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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-31
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1881
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Ne-artiou »od Lr-t-Mo» Iohaane«g»ss« SS. Sprechstunde« -er Nednrtio«: vormittag» 1V—IS Uhr. Rachmittag» 4—S Uhr. st« Amuth«« »er Hr »t, «Schftsalgr,»« Nm»»«r Snjrr«te «» Wache»tagen ti» » Uhr Nachmittag», »«» Nesttage» srktz ti»',» Uhr. 2» de» Filiale» für Ins.-Lnnahme: vtta «ltt»«, Universitär-straße 22, raut» Lösche, Katharmenstraßr 18, p. »nr »t» '-,8 Uhr. UchMtr.TWMM Anzeiger. Organ für Politik. Socal-Mickite. Sandels- undGeschSstsverkehr. . Auflage LS,SS«. Adonnemriltspreis viertelj. 4V, Md., tncl. Brinarrlobn ü Mk., durch die Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ahn» PostbesSrbernng SV ML »tt Postbefördernng 48 Mk. Inserate flgespaltene Petitzeilr 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Pret». verzeichniß. Tabellarischer Say nach höherem Tarif. Reklamen unter drn Redactionistrich dt« Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stets an die vrpedttia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneaumvrnaiio oder durch Post» Nachnahme. LlL. Sonntag den 31. Juli 1881. 75. Jahrgang. ( Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Dt« »eubearündcte Stelle de» zweit«« Diakon«» an der hiesigen PcterSkirche soll baldigst besetzt werden. Wir bitten Gesuche um diese Stelle, welche mit einem Gehalte von jährlich 3ISO Mark und 600 Mark WobnungS- entschädigung verbunden ist, unler Beifügung der Zeugnisse hi» zum S. August dsS. Zs. bei uns einzureichen. Leipzig, den IS. Zuli 1881. Der Slath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Tin au» einer Stiftung von Heinrich Wiederkehr«, sonst Pwbst genannt, vom Jahre 1511 hcrrührendeS Stipendium für Studirende aus hiesiger Universität, im Betrage von S1 Mark 23 Pf. jährlich, soll von Ostern d. I. an auf zwei Jahre vergeben werden. Hierbei sind nach einander zu berücksichtigen: 1) Mederkebrer'sche Verwandte au» WillandtSheim.Jphosen oder Ochfcnfurt, 2) dergleichen au» dem BiSthum Würzhura, S) Studirende au» den Ländern, deren Angehörige die ehemalige Bayerische oder Meißnische Nation aus hiesiger Universität bildeten. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich ln einer der gedachten Eigenschaften um diese- Stipendium bewerben wollen, aus, ihre Gesuche sammt den erforderlichen Bescheinigungen bis zum 13. August d. I. schriftlich bei uns einrureichen; später eingehende Gesuche müssen für diesmal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, den 28. Juli 1881. Der Skath der Stadt Leipzig. Harrwitz. vr. Trvndlin. Bekanntmachung. von Michaelis d. I. ab ist das Riedel von Löwenstern'sche Stipendium im Betrage von jährlich 80 Mark S4 Psg. auf 2 Jahr» a» «inen ««» Breslau »der sonst au« Schlesien ge- bürtigrn Studirenden zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in vorgedachter Eigenschaft um diese» Stipendium bewerben Wollen, aus, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bi- zum 13. August d. I. bei uns einrureichen, und bemerke», daß später eingehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, den 28. Juli 1881. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Harrwitz. Zwei von Adam Müller (oder Möller), Bürger zu Leipzig, 1554 gestiftete Stipencien von je 40 Mk. 46 Pf. jährlich sind an hiesige Studirende und zwar zunächst an verwandt« des Stifters, in deren Ermangelung an Merse burger Stadtkinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig auf 2 Jahre, das eine aus die Zeit von Michaeli» 1881 an. das andere auf di« Zeit von Weih nachten 1881 an zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um diese Stipendien bewerben wolle», hierdurch aus, ihre Gesuche mit den er forderlichen Bescheinigungen bl- zum 13. August d. I schriftlich bei un« einzureichen. Spätere Gesuche können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 28. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Ein von MareuS Sculteti au» Großglogau, Professor der Theologie zu Leipzig und Doniherr zu Meißen, im Jahre I4VK gestiftete» Stipendium von jährlich 53 Mark 96 Pf. ist aus S Jahre, von Ostern d I. ab, an Studirende der philo sophischen Facultät, vorzugsweise au- BreSlau. Großglogau. Lübben und Leipzig, wobei auf Blutsverwandte de» Stifters besondere Rücksicht zu nehmen ist, zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich um diese- Stipendium bewerben wollen, hierdurch aus. ihre Gesuche bi» 13. August d. I. schriftlich und unter Beifügung der erforderlichen Bescheinigungen bei un» einzurrichen. Leipzig, den 28. Juli 1881. Der Rat- der Stadt Leipzig. Or. Trvndlin. Harrwitz. Bekanntmachung. Da» von Ift-. Johann bhrtsttan Hebeastreit im Jahre 17S2 gestiftete Slipenbiuni für Studirende ans hiesiger Umdersität in ans drei Jabre von Ostern d. I. an zu ver geben. Zu berücksichtigen sind hierbei solche, welche aus der Familie Johann Hebenitreit», der im 17. Jahrhundert Pfarrer zu Neunhosen bei Neustadt a. d. O. war. stammen, und allhier Medicin, oder Theologie, oder Jura studircn, und in Ermangelung solcher Verwandler hiesige BürgerSsvhne, welche allhier Medicin studiren. Wir fordern diesen,grn Herren Studirenden, welch« sich in einer der gedachten Eigenschaften um da» bereichnete Sti> pendium bewerben wollen, auf. ihre Gesuche nebst den erfor derlichen Nachweisen bi- zum 13. August d. I. schriftlich bei un» einzureichen. Leipzig, drn 28. Juli 1881. Der Rat- der Stadt Leipzig. Dr Tröndlin. Harrwitz. Stadtbibliothek. Die Revision der Stadtbibliothek wird in den beiden Wochen vom 1. bi» zum 13. August abgebalten. Au diesem Zwecke sind alle au» der Bibliothek entliehenen Äücbcr an den drei Tagen: Montag, de« L, Mittwoch, -ea »I. »nd Sonnadend, den «. August zurückzugeben. Au», leihungen finden erst wieder von Montag, den 1V. August an statt. Dt» Verwaltung der St«dtdtdlt»t-»k. Bekanntmachung. Wegm Vornahme von Pflasterungsarbeiten wird der Straßcntraet deS PetersteinwegS und bcz. der Jeitzer Stra-e aus der Streck« vom ehemaligen Peterfchtest- zrabe« (Bendir^scheS HauS) bis zur südlichen flnchtlinie der Albertstratze von Montag, den 1. August d. I. ab bi» auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 29. Juli 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. I»r. Tröndlin. Harrwitz. r„ »,°« s-i-, b;«-°x„x»7 L. wir «'» un.rrrichtrtcr Mann ,sich au-drückt- Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 31. Juli. Mit dem gestrigen Tage sind seit den letzten allge meinen NeichStagSwahlen drei Jahre verflossen; somit hat die vierte Legislaturperiode de» deutschen Reichstags ihr Ende erreicht. Man hat vor Kurzem noch einmal mit einer gewissen Energie die irrige Ansicht vorgebrachk, als ob der Beginn der GesetzgebungSperiode erst vom Tage des Zusammentritts deS ncugcwähltcn Reichstags an zu rechnen sei. Die Unhalt- barkeil dieser Ausfassung ergicbl sich von selbst. Wollte man sagen, von einer „Leg'iSlä7ur"-Periodc könnte erst dann die Zicke sein, wenn der,Reichstag wirklich in Thätigkcit ge treten, so würde man conscquenlerwcise auch die spätere» Zeiten der Unthätigkcit dc» Reichstags, d. h. die Zwischen räume zwischen den einzelnen Sessionen, bei der Berechnung der dreijährigen Dauer nicht berücksichtigen dürfen. Mai, würde diese Berechnung vielmehr lediglich durch Summirung der Tauer der einzelnen Sessionen vornehme» können' und daS Ergcbniß würde sein, daß je nach der Kürze oder Länge der letzteren daö deutsche Volk in ganz unregelmäßigen Zwischenräumen zur Ausübung seine» Wahlrecht» gelangte; auch könnte es Vorkommen, daß eine Session mittei! in der Arbeit abgebrochen werden müßte, weil gerade der 1095ste Tag seit Beginn der ersten Session de» belrrsscntcn Reichs tag» abgclauseu wäre. Derartige Abgeschmacktheiten wird natürlich kein Mensch vcr- antworten wollen; aber sie sind di« mlhwenpig« Holgemug jener Auslegung, welch« die Legislaturperiode erst vom An- sang der wirklichen gesetzgeberischen Tbäligkeit des Reichstags beginne» lasten will. Zuzugeben ist allerdings, daß der in die ReichSverfastung aus der preußischen Vcrfastuiigsiirkunde uberuommene Ausdruck „Legislaturperiode" wenig glücklich gewählt ist. Der Sinn würtc bester getroffen mit „Wahl periode"; und damit wäre auch jede Möglichkeit eines Zweifels Uber Anfang und Enke einer solche» Periode ausge schlossen. Bemerkt fei übrigens noch, daß nicht nur die staatsrechtliche Theorie ganz überwiegend, sondern auch die Praxis im Reich wie in Preußen die Berechnung der Legis laturperiode vom Tage der allgemeinen Wahlen an längst angeiiommen hat. Es ist also keine Frage, daß vom 31. Juli an ein Reichstag in Deutschland nicht mekr vor handen ist. Mil um so größerer Spannung sicht man nunmehr der Verkündung des Termins für die Neu wahlen cntaegen. Tic Verfassung enthält über kiesen Pnncl keine Vorschrift: nur insofern wird durch dieselbe ein iiidircclcr Zwang auSgeüvt, als der NcichShauSbaltSclal sür l852/83 vor dem l April nächsten Jahres fcstgcstcllt, mithin auch der neue RcichSlag entsprechend rechtzeitig gewählt werken muß. Daß indes; eine sehr lange HinauSschievuiig de» Wahl» tcrminS wenigstens dem Geiste der Verfassung nicht ent sprechen würde, erhellt schon auS der Maximalfrist. welche dieselbe im Falle der Auslösung deS Reichstags für die Neu wahlen vorgesehen hat. Nack dieser Bestimmung soll Deutsch land in solchem Falle höchsten» scchSzig Tage ohne einen Reichstag bleiben. Wir wollen nun freilich nicht behaupten, daß eine den Geist der Verfassung respcclirende Regierung auch bei natür lichem Ablaus einer Legislaturperiode unter allen Umständen diese Maximalsrist cinballen solle; immerhin aber wird es sich empsehlen, dieselbe nickt erheblich zu überschreiten. Man hört ja denn auch, daß die Wahlen spätestens in der zweiten Hälfte des Oktober slattsinden sollen. Doch ist dringend zu wünschen, daß an die Stelle der uubcstimiiilcn Gerüchte nunmehr, nachdem das Mandat des allen Reichs tage« erloschen, die volle Gewißheit trete. Man darf an- nchmcn, daß im Sckwoße der Reichsregierung der Wahltag bereits auSgemacht ist. Ist da» richtig, so sehen wir nicht eiii, welche Rücksicht eine loyal verfahrende Regierung an der als baldigen Veröffentlichung hindern könnte. Man schreibt un« auS Berlin: „Zu den meist brsprcche- nen Thcmatcn gehört hier gegenwärtig die bevorstehende Begegnung des Kaisers von Oesterreich mit den deutschen Souvcraincn. Dabei unterscheidet man be merkenswertster Weise sehr genau zwischen der Kaiscrcntrevuc in Äastein und der Zusammenkunft am Bokensce, wo die Monarchen von Sachsen, Württemberg und Baden dem Herrscher der besrrundcten Großmacht nahen wc-kc» So natürlich die Erklärungen und die zu erwartenden Felgen Ü"! ZmSknechlsckiaft der ersteren Begegnung sind, ebensoviel Geheimnisse giell die letztere Entrcvue zu ralhcn auf. Handelt eS sich dort dornm, die Festigkeit der bcutsch-östcrreickiichen Allianz jenen Mickten gegenüber erneut zu betonen, welche offen oder lnsgebeii» aus die Untergrabung teS europäischen Friedens bimvirkcn, so muß in den Besprechungen am Bodcnsce daS Moniert der großen auswärtigen Politik naturgemäß zurücklrelen. Wir geben einem Gerücht Rain», kaS un» von hochbeacklenSnerlber Leit« rugebt und da» ein ganz neue« Lickt aus diese Monarchenbegegnung wirst. Der Gegenstand ist zu delikat, uni mehr als obcnlnn berübrt werken zu dürfen. Aber cS scheint, als ob der Kaiser von Oesterreich scheu jetzt anö eigener Initiative seine Zustimmung z» gewissen dynastischen Ver änderungen in Süddeulschlanb gicbk, a» deren Eintritt gerade jetzt zu denken allerdings kein Anlaß versiegt, aus die aber vorbereitet zu sein unter allen Umständen weise Politik ist. Tie „Badische LandeSzeilung" bemerkt zu dieser Begegnung: Da» die Zusammenkunft de» Kaiser» Wilhelm mit dem Kaiser Franz Joses am 4. August in Mastein smnsinde» wird, ist eine dem deutschen Kaller vom österreichischen Monarchen erwiesene Freundlichkeit. Die Zusammenkunft, die nicht länger al» zwölf Der Kaiser Franz weilenden BundeLgciiofseu am „und Ta» will besagen--. wO ^ ^"^".'jrimheil-nV sie wollen „di. beide» Kaiser h°den sich W-chnge. E A ^llen jh„r sich nur sehen, das, das Bündnis,. m welchem Freude darüber Ausdruck S^en- o l> hat „nd daß sie seit J°h«n stehen. vorzag .ch ^ Segnungen dieses andere Mächte Berlangeu trag , „««„ffä, daß, weil der Bündnisse« Theil zu nehmen. 2 'st ^jährige August' FriedenSgedanke llanz Europa Y ch. jütischen Bedeutung L LL'ttL S«"««--»«»«l» «**' -LÄÄtt..'.»«..«-» daß zur Theilnahme an den Anfang« August be, Perugia s,attsinde,chen großen italienischen Äanöv-rn gerade ker Ebcs deS Gencralftabe« deS GardccorpS. Ge»eralnia,or v Schsickting. e,"sa.'dt wird. ES ist,s°nst nickt ubl.ch, emen so hockgestellien Ossicier z» dieser Mlffion zu vcrivcntein )-la» will darin eine besondere Ausmerksamkeil crkeiincn. die dcntsil/D sei!» der italienischen Armee rcsp. dem >-Ü»emschen K-."»- hause erivicsen wird, und eS dürsten v,e les« r>eien>g-m n,^ Unrecht bebalten, welche auch auö diesem Zeichen ans cmp, wenn anck noch nickt officiell airSgcsprochcne «nnähei-ulig Italic»« an daS deutsch-österreichische Bündniß schließen zu müssen glauben. . Die Osficiöscn bezeichnen bereit» die Fortschritts partei und die Ultramontanen als verbündete Gegner der Regierung und der aus Vcrlbeidiguug der deutschen Ein- beit und der monarchischen Zustände gerichteten Politik der- selben Die Fortschrittspartei. heißt eS in der betreffenden Auslastung. habe dkn Ulkramontanen da» Op,er der ganzen Falschen Gesetzgebung angeboren, wenn da» Ecntruin >hr »n Kamps gegen das Deutsche Reich und die preußische M'narchic hcistcben wolle. DaS und nun allerdings Uebcr- tV^mgen und unzutreffende Verdächtigungen wie ,>e sich nur im »Zusammenbaugc de» ganzen gegenüber der F.'vftchrlitSpartel ictzt^befolgleiiKampssystemSverstehen lasten. Aber Das>,irichtig, und wir haben wiederholt darauf hingewicsen, daß nach allen Anzeichen in der Fortschrittspartei gewiste Neigungen obwalten, eine Unterstützung seitens teS EcntrninS, sei cS zur Bcr- stärkiing der eigene» Reiben, sei eS für die spätere parlamen- iariscke Aclion zur Verstärkung der Opposition gegen den Reichskanzler, sich gern gefallen zu lasten. Und da man sich über die Bedingungen, unter denen eine solche Unterstützung allein zu erlangen wäre, einer Täuschung doch nicht hingehcn kann, so muß nian sich allerdings cinigermaßei, über den Weg wundern, aus welchem die Fortschrittspartei eine wirksame Bekämpfung der „Reaktion" zu erreichen gedenkt. Wir wenigsten«' würden in der Erfüllung der ultramentaneu Wünsche gerade ein Haupkstiick der Reactien erblicken, wie wir überhaupt in der durch die RegiernngSpolitik der letzte» GesetzgebungSperiode geförderten Stärkung der nltramon- tanen und particularistischen Kräfte in erster Reibe das finden, was die Liberalen aus daS Entschiedenste zu bekämpfen haben. Wenn sich jetzt die Fortschrittspartei in einer zwei deutigen Beziebung zu den Ultramontancn gefällt, so werden wir, wenn uns wieder einmal die Ermahnung eutgegcntritt, mit der Fortschrittspartei bebusS einmüthigcr Bekämpfung der Reactien uns für solidarisch zu erklären, einstweilen einfach mit der Frage antworten: wie stellt sich die Fort schrittspartei zum Ccntrum und seinem Anhänge'? Und wir werden die Frage wiederholen, bis wir daraus eine klare Antwort erballcn. Sofern wir übrigens der in Rete siebenden ofsicivsen Auslastung entnehmen dürfen, daß i»an rcgicrungösci»g die Unverträglichkeit einer dauernd im Bunde mit den Uttramoutanen geführten Politik mit dem nationalen und schließlich auch mit dem monarchischen Interesse anziierkonnen bereit ist, daß man ferner daS Opfer der Falk'i'chcn Gesetzgebung unter allen Umständen als ein un- zuläff>,>eö betrachtet, so kann uns dies nur mit aufrichtiger Besriok.gung erfüllen. Daß die vorjährige Campagne deS Grasen Wilhelm BiSmarck zu Gunsten der MechsclfähigkeitSbcschränknng neck irgend ein gesetzgeberisches Nachspiel haben solle, wie mehr fach gemeldet wird, ist nach guten Erkundigungen müßiges Gerede. Weder im RcichSjustizanit. noch im preußischen Jufti,Ministerium, noch sonst irgendwo wird ein Tropfen Tinte daraus verwendet werden, das Allg. Deutsche Handelsgesetz buch in dem Sinne, wie der Abg. Gras Bismarck nwlitc, zu zerstümnicln. DaS Auftauchen de» Gerichts wird nun damit erklärt, daß eine Verwechselung mit den andcrwcilcii Maß nahmen versiegt, welche im Sinne der nationalen Wirkh- schaslSrcsorm m der Thal in Angriff genommen werden sollen, zu welchem als Vorspiel u. A. daS Wuckergcsetz ge- borl halte, und die sich beispielsweise aus eine grundsätzliche Regelung de« ländlichen Hnpotbekarcredil» erstrecke» dürften, aus „die Befreiung von der Zinsknechtschaft des Capitata", wie die Aararier sich anSdrücke». diese Dinge liegen noch in so weitem Felde, daß eS kaum nölhig ist. sich ihretwegen zu beim. ruhigen; aber sie Wersen doch schon ihrcnSckatten voraus und haben zunächst daS kleine Unglück angrrichtrt. daß pessimistische Ge- muthcr daS Gcspeint der Wechsclsäliigkcitsbeschränkimg wieder cnnnal am Helle» Tage umbcrwandeln scben. Wenn einmal daS agrarische Gesetzgebung-ideal verwirk licht werden sollte, dam, werden alle die gegenwärtigen Formen de» Verkehr» ebenso wie ihr Inhalt so gründlich zer- wenig daran liegt, ob e» alsdann ^,'^chsclsah.gk-il g.ebt oder nicht In dem Staate der Mirbach und Minnigerod« braucht man solche Dinge nickl ni^7 ^ N°«csi°" ,hr Roß nicht über die Schranken de» Privalrcckt» binwegsetzt der geiunde Sinn der brutschen Juristen bi« in die I-k'chsicn ^rckOn ^mand keerekai^^ wie sein Unterslaals- fccrctair Rindfleisch und selbst wie Herr v Schclling sich tarn bergeben würden, dem gesunken Sinn der Nation ein Undina wie die Wechselsähigkeitsdeschränkung zuzumulhen? In gutunterrichteten Keifen wird der Nachricht mindesten« mcht widersprochen, welche den zur Zeit in Ungarn weilet Zweiten Sohn de« Reichskanzler», den Grasen Wilhelm BiSmarck die Absicht haben läßt, nm die Hand der 1858 geborenen ältesten Tochter deS vormaligen auswär tigen Ministers von Oesterreich-Ungarn Grasen Andrassy anzuhalten, Eomtcsie Plona Andrasfv ist wie ibrc Mutter, die eine geborene Gräfin Kandcsy von Malowcioz ist, resormirten Glaubens, man betrachtet denn auch in gewissen Kreisen ge rade diesen Umstand als einen das Zustandekommen der Ver den letzteren ^ctzt man die sichersten Hossnnngen für den Fall, daß sich ein gceianeter Candidat finden lassen würde. Ob Gras Herbert ÄiSmarck dem Ruse der vereinigten Con- servativcn und Antisemiten Folge leisten wird, gilt als sehr zweifelhaft. Mt den Erfolgen wächst auch die Kühnheit der Czccken und iyrcr Organe, und was sie sonst noch als Wünsche bezcichncten, erklären sic nun ohne alle Umschweife als unabweiösichc Forderungen der „Nation". Tie RegicrungS- phrase von der „Versöhnung" der Nationalitäten weisen sie einfach mit der Erklärung zurück, man werde die Czcchen nur versöhne», wenn man den Deutschen Dasjenige weg- nimmt und den Ezechen überweist, waS diese verlangen, um unumschränkt in Böhmen bis anö Erz- und Riesengebirge ihre Herrschaft auSzudehnen. Da» ist die ungeschminkte Ant wort de« jungrzeckischen Organes „Narodni Lisch" aus die Programmrcde deS neuen Statthalters v. KrauS. Aller dings werden die Jungczcchcn und ihr Organ von den czechi- scheu Machthabern «IS die ouchots lorrilüe» hingestellt, aber gewöhnlich schwatzen sie doch da» Richtige au» der Schule auS. Da« ganze Bencbmen der rzeckischen Fübrer deutet auch darauf hi», daß, wenn sie die Hand zur Versöhnung dar bieten. sie unter Versöhnung nichts Andere« verstehen, al» daß den Deutschen genommen werde, WaS diese besitzen. Die Czcchen find immer zur Versöhnung bereit, wenn eS gilt, die Deutschen ihrer Existenz-Bedingungen zu berauben. Einem Telegramm de» „GvlvS" auS Sofia vom 26. d. M. zufolge wird dort als zuverlässig versichert, daß der Posten des bulgarischen Minister» de- Innern durch drn General Domonlowitsch besetzt werdcn soll, welcher Gehülfr de« Fürsten Tondukow-Korsakow gewesen. Dcpntirte von der äußersten Fraktion im liberalen Lager und Gesinnungsgenossen Zankow S versickern, der General sei bei den Bulgaren üttübt, und erhoffe« von ihm die Herstellung der inner« Ruhe. DaS wäre allerdings die denkbar schlechteste Empfeh lung. und man kann eS wohl als höchst ungte,»blich bezeichnen, daß Fürst Alexander einen Mann i»S Ministerium nehmen wird, der sich de- WoblwollenS de» Herrn Zankow erfreut. Daß er Gcbülse Dondukow-Korsakow'S, de« BaterS der bulga rischen Verfassung, war, wird ihn dem Fürsten auch mcht annehmbarer machen. Die französische Deputirtenkammer erledigte am Freitag noch mehrere Vorlagen. Der Präsident Ga mb etta Verla» darauf daS Teeret über den Schluß der Session und knüpfte daran eine Ansprache, in welcher er drr Kammer für ihren Eifer bei Erledigung der Geschäfte Dank sagte. Daß Land werde nrtheilen über daS Werk der Kammer und Jeder werde sich beugen vor dem Urtbcil dcö Lande»; er hoffe, daß auch die künftige Politik der Kammer der Wohlsayrt de» Vaterlandes gewidmet sein werde. —Nachrichlen auS Oran zufolge ist bei der combinirtcn Bewegung der drei von Saida. Sebdon und Güryville ausgehenden Truppen- relonnen al» Zielpunkt Mecheria in» Auge gefaßt, wo ein verschanztes Lager errichtet werden soll, da» einer im Herbst bis nach Figmg auSzudchnendrn größeren Expedition als Basis zu dienen bestimmt ist. — Tic Insel Djerba ist von den sranzöfisckcn Truppen besetzt worden. Im englischen Unterhaus«: erklärte am Freitag in Be antwortung einer Anfrage Monl'S Uiitcrstaat-kccretalr Dilkc, am vorigen Sonnabend und im Laufe deS Tage- seien der Regierung Miltheilungen der französischen Regierung über den Handelsvertrag zngcgangen, eS würden dieselben von der Commission erwogen, er sei außer Stande, über den Stand der Handelsvertrag«-Verbandlungen irgend welche Mit- thciluugen zu machen. — Der Staatösecrctair sür Indien, Lord Harlington, theilte mit, daß daö Tressen zwischen den Truppen Ejub Khan'« und denjenigen de» EmirS von 8 bis l I Uhr gekauert habe und daß der Verlust an Mannschaften ans jeder Seite 300 bis 400 Mann betrage. Die nächsten britischen Truppcntheilc seien in Ouettah stationirt. Die selben ständen unter Hume'ö Beseht, zählten 5000 biS 6000 Mann und seien in dem Districlc zwischen Piscbin und Sibi vcrlhcill. Der äußerste Vorposten sei Chaman, er wisse aber nicht, ob derselbe noch von Truppen besetzt sei. DaS Gefecht habe 25 Meilen jenseits Kandahar stattgesnndcn. Der Bicc- könig habe Hume angewiesen, seine Division, wenn notb- wcndig, in der Umgenv von Oucltah zu conccntriren, sobald Unruhen stattsinten sollten. Die Stimmung i» Rom ist durch die Tumulte, welche bei der Uebcrsübrung der Leiche PiuS' IX. statlsande», außerorvcnllich anlipäpstlich geworden, und die Klerikalen haben mit ihrer Demonstralion eine hochgradige Erbitterung der Bevölkerung bcrvorgcrnscn. ES ist ganz charaklerisiisch. daß ein Abgeordneter in einer Zeitschrift an die „Lcga dolla Dcmocrazia" den Vorschlag macht, man solle den Vatican erstürmen und den Papst verjagen. DaS wird zwar nicht geschehen, aber man ersieht auS dem Tone und der Sprache der Blätter, auch selcher, die nicht gerade zu den radikalen zäbl-n. daß die Aufregung in Rem groß ist und daß die Polizei dort gut tbun wird, wenn sie keine einzige öffentliche Kundgebung der Klerikalen mehr gestattet, scndcrn sic ebenso wie die für den 17. August von dem Pfarrer von Santa Maria in Via ausgeschriebene Masscnpilgerfahrt zu den drei Basiliken kurzweg verbietet. DaS römische Appellgericht hat daS Urtheil gegen die wegen der Vorgänge vom 13. k. M. Verurtbcilten sehr gemildert, wennschon der Fall ebenfalls al- RcligionS-Slörung angesehen wird. Anstatt des in erster Instanz verhängten marimalcn SlrasmaßrS von drei Monaten ist jetzt aus da» mnnmale von seckö Tagen erkannt worden. Einer der in erster Instanz Verurlheilten wurde srrigesprochcn. Nach Mittbcilungcn von guter Hand wartet der Car« dinalstaatssecrrtair ker Curie noch immer vergeblich aus die Antwort irgend einer der Mächte, an welche er seine larmoyante Beschwerde über da» feint selige Vorhalten der >talienischen Regierung bei der Ucbersührung der Leiche Plus' IX. gerichtet hat. Ueberraschen kann da» so wenig.
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