität zwischen dem Grafen Wilhelm „nd Paul Lindau diejenige zwischen dem Grafen Herbert und Rudolf Lindau ist. nn'd daß die Freundschaft zwischen den beiden „Häusern" von dem Eintritt de» letzteren in den Dienst deS Auswärtigen AmlS datirt. Mil einer gewissen Hartnäckigkeit erhält sich daS Gerücht von einer Begegnung zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Baron Haymerle. Es kann demgegenüber nur con- statirt werden, daß in wohlunterrichteten Kreisen von einer derartigen Begegnung bis jetzt nichts bekannt ist, daß nian aber die Nachricht in die Rubrik derjenigen verweist, welche das seltene Glück haben, hinterher durch die Thatsachen be stätigt zu werden, obwohl sie an und sür sich erfunden waren. Baron Haymcrle weilt gegenwärtig im Bade Neuenahr bei Coblenz. und wenn er dem Fürsten BiSmarck auf der Rückreise i» die Heimalh einen Höflichkeitsbesuch in Kissingcn abslatten sollte, so hätten die Propheten wenigstens einen äußeren Anlaß, sich ihre» „Eingeweibtscins" zu rühmen. Die Zustände in Böhmen verdüstern sich immer mehr. Der Leiter deS Justizministeriums, Dr. Prazak, hat, wie das „B. T." au« Prag meldet, die Staatsanwaltschaften in ganz Oesterreich angcwiesen, keinerlei Publikation zu dulden, welche geeignet wäre, die „Böhmen" (Ezechen) zu beleidigen oder gegen die „böhmische Nation" aufzureizcn. Aus Grund dieser Weisungen werden alle deutschen Blatter coiiflScirt, die irgend etwa« veröffentlichen, wa« den Czecken nicht genehm ist, und ans Grund eben dieser Weisungen hat man alle Resolutionen und sonstigen Kundgebungen, die an läßlich der Prager Ercesse von Deutschen auSgingen, mit Be schlag belegt. Der LandSmannmiiiister Prazak wacht sorg fältig über die Ezechen und er knebelt rücksichtslos die deutsche Presse. — Am Sonntag fand in PurkerSdorf, einem etwa eine Bahnstundc von Wien entfernten Flecken, eine öfscnl- liche Wandervcrsammlung dcS Deutschen Vereins in Wien statt. Aus der Tagesordnung stand die Be sprechung der politischen Lage mit ' Rücksicht aus die letzten Ereignisse in Prag. Der ReichSrathS-Abgeord nete vr. Ern,r Bareuthcr hielt die EinlcitungSrcde. Ten Wiener Blättern ist eS durch die jetzt übliche rücksichls- lose Handhabung dcS ConsiScations Apparat« unmöglich gemacht. Uber die Versammlung zu berichten. Wie „W. T. B." auS Wien meldet, sind nun die „Presse", da» „Fremdenblatt". die „Deutsche Zeitung", da» „Extrablatt", die „Wiener All- aemeine Zeitung" und die „Tribüne", welche bezügliche Referate enthielten, mit Beschlag belegt worden. Man' hält es in Wien nicht sür möglich, m dieser Weise aus die Dauer zu regieren; daS Verhalten der Regierung der Presse geqen- Uber ist mehr gemacht, die Aufregung der Gemüther zu er- halten als alle Reden, die geredet werden mögen. DleTübinger Studentenschast hat bekanntlich meiner all- gemeinen Sludcnlenversanimluna eine Resolution zu Gunsten der Prager deutschen Commil,tonen beschlossen. Die Kund gebung bat folgenden Wortlaut: A'en Prager Vorgänge habe, den allgemeinsten Abschen Studentenschaft erhebt daher feierlichen, ntt- schiedenen und lauten Protest gegen die Vergewaltigung deutscher Studenten seitens der czechischen BevSlkerung Prags. Muß jeder ttnv ^ dieses Treiben verurtheilen, wie viel mehr sind wir als deutscht Stammesbrüder aenSthigt, wir, denen die Tr- unserer ^ °m Herzen liegen muß. ^ ofrüstung Ansdrnck zu geben. Die Versammlung die Hossiiung aus. daß es gelingen mSge. in Zukunft das Dculschthum gerichteten Angriffen vorzubeagen. i^sUersichcrl ihren dortigen Lommilitonen, daß die hiesige Studenten. Svmpathie cntgegenbringt. und giebt sich schließlich der letten Uebeueuonuo bin. daß t« von hier rucrtt ausacaanaene «ns bet der aesammten deutschen Studentenschast lauten Widerhall und all- «eitiae Nachahmung finden «erd«, damit man jenseits des BSHmer- wal«» und de« Äzgebirge« sehe, dir deutsche Studentenschaft sei auch irdi noch Schutz und Hort für Pflege und Ausbildung deutscher «tssenschaft, deutschen «rseu», deutschen «elftes. Die allgemeine Stndeatenversammlung spricht den Willen aus, daß diese »tesolntion sowohl in deutschen und österreichischen Zeitungen, als auch an den sämmtlichea anderen deutschen Hochschulen bekannt gemacht und weiterhin den deutschen Studirenden ln Prag zur Kenntnis- «ahme gebracht werde. Man darf hoffen, daß sämmtltche Uuiversltäten deutscher Zunge in gleicher Weise Vorgehen und ihrem Abscheu vor der Vergewaltigung der DeutschthumS in Oester reich durch den czechischen gebildeten und ungebildeten Pöbel entschiedenen Ausdruck geben werden. Der Telegraph vermittelt fast täglich HiobSposten auS Afrika nach Paris und selbst französische Blätter ent- werscn von den Zuständen in Algerien die düstersten Schil derungen. Im „Figaro" wird unter der Ucberschrift „Alge rien in Gefahr" von einem Augenzeugen berichtet, wie wenig die Franzosen gegen eine Schildcrhebung der Araber gerüstet sind. Nicht nur ist vernachlässigt worden» das Gebiet des Teil in angemessener Weise zu befestigen, sondern di« wenigen befestigten Puncte der Linie Sabdu, Doya, Saida. Frcnka weisen auch eine so ungenügende Besatzung auf, daß von dort auS kaum Detachement- abgefandt werden können, um die Razzia» der Araber zu verhindern. Der Specialcorrespondcnt dcS „Figaro" verweist aus Deutschland, welche» nach der Eroberung von Elsaß- Lothringen sich beeilt habe, feiner Position gegenüber der Bevölkerung durch die Fortification den erforderlichen Nach druck zu gcvcn. Die» sei aber den Arabern gegenüber um so mehr geboten, als dieselben nur durch Kanonen, welche das Terraw weithin beherrschen, im Schach gehalten werden können, während die einzelnen operirrnden Colonnen. wie das Beispiel "u-Amema's beweist, »ur dazu da sind, umgangen zu werden. Liegt aber dieser principiclle Fehler bei der Militair- verwaltung Algeriens vor, so können die Personalveränderungca der jüngsten Zeit nicht hinreichen, dem gegenwärtigen bedroh lichen Zustande ein Ende zu machen, zumal die Franzosen auch in Tunesien neuerdings wieder ausS Ernsthasteste engagirt werden. Mit dem Bombardement von Sfax und der Besetzung einiger weiterer Puncte des östlichen Tunesien läßt sich der dortige Ausstand nicht dämpfen. Vielmehr wird derselbe dann an einer arideren Stelle ausbrechcn, so daß den Franzosen nicht» übrig bleiben wird, als den Feldzug im großen Stile zu führen, wozu allerdings die gegenwärtig heiße Jahreszeit sehr wenig rinladet. Ter ganze Ernst der Lage erhellt auS der Meldung, daß daS sür GabeS bestimmte Panzcrgeschwader am Montag auS Toulon ausgelaufen und General Logerot in La Goletta angckomincn ist und daS Commando Uber die Truppen in Tunis übernehmen wird. WaS nun Bu-Amcma spccicll anbctrisst, so erregte die Thatsachc, daß er wiederum durch die französische Colonnen hin- durchgeschlüpsl ist und nach dem Teil entkam, in Paris lebhafte Mißstimmung und neue heftige Angriffe gegen die Militcurbe- hördcn. Gleichzeitig wird der Unwille noch gesteigert durch theilS sich widersprechende, theilS sichtlich die Wahrheit verheimlichende ossiciclle Depeschen. Prival-Telcqrammc dcS „TcmpS" lassen die Vereinigung Bu-Amema's mit Si Eliman und Si Allal, zwei großen marokkanischen ScheikS, und damit eine gefähr liche Ausdehnung dcS AusstandcS befürchten. Bu-Amema hat in einem Briefe an General Detrie, der von diesem an den General-Gouverneur übermittelt worden ist, de» Vorschlag znm Austausch der Gefangenen gemacht, er will einen Euro päer gegen zehn Araber ausliescrn. Paula Mink, eins der größten Gestirne am sran- zöslschen Communistenhimmel, lst wiederholt mit der Polizei und den Gerichten in unangenehme Berührung gekommen. Nach ihrer letzten Verurtheilung in Marseille wurde ihr von der Behörde bedeutet, daß sie als Ausländerin (Polin) im Wiederholungsfälle auS Frankreich auSgewiesen werben würde. Daraus hat sie aber jetzt öffentlich erklärt, daß sie cs daraus ankommen lassen werde; denz» „die Frauen in Frankreich haben die Nationalität ihre» Manne«. Ich werde mich also mit einem Franzosen verheirathen. um die Rechte einer Französin zu erlangen, um mit noch mehr Muth und Nachdruck den Kamps für die Rechte dcS Volke» sort- zusetzcn. Wir werden za sehen, ob man mich dann wird auötrciben können!" Ob sich wohl ein Franzose bereit finden lassen wird, diese alte blut- und petroleumdürstige Megäre zu ehelichen? Europa kann ruhig sein, denn die andorresische Frage hat zu existiren aufgchört. Die kleine, jedoch streitbare Republik, in der e» sechs lange Monde gährle und brodelte, hat ihr überquellende« Kraftgcsüht endlich bemeistert Die wackeren Andorresen hatten sechs Wochen hindurch der dop pelten Blokade der französischen und spanischen Truppen un gebrochenen Widerstand geleistet, bis sic denn doch zur Uebcr- zeugung gelangten, daß aller Enthusiasmus sür sich allein nicht ausreiche, eS mit wohlauSgerüstelcn und überlegenen Truppen auszunehmen. Die Blokirten kündigten daher den beiden Re genten ihren Entschluß an, sich unter der Bedingung vollkom mener Straflosigkeit ergeben zu wollen. Der Antrag wurde jedoch wegen dieser Clausel von den beiden Regenten ab- aelchnt. Die- Ergebniß hatte nun eine Spaltung >m eigenen Lager der Andorrcssen zur Folge. Während ein Theil der selben zur Fortsetzung de« Kampfe- entschlossen war, sprach sich die Gegenpartei sür die unbedingte Ucbergabe an die Belagerer au». 400 Mann der letzteren Partei ergriffen deun auch die Waffen, um ihre andersdenkenden Mitbürger zu terrorisiren. ES folgte nun eine Reihe von Kämpfen, in deren Verlauf« cS aus beiden Seiten Ver wundete gab und Gefangene gemacht wurden. Schließlich siegten die Vertreter de» gesunden Menschenverstände« über die Gegner desselben, und Mitte Juni unterwarfen sich beide andorresischen Lager der legalen Autorität der beiden Re genten. Der Drlegirte vom Urgel begab sich hierauf nach Andorra la Vicja, um mit den französischen Regenten die Maßnahmen sür die endgültige Pacificirung Andorra« zu be- rathen und festzuslellen. Auch in Madrid fand unter dem Vorsitze de» König» Alfonso ein Ministerrath statt, in welchem diese Frage in endgültiger Weise erörtert wnrde. Allein Anscheine nach dürfte eine andorresische Frage kaum so bald wieder in der politischen Tagesgeschichte auftauchen «nd «inen Weltbrand befürchten lassen. In Belgien wird die Frage der Wahlreform von allen Parteien auf da» Eifrigste di-cutirt und die Woge» der Erregung geben um so höher, je näher die Entscheidung hcranrückt. Am letzten Freitag hat die Kqmmer dir Djtz,
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