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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-26
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Reöaüinl »nt LrpetM«» JohauueSgaffr 83. Sprkchst««tkn ter NktaM«»: Vormittag» 10—IS Uhr. Nachmittag» 4—6 Uhr. ^ W.Ä"^ >«»»h«« »er für die «Schftfolgru»« Nummer Leftimmteu Inserate a» »O»e»ta,e« »>« » Uhr Nachmittag». «» >»»«- »u» Kesttazeu früh dt» ',,S Uhr. 2« tea Filialen siir Ins.-Iinnahmr: vtt» Klemm, UniversitLttstraße 2», L«ni» Lischt, Katharineaftrahe 18, p. «nr dt« '/,3 Uhr. UchMtrIagcklalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,SSO. ^onurmentsorri» viertelj. 4V, Miln e tmcl. Vriuaertoh» 6 M., durch die Post bezogen 8 >V. Uede «inzelue Nummer SS Ps. ksprer» v Vrluarrlo »ie Post de inzelue N> Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für -xtrabeil»»«» ahme PoftbesSrderung 89 ML mit Postbejürderrmg 48 PL Inserat« Kgespaltene Petitzna KV Pf. Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarisch« Sah nach höherem Tarif. Lerlannn »nter den Netacti«»«ßrich die Spalt»eile SO Pf. Inserate find stet» au dir »rpedttt»» zu seade». — Rabatt »ird nicht gegebe». Lahttmg pruouumonmcko «der durch Post- ^- 207. Dienstag den 26. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die Beerdigung unseres verstorbenen College« de« ordent lich«« Professor der der philosophische» Facultät Herrn Geheimen Hvsrath vr. Earl DruhnS findet Mittwoch, den 27. Juli, Nachmittags 5 Ubr statt. Ftir diejenigen Herren Collegrn, welche an derselben theil- «ehme« werden, stehen von 4'/, Uhr an mehrere Wagen vor dein Augusteum bereit. vr Luthardt, d. Z. Rector der Universität. Bekanntmachung. Der am IS. Mai d. I. hier verstorbene Herr Rechts anwalt Heinrich Eonrad Schleinitz hat letztwillig bestimmt, daß uns ein Jahr nach seinem Tode au» seinem Nachlaß Sechstausend Mar? Übergeben, die Zinsen dieser Summe aber alljährlich am 7. März, drm Geburtstage seiner vorverstorbenen Ehegattin Juliane Eanstanze gcb. Vorder, sowie am 1. Ockober, al» dem eignen Geburtstage des Erblassers, zwei bedürstiaen und würdigen, von dem Direktorium deS hiesigen Conser- vatoriumS "zu benennenden Schülerinnen oder Schülern der gedachten Anstalt zu gleichen Theilen als Beitrag zur Be zahlung ibreS der Letzteren schuldigen Unterricht--Honorar gewährt werden sollen. Nachdem wir beschlossen haben, diese- Vermächtniß anzu nehmen, bringen wir dasselbe hierdurch zur öffentlichen Kenntniß und rufen dem edlen Geber, welcher auch durch diese Zu wendung seine wohlwollende Gesinnung bethätigt hat, unfern Wärmsten Dank nach. Leipzig, den 2!. Juli 188l. " Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Frau Louise Welter-Sehall hierselbst hat un- unter dem 14. diese» Monat» die Summe von Atlas Tausend Mar? als «in« von ihr zur Ennnerung an ihren verstorbenen Gatten, Herrn Lato« Hugo Weiter, und im Ginn« desselben dem hiesigen städtischen Krankenhaus« zuaedachte Schenkung mit der Bestimmung überreichen lassen, daß die Zinsen dieser Gmnme zur Bezahlung der Aufnahme und Verpflegung im Krankenhause 'für solche Kranke, welche, wenn sie an ftch auch Anspruch aus Armenunterstübung nicht haben, doch wegen Mittellosigkeit diese Kosten nicht wohl bestreiten können, sowie zur Unterstützung solcher Personen behus» ihre- Fortkommen- bei der Entlassung au- dem Krankmhause verwendet werden soll«. Wir bringen diese Schenkung, durch welche die Geberin nicht nur da- Andenken ihre» (Hatten über da» Grab hinaus geehrt, sondern auch ein schöne- Zeugniß ihrer eigenen werk- thätigen Menschenliebe gegeben hat, mit dem Ausdrucke unseres wärmsten und herzlichsten Danke« hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 18. Juli 188s. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Der Gnr?e«nrar?t wird von Dien-tag den 2. August d. I »b Li« aus Weiteres auf dem Fleischerplatz hier abgehalten. Leipzig, den 22. Juli 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. 'Harrwitz. Vermiethullgeu in -er ReWalle am Planen'schen Platze. In obiger Fleischhalle sollen die eingetrrtener Umstände halber miethsre, gewordenen Abthetlungen Rr. 2 und 2V sosort gegen ei««oaatltche Ktindtaung Dien-tag de« 2. August d. I. Vormittag- 11 Uhr an Rath-stellc, Rathhau», l. Etage. Zimmer Nr. IS. ander weit an dt« Meistbietende« vermiethet werden Die BermiethungS- und VersteigerungSbedingungrn liegen ans dem Rathhaussaale, t. Etage, zur Einsichtnahme au«. Leipzig, de» 22. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Eerutti. Au» Anlaß der Vorstellungen de» Herrn Blondin >m Neuen Gchützenhause wird der vom Rosenthale dorthin führende Fußweg aus der Strecke von dem Stege über die Elster bi- an da- Neue SchützcnhauS an folgenden Tagen, nämlich: Dien-tag, den 26. diese- Monat-, Freitag, den 29. diese« MonatS, und Sonntag, den 3l. diese» Monat-, «nd zwar an jedem dieser Tage während der Nachmittag», stunden von 4 bi- 8 Uhr für da- di« obengedachten Vor stellungen nicht besuchende Publicum gesperrt. Leipzig, den 22. Juli 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. liu. Harrwitz. vr. Tröndlii Wegen Reinigung der Lokale bleiben die Geschäfte de» Leihhäuser und der Sparkasse für Dooner-tag den 28. Jnlt d. I. an-aeseht, und können d>« für diesen Tag bei der Sparcasse gekündigten Beträge schon Mittwoch, den 27. Juli o, in Empfang genommen werden. , Lechzig. den 2S. Juli 1881. Des Raths Deputation fiir Leihhans nnd Sparraffe. Airtzßahls-Bekaimlmschlmg. Gestohltuward« allhier erstatt«« Anzetg» zufolge: 1) -tue Veste »o« dunkelgrauem Stoff» mit Shawlkragen und »et Rethen Knöpfen, sowie eine llhrkrtte von Talmi, au» «In« »ohmin, i» Kr. 34 der Tidoniens,ratze, -m 11. d». «t«.; ») ei» aoldeuer DameuStegelring mit weißem Stria, au» einer »Kr Wb der Vinomühlenstraße, am 1L. ds. Mt».; 3) eine Geldsumme von 800 Mark, in zwei Hundertmarl, scheinen und fünf Doppelkronen, mittelst Nachschlüssel» auS einem Eoinploir in Rr. 10 de« Allen AmlShoss, vom 15. bi» 16. d. M.; 4) drei Stück silberplaitirte Lpeiselöffel, auS «inen» Kücheulocale io Nr. 9 der Dorothecnstratze, vom 16. bis 17. d. M.; 5) eine graue Trclljacke, ziemlich gut, und eine Wasserwaage, mittelst Einbruchs aus einer Baubude an der BiSmarckstraße, vom 16. bi» 18. d. M.: 6) ein MaiinSjaquet von grauem englischen Leder, mit weißen Hornknöpsen. au» einer Piece in Nr. 1 der Psaffendorser Straße, am 18. d. M.; 7) ein vicrrädcrigcr Kinderwage« mit gelb und braunem Korb und blauen Vorhängen, enthalleud vier Kinderbetten mit bla« und weißem, bez. roth und weißem Inlett, nebst weißen, bez. roth und weißcarrirtcn Ueberzügen, aus dein Hosraum de» Grund stücks Nr. 11 der Turnerslraye, am nämlichen Tage; 8) eine Vnttrrwnnnr, darin 68 Ltückchrn vntter, zum Theil L. L X. gez., und drei Vuttertücher, mittelst Einbruch», aus einer Kellerabtheilung in Nr. 6 am Markte, in der Zeit vom 16. bis 19. d. M.; 9) eine große gelbe, roth- und blaugestrciste Pferdedecke, auS der Hausflur in Nr. 18 der UlrichSgassc, am 19. d. M. früh; 10) ein schwarzlederncS Portemonnaie mit Stahlbügel und blauem Futter, enthaltend 26 Mk. 50 Ps., in fünf Thalcrn, neun Markstücken und kleiner Münze, aus einem RestaurationSlocale in Nr. 2 der Wiudmühlcngasse, am gleiche» Tage Nachmittags; 11) ein Kraiienkleid, blaugefärbt, von baumwollenem Stoff, mit zwei Falbeln, au« dem Hosraum deS Grundstücks Nr. 2 der Schletterstraße, am 20. d. M.; 12) ei» MailliSjaqnct von schwarzem Stoff, mit einer Reihe Knöpfen und schwarzem WollatlaSsuttcr, au» einem Sieubau in der Kurprinzstraße, am 21. d. MtS: 13) eiu Geldbetrag von 5 Mk. 40 Pf., in einem Zweimark., zwei Markstücken und kleiner Münze, ferner ein Paar goldene Manschetten knöpfe, ein Paar ebcus«lche von Elfenbein und ein alte- schwarzlederncS Portemonnaie, alles in einer Pappschachtel verwahrt, aus einer Wohnung in Nr. 18 der Friedrichstrabe, an demselben Tage Abends; 14) ein MannSrock von schwarzem, geriestem Stoff, kurze Fayon, mit schwarzem WollatlaSsuttcr, sowie ein Paar rindslcderne Halb stiefeln mit Stiftabsätzc» und rothrm Schastsuttcr. aus einer Schlaf stube in Nr. 21 der Elisenstraße, am nämlichen Tage; 15) ein Bund Bleirohr, 26 Meier haltend, sowie ein Zimmer- mannS-Schurzledcr, ziemlich gut, mittelst Einbruchs aus einer Bau bude in der Kurprinzstraße, in der Nacht vom 21. zum 22. d. M.; 16) drei Taselu Zinkblech, au« einem Neubau an der Tavid- straße in derselben Zeit; 17) eine silberne Eylindernhr mit Sccunda, Goldrand, geriester Rückseite mit Schildchen in der Mitte und im Innern de« Deckels dir Nr. 18624 eingekripelt, nebst dreifträagiger Kette von blonden Haaren, mit Goldbeschlag, daran ein Liaarrenabschneider von Neu- silbrr, auS einem Souierrainlocale in Nr. 7 b der Bahnhossstraße, am 22. d. M. Mittags; 18) rin Lpcrngla» in schwarzem Gehäuse, nebst schwarzem Futteral, ein schwarz und weißer Strohhut und ein brauner Spgztrrstock, von einer Bank im Rosenthal, am 23. dss. Mts. in den frühen Morgenstunden; 19) ein Paar rindslederne Halbstteseln mit Lcderstrippen und defekten Sohlen, aus einem Neubau in Lehmann's Garten, am 22. ds«. Mt«. Nachmittags: 20) ein Paar ebensolche mit Gurtstrippcn, auö einem Neubau in der Leplaystraße, zu gleicher Zeit; 21) eine Bloitse von grauer Leinwand, lang, mit einer rotben Schnüre, ein Schlichthobel, zwei Kehlhobcl und ein großer Pinsel, au- einem Neubau in der Kurprinzstraße, vom 22. bis 23. dss Mt». 22) ein Jaquct von duukellilauei» Stoff, mit schwarzem Scnnml- kragen, ein ebensolches von leinenem Stoff, eine roth und schwarz, wollene Tischdecke, eine weiße Serviette, gez. IV. ä., eine blau- leinene MaiiilSschürzc, eine gedruckte Kittdrrschürze, ein weißes Taschentuch, gez. ?. 8.. eine grauleinene Decke, roth cingcsaßt, drei Tabakspfctfen und ein lederner Tabaksbeutel, mittelst Eiudruch» au« einem GartenhäuSchcu auf dem wcstvorstädtischen Schreberplatze in derselben Zeit. 23) ein Prtrolrum-K«chapparat zu vier Flammen, ein messin- aener Vierhah», ein großes Messer, fünf Tischmeffcr, sechs Gabeln, sechs Kaffeelöffel, eine Pctrolenmkanne, ein Tisch tuch, fast neu, X. 3. gestickt, drei Handtücher und ein alter MannSrock, aus gleiche Weise ebenda, zu gleicher Zeit. 24) ein Portemonnaie von rothrm Leder, mit Stahlbügel, enthaltend 0 .0l, in einem Thaler, fünf Markstücken und zwei Fünfzigpsennigstücken, mittelst TaschendtebstahlS auf dem Markte, am 23. d. M. Vormittags; 25) ein Hedrkorb, darin ein Krauenkleid von gelbem Stoff, mit Gchooßtaille, Perlmutterknöpsen, blauem Ausputz und Falbel, vier Lbcrhrmdrn mit glatten Einsätzen, gez. X. I., vier weiße Mützen für Köche, fünfzehn weiße Herren- und Tamcnkragc», vier weiße ShÜMlchrn und vier Paar Manschette», aus einem Handwage»», welcher auf dem ThomaSkirchhos gestanden hat, am nämlichen Tage Nachmittag«; 26) eine silberne Ehlindrruhr mit ArabeSkenverzicrung auf der Rückseite und Plättchen in der Mitte, nebst kurzer Stahlketlr» ferner ein schwarzlederncS Geldtäschchen, enthaltend 4 Mark 50 Pf. in div. Münzen, einige Bisitenkarten und zwei Uhrschlüffel, auS einer Zelle im Dianabad, am gleichen Tage Abends; 27) eine ebensolche Nemontotruhr mit Secunde, Glascuvette, glatter Rückseite und im Innern de« Gehäuses die Nr. 93010, nebst langgliederiger Messingkrttt, ferner ein schwarzlederncS Geld täschchen, darin ca. t Mark, in kleiner Münze, sowie ein goldener Nittß mit rolhem Stein, ein Badcbillet zum Sophienbad, ein Eisen- bohnwhrbillet Halle-Leipzig, und drei kleine Schlüssel, ferner ein Taschrnmrsser Mit Perimutterschalen, zwei Klingen und Korkzieher, mittelst TaschendiebstahIS einem Schlajcndcn aus einer Promenaden bank an der Schillerstraßc, in der Nacht vom 23. bis 24. d. Mts.; 28) ei» Sommernberzirhrr von dunkeigraumelirtem Stoffe, mit einer Reihe granen Steinnußknüpsen, Schooßtaschen mit Patten und grauem Futter, ein niedriger schwarzer Kilzhut mit schwarzem Futter, ein Paar graue Glacöhandschnhr und ein grauiackirter Spaztcrstock mit ncusilberner Platte, aus welcher der Name 6»rl vttkne eingravirt ist, au« dem Tanzsaal im Pantheon, am 24. ds. Mt«. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 25. Juli 1881. Ta» P»ltiei-«»t der Stadt Leipzig. , vr. Rüder. Kneschke. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 26. Juli. Wenn eS ein Fühler war, den der radikale Senator Tolain auSsirecken wollte, als er im französischen Sena.t eine Resolution zu Gunsten einer baldigen Re vision der Verfassung der Republik einbrachte, so hat er jedenfalls Nichts gesuhlt, was ibm hätte eine Genugtlmiing bereiten können, denn der Senat 'unterscheidet sich bei ^solchen Anläffcn tnrchaiiS nicht von den Körper schaften, die sich jemals in ähnlicher Lage befunden haben. Der Senat, wenigstens die Mehrheit desselben, hat begreif licher Weise keine Lust, sich selbst abzuschafsen und man weiß, daß „Revision" soviel beiße, w,e: „Abschasfuna de-Senat-". Herr Tolain war zwar so schlau, nicht die Abschaffung des «enatS direct, sondern nur ci»e Revision der Verfassung ru verlangen, indem er unausgesprochen ließ, gegen welche Jnstitutwncn die von ihm verlangte Revision ihre Spitze richten solle. Der Senat aber lehnte die Tolain'sche Resolution zu Gunsten einer Revision der Verfassung mit allen gegen drei Stimme» ab und Herr Tolain wird nun rinsehcn, daß man, wenn man den Senat abschaffen will, nicht bei diesem selbst sich daS Material zu dieser Arbeit holen kann. Da« Sündenregister de- Senats, daö ihm Herr Tolain vorhiclt, war allerdings sehr reichhaltig; man warf ihm vor die Mitschuld an dem beabsichtigten Staatsstreich vom 16. Mai; da- Liebäugeln mit dein KlcruS; die Verwerfung de- Artikel- 7 de« UnlerrichtögcsctzeS, sowie die Verschleppung der Justizresorm. Daraus aber hält« Herr Tolain auch entnehmen können, daß der Senat keine Lust haben wird, sich selbst abzuschaffen, denn er ist sich seiner Rolle bewußt. Der Senat hat den Zweck, den übcrschäumcnden Liberalismus, RepublikaniSinuS und NesormatlonSciscr der Kammer zu zügeln. Er ist, waS der Rath der Alten unter den, Direktorium gegenüber dem Rath der Fünfhundert. Der Senat macht auch kein Hehl an- dieser seiner Ausgabe, während andererseits die Anhänger deS Fortschritts in Frankreich kein Hehl darau- machen, daß ihnen der Senat sehr verhaßt ist. Man vergesse indcß nicht, daß daS System der Er gänzung sw ah len, dem der Senat unterworfen ist, die stetigen Erneuerungen, denen er sich unterziehen muß, dem Lande doch wohl Gelegenheit giebt, die Acnderungen der öffent lichen Meinung auch >»i Senat auSzudrückcn, wennschon das allgemeine Stimmrecht dabei nicht zur Verfügung steht. Aber ma» hat gesehen, wie im Senat die anfänglich monarchische Majorität schwand und die republikanische Partei darin stärker und stärker wurde. Die nächsten Erbänzungswablen werden abermals die republikanischen Mitglieder de- Senat- ver- mebrcn. Eine starre SenatSmchrheit, welche sich dauernd dem Willen deS Landes entgegen zu stemmen vermöchte, ist des halb schon nicht denkbar. — Die Revisionöbcweaung. einmal in Fluß gebracht, wird über kurz oder lang siegreich sein, denn man hat cS in dem liberalen und republikanischen Frankreich noch niemals vergessen können, daß die Verfassung von einer Versammlung gemacht worden ist, in welcher die Monarchisten und die Klerikalen die Majorität besaßen. Ohne hin ist der ultramontane Professor und Exminister Wallen ter Mann, welcher den Hauptantheil an der Entwersung dieser Verfassung hat und daS giebt ihr für die entschiedenen Republikaner cincil übel» Beigeschmack. Herr Gambetta, der nach seiner Niederlage im Senat ungemein ruhig geworden ist und offenbar über neuen Plänen brütet, könnte kein besseres Schlagwort finden für die bevorstehenden Wahlen als Revi sion der Verfassung, rcsp. Abschaffung der so unpopulären Institution tcS Senats. Er wird Viele finden, die diesen Schlagworten zujauchzen. Man kann dem cntbegeirhalte», daß der TurchschnittSfranzose von heute ein cmmcnt praktischer Mensch geworden ist. Daß ihn wirthschastliche Reformen, Belebung von Handel und Verkehr, Erschließung neuer Reichthümer in fremden Ländern weit mehr interessircn, als alle die alten theoretischen Fragen der Politik, über die man sich früher so wüthcnd gestritten hat, die man heute aber »nt ziemlicher Kaltblütigkeit behandelt. Aber Herr Gambetta scheint eben deshalb zu warten, bis die Erregung der Wahlperiode herangckommcn ist. Dann, wenn die Ge- mOhcr erhitzt sind durch das grobe Geschütz, welche- die Presse abfeuert, wenn die Reden und Agitationen zu wirken beginnen und die Wähler, an ihren Interessen gepackt, aus- gerüttelt schd, dann wird auch zur gelegenen Zeit der jetzige KamiiierpräsideH die Parole: „Revision der Verfassung und Abschaffung deS Senats!" auSgeben. Der Erfolg ist zweifelhaft, aber dc»S Ungestüm der für da- allgemein« Stimmreckt begeisterten Masten wird sich gegen den Senat richten und er wird abdanken oder mindesten- sehr, sehr nachgiebig sein müssen, der Tolain'sche Antrag, so unbedeutend er auch erscheinen mußte, war nur die Introduktion zu der baldigst in Scene gehenden größeren Action. Nachträglich ist eS klar geworden, warum die „Germania" das italienische Garantiegesetz au- Anlaß der Vor fälle bei der Ucberführung der Leiche Pin» IX. al» „völlig bedeutungslos" hinstellte. Sie veröffentlicht nämlich neuesten- (19. Jul«) einen von Gift gegen die italienische Regierung strotzenden Leitartikel über „daö römische Attentat", in welchem sie mittbeilt, Cardinal Jakobini lege in einer Eircularnote an die Nuntien den katholischen Mächten die Erwägung nahe, „ob eS nicht endlick an der Zeit sei, Maßregeln zur Sicherung der Person und de- Amtes de« Papstes zu treffen", und dann zum Schluß bemerkt, eS sei nicht bloS eine Ehrenpflicht der« katholische,, Monarchen, Italien zur Erfüllung seiner heiligen Verpflichtungen ernstlich anzuhaltcn, auch „den deutschen Katholiken stehe daS Reckt zu, von dem Reiche zu fordern, seine Macht und seinen Einfluß gellend zu macken, um dem Oberhaupte der katholischen Kirche die persönliche Sicherheit und die ungehinderte Ausübung seine« h. Amtes zu verschaffen". Da« Organ der CentrumSpartei verlangt also nicht« mehr und nicht- weniger al» eine Intervention der deutschen ReickS- rcaierung zu Gunsten de« Papste«; eS verlangt diese Ein- Mischung in die inneren Angelegenheiten de- KönigSreickS Italien, obgleich eine solcke schon im Jahre 1871, wo sie von den Ultramontanen zu Gunsten der Wiedererlangung de- KirckrnstaatS gefordert wurde, unter Zustimmung de« deutschen RcickSlagS von Kaiser Wilhelm und seiner Regierung aufs Entschiedenste verweigert worden ist. Dieser dreisten „Forderung" gegenüber ist e» wohl an der Zeit, daran zu erinnern, daß PiuS IX. in seinem durch den UnfeblbarkeitSdünkel hervorgernsenen Größcnwahnsinn sich erfrecht hat, preußische Gesetze für null und nichtig zu erklären, unser» ekeln Kaiser einen zweiten Attila zu scknnpsen und protestantiscke Kirchen mit öffentlichen Häusern der Schande aus gleiche Stufe zu setzen, sowie daß der gegenwärtige Papst noch in seiner letzten Encpclica dem Protestantismus alles mögliche Schleckte nachgesaat und damit die Mehrheit de- deutschen Volks aufs Tiefste oeleidigt hat. Preußen und da« Doiitscke Reich, die bohenzollernsche Dynastie und der Protestantismus haben keinen gefährlicheren Feind, als den römischen Papst. Und unsere Regierung sollte auch nur einen Finger regen, um diesem Menschen „die ungehinderte Aus übung seine- Amte- zu verschaffen", d.' h. ihm die Möglichkeit zu bieten, auS sicherem Schlupfwinkel her aus seine giftigen Pfeile aus unfern nationalen Staat und den Protestantismus zu schleudern? DaS wäre wahrlich der reine Selbstmord! „Nur die allergrößten Kälber wählen ihre Metzger selber". Zu solchen Geschöpfen wird Fürst Bismarck aber wohl nicht gehören wollen. WaS gebt da« Deutsche Reick der Bischof von Rom an? Möge er selbst zusrhen, wie er mit seinrn italienischen Schafen fertig wird. Wenn diese ihren heiligen Vater an der „Aus übung seine- Amte-", sofern eS Angriffe auf Italien befreundete Staaten bezweckt, hindern, so werde» wir Deutsche nichts dagegen einzuwenden haben. Man schreibt unS au- Berlin: „Die Rückkehr de« Minister« dcS Innern von Puttkamer nach Berlin läßt erwarten, daß nunmehr alsbald an alle diejenigen Ausgaben heran getreten werden wird, die speciell in daS Bereich seiner Macht- befugniß gehören und seine Genehmigung erheischen. ES ge hören damn nicht nur die DerwaltungSresormsragcn, die jetzt für die Provinziallandtage mundgerecht gemacht werden; sondern hauptsächlich auch die Borvereitungen zum Wahl- seldzug der Regierung. Denn aber wieder einmal von der Anberaumung der Wahlen aus einen früheren Termin die Rede ist. so dürste hierauf nicht allzu viel zu geben und da- Gerücht mehr als den Ausdruck einer vorübergehenden Stimmung in maßgebenden Kreisen auszufasicn sein, einer Stimmung allerdings, die bezeichnend für daS geringe Ver trauen ist, mit dem man in diesen Kreisen den Ausfall der Wahlen rntgegensieht. Auch hat rs nicht unbeobachtet bleiben können, daß gleichzeitig mit diesen Gerüchten abermals die Möglichkeit einer sofortigen Wiederauslösung de« zunächst zu wählenden Reichstag« in den ossiciösen Blättern auf tauchte. Solche BerzweiflungSmittel müssen sich allerdings den Erwägungen unserer Staatsmänner aufdrängeu, wenn man in Betracht ziebt, wie gering die Aussichten für eine nmsasiende Parteivrrschiebung im gouvernementalen Sinne sind «nd nlit wie schwerwiegenden Anforderungen Fürst Bis marck an die Willfährigkeit deS Reichstag« herantreten wird. Ist doch gar nicht mehr daran zu zweifeln, daß er mit Energie auf der Einführung de« Tabakuionopol» besteht, welche- in noch höherem Grade als die weitausschauende Socialgesrtzgcbung den Mittelpunct der bevorstehenden parla mentarischen Kämpfe bilden wird. So zweifelhaft in dieser Hinsicht der Erfolg de- Reichskanzler- nach wie vor erscheinen muß, um so viel günstiger« L«-sichten eröffnen sich freilich für «in andere« Steuerresormproject, da» un- >«tzt in be- stimmtercn Umrissen bezeschnet wird. Fürst Bismarck ifl, wie man u»S von vertrauenswürdiger Seite mittheilt, m der That entschlossen, seinen bisherigen Widerspruch gegen die Branntweinsteuer fallen zu lasten und dieselbe in der Form der SpirituSsabrikatstcuer (also nicht, wie fälschlich ge meldet worden, einer Reichsschanksteuer) in der nächsten Session einzubringen. Den Widerstand der Conservanven wird cr zu brechen wissen, auf die Zustimmung der meisten übrigen Parteien dürste er hierbei im Princip wohl zu rechnen haben. ES gewinnt den Anschein, al« ob für me fragliche Reform die Vorschläge wieder zu Ehren kommen sollen, welche Herr v. Kardorff im vergangenen Herbst für die Revision der Getränkesteuer machte und welche damals bei den Agrariern strenger Observanz so peinliche» Aufsehen machten." Nach dem nunmehr vorliegenden endgültigen Resultat der bairischen Landtagswahlen wird die Zweite Kammer aus 89 Abgeordneten der Rechten und 70 der Linken bestehen. Die ursprüngliche Berechnung von 88 zu 7l ist dadurch etwas verschoben worden, daß in Nördtingen ein Eompromrß zwischen den Liberalen und Deutschconservativen gegen die Klerikalen abgeschlossen wurde, wodurch die Wahl deS Herrn Löfslad zu Stande gebracht wurde. Der Genannte wird indeß, obwohl auf liberalen Namen gewählt, seinen Sitz bei den Conservativen einnehmen. Beide Seiten de- Hause- zer fallen in mehrere Unterabtheilungen; die Rechte besteht au« 64 Patrioten. 22 Extremen und 3 Conservativen; die Linke au- 45 gemäßigt liberalen und 25 entschieden liberalen Mit gliedern. Der Abg. Herz, der von seinem alten Wahlkreise Weißenburg, welchen er zwei Legislaturperioden hindurch ver treten batte, im Stich gelassen war, wurde in Würzburg erst im zweiten Scrutinium in Folge eine- CompromisseS mit den Demokraten gewählt. Nicht weniger als 72 Mitglieder der neuen Kammer sind dominos novi. (Neulinge.) ES ist von einigen Seiten gemeldet worden, daß bei der nunmehr definitiv für die ersten Tage de« August in Gast ein festgesetzten Zusammenkunft der Kaiser Wilhelm und Franz Josef ein russischer Abgesandter mit einer Mission an beide Monarchen erscheinen werde. In Berliner unter- rickteten Kreisen ist nun hiervon nicht- bekannt, und wäre, wie die „Krcuzzeitung" meint, dieser Meldung der gleiche Werth beizumcsscn, wie ähnlichen vorangegangenen, die viel leicht nur deshalb in die Welt gesetzt worden seien, um einem Acte der Courkoisie und Herzlichkeit, wie dem Stelldichein der beiden Monarchen, eine Bedeutung beizumessen, an welche sich dann weitere Combinationen anspmnen ließen. Russische Blätter theilen mit, daß sich der Cbes der Obergesänanißvermaltung. Geheimrath Galkin in Peters burg, aus längere Zeit nach Sibirien sowie nach Sachalin begeben wird, um die Frage der Organisation der Zwangs arbeit und da« Leben der Verschickten an Ort und Stelle zu studiren. DaS wäre schon längst nöthig geivesen. denn Tausende und abermals Tausende kommen daselbst vor Hunger und Kälte um, und Niemand dachte bisher daran, die Uebel- ständc zu beseitigen. Aus Sibirien wird überhaupt jetzt große Sorgfalt verwendet. So soll Ignatiess beabsichtigen, da« Institut der Zemstwen (GouvernementS-Bertretungen) in Sibirien, wo eS bisher noch nicht bestand, einzusühren und diesen Moment zu benutzen, um auch im europäischen Rußland daS entwicklungsfähige Institut zu resormiren. Für Sibirien bedeutet diese Institution einen großen Fortschritt, um so mehr, al- durch die sibirischen Eisenbahnen eine engere Ver bindung mit dem Reiche hcrgestellt werden soll. Der Minister de» Innern schlägt vor, daß aus der Strecke Ekaterinenburg- NikoloberezowSk der Anfang gemacht werde. Die Kosten sind mit 35,000 Rubel per Wersi veranschlagt. Da» „Journal de St. Pster-bourg" bespricht den Londoner revolutionairen Eongreß und bemerkt, der englische Staat-secretair de« Innern, Harcourt, Hab« erklärt, dag er aus die bezügliche Interpellation de- Deputirten Bor las« nicht« zu antworten Hab«. Harcourt übernehme, indem er sich in dieser Angelegenheit so passiv »eige, «in« große Der-
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